. ' ZhMt Cmasm Tr,'bl!n, litHiMnn, den Jdrutnr 1015. ,, SkÄis--. . ttÄaarSsi Die Geschichte einerFm. G t ! 1. Roman von . . (2chluß.) Unlerwegk kam ihr arermais k:nk ganz nüchiernk Erwägung: lie iilcißcr, der Mantel, die werden die Auffindung, deiner pur erleichtein Er u.UJ nach dir sucheu Ia(cn, uud torschen, und die Leute, die sich rei nes Aeußecen erinnern, werden 'Qm den Weg, den du genommen, r zeichnen können. Fort mit diesen Er kennungsmerkmzlen, damit er gar nicht feststellen kann, wie du gelier det warst. als du von ihm gingst.' Im nächstbesten Laden taute sie zusammen, was sie t rauchte. Ganz wahllos! Tabeim zählte sie den Nest der für den Schmuck erhaltenen Summe. Die Halste mochte leihen, sie du.-fle ihm nicht mehr zurmkgcn, als sie für sich von den Westernhagerer Einkünften derbraucht hatte, oc.s konnte seinen Stolz ,$u empfindlich treffen. Unv dann faß sie, nachdem sie sich in die neu gekauften Sachen gekleidet, vor dem Schreibtisch und. setzt jn ihren großen Schristzll'ien die w ni gen Adschirdsworte auf. die sie ihm hinterlassen wollte. Sie überlegte nicht weiter, sie setzte richt ab .... sie schrieb .Mein lieber Rolf! Tie Tot und was mit ihr zu sammenhängt, steht zw,schcn uns, l.nd die Erinnerung an sie und an das, waS geschehen, laß: sich nicht tilgen durch nichts! ' Ich fytt ( dich viel zu lieb, um dich in dem I Kampf gegen die Erinnerung leiden. die Vergangenheit durch meinen An täglich neu, vor Tir erstehen zu kffen Ich verlasse Dich und ich weiche gern, denn ich weiß, rah euch Du mich geliebt hast. Es - mach! mich glücklich, Dir, Tu Her zensguter, und Deinem Wohl mich opfern zu dürfen. Bewahre mir ein gutes Andenken und suche nicht zu ergründen, was aus mir geworden. Du wirst es nie erfahren. Den Betrag, den ich bei füge, nimm als Deckung der ilo sten, die ich Tir verursacht habe, und zürne mir nicht, daß ich Dir die Summe zurücklasse. Erspare mir das kränkende Gefühl, Geld, selbst kurze Zeit, für mich verbraucht zu haben, das indirekt aus dem Besitz der Toten stammt. Lebe wohl und finde Frieden, Marga." Flüchtig überflog sie die wenigen Zeilen, kuoertierte und adressierte sie und legte den Brief möglichst sichtbar auf Rolfs Tisch. Hier mußte er chn gleich finden, sobald er aus Western hagen zurückkam. Ob er wohl sehr erschrecken, sich zunächst sehr grämen würde, der Arme? Doch darüber konnt: sie ihm nicht hinweghelfen, das lag schon außer halb ihrer Macht. Noch einmal lxtrat sie ihr Schlaf zimmer und holte ein Bild aus ei nem Koffer, das sie vor etlichen Ta gen ganz unten auf dem Boden ver steckt hatte: Rolf in Uniform, wie er ' cls Verlobte ausgesehen hatte. Diese Photographie steckte sie zu sich weiter nichts. Darauf ging sie durch die ganz Wohnung, sicht mehr leise, schnei chend fest und sicher. Sie oid nete an den Blumen, schob dies zu recht, rückte an jenem, legte den Drücker ' und den Hausschlüssel auf " das kleine Eckbrett 'im Entre und verließ die Wohnung wie zu einer ihrer täglichen Besor gangen. Sie wandte sich auch nicht in einziges Mal mebr um, rüstig schritt sie aus, immer weiter , wei ter weiter. Jahre sind ins Land gegangen! Der Assessor Sparring ist Staats anmalt in einem ganz kleinen pol Nischen Nest. Man hat ihn sozusagen kaltgestellt, denn nach seinem Zusam menbruch im Köslerlitzer Gerichts saal erfüllte er nach Ansicht seiner Vorgesetzten die einst auf ihn ge setzten berechtigten Erwartungen nicht mehr. .Er ist pflaumenweich, der reine Nechtsanmalt, aber kein Vertreter des Staatsprinzips! Schade um ihn, er hat eben einen Knacks von damals zurückbehakten." So sagen diese Vorgesetzten, so kaU die ld ,m ihn kommt, und er wäre längst abgesägt worden, penn er nicht von früher seines ein stigm energischen Auftretens wegen manchen Stein im Brett hatte. Der Kommerzienrat Feilner ist vor dielen Jahren plötzlich am Schlagfluß gestorben. Sein riesiges Vermögen erhielt ein Neffe, da er testamentarisch bestimmt hatte, seiner einzigen Tochter sollen die Mitgift und die für ihren Mann bezahlten " Schulden als Pflichtteil , angerechnet 'werden. Sie hat sich zudem trotz y w r f . a tjL. I .W... mcyrsacr AUsruze ceiu;icw.cn der gelesen sten VlLlZt nie gemeldet. . Lcn Im Schneller Aresjen T( 1 l I !S I i w Ji 1 L!Id li-ctcL. rjCS, spricht man in den tcrarischen Kreisen Salons und, li- fast gar nicht mehr. Einige Freund bchaupen, er ringe mit einem Problem zu e ncr großen Arbeit, da zu meutern ihm Nicht alingen wi!!. Tas hü' dere ihn an anderweitigem, erfolgiei chem Schaffen. Seme Gegner ert'a ren dagegen achselzuckcnd, r hab sich einfach ausgeschrieben. Herr von Meerenberg ist Major i,n Großen GeneralstZb und lcot in Glücklichster Eh mit seiner wegen ihrer entzückenden' Liebenswürdigkeit allgemein geschätzten Frau. Dicht an der russischen Grenze, im Memejschen, aber haust auf auö gedehnten Besitzungen ein einsamer Mann. Der Grurdstock zu seinem Vermögen soll aus einer früheren Besitzung siammen, mit der s ir gendeine sonderbare Bcivandtnis da ben muß. Sich ihm zu Nähern ist ebenso ciuickjiilcs wie der Versuch, ihn aus seiner Reserve herauszubrni gen. Er lebt ganz abgeschossen für sich, nur der Bewirlschaslung seiner Güter, die wahre Musterbetriebe sind, sich zusehends unter seiner Ler waltung vergrößern und ihm hör reude Rcvenuen abwerfen müssen. Was er mit dem vielen Mammon anfängt, weiß man nicht recht, denn er verbraucht für sich nicht viel und ist durchaus nicht wohltätig. Daher wird auch allerlei über ihn graun kelt, und er ist die gehciinnisvollste und interessantest: Persönlichkeit des ganzen Landkreises, über die man auf Jagdfahrten und bei den sonfii- gen lanoucyen Zuiammeniunnen gern ausgiebig klatscht. Die emen erzählen sich, er y?be eine Braut gehabt, die sei ermordet worden, und der trauere er nr.ch. Tie anderen wollen wissen, daß er in sehr unglücklicher Ehe gelebt und so- gar in jungen Jahren einen Selbst Mordversuch begangen habe. Ee:n Eheleben habe aus ihm inen derar tigen Menschenfeind gemacht. Die ganz Orientierten nolich, o:e den PostHalter seines Gutsbezirkes kennen und es von dem, unter dem Siegel strengster Verschwiegenheit, er fahren haben wollen, munkeln indes sen: ihm sei die Frau durchaeaan- gen, und er verwende sein ganzes er- arbeitetes Vermögen, um sie zu sin- den. Unsummen der Posioa.er wenigstens behauptet es sende er jährlich an Polizeibehörden, Teiek tivbureaus und ähnliche Institute. Tie Frau aber, die er la leiden schaftlich suche, die sei wahrscheinlich, meint der PostHalter, längst verdor ben und gestorben! Ende. Ungemütlich. Ein deutscher Flieger im russischen Ma jchiiicngewehrfeuer. Vor dem Schuppen der Halb-Flie oer-Abteilung herrschte ungewöhnli- che Tätigkeit. Während eine Anzahl Monteure den kriegs- und stürm erprobten Doppeldecker flugbereit machten, der in der nächsten halben Stunde sich in die Luft erheben soll it, rüsteten sich Flugzeugführer und Beobachter zum Aufklärungsfluge. Eine frische Westbrise jagte schwer hängende Nebelballen nach Ruß land hinein. Nur vereinzelt fchim merte durch das zerflockte Gewölk ein leichtverschleiertes Blau, um im gleichen Augenblick schon durch den eilenden Wolkenoorhang verdeckt zu werden. Doch was galt das Wet ter! Meldungen aufklärender Ka- vallerie, die von starten feindlichen Konzentrationen berichteten, hisch- ten schnellste Betangung. Also los! Kurz vor 12 Uhr warf der jugend- liche Fuhrer seinen Knegsvogel dem Winde entgegen, der das Flugzeug bald in eine Höhe von 600 Meter trug. Dichter Nebel umhüllte hier Führer und Beobachter wie mit ei nem weichen, endlos wallenden Man tel, und deckte jede Form und Aus- stcht au. Losgelost von der Er- denschwere sauste der Apparat nach den rhythmischen Melodien des rat lernden Motors, dem üsttuastncy des Kompasses folgend davon. Viel leicht 40 Minuten mochte diese ra sende Fahrt durch die weiche, weiß raue Unendlichkeit gewährt haben, als sich der Vogel, dem Winke des Beobachters folgend, senkte, meinen Durchblick auf die Erde zu gewinnen. Aus dem bergenden Nebelgebirgi hervor schoß unser Riefenvoz:! in steilem Sturzfluge, als wollte er sich auf die vor uns liegende Ort schaft stürzen. Ein Blick auf die Kart belehrte mich sogleich, daß K. unter uns lag. Also gewendet! Zu rück! Mein Führer verstand und lenkte mit sicherem Griff das Flug zeug, dicht unter der Zuflucht die tenden Nebelwand dahin gleitend, unter welcher wie wilde Kobolde ungeberdige Winde ihr loses Spiel trieben und den Apparat mit rau hen Händen hin und her warfen. Wenn auch verschleiert, so ichnten sich doch Straßen und Wege sicht tar vor mir ern und krmö-ilichjcn mir genaueste Erkundung. Und so sich ich den Vormarsch der i)lu jcn... Sollten die russischen Ko loiirikn nicht aufmerksam aus unZ werden, so dursicn wir uni nicht länger dem Schutze bei 'Nebel enl ziehen. Ein leichter Wink, und der Äogel verschivind wiederum in die feuchte Tunsisphüre. So gingö nach Westen zurück, größtenteils im Nebel Bei dein Torfe W.... einem arm seligen 'Neste östlich K ... gingen wir auf ZOO Meter hinab. Mein I!hr zete 1 Uhk T Min. mttw. Auf der Landstraße bewegte sich in l.mqer Wagenzug in westlicher Nich timg. Jn K... selbst herrschte aus- sercqtei Gewimmel. Aus dem Marlt pliitz und 'aus den Wart he wie sen krängten sich Wagen und Pferde in quirlendem Durcheinander. Wir über querten in nördlicher Flugrichtunz die Warthe. Ta, was ist das vor uns? Nördlich KoniuZ an der Ehaus sceabcl bei (5...? Ein ameüen s.lcick'ez buntes Gewimmel. Und schon she ich, wie zwei kriegsstarke Ztompagnien hier diesen wichtigen Lerkehrpunkt durch Schanzen gegen unseren Vormarsch zu sichern suchen. Hinter einem Gutehose hatten die Nüssen ihre Gewehre zusammenge setzt und waren gerade dabei, Scküt zcnzräben auszuwerfen. Unser Na den störte ihre Weitcrarbeit. Ich sh. wie sie eilends zu den Ge wehrpyramiden stürzten, um uns ei nen heißen Gruß hinaufzusenden. Ich dachte nicht an unsere geringe Höhe, und winkte ihnen eben übermütig zu. als plötzlich und unerwartet ein Hagel von Geschossen um uns herum durch Tragflachen und Verschalung prasselte, der aus zwei Maschinen gewehren, welche verdeckt im Stra ßengraben aufgestellt waren, auf uns kinübergeschleuvert wurde. Wir wa rcn so niedrig, daß wir das dumpfe Klopfen der abgeschossenen Patronen börten. Geistesgegenwärtig winkt ich meinem Führer zu. den Apparat binauf ins schützende Nebelreich zu steuern, doch verzweifelt schüttelte der Führer sein Haupt und wies auf das Höhensteuer. Und da sah ich die Bescherung. Mehrere Ku gcln hatten die Trahizüge des Hö hensteuers getroffen und den Draht gesplissen, außerdem war die äuße re Strebe der linken Tragfläche von einem Querschläger eingedrückt und verbogen, so daß sich der Apparat bedenklich auf die Seite legte. Doch zu weitcrem Beobachten hatte ich keine Znt. denn ein zweiter Zlugel schauer prasselte auf uns zu. Eine Ziugel durchschlug mein linkes Bein oberhalb des Knies, während .eine andere von den Ledcrgamaschcn des Führers abprallte.. Unsere Situati cn war furchtbar. Fünf Kilometer binter E... schwebten wir nur noch 400 Meter hoch. Das Bewußtsein, daß wlr das Flugzeug nicht in der Luft hal ten konnten, daß es trotz aller Ge- genmaßregeln ständig fiel, weckte in uns ein leises Grauen, das sich ver stärkte, als wir bemerkten, daß eine Schwadron Kosaken hinter uns her sprengte, die ihrer Beute bereits sicher schien. Wie ein herzwunder flügellahmer Vogel flatterte unsere Maschine schwankend und wankend dahin, weiter ziehend zwar, aber immer tiefer gleitend. 350 :00 200 Meter zeigte der Hohen messer. Und hinter uns die wilde Kosakenbrut. 100 Meter Höhe... schon griff ich den Karabiner zur Selbstverteidigung, als ein letzter Blick auf die Karte mich belehrte, daß wir noch vier Kilometer von unseren Vorposten entfernt waren. Aushalten auf alle Fälle. Ich be nachrichtigte meinen Führer. Noch einmal griff dieser ins Höhensteuer. Noch einmal spannten sich die Ner den zum letzten Kamps. Und es glückte. -Ich sah, wie die Kosaken plötzlich zurückblieben. Sie kannten unsere Vorpostenlinie. Wir waren gerettet. Jubelnd schmetterte ich ih nen nach: Do swidania!" Auf Wiedersehen! - Und da lag auch schon S... vor uns. Hurra! Ge rettet! Krach! da lag der Apparat. Immer tiefer war er ge fallen. 20 Meter über dem Erdbo den sackte er durch, nachdem die IflifurVirÄfil CKnftfnftirfra Vinss WiVUllVtUIV vv yv4" vvjrf " ständig zerrissen, und brach jäh in sich zusammen. Die Aufregung hatte mich bisher aufrecht gehalten. Jetzt kam die Reaktion. Der Blutverlust des Beinschusses machte sich bemerk bar, und ich fiel ohnmächtig zu Bo den. Auf Grund unserer Meldung konnten noch in derselbew Nacht K... eingenommen und 500 Russen mit 8 Maschinengewehren gefangen ge nommen werden. Kindermund. Mutter: Elfe. Du solltest Dir wirklich den schlechten Zahn ausziehen lassen; Du hast ja nur Schmerzen davon!" Der kleine Bruder: .Und dann brauchst Du morgens doch auch im mer einen Zahn weniger zu putzen Schlechte Entschuld r- gu ng. . Frau: Da bist ein al ter, unverbesserlicher Trinker, Wann. denn heute nacht, so erzählen m Leu t sich, sollst Du ja auf dem Markt platz die Anschlagsäule eine halbe Stunde umarmt haben. Mann: Liebe Fra ich habe ge glaubt, Du wärst es!' , ' - " " " HS iba HmiiokeSte von Aimt Richlec, Minka gähi.te. ftlan könnte nun leicht geneigt sein, diese Gefühlgaußk' ruiig als ein Zeichen ihres Schlajve dür,niset oder der Laiizclveile anzu sehen, aber daS wäre falsch, gruno falsch. Denn lii Minlu Natur kann von Langkioeile nie die Ncde sein, und trotz 0r frühen Mrgenstunde würde es mir auch nie tinfaUen, zu denke, Minka sei och schläfrig. Bei ihrer abgeprägten phiicsopyischkN Veranlagung suhlt sie sich gerade in den frühen Tagebsiu!i?cn geistig am frischesten, und ihr Gähnen ist eben sozusagen nur ein JUütuia, das eine philosophische elaiiienlct! fiilvoll unterbricht. Also Minka gähnte. Dabei be kamen ihre sonst in so gleichmütiger Ruh dreinschauenden Augen für ei nen Augenblick einen etwas ver fchinitzten Ausdruck, denn die klaren Sterne verschwammen zu einer un klaren Linie, aus deren schmalem Schlitz sich langsam Minkaö seelcn volles Auge wieder entrollte, sobald sie ocn unterbrochenen Gcdankenfa den wieder angeknüpft hatte. Jetzt trat Minka langsam und würoevoll aus ihrer Hütte in den frischen Herbsimorgen hinaus. Sie schüttelte ihr braunes Fell, streckte als gymnastische Uebung die Hinter deine weit von sich, kratzte sich hinter dem linken Ohr, und in einem herz erquickenden Niesen lag unzweifelhaft der Wunsch, sich selbst mit Wohlwol lcn einen .Guten Morgen" zu wün schen. Tann wandte sie den Kopf nach allen Seiten. Natürlich war Johann, der Vartnerbursche, noch nirgends zu erblicken, und Minka konnte wahrscheinlich noch lange aus ihr Frühstück warten. Jeden Mor gen dieselbe Bummelei! Jn leisem Unmut schüttelte Minta öen Kops. sodaß die Ohren in leichte Bewegung gerieten, und trabte über den Kies auf den breiten Vorplatz der Villa zu. . Also doch nicht getäuscht! Minka schaute ordentlich mit Genugtuung auf das halboffene Gartentor und dann auf die Fenster im oberen Stockwerk des Hauses, wo an dem Schlafzimmer ihres Herrn, rechts an der Ecke, an beiden Jenstern noch die' Rouleaux heruntergelassen waren. Es verursachte Minka ein wirkli ches Wohlbehagen, daß ihr Denken folgerichtig gewesen war und äugen scheinlich ein innerer Zusammenhang zwischen dem halboffenen Gartentor und den noch geschloiftnen Fenstern im ersten Stockwerk bestand; und sie ging mit philosophischer Genauigkeit den einmal betretenen Gedanlengang noch weiter zurück und ergänzte ihn. vom Anfang ausgehend. Es hatte ihr ia auch gleich etwas geahnt, als sie gestern abend ihrem Herrn bei der Toilette zugesehen hatte. Frack, weiße Halsbinde, Lack schuhe. (Minka hatte sich fast darin spiegeln können, so blank waren sie gewesen!), weiße Handschuhe, , ein zarter, diskreter Sprühregen feinsten Parfums! Das alles waren zur Minka untrügliche Zeichen. Zudem war ihr Herr von einer leichten, in nerlichen Fröhlichkeit beseelt gewesen; leise vor sich hinsummend, war er hin und her gegangen, vom Wasch tisch zum Spiegel, vom Spiegel zum Schrank, vom schrank wieder zum Waschtisch. Minka hatte sich das Benehmen ihres Herrn nach richtigen Gesichtspunkten gedeutet, denn sie hatte zweifellos eine auf lange Er fahrung begründet Menschenkennt nis, und sie wußte, wenn ihr Herr m dieser 5Ueidung, m dieser Snm mung ausging, so gestaltete sich die Heimkehr meistens zu einem kleinen Lustspiel .Und die Erinnerung an die vergangene Nacht zauberte aus Minkas Züge ein humorvolles Grin sen. Um ' die Stunde war's gewesen. um die zur Sommerzeit die ersten Fruhlichter durch die Morgendam merung . huschen, als das Gartentor leise aufgeklinkt wurde ' und ein dunkler Schatten langsam, in unsym metrischem Zickzack-Bewegungen den Gartenwez heraufgekommen war. Sie, Minka, war natürlich im' Be wußtsein ihrer Pflicht als Wächter des Hauses aus der Hütte heraus getreten, aber langsam, ohne alle Er regung, denn sie hatte gleich mit fei nem Takt die Sachlage erkannt. Wozu sich dann noch aufregen? Höflich, wie es sich dem Herrn und Gebieter gegenüber schickte, hatte sie ihm mit leisem, im zartesten Pia nissimo gehauchten Anschlag ihre Mißbilligung über sein spätes Nach hausekommen angedeutet. . Der schwankende Schatten hatte weiter keine Notiz davon genommen. Bis an die Haustür hatte ihn Minka be gleitet. Sobald, was freilich eine geraume Weile gedauert hatte, dr Schlüssel nach vielen vergeblichen Versuchen in der HauLiür steckte und der Gebieter mit einer Nechtsschwen kung glücklich auch zur Tür hinein gefunden hatte, war Minka in dem angenehmen Bewußtsein, ihre Pflicht erfüllt zu haben, rn ihre Behausung zurückgekehrt, um ihre Nachtruhe fortzusetzen. ' , Minkas , Gesicht mußte man jetzt eben wirklich hübsch nennen, wie e9 an daS Zwischenspiel dieser Nacht dachte. E lag Etwas so Nachsicht, ge auf ihren Zügen; Minka brachte eben den Schwachen ihreö Herrn Verständnis entgegen, so wie man sie den Untugenden inei Kindel entge genbringt, über die einen doch der eigene verstand himmelhoch hinweg hebt. Tie heruntergelassenen Rouleau? würden nun wohl noch für einige weitere Stunden die Fenster zieren, folgerte Minka weiter. Dann aber machte sie einen Punkt hinter ihren Gedankengang und wandte sich dem praktischen Leben zu. Tack Gartentor stand also wirk lich osfen, anstatt wie sonst, wenn der Herr nicht ausgegangen war, hübsch geschlossen zu bleiben, bis am Morgen als erster der Bäckerjunge hindurchschritt, denn Johann mußte eö jeden Abend schließen, damit Minka keinen abenteuerlichen Gelü sten nachgehen und Mondscheinpro menaden auf dem Hohenzollernring machen konnte; manchmal hatte sie nämlich in der Beziehung schwache Anwandlungen. Aber wie einladend, förmlich zu einem Ausflug auffordernd, sah da- Gartentor zu ihr hinüber, so ge stand sich Minka, und sie schritt, nachdem sie. noch einmal flüchtig um sich geblickt hatte, ob auch Johann nicht in der Nähe sei, hinaus auf die morgenstille Straße. Keine Seele war weit und breit zu sehen. Ter kühle Herbstwind streifte einige welk Blätter von den Bäumen und ließ sie wie matte Lö gel zur Erde flattern. ' Minka schaute die lange Straße hinauf und wedelte heftig mit dem Schwanz;' daS war immer ein un trüglicheS Zeichen dafür, daß sie von uzend einer Gemütsbewegung er griffen war, und ihr treues Hunde herz guckte in freudiger Erregung, denn und das war natürlich wie der ein Beweis mehr für ihre philo sophische Veranlagung sie hatte wieder einmal richtig gefolgert, daß heute der Tag sei, an dem die Müll eimer auf dem Bürgersteig stehen würden. Gestern mußte Donners tag gewesen sein, denn sie hatte im Furternapf Reste bon Erbsensuppe gefunden; das war Donnerstags das Leuteessen, und sie, Minka, bekam den Rest mit dem Schinkenknochen. Sodann ging der Herr meistens Donnerstags im Gesellschaftsanzug aus und das war ja auch gestern der Fall gewesen. Und dann standen am folgenden Morgen die Abfalleimer auf der Straße, und, o Wonne, das stimmt ja auch! Minka leckte sich mit ihrer rosigen Zunge rings um die Schnauze und schritt in freudigem Vorgefühl einer schönen genußreichen Stunde leicht füßig auf den ersten Eimer zu. Zu nächst beschnupperte sie einmal das stattliche Zinkgefäß und klemmte dann ihr Schnauze zwischen Rand und Deckel, sodaß letzterer zurückflog und gegen den Stamm einer Kasta nie fiel. MinkaS Augen glänzten! Mitten . zwischen Asche, Kartoffel schalen und Gemüseabfällen leuchtet ihr ein stattlicher Knochen ' entgegen. Geschwinde fegte die Schnauze di im Weg, liegenden Abfälle zur. Erde, bis der ersehnte Bissen ongekolleri kam. t Hm! Hammelbraten!" stellte Minka mit Kennermiene fest, als sie den Knochen nach allen Seiten hin berochen hatte. Dann versuchte sie mit ihren spitzen Zähnen noch einige Fleischfasern abzureißen. .Scheint mir noch eine sehr jung Frau dort drüben zu sein", meinte Minka mit einem Blick zu dem Hause hin, vor dem der Mülleimer stand. .Muß noch vieles lernen, scheint nicht zu wissen, daß Hammelbraten einige Tage in Milch liegen muß!" und dabei ließ sie noch einen prüfenden Blick auf den Kehricht fallen, da aber nichts Verlockendes mehr darin zu erblicken war, wollte sie sich zu einem andern .Tischlein deck dich" begeben, als sie über die Straße ljer inn Morgengruß zugerufen bekam. Minka war nicht sonderlich erfreut darüber, nein, das kann man wirk lich nicht gut sagen, und ihr Schwanz ging wieder sehr erregt hin und her. denn, sie wußte, nun mutzte sie ihre Mahlzeit mit 'Rittmeisters Juno teilen. Minka und Juno waren, was man im allgemeinen .Freundinnen" nennt. Ihre Naturen waren gründ verschieden. Minka stellte oft heim lich mit Betrübnis fest, welche Lücken in Junos Denkvermögen waren. Zum Glück ,mrkt die Freundin aber nichts von diesem ihrem Fehler, nein, denn im Grunde genommen dünkte sie sich als, etwas viel Vornehmeres, Feineres, als Minka, denn Juno hatte, und ich spreche dies natürlich mit der nötigen Hochachtung aus, Juno hatt einen Stammbaum, tu ncn wirklichen Stammbaum, sie stammte von einer äußerst vorneh men Familie und war kurz gesagt ein freiherrlicher Hund! Der Stammbaum lag in Rittmeister Dernkats Schreibtisch rechts oben , in der Schublade, gleich neben semn ei gcnen Familienpapieren ;' ist ' es da zu verwundern wenn sich uno et waS auf ihr blauei Blut einbildete? Minka war stelln geblieben. .So früh schon aus, mein Lie be?" lies Juno der Freundin zu und hüpfte mit einer eleganten Bewe gung ihrer dünnen Beine von der Straße aus den Burgerslem. .Besonder scheint noch nicht lo! zu sein , meinte Minka mit einem hindeutenden Blick aus die of entll chen Speisekammern. .Die Gesell schaften haben noch nicht begonnen. .Außer bei GcheiinraU", unter brach Juno eifrig die Freundin, .Gestern abend hielten diele Wagen vor dem Tor . und damit schritten auch schon ihre freihcrrliche Gnaden eiligst auf den Abfalleimer vor dem GeheimratZhaus zu. Dummerweise hatt der nun von allen Eimern in der ganzen Straße den allerschwersten Teckel. Wenn nicht die .Saison" schon begonnen hätt, würoen sich die beiden Ge sährtinnen gar nicht damit abgeplagt haben. Gewöhnlich lohnt, eö sich nämlich nicht, bei GeheimratS nach zusehen, da sie meistens verreist wa ren. Aber heute, nach einer Gesell schaft! . Minka und Juno hatten sich beide auf den verheißungsvollen Kasten ge stürzt und bohrten und wühlten mit ihren Schnauzen, um den Deckel in die Höhe zu bekommen. Kaum hat ten sie ihn in Hand Breit gelüftet und hatten einen gierigen Blick in das Schlaraffenland getan, so-lie ßen beide im Eifer, sich schnell als erste auf di Leckerbissen zu stürzen, den Deckel los in der Hoffnung, der andere halte ihn so fest, und klitsch, knallte das Blech wieder zu und be deckte die verlockenden Leckerbissen. Juno wollte böse werden und warf Minka einen keineswegs käme radschaftlichen Blick zu. Immer eifriger bohrte sie ihre spitze Schnau z zwischen den Deckel und den Rand Auch Minka plagte sich redlich, aber stets wiederholte sich dasselbe Schau spiel. Der Eifer wurde immer grö ßer, heftiger arbeiteten die Schnau zen, die Pfoten halfen mit, die Au gen glänzten unh die Freundinnen fletschten die Zähne in verhaltener Wut. Da endlich hatte edie freiherr liche Schnauze eine solch wütende Kraftanstrengung gemacht, daß der Deckel weit zurückflog bis gegen den Baumstamm. Doch der Anprall war gar zu heftig, so daß mit der selben Geschwindigkeit der Deckel wieder zurücksauste, gerade als Min ka ein Poulardenbein erwischen wollte, und beinahe hätte ihr phi losophisches Gehirn einen gehörigen Klaps dabei bekommen. Aber es ging noch gnädig ab. Stumm vor Entsetzen starrten Minka und Juno auf die wiederum geschlossene Speisekammer, und schon wollte Juno ihre Wut an Minka auslassen, als die vernünftigerweise vorschlug: .Noch einmal!" Jn ihrer Eier sprangen beide in so kräftigem Anlauf gegen den Ei mer zu, daß dieser plumps, von der Wucht umgerissen, zur Seite kollert und seinen ganzen Inhalt über den Bürgersteig verstreute. Im ersten Augenblick waren beide über die großartige Wirkung ihres Unternehmens sprachlos, dann stürz ten sie sich mit einem Freudengeheul auf die Leckerbissen. Minka nagte an dem Gerippe einer Poularde. Ei gentlich war nichts Rechtes mehr zum knabbern daran, aber sie tat so, als ob sie noch ine Menge daran fände, denn Juno mühte sich umsonst, an einem Rennticrrllcken noch einige Fleischfasern zu entdecken, und warf neidische Blicke auf Minka. Ja, Ju no mühte sich so riesig mit ihrer Beute ab, daß sie eine naheliegende Krebsscher nicht bemerkte, sich daran ritzte und erbost mit einem vernich tenden Blick zum Geheimratshaus hinüber knurrte. Protzt Nach dieser Eemütserleichterung ging sie zur weiteren Tagesordnung über, denn Minka, die langst her ausgefunden hatte, daß sie ihre Kraftanstrengung an einen unwürdi gen Gegenstand verschwendete, war mit ein paar Sprüngen zu einem dritten Eimer von kleinerem Um fang geeilt, hatte mit Leichtigkeit den Deckel zurückgeworfen und sah tief sinnig in das halbleere Innere des Behälters. Man merkt. S ist Ende deS Mo nats, seit drei Tagen keinen Braten gegessen, sie kriegen erst am ersten ihr Gehalt!" Und in aufrichtigem Mitgefühl widmete Minka dem tlei nen Beamtenhause einen, ihrer seelen vollen Blicke. Juno war schon gar nicht an den kleinen Behälter herangetreten; ihre angeborene Vornehmheit verbot ihr geradezu, sich mit kleinen Verhältnis sen abzugeben, und sie rannte eilends auf die Brosamen von dem Haus halt des reichen Lederfabrikanten zu. Dort war seit einigen Tagen eine neue Köchin eingezogen, und es hing wesentlich von den Fähigkeiten die ses Hausgeistes ab, wieviel an den Knochen und Gerippen zu finden war. ! Die Untersuchung war schnell be endet. .Bah!" machte Juno und streckte der Villa ihre freiherrliche Zunge heraus. Elender Plunder!" Sie war zwischen rein ausgekochten Rind fleischknochen aus In kleine Nest chen Hummer gestoßen. .Psui, gibt sich der GcizhalS mit Vüchsenhummer ob!" Tie Zunge erschien zum zwei tenmal, um ihrer Verachtung erneu ten Nachdruck zu geben. Tantt vi setzte Juno ihre freiherrlichkN Beine in ein schneller, Gangart, um Minka einzuholen. Zunächst kam jetzt kein Hau, aber auch kein Mülleimer; sodann ein s'eier, unbebauter Platz und in Wies; aber dann kam in ganz ho hes HauS von vier Stockwerken und mit vier Eimern, jeocr trug in Nummer. Bor Nummer 1 stand Minka in ernste Gedanken versunken. .Die Kinder scheinen nicht wohl zu sein; so viele Medizinischen und Reste von Hafergrütze hab ich noch ni darin gefunden", sagt sie ernst und teilnahmsvoll sah Minka zum Par terer hinüber, schielte aber glcichzci tig auf Nummer 2, worin Juno wühlte. .Die Studenten sind wieder zu Hause", murmelte Juno und ließ eS bei der Menge der Schweinerippen ruhig geschehen, daß Minka sich ihr Teil davon nahm. Hui! Wie di Knöchelchen über den Bürgersteig flo gen! Der sah einem wirklichen Schlachtfeld ahnlich. Juno knab berte und Minka knabberte, keine störte di andere in ihrem Genuß, und so merkte auch keine, wie der lahme Anton mit einem Sack über dem Rücken langsam dahergeschlurft kam. .Erst ihr, dann ich, wenn eZ auch die umgekehrte Weltordnung ist; dem Geschäft tut's keinen Abbruch", sagte Anton, und trat zu den beiden her an. Jedesmal hörte dann die Wand rung für Minka und Juno an dem, Vunkt auf. wo sie Anton trafen. Das Weitergehen hatt dann keinen Zweck mehr, da Anton die übrigen Mülleimer untersucht und all ttno chen in seinen Sack gesteckt hatte. Die Freundinnen kehrten also mit dem lahmen Anton um, ja, sie ar betteten für den alten Mann, denn wenn sie an einem Behälter vorüber kamen, worin keine Knochen gewesen waren, ging Juno stramm daran vorbei und Minka warf einen be dauernswertcn Blick aus ihren hin kenden Begleiter. Eben wollte Minka ihren Freund aus die Ernte am Geheimratshause aufmerksam machen, als sie bei ei ner Kopfbiegung weit hinter sich am Ende der Straße eine Pickelhaube ankommen sah. Ein kurzes Bellen ließ Anton aufstehen und der, die Gefahr gleich erkennend, raffte noch mit einer Hand eine Poularde, stopf, te sie hurtig in den Sack und hum pelt, so schnell es sein Beine erlaub ten, um die nächste Straßenecke. Juno sauste, diesmal ganz ohne Würde, auf die gegenüberliegende Rittmeisterwohnung zu, und beinahe wäre beim Durchschlüpfen ins Tor ihrem freiherrlichen Schwanz das letzte Ende vom Bäckerjungen ab geklemmt worden, der das Tor in dem Augenblick heft,a zuwarf, crlz Juno hindurchstürmte. Minka eilte in lanaen Svrünaen der Villa zu, stelll sich einen Augen blick mitten ms Gartentor, denn sie fühlte sich hier auf neutralem Boden, und wagte noch einen Blick auf die näherkommende Pickelhaube. Dann trottete sie langsam ihrer Hütte zu. Die Rouleaux an den Fenstern ihreö 5errn waren nainrlich nnA mmr heruntergelassen, und Minka stellte tiesiinnige Vetrachtungen über die verschiedenen Lebensgewohnheiten der , Menschen an. ?lbre Erkabrunnen gründeten sich doch immerhin aus vrer Vertreter LeS Menschenge schlechts, also konnte man sie doch nicht oberflächlich nennen. Der erste tat, als ob r etwas täte, und tat doch nichts und lebte herrlich: daS war ihr Herr. Der zweit, Johann, sollte eigent lich viel tun. tat aber eigentlich nie etwaS und lebte dabei ebenfalls recht angenehm. Der dritte, Anton, tat etwas und konnte eigentlich nichts mehr tun mit seinen alten lahmen Gliedern und lebte auch; aber wie? Minkcr kam hier stets bei ihren Betrachtungen an ein Fragezeichen, das sie sich beim besten Willen nicht beantworten konnte. Und daS war betrüblich, denn es macht ihr klar, daß ihr Lebensphilosophie an einem Schlußpunkt stand. Da bekam Johann die Philoso phin zu Gesicht. .Bist du endlich wieder da, du sauler Schlingel?" fuhr er sie an und schob ihr den Futternaps -mit dem Fuß hin. Xf .Fauler Schlingel", hatte er gz. sagt! Minka hielt den Ausdruck wirklich nicht für einwandfrei: aber mit ruhiger Wllrdt nahm sie ihn hin. feie hatt besseres zu tun, als sich von Johann beleidigen zu lassen. Sie ließ sich in der warmen Sonne vor ihrer Behausung nieder und überließ sich ihren Gedanken über das Gemüt der Menschen." ; Johann rekelte sich über den Hos Lruh den Tunghaufen n' Y ! '' JS S i 'i; 1 ! (