tJstfifif Cmufifl tt'Mtt tonnmtaa, Un . 7dxMx 101.1, r "itü'i'iSiSi 55.i'2ESi3v5 I G 1 I V! ZJ Die T5mnevadltt. Roman von (7. Fortsetzung.) .Rein, böse attvik nicht." wieder holl Ernst. .loit meinen ti ehrlich mit Dir. iiuuiiiu. EiKliw aull Halt Dir den ollcn Graulops warm, die guten Partien liegen nicht aus der Straße, namentlich nicht zur kine ße lchicdene rau." Regina war empört Über diese Taktlosigkeit; sie zwang sich jedoch zur Nude und antwortete ludl: , .Wenn Euch etwa daran liegt, daß wir heute auenahmsweist einmal in Frieden auseinundergehen, so laßt, bitte, da Thema fallen." Die Bruder Wichten, daß Regina sich keine Borschriften von rhnen ma chen ließ. Sie meinten nun auch da! Ihrige getan zu haben, um die Schrat her auf das Jnlerelse, das der Ocrt an ihr nahm, aiismerksam gemacht zu haben, iftun mochie sie tun. was ihr beliebte.' Ernst sprach noch kurze Zeit von gleichgültigen Dingen und verabschied dete sich dann. Nolf begleitete die Schwester nach Hause. Vor der Tür zögerte er einen Augenblick, drehte verlegen an den Spitzen seines dünnen, blonden Cchnurrbarls und stotterte endlich: .Du, Negi,' ich habe versprochen, meinem Chef Nonzcrtbilletle zu besor gen es ist kurz vor Ultimo. Ich möchte ihn nicht bitten, mir das Gel? für die arten vorher zu eben. 'S ist mir sehr peinlich, weiht Tu." Regina wußte bereits, was lotn men würde und sagte kühl: .Rolf, sei doch endlich vernünftig. Du weiht doch, ich habe kein Gels zum Verschenken übrig." Rolf war sehr entrüstet: .Aber, Regi! ,Wcr spricht von Geschenken?! iiiicht einmal geliehen will ich etwas von Dir haben, wo Du doch jetzt selbst Geld verdienen mußt." .WaS soll'S also?" fragte die Schwester. , ' .Ich wollte Dich nur bitten, mir bis morgen zehn Mark vorzustrecken, damit ich dem Chef die 5? .ten besor gen kann." Als er sah. daß Rca ,a zögerte, versicherte er nochmals fe rlich: .Auf mein Wort, Regi. ich schicke es Dir morgen per Post zurück. Also von Pumpen ist keine Rede." Regina grisf seufzend in ihr Por temonnaie und gab ihm das Geld. Rolf ncchrn es vergnügt mit kurzen TünkeLworkn und verschwand jchleu nigst. Traurig suchte Regina ihr Heim auf. Sie fühlte sich den Brüdern mehr und mehr entfremdet, i Bon ihnen hatte sie keinen Beistand zu er hoffen, sie war auf sich angewiesen auf sich ganz allein. Es hiefj stark und mutig sein und den Kampf mit dem Schicksal aufnehmen! Siebentes Kapitel. Im Herbst, der in diesem Jahre ficfnnhprä früh inffhff. nI3 in ifler lin die scharfen Nordwinde oen Straßenstaub aufwirbelten, die Thea- terdneltoren oanioar zum tvoi'.en' , ' verhüllten Oktoberhimmel aufblickten und sich, entzückt über das herrlich schlechte Wetter, vergnügt die Hävde rieben, als die Konzettsäle sich wie der mit Zuhörern zu füllen began nen und die Oleanderbäume der Re staurationsgärten zum Winterschlaf in die Keller wanderten, in den er Vften Tagen des Oktobers waren Re ' gina ud Richard der Großstadt entflohen und an die Gestade des Genfer Sees geeilt. Regina hatte es verstanden, den kranken Freund zu dieser Reise zu veranlassen, ohne daß er die Ursache ahnte. Die junge Frau hatte sich selbst als den kranken, der Erholung bedürftigen Teil bezeichnet. Sie t,.li lUi hnn iUram fl) itvhnsi I n i Jvim Hl 1 F Itlllt U U II LLILEL Jll LLIlt.'ll durch die jahrelange Pflege der Mut ter geschwächten Körper so lange geklagt, bis er sich bereit erklärte, mit ihr den Winter am Genser See zu verbringen. Und Regina fühlte lich glücklich, als ihr der fromme Betrug so gut gelungen war. In ihrem Laienoptimismus erhofft sie von dem Aufenthalt in dem milden Kli ma eine völlige Genesung Richards. Von dem stillen Dörfchen Bil leneuve, an der Rhonemündung, bis gegen Lausanne hatten die Wanderer gewissenhaft nach eine: passenden Pension gesucht. Ihr Beginnen war mit einigen Schwierigkeiten ver '":',pf!. Die Bedingungen die sie stellten, so anspruchslos sie auch, auf n ersten Blick erschienen, fanden sich i nicht so leicht vereint. Sie wollten unmittelbar in der Nähe des Wassers bleiben, einen ge wissen Komfort nicht entbehren, we nige, aber sympathische Menschen um sich sehen und schlichlich nicht teu rer leben, als in Berlin. In Villeneuve erschien ihnen daS Hotel gar zu primitiv. Auch der billige Pensionspreis vermochte nicht, ' sie Über harte Holzschemel und kahle, ) triste Zimmer ohne Kmoerfchran! hinwegzutäuschen. In tzyerney uno war tg ? ' W j " i i .S.-.t Juliul sl nopf. fcxoc--;xrr-. -rt-.i nen von der Anhöhe cul der See zu weil eiilsernk. Auch Terrilet. am stuft bei Ro cki de Ran. M'.t die beiden nicht. ung und Alt . England beherrsch! diesen eleganten Kurort und 2löf senansammlungen dieser fahrenden, sportliebendcn. wortkargen und in der Schweiz unerträglich anmaßen den Nation war nicht ihr Fall. Selbst dak sonnige Monlreuz te hagte Ihnen nicht sonderlich, mit sei, nein eleganten uryaufe und ter staubigen Naipromenave. auf der die Schleppen der Modedamen zu allen Tagesstunden rücksichtslos ein yec eglen und Zausende on !v i ro den auö ihrer beschaulichen Ruhe und Ihren, stillen Pslasterleben oufslöcrt ten. Dieses geräuschvolle Mon treu? erschien ihnen wie ein AuS schnitt deS unruhigen.' parfümierte!,, protzenden Berlin. In ClarcnS schließlich hatte R.'gi a viele hustende Leute remerkl, de ren Lungcnleiden ihr weiter vorge rückt erschien. alS sie es bei Richard annahm, der nur zeitweise hüstelte. Zwar hieß eS überall: .Kranke werden nicht aufgenommen", aber der Augenschein überzeugte Regina vom Gegenteil. Und dann, wer wür de sich selbst als Todeskandidaien deklarieren? Man-, kann föc&l sein Bermögen richtig einschäkcn. nicht aber seine Gesundheit. Und just die Lungenkranken hängen am zähesten am Leben, das ihnen so lockend erscheint, ie kennen ihre Krankheit, aber sie wollen sie vcrgrs en. So waren Regina und Richard an dem anerkannten Kurort vorüberge zogen und hatten zuletzt in stiller Gegend, ganz in der Nähe deS Städtchens Bevey. eine ihren SBiin schen entsprechende Pension gefunden. An einem schönen.' strahlenden Herbsttage hielten sie ihren Einzug in der Billa Biolet. Jeder erhielt ein hübsches, helles. nach dem See gelegenes Zimmer, in dem sie sich bald ganz häuslich und behaglich eingerichtet hatten. Ter die Billa umgebende Garten lag hart am See. Eine geschweifte Steinmauer schützte gegen das Ein dringen der Wassermassen des Sees, dessen Wogen bisweilen, wcnn.chn der brausende Föhn unbarmhenia Aufwühlte, in dumpfem Grollen ge gen die steinerne Schutzwehr roll ten. Ruhig und friedlich gingen die Tage. Die Pensionäre, die sie wäi rend der gemeinsamen Mahlzeiten kennen lernten, waren liebenswürdige.' wohlerzogene, taktvolle Menschen, mit denen' sich angenehm verkehren ließ. Keine Aufdringlichkeiten, keine in diskreten, neugierigen Blicke man plauderte, scherzte, sagte sich Artig leiten, musizierte hin und wieder, beschäftigte sich miteinander auch ein dringlich, ohne indessen zudringlich zu werden. Kein persönlichen Rei bungen belästigten die Nerven. , Regina und Richard hatten ihre bequemen Liegestühle auf eine blii mengesprenkelte Wiese unter eine, breitastige Kastanie gestellt und be trachteten von . ihrem behaglichen Plätzchen aus das bewegte, sonntäg liche Treiben auf den blauen Wellen des Sees. , Kleine, buntbcwimpelte Gondeln, deren Insassen fröhliche Lieder san gen, fuhren vorüber, pfeilschnell huschten zierliche Motorboote über die weite Fläche, langsam, mit ma jestätischer Ruhe zogen die Jachien mit den gekreuzten, lateinischen Se geln daher, breitspurig und sicher rauschten die großen Passagierdamp fer über das Wasser. Eben fuhr die .Göncve". ein statt liches Schiff mit breitem Radkasten und l?oppeltem Promenadendeck, an der, Billa Biolet vorbei. An Bcrd wurde ein weißes Taschentuch euer gisch hin und her geschwenkt und aus einem Fenster der Billa winkte ein wcißeS Tüchlcin grüßend zum Schiffe hinüber. Regina bemerkte, daß ein schlan kes Mädchen, dessen Haupt von fi pigem Blondhaar umrahmt war, sich in daS Innere des Zimmers zurück zog, als S seinen Gruß vom Gar ten aus beobachtet sah. .Wer war das?" fragte Richard, Reginas Blicken folgend. .Die schöne Blondine, die daS Französische mit unverkennbar fchwe dischem Akzent radebrecht, winkte dem jungen Deutschen drüben zu". .Ach so, daS war drüben an Bord der junge Kaufmann au3 unserer Pension, dessen französischen Wort schwoll man den Lerneifer in der fremden Sprache anmerkt . Regina nickte bestätigend. Fin best Du es nicht auch ganz amü sant, Richard, daß man hier seine sranzo i aen roaen aus auen Winl kein, des Kopfeö zusammensuchen muß. um sich an der allgemeinen Konversation zu beteiligen? Ist eS nicht recht possierlich, daZ fünsfach verschiedene Französisch U Tisch on zuhören?" Seilen, der ehemaliie Gymnasi ast. der nach dem Verlassen der l Schule die fremde Sprache nur noch ganz flüchtig atrieben, stand dem Französischen etwa so gegenüber, wie der gebildete Laie der Kunst: er konnte oberflächlich mitreden, ohne in die Feinheiten einbringen zu können. Daher verstand er die Bemerkung Reginas nicht, die ein stark ouze püyjid Spluchgrsuhi besaß. .Ich habe nicht verschievkiieS, son dern nur mangelhaftes Französisch der Gäste herausgehört", meinte er erstaunt. .Mangelhaft, natürlich, weil au ßerden französischen Pensioiisinha bermnen kein Vertreter der vier an deren Rstionaliläten daS Jranzösi sch vollkommen beherrscht, jeder eS aber gern lernen möchte". Richard lächelte. .Fünf Natlona liläten, die sich um den PrciS l.er Spxachmeisterschaft bewerben, hast T festgestellt? Da bin ich drch neugierig, willst Tu mir diese Re präsenlanten 'der Sprachbeflissrnheit nicht einmal aufzählen?" Regina blinzelte ihn vergnügt an: .Sehr geschickt gefragt, mein teu rer Freund. Da sollen Dir meine Beobachtungen wohl wieder Stoff zu Skizzen liefern? Du vergißt, daß ich das kostbare Material jetzt selbst gebrauchen kann. Aebrigens wirst Tu auch beim heutigen Diner bereits selbst gemerkt haben, welche Länder ihre Söhne und Töchter in diese idyllische Pension entsandt haben, um sie zum Genusse der schönen Gegend und zum perfekten Französisch ge langen zu lassen". .Richt daß ich wüßte", heuchelte Richard, um seine Gefährtin, deren Plaudern ihm so lieb war, zu wei teren Ausführungen zu veran lassen. Regina, die in, der letzten Zeit ein Nachlassen seiner Arbeitssreudigkit wahrgenommen hatte, fuchte den Freund durch ihre Beobachtungen zu neuem Schaffen anzuregen. So fuhr sie !nn in munterem Tone fort: .Mit der schönen Schwedin, Frau lein Malmborg, die unentwegt die französischen Beiden ohne Berän dcrung im Infinitiv anwendet, da für aber leuchtend blonde Haare und blendend weiße Zähne hat, hast Tu ja bereits ausreichend kokettiert, mein Lieber." Richard lächelte geschmeichelt über die scheinbare Eifersucht Reginas. .Erstens wußte ich nicht, daß Fräulein Malmborg Schwedin ist. zweitens ist sie schön gewachsen, ohne schon zu sein und drittens ist eS mir gar nicht in den Sinn gekommen, mit ihr zu flirten", verteidigte er sich neckend. ,Ra, und die anderen was hältst Du von denen, Frau Kriminalkommissarius?" .Run. der russisch Nihilist, dessen französische Sprachkenntnisse nicht weiter gehen., als bis zu dem Aus druck .il faut faire ceci. il kaut faire cela", eine Redensart, , die er bei allen passenden und unpassenden Gelegenheiten anbringt, diesen fa belhaft schönen Mann, hast Du ja kürzlich selbst charakterisiert. Ein schöner Mann tst er nämlich in der Tat", revanchierte sich Regina für Richards Lob auf die Schwedin. .Natürlich, schöner Mann!" erei ferte sich Richard ' etwas gereizt. Ihr Frauen findet gleich jeden Mann schön, der Euch aus pech schwarzen Augen heiße Blicke zu wirft. Gib acht. Regi. die Slaven sind ein gefährliches Bolk. Dieser kräftige, große Mensch, der, ich weiß nicht was, gerade hier zu suchen hat vielleicht Bomben fabriziert, oder Wodki, langweilt sich natürlich. Laß ihn Dir nicht zu nahe kommen! Regina hatte diesen .kräftigen. großen' Menschen schon verstohlen, aber scharf und abgebrochen husten hören und ahnte wohl, weshalb er sich in diesem milden Klima aufhielt. Doch sie verschwieg es Richard. Der Gedanke, über dieses Leiden zu einem Leidenden zu sprechen, machte sie frösteln. Sie ergriff deS Freundes Hand und streichelte sie zärtlich. Du wolltest doch Deine Othello natur zu überwinden suchen, Lieb ster. Warum quälst Du Dich und mich mit Deiner grundlosen Eifer sucht?" Er küßte ihr die Hand in stum mer Abbitte. Eine Weile blickten sie wieder auf das bunte Bild, das ihnen die weite Wasserfläch? bot. Dann nahm Ri chard die Unterhaltung wieder auf. .Regi, wo bleiben die anderen drei Nationen? Du sprachst doch von fünffach verschiedenem Französisch?" .Nichtig fünf," wiederholte sie me chanisch, aus ihren Träumereien er wachend. .Da ist der kleine Schwei zer aus Sankt Gallen wie heißt er doch gleich?" .Walti Frick", schaltete Richard ein. (Fortsetzung folgt.) Ja so. .Warum nenne Sie denn den alten, Amtmann immer Ae ronaute, ist er Luftschiffer?" .I Gott bewahre! Aber er geht im mer gleich in die Höt)'!" Ballgesräch. Junger Mann: .Fräulein, spotteten , Sie schon einmal aller Beschreibung!." W kLlte Hia do Hklumm, T.iag,r. '?llt die Kunde, duß die Russen die Grenze überschritten hätten uno in ungekeurcn Mengen gegen daS Innere des Landes vorrückten, in die kleine osipreußische Stadt R. gedrungen war, packle der Notar Toktor AlphonS Hubert, ein etwa nervöser Herr, eiligst die nötigsten Aachen zusammen, um mit Frau und Kindern die Flucht zu greisen. Nun lebte ober olS Erzieherin in seinem Hause seit einiger Zeit eine Polin, ein zwanzigjährige Mädchen. daS aul sehr gutem H,zuse stammte. daS jedoch, jung verwaist, schon frühzeitig gezwungen gewesen war, sich einen Lebensunterhalt zu suchen. Sie hieß Antonie. Ihr Wesen bil dete ein Gemisch aus tiefer Melan cholie und einer sprunghaften Hei terkeit, waS dcg Notar veranlaßte, zu seiner Frau zu sigcn: .Tu. die. Toni hat etwas, das mich beunru h'gt: Ich glaube, die macht einmal' Dummheiten." Dieses Mädchen machte 'nun ihrem Herrn, als dieser sich zur Flucht anschickte, den Borschlog, er möchte sie als Wächterin iin Hause zurück lassen, sie würde dafür sorgen, daß der Feind keinen Schaden anrichte. .Sie? Können Sie denn daS?" .Ja," sagte daS Mädchen dunkel. Ter Notar war höchst erstaunt, aber noch mehr beglückt. ES sprach für den Respekt, den er heimlich vor dem Mädchen empfane, daß er im Grunde an dem vorschlage nichts Ungewöhnliches fand. .Aber werden Sie sich nicht fürch ten?" fragte er nur. Antonie schüttelte den Kopf und lächelte. .Gar nicht. Die Russen tuen unS Polen nichts. Ich kenne sie. von meinem Bater her, mit dem ich diele Jahre in Rußland gelebt habe. Auch spreche ich fließend Ruf sisch." Ter Notar ergriff ihre Hand und drückte sie. Sie sind ein tapferes Mädchen, Fräulein. Wir vertrauen Ihnen. Betrachten Sie jetzt unser Haus und alles, was darin ist, als Ihr Eigentum und schützen Sie es. Wenn wir zurückkommen, wollen wir Sie belohnen!" Drei Tage verbrachte Antonie in dem vereinsamten Hause ungestört zu, drei Tage, die überaus still wa ren, denn die Mehrzahl der Ein wohner hatte das Städtchen verlas sen. j In ihr war keine Spur von Furcht, dafür daS sonderbare Ge fühl einer Erwartung. Jenes Ber borgen und Niedergehaltene ihres Wesens, das der Notar dumpf ge ahnt und von welchem er gesagthat te, daß es ihn beunruhige, war plötz lich lebendig in ihr geworden, jene dunkle Lust an Abenteuern, die vom Bater her in ihrem Blute war und die ihren Vater nach Sibirien, ge bracht hatte. In Wirklichkeit war nämlich ihr Bater gar nicht tot. Infolge revo lutionärer Umtriebe, on denen er sich beteiligt hatte, war er von der russischen Regierung im administra tiven Verfahren auf Lebenszeit zu Zwangsarbeit verurteilt worden. Nur den Tod -der Mutter hatte das be wirkt und die totale Verarmung der Tochter. Diese bewahrte über ihr Unglück das tiefste Schweigen. Allein sie trug die heimliche Hoffnung mit sich herum, daß es ihr eines Tages möglich sein werde, ihrem geknebel ten Herzen durch eine Tat Luft zu schaffen. Welcher Art diese Tat sein würde, darüber dachte sie klar nicht nach. Sie war eine Schicksalsgläu big, und als solche eine Natur, die nicht aus sich selbst heraus handelte. Sie erwartete ihre Stunde. Wenn die gekommen war, ergab sich das Nötige von selbst. Daß diese Stunde jetzt nahe sei, daswar die Ahnung, deren Gefühl sich mit füßer Betäubung um die Sinne Antonies legte. In ihrer Art, zu sehen, war etwas Visionäres gekommen. In ungeheuren Massen, eine schwarze Macht, rückten die Russen heran, nicht gegen ein Land, nein, gegen sie selbst, gegen sie in Person. Und irgendwo, fern imUn bestimmten, stand der Vater, blaß, abgemagert, Ketten an den Füßen.. Antonie schloß die Augen und gab sich dem Gedanken an die Dinge, die vielleicht im Anzüge waren, erschau ernd hin. Ein dumpfes Murmeln kroch durch die Luft wie ferner Don ner. Ihr schien, als seien das die Stimmen jener Zahllosen, die das heilige Rußland auf seinem Gewis sen hatte. Und ihre Seele duckte sich, wie ein Panther, der sich zum Sprun ge anschickte... Der Zufall fügte eö, daß sich in dem Hause des Notars ein hoher russischer Offizier, ein Baron An dreas Möller-Kosch, Oberst in einem Kavallerieregiment, einquartierte, ein Mann von glatten Manieren, der, nachdem er mit Antonie bekannt ge worden war, , den Ton des KriegerS rasch mit dem deS galanten Salon menschen vertauschte , Er zeigte sich entzückt, daß An tonie Russisch ürach. und das in ' einem Dialekt, der nur in der besten kieüschast üblich war. Antonie. die nicht verhehlte, wel che Stellung sie in dem Hause deS N'otarS einnahm, bat vor allem um Schonung deS HauseS. Der Baron lächelte und sagte: Sehen Sie mich an! . Mache ich den Eindruck einel Menschen, der silberne Toffel stiehlt?" .Rein," gab Antonie freimütig zu, Antwort. .Bortresflich. meln Fräulein! Be trachten Sie mich also als einen Fremden, der gezwungen ist. Sie einige Tage um Gastsreundschast zu bitten. Und der sich dazu beglück wünscht, eS so gut getroffen zu ha den. So gut und so schön!" Ten letzten Worten gab der Oa ron durch einen Blick aul seinen tiiten grauen Augen einen beson deren Nachdruck, durch einen Blick, unter dem Antonie tief errötete. Und das nicht auS Scham, sondern auS dem Gefühle einer heißen Freude heraus. Denn sie nahm wahr, daß sie jene Wirkung auszuüben begann, die sie erstrebte. Und sie antwortete daher, indem sie ihrer Stimme eine dunkle Fär bung gab: .Herr Baron, ich weroe mir Mühe aeben, Sie zusrieden zu stellen." Ter Baron nahm ihre Hand, strei chelte über deren Rücken und küßte sie sodann nachdenklich. .Wie nett, daß ich gerade Sie getroffen habe, kleine Landsmännin! Zu unseren Feinden gehören Sie doch nicht, wie? Nein,' das sehe ich Ihnen an. Und ich rechne darauf, daß wir bald gute Freunde werden. Gu...te Freund . ..de!" Er. zog. die zwei Worte auseinander und begleitete ein jedes mit einem neuerlichen Kuß. den er aber diesmal auf Antonies Unterarm drückte. , Sie, entzog sich ihm. .Bitte, darf ich Ihnen jetzt zeigen, wo Sie woh nen?" Er lachte sie an,' voller Genugtu ung und Anerkennung. .Sie dür fen, meine Liebe! Sie dürfen!" ' Antonie lag angekleidet auf ihrem Bett und starrte mit offenen Augen in die Finsternis vor sich. Aber in diese Finsternis kam all mählich Helle, und diese Helle belebte sich. Antonie sah in die Bergangen heit: Drei Männer tauchten auf, drei Männer in schlichtem Zivil, mit har ten Augen. Sie traten in das Zim mer von Antonies Eltern in Peters bürg, packten ihren Vater, der ah nungslos über ein Buch gebeugt saß, an den Schultern und sagten: Im Namen des Zaren Du bist ver haftet!" Die Mutier fchrie auf. der Bater machte unwillkürlich eine Be wegung, als wolle er fliehen. Aber die drei Paar harten Augen betrach teten diesen Versuch nur mit Jro nie. Es lag eine gewisse Zufrieden heit in dieser Ironie. Und die sechs Fäuste ließen nicht locker. ' Das Bild verschwand und ein neues tauchte auf. Ein hagerer Mann mit schmalem, grausamem Gesicht und Augen, die knlt und ruhig hinter goldenen Glä fern hervorsahen. Ihr Vater, mein Kind?" - Ja, ich möchte ihn se hen." .Das geht nicht. Er ist fort." Fort? Wohin?" Er ist verschickt. Lebenslänglich. Zur Zwangsarbeit." Ein Schrei. Und ein namenloses Grauen, das sich steigerte, je länger sie in diese Augen sah, die zu bewundern schienen, die aber auch in diesem Bewundern gleich kalt und gleich spöttisch blieben. Die Helle verschwand, und es wur de wieder finster. Ein anderes Bild: Nacht. Ueber irgendeine endlose Steppe fegte der Sturm. Dunkle Gestalten bewegten sich, Skelette, die an ihrem Dasein schleppten. Trocke ner Husten, Gestöhn, klirrende Ket ten und Zurufe der Wachen. Sibi rien. Rußland . . . Antonie richtete sich auf. Ihre Wangen brannten im Fieber. Ihre Augen waren starr auf die Tür gerichtet. Es klopfte. Erst einmal ganz leise, dann ein zweites Mal stärker. Antonie grisf mit der Hand nach der Waffe, die neben ihr auf dem Nachtkästchen lag. .Ja?" sagte sie leise. Oeffnen Sie. Teuerste ich bin es, ich!" kam eS von draußen. .Wer?" Ich, Andreas..." . Antonie tastete sich zur Türe, 13 chelte wie im Traum und schob den Riegel zurück. Die Tür öffnete sich und schloß sich wieder geräuschlos. Tonitschka wo sind Sie?" ' Hier!" .Oh. ich liebe Sie...' Und ein Feuer flammte, auf, em Schuß krachte, und eine schwere Masse brach lautlos zusammen..." ' Am nächsten Morgen führte man Antonie ab. Sie sah unschuldig und kindlich drein. Nichts mehr von jenem Sonderba ren war an ihr, von dem der No tar gesagt hatte, daß es ihn unru hig mache. , Sie lächelte. Tas Tchlafen der Pferde im trt,r. ES gibt kine ganz: Anzahl Tiere, die sich beim Schlafen nicht hinlegen. So ilt ti bekannt, daß die Vogel in folge der eigenartigen Bauart ihrer Gliedmaßen, ohne sich anzustrengen, sitzend auf den Aesten schlafen. Auch den Pferden fallt infolge de anato mischen Baues der Beine daS Stehen auf die Dauer durchaus nicht so schwer. CI3 der Mensch von sich aus schließend glauben möchte. Ei sind Belichtungen vorlMden, welche daS Schlafen im Stehen dem Pferde erleichtern bezw. nahe legen. AIS häufigste Veranlassung gilt mit Recht eine gewisse Steifigkeit der Beine. Die Tiere fürchten die Mühe, welche ihnen das Hinlegen und noch mehr das Ausstehen verursacht, und bleiben infolgedessen lieber ganz sie hen. So sehen wir oft.' daß Pferde, welche auf beiden Hinterbeinen an Kniegelenksentzündung chronischer Art leiden, sich niemals hinlegen. Dabei heben wir hervor, daß das Pferd Kniegelenke ebenso wie der Mensch nur an den Hinterbeinen hat und daß dieselben, wie bejm Menschen, vorn eine Kniescheibe haben, sich also ebenso beugen wie beim Menschen, nur sind sie beim Pferde sehr hoch, dicht am Bauch gelegen, da wo die dünne Hautfalte sich befindet. Tasselbe beobachten wir bei Pfer den, die körperlich sehr heruntergekom men find, sei es durch chronische Er nährungsstörungen, durch mangelhaf te Fütterung, fei eS durch akute Krankheiten. Eine bekannte Beobach tung ist es. daß sich Pferde mit Lun genentzündung nicht hinlegen. Bei Influenza, unter welchem Namen die Brustseuche mit der Pserdestaupe ver eint ist. legen sich die meisten Pferde im entzündichen Stadium ' ihrer Kranheit nicht hin. Sie fühlen wohl, daß sie Nicht die Kraft haben, sich zu erheben, sie machen auch bei Versuchen zum Vegen die Beobachtung, daß sie vsajmerzen rmpsinoen, caß o m niung noch mehr beengt wird; daher lassen sie es. Wenn solche verbrauchte Pferde erst eine gewisse Erfahrung ha den, so Unterlasten sie das Hinlegen ganz, sie schlafen dan im Stehen, wo es auch fei. Beim Hinlegen brauchen alle Pfer de einen gewissen Platz. Empfind- J". - f C r cj i liche Pferde, denen nur ein sehr enger Stall zur Beifügung steht, empfinden diesen Zwang so stark, daß sie lieber ganz auf das Liegen verzichten.' Nicht selten macht man die, Beobachtung, daß junge Pferde, die m voller Frei heit auf der Weide groß geworden sind, beim Aufsatteln die Beschrän kung ihrer Freiheit so stark empfin den, daß sie sich nicht hinlegen. Bei alten, steifen Tieren werden wir alle Versuche, sie zum Legen zu bewegen, aufgeben müssen. Wir mlls sen sie so verbrauchen, wie sie sind, und können nur durch weiche Streu dafür sorgen, daß ihnen das bischen Leben fo bequem wie möglich gemacht wird, damit nicht noch im Stall Schmerzen in den Hufen erzeugt wer den. Junge Pferde, denen der Stall nur fremd ist, brauchen weiter nichts als ruhige, liebevolle Behandlung, sie gewöhnen sich dann in wenigen Wo chen an den Stall und legen sich dann auch hin. Die Borteile, welche die Ruhelage den Tieren gewährt, bedeuten bessere Arbeitskraft, längeres Leben und da durch so große pekuniäre Borteile für den Besitzer, daß man sich die Mühe für die Schaffung eines genügend großen Platzes nicht verdrießen lassen darf. Theodor Curti. Zum Ableben eine Schweizer WolkS Patrioten. Die sozialdemokratische .Münche ner Post" widmet Theodor Curti ei nen längeren Nachruf, in dem sie die Verdienste des Verstorbenen um die Demokratisierung feines Schweizer Vaterlandes lebhaft hervorhebt. In der Zürcher Post", so sagt das Blatt, verfocht Curti mit großer Ge wandtheit und durchschlagendem Er folg die Grundsätze einer konsequent zu Ende gedachten Demokratie. In geistvollen Schriften legte er sich mit großem Nachdruck für die direkte Bolksgesetzgebung ein, in. der er eine wichtige und notwendige Korrektur des Parlamentarismus sah. Einige seiner Arbeiten über diese Volksgesetz gebung haben einen bleibenden theo retischen und historischen Wert. Auf dem Boden der formalen politischen Demokratie blieb jedoch der radikale Geist Theodor Curtis keineswegs ste hen. Er stellte der Demokratie neue soziale Aufgaben, und er näherte sich dabei auf Armeslänge der fozialisti schen Demokratie. Unermüdlich strebte er eine Erweiterung der Staatstätig keit auf wirtschaftlichem Gebiete in der Form von Staatsmonopolen an und rastlos förderte er den Ausbau der eidgenössischen Fabrikgesetzgebung. In der Zeit, da-die leitende Re daktion der demokratischen und so zialfortschrittlichen .Zürcher Post" in den Händen Curtis lag, spannen sich zahlreiche Fäden zwischen der Dr mokratie und der Sozialdemokratie. In den ersten Jahrgängen der .Neuen Zeit" stoßen wir auf manchen vor trefflichen Aufsah aus seiner Feder. JnZürich verfolgte er mit lebendig. Unsere Schnitlinlijkcr-Vjjkllk Feslkleidchen für kkeiii, TlSdch x 9!. 11C7. Unkkk eü(i NkkidersZofsen k-!l'kk Sammt 'A 6prn(f;infie iAcwcbe, und r't basier tin stchkl.idchtn für die Kleine f,nf!sCsrt will, teülist Cammt. Sammt lüibrfifn w,ve ab s'he sittiz gesucht sfin, nicht jede OTaW elzinet sich bnul, ei barf Un ubkrsiüssiqkk Hkfiitj die Tchonhkit bei Gtoifc in Galten flftlfn, andererseits wird sie durch tivsS Cpifce rQl LA 'G1' t I' ::f lt A ' V; - P i'J 14 y 1 ' , , j I A- cm - I Ll "' ' TW IK Z oder Ctickerei sehr gehobkn. Ein Muster. daZ nun soeziell biersük titinmfwm in Zeigt diese Abbildung. Die Farbe war ounrewiou und irische Spihe gab den Be sag als Kragm und Aermelgarnitur. Sehr eigenartig ist die Verbindung der Schiilternäbte. die vom Nün imf km- Vordertheil übergreifen. Tem losen Ober lyeir icyiient ,,cy das reichlich weite Röck chen an, dessen Ansah ein grades Stück Stoff. daZ die Unterlaa? kllr dkn 5!iirtr auch Schärpengü'rtcl mit Franfenenden sind sehr modern, giebt. Die sehr Il'id same Machart läßt sich ffiir andere Bin terstosfe und auch schwere Wasckstoffe ver wenden, und Pakt besonders für siinb von 4, 6, 8 und 10 Jahr, für die daS scyniirmu,sn vorgk,cyen ist. Gebraucht werden 3 Aards Material bei il All Breite. VestellungSanweisung. Diese Muster werden on krgenö eine Adresse gege Einsendung des Preises geschickt. Man gebe Nummer und Größe und die volle Adresse deutlich geschrieben on und schicke den öoupon -nebst 10 Centö für jedeS bestellte Muster an daZ Omahafribune Pattern Dep t 1311 H,ward St. 1 ! P i! kz h I : i :'. l ä M I 7 ä & n iz m t? ster Anteilnahme alle Fortschritte der deutschen Sozialdemokratie, und in humanster Weise nahm er sich durch zahlreiche , Bürgschaftsleistungen der Opfer des sozialistischen Ausnahme gesetzes an. Ja, als die eidgenössi schen Behörden unter den Drohun gen des eisernen Kanzlers einige Mal zusammenknickten, protestierte er im Namen der Demokratie wirkungsvoll gegen die reaktionären Maßnahmen dieser Behörden, gegen verfolgte deut sche Sozialdemokraten. Auf deut schem Boden trat später begreiflicher weise der Politiker Curti nicht mchr so tark in den Vordergrund des po litischen Lebens, wie einst in der Schweiz. Vor allem im Hinblick auf die schaffensreichen Jahre CurtiZ in der Schweiz -betrauert die deutsche Sozialdemokratie in seinem Tode den Hingang eines aufbauenden demokra tischen und sozialen Politikers, der, ein tiefes Verständnis für die ge waltigen Triebfedern der Arbeiterbe wegung und für die sozialen Pro bleme der Zeit bekundet hat." D e r b e st e A u S tp t g. Jun ger Mann: .Hen Rechtsanwalt, ra ten Sie mir; meine reiche Tante ist vor einigen Tagen gestorben, ohne m einen Pfennig vermacht zu haben. Kann ich darum nicht daS Testament anfechten?" Rechtsanwalt: Wissen Sie waS. mein Lieber, fechten Sie da lieber die Erben an!" Ersatz. Fremder (im, Zoo loaischen Gartens: .Einen großen ,Trbestand haben Sie aber nicht!" Aufseher: "Nein, aber dafür ll'gi im Restaurant .Brehm'S Tierleben" auf ; ' " "" ri ' . i ; 5 V Lt H o c w - : : S 'S c ; K, 1 Z - I: M s a B : (0 Q n Il 5 ? : t l. . ei . H 8 l: : & & CI tO ; a m V