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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (Jan. 25, 1915)
HuMt Cmatja triljßne. Montag ben 25. Januar 1915. lÄ"., .1 G "-. utrr, s in Die GcsWtccillcrFmll. v! i öluman von p BT (22. Fortsetzung.) Endlich, endlich war'S über ilmben! An einem regnerischen JJrühfom netlna, Halle sie die Strafe angetre ten, ei:: sonntgfliuer Herbsttag brach te ihr die Erlösung. Kühl und träslig wehte es ihr entgegen, als sie hiniwsirat. In tiefen Zügen srg sie die frisch.. Luft ein und w.'idete sich an der langenlöehrien 'eude, ins Weite schauen zu diir tn. Die Wusltln strafften sich. ,uio ihre Seele jubelte: .Frei, frei! Alles schien dagegen angetan, daß fortan wirtlich Friede und Zufrie iicuheit bei ihr einkehren würde. iiuxi währte diese Täuschung! staunt war fch knarrende Pforte dcS grauen Gebäudes Hinter Marga zugefallen, kaum Hatte sie an NoIZs Stile dos Gesangnis verlassen da Heftete sich' schon jenes .Erwähne nicht", .Rühre sticht daran' an sie und ihn und 'machte sie beide be singen. wieder, wie an jenem Morgen im Sprechzimmer deS Gefängnisses, war ein kaum merkliches Zögern im Catz die Ursache, daß sie den Schatten zwischen sich erkannten. Wohin fahren wir?" wollte sie hurmlos wissen. Zur Bahn und mit dem nächsten ÄUg nach Ber.in. Dort kannst du ... dort habe ich vorläufig eine kleine Wohnung für uns gemietet". Gerade knapp halte er sich bcfon nen, hatte das häßliche: .Dort kannst du am besten untertauchen im Gewühl der Menschen, bis wir ganz fort icn nen". nicht ausgesprochen. Allein sie verstand auch so. Merk, würdig hellhörig war sie, seitdem sie bei ihm weilte, sie reagierte auf jeden Tonfall, auf jedes schnelle Einlenkcn. Sie wußte: das bedeuiet: nicht erm i'.ern, umschreiben, , vertuschen, das Vergangene mit Gewalt ausmerzen aus jedem Gegenwärtigen. Auf dem Bahnhof suchten sie in slinktiv den dunk'Zsten, abseits stehen den Tisch, schreckten gleichzeitig auf. wenn die Tut ging, und blickten sich scheu um. . Nur nicht gesehen werden, keine Bekannten treffen! Marga fühlte, daß !hn die Furcht, erkannt zu werden, völlig beherrschte und zerwühlte,- und sie zitierte -mit ihm, obwohl ihr ja die 2t dt aus der Umgegend fremd waren. Ihm wollte sie die Beschämung erspart :ri"en, mit ihr ... der Totschlägerin grausig stand die Bezeichnung mit einem Schlag vor ihr überrascht zu werden. Als der Zug einlief, Hastelen sie wie auf Verabredung nach dem Bahnsteig, dem Coupö erster Klasse zu, das vörsorglich auf seine Ver anlassung für sie reserviert worden war. Sie zwang sich zu denk'n: .Oh, das ist zartfühlend und so be sorgt von meinem Mann!" und kam dabei über das Mitleid mit ihm nicht hinweg: '-lim fürchterlich ist thm zumute, wie schämt er sich meiner, der arme, liebe Mensch! DaS Unglück wollte, daß sie in der Tat dicht vor dem Einsteigen auf zwei Gutsbesitzer. Nachbarn von We sternhagen, stießen. Durch die An- strengungen, die er machte, um mög lichst unbefangen vorbeizukommen, wurde sie auf die Herren aufmert sam. Diese sahen ostentativ gerade aus und schritten ohne Gruß vor über, während Rolf sich den An schein gab, die Lokomotive zu be trachien. Jede Farbe war Ihm aus dem Gesicht gewichen, und die Hände zuckten in nervöser Erregung. Sie mußte sich zusammennehmen, um nicht laut loszuweinen, so schreck lich war ihr. Die Glieder drohien ihr den Dünst zu versagen. Das merkte er nun wieder, und er erriet die Ursache, die dieser Schwa cheanfall hatte. Er bedauerte, ihr weh getan, ihre Selbstachtung der letzt zu haben, und suchte durch ver doppelte Fürsorge auszugleichen und gutzumachen. - - Diese übermäßige, unnatürliche Rücksicht schmerzte sie aber erst recht, zeigte ihr. aufs neue, daß sie abseits stand und daß nur seine. Güte te strebt war, sie das nicht empfinden zu lassen. So spielten sie dauernd Versteck, verzehrten sich in Unrast und wagten sich nicht offen auszufprechen. In Berlin, in ihrer bescheidenen, allerdings mehr für einen vorüberae henden Aufenthalt eingerichteten Be hausung wurde das besser. Sie fern den zeitweise, wenn sie allein waren, sogar einen normalen Ton zueinan der.' Sobald sie dagegen auf die Stra ße traten, sowie andere Personen in Sicht kommen konnten, die sie viel leicht von früher kannten, war ta nlie Leiden da. Schließlich war Marga nicht mehr zu bewegen, das f. . ... - !r ii rt. ... . r.r iaus gemeiiizam inii iym zu ceiiüj sen, trotzdem Rolf sie dauernd zu überreden suchte und ihr vorhielt, daß sie sich Luft und Licht gönnen Ys'rtW 'liiu T'ur UHIK I ! St w LlfreS Lorek. müsse, schon ihrer Gesundheit we gen. In dieser einen Beziehung blieb sie hartnäckig, obwohl sie M übrigen bestrebt war, alles zu der meiden, wcS nicht seinen Äsunschen entsprach. Ganz im Gegensatz zu einst schien sie nachgiebig, sanft und zartfühlend geworden zu sein. Daß sie sich fortsehnte, blieb selbstverständlich, und er hatte auch die feste Absicht, die Brücken hinter sich abzubrechen. UnauZgesetzt be mühte er sich, im Ausland eine zu sagende Tätigkeit zu finden, und man hatte ihm. in der Nähe von Melbourne, bereits günstige Ange:o te gemacht. Immerhin ließ sich der Äufbruch nicht kurzerhand bewerksiel ligen.", Westernhagen war bet dem gerade herrschenden Mangel an flüs sigem Geld schwieriger loszuschlagen, als er erwartet hatte, und anderer seits mußte ti , sehr vorsichtig ' sein, da sie zur Begründung einer neuen Existenz vollkommen auf den Erlös aus dem Gut angewiesen waren. Der -Kommerzienrat hatte sich wirklich, obwohl der Prozeß für Marga glimpflich abgelaufen war, von ihr und seinem Schwiegersohn losgesagt. Für 'hn, hatte er dem einst begehrten Eidam brutal durch seinen Sekretär schreiben lassen, war die Tochter tot. Marga selbst hatte ihren Vater nach der Verhandlung nicht wiedergesehen und auch nichts weiter von ihm geHort. Vielleicht' war das der empfind lichste Schlag von allen für Rolf. Es widerstrebte seiner vornehmen Ee sinnung weit mehr, aus der ihm durch derart tragische Umstände zu gefallenen Erbschaft seinen und Mar gas Unterhalt zu bestreiten. als es ihm peinlich gewesen wäre, selbst von diesem Schwiegervater eine Unter siützung annehmen zu müssen. Es kam, obgleich er energisch dagegen ankämpfte, nicht davon los, daß an dem Geld Blut - klebte, vergossen durch die Hand seiner eigenen Frau. Das , naate an ihm, beeinträchtigte seine Tatkraft und beschattete sein ganzes Wesen intensiver als selbst die ewige Furcht vor dem Wieder erwachen der Vergangenheit. Ob seine Frau die Lieblosigkeit ihres Vaters nicht empfand oder ob er ihr schon dermaßen fttmd ge,vor den. daß ihr nichts mehr an' ihm lag, konnte der Freiherr nicht fe,l stellen. Mit keiner Silbe erwähnte sie seiner, nie las er eine Frage, :ine Verwunderung, von jenem nichts zu boren, m ihren Mienen. Sie mochte wohl, bei vielem anderen war das ja ähnlich, nicht daran zu ruh ren wagen, Am wenigsten ahnte Rolf jedoch, daß Marga ihm gerade in bezug auf das Weskernhagener Geld durchaus nachfühlte. Sie wußte, wie er über diesen Punkt dachte, ohne daß je ein Wort darüber zwischen ihnen gefal len wäre, sie merkte, daß er ent schlössen war, gewaltsam einen Au3 weg zu finden. Von einer Reise auss, Gut und solche Fahrten machten sich han fig notwendig hatte er verfchie dene Anweisungen und Information nen für Schenkungsurkunden mitge bracht, an deren Rand er Notizen machte. Die Papiere lagen eines Tages, versehentlich herum gleich daraus hatte er sie sorg saltig ver steckt aber sie hatte nichtsdestowe niger gesehen, weil ihre Augen , für derlei gescharst waren, "und die Be dcutung dieser Notizen war ihr sofort Ein anderes Mal hatte sie ihn beim Schreiben von Offerten auf angebotene überseeische Stellungen überrascht.- Hastig waren die Briefe bet yrem Eintritt rn den , Schreib tisch geflogen; zugleich hatte er sie unfreundlich angefahren. . Natürlich empfand er diese Ungerechtigkeit im selben Moment als solche und wur de besonders freundlich zu ihr. Später brachte er ' ihr sogar Herr licht Nosen mit. , "" ;, . . Dankbar nahm sie die Blumen und erwähnte den Vorfall nicht weiter den Eindruck, den der Vorgang auf sie gemacht hatte, konnte Rolf im merkin nicht verwischen, der blieb und bestärkte sie in. ihrer Ueberzeu gung: Er kann von jenem Kapital, das er für Wesiernh:,gen bekommt, nicht mit mir leben, er will es fort geben, an eine Stiftung verschenken, will von Grund auf neu anfangen". ' Oh, er hatte, nur zü recht! War es denn überhaupt zu .begreifen, daß sie bisher nicht oran gedacht? Könn te, durfte, sie einen Bissen von dem Brot essen, das von den Einkünften aus Westernhagen gekauft wurde? Und eines ' TagcS halte sie sich denn auch so weit dürchgerungen. sich einzugestehen: Wenn ich nicht wäre, wenn Rolf sich von mir losgesagt hätte, könnte er getrost die ihm u gefallene Erbschaft behalten und mit gutem Gewissen auf der liebgeworde nen Scholle sein Dasetii beschlie ßen." Ihn traf ja keine Schuld. Sie stand ihm also im Wege, zum Tank dafür, daß er sie wieder zu sich kmporg?zsgtn. Nicht genug an dem seelischen Zwiespalt, sich mit ihr vor der Welt rerbergen zu müssen, nicht genug an der Qual, nichts ffen und ehrlich auksprechen zu dürfen, in ewiger Angst, daS Geschehen herauszude schwören. Entbehrungen harrten seiner, tin schweres Ringen um die Existenz, ein Anfang, ganz ohne festen Unter gründ unter den Füßen. Wenn'i glückte gut! Wenn's aber nicht gluckle. wenn er, den sie schon einmal aus dem Boden, in dem er wurzelte, heraus gerissen, nicht mehr die Kraft hatte, sich durchzusetzen? Wofür? Welches Aequivalent ' konnte sie ihm für alles, was sie über ihn brachte, bieten? Ein Herz, das siech geworden on der Erkenntnis, ein großes, reines Glück nicht gewürdigt zu haben! Ein Gemüt, daS verbittert war! Wahrlich, rein gar nichts kon,üe le ihm geben und er soll! ihr o unendlich viel opfern! War es nicht besser für ihn. sie störte seine Kreise nicht mehr, damit auss neue Ruhe , in ihm werden konnte, nun nachdem er Herr auf der eigenen Scholle geworden war?! Ziemlich unvermittelt war diese Einsicht gekommen weisen wollte sie jedoch nicht wieder, nistete sich bei ihr ein und hielt sie gesim gen. . - Gewiß. Rolf liebte sie! Vielleicht würde sie ihm vorläufig fehlen. l Wahrscheinlich mußte sie ihm sog undankbar erscheinen, wenn sie ihn befreite, obwohl sie dabei lediglich an ihn dachte. Doch was wollte das bedeuten! Bressen hatte gesagt: Wahre Lie be ist nicht egoistisch, die will daS Glück des anderen.' Dem Sinn nach hatte es wenigstens so ähnlich ge lautet! Mochte Rolf immerhin falsch auS legen, was sie ta:, desto leichter würde er sie verschmerzen, um so schneller würde er ins richtige Gle's kommen.. Besser für ihn dieses ra jche schmerzliche En.de als das dau ernde Wiß(hagen ohne Ende. Ein Entschluß reifte in ihr und drängte zur Ausführung. Rolf war wieder in aller Fr!:he nach Westernhagen gefahren. Mc.r za lag im Bette und täuschte ihm vor, fest zu schlafen. In Wirklich keit war sie schcn lange wach und lauschte fieberhaft auf jede seiner Be wegungen. Sie hörte ihn in der Wohnstube sich reisefertig machen, verfolgte ze den femer Schritte, zedes Geräusch Jetzt schloß er den kleinen Handkos fer, kramte eilig in einer Schubl,.de und zetzi gmg er! Die Tür klappte - ti wurde ganz still. Lautlos! Nun hatten sie ihn zum letzten Male gesehen, nie wieder, nie mehr! Zu Enoe! Eine Weile blieb sie liegen, ohne sich zu rühren! Im Stockwerk über ihr schlug eine Uhr an, in tiefen, reinen Tömn. Ach! Uhr! Der Zug setzte sich in oiesem Augenblicks sicher m Bewe gung!, Es war Zeit! . Frau vom Thal klingelte dem Madchen und schickte Marie mit et ner Besorgung nach dem entgeqenge setzten Ende der Stadt. Dann stand sie langsam, mit müden Bewegungen aus und kleidete sich an. Nachlässig und gleichgültig gegen ihr Aeußeres Auf Fußspitzen, als fürchte sie, einen Schwerkranken aufzuschrecken ober gar einen teuren Toten im ewigen Schlummer zu stören, schlich sie ins Nebenzimmer, wo ihr Schreibtisch stand. Sie raffte ihren : gesamten Schmuck zusammen, warf einen Mantel über und schickte sich . an, das Haus zu verlassen. Plötzlich blieb sie stehen. Zu dumm, sie hcitte ganz vergessen, daß sie eme Legltt mation bei sich haben mußte. Sie kehrte um und suchte.' Dabei mußte sie aber denken: , Woher ist es nur möglich, daß ich m diesem verständlich! , Augenblick solche Nichtigkeiten beach te, nichts von diesen Nebensachlichkei ten vergesse? Warum packt mich nicht der Wahnsinn? Wie kann ich nur so ruhig und planmäßig han dein?" Nach vielem Uniherkramen halte sie eine alte Steuerquittung gefun den, die sie zu' . sich steckte. Schnell huschte sie wie ein Dieb aus der Wohnung, die Treppe hinunter, die Straßcit . entlang ' bis zum nächsten Lcihamt. Dort breitete sie ihre, gnn zen' - glitzernden Habseligkeiten us und nahm, ohne zu überlegen und zu zählen, soviel man ihr bot. Für das . eme wurde das reichen - und. das andere war ja furchlöar gleichgültig! . (Fortsetzung folgt.) ' Ein I a m m t r. .Aber, Frauchen, der Hut steht Dir gar nicht." .Und sitzen tut er, mir erst recht nickt!" Ave Imperator; morituri te salutant! Xion Tormhea Eocbclkk Ein reizendes Landhäuöchen, ein iLMinerlicher Garlen, eine grünum sponnene Laube, in der wir beim frühstück saßen und wir sprach? vom blutigen Nrieg. Selbstve? ländlich, wie jetzt alles vom jtriege spricht. Mein Gegenüber, bei dem ich zu Gaste war. konnte auch recht gt vom Kriege sprechen. Er sah selbst wie der leibhastige NriegSdämon aus. Ein mit gelbem Leder überzog'. ner Totenschädel. daö ganze Gesicht kreuz und quer von Narben durchzo gen, in die man den Finger legen Zonnte. in jeder Backe noch eftra ein liefeS Loch, das linke Auge aus Glas, das rechte Ohr weg. die Nasenspitze desgleichen, und oben im Kopse eine silberne Platte. Und am ganzen übri cen Norper soll er ähnlich aussehen :i(Ut dem Kragen am Halse fängt es schon an, und am rechten Handge lenk geht eine schreckliche Narbe in he Manschette hinein. So haben ihn die Flammcnschwer' ter und Krise, die Pfeile, Keulen und Kugeln der malaiischen Atschine sen zugerichtet! Er. war ein deutscher Jüngling ge Wesen, der beinahe studiert hätte, aber sto und wie, danach zu fragen habe ich keine Ursache holländischen Werbern in die Hände gefallen war. Als Frcmdenlegionär kam er nach Batavia, als gemeiner Soldat. Er bekam noch vor Ablauf seiner suns jährigenDienstzeit die Leutnantsepau leiten, wurde Hauptmann und erhält jetzt eine Pension als Major, die er in meiner Nachbarschaft mit Ruhe verzehrt. Freilich, wie er sich das alles ver dient hat, daS ist außerordentlich! Ja, der kann etwas erzählen oder könnte es wenigstens. Er tut es aber nicht. Seine Narben sind ge- sprachiger. Er selbst erzahlt hoch stens humoristische Begebenheiten aus der Garnison. Er hat nicht umsonst so schnelle Karriere gemacht. Er muß ein t:,rchtbarer Draufgänger -, :-".':n sein. Seine Gattin, eine l, r t . r? V n . i . . ivrciii, oie er um ais euinaru , Deutichland herübergeholt hatte, sag- te mir einmal, daß ihn die Atschine- sen nur den blutigen Tiger von Ba lavia" nannten. Ich kann nichts da von merken. Eine Seele von einem Menschen, der eine Leiier anlegt iind hinausklettert, um einen Schmet terling zu befreien, der sich im Fen sternetz verstrickt hat. , Wir sprechen vom Krieg. Aber nur von Rußland und Frankreich. England bleibt selbstverständlich neu tral. Auch hierüber haben wir schon gesprochen. Da kommt die Morgenzeitung. Der holländische Major, der aber wieder ein ganzer Deutscher geworden ist, nimmt sie, und tauin hat er einen Blick darauf geworfen, fo springt er auf, breitet die Arme aus, blickt m die Hohe . England hat uns den Krieg er klärt! Ave imperator; morituri .te salutant! Wehe, wehe, wehe, Eng land hat uns den Krieg erklärt!" Und er läuft hinaus, bleibt im Garten wieder so stehen und ruft nochmals zum Himmel empor : Ave imperator; morituri tesalu tant!" ' Was sollte das? Heil Kaiser dir; die dem Tode Geweihten begrüßen dich! So riefen die römischen Gladia toren, wenn sie parademäßig in die Arena einzogen und vor dem Im perator grüßend die Schwerter senk ren, um sich dann gegenseitig abzu- schlachten für den Nervenkitzel des Publikums. Ich denke manchmal daran, daß dieser Ruf auch jetzt noch angebracht wäre. Aber für einen edleren, Herr licher Zweck: Wenn die deutschen Truppen an ihrem Maiser vorbei in die Schlacht ziehen, wenn er über das Schlachtfeld reitet, wenn er durch die Lazarette geht. Aber dieser Ruf, weil uns Eng land, den Krieg erklärt hat? Denkt der etwa, jetzt sei Deutschland v:r loren? Schnickschnack! , Er kam zurück, immer noch furcht bar aufgeregt. Wissen Sie. was das heißt, wenn England uns den Krieg er klärt? Was es bedeutet, wenn Eng lands Macht zu Lande und zu Was ser durch einen europäischen Krieg engagiert ist? Wenn es die Kontrolle über seme Kolonien verliert? Wenn die schwarzen und braunen und gel len 5kerls in Afrika und Indien und China erfahren, daß England hier : oben festgenagelt ist? ' Wissen Sie, was das bedeutet?' Dann kön- nen einige hunderttausend Europäer mit ihren letzten Patronelr ihre Frau en und Töchter erschießen, Ave im perator; morituri te salütant!" Er beruhigte ich; er erzählte mir etwas. . ?kck! babe eini sckiwören und ssaar mein Ehrenwort als Offizier abge len müssen, von dem, was ich Jh nen jetzt erzähle, nicht zu sprechen, il als mein tiessle Geheimnis zu bewahren. Wenn ich es nun dennoch tue. so glauben Sie mir wohl, daß ich es ckt darf. Ich bin meines Schiou res entbunden. Die Sache ist ietz! öffentlich bekannt, wenn auch fV,r wenige Menschen davon gehört r.a ten mögen. Also Sie können es meinetwegen ruhig weitere.'zahlen. Ich hatte nach dem Sturme auf Rjauiunsa, den .ch als letzter lli.ler offizier angeführt hatte, die Leu! nantsepnuleiten bekommen, und dinn. nach zwei Monaten, als man mich wiegn richtig zlifammengeslickt h.ttc. erhielt ich einen hilbjähria.-n Urlaub, Ich verbrachte ihn meist in r.i ': ner Heimat, in Deutschland, wo ich mich ruhig sehen lassen lonnle, denn wegen eines Armbruchs war ich sei nerzeit für dienstuntauglich erklärt worden. : Da lernte ich ein Mädchen ken nen, erhielt aus dem Haög die '!: laubnis zum Heinten, tat es an Ort und Stelle im Kreise meiner und ih rer Berwandten. ' Dn Urlaub lief ab; nun mußte ich natürlich ent noch einmal nach dem Haag, ehe ,ch wieder nach Brta via ging und von da aus zweisellos wieder ins Innere von Sumatra hinein in irgendein weltberlnss,'nes Fort in der Wildnis. Daß meine 5lsbe!h mich begleitete, auch in die Wildnis, das war schon ausge- machte Sache. Sie kernen doch meine Frau. Und ich war mit den malaiischen Schuftci aoch immer fer t'.ggewcrden. Vorläufig aber waren wir erst im Haag. Es herrscht unter den hollän öischen Offizieren eine prächtige Ka meradschaft, d7.s muß man ihnen lassen. Meine Frau war Gouver nante gewesen, aber sie wurde von den anderen Offiziersdamen, und darunter gar manch altadliger Name, deswegen nicht über die Achsel ange sehen. Der neue Truppentransport war zusammengestellt; in einigen Tagen ging es ab. Meine endgültige Be stimmung erhielt ich erst in Batavia. Sie nehmen Ihre Gattin mit?" fragte mich eines Morgens Oberst 1. Jawohl." Und da machte ich nicht etwa eine Ausnahme. Fast alle ver heirateten Offiziere wurden von ih ren Frauen und noch nicht felbstän digen Kindern begleitet. Das Kom mando nach Holländisch Indien währt mindestens drei Jahre, ehe man wieder einmal Urlaub bekommt, nd Indien ist doch nun einmal die große Garnison Hollands. Im Hei- matlande steht doch nur wenig Mili tär. So!. ,ige es jemand aushält, kommt er wieder in die Kolonien, und da hat uum ja sonst gar nichts von seiner Familie. Für die Mitnahme erhält man auch hohe Zulagen; man kann dabei sogar noch verdienen. Sie kommen heute abend doch ins Kasino?" fragte der Oberst. Ich kam. Nach der Abendtafel nahm mich Oberst der selbst nicht mitging er war Regimentskom mandeur im Haag in ein entle genes Zimmer. Sie dürfen Ihre Gemahlin nicht nehmen". Wie? Weshalb denn nicht!?" Nur unter gewissen Bedingun gen." Was für Bedingungen?" Daß Sie einer der Unseligen werden. Ken nen Sie dies Zeichen?" Und der Oberst zog seinen Was fenrock aus und krempelte' den rech ten Hemdsärmel auf, und da aller ungs wußte ich schon, was ich zu se hen bekommen würde. Ich hatte schon wiederholt bei ver . . endeten Offizieren bemerkt, daß sie ,,och oben am rechten Oberarm, fast an der Schulter, fünf Buchstaben trugen, offenbar eingebrannt Nicht jeder hatte diesen Feucrstempel, aber die meisten. ' Das war ja unter den Soldaten und auch sonst bekannt genug. Es fingen über dieses Zeichen die wun derlichsien Gerüchte. Man sprach von einem Geheimbunde unter den Ossi zieren, der eigentlich gar nicht erlauvt, aber doch von : Ihrer Majestät der Königin sanktioniert sei. In diesem al!e machte das Gerücht eine Art Freimaurerloge : daraus, in der die geheimnisvollsten Dinge getrieben würden. . Ich hatte, als ich Leutnant gewor den, einmal einen Kameraden gefragt, bei dem ich die fünf Buchstaben an der Schulter gesehen, und er hatte mir höflich, aber auch sehr kurz be leutet, daß es sich um einen Ossi ziersbund handle, in den niemand von selbst eintreten könne, zu dem man nur aufgefordert werden könne. Ich solle nur abwarten, an mich würde auch schon einmal , die Frage gestellt werden, ob ich Mitglied wer den wolle. Jetzt also war dieser Zeitpunkt ,da. Geben Sie mir Ihr Ehrenwort, zu keinem Menschen davon zu spre chen, was ich Ihnen jetzt offenbare". Ich gab mein Ehrenwort. Es ist indes durch weitere Veröffentlichung der Sache hinfällig geworden. Diese fünf Buchstaben bedeuten: Ave imperator; morituri te salutant. Wissen Sie, was das heißt?" Ich alter. .Lateiner wußte es, un! lanntk auch sonst die Bedeutunz in bezug aus die römischen Gladiatoren spiele. Aus diesen fünf Anfangs buchstaben diesen Gruß zu machen, daran hatte ich freilich noch nicht gcvaal. ES ist die Formel, unker we'cher oie nicderianoiichen Osssziere einen Bund geschlossen haben, und keiner ?ars Frau und 5.inder mit in die Ko lonien nehmen, der diesem Bunde nicht bcigctrctcn ist. Die Erlaubnis wird ihm vom Oberkommando verweigert, ohne daß der Grund veröffentlicht wird, ja ohne daß das Obertomman oo hierzu eigentlich eine Befugnis hat. ES ist eine vollständig interne Offiziersangelegcnheit. Was unser Bund bezweckt?" Angenommen, eine Festung wird von feindlichen Eingeborenen bela gert, bestürmt. Oder Revolution der eingeborenen Bevölkerung in einer Garnison, in einer Stadt. Wir haben Uns verbarrikadiert, kämpfen um un serer und unserer Frauen und Kin der Leben. Alle? ist verloren. Nicht immer hat man das Recht, sich frei willig unter einem Trümmerhaufen begraben zu lassen, es ist auch nicht immer möglich. Oder wegen ande rer muß man zuletzt doch kavitulie- ren. Da haben die Offiziere, die un serrn Bunde angehören, die heilige Verpflichtung, alle -Frauen und er wachsenen Töchter und Kinder ihrer Kameraden, die ebenfalls dem Bunde beigetreten sind, vorher mit eigener Hand zu töten, niederzuschießen, manchmal hat dies auch der letzte Of sizier zu besorgen, der noch am Le den i t. unter der heiligen Formel: Ave imperator; morituri te salutant! Und welcher Offizier diesem unse- rem Bunde ,nicht beitritt. dessen Frau und Familie kommt nicht mit in die Kolonien!" So hatte der Oberst zu mir aesvro chen. Ich bin dem Bunde beigetre ten. noch an demselben Abend er folgte unter feierlichen Zeremonien meine Ausnahme: auch mir wurden die fünf Buchstaben in die rechte Schulter eingebrannt, langsam, einer nach dem anderen, und da ich die Prozedur ohne Wimperzucken ertrug, gehörte ich mit zu den Vollstrek tern", über welche Intimitäten ich aber hier nicht weiter sprechen darf." Ich hatte genug vernommen, und ich dachte an Englands Kriegserklä rung und daran, daß ähnliche Fälle, wie die hier von dem deutsch hol ländischen Major geschilderten, emtre- ten können, wenn England durch ei nen. europäischen Krieg engagiert ist, wenn es aus seinen Kolonien seine regulären Soldaten auf den Kriegs schauplatz nach Europa abführt und vollends nicht mehr fähig ist, bei ei nem Aufstande der Eingeborenen Truppen hinzuschicken. Ich meine die Eingeborenen, die Chinesen. Malaien, Neger, wenn die von einer Niederlage Englands hören, oder nur, daß die englische Macht gebunden ist. Mei ner Ansicht nach bereiten sich in In dien, Egypten usw. die entsetzlichsten Katastrophen vor. Tie russische Kaiserfamilie. Mehrere Mitglieder derselben am Kriege beteiligt. 1 ; Ueber die Beteiliauna von Mit- gliedern der Zarenfamilie am Kriege aeaen Deutschland und Oesterreich wird folgende Uebersicht veröffentlicht: .Der einzige Bruder des 5Zaren. der Großfüist Michael Alezandro witch, ist als Oberst dem Großen Ge ncralstabe attuchiert. Unter der Nachkommenschaft Alexanders 11. findet man den Großfürsten Kyrill, einen Schwager des neuen Königs von Rumän'.en, als Schiffskapitän, den Großfürsten Boris, der zur Be- atzung von Port Arthur gehörte, als Oberst, und den Gronfürsten Andre- as, der gleichfalls den Feldzug in rer Mandschurei mitgemacht hat. als Artillerie-Obcrst. Alle drei sinb Söhne des verstorbenen Großfürsten Wladimir und der Marie von Meck- knburg. Der Grosisiirst Vnul. der einzia überlebende Bruder Alezanders 111., ist General der Kavallerie; er ist überaus sehr bekannt in Frankreich, wo er jedes Jahr mehrere Monate zubringt: sein Sobn. der Grokkürst Dimitri, ist Offizier bei der Garde. Von der Nachkommenschaft des Zaren Nik.aus,I. hat Großfürst Eonftantin. General der 5knslillterie und Inspekteur der Kriegsschule, ver- heiratet , mit emcr Prinzessin von Sachsen-Alt-'nburg, fünf Söhne als Offiziere beim Heere, von denen der älteste der Schwiegersohn des KL nigs von Serbien Der dritte, Oleg. hat vor kurzem den Hel dentod erlitten: sein Bruder Dimitri Constantinotvitch ist Generalleutnant und inspizierte vor dem Kriege die Remontedepots. , Dann sind zu erwähnen die Groß Fürsten Nikolaus Nikolaijewitsch als Generalissimus und Peter Nikolaije witch als. Generalleutnant, beides Söhne des berühmten Großfürsten Nikolaus und Verwandte der lö niglichen Familie in' Montenegro; tüznesztlq die Kinder des IM in EgnneS verstorbenen Großfürsten Unsere Schliillilichr-Vsscltc NachiklcSdimg für Kinder. ?,'. iUQ, Tie Nachiklcidimg für unUit Klclm soll so aZksertiqt si!. d'ifz sie In l d'k Vkzikhung d:k ltind vn Kopf z kZiisa dor dcm Bloblicn kwa?,rt. Ein fthr praktischc' 'uslrr ist in dics-r AbUldniig Steigt und wird manchrr Mutter einen guten Üüinl gt bett, wie ein Nazj,in,g deschctff'n seilt wiisi. Xct Anzg ist In einem Q.IM ßfar&cikl mit SHiiJtnsljfuft und angclitiWkii Huschcn. Tie Bein lüttgkt, schlikbcn am Fubgclcnk mit einem rfn rvK ti l l fr A fhM Vi' notiv 1 r ijrg ( JL, ( w Vummiziig ab. Für ganz kleine Kinder näht man sie in Form eines Strumpf chenö zusammen. Das kleine Brusttäsch . chen dient zur Aufnahme eine! Tüchel chenS. Zweierlei Halsabschluß ist hier im Muster vorgesehen und ebenso zweierlei Formen für Acrmel, lang oder kurz, die entweder mit einem Bündchen oder nur mit Steppnaht, in Ellcnbogenläng?, ab gefertigt werden. Von Stoffen sind Fla nell und Jlanclette, weiß oder bunt am geeignetsten. Musl!n und Camöric geben leichte Nachtllcidung und sind zur Her stellung dieses Musters, d.i in 8 Eroszen, 210 Jahr erhältlich ist, 3 JardS Stoff nöthig. . '" VestellungsaMetsung. Diese Muster werden an irgend eine Adresse gege Einsendung des Preises geschickt. Man gebe Nummer und Große und die volle Adresse deutlich geschrieben an nd schicke den Coupon nebst 10 Cents für jede? bestellte Muster an das OmadiaTribirn Pattern Dept 1311 Howard Bt, 3 ? tt . - ! !! m ? Z 1 ü 5 r; I I bi t ti a c Js 8 5 U - - I &i 4 Li 3 & !S s ' -2 " S? : O 5 g : n JJ3 , K : S e K Michael: nämlich der Großfürst Ni koiaus , Michailowitch, General , der Infanterie, bekannt als' Geschichts lchrciber; der Großfürst .Michael, Oberst; der Großfürst Georg Michai lowitch, Generalleutnant, Schwager des Königs von Griechenland; der Großfürst Alexander, Vizeadmiral, Schwager des Zaren, und der Groß fürst Sergius, Generalleutnant und , Gcneralinspekleil? der Artillerie. Ferner sind higher noch zu rechnen einige deutsche Prinzen, die sich in Rußland naturalisieren ließen und mit der Zarenfamilie verwandt sind: die Herzöge Alezander von Olden : bürg, General der Infanterie, und Peter von Oldenburg, Generalmajor, sowie der Herzog Karl Michael von Mecklenburg-Sielitz, Generalleut n.int der Artillerie. Endlich sind noch die Nachkommen von Eugen Bcau harnais, dem Aöoptivsohn Napoleons I. zu nennen, nämiich die Prinzen Ncmanowski und die Herzoge von Leuchtenberg, von denen Nikolaus und Georg als Obersten und Flügel udjutantcn des Zaren am Fcldzuge teilnehmen. ' I a so. Warum nennen Sie . denn den alten Amtmann immer Ae wnaute, ist er Luftschiffer?", I Gott bewahre! Aber er geht im mer gleich in die Höh'!" "- Ihr Ideal. Junges Fräu lein: Ach, wenn man doch eine Hoch zertsreise in stetem Mondschein ma chen könnte!" Ehe Meteorologie. Mädchen: Jessas, Jessas, die Milch ist sauer da hatt's gewiß wieder die letzte Nacht bei den Herrschaften ein .heiliges. Tonnerwetter gca.eben!'- f