tägliche Omaha Irliünr ( i. l jt. t ? Die Fujsen in Fsien und Lnropa. Don Wallher Ivclbcl. halb europäisch, halb asiaiisch Reich, da, sich mrnhitillig in die fchiottst f ! si"s!!sl,1 f-1ftnl-tt'!l"t i- tiiü w ..w jw.fcf lU4.J ij;l.t.' wifll tfl, trt selber feinen Ursprung vn jenem Konglomerat von Tbdlfütfknthiiiimern ad, die vor neun Jahrhunderten sich um den rofifürflenfitj von Kiew rcihten. Ta, ist aber mehr oU zur Halste un. wahr. Tal Reich von Kiew wurde von den ftteiimisseii getragen, di bald daraus dem Ansturm der Pulen von besten und der monallllsch latarischcn Schaaren von Osten erlagen und sich in den Hetmann schoflen der Kosaken eine letzte, trilaeriscke Stütze zu schassen versuchten. Tiefe itteich von Kiew hatte auch im worden srstknthumtt gegründet, an die nach dem ffall der Älittcrstadt die Führung überging. Ihre Inhaber waren schlauer all die Leute im Süden. Sie wußten den siegreich auch in ihre Gebiete vor dringenden 2ataren!han besser zu schmei cheln, sie verstanden et. in deren fcf lagern die unwürdigsten Cchimpslichtei ten mit guter Laune zu ertragen. Ta für erhielten sie die Herrschaft über ihr Voll, das riskier frei gewesen, unbe schrankt, wie sich die Tataren die Für slenmacht überall dachten. Als willen loser Sklave der voldcncn Horde zog der erste Großfürst aus Wladiniir in tUicS kau ein, das der Miltelvunlt .eine Welt reichet werden sollte. Tie Rnssen haben später den Europäern vorgelogen, sie hat ten die Cchildwacht für den Westen ge halten und hielten sie noch, da ihnen vom Schicksal die Obhut der ullur übcrtra gen sei. Aber Hunnen, Tataren und Türken sind von anderen Stammen, ger manischen und slawischen, zurückgedrängt worden, die Russen ließen sich von jedem Ansturm überrennen, duckten sich und standen erst dann wieder auf, wenn sich der Eroberer im furchtbaren Kampf mit westlichen Vollern zu Tode gehetzt hatte. Tann freilich drangen sie jedesmal in je ncr Richtung vor, wo der Widerstand am geringsten war. bis sie einen Welttheil zusammengeraubt hatten. Tcr größte Historiker 'Rußlands, Kljutschcwsli. ver gleicht das Wcroen des Riesenreichei mit dem unfreiwilligen Flug eines Vogels, dcr vom Sturmwind hoch in die Luft und weit über die Lande getragen wird, viel weiter und höher, als ihn die Kraft sei sier Schwingen je getragen hätte. That sächlich hat Rußland noch nie einem nur halbwegs ebenbürtigen Gegner standgc halten. Karl X,, dcr ein tapferes Schwc denheer nach Rußland führte, war ein Phantast, der den Nüssen den Sieg zwar theuer verkaufte, auf die Taucr aber sel der nicht siegen konnte. Napoleon ist nicht von russischen Heeren besiegt worden; noch auf dem Niiekzug schlugen seine Generäle die Angriffe der Nüssen zurück. Von dem Nubme dieses Jeluges aber bat Ruß land ein ganzes Jahrhundert gezehrt, denn seine Kriegsgeschichte weist seither siegreiche Jeld.züge nur gegen Perfien und die Türkei auf. die mit den schwerste,,, der Macht des Gegners keineswegs ntspre chendcn Opfern erlauft wurden. Zwei mal wurde das Reich ernsthaften militä rischen Gegnern gegenübergestellt,' und beide Male sagten seine Strafte, obwohl im Krimkrieg die Wcstmächte Verhältnis mäßig kleine Anstrengungen machten und in Ostasien ein Feind stand, der die euro päischen Waffen zum ersten Male erpro den mußte. Auch die kleineren Feldzüge im Kaukasus und in Zentralasicn haben zwar immer die Tapferkeit des russischen Soldaten erwiesen,' aber unverhältnis mäßige Anstrengungen erfordert. Nuß land aber schien gegen die Folgen jeder Niederlage gefeit. Noch Im 17, Jahr hundert war es von den Polen zu Aoden geworfen, die es bald darauf mit Oester reich und Preußen abzutheilen begann. Hir war es freilich weniger die milita rische Macht des Zarenreiches als die heil lose innere Zerrütung Polens, die den Verfall herbeiführte. Mit der letzten Theilung aber vcrfebwand der Puffer siaat, der bisher Nußland vom Westen, Europa nicht von seinem östlichen Thor Hüter, sondern vom Heertrosse Nordasicns getrennt hatte. Eine asiatische Macht ist Nußland 6i? beute geblieben. Die tatarische Herrschaft hat in die Kultur des Volkes und die Ge sinnung seiner Herrscher tiefere Furchen gegraben, als es Religion, Sitte und Wissenschaft des Westens verwischten. Nicht umsonst empfanden gerade die Größten der Nüssen, die Dichter, deren Namen auch wir verehren, die unüber brückbare Kluft, die sie vom Westen trennte. Tatarisch ist vor allem die dün kckhafte Mlitarhcrrschaft. die den Staat als eine einzige Kaserne betrachtet. Daß seine Insassen später in preußische Uni formen gesteckt und nach sridericianischen Reglements gedrillt wurden, war nur eine Maskerade; dcr Geist der Disziplin, aus dem heraus Preußen erwuchs, ist den Russen bis heute fremd geblieben. Eine sklavisch Unterwürfigkeit, die nach oben weder Stolz noch Recht kennt, dem Un tergcgcbenen gegenüber keine Schranke der Willkür i das ist die Disziplin nicht nur des russischen Heeres, das ist das Prinzip des ganzen Staatswesens, das seine Bauern einigen Herren zur Aus beutung überließ. Tatarisch ist die un mäßige Vollem, die von den Sitten an derer Orientalen so scharf absticht, ta tarisch sind selbst Einzelheiten dcr Trink sitten on den Höfen früherer Zaren, von denen Reste sich bis auf heute bewahrt ha den. Tatarisch ist die Vergötzung dcS Fürsten, der bis in die neueste Zeit hinein fast als unumschränkter Eigenthümer alleS Landes und aller Menschen betrachtet wurde. Vor allem aber geht mancher psychologische Zug der obern so gut wie der untersten Schichten des russischen Vol kck auf die Zeit zurück, wo es selber noch nicht seßhaft geworden war. Die vielge rühmte weitherzige Gastfreundschaft, einer 'er freundlichsten Züge Rußlands, dcr ren besticht, der nur auf kurze Zeit das Reich besucht, Ist ollen Nomaden eigen. Sie ist in ihren Gebieten eine Nsthwen diz?'lt. die um 3 weniger fiMsr wird, al die steigende Kultur den einzelnen von der freiwillig gewährten Hilfeleistung des Nächsten unabhängig macht. Auch die Berschnxndung der Russen, di von ihnen selber gepriesene .breite Natur', die heute einfach eine wirthschastliche Verant wortungklosiakeit sondergleichen bedeutet, geht auf den'Nomadjsmus zurück, der kein Anhäufen von Reichthümern in anderer Form gestattete als in Edelmetall und in kostbaren Steinen, die thatsächlich auch dem kotigen Russen das Sizmbol des Reichthum an sich bedeuten, für den er keine höhere Verwendung weiß. Die Na turalwirthschast, die heute noch kaum überwunden ist, begünstigte natürlich die Vergeudung von Bodenprodukten, so daß selbst die Bauern, die in schlechten Iah ren hungern, in bessern Zeiten rücisichts los vergeuden. Mit dcr Gastfreundschaft hiingt die Geselligkeit der Russen enge zusammen, der Herdentrieb, -t jedem fremden Beobachter sofort auffallen muß. Tie Agrarverfassung, die bis vor Kurzem das Einzeleigenthum am Boden dem Bauern verbot, hat natürlich seine Aus bildung zur Persönlichkeit verlangsamt, aber sie war überhaupt nur möglich bei einem Volle, das den einzelnen um jeden Preis der Verantwortlichkeit auch für sich selber zu entheben sucht. Wie bei der Arbeit, kann der Russe auch sonst nicht allein bleibn. Dem No madcn, der inmitten seines Stammes durch wüste Gebiete zieht, muß die Ein samkcit als das Schrecklichste erscheinen, da er dann schutzlos allen feindlichen Mächten preisgegeben wird. Dem Russen ist sie nicht minder unerträglich. Aus alles kann er im Nothfall verzichten, aber auf das .Schwatzen" nicht. Vom No madenthum her stammen aber andere Seiten des russischen Charakters, die weit verhängnisvoller wurden. Ihm fehlt die Liebe zum Boden, den er oberflächlich be stellt, mit seinem Hakenpflug mehr ritzt als aufwühlt, nur darauf bedacht, ihm so schnell als möglich alle Kraft zu ent ziehen. Gleichmüthig wandert er dann weiter, ohne Murren erträgt er Ueber siedelungcn in andere Weltiheile, wenn er nur Land erhält. Der russische Land Hunger ist unersättlich, weil der Boden, der ihm geopfert wird, .nach wenigen Jahren verwüstet und kraftlos liegen bleibt. So haben es die Russen zustande gebracht, eines dcr fruchtbarsten Becken der Erde, ein riesenhaftes Landgebiet, das einer der großen Gärten der Menschheit sein könnte, fast im Zustand einer Steppe liegen zu lassen, schlecht angebaut, zur Hälfte brachliegend, baumlos. Wo ihre Vorgänger Bäume pflegten, haben sie sie ausgerottet. Schonungslos gegen sich fel der, schlagen sie nun auch die Walder nie der, die dem Boden Feuchtigkeit und den großen Strömen für den heißen Sommer das Wasser sicherten, so daß sich im Laufe der letzten Jahrzehnte das Klima fühlbar verschlechtert und die Ströme versanden. Die vor einem Jahrzehnt eingeleitete Agrarreform, die ohne eine gründliche Aenderung der ganzen staatlichen und so cialen Struktur des Reiches nicht durch zuführen ist, hat daran fast nichts geän dcrt. Die Zahlen, die darüber veröffent licht wurden, sehen stattlich genug aus, aber auf dem kernrussischcn Gebiete, wo die Uebelstände, die man endlich erkannt hat. am schlimmsten wuchern, ist so gut wie nichts erreicht. Die Bauern leisten stummen, aber unüberwindlichen Wider stand. Wie sollte auch eine Herrenklasse, die selber noch die Instinkte des Nomaden in sich trägt, die Bauern zur techten Seß haftigkcit erziehen sönnen? Die obersten Schichten der russischen Gesellschaft reisen zwar in bequemen Zügen über die Welt und füllen ihre Koffer mit allen Spiel zeugen der Bequemlichkeit, die das Abend land erfunden hat. Ihre Wohnung aber lassen sie schmucklos, leer, unbehaglich, wenn sie nicht Sammlungen kostbarer Möbel, Bilder, Stoffe drin aufhäufen können. Die Frage nach dem Preis ist, wie wir das bei den Amerikanern erwar ten, die erste, die der Russe vor Dingen der Schönheit stellt. Ein inneres Bei hältnis dazu hat er nicht. Ihm genügt der Samowar, der unerschöpfliche Men gen von Thee spendet, und ein Eisenbahn wagen, den er mit Kissen bis hoch hinauf polstert. Diese Dinge sind sein Heim, mit ihnen zieht er ohne Bedauern von Straße zu Straße, von Stadt zu Stadt. Es giebt kein Bürgerhaus in Rußland, und von den Adelspalästen, die man auch in den größten Städten an den Fingern herzählen kann, stehen die meisten leer. Es giebt aber auch, und das ist weit schlimmer, kein BauernhauS, das dcr Be wohncr Stolz und Freude wäre. Von den echten Nomaden sogar haben manche Stämme ihr Zelt mit Teppichen und Filzdecken bequem und schön gemacht wie ein Haus. Der russische Bauer aber wohnt in Häusern, die eher Hütten heißen sollten, wo im Winter das Vieh mit der Familie die einzige Stube theilt, wo der Ofen, das einzige aufgemauerte Stück des Hauses, die Luft mit Rauch erfüllt, wo ein Drittel der Kinder' im ersten Jahre des Lebens erstickt und verkommt. In dcr Waldregion des Nordens und rn klein russischen Süden sehen die Bauernhäufcr etwas besser aus, aber selbst hier haben die Bauern kein Bett. Von allen an sässigen Völkern sind wohl die Russen die einzigen, die in den Kleidern schlafen, auf dem Lehmboden der Hütte ober auf dem heißen Ofen. ' Die obersten Schichten las sen wohl von französischen Künstlern ihre Wohnung ausschmücken, aber auf die Qualität schauen sie wenig. Selbst dcr Wintcrpalast des Zaren, in dem er freilich seit der Revolution aus Angst vor seinem Volke kaum noch einige Tage gewohnt hat, ist so liederlich gebaut, wie man höchsten? Ausstellungsbauteu aufführen darf, die einen Sommer und nickt länger stekxfl sl'Nen. Diese Glsichiüliigkcit für die Güte der Arkeit ist freilich ein ganz all gemein russtsl er Zug. der nicht nur beim Häuserbau aufikitt. Man liebt prunkende Vergoldung, man versieht sich unüber treulich auf Theater, man hat auch die Kunst Polemki', eine schone Wirklich keit mit Koulissen vorzutäuschen, bis zur Vollendung entwickelt. Aber noch Schlimmeres haben die Russen von ihren tatarischen Herren übernommen, die selber inzwischen zu tiium friedlich tubilkiiibca Volle bm Kaufleuten geworden sind. Tie wilde Znslörungilusl, die selbst bet scheinbar hochgebildeten Leuten herausbricht, wenn der Alkohol die schlummernden Instinkte befreit, ist ei Erbe der Raudschaaren Mittelasiens. Der mangelnde Respekt vor dem Eigenthum, der Tag um Tag in manchmal fast komischen Formen sich öußert, ist natürlich durch die Thatsache verschärft worden, daß der Bauer selber nichls hat. Weit ärger aber als bei allen freien Nomaden, die trotz der starken Bin düngen der Stammetorganisation immer etwas ritterlich Selbstbewußtes haben, ärger sogar als bet allen andern Jahr Hunderte lang geknechteten Völkern hat sich bei den Russe die Lügenhaftigkeit entwickelt, die eine dcr Formen der Vcr thcidigung des Sklaven gegen seinen Un icrdrücker darstellt. Der Russe ist ver logen bis in's Innerste, er lügt im klei ncn. aber er scheut vor schändlicher Lüge auch dann nicht zurück, wenn Schlcksale von Völkern auf dem Spiele stehen. Und wenn andere Völker in der Unterdrückung sich wenigstens den Sinn für Arbeit b wahrten, erstickte die russische Sklaverei in ollen, im Herren und im Knecht, jedes Interesse an der That und am -Werk. Man kann einen Russen, wenn ihm ein verhältnismäßig hoher Gewinn vor Augen steht, wohl für einige Tage mit gewaltsamer MUKe wirken sehen, dann aber erlahmt er. für Wochen. Trägheit und Gewissenlosigkeit wirken zusammen und schaffen eine innerliche Feindschaft gegen den Tüchtigeren, den Arbeitsame ren. Die ethnische Einheit des Slawen thumS ist ein Märchen, das einige rus sische Träumer aufgebracht habzn. Tie Russen selber haben längst ihre indogcr manische Rasse mit tatarischem, finni schem, und sogar mit dem Blute von Kal mllken und Burjaten gekreuzt, so daß der Typus des hohen blonden Menschen, den die altrussische Epik besingt, nur noch in wenigen Landcstheilen überwiegt. Auch die militärischen Eigenschaften, die in den Kriegen des letzten Jahrhunderts zu Tage getreten sind, zeigen im Guten und Bösen den Einfluß des Nomadenbluts. Die Standhaftigkcit des einzelnen Man nes im Ertragen von Strapazen, der wilde Muth, der bei Angriffen in großen Verbünden entwickelt wird, die Todesver achtung, tue aus dem Fatalismus des Besitzlosen entspringt, die Genügsamkeit und Geduld reichen aber im modernen Kriege nicht mehr aus. Der russische Soldat hat nie gewußt, wofür er kämpft, er weiß es auch hcutc nicht. Der Schwung, der auch Mißerfolgen standhält, der der Truppe immer neue Energie giebt, fehlt in der russischen Armee. Daß alle tcch Nischen Ticnstzweige und die Verwaltung unter dem Mangel ausreichend vorgebil beten Personals leiden, ist bei dem Tief stand dcr Kultur selbstverständlich; ver schärft wird dieser, Nachtheil durch die Leichtfertigkeit, die selbst argen Mißbräu chen gegenüber im Frieden ein Auge zu drücken läßt. Die russische Armee geht auf Peter den Großen zurück, der sie bewußt als Werkzeug der Eroberung schuf, was sie bis heute geblieben ist. Zunächst wandte sich der Drang 'gegen -Westen, wo das morsche Polen rasch genug fiel. Dann wurde in Europa noch die Krim erobert, nachdem man sie mit Bestechung, Be Wucherung und Betrug etwa so gelähmj hatte, wie man das jetzt in Persien thut. Die Ostsecprovinzcn konnten keinen Wi derstand leisten, nachdem Schwedens Mncht zerbröckelt war, mehr .durch den Größenwahn seiner Könige als die mili tärische Uebcrlcgenhcit Rußlands. Fin land ergab sich, als die Festung des Lan des durch Verrath gefallen war, freiwil lig, bevor seine Truppen überwunden waren, im Vertrauen auf die Ver sprechungcn Alezanders I. Die Kriege mit der Türkei brachten im letzten Jahr hundert als unmittelbaren Landerwerb in Europa nur noch das rumänische Bessara bicn an Rußland, das die, übrigen Früchte der Siege im Balkan an Aul garien und Serbien überließ, um daraus Vorposten seiner Macht zu bilden. Wie schwer es Rußland wurde, die Türkei nie derzuwerfen, ist bekannt; in allen anderen Kriegen, die mit den Eroberungen in Europa endigten, fand Rußland keinen rechten Widerstand. Dafür gelang ihm freilich auch die organische Angliederung dcS Gewonnenen fast nirgends, Polen, Finland und Bessarabien sind Fremdkör per im Reiche ge,blicben. In den Ostsee Provinzen verbündete sich die herrschende Klasse Rußlands mit den Deutschen, die dort als Gutsbesitzer die Rolle mittclal terlicher Feudalherren gegen die eftnische und lettische Bevölkerung weiterspiclcn. Die russische Bureaukratie fand bei die sen abgesprengten Deutschen Instinkte des Herrenthums. die ihr imponirtcn, und Eigenschaften der Kultur, die ihr zur Be herrschung auch des übrigen Reiches werthvoll scheinen mußten. ' Dennoch blieb eine wirkliche Assimilirung ausge schlössen, und vor etwa AI Jahren dehnte man die Verrussüngspolitik auch auf die Gebiete der Deutschen aus. Es war, mit einem Unterschied im Tempo, das näm liche Schicksal, das Polen und Finland betroffen hatte. Uebcrall suchte man rus sisches Volksthum einzupflanzen, nirgend? ist es gelungen. Wenn heute die- russische Herrschaft aus einem dieser Gebiete ver trieben wird, bleibt in Jahr nachher höchstens noch eine - zwiebelgekuppelte Kirche al? melancholischer Rest einer Epoche zurück, die nirgends zu schaffen, immer nur zu zerstören und zu verhin der verstand. Eine militärische Erobe rung war wegen der traurigen politischen Zustände Europas manchmal möglich, ine kulturelle konnte den Russen nie ge lingen. Nicht anders steht es im Kau kasus, der geographisch zu Asien gehört, aber von uralte Kulturen durchackert wurde. Nur inen Theil der Gebiete, die im Schatten dieses gigantischen Ge birgej liegen, haben die Russen erobert, in hundertjährigem Kample g,gen Per sie und die Türtti, die sich hier gegen seiiig zum Sterben zerfleischt hatten. Der größere Theil, das Königreich der Geor gier, ergcib sich den Russen freiwillig, rief sie zur Hilfe gegen den Islam, den es nicht länger aushalten konnte, und tauschte dasür.eine Herrfckiaft ein. die der litzle Löschn! htule verachtet. Trotz un geheuerlicher Summen, die aus dieses Gebiet verwendet wurden, trotz der immer wiederholten VesiedelungSoersuche hat Rußland nicht erreicht, nur die po lizeiliche Ruhe, die abseits der Heer streißen schlecht genug gesichert ist und bei jedem Fieber, das den Reichskörper durchzuckt, dem offenen Aufruhr weicht. Wirthschaftlich stehen heute die Kauka susvölker auf tiefer Stufe, obwohl wenig siens die Armenier fleißig sich herauszu arbeiten suchen. An wirklicher Kultur, an jenen Werthen, die sich nicht in statistische Zahlen fassen lassen, sind sie aber alle den Russen ülerlcgen. Ein anderes Gebiet, das die Rnssen, halb gegen den Willen ihrer Zaren, schon im 17. Jahrhundert zu erobern ansingen, ist dagegen thatsächlich russisch geworden: Sibirien, das mittlere Nordasien. Hier haben die Russen ihre Macht weit vor geschoben, früh schon bis an den Baikal see, der mit seinem unermeßlichen Was scrspiegel und der hohen Bergkette,' die nördlich von ihm die Trenniingölinie fort setzt, zur Völkcrscheide bestimmt scheint, im letzten Jahrhundert aber auch darüber hinaus bis tief in's angestammte Gebiet der gelben Rasse hinein,, bis an den Stil len Ozean. Alles begünstigte hier die Eroberung. Die endlosen Räume könn ten das Steppenvolk nicht schrecken. Der maßlose Ncberfluß an Land lockte immer wieder die Nomaden, die an's Vergeuden dieses Gutes unausrottbar gewöhnt wa ren. Bis heute haben die Russen dieses Gebiet nicht anders ausgenützt als ihre Vorfahren; ein Gebiet, das einer der rie sigstcn Fruchtgärtcn der Welt sein könnte, ist nur Weideland und kaum zum Drittel korgtragende Steppe. Dennoch ist dieses Land das einzige wirkliche russische Ko lonisirungsgebict, das einzige, das ihnen niemand wieder entreißen wird. Tie Eingeborenen haben sie, nicht immer mit sanften Mitteln, vertrieben und ausge rottet. Erst jenseits des großen Binnen sees sammeln sich wieder die Mächte des Widerstandes, denen ein geschwächtes Rußland, nicht lange mehr widerstehen wird. Was aber davor liegt, das ge waltige Reich von Moskau bis Jrtuisk. reicht auf Jahrhunderte hinaus, um alle Kraft der Russen aufzunehmen 'und zu beschäftigen. Im Osten wird ihre M.ichi daran zerschellen, daß sie hier der Bcsic delnng der Chinesen im Wege stehen, die gegenwärtig In dcr Mandschurei eine wuchtige Probe ihres, Könnens zeigen, die auch keine gelbe Gefahr" mehr sein wer den, wenn man ihnen das Land, das ihnen zur Vesiedeluttg angewiesen erscheint, nicht mehr künstlich verschließt. Jetzt schon dringen sie trotz aller Hindernisse über die russischen Grenzen. Nußland wird diese Gebiete verlieren, die es nicht braucht, aus denen es nichts zu machen versteht. . Vielleicht sind das Aufgaben einer noch nicht reifen Zukunft. Jetzt aber ist der historische Augenblick gekommen, wo die 'russische Macht über Europäer gebrochen werden muh. Daß zwei große Völker des Westens sich mit Moskau verbünden, an dcrt nichts an der Thatsache, daß der große Krieg eine Erneuerung des ewigen Kampfes der Gesittung gegen Barbani, des Ackerbauers gegen den Nomaden be deutet. Nicht die Gelben sind uns eine Gefahr, sondern das Reich der Steppe, das nach Asien zurückgewiesen werden muß. Dort werden sich die Russen, wenn sie tie fer pflügen, intensiver arbeiten lernen, noch mächtig genug entfalten können. Die "Zlngarn im Krieg. K. u. k. Kriegspreß quartier. Ende November. Auf' meiner. Fahrt vom nördlichen auf den südlichen Kriegsschauplatz bin ich jetzt wieder nach Budapest gekommen. Oft war in mir eine Vision jenes fieberheißen Juliabends aufgestiegen, an dem ich die ungarische Hauptstadt zuletzt geseh - hatte. Ich war von Semlin gekommen, wo an der Donau und Cabe die ersten Schüsse dieses großen Krieges losgegangen waren. Auf dem Donaudampfcr waren mir die ersten Mobilisirten begegnet. Als ich'über den Budapest Ring nach dem Westbahn Hof fuhr, stockte dcr Wagen In den Mas sen der jungen Männer,, die singend dem gleichen Ziele zustrebten. Uebcrall hörte man die getragenen Klänge dcr ungari schen Hymne, des feurigen Rakoczi-Mar sches. des Kossuth-Liedcs und der Wacht am Rhein. Auf der Straße umarmten die Leute einander, wie wenn ihnen ein großes Glück begegnet Ware. Als ich spä ter durch die gesegneten Landstriche Nord Ungarns nach den Schlachtfeldern Gali zicns fuhr, sah ich keinen dcr hundert Sol datenzüge, der nicht mit Blumen ge schmückt gewesen wäre. Weit aus den umliegenden Dörfern waren die Frauen und Mädchen in ihren farbigsten Sonn tagsstaaie herbeigeeilt, um die scheidenden Soldaten zu beschenken und anzufeuern. Es war, als ob sich dieses ganze Land dem Kriege hingegeben hatte, mit allen Kräften einer prachtvollen Leidenschaft, die nur eine Alles beherrschende große Idee zu erzeugen vermag. . Freude und Trauer sind seither In zuckendem Wechsel über die Stadt Buda Pest hinweggegangen, nur es ist, als ob mit den herbstlichen Nebeln, die von der Donau gegen die alte Königsstgdt Ofen aufsteigen, sich auch ein leiser Schatten über ganz Budapest lagerte. Der Lärm dcr Straße ist oft bis zur völligen Stille abgedämpft, ein ruhiger Ernst scheint über den Menschen und den Dingen in dieser Stadt zu liegen, die wir für ewig jung hielten, und die nun doch Liter geworden ist. Vielleicht, weil man nur wenige junge Männer auf den Straßen sieht, vielleicht auch, weil überall dcr Blick auf Dinge fällt, die un an den Ernst der Zeit er innern. In den SckMusenstern Berge von Wollsachen, schweren Schuhen. Waffen, KriegSpclzen, Trophien. vom Feinde er beutet, so kussische Gewehre und Solda tknmutzen, Patronenmagazine mit den feingespitzten Geschossen, blinkende Schrap nellhlllsen Päckchen mit Liebeögaben, G.ldbÜchsen mit dem rutha Nreuz, und überall an den Straßenecken Männer und Frauen, die Zeitungen verkaufe und die Schlachten zu Wasser und zu Lande, die Todten, Verwundeten und Gefangenen mit schriller Stimme ausrufen. E ist c?ffenbar, daß in dem Sinnen und Trach ten dcr Mensckxn nickits mehr Platz sin det als der Kricg. Freilich, es ist nicht mehr der wilde Rausch der ersten Kriegs tage, aber es ist ein besseres tieferes Em pfinden: Der bewußte Ernst, den eine schwere Zeit über die Menschen gebracht hat. Wir gewinnen a'ber darum diese schöne Stadt von Neuem lieb, gerade weil sie anders geworden ist. Jetzt erst erken nen wir vielleicht ibr innerstes Wesen, die heroische Schönheit ihrer Bauten und Denkmäler, die Vergangenheit dieses tcm peramcntvollen kriegerischen Volke! und seine Sendung für die Zukunft. Die Söhne Ungarns kämpfen und blu ten im Norden und im Süden dc. Mon archie. Ihnen und den deutschen Truppen der österreichischen Alpcnländer begegneten wir in Galizicn immer In dcr vordersten Linie, an allen Orten, wo sich Entschei düngen vorbereiteten. Der Krieg gegen die Serben wird in Ungarn überhaupt nur der ungarische Krieg" genannt. Ein alter historlsckxr Haß ist hier die Trieb fcder verzweifelten Kampfes, wie ja auch der Russe seit 1843 als ein Erbfeind der ungarischen Nation betrachtet wird. In den Forts von Przemysl fanden wir graubärtige ungarische Landsturmmönner zusammen mit Tiroler Landesschützen. Sie haben hervorragenden Antheil an dcr Vertheidigung des Festung gehabt. In Serbien sind die Sturmangriffe dcr ,Ba kas", wie man die kernmagyarischen Sol baten nennt, von den Serben am meisten gefürchtet. In manchen Gefechten' im Norden und im Süden hat die tollkühne Tapferkeit der ungarischen Honveds den Aufschlag gegeben. Freilich hat die rück sichtslose Verachtung der Gefahr manchen ungarischen Regimentern schwere Verluste gebracht, und schon zu Beginn des Krie ge? mußte den Husaren verboten werden, Schützengräben zu attackiren. Ganz be sonders hat sich der ungarische Landsturm bei Vertheidigung der Karpathenpässe be währt. In den bedrohten Ortschaften, Nordungarns griffen Greise und Kinder zu den Waffen, um dem einbrechenden Feinde entgegenzuzichen und vom Boden der Heimath zu vertreiben. : Wie seine Söhne im Felde, so arbeitet auch das ganK Land unermüdlich im Geiste seiner Kämpfer an der Front nur zu ihrem Wohle. Wir hatten in Buda pcst Gelegenheit, die großartigen Organ! sationen zu schen, die für die Pflege dcr Verwundeten wirken. ' Eines der Hospi täler, das die Budapest Banken in ei.ier eben fertig gewordenen riesigen elcktrotech Nischen Fabrik errichtet haben, dürfte wohl durch die Vollkommenheit seiner Einrichtungen in dcr ganzen Welt Be wunderung erregen. Es bietet für mehrere Tausende Schwerverwundcte Raum, die mit Schiff oder Eisenbahn bis vor das Thor dcr Musteranstalt gebracht werden. Die Schiffahrtsgesellschaften haben eigene Spitalschiffe ausgerüstet, schwimmende Sanitätsanstalten, die dje Verwundeten nahe dem Kriegsschauplatz aufnehmen und nach Budapest bringen. Immer' neue Im pulse für die Vcrwundetenpflege giebt in Ungarn die Erzherzogin Augusta, Gemah lin des ungarischen" Erzherzogs Joseph, der selbst auf dem südlichen Kriegsschau piatz im Felde steht. Diese zielbewußte und liebenswürdige Prinzessin genießt die Liebe ganz Ungarns. In Budapest ist auch eine der unermüdlichsten Nährmütter dieses Krieges: eine Konserven und Mu nitionsfabrik. Hier werden täglich an tau send Ochsen zu Gulaschkonserven verar beitct und zugleich der Munitionsvorrath der kLmpfcnden Armeen durch Tag und Nacht andauernde Arbeit ergänzt. 15,000 Arbeiter sind hier beschäftigt. Ein Gang durch diese Fabriken, in der von der Ge Wehrpatrone bis zur 30 Centimeter-Gra nate alle Geschosse erzeugt werden, die Heer und Flotte brauchcn, zeigte uns erst, wie ungeheuer die Massen an Munition sind, die in diesem Kriege verbraucht wer den und damit auch wie wenige Kugeln eigentlich treffen. Sie zeigte uns aber auch, mit welcher unermüdlichen Sorgfalk an jedem einzelnen der verderbenbringen den Geschosse gearbeitet wird, und welche ungeheuren Summen an Geist, Geld und Arbeit eine moderne Schlacht kostet. Ein sonderbarer Anblick ist, wenn man durch die Arbeitssäle dcr Gcschoßfabrik geht und an langen Tischen Hunderte von Mäd chen und Frauen sitzen sieht, die mit gleichgiltiger Miene die Schrapnelle und Granaten mit Sprengstoffen und Kugeln füllen, glätten und glänzend Poliren, wie einen hübschen Schmuckgegenstand. Und doch ist das kein so mechanisches Arbeiten, wie man glauben möchte; diese Arbeiterin nen denken oft an die Soldaten in der Ferne, die einst diese blanken, blitzenden, knallenden Dinger gegen den Feind schien dein sollen. In jeden Verschlag geben sie aus ihren kleinen Ersparnissen eine Lie besgabe: ein paar Cigaretten, eine Ci gar, ein Täfelchcn Chokolade. Während sie still dasitzen und. mit behenden Fingern dem verderblichen Geschoß den schrecklichen Inhalt geben und eS danw zu spicgeinoem Glanz poliren, denken sie an die frohe Ue berraschung des Kanoniers, der im Don ner dcr Schlacht den Verschlag' öffnet und die heißersehnte langentbehrte Cigarette findet. Ich finde das reizend von diesen ungarischen Schrapnell und Granatmäd chen. , . . Wl. Mülle,. Bis in den Anfana des lg. .aKr Hunderts besuchte die vornehme englische Gesellschaft Bedlam, die berühmte Irren ansialt, als Belustigungsort. Die niederländische Presse. Mi seit Beginn des großen Völkcrrin gen die niederländische Presse mit einiger Aufmerksamkeit betrachtet und die führen den Zeitungen der größern Parteien auf merksam liest, wird den antideutschen Un terton bemerkt haben, der dort leider recht häusig duichklingt. Oester ist an dieser Stelle darauf hing'wicsen worden. Ein Beobachter der holländischen Presse schreib un! dazu: Wohl reihen die Zeitungen an die Tele gramme der Reuter und der HavaS Agen, tur auch Wolff-Telegramme und solche der Björnsonschen Korrespondenz Norden; in welchen in freundlichem Sinne dem Publikum das eine oder andere aus Deutschland erklärt und gedeutet wird oder zum mindesten logische Folgerungen in ruhiger, sachlicher Form aus dem viel verbreiteten gegen" und dem weniger be sprochenen für Teutschland" gezogen wer den. Im großen und ganzen aber kann man getrost sagen, daß Deutschland im Gegensatz zu andern Staaten von der hol. ländischcn Presse vorzugsweise mit .be sonderm" Maße gemessen wird. Das gilt namentlich im Hinblick auf England: Ueber keine englische Gemaltmaßrcgel ge gen den Handel Hollands. übr keinen der thatsächlich vorgekommenen Uebergriffc der Engländer beim Aufhalten und Durch suchen holländischer Handelsschiffe ist ein Wort der Entrüstung in der holländischen Presse bekannt geworden. Was in den holländischen Zeitungen wohl gestanden hätte, wenn Deutschland nach englischem Muster vorgegangen wäre! Und weiter: Mit Wohlbehagen wird alle? breitgetreten und kommentiert, was sich irgendwie zu Angriffen auf deutsches Wesen eignet. Was ist nicht alleS über die Strafgerichte in Belgien und den deutschen Barbaris mus geschrieben worden! Ein Rotier damer Lehrer hat in einem langathmigen Artikel die issische Kultur weit über die deutsche gestellt. Ach. werther Herr, hätten Sie die Russen zu Nachbarn. Sie wären bald geheilt! Niemand ist es dagegen ein gefallen, das Verhalten dir Belgier et was näher zu untersuchen, welches erst den Anlaß dazu gab, Strafgerichte ab zuhalten. Im Hollandexpreß vom 28. Oktober 1914 ist über die Heimkehr der belgischen Flüchtlinge folgendes zu lesen: Die Sieger versprechen viel- Könnt ihr es den Belgiern verdenken, daß sie gegen diese Versprechungen mißtrauisch sind? Was ist Gutes von einer Nation wie der deutschen zu erwarten, die zu schwach, um ihre eigenen Grenzen zu ver leidigen, unvorhergesehen" eine zehnmal kleinere unvorbereitete" Nation gegen Vertrag. Recht und Gerechtigkeit überfällt unterdrückt, knebelt und mordet, das ger manische Selbstlos und treu" in das bar barische Treulos und selbst" verwandelnd, auf eine Weise, wie dies in der Geschichte der Kulturvölker ohne Beispiel ist." Am sterdamer Blätter ergehen sich in gchässi gen Artikeln; eines spricht sogar von Deutschland als Erbfeinde. Die belgische Regierung veröffentlichte unlängst in dev holländischen Presse eine amtliche Mittheilung, wonach die deutsche Armeelcitung sich um. die belgische Bevöl kerung nicht kümmere und diese dem Hun .ger preisgebe. Um zu zeigen, wie gründ los diese gegen die deutsche Hceresverwal tung erhobenen Anschuldigungen sind, veröffentlichte die deutsche Regierung ei nen- Notenwechsel der deutschen Gesandt sckpst im Haag mit dcr holländischen Re gierung, aus dem hervorging, daß bereits kurz nach Ausbruch des Krieges von der deutschen Heeresverwaltung Maßnahmen, insonderheit auch Einfuhr pon Lebens Mitteln aus Holland in das von deutschen Truppen besetzte belgische Gebiet, angeregt wurden, um einer etwaigen Hungcrsnoih unter der belgischen Bevölkerung tiach Möglichkeit vorzubeugen; daß aber die Durchführung dieser Maßnahmen inso weik auf Schwierigkeiten stieß, als die englische und französische Regierung ge gen eine Mitwirkung Hollands zur Er nährung 'der Belgier Einspruch erhoben unter Hinweis auf die holländische Neu tralität. Dieser Notenwechsel hat nun der Tijd einem ultramontanen Am sterdamer Blatt Veranlassung zu einer die Tatsachen vollkommen verdrehenden Artikel gegeben, der die höfliche Ueber schrift Ungeschickte Diplomatie" trägt. Wir wollen auf Einzelheiten dieses Ar tikels nicht eingehen, nur dessen Tendenz darlegen. Zweimal so schreibt das Blatt, hätte es diese Noten lesen müssen, um überhaupt an die Möglichkeit der Existenz derselben glauben zu können. Im feind lichen Lande hätte der Bcsitzergreifer für Leben und Eigenthum dcr Bcvölkcrung zu sorgen, und Requisitionen so heißt es weiter müßten nach Artikel 52 der ll. Haager Konvention nur im Verhält nis zu den Hilfsmitteln des Landes stehen Man fragt vergeblich was die Rcquisitio nen mit dem Notenwechsel zu tun haben. Von Requisitionen ist in den Noten nir gcnd die Rede. Diese Frage wirft an scheinend die Tijd in die Debatte, um zu einem absprechenden Urtheil zu gelangen und die Tatsachen zu verdunkeln, daß man auf deutscher Seite um die Ernäh rung der belgischen Bcvölkcrung bemüht gewesen ist. 'Die Tijd stimmt schließlich den Ausführungen des sozialdcmokrati schen Blattes Hct Volk" zu. wonach die Veröffentlichung der Noten die Stimmung der belgischen Flüchtlinge aufs neue er regen müsse und geeignet sei, das geringe Vertrauen derselben zu Deutschland und deutschen Behörden zu untergraben. Ge rade das Gegenteil ist richtig: Der Um stand, daß man sich deutscherseits bereits seit Beginn des Krieges mit der belgi schen Ernährungsfrage beschäftigt hat, muß das Vertrauen der Belgier zu den deutschen Behörden nicht schwächen, son dern stärken. Die niederländische Presse untersteht keiner Zensur, sie mag frei ihre Gedanken äußern; man dürfte aber doch von ihr erwarten, daß sie sich fern hielte von der artigen Verdrehungen und nicht , unter dem Deckmantel der Neutralität die Ge lcgenheit wahrnähme, mit spitzer Feder allem entgegenzuarbeiten, was zu einem guten Verhältnis der beiden Nachbarvöl jcr, dem deutsche und , holländischen, die, nen konnte. Schon fetzt machen sich In Deutschlands Handelskreisen !l!crstiinmun gen bkmcrkbar über die Hallung der hol ländischen Presse. Eine Haager Zcitung Hct Vaderland spricht bei der Er örterung dieser Tatsache von einer Art Zensur, die man an der holländischen Vrekle übe, und nimmt daaeaen Stellunei. Nein, an eine Zensur, ct:t 'Uyn ir'.r an. eine Bevormundung ist dabei nicht im enk fnntcsten gedacht. 'Aber weite Kreis Deutschland verstehen nickt, warum bei der großen Vorsicht und Rücksicht, womit in Holland Blättern Angelegenheiten der mit Deutschland im Kriege befindlichen Nationen behandelt werden, bei der Ve sprechung deutscher Fragen bausig ein Ton beliebt wird, der im vollkommenen Geqensak: zu dem Begriffe i,ertral" steht- WaS wir in dies Beziehung der langen und verlangen können, ist gleiche Recht für olle. Wir werden un? freuen, wenn dieser Grundsah künstig von der holländischen Presse Teutschland gegen über etwa? mehr beherzigt würde als bisher. Wie viele Mohammedaner giebt es? Tie Erklärung de? heiligen Krieges hat die N!ohammcdaner aller Länder und Erdtheile zum Kampf gegen die tiirken feindliche Mächte des Dreiverbandes auf gerufen. Ta ist die Frage von Bedeu tung, wieviel Bekenner des Islam es zur Zeit aus der Erde giebt. Berhältnismä big wenig Mohammedaner leben in der europäischen Türkei. Ihre Zahl belief sich vor dem Balkankrieg auf nur zlve! Millio nen, hat sich aber nach dem Verlust von Albanien und den Makedonischen Provin zen noch vermindert. Die auf asiatischem Gebiete liegenden Theile des türkischen Reiches, als Kleinasien, Syrien mit Pa lästina und Arabien, bergen 11.5 Millio nen. Gehen wir in Asien weiter, dann werden in Persicn 9 Millionen, in Afgha nistan 5,5 Millionen, in Bcludschistan 0,5 Millionen Mohammedaner zum heiti getr Krieg aufgerufen, denn es scheint, als ob die Rcligionsstreitigkeiten dcr in Per sicn vnd Afghanistan lebenden auf zusam men 10 Millionen bezifferten Schiiten mit den Sunniten Angesichts der bevor stehenden Kämpfe begraben worden sind. Groß ist die Zahl der Bekenner des Islams in dem unter britischer Hoheit stehenden Vorderindien einschließlich der abhängigen Tributstaaten Nepal, Sikkim und Bhutan; sie beläuft sich auf 61.5 Millionen. Hintcrindien birgt 5,5 Mil lionen Mohammedaner, wovon 1 Million auf das unabhängige Königreich Siam, die übrigen 4,5 Millionen auf Britisch Birma und die französische Kolonie Jndo china entfallen. Die asiatischen Inseln, von denen gleichfalls ein nicht unbeträcht lichcr Theil England gehört, werden, von 31 Millionen Mohammedanern bewohnt und China mit seinen Nachbarländern, zu denen die zum Theil schon unter rufst schem Einfluß stehende Mongolei und Mandschurei sowie das japanische Korea gerechnet sind, zählt unter seinen Bewoh nern 33 Millionen, die sich zum Islam bekennen. Gering ist die Zahl der Mo hammedaner in Australien und auf den oceanischen Inseln; sie beträgt nur 20,000. Auch in Amerika ist die Zahl dcr aus 40,000 bezifferten, zerstreut lebenden Mo hammedaner im Verhältnis zur Gesamt bevölkcrung verschwindend klein. In Afrika dagegen werden weite Ge biete fast ausschließlich von Mohammeda nern bevölkert. So ergeh! in Aegypten der Aufruf zum heiligen Krieg an 7 Mil lionen; in Marokko haben 10 Millionen schon seit Wochen auf den Ruf des Scheich-ül-Jslam gelauert, um die fran zösische Herrschaft abzuschütteln, und in Algier rühren sich 4j Millionen, in Tu nis anderthalb Millionen Mohammeda ner. In allen diesen nordafrikanischcn Ländern ist die Zahl der Andersgläubigen verschwindend gering . gegenüber d'cr dcr Mohammedaner. Auch im britischen Su dangebiet leben 9 Millionen Mohamme dancr, im Kolonialgcbiet der Franzosen -in der Sahara und in Mittclafrika ma chen sie noch die Hälfte der Bevölkerung aus und selbst unter den 30 Millionen Bewohnern des Kongostaatcs sind noch zwei Millionen Jslamitcn. Auch das große russische Reich birgt zahlre!cke Mo hammedaner. Im europäischen Rußland giebt es 8 Millionen, wovon allein 2,2 Millionen in den kaukasischen Gegenden leben, die jetzt das Kampfgebiet der Tür ken bilden; 10 Millionen besitzt das asia tische Rußland. Nach einer Statistik von Hubert Jansen bolicf sich die Zahl aller Jslamiten im Jahre 1897 auf 259 Mil lionen, wovon 171 Millionen auf Asien, 76,5 Millionen auf Afrika und 11,5 Mil lionen auf Europa entfielen. Da die Ver mchrung dcr Mohammedaner jährlich im Durchschnitt 0,5 Prozent beträgt, ist dcr nunmehr ergangen Aufruf zum heiligen Kricg an etwa 285 Millionen Bekenne? des Islams gerichtet. Schimpfliche Behandlung katholischer Missionare. Die Germania" bringt folgende Mit theilungen: Vor einigen Tagen sind drei Missions Priester der Pallotiner und drei Missions schwestern der Pallotinerinnen, die alle ge legentlich der am 27. September durch die Engländer un Franzosen erfolgten Ein nähme Dualas, der Hauptstadt Kameruns, zu Kriegsgefangenen gemacht wurden, in il)"- Mutterhäusern eingetroffen. Die sehr nothdürftige Ausrüstung dcr Patres zeugt von der rücksichtslosen Eiligkeit, mit der sie fortgeschleppt worden waren. Auf , einem englischen Frachtdampfcr im Verein mit noch etwa 750 kricgsgcfangenen Her rcn im Frachtgüterraum mangelhast un tergebracht, sind sie in achtwöchiger, entbch rungsreicher Reise nach England überführt worden. Die übrigen Patres und Brüder der Missionsstation der Pallotina in Duala sind auf einem französischen Dom pfer als Kriegsgefangene förttransportirt worden. Ueber ihr weiteres Schicksal ist nichts Bestimmtes bekannt , t ij f ftext-" fc, i vtfrjigMtt, m A .