Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, January 26, 1915, Image 2

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    TlgNcht Omsh Zrliüar
Der Slunn auf Lille.
Tie Porte fc Toual In Lilie Kar der
ftanpiarflriff'punfl, n dem s,ch die ta
Heren Sachsen den Eintritt In diese große
Industriestadt ,wann. Lilie, an der
2eu! gelegen, flämisch SMel genannt
ist ein oiifeirctnllich wichtiger Platz.
Zunächst licgt die CtaM am Knotenpunkt
von neun Bahnlinien und beherrscht die
Wgifit Grenze zwischen Scheide und
i,i. Zu uung s.lls! stcht av,i V?r
Citadllle. einer alten militärisch nirtt be
deutenden Ringiimmeillung. und M'fcmn
iifienfort. ?n Lille befindet sich in
Fricdeiiezcilcn das Generalkommando de
ersten sranzvsischcn AnTtettorr- Ir
Warne Lille stammt von einein mit Was
sei iimflkbentn Torfe, in dessen Nähe sich
auch eine Burg befand, die ans der letzten
Zeit der römischen Herrschaften Gallien
stammt. Cpiiter kam Lilie an die 0:a
In ritertem slambs verwart. Nach,
dem die Straßen on der Porte de Toual
eiesäulxrt waren, drangen aus Besicht bet
Cknrtslll Bärerisxrmg di l1er in Litte
ein. Unter den Vordersten Prinz Georg
von Bayern. AI die Zruppen nach Lille
hinkinstlkZzen, kam ihnen ein Parlamentär.
Major Telorme von den Chaffcur Ehe
dal. entgegen lind fragte nach den Bedin
ganzen einer VtUTqnbt. Ar Hinp!
mann CiiMe dom Gcneralstab. der mit an
der Spitze der einmarschinnden Zrurpfn
sich befand, erwiderte ihm im Sinverständ
ni mit dem Rcgimcnlsführer: Wie Sie
sehen, rück:n wir bereit in Lille ein, da
giebt i nur die bedingungslose Ueber
gäbe.' Oberstleutnant v. Welek begab siel?
dann mit dem französischen Major und
den genannten Ctabsoffizicren nach der
Kommandantur, n der Kommandant,
.
.
A
C
Y , V
' ? ; .
i ii
u
A . r '
-i. .
.
.fi.j'j
Ms
' ' ; '
,'; . rA
i
"'tj !
.1 Ji.
: y
i f 5J ' j V
' 1i Si.JK! .
KV.
M (
Sie Börse von Lille.
sen von Flandern. Im Jahre 1667 wurde
die Stadt durch Vauba befestigt, der ti
zu einer für damalige Verhältnisse recht
starken Festung machte. Trotzdem wurde
Lille 1708 durch Oesterreich und Eng
länder genommen, jedoch im Frieden von
Utrecht "im Jahr 1713 an Frankreich zu
rückgegcoen. Im Jahre 1792 wurde dann
Lille abermals belagert, hielt sich jedoch.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwi
ekelte sich Lille sehr rasch zu einer bedeu
tenden Industriestadt, in der sich zahlreiche
Oclfabrikm. Tabakfabrikcn. Maschinen
fa brisen, Brauereien, Webereien, aber
auch Werkstätten für Kriegsmaterial und
Eisenbahnen befinden. Lille ist auch der
Haupisiapelplatz für Getreide in der hie
sigen Gegend.
Gegen diese Ctadi rückte Anfangs OU
tober das neunzehnte Korps heran. Ueber
die Besatzung Lillc's war rncn sich an
fangs nicht ganz im Klaren. Patrouillen
hatten vorerefühlt, und hatten Lille unbe
setzt gefunden. Das stimmte auch denn
Lille war, zunächst von den Franzosen
räumt, dann aber wieder besetzt worden.
Am Abend des 11. Oktober standen di
Lortruppen der Sachsen in der Höhe von
Aveline und Serlin. während die Haupt
masse noch bei Pont ä Marcq stand. Eine
Ofsizierspatrouille ging auf die Porte de
Touai Vor. Sie wurde angerufen und be
kam Feuer. Damit war festgestellt.- daß
die Stadt vertheidigt werden sollte. Um
nun die Stadt nicht einer Beschießung
auszusetzen, wurden am nächsten Vormit
tag zwei Offiziere, der Adjutant der Spi
tzcnbrigade und ein vom Armee-Oberkom-rnando
anwesender Offizier hineingeschickt,
um wegen der Uebergabe zu verhandeln.
.An der Porte de Douai wurden sie em
pfangen. Die Augen wurden ihnen der
bunden und man führte sie dann in die
Stadt. Hier wurde ihnen jedoch nach
längerem Hin- und Herführen die Mit
theilung gemacht, daß der Kommandant
sie nicht zu empfangen wünsche. So
mußte denn Lille mit Gewalt genom
men werden.
Bereits am Abend des 11. Oktober war
die 40. Division auf Lille in Marsch ge
fetzt worden. Gleichzeitig wurden die
Batterien des lg. Korps in Bereitschaft
gestellt. Die 83. Jnfanteriebrigade ging
mit schwerer Artillerie von Samt Marcq
vor, die 47. Brigade wurde gegen die
Südwestseite von Lille dirigirt, während
die 89. Brigade Lille von der Westseite
anpacken sollte. Im Norden legte sich das
Detachemen! WaHnschasfe vor, um ein
Entweichen des Gegners zu verhindern.
Für den Sturm wurden folgende Trup
pen bereitgestellt: das 181. Regiment ge
gen die Porte de Douai, das 104. Regi,
ment gegen den Gllterbahnhof. Regiment
179 ging auf die Porte de Bethune vor.
während Regiment 139 die Porte d'Arras
stürmen sollte. Gegen die Citadelle wurde
Brigade Seydewitz angesetzt. Ferner
wurde besohlen, daß die Artillerie jetzt ihr
?euer auf das Gelände dicht hinter der
Porte de Douai richten solle. Um 3 Uhr
sollte das Feuet mit einer Rollsalde schlie
fcen und dann die Sturmkolonnen borge
hen.
Pünktlich um 3 Uhr begann der Sturm.
2J!tt hervorragender Bravour liefen die
Sachscn an. Im Nu räumten die Pio
nie das Hindernis an der Porte de
Douai und dann drang das Bataillon
v. EüZmiZch dom Regiment des Oberst
leutnanis von Welck (J.R. 181) in die
Porte de Douai ein, wo ihnen heftiges
Feuer aus den dem Thor gcgenüberlie
genden, vom Feinde besetzten ,HäusN ent
c):gmschlug. In diesem kritischen Mo
ment wurde mit beispielloser Verwegen
hcit ein Geschütz des 68. Feldartillcrie
Regiments 3. Batterie, unter Leutnant
dünn über die Barrikadentrümmer durch
die Porte de Douai vorgebracht und
machte sich nun daran, allein vor det In
fantcrie stehend, die einzelnen Häuser zu
sammcn zu schießen. Tos verwegene Un
lmichmen glückte, andere Geschütze wurden
nackqcholt Und die von der Porte de
Douai aus sternförmig verlaufenden
Straßen unter Feuer genommen, um
einem Siküßenkampf vorzubeugen.
Inzwilcken rangen die 104cr schwer am
''ÄcrbLhnhsZ, schlugen sich aber auch dort
Oberstleutnant de Partieu, sich mit seinen
Offizieren befand und die Festung über
gab. . Es wurde dann die weiße Fahne
auf der Kirche befestigt und Radfahrer
mit weißen Fahnen in die Stadt geschickt,
um überall die Einstellung des Kampfes
zu veranlassen.
Auf die Mittheilung des Kommandan
tcn daß sich noch gefangene Deutsche in
der Citadelle befänden, ritt Hauptmann
Lllbcke allein mit einem Offizier nach der
Citadelle und sah sich dort zu seinem Ar
staunen, als einziger Deutscher, einer
Menge Infanterie, einem Kavallerie-Re-giment
(Chasseurs ä Cheval) und einer
Abtheilung Spahis gegenüber. Er theilte
den Offizieren kaltblütig die Nachricht von
der Uebergabe mit und veranlaßte die
Freilassung der Gefangenen, die im Uebri
gen sehr ordentlich behandelt 'worden wa
ren. wie ein gefangener Ulancnosfizier be
stätigte, und sicherte den Franzosen eben
falls gute Behandlung zu. Tarauf be
fahl er (immer noch allein) den Leuten,
die Waffen abzugeben nahm den Offizie
ren die Säbel ab tfnd ordnete an, daß. um
Unordnungen zu vermeiden, bis die nach
rückende Infanterie heran sei, kein Mann
die Citadelle verlassen dürft. Es wurden
nun sofort Zwei Unteroffiziere als Wache
vor das Thor gestellt, fg daß sich während
der ersten Zeit die Franzosen thatsächlich
selbst in der Citadelle bewachten. Erst
später kamen einige Geschütze nach, und
eins derselben wurde gewissermaßen als
Pfropfen vor den Zugang zur Citadelle
postiert. Die noch in der Stadt befind
lichen Truppen wurden entwaffnet und in
der Markthalle untergebracht. ES gerie
then insgesammt in Gefangenschaft: vier
bis fünf Bataillone Territorialiruppen,
ein Kavallerie-Reqiment und eine Abthei
lung von 20 bis 300 Spahis. tit
ganze deutsche Streitmacht welche in der
ersten Nacht in Lille war. bestand ledig
lich aus sechs Kompagnien und einigen
Geschützen. Erst am anderen Morgen
kam der Rest der Division nach.
Bei Durchsicht der Papiere des franzö
sischen Kommandanten zeigte sich auch,
warum dieser Lille so hartnäckig zu ver
theidigen suchte. Ein am 12. Oktober da
tirter Befehl des Oberbefehlshaber der
10. französischen Armee theilte ihm seine
Ernennung zum Oberstleutnant mit und
befahl ihm. Lille bis zum Aeußerfien zu
halten. Die ganze 10. Armee unter Ge
neral Mandhuy rücke zu seinem Entsatze
heran, die Kavallerie werde noch . am
Abend des 12. in Lille sein. Aber Lille
wurde genommen, und die französische
Hülfe kam nicht.
Die Einnahme von Lille aber ist eine
der schönsten Waffenthaten des in schon so
vielen schweren Kämpfen erprobten säch
sischen 19. KorpS. ,
Walter Oertel.
Kriegsberichterstatter.
Aus einem engkijchen
Lonzenkrationskager.
PcrsöuNche Erlebnisse bsln R. R. !
Auf meiner Reise von Brasilien nach
Holland gerieth ich am 6. September
1914 in englische Kriegsgefangenschaft.
Was ich dort während drei Monaten er
lebte, ist folgendes:
Dom 6. bis 11. September 19l4 war
ich mit den andern von Südamerika kom
menden Deutschen in einem Marine
Gefängnis in Plymouth untergebracht, um
von dort nach Newbury gebracht zu wer
den. Newbury ist ab London mit der
Bahn in 1j Stunden zu erreichen, und
ist ein Rennplatz, auf dem jetzt Kriegs
gefangene, meist Zivilpersonen, unterge
bracht sind. Auf unserer Reise von Ply.
mouih nach Newbury wurde wir von
Soldaten mit aufgeplanztem Seiten
gewehr wie Schwerverbrecher eskortirt,'
trotzdem wir nur 23 harmlose Menschen,
darunter zehn deutsche Aerzte und ein
Geistlicher, waren. Bon der Ferne sah
unsere künftige Wohnung recht nett aus,
aber als das Thor geöffnet wurde, dot
sich uns ein unvergeßlicher trauriger An
blick. Etwa 1000 jüngere und ältere Man
ner li'fen rößtentheil ungewaschen und
fchlechl angsjl'gen umher, fvdaß man so
fort jeh'N sonnt?, daß ditst Leute schlecht
untergebracht (ein mußten. Die konnten
wir emch bald am kigenm Körper ersah
ken. den nach kurzem Warten dflnete
man unl einige täfle, in denen sonst In
jedem Ctoll ein Pserd untergebracht ist
und belegte ie inen (ctau mii 7 unw
ist Leute. In dem Stall war gar nicht
al aus dem Steinboden Stroh, man gab
jedem von unk zwet vunne gkbrauchte
Pferdedecken und damit war die Aukstot.
tung unserer künftigen Wohnung beendigt.
Wir halten keimn Tisch. Mmn Stuhl,
absolut gar nicht weiter al Stroh und
den Trog on der Wand, au dem sonst
da Pferd frißt.
Unser Handgepäck, ebenso nfer Geld
nahm man unt ad, gab un diese aber
auf wiederholte Bitten später wieder.
Durch inen Toimetscher wurde un er
tlärt, daß wir jetzt die Hände au den
Hosentaschen zu nehmen hatten, daß wir
jetzt keine Rechte mehr hatten und wenn
wir den Versuch machen sollten, auszu
brechen, werden wir ,durck,gcschossen'. Die
Adsüttkrunk"begann mit einem Stückchen
gekochtem Gkfersleisch, zwei Kartoffeln
und einem Slück Prot. die mußten wir
im Sieben an einem schmalen Brett im
Hofe, ohne Messer (da Fleisch au der
Hand), nur mit dem Lotte! und der ü3
bel verzehren: dies war unser tägliche
Mittagbrot, de Morgen und Abend
erhielten wir je eine Tasse Thee und ein
Stuck Brot mit Margarine. Tie Zube
reitung de Essen wurde von den Ge
fangenen besorgt, denen nur die aller
primitivsten Kochgcräthe zur Beifügung
standen, die Kessel sehen denen von sol
chen, die man zum Kochen von Asphalt
benutzt, ähnlich, und wenn e regnete oder
da Holz nicht kam, dann mußten eben
die 1200 Menschen, die in den Ställen
untergebracht waren, warten, bi! sie etwa
erhielten. Um 9 Uhr Abends mußten wir
in die Ställe kriechen, die hinter un ab
geschlossen wurden, und den qualvollen
Nächten entgegensehen. Das Strohlager
wurde mit der Zeit so hart und durch den
Regen so feucht, daß man kaum mehr lie
gen konnte, wenn man sich nicht angeklci
dct hinlegte oder den Körper umwickelte.
Zum Waschen für 1300 Leute waren
sage und schreibe" sechs Wasserhähne im
Hose und die sonstigen .Toilettenoerhäll
nisse" unter jeder Kritik. Später wurden
in einem Raum drei Badewannen ange
bracht, aber darin wurden auch diese
Leute gebadet, die außerhalb der Ställe
in Zelten lagen, fodaß aus zirka 3000
Menschen ganze drei Badewannen kamen.
Als es Ungeziefer gab. meinte der Oberst,
.die Deutschensind alle Schweine'. Wer
nun aber die Schweine sind, bei diesen
sanitären Einrichtungen und Unterkunft,
überlasse ich Andern zur Beurtheilung.
Nach etwa fecis Wochen meiner Gefan
genschaft in Newbury wurde auch eine
Kantine errichtet, in der wir für theure
Preise einige Konserven kaufen konnten;
auch konnten einige Herren, wenn sie
sech Schillinge per Tag bezah
len konnten, etwas besser untergebracht
werden, also zur Gefangenschaft noch
Miethe nd Kost bezahlen. Wenn auch
auf , Grund von Zeitungsnotizen in
Deutschland einige kleine Verbesserungen
kamen, so war die Behandlung und Un
terkunkt in Nenibury. kurz ausgedrückt,
nicht für Menschen, sondern wirklich ;üi
Schweine nicht einmal gut genug. Dies
ist in der That eine gute Illustration der
angeblich für Recht, Freiheit und Kultur
kampfenden Engländer.
Verwundete deutsche Soldaten, die man
aus den Hospitälern zur Rckonvaleszenz
auch in die Ställe verbrachte hatten meist
noch offene Wunden und wurden von dem
englischen Arzt mit einer unbeschreiblichen
Oberflächlichkeit behandelt. Der Berbands
platz, in dem ungenügende Berbandmittel
vorhanden waren, war in einem ungeheiz
ten Raum, der vorher als Heustall diente,
in biesern- Raum mußten sich die Leute
entkleiden,, und auf unsere Beschwerde an
den Arzt, daß es für kranke Menschen
hier zu kalt wäre, war, die Antwort: Jt
is cold everywhere". Damit war die
Sache für ihn abgethan. Viele dieser
armen Leute werden an dieser BeHand
lung zu Grunde gehen, ohne daß es
nöthig wäre.
, Solange ich in Newbury war, sind drei
junge Zivilisten gestorben, die nach Aus-
sagen der mit uns zusammen internirtenden
deutschen Aerzte nicht gestorben wären,
wenn ihnen eine menschenwürdigere Be
Handlung, zutheil geworden wäre. Die
Behandlung in dem sehr , primitiven
Hospital bestand in Hungerkur". Wer sich
über die Behandlung öffentlich beklagte,
wurde aus Newbury entfernt und jeden
falls noch schlechter untergebracht. Einige
Männer (Zivilpersonen) sind schwer
mllthig geworden.
Wenn in deutschen Zeitungen Artikel
über diese Unterbringung erschienen, dann
kommen Berichterstatter der Londoner
Zeitungen. Wenn diese oder andere Be
suche kamen, dann, dursten wir außerhalb
des Stallgebietes spazieren gehen, es
wurde besser gereinigt als sonst, die inter
nirte deutsche Musikkapelle mußte spielen
und zwei Gefangene mußten unter
schreiben, daß es unö allen gut gehe und
wir zufriedeuuftien. Dann gingen diese
Herren wieder nach London zurück und
am nächsten Tage erschien ein Artikel mit
der Ueberschrift Teutsche Lügen festge
nagelt, die Gefangenen befinden sich im
Paradies'.
Dies ist nur ein Theil meines Erleb
nisses wenn ich zu Einzelheiten übergehen
wollte, fg könnte ich ein ganzes Buch
schreiben. DarauS kann Jeder seine
Schlüsse ziehen und meiner Ansicht kann
nur abgeholfen werden, wenn die Kriegs
gefangenen in Deutschland, Soldaten oder
Zivilpersonen, noch schlechter behandelt
werden wie die armen Deutschen in Eng
land, d. h. wenn man Menschen über
Haupt noch schlechter behandeln kann.
Nach lange Beschwerden an die eng
lisch Regierung, weil man mich von
einem neutralen Dampfer, vom neutralen
Hafen zum neutralen Hafen, genommen
hatte, gab man mir endlich die Erlaubnis,
nicht nach Deutschland aber nach
Amerika zu reisen, nd so mußte ich, um
suS diesen Leiden herauszukommen, nach
Amekik, w ich mich wenigsten unter
freie Menschen frei fühle.
Wo die Außen
in Zlngam einörachen.
vci den 5zuznlcn. va5 anszexrete Galizicn und das reiche
Unzarn. weinksst'.'rcbe in Ujhcls. vas ZlamxfelZnde
am Duklasaß.
K. . . kitgxk,skthupt'
quartier, Dezember.
Bon Schlesien bi zur Bukowina schla.
gen die Karxallie über fix) Kilometer
ihren Bogen. ! dessen Endpseiler die
verschneiten Sckirossen der Hohen Tatra
und Sikbenbiirger ragen. Zwischen den
freistehenden G!ot,nillrmen und vorge
kraLten, luftig durchbrochenen Schindel
dächer der Zipser Chwaben und de
Kir.rnbiirgen und gedrungenen TIcm
Häusern der Siebenk'üegkr Sachsen zieht
sich die Wasserscheide von Donau und
Weichsel, die Grenie von Ungarn und Ga
lizien. Alte KusmannSstraßkN fuhren
über die Pässe, die bei Dulla in 500, bei
Dclatyn in fast 1000 Metern Meer?4höh
liegen; aus ihnen vollzog sich einst der
Handelsdertehr zwischen Polen und Un
garn. An sieben Stelle durchbreihen
heute Bahnlinien den Ring der Berge.
Während Galuien ein rein politischer
Begriff ist und nach Norden flach und
schutzlos dem Feinde offen liegt, sind die
Karpathen ein natürlicher nd schwer bt
zwingbarer Schutzwall, an dem sich die
russische Hochfluth immer wieder brechen
wird. Und so wiederholt sich heute in
den ungarischen Grenzkomitaten Zemplcn
und Ung das lutige TckMspicl völliger
Vernichtung, dem sich die russischen Ein
dringlinge schon einmal im Komitat
Marmaro rniMcs ausgesetzt haben.
Damals brachen sie auf der Delalnner
Neicb.ftraße über den Magyarenweg In
das Ungarland ein. In den anmuthigen
Vorgebirgen des Pruikgebiete mag es
ihnen Wohl gefallen haben; die weidenden
Viehherden boten ihnen reich Nahrung,
die Mineralquellen erauickenden Trank.
Tann steilen sich die Berge, und die Land
schaft wurde streng und karg. Die Na
delwälder aus Fichten und vereinzelten
Edeltannen begannen sieh mit Lärchen und
Eiben zu durchsehen; die Getreidefelder
wichen Wiesen, auf deren grünen Tafeln
die violetten Kelche der Herbstzeitlosen da
'bschiedsfest des Sommers begingen. Der
Hausstorch wich dem scheuen schwarzen
Storch. Fuchs und Wildkatze dem Luch
und Bären, Habicht und Mäusebussard
dem Steinadler und Schreiadler. In den
weltentlegenen Hüttendörfcrn und auf den
Almen trieb ein seltsames Bolklein sein
Wesen. Gebräunte, junge Juden mit Sei
tenlöckchen und Kastan weidetrn die Heer,
den. Zwischen ihnen ritten ruthenisck
Huzulen, beide Geschlechter im Männersitz,
beide in reichbestickten Pelzwesten und
bauchigen, Weißen Hemdärmeln, beide die
Cigarette oder kurze Pfeife tm Munde.
Sie galoppirtett wie die Gaucho! der süd
amerikanische it Pampa den Heiden nach,
sie schlugen Holz, ließen die gefällten
Stamme die Bacbe hinuntergleiten, aus
deren Grund die Wasseramsel nach dem
Gethier unter den Steinen sucht, und lun-
gerten trage auf den Flößen, die mil den
Flüssen zu den Sägewerken glitten. In
tn Thüren der verwahrlosten Balkcnhüt-
ten kauerten mit blödem Grinsen Idioten,
mißgebildete Krüppel, hefteten sich den
russischen Patrouillen auf ihren Streit
zügen bettelnd an die Fersen. Tie Hu
zulen sind entartet der Begriff der
ehelichen Treue ist ihnen wesensfremd.
Als die Russen jenseits der Paßhöbe in
die heitere, sommerlich reifende Landschaft
von Marmaros hernicderstiegen, ereilte sie
im Thal der Schwarzen Theiß das V:r-
hängnis. Das zweite Mal sind sie weiter
westlich aus dem OueUgebiet des miw
und San nach Ungarn eingebrochen, und
ztöar während der Verschiebung der Liter
rcichischrn Kräfte. Ich kam. in der Ebbe
zwischen den beiden russischen Hochfluthen.
noch einmal durch diesen hart Heimgesuch
tcn Landstrich Galiz!ens. In Sanok wa
ren olle Häuser mit Militär überfüllt
ich schlief gemeinsam mit drei Trainoffi-
eren und ihren drei Burtchen tn einer
Stube: auf dem Bahnhof platz stauten sich
die Scbaaren der Verwundete, die in
langen Sonderzüaen abgeschoben wucden
und doch nie weniger zu werden schienen;
im Restaurant, dessen Kellner eingerückt
waren, bedienten blutjunge Studenten:
ein Jurist, ein Dentist und zwei Mit
telschüler in der kleidsamen Gymnasiasten
uniform. Die Stadt Zeigte keinerlei
Spuren der ersten russischen Einquartie
runa. Nach seinem Einrücken hatte ihr
der russische General Graf Keller lediglich
große Brodlieferungen auserlegt und vier
angesehene Bürger, drei Juden und einen
Polen, als Geiseln in Gewahrsam nehmen
lassen; ein zweiter; gleichfalls festgenom
mener Bürger polnischer Rationalität
wurde wieder enthaftet. Ein Jude, SZa,
menS Kubisch, bei dem russisch Genetsl.
stabskarten vorgefunden wurden, wurde in
Gegenwart der vier Geiseln standrechtlich
erschossen. AlS die österreichischen Trup-
pen nahten, zogen sich die Russen auf Boo
tcn, Fahren oder zu Fuß und zu Pserd
watend über den San zurück und setzten
sich drüben in einem Wald fest, auS dem
sie von den Verfokgem hinausgeworfen
wurden; am nächsten Tage kehrten sie zu
rück, bargen ihre Verwundeten und Tod
ten und verschwanden dann nach Osten
zu. Der Weg nach Przemysl war dadurch
voruberZehend wieder frei, ich legte thn
zusammen mit einem Zungen, kreiherrli-
eben Trsgonerleutnant zurück. Der junge
Offizier hatte bei Ravaruska inen Schuß
durch den Oberschenkel erhalten. Die
Russen räumten den Graben au, rn dem
er lag. übersahen ihn aber. Später wurde
er von seine Leuten geborgen und in
Wien geheilt. Nun fuhr r. noch ein we
nig steif im Bein, voll Ungeduld semem
Regiment entgegen und athmete beglückt
die rei Luft der Hohe. Die sanft au!
schwingenden Waldberge waren nm Gold
und Burvur. das abgefallene Herbstlaub
an ihren Rändern gab ihnen den Anschein.
al es sie brennend rothe Schatten wur
sen. Im sihsrsen Zickzack der Serpen
linen überholte unser Auto die Fuhr
werk und Autokolonnen de Train, die
ruckioeise und bäusig stockend den tiesge
furchten Weg z bezwingen suchten. '
Al der Befehl zur erneuten Räumung
der Cslnlinie ausgegeben wurde, war ich
von Przemyiil nach Jarcklau unterwea.
Dort hatten die Russen bei dek ersten Be
sctzung schon ärger oemiithet. hatten neben
vielen anderen auch die Wohnung de
Bürgermeister. . dessen geraubten Pelz
Mantel sie für M Kronen feilboten, de
molirt und dreißig Bürger mit sich fort
gcführt. Die russischen Gestützt beste!
cken bereit Stadt und Straße wieder;
kor den mensenleeren und zerfetzten
Häusern von Radymn zwangen ihre
Granaten unsere Wagen zur Umkehr nach
Przeml!l, von wo ich mit einem der letz
ten abgelassenen Bahnzügc Sonok er
reichte. B Zaborz zweigte unser Zug
von der durch Militärtraneporte verstopf
ten Linie Sanock Neusandec nach Cüden
ab, um bei Lupkor die ungarische Grc?ze
zu 'überschneiden. Tie verschneiten Berge
traten weit zurück, die Laborza gab un
da Geleit bi Homonna, wo wir am
Mittag de zweiten Zage Rast machten.
Wir kamen au Galizien, da vom Kriege
Talami, Brod. Kessel oll Thee. Zucker
nd Rum; skühslückien an saubergedeckten
Brcltertischen vor den Geleisen. Während
dek vorveroanlienen Mch! waren In uns
rein Zu drei Schwerverletzte gestorben,
diesen Morgen tvel, die nun durch Sa.
nitatssoldaten auswaggonirt wurden. Aus
der BahnhosSrampe stand ein dralle
Baurrnmadn. Da Weiße Kopstuch
kiilixfte sich um ein volle, rund,, rothe
Gksicht; zwei starke, blonde Zöpfe mit ro
them Zopfband sielen auf da ultrama
rinssrbene Umschlagtuch; ernt ttn Wellen
kreisen der kurzen, dicken, steif abstehenden
Hialtcuikckt slciiirntüi sich tu.uIiruni4U
derbe Waden. Sie stand, die Peitsche in
der Hand, und sah in mitleidloser Neu
gier auf die nackten gelben Leiber: da
blühende Leben auf den fahlen Tod.
Satoralja Ulhely: noch inmal dursten
wir Ungarn kosten tn seinen Weinen
tasten. Sonne, sommerwarme Sonne lag
noch auf allen Hängen, deren Rebenstöcke
schon gelesen waren. Dein Bahnhof ge
aenllber ,leht sich in stattlicher, blitz
sauberer Bau n einen Hllgel, in dem 24
klinge ingegraben sind. In Ihnen lagern
15,000 Hektoliter Faßwein 'und 200,000
Flaschen. Wir kosteten die Proben, die
der Küfer, den Finger auf dein röhren
förmigen Ausfluß de GlaöheberS. in die
Kelche spritzte, und die Im Schein der Ker
zen golden sunkelten und begriffen die
stürmisch,, nun wieder ungestillte Sehn
sucht der Russen nach diesem Rebengelände
von Tokaj. Tann kamen wir nordwärt
nach Kaschau und von dort in unser
Quartier zurück, da gleich danach auf
ungarischen Boden verlegt wurde. Denn
inzwischen hatte sich in Galizien die Neu
sormirung dr österreichisch-ungarischen
Truppen vollzogen, und die Russeen
drängten nach. Sie besetzten die Petro
leumzebiete, deren hochragende Bohr
die Ihnen dem Befehl gemäß alkoholische
Getränk verweigern, wollten, mit Erste
chen. Z mir kamen Met betrunkene Kr
saken und verlangten Schnap. Jch gab
ihnen in Gla, sie wollten mehr. Al jch
mich weigerte, zog der eine den Säbel,
bikb nach mir und fiel dabei berauscht um.
Da r bewußtlo war. bemühte Ich mich
um ihn; er erwacht, umfaßt heulend mein
Knie, und bettelt wieder und wieder um
Verzeihung. Jch hatte all Mur, thu
einigermaßen j beruhigen und lokzuiver
den.' in heitere Gegenstück ,u dieser
Episode spielte sich gestern vor unsere
üm ab. Tuich uusat Ouarliastatt
wurden dkeihundert Russen IranlMtirt,
die beim Tuklapaß abgefangen Word
sind. Al man sie untersuchte, stellt e
sich herau, daß viele von ihnen größer
Mengen österreichischen Silbergelde bei
sich trugen. Einer der eskortirendeg Hon
vedsoldaten schnauzt einen der Gefangenen
auf Ungarisch an: Tie hast Du doch
gestohlen!' Brech die Beine!' antwortet
der Russe in unzweideutigem Deutsch.
Bon Krosn führt die Straße über
Dukla zum Tuklapoß, dem westlichsten
unter den Karpathenpässen. Wir hatten
zu Beginn bcS Kriege einen Monat lang
in Dukla Quartier und waren gut
Freund mit den gutmüthigen, intelligen
len, patriarchalisch langbärtiaen Kaftan
luden, die schwatzend auf dem Ringplatz
Kreis bildeten, und den hübschen, sittsa
men, modisch gekleideten Judenmädchen,
die auf der Hauptstraße promeinren.
Jch hauste in einem leeren Zimmer de
Schlosse, da dem Grafen Secineki ge
bort, und da wie ein Altarbild dreiflüg
lig ist. Al wir nach der Schlacht bei
Grodck Dukla verließen, packte der Gras
sein kostbaren Sammlungen, di, Bildn
von Rüben, Woudermann. Claude-Lor
rain. Gobelins. Teppiche. Kelche, Silber.
. .
-
' , .
' '. ' i.f '',( ' !
5, j frfi Hys-. 4
. .v-tv" !
- ' ' ä 3 i 4, , j T i - ft
. " 't . " , 4 r '
1 tJT-X' "'WX't L
,. ' .-. ' .IV .'.
. -, -V ' rJK r ' '
s'V-V r,. 'V;v:i'
, 1 v'"' I 1 H' ' ' )JJ'ITV -' , , i '
-4 ' r. -t ! , ö X"
. vj- i ', V J. -3 " X - h 1
- ' - v; '," . x-T s ' , - : v i-' ,
H i rt' 1 r-J v-, :. t;l',
. y? i ch - V' !
Ah b i
ä tJ)h:J Vt t
:f; i : ?o -:f , i - f -V j
V-? ' - :,f 'f:f K'lhiV ;a . J
";"'- ' - j -iviv-T' ---'j , 7 '' ') '
4?- --w'. I - i ,.
'Wi V ,-:isv'-' . ',-,-"fWX f
lr -V
' - rr -
' . ." i 4 ?-'L, f
j 4 ;J P -,.5 , -
i ' t . J vt-2 i -
7 t -z3", f ' f V'- il V j 4, ' T " t)V 4
s i , jr - j- i k jl " , s, ' vi ; x f
:-iV,V 74: '
r;A vt'vv 'rjxj
I vvHWi t v. fir 'c'?.
V-OnTA'V:-r . , "14 fj r? . i s
4' v y, A v 'I - vc ' ' i K .T,
a. Mt' v , v, fco v i i -v'- V)
' 'lltih' - -vv r- . i.v ' W ''H
---; y-ii -V ilh
S Xmu n : ' ' v?.-'
' s'.s? ;a": ; ;: ' ' lt- y - r )
( J't c"" ,1" Z - ) Vf
üJi ,V- --'-'f " ttis
'V,V4 JF' tMHy
nMl-: Wrs
t t. i - . -ti S "f. ,(., (if, ,
-r-v ',..J:M n k
C.' ':. j i t :
5 - J ' VA 4. f
'r, uf J- ,
' . ' , ' .,., I j i
i" ' r ' , '
' . ' '- . ;
'. , t ' ;.! i"
. --Ä.v s, ... -f ' '-'t ' y? ' ''- y.'-y .
, .W- ' ,
, . .
..' , . . ii i ' , ...
v iv'(w ' .
Eine österreichische Patrouille i den Karpathen.
ausgepreßt ist wie eine Citrone, ünd wa
ren nicht verwöhnt. Was gilb es doch in
dieser erste ungarischen Stadt für Herr
liche und unserm Auge längst entwöhnte
Dinge! Schaufenster waren da, dann
wieder unverhängte Läden, in denen man
kaufen, Wirthshäuser, in denen man essen
konnte. Läden mit Wurst und Schinken
und ,halbirten Schweinen; Läden mit
Brod. Käs. Acpfeln. Nüssen; 'Läden mit
Kleidern, Wäsche. Winterpelzen; Trafiken
mit Memphi (Cigaretten) Und Trabukos.
Im Wirthshaus, das am Schloßplatz
steht, trug uns die Wirthin auf. trugen
un die Töchter auf. trugen uns die
Mägde auf, wir liefen selber zu dem
nächtigen' Steinherd der überwölbten,
dunstgcfülltm Küche, die mehr dem Labo
ratorium eine! Faustischen Alchimisten
glich wir ßen. lachten, tranken; Ga
lizienS zerstörte Dörfer Und verstörte Ar
muth. de! KrikgeS Noth ustd Große fielen
wie in Alpdruck von uns ab. Draußen
stand in der vornehmen Abgeschlossenheit
ine! englischen Rosenparkes das Barock
schloß des Grafen Alezander Andrassy. je
ein Löwenpaar aus grünpatinirter Bronze
auf den Mauerpfosten des kunstreich ge
schmiedeten ParkthoreS und im Mittel
durchgang des Kastells. Es Wurde gerade
sür das Armeekommando tn ihm Quartier
gemacht; Graf Andrassy selber sollte in
dem Meierhof daneben logiren, in dessen
Hof zwei zahme Störche , siolzirten. Es
ist ander gekommen: die hier stehende
Armee erhielt eine andere Verwendung,
und über die Karpathenpässe drangen die
ausgehungerten russischen Horden in das
Land, darinnen sie Milch und Honig wit
tern mochten und Tod und Gefangen
schaft fanden.
Am nächsten Morgen sioppte unser Zug
In Nagy Mihaly, das ztvanzig Kilometer
südlich von Homonna liegt Kriegszüge
fahren nicht expreß. Wir frühstückten auf
der Verpflegestation, die im Bahnhof ein
gerichtet ist: mit Schuppen voll Speck,
tbürme aus d Ferne den BiSmarckthür
men der deutschen Heimath nicht unähnlich
sehen, und suchen zum zweiten Mal alle
die kleinen jüdischen Städte heim, durch
die ich seit ykt Monaten, mit dem Kriegs
pressequartier der allein, beim Vormarsch
oder Rückzug so oft gekommen bin. AuS
geplünderte Ortsihaften, zerstörte Herren
sitze, gesprengt Brücken, verendet Pferde
und viele, viele frische Gräber kennzeichnen
die breite Straße, die der Krieg aenom
men hat. Flüchtlinge aus jener Gegend,
die unsere Quartierstadt Passiren und
mich wiedererkennfn, erzshlen mir man
cherlei darübet. Ein Bauer au einem
Dorf bei Brzozow. der mit krankem Fuß
über die Karpathen gehumpelt kam, be
richtete mir: Ein russische Reiterpa
trouille plünderte unser Dorf und brannte
siebzehn Häuser nieder. Einer der Kosa
ken packte meine Tochter em; als sie sich
Wehrte und ich ihr zu Hilfe eilte, schoß er
Mich in den Fuß undarf da Mädckien
in den Bach, der hinttt unserm Hause
fließt'. Ein Pfarrer auS Krosno er
zählte: Der russische Kommandant der
langte, daß für ihn in denselben Räumen
Quartier gemacht werde, in denen unsere
Generalität gewohnt habe. Ferner ver
langt er zehntausend Brode; als nur sie
bentausend geliefert Weiden konnten, er
legte er der Stadt eine Kontribution auf.
Den Soldaten war da! Plündern, den
Einwohnern die Abgab von Alkohol an
sie verboten. Aber obgleich einer der
Russen wegen Raube gehängt, in ande
rer mit 23 Knutenhieben bestraft wurde,
ließen sich die Tscherkessen hochgcwach
sen Burschen in schmucken xvthen, weißen
und hellgrauen Uniformen - uch hier
die beliebte Frage nach der Zeit odet nach
Wechselgeld nicht verdrießen. Sie zogen
dabei den Leuten znvorkommend Uhr und
Portemonnaie au der Tasche, vlllndertcg
die Uhrenhandlung radikil aus, tranken
in der Apotkke alles, waS ihnen trinkbar
schien, und bedrohten die Hausbewehner,
Porzellan umfaßt und konnte sie noch
eben rechtzeitig in Sicherheit bringen. Da
mal! zog der Feind durch Krosno aus
Jaslo zu und lich Dukla linkS liegen.
Heute hat der russische Koloß fein Hand
auch auf Dukla gelegt. Tie Rcichsstraße,
die nach dem Flußthal der Jasiolka zu mit
Weiden abgesteppt ist, zieht sich gut sun
dirt und streckenwcie schnurgerade durch
Hügelland und jüngere Waldbestände biS
zum Paß. dessen Grenzstein Galizien und
Ungarn scheidet. Nahebei liegt ei schö
nes. schloßähnlicheS Blockhcms mit Jagd
tvphäen am Rand de großen Wildpar
keS, der hier beginnt. Bon einer Berg
kuppe über Dukla auS fetzte unS unser
Oberst an der Hand der Karte die Ent
Wicklungsmöglichkeiten einer Schlacht auS
einander, die auf dem kupirten Gelände
vor uns zu denken war. Nun ist ei Wirk
lichkeit geworden dieser Kampf um Dukla
blutige Wirklichkeit inmitten dcS zer
stampften Schnees, der alle Hänge der
Karpathen deckt.
Leonhard Adelt.
Kricgsberichterstattet. ,
Schiboleth. Nach alttestamentark
sckm Muster macht ine Zuschrift an die
Daily Mail' den Vorschlag, Leute, di
im Verdacht sichen. Deutsche zu sein, durch
die Aussprach eines WortcS zu prüfen,
Ein der sicherste Proben, daß Einer in
Deutscher ist, ist die Aussprache bei Wor
tcs' .Squirrcl'. Jch habt lang in
Deutschland gelebt, aber nie habe ich einen
Deutschen getroffen, dek da Wort richtig
aubsprechen konnten Squorl', Squlirl",
Alles, nur nicht unser .Squirnl' mit dem,
MCi gerollten t." Wenn es auch sür den
Deutschen nicht leicht ist. die Mundfaul
hcit der Engländer nachzuahmen, fs dürste
doch jene Probe nicht in allen Fällen stich
haltig sein.