Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, January 13, 1915, Image 2

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    Täglich? Cnufji Iritunf
Lnglau der Feind.
Von Kras ßrnst zu "gUMitfsom).
yW Zahie 1W erschien In eine be
T U fattntn eraliMen Z-Ionateschrift.
? .Ihellmttd e.-tt!,nfl,Iutlcn",
L di pr :f 7i f tii:!f Arbeit find lri.
I s r,.rf.!r -f'i f r
vai 1 1 ....... I J..i.k..l . y
CM Ist mm tlft bezeichnend, daß Etim.
talain, fest totes m immerhin greßskli,!?
Plan verfemte, zu gleicher Zeit eine enge
politiff A,!Nhkkunq ztoisjien t't r f ; t r i -tannirn
urö tc:;!!.!:::5 junStft eifr'a
rrffretie urb auch später noch für natiir
lief) und wünschenswert!, hielt. Auch dik
s, m 'Wunf hüben ähnliche Gedai:kcn zu
Grunde g'll'gen. Wir müssen dazu f!waö
wcüek aufholen.
Deutschland hatte damals noch feine
Flotte. (51 fjf) sich auf dem kuropä!seben
Festlands durch ben Zireiinind flntifirt,
Großbritannien war m,t den beiden 'Mä.b
len bes Zweibunde ebenfalls verfeindet.
Insbesondere stand sich die russische und
brittsiie Politik in Cftaficn überaus fetnto-
lich gegenükr! England fürchtet eine
' fylrienb Sufce
.Wir (Givßs'iüonuien) ziehen niest fliil
senlimentakr :L,:dcn in den ttrieg. Ich
tejloeiflf, daß wir das jern,ili Ikaien.
eieg ist da Craetmis von HanbeUfirei.
listen; sein Ziel ifi, unseren ("innern
mit betn Schwerts diejenigen wir!hs,tast
lichen Bedingungen uftuzwingen. welche
wir für noil'wkndiz et.iit;ien, um un ken'
meizielle Sjortlxtl zu Mafien. Wir
bedienen uns aller beiikJwrcn Bor wände
und Anlässe für den Jtri'f!, ctr zu
Grunde liest allen der Handel, C6 all
Anlaß bie iÖerthcibijVJtij? rber ffrrir.guna, Aufteilung China und den Versus! fei
einst strategische GUfluna dorzegeden net ungeheuren tvirthsckfttichen Jntkk'-fken
ttirb, cd der Bnich den Beiträgen, oder und deren Zukunft eben dort. Da sollte
ira sonst noch, alle diese Anlasse und Deutschland ihm als Gegengewicht aus
Borwände begründen sich letzten Crtoi dem Festlsr.de dienen. Dazu kam der Cr
auf dem Handel, aus dem einfachen und tonst, baß ein slottcnloses, Grcfjcrilan
mabgedenden Grund daß der Handel fiit nien eng ongeschloff Teutsche Reich
vn daS LcbenSblut h'teutet." ' in feiner cefammten Übersee ifen Politik
Vor einem halben Jahrzehnt flrfrie&cn, und Wirthschastspolitik ebenso eng an
bilden diese furzen Sätze sine klassische Großbritannin anoeschlossen. ja Ihm
Zusammenfassung der thatsäcklichen dienstbar ganz von selbst ftin werbe. Aus
vlrunbkgen ber gesammien f rttif en diese Weise, so haben wohl die englistxn
Politik unb der Motive zu ben Kriegen, Staatsmänner gerechnet, würde man die
die bei Inselreich im Lause der Jahr Entwicklung des deutschen UeKrseehetndelS
. Hunderte geführt hat. unb Erportel, ohne damit feindlich zu er
Die Eifersucht, welche 18,77 dem kleinen scheinen, unterdrücken, einschränken, zum
Preußen galt, trat 157, in' Riesenhafte mindesten In unschädliche Kanäle ablenken
geschwellt, dem großen, bluhenben, tmmer kennen. Deutfchlani dürfte unb konnte
mehr Platz in der Weltwikthsehaft und im dann allein ober im Verein mit anberen
Welthanbel sich erobernden Teutschen Mächten, zumal nicht mit Rußland unb
Reiche entgegen. (?S ist auch heute noch Frankreich, keine Weltpolilik treiben, welche
interessant und bezeichnend für ben unbe für bie Zukunft 9!eiierrrhinaert unb Er
irrbaren politischen Scharfblick Biömarck's, Weiterung, von deutschen Absatzmärkten in
daß er im Frühjahr IM die damals llebersee auf Rosten ref-britanniens ge
landläufigen Irrthümer nicht theilte: der schössen hatte. Die gleiche Ueberlegung
enzliche Zorn aus Deutschland führe sich alt für die deutsche Ziolonialpolitik. Es
zurück auf die Nrüger-Depesche, aus die ist natürlich unrichtig, die vielgenannte
moralisch Unterstützung der Buren durch britische .Eifersucht' so aufzufassen, das)
Deutschland auf bie beutsche Politik in Großbritannien einfach aus dem Gefühle
Ostasien u. f. W., oder aber auf d,e deS Neides an sich heraul Deutschland et
Schloankungen der deutschen Europapolilik liai .mißgönnt Habe. Es Handelt sich
seit 1891. Alle diese Dinge bildeten da wir kommen immer wieder auf diesen
mals das politische Dagesaesprach in Punkt zurück bei icdem Schritt der bri
Europa, und auf sie, außerdem auf die tischen Politik stets um den britischen
noch unausaekührten. aber viel desproebe Handel, sei ti direkt, sei es indirekt: im
nen deutschen Flottcrlpläne führte man bei mer liegen Erwägungen und Ziele zu
uns die gespannten englisch deutschen Grunde, welche die Einschränkung des
Beziehungen zurück. Bismarck sah durch fremden Handels und bie Ausdehnung
das Alle? hindurch und erblickte auf bem unb Festigung des eigenen bezwecken.
runde b,e engl,,Ke ,ser,ucht. weil bie Deutschland b-saß in den neunziger
deutsche Industrie die Märkte zu erokrn Jähren keine Flotte. Die auswärtige
recann. icnqe o,yr grvyoriianneiie npolitik Caprivi ving auf ein enge Ber-
Tomane ober als solche für di Zutuns hältnis zwischen Deutschland und Groß
auZersehm gewesen waren. tritannien hin. welckes durch eine gegen
Aus diesem Gebte haben wir zwei Mo- fertige .Ergänzung': Teutschland daZ
mente zu unterscheiden: Da, eine und Heer, England bie Flotte! furz ge
nachstiikgense besteht in ver lleverslUgeiung kennzeichner werben kann. Heute brau
des englisch? Fabrikates burch das deut, chen wir kaum Jemand zu 'sagen, baß
sche an Qualität unb ber Ueberslügelung biese sogenannte Ergänzung nicht zum
in een Melyoben bes vanvelz an unb für Vortheile Deutschlands sein konnte. Sie
sich, also ber Art. bie Waare an ben Käu besagte, daß Großbritannien sich Teutsch-
er zu bringen, sie seinen Bedürfnissen an- lands auf dem Festlands bediente, und
Zupassen und persönlich mit ihm umzu- zwar, um auf Rußland wie auf Frank,
gehen. Der bekannte Mißerfolg der eng- reich, je nach der Lage, im Sinne der bri-
tischen Abwehrmaßnahm .made in Ger- tischen Politik, einzuwirken. Auf der an-
many' hat thatsächlich eine außerordent- deren Seite trmre die Weltpolitif und
kick Wirkung aus die englische Bevölke- Welwiirthscbast Deutschlands . unter die
rung seiner Zeit ausgeübt. Der Gedanke, anerkannte Vormundschaft deS flottenge
daß es einem anderzn Volke gelingen waltigen Großbritannien gestellt. Seb'on
könnte, auf dem eigensten Felde der eng- nach kurzer Zeit zerschlug sich diese, auf
lifchen Bethätigung Großbritannien zu ungesunden Füßen stehende Freundschaft,
überflügeln, erfüllte unsere, Vettern von deren einziger, durch ein merkwürdiges
vornherein mit Bestürzung nicht nur. son- Versagen des gewöhnlichen britischen
dern mit Haß und Verkleincrungssucht. Earsblickes on uns errungener Bsrtheil
Im Lauft der neunziger Jahr trat diese die Insel Helgoland ist. Ihren Besitz kön-
Empfindung immer mehr an die Ober- nen wir. beiläufig bemerkt, gar nicht hoch
fläch. Damals begannen jene Könsular cenua anschlagen: Obne Lelaoland wäre
berichte und Handelskammerbetichte in eine deutsche Flotte, ine wirkliche Bei
ständiger Wiederholung die Engländer zu Iheidigurig unserer Küsten ausgeschlossen,
beunruhigen und zu ärgern. Die ungeheu- Die deutschen Versuche, theils auf eiaerte
ren tfcinicrnue vcr beuychen Industrie. Faust, theils mit Rußland unb Frankreich
des deutschen Ueberseehandels. der deut- positive Weltpolitif zu treiben, erregten
sche Handelsflotte als solcher und die bald in Englgnb Unwillen. V!an sah in
Feststellung, daß der deutsche Kaufmann diesen Versuchen nicht nur eine unerhörte
in Ueberfee den Eingeborenen des betr. Anmaßung, fondern hatte .auch das in-
Marktgebietes gegenüber die vollkom stinktive Gefühl, daß hier immer stärker
menere Methode anwendete als die Eng- werdende Kräfte nach Betbätiauna ranaen
ländr. das Alles kam zusammen, und es unb durch elementare Nothwendigkeit vor-
ergao ,cy tut Mge, wie am besten und warts mußten.. Tann kam die südafrika-
am sichersten einer gefährlichen Weiteren!- nische Krisis, in welcher das bekannte firii-
Wicklung dtesek Momente dorsebeüöt wer- aer-Teleramm des Deutschen Kaisers ans
den sönne. "Bie vereinzelten enalischen einmal der erstaunten Welt oksenbarte, wie
Stimmen,' denen sich natürlich auch deut- das britische Volk irt. Wirklichkeit dem
'sche anschlösse, verhallten ungkh'ört, wenn deutschen gegenüber gesonnen war. Man
lie vewnien es sei doch ausgeschloffen, daß hatt? bie Ezplosion eines Sckilammvub
bet deutsche. Handel und die deutsche Aus- kunZ vot sicki. Da Telegramm 6 sich
suhrinbustrie ben Wohlstand des britischen war der willkommenere äuftere Anlak.
Bolkes beeinträchiiglen, unk auf die Iah- nichts mehr,-Beiläufig bemerkt, ist dieses
reöltaliniien hinwielen. welwe em stand!- Teikgrannn bekanntlich lein impulsiver
geS Wach-'lhiiM' der Einkünfte des briti- Akt des .Deutschen Kaisers gewesen. soi-
schen Volkes dar!ha!en. Tarauf kam es dern. von den verantwortlichen Stellen der
den Briten gär nicht ein. sondern sie Reichsreqierung 'veranlaß! worder!.
glaubten viel weiter, zu seben.'. Weniger Bald Katauf Brach bet Speimsch-Äme-
beit gegenwärtigen, als den künftigen kikanifche Krieg aus. England benutzte
Nebenbuhler wollt, man treffen. Der diese wie alle Gelegenheiten mit Eifer und
gegenwärtige wat zu ertragen, aber ob das Geschick, UM ein möglichst tiefgehende
bei dem künftigen, bei dein Deutschland Misistimmuna zwischen Deutschland und
der kommenden Jahrzehnte möglich sein den Vereinigten-iaaten zu säen. Das
werde, dos Wt zit sehr die Frage. Sieht britische Vorhaben gelang in einem be-
man von ven Nalylchlagen ad, welche da- bäuerlich großen Umfange.
ßjauna nicht elira aus den Gedanken lom
men za I.issn. ihren Kolonialbesitz zu der
kaufen. TaS war also eine vol!t,l.iik 2,1.
fcrtllasr, weiter nichts. Die erwähnte
II?..rlzlnschc XM-l tlM tn;n Ciii.
vcknehmen mit Teuttchland aUt war in
ihrer Art sicher aufrichtig, wie dieser
c tjeitenuitin ulerhaupt. Eharnderlain er
lltöt in einem solche i?iiwernch!M eine
unschätzbare G.wuhr für die .britische
Machtjtcllung Uedersee nd auf dem euro
xa!s.Z!en Jestlaude. bcsondcrs Außland ae
geniiler. Man verfügte so, wie Biimarck
einmal sagie. ii Wr einen dummen und
starken Keil aus dem Fesilande. der bie
Streilhänvel für England bort auDzufech'
ten hatte. Es flebüi zu den Verdiensten
bei Fürsten Vüloiv baß er bis Gefahr
erkannte unb burch seine Politik ablehnte,
Deutschland in ein Vafallcnverhältnis zu
England gelangen zu icflrn. Ein ander,
Verhältnis konnte nach Lage der Dinge
nicht bei einer engcn Annäherung heraus
kommen, denn das Teutsche Reich hatte
keine Flotte, konnte Infolgedessen und weil
es auf dem Kontinente mit Oesterreich'
Ungarn zusammen isolirt dastand, gegen
Über der großbritannischen Suprematie
zur See sein Gegengewicht auf die andere
iUijgKtjaie es fleginseitigen Emverneh
men hineinlegen. Fürst Bülow vermied
den Fehler, welchen Eaprioi zehn Jahre
früher gemacht hatte. Dieser Fehler wäre
um die Jahrhundertwende m so verhäng
niüvoller gewesen, weil damals die Ärund-
lagen für den Auttau einer deutschen
Kriegsflotte in großem Maßiiabe aeschaf
fkN worden waren. Ei bedarf wohl keiner
londeren Dedüttion, wenn wir behaup
len. vag das Zustandekommen jenes da
mals von Ehainberlain ongebahntcri
deutsch-englischen Einvernehmens die Ber-
wirklichung des deutschen Flottcngedankens
im Heime erstickt hatte.
ma5 einsichtige Engländer ihren Lands- Die von vornherein unrichtige, weil nicht
leuien gaben: sie möchten ihre Handels- auf eine entsvrechende reale Macht oearün-
methoden modernisiren. schmiegsamer wer- bete südafrikanische' Politik deS Deutschen
den. sich den Bedürfnissen der Eingebore- Reiches wurde mit betn Amtsantkilti des
nrn anpa,,en u. , w.. so wurde als großes Fürsten Bülow als Staatssekretär aufge
Gegenmittel, alS Schutzmauer gegen das gebest, Es folgten Besprechungen über das
Eindrinaett des deutschen Handels in bri, ebenso geheime wie vielerörterte deutsch-
tische Interessensphären zunächst der englische Abkommen über die' Zutunsi der
Ehamberlain'sche Imperialismus betrach- portugiesischen Kolotiien. , Dieses Abkam
tet. Er sollte das britische Reich mit seinen men war symptomatisch für die damaligen
Kolonien durch eine Zollmauer umaebeN. britischen Pläne mit Deutschland!
das Einbringen fremder Waaren und Man wünschte, besonders angesichts de
Produkte hindern, daffegen im Inneren sich verschärfenden britisch-russischsn Gc
einen Handelsverkehr schaffen, durch wel gensahes in Ostasien. in guten Beziehun-
cken dieses vielgestaltige Reich mit feine gen mit Deutschland zu leben. Man kannte
Bevölkerungen im Aüstausck) wti Fabri, in London den deutschen Wunsch nach Er
taten und Produkten sich selbst genuatc. Weiterung des Kolonialbesitzes und schloß
Der Plan mißlang, mußte vielleicht miß- deshalb jenes Abkommen, welches für eine
ringen. Er inierefsirt uns hier nur als unbestimmte Zukunft dem Deutschen Rei-
ein Versuch, die deutsche Könkurrcnz aus che einen Kolonialbesitz In Aussicht stellte,
dem Bereiche des .Empire' auszuschalten, der nicht Großbritannien gehörte, sondern
. Portugal. Portugal sollte nun nicht zur
i Der Deut g. am in Vvgabe lerne Bei! gezwungen werden
mauru wfmwm. m ifrnu ßm.uni. wie die slae eiate. tbat Krokbri-
tannien alles, um die portugicsischs Nc-
imtfbt Kitiüäit Wiii'iiiit,
ka, i'4r
Ciiiilgari und Be
Der politische Gedanke, welchem die
deutschen loltenetesetie entsprungen sind.
war. etwas anders ausgedrückt wie sonst:
Deutschland in den Stand zu setzen, we
skntlich gestützt auf die eigene Kraft. Welt
Politik zu treibe und in einem Kriege den
Ver!hkl0!gungs!amps auch g?gen den mäcb
tigilkn Gegner aus sich zu nebmen. Es
handelte sich mithin um ein Programm
der Unabhängigkeit für bie deutsche Zu
kunft. Das politische Programm Groß-
britanniens dagegen war und mußte nach
den oukgcfuhr.ten Grundgedanken dieser
britischen Politik sein: ein Programm der
Abhängiit von der einen, der autorita
tidcn Bormundschaft von der' anderen
Seite gesehen.
Am schwersten wurde allerdings em-
Pfunden, daß Deutschland sich weigerte, der
britischen Politik gegen Rußland Gefolg
schaft zu leisten. So kam das englisch
japanische Bündnis ohne Deutschland zu
Stande, und im Jahre 1!X4 arlana es
Japan unter englisckier Äegide, Rußlands
große vstasiatische Pläne zu zertrümmern
und die russische Bewegungsfähigkeit auf
Jahre hinaus zu lahmen. Vorher schon
halte Konig Eduard, unmittelbar nach sei
ner Thronbesteigung, begonnen, den ge-
chichtlichen Gegensatz zwischen Großbri
tannien und Frankreich zu beseitigen. Die
Anfänge hierzu datiren freilich vom Jahre
15Ä8, bezeichnet durch die Namen Tel-
cassü und den des französischen Bdschaf
ters zu London, Paul Camdon. Das Jahr
1004 besiegelte die Aussöhnung durch das
genannte Matokloabkommen, dessen spa-
ter besannt gewordenen geheimen Theile
bewiesen, wie die Spitze dieser neuen
Freundschaft sich ohne weiteres gegen das
Deutsche Reich richtete und bewußt rich
ten sollte. In dieser enteüte cordialc'
waren ebenfalls ohne weiteres die Keime
zur kritisch-russischen Verständigung ent
halten.
Das Jahr 1034 mit seinen Ereignissen
bildete den Anfang einer neuen politischen
Epoche in Europa, von höchster, ja von
weltgesehicktlichek Bedeutung. Der jetzige
Krieg nt Folge und Ergebnis der politi
schen Neugruppirung, welche 1904 zuerst
formal zum Ausdruck kam. . Es ist von
grundlegender Wichtigkeit für die Beur
theilung der Rolle der, , verschiedenen
Machte unmittelbar vor dem Kriege von
1914, , daß jene neue Konstellation von
VMl unter ve Au pizien Grokbritan
niens zustande gekommen ist. Gewiß, schon
viele Jahre vorher, jci schon zu Vismarck's
Zeiten hegten franzoische und englische
Staatsmänner den Gedanken einer eng-lisch-französiscken
Annäherungen, um ge
meinsam die Front gegen Deutschland zu
nehmen, und Telcass kam 1893 mit die
sem Gedanken als Prograckm ans Ruder.
Möglich wurde feine Ausführung aber erst
durch die neue britische Auffassung, daß
on nun an Deutschland der Feind Groß
britanniens wirtkischaftlich und deshalb po
litisch und militärisch in Gegenwart und
Zukunft sei. Ohne diese Auffassung wäre
das engiisch-französische Einvernehmen im
Jahre ltf04 ebensowenig perfekt geworden
wie früher. Bon Frankreich wußte man
seit 1872. daß es an jeder Kombination
gegen Deutschland ebne weiteres theilneh
men würde. Diese Stimmung der fran
zösischen Republik und Nation ist immer
ein fester Faktor gewesen. Hatte doch auch
in den Tagen bitterer franz'ösisch-englischer
Feindschaft die französische Regierung ge
legenilich des englischen Wuthgusbruches
nach dem Krüger-Telegramm der britischen
Negierung sagen lassen! für Frankreich
gäbe es nür einen Feind, und der befände
sich auf dem Kontinente. Danach möge
Großbritannien sich richten. Hier han
delte es sich um eine permanente Folge
erscheinung des Teutsch - Französischen
Krieges, während die Stellungnahme
Großbrilönniens gegen da Deutsche Reich
aus eigener, freier Initiative erfolgte.
Man wußte in London, daß S nicht nö
thig war. sich nach Helfern umzusehen,
benn die Feinde Deutschlands waren da.
König Eduard hat mit diesem Pro
gramm die. Regierung treten. Er
verlor keine Zeit, sondern bahnte ilnge-!
säumt durch seine bekannte Besuchsreise I
Im Jahre 190.1 die Ai,äk,kung mit
iiratilteich cyi. d,on Im nächsten Zrüb
sehr war das s;'fl?,nlf Maroükadkrm
nun geschlossen. In Wirtlichkcit gab
VUtoUo nur das Elik.l! fiik sink feste
Vereinbarung der beiden Mächte, welche
nach der Absicht ihm Urbeder die Grund,
läge einer europäischen Koalition gegen
a, Lkukiche Reich bilden toll! UND
bilbet hat Quvt l.thrt f!i3!r ttl.ir
iekdünde! Frankreichs, das russische
Acich. ber Koalition ftss äuge chlossen.
unb während der 'ganzen Zeit arbeiteten
Großbritannien und Frankreich ebensa
eitrig wie erfolgreich an ber Herüber
Z'chiinz kleiner tuk.'päiftcr Mächte und
er vntfiemdung Jlalini dem Trct
dunde aeget!üker.
lMi, so ist durch neuliche aktenmaßige
vntyuuung intvanvfrei b'staligt worden,
vkannen schon skaiijöstfch'englisch.bel.
g,je!,e Vereinbarungen, welche das Ein
greifen brttisckier Suppen gen Teutsch
land im Feftlandikiikge auf belgischem
Boden und über ihm im Einverständnis
mtl Belgien um Gegen land hatten.
Zugleich fand In diesen Jahren der
große Frontvkck,s,l der aroßbritannischen
Flotte statt. Au, dem Mitlelmeer und
aus ben vstasiatischen Gewässern, von
irraiiar und ven der nali chen Siib
käste wurde alles di! auf geringe Reste
knisernt unb n den großbriiannischen
llorbleekuiten vereinig!: mit k Front ge
gen Teu! chland: die politiscke Angriffs,
stellung wurde ergänzt durch di mili
eilche.
Tamals hat es in Deutschland diele
unb gewichtige Stimmen gegeben, welche
englisch . französisch . russisch Einverneh
men für weiter nicht bedrohlich erklärten.
die sich im besonderen aus den Slanb
Punkt stellten: man könne Großbritannien
feuie Besorgnisse eigentlich nicht Verben
ken, denn Deutschland baue ja sein große
Flott. Tagegen muh aber bemerkt wer
den, daß im Jahr IM und ben Iah
Iren, die diesem folgten, die deutsche Flotte
lüaiiachiicy noch lein beachtenswerter
Falter, für die englische war. Man hat
sie in England auch nicht ls solchen an
gesehen, wohl aber die deutsche Flott und
nie veullche Flottendaupolttik als Bor
wand benutzt für die antideutsche Politik
Großbritanniens.
s wollte Großbritannien denn er
reichen? Ti Grundlage seiner Politik
bildete, wir' wir wiederholt feststellen
konnten, der Handel und die Rücksicht auf
den Handel. Tie britischen Staaksmän
Her, ja da? ganze britische Volk wisse
aber aus Erfahrung und Tradition, daß
die handelspolitische und di militärisck'c
Macht bald als Ursache,,, bald als Wir
kungen untrennbar miteinander verknüpft
sind unb in Weckiselwiikunz miteinanber
atlxilcrt; da britische Volk bat ebenfalls
immer gewußt und seil Jahrhunderten
durch seine Politik unb sein Kriege be
thäiigt, daß es a!S größte Gefahr für
feine Machtstellung unb bamit seine ma
ritime und kommerzielle Handelstyrannei
auf bem Erbball ritt geeintes Europa nicht
brauchen kann. Ti britische Politik ist
deshalb stets auf Trennung der euro
päischen Großmöchte, auf Konflikte unter
ihnen, ausgegangen, di kleinen europäi
schen Mächte, die sogenannten Neutralen,
hat die arendnianifche Politik in feiner
Berechnung, die für alle ! europaifeben
Nombinaiione bis zu einem gewissen
Grade richtig sein mußte, stets an sich
zu zieben und als ihr Schützer zu gelten
veriucht, um durch sie britische Fußpunkte
aus vem Kontinent zu gewinnen. Ein
mit Erfolg und luekknloier Konseaueni
gehandhabler Grundsatz ber britischen
Politik ' ist ferner aeweten. die jeweilig
mächtigste europäische Großmacht politisch
zu betampten, Koalitionen der anderen
gegen sie zustande zu bringen, es auch auf
einen Krieg nicht ankommen ztl lassen.
Natürlich hat Großbritannien nach feinem
evetisaus, bewahrten geschichtlichen Grund
satz immer, solange S iraend ging, ver
sucht, solck Kriege dürch die Anderen
ausrechten zu lassen. Nur im äußersten
Falle hat es selbst einzugreifen.
Hier set nun ein überaus wichtiges
Moment der Beurtheilung der britischen
Politik ein. nämlich die Mittel, deren
Großbritannien sich bediente und bedient,
um auf dem Fefllande den erforderlichen
Einfluß auszuüben. Das Ist ein so in.
izaitsretches Kapital, daß hier nur andeu
tungsmeise barauf hingewiesen werben
kann. Großbritannien sieht es schon seit
lange als eine .Lebensfrage', b. h. als
eine Frelge seiner unbeschrankten Supre
matie an, bestimmenden Einfluß auf dem
europäischen Festlanbe auszuüben. Seine
barauf abzielenden Bemühungen sind bald
mehr, bald weniger, geschickt gewesen, aber
von oen napoleonilchen Kriegen an galt
jene englische Bevormundung Europas
für etwas beinah Selbstverständliches.
Sie richtete sich, um in der Sprache der
englischen Polittf zu reden, aus die Er.
Haltung des europäischen Gleichgewichtes,
des Gleichgewichts der Macht auf dem
Kontinente', mit anderen Worten: auf
das GegeneinanderaUsfpiklen der Fest
landmachte oder Machtgruppen zu Nutz
und Frommender englischen Machttiel
lunz in Europa und der wirthschastliche
Beherrschung der Märkte durch den bri
tischen Handel. Ein Koalition zweier
europäischen Grdszmächtk, deren jede über
eine starke Flotte verfügt hatte, würd da
Ende des britischen Festlandeinslusses be
beutet haben. Insofern hat Großbri
tannien auch jede neue Flottenbildung am
europäischen Festland mit tiefem Miß
trauen bemerkt tind betsolgt und vom
gleichen Augenblick an versucht, sie aus
gendeine Weis zu paralizsiren, '
VMi und in den folgenden Jahren war
rankreich schwach Und nicht vorbereitet.
eine Marine kam von Iaht in 5a bk
Mehr herunter.- Die nr,nte cordinle
war neben den angeführten Grünben
nur burch bi politische, militärische
und maritime Schwäche Frankreichs mög
lich geworden. Innere Schwäche und
zeittvkilige Ohnmacht ebenso waren der
Grmib sllr Rußlanb gewesen, sich Groß,
britannien anzuschließen. Die Herstel
lung bei englisch-russischen Einverneh.
mtns war schon, bevor er bet Regierung
angehört hatte, der besondere Herzens
wünsch Sir Edward Grenz gewesen. I!ie
sei Staatsmann setzte alles daran, um die
tiefen und alten Gegensätze zwischen den
beiden Mächten zu überbrücken.,- Er ver
zichtete auf wesentliche englische Ansprüche
und Voruriheile !in nahen uud mittleren
Orient zugunsten Rußl,ins, er machte
bewußt. In dirskk Be.Iebuna vt.
lilisfie Fehler, weil er sie silk da kleinere
Uebel hielt Im Vergleiche zu der großen
Errungeufchaft. nunmehr Rußland in die
aniiveui,.ke floflhlwn hiukinuzieden
Der russtsch.deutsche unb ruf rif-tösier
rei.fjifche Gegensatz war leicht genug ,u
stärken: die wirthschafllichen Bestrebungen
ttchtandl Im Ort. di Balkunver.
hältnisse. der deutsch und vfterreichifck?
Haß der Panflawisten. ja des Durch.
schuittsrusskN überhaupt, machten die
Durchführung dieser Aufgab leicht g.
NUZ.
Der Fesikandeinfluß der britischen In
selmacht ist von da an immck mihr ge
fliegen, di durch König Eduard, durch
Sir Edwd Grey und ander sähige
Staatsmänner vertretene Politik drückte
ganz Europa, je, der ge,nzen Welt den
Stempel auf. Was wollt diese Politik?
Tie britische onlideulsche KoalitionSps-
litik wollte also on sich nun als Ziel den
Krieg nicht. Was sie wollte, war bie
Einschüchterung unb -in weiterer Folge
Nikderhallrina Deutschlands. Das Deut.
fche Reich und Volk und sein Leiter soll,
ten bei dem Versuche wirthfchastSpoli.
tischer Expansion, oder der Absicht eines
kolonialen Unternehmens sofort spüren.
daß es sich um in Frag von Krieg oder
ssrledcn handle, und sich dann die Frage
stelle, ob man dafür den europäischen
Krieg lius sich nehmen wollte. Das haben
Wir im Laufe des letzten Jahrzehntel ein
übel das andere Mal erfahren, mochte es I
sich um marokkanische Fragen handeln
dieser so kinmiith'g siindlichen Politill
Tie Altwvrl ilt Immer die alte: Ena
land erblickte im Drutsf.en Reicke und in
besten tfukunfMitie wachsende Gefahr fili
leinen vanbtl, weitffien Sinne ver
standen. Wicht der deulsche Handel allein,
Nicht d,e deutsche Jndultrif allein aenüat
Zr Erzeugung dieser Besorgnisle. die
deulscke Mach! aus dem Festlanbe und bie
heranwachsende deulsche Seemacht kamen
dazu. .Ärofjbritannien fürchtete, daß sein
oinsiuß auf die ssestlandangelkiienheilett
abnehmen und mit der Z'it ganz ver
schwinden, daß es nach einiger Zeit nk
noch ein Seehandel treibende Jnselmacht
Wilieii ivUiu. Uruhttiltitiuieii fuichlil
ferner, baß bis Zukunft einen Zeitpunkt
mit sich bringen konnte, wo bi deutsche
Flotie zu stark sei. um vbek sie politisch
einfach hinweggehen zu können. Bor un
pesahr vier Jahren erklärten In einet Vec
ofsentlichung an hunder) englische Gene
rale und Admirale: Großbritannien?
Flott müsse, utiler. allen Umflänben eine
derartig uebeklegenheit besitzen, daß In
einer beulfcheglifck;en Sireitfrage wirtl
schuft licker oder politifchei Natu, die bri
tische Regierung nie da mindeste Beden
ken aus Grund der Stärke der deutschen
Flotte hegen bürsk. Mit'atidekeN Wor
ten: die Stärke der deutschen Flotte dürfte
verhältnismäßig nie so groß fein, baß sie
im Kampfe gezen die britische in Wesen!
liches Rifilo darstelle. Die britische Re
gierung hat sich immer auf dem gleichen
-tandpunlt befunden.' Das zeigt aber
wiederum, wie fern ei Großbritannien
lag. thatsächlich eine Gefahr von der beut
sckien Flotte zu fürchten in Gestalt eine?
vxi UM cricni(iiiii)c, uin ven äuunicv Angriff,, unb zur Vorbereitung einer
1, ,,11.4,. n .t,f n t! t :: - I . ' 0 .
7'iiuuuiitii im Invasion. Es waren alle nur Aalte,'
Schiffe, .sei f)ter oder dort, immer trat kionsphrasen. um Haß und Furcht der
die Tripleentente aetchlossen aus. Immer ,.s,. T.uttu,,. ...
fc fc sw ' ,. . 1 , ,1 VWHvlHIlH MHl VMIU;iUIIU IU llll
5" a' Europa müsse sich bkN-deut. flammen und Brovaaanda für erböbte
fchkN MltyetrlchastspläNkN geschlossen Flottenaukgaben zu machen. Der Stand
widersetzen. Die Seele dieser ant, ,, ,, ?.,s.4 m,ia u.
deutschen Politik ist immer England ßH,imer. ämlicb die Mittel zur Selbslver.
roclen. Ti britischen Botschafter und .ivigung zu sckffcn. die vorher gefehlt
Gesa.dten in den ersch,edenc,i Haupt zek britische Standpunkt war
tlnM.'U ßiirnlml fi iK.t.n . n mit- . . ' T.
"."" '' - einer ves unrecüts unb ber Willlür: aik
elpuiikt. eine Kraftekntrale. für alle denk- .-ihf,i;,,,,; .,, ,,1 u...
baren deu!sck1ei,idl!ck:en Treibereien und Ergriff zu betrachten, daß eine fremde
Intriguen oft sorgfältig versteck! hinter 3,0,,, tnlflanb( bcten Vernichtung für die
den M,n,stern M betreffenden Landes. btitists,t fin Erstellen könnte. Be-
, , . . ' "V , .... trachten wir beute, wo alle jene politischen
Ties Politik der Einschüchterung rtmn,n unh (trrhn S.,rhPnnriM
mmt. wie gesagt, an sich keinen Kr,ez. ausgeschaltet worden sind, kübl und un
die Koalition Komg Eduards von Eng- parteilich die damalige Situation und de
land wollte möglichst nicht angreifen, n Aussichten: dann muß die Frage ab-
daß das Wachsihum der deutschen Flotte
Großbritannien tn seinem Eigenthum und
seinem Recht und der Möglichkeit seiner
elbftvertheidrnuug auch nur im ent
ferntesten bedroht hätie. Einmal war das
nickt die Richtung der deutschen Ge-
il!
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Man war im Gegeniheil ebenso vordere,-trh,t i,t nr.n. tr.it, h.tnrini wk
1.1 .i. .irt.ir. i". u. v " ""1
iti ivic tut ujiu tn, lut oen nau tirn
KonsliücS dem Teutschen Rcicbe die An
griffZrolle zuzuschieben und glaub! das
nicht schwer: dc.S Deutsche Reich bedürfte
der wirihschafispolilischen und ko!oialen
Ekpansion. Es versuchte feit zwei Jahr-
zehnten auf jede Weise, auf friedlichem s.mmtnntiiit Wr t:n. w,nn
Vii. hltt Änrissfirill an mrt"fß ,i I ki. . ' . ..... .
(,v.U(....v 0u .i...,. i,fuiia;ianö gewollt gälte, gar niei?k mög-
immer nun sich unter großbritannischer ,-ch gewesen. Der kcsicktspünkt. unter
Führung die Mäch! der Tripleentente dem die deutsche Flotte geplant und ge-
und deren Mitläufer entgegenstellten, da baut wurde, ist immer ein Gestchtspün'!
mußte Teutschland eo io als der an- der Vertheidigung und der Erhsliung des
greifend Theil erscheinen, denn es wollte striedens. nick! des Anareitens' und des
etwas haben, während die andern .nur' Krieges gewesen. Freilicki. und das war
Sblebnten. Mit om deutlichsten zeigt sich der britische Hintergedanke, ber zugleich
diese Politik Großbritanniens und feiner Ursprung und Nährboden allen britische
Diener In den Marokkoangelcgenheiten. Hasses gegen Teutschland bildete: ein zu
',er vane euiicriianv vsn Ansang an lande und zur See siarkcs Teutschland
icbls weiter verlangt als die offen Thür hatte damit Grudlcae und Rlickbalt silr
und Garantien dafür, daß sie offen bliebe, die Ausdehnung und den- Schuh seines
Die Tripleentente unier Englands Fü Handels, seiner wirtschaftlichen Weitste!
nina erklärte laut und feierlich die of feste fitnn n ntrnr-,f,tihti snfhi.ns in h.-t
Tdüt von Marokko, that fabei aber alle Welt., wie es Großbritannien von einer
Schritte, um die Schließung dieser Thür europäische Festlandmacht in neuerer Zei!
borzubereiten. Wenn Deutschland sich mit nicht gelohnt gewesen war. Die Ueber-
jenem Widersprüche zwischen 'Worten und leaenbeitfaktoren einer aucb ,ur See
Hanblung nicht zusrieden gab, so nahm statten Fcstlandmacht gegenüber einet IN-
die Tripleentente die Haltung ber Ber- selmacht ist einsichtigen Briten stets kläk
theibigung einem Angreifer gegenüber an. gewesen: baher auch das anqestrengte Be-
Großbritannien erklärte, in jeder Bezieh- mühen, auf dem Festlanbe Macht zu be-
ung hinter Frankreich zu stehen. Mit sitzen. Alles dieses führt sich letzten En-
Rußland war es nickt anders, und des. wie jener englisch Seeoffizier in fci-
Deukschiand stand mit einem Male wr ner Prcisschritt sagte, für Großbrita,,--
der Frage: Krieg oder Frieden. Wir nicn aus den Gesichtspunkt des Handels
wollen hier nicht in, eine Kritik der deut- zurück.
schen Politik eintreten, sondern nur Im- Um den wirksamen Ausbau einer deut-
mek wieder darauf hinweisen, wie das schen Flotte zu hindern, hat Großbrltan-
englische Bestreben konsequent und erfolg- nien nun seit eiNet langen Reihe von
reich darauf ausging, dem Teutschen Jahren die verschiedensten Mittel zut An-
Reiche eine aktiv auswärtige Politik un- wendung gebracht. Bistum Jahre 1904
Möglich zu machen, indem man jedesmal sprach man Mit geringer Schätzung von
.! r-:i.. ...in.. r: t i..u. .. , . , ,. ... " ...
cuic uuuuuii ciuiicicii neu, nietet vvn oen papiernen Hioiienpiancn euttq-
selbst di Kriegsfrage auswarf. lands unb glaubte nicht an bie Möglich-
Um Theilen der eigenen öffentlichen keit ihrer Durchführung. 1M4 und IM
Meinung die eigentlichen Gründe und während des Japanisch-Nusstschen Krie-
Motive ihrer Politik zu verbergen, schob ges dagegen trat In dek englischen Presse
die britische Regierung mit den ihr erge plötzlich die Forderung hervor, man solle
denen Organen die deutsche Flottenbau- die. Gelegenheit benutzen, d,e deutsche
Politik als .Gefahr" in den Vordergrund. Flotte zu vernichten, denn noch sei das
Tie deutsche Flott werde lediglich gebaut, leicht, besonders Angesichts der Weltlage,
um eines Tages einen Angriffskrieg ge. Diese Absicht hat thatsächlich die dackcl-
gen Großbritannien zu führen, mit dem lige Admiralität und ein Theil des Ka-
letzten Ziel einer deutschen Invasion aus binetts gehegt, während König Eduard
englischem Boden. Diese .deutsche Ge- wohl da! Gegengewicht Im Sinne des
fahr' und di deutsche Invasion' sind Friedes gebildet hat. Er hielt es immer
viel Jahre in der Presse beider Länder mit der Politik der Einschüchterung, mag
so ausgiebig besprochen, behauptet und in auch geglaubt haben, Deutschland werde
Abrede gestellt worden, baß baruber wollt eins die Dauer geldlich nicht tn det Lage
keine eingehende Erörterung nothwendig sein, durchzuhalten. Genug, jene Gele-
ist.' Es liegt ja auf der Hand, daß bie genheit' ging vorbei. Vom- Jahre i!X)3
deutsche Flottenpolitif ein solches Ziel 19! an versuchte Großbritannien, die
schon deshalb nicht haben konnte, weil es deutsche Flotte todtzubauen: di britische
unerreichbar war. Zu einem Angriffs- Admiralität ging zu den Riesenschissen
kriege gegen Großbritannien brauchte man der Dreädnoughtklasse über und glaubte,
eine Uebermachi zur See. oder mindestens Deutschland werde diesen Schritt weder
ein gleichstarke Flotte. Einen solchen An geldlich noch technisch nachthun können
grissMiea mußte matt fernes auch gegen Die Hoffnung schlug fehl, denn Deutsch,
Fmnkkeich. Rußland und Belgien führen, land that den Schritt nach, und zu spät
also einen Kampf auf Leben und Tod ge. bemerkt die britische Admiralität, daß sie
gen gstnz Europa beginnen. Einen jol- einen Fehler gemacht habe. Von des an
cheN Anglifssfrieg gerade von dem Deut- begannen die persönlichen Versuche Kö
schen Reiche , behaupten, dessen Politik nie, Eduards, das Deutsche Reich zum
stets da Defensivste don der Welt war, Einstellen, mindestens zur Einschränkung
hätte schen an und für sich absurd erschei- seines Floitenbaucs zu bewegen. Er ütU
nen müsse. Die meisten englischen Poli- suchte persönlich auf den Deutschen Kaiser
tiket und Fachleute haben an die deutsche einzuwirken und mit seinett Ministern auf
ayr und an das Jnva wnsge pen t tu die deutschen Staatsmanner. dann wandte
diesem Sinn, auch niemals geglaubt, er sich an Kaiser Franz Josef, unsere
Woran sie glaubten, das war das Kom Verbündeten, um durch Ihn, die Einwir-
-.. it...a i'.''f(... IJ...S tie.. I.i. " t .r .j..
nien eint europa,,ei)en nege uoer iurz rung ut ven eutd)M Kaiser zu ve
oder lanq zu einem ihnen nützlich erschei wcrkstelliaen. Es heißt, daß der reise
nenden Zeitpunkte. Um dieses Ziel zu er Monarch starke Lockungen und ebenso starke
reichen, arbeitete die Tripleentente, immer Drohungen des Königs von England da-
unter Führung Englands, auf Schwäch-' mals habe abweisen müssen. Ungefähr vm
ung Oesterreich-Ungarns. auf Zerrüttung dieselbe Zeit versuchte die britische Reaik-
der Türkei.auf Angliederung Rumäniens, I rung, auf das Programm der im Früh
Bulgariens und Griechenlands. Italiens jähr tagenden Hanger Friedenskonferenz
unv Spanten an b,e Tripleentente bin. die Frage ber Einschränkung der Rüstun
Man sannt die Stärke des Deutschen gen zu seken.Das Teutsche Reich rkann'e
Reiches unb wollte k nach Möglichkeit die Falle, die ihm hier von Großbriian
isoliren. ' Aber warum das Alles, wird nien gelegt werben sollte, und erklärte bot
der Leser fragen, das Teutsche Reich Zusammentritt der Konferenz, da. Deut-
wvll! doch Niemand seinen Bellt und sche Reich werde nur dann an iht tfVil
sein Recht tauben; tca8 teat der Gruich j nehmen, wenn dieser PunÜ nicht Korrekt j
inilrbf, Ntben' diesem fi?ffnfffl her fl'f
ei rasfinirt englische Agitation, welche
da, engl'fck-e Volk unb di Bevölkerung
der britischen Kolonien mit Haß. Miß'
Innen und Besorgnis g'gen Deutschland
und fein angeblichen Zufunftsabsichle
erfüllen sollte. E war um ss wenige
schwer, diese Ziel zu erreichen, als die
britische Beoölk-ruiig n vornherein Im
beutschen Bolle den gefährlichen und bei
halb blind gehaßten Handelskonkurrenien
erblick!. Daran wurde nii;!l durch die
Zhatfgche geändert, daß in England tvi .
IN Deulfchlanb eint beschränkte Zahl pon
Männern und Frauen sich organistrte, um
Grundlagen fäf f! Usii lCtthIluil
zwischen den beiden Ländern und Völkern
annibahnen. Innerhalb ber deutschen Be
dölkirung verkannte man mit wenigen
Ausnahmen die lüutzeln der englischen
Politik Und Sliinmung. Man vermocht
bei un nicht zu glauben, daß ein große
Volk, nur durch niedrig Handelseiferfucht '
veranlaßt, sich aus die Pfade so bitlereirO
Hasses und Uebelwollent einem anderen
aroßen und verwandten Volke gegenüber
begeben sonnte. In Deutschland suchte
man deshalb die Schuld vielfach auf der
eigenen Seite und glautte, daß die bri
Iifche Mißstimmung und da! Mißtrauen
vielleicht nur auf Mißverständnissen über
die deutsch Art und bie deutschen Ziele
beruh. So bemühte man sich denn In
jeber Weise, in Wort unb Schrift, burch
besonder Reisen von Abordnungen, durch
Empfänge von Engländern jene Berftan
bigung herbeizusükren, von der im Laufe
der Jahre so viel gesprochen worden Ist.
Man hosste auch burch enge geistige Ge
meinschast unb Austausch don Kultur
liiern zu einer solchen .Verständigung'
beizutragen. Ein eitles Unterfangen,
denn, wie man heute oussprechen kann,
ohne in den Verdacht eines Hetzers zu
kommen: Verständnis für die Vefondekhel .
ten der deutschen Kultur und diese selbst
haben gerade Engländer nikmals gehabt,
vielleicht unter drei Millionen einer. Taj
englische Bolk mit seinem Durchschnitt hat
kaum In Interesse siir fremde Kulturen.
während bei dem deutschen daS Gegentheil
der stall Ist. Auch 'so betrachtet, war mit,
hin der Versuch von vornherein aussichts
los, denn beide Parteien gingen hier weil
aneinander vorbei.
DaS Jahr IM brachte, scheinbar ganz
plötzlich, eine alles Maß übersteigende Agi
tation in Großbritannien gegen die deut
sche Flottenbaupolitik. Zuerst die Führer
der parlamentarischen Opposition, dann
die Vertreter des ltabinetts behaupteten
die ihnen bewußte Unwahrheit. Deutsch
land habe in aller Heimlichkeit schneller
und mehr Kimpfschiffe gebaut, als pro
grsmmmLßig gewesen seien. Die Absicht,
so den Angriff geqcn Großbritannien un
ter möglichst vortheilhaflen Bedingungen
anzubahnen, sei klar. Turch diese, wie
gesagt, bewußt unwahre Propaganda
wurde die britische Bevölkerung in große
Unruhe, ja in eine Art Panik versetzt.
Auch im sonstigen Auslande fand die eng
lische Tarstellung vielfach Glauben. Bon
allen Theilen deS Erdballes beinahe hörte
man Stimmen der Entrüstung über da!
ngriffslustige Deutschland, welches nur
aus Ehrgeiz, aus Eroberungssucht rnüTf
aus Haß gegen das friedliche Großbriian
nien einen Wcllkri'g zu entflammen sich
anschickte. .Und dabei war. nichts, gar
nichts don allem dem wahr. Die deutsche
Regierung hatte das öffentlich bekannte,
auf viele Jahre hinaus vollkommen fest
gelegte deutsche Jlottenprogramm ruhig,
ohne zu verheimlichen und zu beschleuni
gen, weiter gefördert, deutsche Regierung
Vertreter hatten öffentlich verbindliche Er
klarungen 4ioer den Stand der Tinge ab
gcgeben. Kurz, nichts war geschehen, was,
wenn man die Wahihcit kennen und an
nehmen wollte, übeirasch..ld oder besorg
niserregmd hätte fein können. Im Laufe
der späteren Ereignisse, besonders dck Ma
roklospannimg on 1011. ist jene künst
liche englische Flottenpanik bei uns bald
In Vergessenheit gerathen. Wei sie da.
mals In der Nähe verfolgt hat. weih aber,
daß eine perfidere und gehässigere Mache
selten zuwege gebracht ist, als damals un
ter Führung des britischen Kabinetts und
aller hervorragenden Politiker des Insel
reiches. Sie alle gaben sich zu dieser großen
Luge her, um in der Welt Mißtrauen
und Haß gegen das Deutsche Reich zu er
regen und um im eigenen Lande und U
den Kolonien die Bereitwilligkeit zu neuen
ungeheuren Flottenbauprogrammen zu er
reichen. Diese Flottenbauprogramme wuc
den gefordert, bewilligt und In Angriff
genommen. Die deutsche Flotte bildete in
voller Öffentlichkeit des Parlaments und
der Presse unausgesetzt den VergleichSge (k
genstand zur Starke der englischen. In
Teutschland lieh man sich auch hierdurch
nicht beirren und setzte den Ausbau der
Floite programmäßig fort. ,
Die Marokkospannung deS JahreS
1911 zeigt damals von der politischen
rr.u. c r . .. .
cc nie ciieiuje rzagersullie UND lies Mitz
trguische Gesinnung der britischen Regie
rung und Bevölkerung. Man ignorirt
verächtlich das unweifelbafte Reckt
Deutschlands, sein wirthschaftlich garan
litten Ansprüche in Marokko zu wahren
und für Abtretuni, der politischen An.
sprllche ine Entschädigung zu verlangen.
Man schob Teutschland ohne jeden Grund
die Absicht Unter, ti wolle sich ein Stück
Marokko aneignen. Der einzige Grllnd
dazu war. das Deutsche Reich wiederum
in der Rolle des Angrcisers erscheinen zu
lassen und dadurch die Parteinahme der'
übrigen Mächte Zu beeinflussen, außer.
ts.. !,! c. -
m uic 1auju11191c.11 ver eigenen Haltung
so zu decken unb zu maskiren. Det Ber
lauf bieser Krisis ist zu bekannt, um hier
der Erörterung zü bedürfen. Sie warf
aber noch ein scharfe, Schlaglicht aus die
englische Politik durch Äe BeZöfsen
lichllng der nglisch-französischen und
englisch-französisch.spanischen Geheimar,
tilcl zu den veröffentlichten Marokkoab
kommen dieser Mächte om Iah 1904.
Aus Ihnen ging hervor, daß. Immer unter
Führung Englands, die Konteren
Algecira nichts alS in Mummenschanz
gewesen war. Die geheimen Artikel hat.
ten der Akte don Algecira dvn born,
herein den wirklichen Btn tnhn
Frantreich. Spanien und Großbritannien
waren vamais schon über Marokko einig
geworden und datien da friMitfi, tn,,u
ausgeschlossen. Gkos,britanni,n k,ti. k..!
.Prinzip, der ossmen Thür don Makokk, I