Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, January 23, 1915, Image 3

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    Tägliche Cm?) Irltuti
Alls den Kämpfen an der Wer.
Feldpostbrief eines berliner Schulrektors. Auf Patrouille
am lstrkanal. Line Ucberbrttckung des Kanals im llugel.
regen. Neldcttleisttlngen unter Entbehrungen und Strapazen.
tit zwei Tagen haltt unsere TI
Jh bisivn den 'Mkanol llberschrit
SLß if ii ub den öeinb aus die Visen,
fcslljn'Uiiüe Tirmuiden Ricu
po.i, zurückgedrängt, v alt nun fcstzu
stellen, welche Stellungen der Feind vor
und an der isenbahnslttcke eingenommen
halte. Diese Ausgabe siel unserer 8.
Comxognie zu. Wir lagen cva zwei
Kilometer vom Kanal eiiternt am Stand
einer Wiese, die durch eine dichte Hecke von
einem vorliegenden Niidenscld abgeschlos'
en war. G.y'ät Abend kroch Plötzlich un
er Compogniesuhrer au seinem Unter
stand hervor und rief: Nreiwlllige zu
einer Vatrouillc vor!" 0 ott meldeten
sich drei X!eute, zu denen ich auch gehörte.
Schnell ein Gewicht zur Hand und nun
vorwärts. Der Mond schien so hell, daß
wir weithin da! Gelände Überblicken
konnten. Kaum hatten wir unter' ftiih
rung de Leutnant 5 Meter zurückgc
lea. ali Wir von der regten Fflanke her
von einer starken feindlichen Patrouille
heftig beschossen wurden. Im Nu war
scn wir uns zur Erde und schlangelten
uns wie Ncgenwiirmer durch die nassen
Jiübenblüttcr bis zu einem Weidengcbüsch,
Tie Feinde muhten uns au dem Auge
' verloren haben oder selbst wohl zurückge
gangen sein, denn wir gelangten ohne
Feuer bis zu einem Bauerngehöft, daS von
einer Patrouille des X. Regiments besetzt
war. Eine Ctube des Wohnhauses war
mit sechl Verwundeten belegt, die zum
Theil schwere Verwundungen hatten und
seit zwei Tagen ohne Hülfe waren. Nran
kenträgcr konnten nicht heran, denn den
Feinden ist nichts heilig. Sie beschießen
da Nöthe Kreuz wie jeden Anderen. Ta
uns die Patrouille iibcr die Gefcchtslage
genügend Auskunft geben konnte, hielt der
Leutnant unsere Aufgabe zunächst für er
ledigt, und wir machten uns nun daran,
die Tchwerverwundeten sortzuschaffcn.
Einen nach dem anderen trugen wir auf
den schnell aus den Angeln gehobenen
Fensterläden zu unserer Compagnie zu
rück. Von dort aus übernahmen unsere
Krankenträger den weiteren Transport
zur Verbandstcllc.
Am nächsten Morgen erhielten wir drei
Kameraden den Befehls die Angaben der
Patrouille ach.npriifen und ganz genaue
Erkundungen iibcr die Stellung unserer
Truppen in der vorderen Linie, insbcson
dere über die Stellung des Gegners, ein-
zuholen. Also los! Bis zu dem Gehöft
kamen wir ganz gut, wenn auch die 5lu
gellt zeitweise nahe pfiffen. Wir wandten
im? jetzt b,i!blin!s und trafen bald einen
Cchühengraben, der vom S. Regiment be
setzt war. In voller Teckung passirten wir
diesen Graden, um unsere Erkundung auf
dem links vor uns liegenden Gelände fort
zusetzen. Sobald wir aber den Schützen
graben der 3s er verließen, empfing uns hef
tiges Feucr. Kriechend, rutschend, wieder
'mal rennend, jeden Baum, jeden Strauch
als Teekung benutzend, erreichten wir nach
zwanzig Mimien einen anderen Schützen
graben. Wir schössen wie die Windhunde
in den Graben hinein und holten 'mal erst
recht tief Athem. Tann meldeten wir uns
bei dem nächsten Offizier, der uns gern
alle gkwünfäte Auskunft gab und uns
insbesondere seine Beobachtungen über die
Stellung des Gegners mittheilte.
, Nach kurzer Ruhepause ging's auf 0J.
zu. Jetzt kam der gefährlichste Theil un
serer Patrouille. Wir hatten kaum den
gastlichen Schützengraben verlassen, als
der Gegner uns erspähte und eine wilde
Jagd auf uns veranstaltete. Hei, wie sau,
stcn uns die blauen Bohnen um die Oh
ren! Im rasenden Laus erreichten wir
endlich halb fertiggestellte Schützengräben,
die uns nothdürstig deckten Wir krochen
auf allen Vieren den Graben entlang. Ich
steckte am Ende des Grabens den Kopf
neugierig heraus, um nach den feinden
Umschau zu halten. Meinen Wissens
drang beantworteten sie sofort mit neuen
Schüssen, so daß ich schleunigst die Nase
zurü'zog. Was nun? Hinüber zum
Torf mußten wir auf jeden Fall. Ta
hmtn wir auf einen listigen Einfall.
Meine beiden Kameraden krochen zum An
fang des Grabens zurück, steckten die
Helme auf ihre Gewehre und hoben sie
langsam soweit hoch, dafz der Feind sie
sehen konnte. Er mußte wohl der Mei
nung sein, daß wir den Rückweg antreten
wollten, denn plötzlich richtete er ein wahn
sinniges Feuer dorthin. Diesen Augen
b' ' benutzte ich, um in eiligem Lauf den
' liegenden Schützengraben zu errei
ch.m. Unsere List war gelungen, unge,
fährdct kam ich hin. Ich kroch weiter und
konnte mich vom Ende des Grabens aus
mit den Kameraden,' die das, Torf besetzt
hielten, durch Zuruf verständigen. Es
waren Jäger, die dort die Ucbermacht des
ycmvcs in cuacy menen. ch ronnre
noch feststellen, daß der Feind an diesem
Punkt vor dem Eiscnbahndamm drei
Schützengräben angelegt hatte. Die Jä
gcr zeigten mir einen natürlichen Wiesen
graben,, der im Bogen etwa zu der Stelle
zurückführte, wo meine beiden Kameraden
meiner Harrten. In Abständen von " 20
i schritt liefen wir nach rechts einem
uct)0. zu. Das heftige Feuer fügte uns
zwar keinen Schaden zu; aber wir muß
tcn doch eine kleine Pause machen, um wie
der 'mal Athem zu schöpfen. So betraten
wir das Gehöft. O Gott, wie sah es dort
aus! Todte Belgier und Franzosen lagen
hiusenwcise umher; sie mußten hier furcht
",i unter unserem Feuer gelitten haben,
'in unseren Kameraden fanden wir nur
c, die dort den Heldentod gestorben rek
', In dem Hause lagen fünf Verwun-
die uns bei unserem Eintritt him
- hoch baten, sie doch mitzunehmen. Das
;nten wir natürlich nicht, denn wir hat
, ja unsere Aufgabe noch nicht erfüllt,
bei wir, versprachen auf Kameradenwort,
, ci Eintritt der Dunkelheit die Kranken
irriger z, schicken. Ich will gleich erwäh
i,en, daß wir unser Wort gelitten haben.
Alle Fünf sind am Abend zur Verband
stelle gebracht worden, und nie werde ich
die heißen Tanktkworte vergessen, mit
denen sie un überschütteten.
Durch eine Hinterthüre verließen wir
die Trllmmersläite und wandten un nach
recht, um dort zu beobachten. Aon un
scren Truppen sollte dort da I. Bataillon
unsere Regiment liegen. Wir fanden
aber sänimtliche Gräben verlassen, weil,
wie sich nachher herausstellte, dieser Ge
skchtsabschnitt geräumt werden sollte. Uni
die Stellung des Feinde auf diesem Flll
gel zu erkunden, mußten wir ein fünf HJie
ter breites Fließ, da sich westwärts vom
')scrkanal abzweigte, iibcischreiten. Räch
einigem Suchen fanden wir einen schma
len Steg, den wir zum Uebergang benutz
ten.. Hier wurden wir vom feindliche
Feuer wenig belästigt, denn alle Schützen
gräben, die sich zwischen dem Fließ und
der Eisenbahnlinie befanden, hatte der
Gegner durch bis aufgestaute Wasser de
scrkanals dolllaufen lassen. Das war
auch der Grund, wehalb sich unsere Trup
pcn dort zurückgezogen halten. Aber der
Feind halte sich sein eigene Grab gegra
ben; es war ihm ja nun auch unmöglich,
an dieser Stelle uns anzugreifen.
Für meine Patrouille erwuchs jetzt die
Aufgabe, festzustellen, wie weit das Ueber
schwemmungögediet sich erstreckte. Also
los! Richtung: Eisenbahndamm! Als
nächstes Ziel wählten wir uns ein große
rcs Bauerngut, etwa 800 Meter von uns
entfernt. Wir Ivateten knietief im Wasser,
hüpften, sprangen, krochen. Dabei beob
achteten wir von Zeit zu Zeit scharf das
Gehöft, ob es vielleicht vom Feinde besetzt
sei. Nichts aber rührte sich dort. Näher
und näher schlichen wir heran. Ta gab's
einen unfreiwilligen Aufenthalt. Ein
feindlicher Flieger surrte über uns weg,
der von unserer Artillerie mit Schrapnells
tüchtig beschossen wurde. . Die Spreng
stücke der Geschosse flogen uns um die
Ohren, so daß wir eiligst am großen, ei
seinen Gitterthore des weiten Hofcö Deck
ung suchten. Und das war unser' Glück!
Denn plötzlich knatterte es vom Haus auf
uns los. Das Gehöft war von einer feind-
lichen Patrouille besetzt. Jedenfalls glaub
ten die Kerls, wir wollten umkehren, und
sie wollten doch nicht versäumen, uns noch
zu begrüßen. Am liebsten wären wir ja
den guten Leutchen zu Leibe gegangen;
aber es war ein Ding der Unmöglichkeit,
der aus sicherer Deckung feuernden, an
scheinend viel stärkeren Patrouille beizu
kommen. Darum zurück! Wieder übten
lint unsere Glieder in der Ausbildung zum
Schlangenmenschen und erreichten bald
ohne Schaden das Ackerfeld, auf dem
große Tunghaufcn lagen. ' Es war nun
nicht gerade sehr angenehm, mit der Nase
die Wohlgerüche der Hügel aufzunehmen ;
aber die Vorsicht gebot' uns, von einem
zum anderen Haufen zu kriechen, bis wir
der Patrouille außer Sehweite gekommen
waren. Ta erst konnten wir uns aufrich
ten, und wenn auch noch einzelne Geschosse
uns umschwirrten, so erreichten wir doch
unbehindert unsere Compagnie. Ich er,
stattete unserem Compagniefühler Mel
dung, legte die Skizze vor, die ich über die
Loge der feindlichen Schützengräben sowie
der unseligen schnell angefertigt hatte, und
wurde sodann zum Bataillonskomman
dankn geschickt. Als ich auch dem meine
Meldung llberbracht hatte, reichte er mir
die Hand und sagte uns Dreien ein
freundliches Wort der Anerkennung.
'Zlcöerörückiung des jcx
Kanals im Kugelregen.
H., 2G. November.
Immer noch liegen wir hier im Quar
tier, nun schon neun Tage, und wir haben
uns schon wieder ganz, gut erholt. Kochen
müssen wir jetzt selbst, das ist auch ganz
gut, denn wir haben einen gelernten Koch
bei uns, der uns schon so verwohnt hat,
daß uns das Essen aus der Feldküche gar
nicht recht schmecken will. Mitunter kocht
ja die Küche, die möglichst geschont werden
soll, wenn es 'mal wegen des Dienstes
nicht anders geht. Dienst haben wir jeden
Tag, wenn auch nicht, viel, Vormittags
eine und Nachmittags zwei Stunden, und
dann fast jeden Tag Appell mit allen Sa
chen, und wir sehen jetzt aus, als wären
wir noch gar nicht im Kriege gewesen.
Dabei haben wir nach der Kriegsstamm
rolle, die ich gestern zufällig zu Gesicht be
kam, bis jetzt 25 Gefechte und Schlachten
mitgemacht. Wir haben in dieser Zeit
Strapazen ausgehalten und Entbehrun
gen ertragen, von denen Ihr Euch zu
Hause nicht die geringste Vorstellung
macht. . 65 Kilometer sind wir fast jeden
Tag märschirt, dabei hatten wir nichts
weit zu essen als Brod und einen Schluck
Kassee auS der Feldflasche, und dann la
gen wir acht Tage und Nächte in dem
Schützengraben, aber nicht etwa in dem
selben, sondern jeden Tag mußten wir im
Feuer vorgehen, und jcden Tag einen an
deren Schützengraben bauen, und hatten
doch weiter nichts zu essen als das, was
wir bei uns hatten. TrotzdM hat Keiner
den Humor verloren.
Aber ich wollte Euch heute erzählen, wie
ich zu meinem Eisernen Kreuz gekommen
bin. Wir gingen von Lcke aus vor, ohne
daß uns Jemand gesagt hätte, daß wir
in's Gcsecht kämen. Ejn Kilometer vor
dem Vscrkanal mußten wir Gepäck able
gen und von den Pionieren gebaute Lauf
siege mit Tonnen unter dem Feuer des
Feindes an den Kanal herantragen man
cher Kamerad blieb hierbei unterwegs lie
gen. Das Regiment ..... war vorhe,
dreimal zurückgeschlagen worden, da der
Feind den Wall hinter dem Kanal stark
befestigt hatte. -Wir brachten die Lauf
siege heran, während einige Compagnien
den Feind, unter Feuer hielten, und die
Pioniere bauten mit Todesverachtung die
Brücke. Nur dumm, daß immer nur einer
hinter dem anderen über die Brücke kam,
aber das ging nicht anders. Unsere Com
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Nachtgrfccht im Ncbcrfchwcmmnngögcbict von Nieuport. Zeichnung voir Jclix Tchwormsnidt.
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Pagiiic war die erste, die über bis Brücke
ging, und als der 'ifeiub iah. bah trnh b.s
grogen Feuers immer mehr Truppen über
oie ruae lamen, verliefen jie ihre (cieu
lung und versuchten dav nächste Tort zu
erreichen. S,e ließen Gepäck. Munition
und viele Gewehre liegen, und als ich sah.
daß man sie laufen ließ, anstatt ihnen
nachzuseken und sie aekanaen m nekmcn.
ging ich im Laufschritt etwa 500 Meter
locucr recnts, um zu versuchen, ie adzu
schneiden. Unterwegs versuchte ick moa-
lichst viel Kameraden mitzukriegen, es
waren aoer nur suns ann, die pch mir
anschlössen. Ta die Feinde nicht stehen
blieben, sondern wie die Hasen liefen,
schössen wir noch manchen nieder. Pwtz
lich eihiellen wir Feuer von zwei Maschi
nengewehren und sofort machten die
Feinde Kehrt und schössen wie wild auf
uns. Wir hatten aber gute Deckung, so
daß nicht einer von uns getroffen idurde.
Auch die Bedienung der Maschinengewehre
schössen wir ab, und ich war schon im Ae
grisf, die 300 Meter vor uns stehenden
Maschinengewehre zu holen, als ein Feld
wedel kam und sagte, wenn wir nicht Alle
abgeschossen werden wollten, sollten wir
zurückkommen. Wir bekamen 'nämlich jetzt
von Seiten Feuer. Trotz meines
Protestes mußten wir zurück, und wäh
rend bis dahin keiner von uns getroffen
war, erhielt, kaum daß wir zehn Schritte
zurück waren, der Feldwebel einen Cchuß
,in-die linke Brustseite, ein anderer Käme
rad einen in den linken Oberarm. Ich
suchte nun beim Zurückgehen mit den drei
Mann die Verschanzung des Feindes ab
und siehe da, in de? überdeckten Löchern,
in denen sie Schießscharten hatten, da
kauerten die Helb.'n und hielten die Hände
hoch, als wir das Bajonett gebrauchen
wollten, und so holten wir nacheinander
22 Mann heraus, die sich ruhig gefangen
nehmen ließen, denn sie waren froh, ihr
Leben gerettet zu haben. . Ter Uebergang
über den Kanal hat ja viele Opfer geko
stet, aber das ist eben der Vortheil der
Teutschen, sie gehen vor, koste es was es
wolle. Wir haben heute auch den großen
Sieg Hindenburg's im Osten wieder er
fahren und haben deshalb heute keinen
Dienst. Bei den Franzosen apsit hn
allerdings nicht so leicht, das liegt erstens
am eianve und zweitens sind die Frau
zofen auch nickt mit den Russen 1 hr,
gleichen. Aber wir haben hier trotz der
,a,iv,ei,gen Beryailniiie, wie Sumpf und
Ueberschwemmuna. oute ftortftfiriife ab
macht und werden auch die Franzosen noch
nein rriegen.' wenn's auch etwas länger
dauert. Nach der neuesten Meldung sollen
wir ja hier wegkommen, irgendwohin zur
Besatzung, aber etwas Bestimmtes erführt
man nicht, wir können natürlich auch nicht
wissen, was überhaupt mit uns geschieht.
Vorläufig bleiben wir noch hier, und wenn
es wieder losgeht, werden wir schon mer
ken, wohin es geht.
irjl'ln-isifit
Ml'tinrc ncitntifl".
Mlder
iirtm -t-rtii-)
uvm v;iviutji
Luigi Barzini, der bekannte Kriegsbe
richterstatter des Corriere della Sera"
hat eine neue Reihe feiner anschaulichen
Schilderungen begonnen, diesmal aus dem
Ueberschlvemmungsgebiet am I s e r . K a.
n a l. Er erzählt von dem merkwürdigen
Amphibienkrieg" oder, wie deutsche Sol
daten ihn genannt baben. vnm ftM,.
krieg". .Der Einbruch der Fluth hat
niaii uverau unuverwinbliche Schranken
aufgerichtet. Die Ueberickwemmmin neht
Zurück, breitet sich aus. sie ist launenhaft
i,no mgr Die (steilen irocten, die gerade
um ihrer Erhöhung willen fat Jahrhun
derten die großen Verbindungsstraßen we
gen ihrez Sicherheit vor den Ueberfluthun
gen tragen." Barzini erzählt, wie die
Deutschen sich zwar auf das trockene Ge
biet zurückgezogen, ihre Angriffe aber kei
neswegs aufgegeben haben und wie ihre
Artillerie alle Üebergangspunkte mit einem
Stahlhagel überschüttet. Besonders sol
genschwer gestaltete sich für die Belgier der
Kampf um Lombaerazyde, daS immer
wiede.r von beiden Seiten im Sturm ge
nommen lind verloren .wurde, Die Deut
schen versuchten überall' eiiien Durchgang
zu finden, mit Kühnheit, mit Hartnäckig
keit und mit Heldenmuth, während sieDiz
muiden eroberten und ?)pern bedrängten.'
Sie bekämpsten methodisch die Ueber
schwemmung wie einen Feind; sie schufen
sich Uebergänge aus Faschinen, begannen
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- - - ""zZs. - z? -0?
Jin Ucbcrschiuciiimiiiigsgcbiet bei Tik'ttuidcn. Jcichnung bon Prof. Hans b. Hahck.
Copyright Ji7. Leipzig Zeilung",
Schutz gcgen die ' Beschießung durch die
englischen Krieggschisfe und die schwere
sanzöfischbelgische Artillerie. In der
Nacht besetzten sie wieder die Straße von
Lombaertznde, da die Straße von Nicu
Port nach Ostende versperrt. Tie belgische
Division, die den Ort schon zweimal ge
nommen hatte, befand sich in Coxhde in
Reserve, als sie den Befehl zum Vorrücken
erhielt. E verbreitete sich da Gerücht'
unter den Soldaten, daß der Feind sich
zurückziehe. Auch tnc öj ,ra!jiau war der
selben Meinung. Die Ossiziere begrüßten
ihre Freunde mit der Botschaft: .Ueber,
morgen in Ostcndc!" Der Augenblick der
Rückkehr irr da verlorene Vaterland
schien gekommen, überschmänglicher Jubel
herrschte. In der Nacht begannen die
Belgier den Bormarsch. Die Vorhut be
gaiin langsam die Gegend jenseits der
Brücken auszukundschaften. Kein Wer
da?" kein Sckwß. Tie Straße war offen
und unvcrtheidigt. Eine Patrouille ge
langte zu den ersten Häusern von Lom
bacrtznde oder vielmehr ihren Ruinen. Sie
meldete, daß das Land verlassen wäre.
Die ganze Division setzte sich in Bewegung
und zog eine halbe Stunde später in Lom
baertzyde ein, um jenseits des Orte Stcl
lung zu nehmen. Ta brach die Hölle lok.
Hinter jeder Mauer, aus jedem Winkel,
aus jedem leeren Raum brach das Jnfan
teriefeuer in die belgische Masse, und das
regelmäßige Knattern der Maschinenge
wehre ükcrtvnte den Lärm von der Straße.
Es war unmöglich, sich zu vertheidigen,
unmöglich, zu handeln. Ein entsetzliches
Getümmel herrschte in der Dunkelheit,
durch die die rothen Blitze der Schüsse
fuhren. In dem schrecklichen Hinterhalt,
in den sie gefallen waren, wurden die bei
gi schen Truppen hingcmährt und zogen
sich in Unordnung zurück. Ihre Flucht riß
da; Gros mit sich. Die Division fluthcte
in Verwirrung auf Nieuport zurück. Die
Belgier hatten in dieser Nacht 850 Sol
daten und 27 Offiziere als Todte zu de
klagen . . Nach diesem Ereignis ',at
der Chor der Artillerie viedcr begonnen
und wird immer lauter; wenn neue deut
sche Kanonen ankommen, so werden auch
neue französische herangebracht. .Die
Städte stürzen ein, werden zerstört und
vernichtet. Nichts bleibt mehr, in der
Reichweite eines Geschützes. Das Wasser
und das Feuer haben eine Landschaft ge
schaffen, die ein unsagbares Bild der Wer
Wüstung darbietet, wo bisher die reichsten
Eben... Flanderns grünten. Alles ist ent
weder ertränkt oder verbrannt. Das Salz
Wasser der Fluth hat die Erde unfruchtbar
gemacht. Auf anderen Schlachtfeldern lebt
wenigstens etwas, leben die Pflanzen ihr
schweigendes und unbewegtes Leben, leben
die Insekten, die Thiere und die Vögel.
Hier ist alles, alles todt. Die Sträucher,
die Bäume, das Schilf, das aus dem Was
ser herauswächst, sind nur noch' todte'
Pflanzen ; sie werden keine Blätter, keine
Blüthen mehr haben. In der großen
Wasserfläche werden nicht einmal die Fische
mehr leben, die zu Millionen in den Ka
nälen und Flüssen hin und her schössen
und nun von dem Salzgehalt des Meeres
Wassers getödtet an die Oberfläche kommen
und ihre silbernen Cchuppenleiber zeigen,
großen Olivenblättern ähnlich. Und am
Himmel fliegen nur noch die beflügelten
Maschinen des Krieges. Alles ist iodt . . .
Nichts bewegt sich auf dem Wasser und
auf der Erde. Eine unendliche todten
bleiche, entfärbte und erloschene Welt, über
die die winterlichen Böen mit einem Seuf
einen Krieg mit Brücken, .Kähnen, Flößen,
einen Amphibienkrieg, unt dem fortwäh
rendeir Donncr der Geschütze und dem
Flug der Granaten. Zehnmal begannen
sie ihre Arbeit von neuem, wenn sie vom
Feinde überrascht uo zerstört war; wa
ren sie zurllckgcdränqt, so kehrten sie mit
größeren Kräften wieder. . Sobald der
Weg für den Sturm vorbereitet war, gin
gen sie, Deutschland, .Teutschland über
alles" singend, zum Angriff vor; wurden
sie niedergemäht, so bildeten sie ihre Trup
penkörper neu und griffen wieder an. Da
tra' plötzlich im Norden Nieuport eine
große Stille ein. Die Meldungen sprachen
von dem deutschen Rückzug auf Ostende,
von der Aufgabe der Küste. Ein Lon
doner Telegramm kündigte den belgischen
Vormarsch an. Die Verbündeten waren
schon vor den Thoren Ostendes. ... Die
Wahrheit sah ganz anders aus. Vielleicht
war das deutsche Schweigen ' die ' Folge
eines vorübergehenden Mangels an Muni
tion. Vielleicht war es eine Kriegslist.
Das Gcschützfcucr dcr Verbündeten wurde
nicht beantwortet. Lombaertzyde schien
verlassen. .Man beschloß, es das dritte
Mal Wickler zu nehmen. In Wahrheit
war Lombaertziide nur am Tage verlassen
Und . in der Nacht voll von Truppen. Die
deutsche Infanterie besetzte während des
Tages feste gepanzerte Schützengräben nd
verhielt' sich ruhig. Dies geschah zum
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Eine deutsche Patrouille in Flandern.
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. " : . . . . 5.. k;. i
- t j" , : . .
J -.- tAMK4 .jm V " ' " ' ' " ' ' 'I
K. .
Windmiihl, l DtLtttuidett.
zer hinfahren es ist unmöglich, sich
vorzustellen wie die Gegend vor 5 Wochen
ausgesehen . haben kann. Man sieht nie
mand. Auch wo die Ucberschwemmung
zurücktritt und die gegnerischen Stellungen
einander naher kommen, bleibt dcr Ein
druck der Wüste. Zwei, drei Kilometer
von der Feuerlinie verschwindet jede
menschliche Bewegung von der . Ober
fläche . .
Englische Entschuldigung vor dcr
Türkei.
AusKonstantinopcl melde! man unterm
20. November: Eine Bekanntmachung dcr
britischen Generals Maxwell in Kairo be
sagt, England habe nicht die Absicht ge
habt, die .Türkei zu bekriegen, sondern
lediglich Rußland habe infolge der Vor
gänge im Schwarzen Mcer den Krieg er
klärt, worauf England durch Verträge ge
zwungen worden sei, sich anzuschließen.
England bedauere, daß die Türkei diese
Wendung herbeigeführt habe, und hoffe,
daß die Bevölkerung Acghptens ruhig
bleiben werde. Es verlange keinen Bei
stand kriegerischer Natur von Acgypten. :
Die Kundmachung hat in Konstantinopel
einen sehr ungünstigen Eindruck gemacht
und Mißtrauen gegen das englische
.Wohlwollen" , hervorgerufen.