--c irn j.;-...-'' r' 'jÄV-'A-. N gliche Cmnfia triSfinf. TienStgff. 5. Januar 1911. "33 Die Geschichte ciuerFmil. i'l ö H U n VInan von irs-iäÄÄaKs (5. FortsetzunZ.? Und Hanne? Sie, lit neben dkm Seiler dahin leite, mikl durch ilchil ci. tefuii dkkeS Interesse fut ihn, obwohl sich ihre Nkunzchiijähligl '!ädche',phanta sie andauernd mit ihm und feinem romanlijchen Cchi.isai beschäftigte. Wenn sie ihn datnn nichts merk,n liefe, so entsprang fcciS ihrem tiatir lichen Instinkt, dcr sie lehrte: .nicht um Vergangenem rühren, bis er sich eingelebt hat". Sie fiiUt: ein f! . ..1' l 1 es A,ruiieu;ii!wn,iiviicii niu,n wohltuend auf ihn wirken, und da iwch handelte .sie .... nicht auZ rew schioesterlicher Zuneigung, tois sie sich . gewaltsam einreden wollte, sondern weil sie ihn liebte! Ci.rnj allmählich, ohne zunächst ihr selbst' inS Bewußt ' sein zu treten, war da gekommen. Anfangs, nachdem ihr Itt Aa'.er erzählt hatte, daß !iols Hano an sich gelegt und sie den Grund dafür und manche? auö seiner Ehe erfuhr, er schien ihrem gesunden, in ländlicher Abgeschiedenheit uiiverbildeiem Sinn allei wie ein Kapitel eus einem der Romane, die sie an langen Winter ödenden zuweilen las. Bisher hatte sie stets geglaubt, derartige Lebens schicksale seien freie Erfindungen der .Romanschreiber" und kämen nur in Büchern vor. Und nun gab es so ei was wirklich, bei Menschen von Fleisch und Blut! Nichtsdestoweniger blieb es ihr vn faßbar. X Tann hatte der Bater den Plan ge faszt, den .Genesenden nach Western Hagen zu holen. Da hatte der Better . plötzlich greifbare Gestalt angenom men, war aus einem Schemen zum Wesen geworden. Sie bemitleidete ihn und malte sich ihn nach dem Bor bild der Geschichten, die sie gelejen, aus. Er kam ' und enttäuschte sie, denn er war so ganz anders, so gar r.icht der Held- aus ihrm Büchern äußerlich nicht und in seinem Wesen noch weniger. Daher fing sie ein, das Absonderliche in ihm zu suchen. Im Grund eigentlich lediglich in dem Wunsch nach einer Anregung, nach dem des Werktags Mühe unc Arbeit beendet. Biel Beikehr pflegte man ' ruf Westernhagen. seit die Hausfrau fehlte, nicht, und der wenige war da ) nach. Höchstens kamen :in paar - derbbiederc 'Gutsnachbarn von dS Baters Schlag. So wurde Nolf denn ihr Studien obZekt, sie beobachtete ihn, versenkte sich in seine Sce'enregungen und reifte damit aus dem jungfräulichen Mädclzen zum Weibe heran. Das Wcib aber erkannte sehr bald, daß der neue, ungewohnte Beruf, die mancherlei Anforderungen, die er an den Vetter stellte, die harte Arbeit, die ihm fremd war, schwere Kämpfe in ihm auslösten. Hanne lernte der stehen, warum klnne Unebenheiten in Wff" färfifirfiffiffit tu ilitn ,'Ne zewisse Bedeutung erlangten und ihn manches Mal aus der Siuhe des All iagsgleises hinauszuschleudern droh ien. Sie würdigte aber auch, wie sich tapser immer wieder selber zu rechlrückte, wie er den kleinen Widcr wärtigkeitcn und des Ungewohnten Herr wurde. Das flößte ihr Achtung ein. V Uno plllyiich ertappte sie sich en:c8 Tages erschreckt bei dem Wunsche: .Ja, der wenn der" - Während sie las, war der Ge danke in ihr aufgestiegen, aus den Blättern des abgegriffenen Buches, das ihr in den Schoß geglitten, war 'er herausgewachsen, indes die Augen verträumt in das abendliche Dunkel hinausstarrten. . Aergerlich sprang sie auf, und mit der Herbheit eines gereizten Backfi fches warf sie den Nomanband in den Schrank. Mithin wünschte sich der alte We siernhagcn den Freiherr zum Schwiegersohn, die kleine Hanne hoffte auf ihn, und die Mamsell und die Mägde und Knechte waren sich einig, daß der Baron einzig und al lein aufs Gut gekommen war, um ihr gnädiges Fräulein zu freien. Nur Rolf selbst fiel nicht im ent ferntcstcn ein, in Hanne etwas an v veres ais lerne viouint zu itnen. Nachdem er sich mit seiner neuen Tätigkeit abgefunden und erkannt hatte, daß gerade die ernste, schwere ' Arbeit ihm Frieden und Vergessen brachte, ging er völlig in ihr auf. DaS Tagespensum nahm ihn des Morgens beim Erwachen gefangen nh nnh ikin rtt am ?sfxnh wieder ! frei, wenn der Schlaf den Faden fei nes Denkens unterband. Nicht einmal um den Fortgang sei nes Scheidungsprozesses kümmerte er firfi irrnr ei ihm dorfi öiillifl nWitftt ' qültiq. ob er äußerlich noch an War . . ern gebunden war oder nicht. ) ' " Berlin stand im Zenit der Hoch Ä saison. Allmählich fing die Sache i ' bereits an, wieder zu viel zu wer ' den. Marienbad und Karlsbad streck T . T -V .; 5 Clf((b SioxtU -r-y-:-.-' - ." 'ij ien die Fänge drohend rniS, und fchon streifte morgens der Blick miß trauisch die Posleingänqe: waS mach ten sie noch an inladuncn bringn? Heute oder korrekter: seit ge stern hatte man beim Gesandten von X getanzt. Aber auch dieser Kelch war glücklich bis zur Neige ge leert, die beiden Herren, die eben aus dem schwergeschnijitkn Portal, das lautlos hinter ihnen inS Schloß fällt, auf die Straße treten, scheinen offen bar die letzten Gäste zu sein. .Da fährt uns richtig die einzig noch übrig gebliebene Karr vor der Nase weg. Jetzt haben wir daS Vergnügen, bei nachtschlafender Zeit laufen zu dürfen nur weil Sie sich imi-iout nicht beeilen konnten". Assessor Sparring, der größere der beiden Nachzügler, legt in die Worte mehr Gereiztheit, als das kleine Miß geschick wohl verdient. Sein um bei nahe Kopfeslänge kleinerer Begleiter sticht in dem vertragenen Havelock und dem wettererprobMil Schlapp Hut gegen den eleganten Juristen mit dem tadellos aufgebügelten Zylinder ausfallend ab. Er sieht zu dem an deren über die Brillengläser weg, von unten herauf, spöttisch empor und entgegnet trocken: .Gerade wag Schönes! Ein Stück laufen nach einer solchen Getellschaft ist gesund und verbilligt die Auslagen für diese Festivitäten ungemein. In dem Auto, das unS eben davon pufft, sitzt sicher Frau vom Thal. Was meinen Sie, wieviel der Um weg, die nach Hause zu bringen, ge kostet hatte! Ich bitte Sie. Nacht taze Numero 3!" Mit einer lässigen Lirtraulichkeit schiebt er feinen Arm in den des Assessors und zieht ihn mit sanfier Gewalt vorwärts. .Kommen Sie mal! Vorläufig gehen wir eine Weile, urd dann ge nehmigen wir ein Pui zum Abge wohnen und schimpfen dazu über den heutigen Abend!" Sparrings Aerger war aber tiefer gehend, und es gelingt Dressen daher nicht so schnell wie gewöhnlich, dessen schlechte Laune zu besiegen. Der Lange reagierte eben auf nichts. .Auch gut', dachte der Schriftsteller, Ganz wie du lustig bist, mein Sohn . Da der Jurist maulend neben ihm herging, fing er an, vergnügt vor sich hin zu pfeifen: .Das sind die Dollarprinzesjen, die Madchen aus purem Gold"... Seinen Begleiter schien das noch mehr zu reizen. Was wollen Sie damit sagen?" fragte er schroff. .Ich? Wieso denn?" Belustigt llinzelte er Sparring von der Seite an. Tun Sie nicht unschuldig! Ich kenne Sie! , Bei Ihnen hat alles eine Bedeutung. Wenn Sie sich nicht an etwas reiben können, ist Ihnen nicht wohl. Gehört ja schließ lich zu Ihrem Metier, müssen im mer geistreich und witzig fein." .Vielleicht gehört's wirklich zum Beruf! Ist aber auch das Traurig ste daran, daß man immer geistreich und witzig fein muß. wenn man sein Prestige erhalten will. Sie haben's besser. Sie können nach Belieben töricht fein, chne daß es Ihnen fcha det." Er sagte das so harmlos, so ohne jede aggressive Schärfe, daß Spar ring die Anrempdung geflissentlich überhören konnte. Der Assessor brach t es überhaupt nie fertig, dem Schriftsteller ernstlich etwas übel zu nehmen. Bressen war. obwohl er mit seinem Spott (mit dem er übrigens seine eigene Person am wenigstens verschonte) immer den Nagel auf den Kopf traf, im Grun de ein durchaus gutherziger Kerl. Allerdings verdankte er letzterer Eigenschaft am wenigsten, daß er in den exklusivsten Kreisen gern ge sehen wurde und überall zu. treffen war. wo Geselligkeit in größerem Stil gepflegt wurde. Man verzieh ihm. daß er reichlich eckig und un gewandt war und in seinem Aeuße ren höchst, unelegant manchmal sogar fast salopp wirkte, nicht etwa, weil er als durch und durci) feiner und kluger Kopf galt, sondern weil seine spitze Zunge die Unter Haltung nach Tisch angenehm zu würzen wußte. Außerdem hatte er daS Glück gehabt, irgendwann und aus irgendeinem Grunde entdeckt" zu werden und in Mode gekommen zu sein. Sparing. der gewandte Weltmann, pflegte natürlich ebenfalls viele Be Ziehungen, und deshalb hatte eS sich ganz von selbst ergeben, daß die bei den sich häufig begegneten, und da sie viele gemeinsame Werührungs punkte fanden, standen sie bald ver trauter miteinander, als das sonst bei derartigen Bekanntschaften und so gänzlich verschieden veranlagten Menschen dcr Fall zu sein pflegt. Bon einer Freundschaft zwischen ih nen konnte man indessen, kaum 're den. ' , Im allgemeinen hatte sich der As scssor seit langem daran gewöhnt, die leicht hinweggeworfenen Nand glossen deß anderen nicht abzuwägen, sie vielmehr für daS zu werten, mal fje waren harmlose, flüchtige Au genblicköelngebungen. Doch manch mal packte ihn da gewisse Behar runqsvermögen des .geborenen StnütsanwalteS". daS ihm im Blut lag, und dann verbiß er sich in ir genteine Bemerkung bei Cchriststel leti, und setzte diesem zu, biS et zu regelrechten Wortgefechten kam. Heute, nun gar, wo er außerordent lich verstimmt war. fühlte er sichbe sonders geneigt, nicht locker zu lassen. ,LvS also! WaS ist'S mit den Dellarprinzessen?" wiederholte er. Mein Gott! Haben Sie denn nicht genug heiratsfähige junge Mäd chen von der Sorte beieinander ge habt, die in der angenehmen Lage sind, sich ihr Spielzeug für daS biß chen Ehe nach Gewicht kaufen zu lassen? Ein paar waren darunter, die sich eine Auswahl, nach Haar färbe und Handschuhnummer sor tieri. präsentieren lassen können. Sparring zuckte indigniert mit den Achseln. .Sie übertreiben immer!" ' .Gut, , lassen wir die Handschuh nummer fallen! Bleibt noch genug, um recht zu behalten!" Und warum predigen Sie mir das?" .Ihnen? Keine Spur! Sie ha ben mich gefragt, und ich habe JtZ nen meine Antwort gegeben." .Machen Sie keine Ausflüchte! WaS sollte daS Pfeifen vorhin be deuten?" Na, wenn Sie durchaus wollen! Ich wollte Sie nur freundschaftlichst loarnen." .Vor wem?" .Vor dem neuesten Star" unse rer Berliner Gesellschaft, der frisch zugereisten schönen Freifrau aus dem ostpreußischen Dingsda!" Bei mir unnötig!" Desto besser!" Bressen fällt dem Assessor direkt auf die Nerven, und noch nie, seit sie sich kennen, ist er ihm dermaßen unsympathisch gewesen. Wieder ge hen sie schweigend ein Stück neben einander her, bis die Neugier doch bei Sparring die Oberhand ge winnt. Er will wissen, waS alles von guten und schlechten Eigenschaf ten sein Begleiter mit seinem durcy dringenden Scharfsinn an der eigen artigen Frau entdeckt haben mag ' und das um so mehr, als er st, oft ganz in den Zauber der neuaufge tauchten Erscheinung befangen ist. Was haben Sie an der Baronin auszusetzen?" Ich? Absolut -nichts! Sie ge fällt mir ausnehmend gut." 1 Warum warnen Sie mich dann?" Der Assessor wird fast hitzig. Menschenfreundlich, wie ich tnich habe!" .Unsinn!" Vielleicht nicht ganz! Lassen Sie sich gesagt sein: Sie ist eine Frau mit einem Eispanzer ums Herz. Das ist gefährlich am gefährlichsten aber, wenn dieser Eispanzer mal zerspringt, wenn das Weib, wissen Sie, rein animalisch gemeint, in ihr die Oberhand gewinnt." Für Ihre Person fürchten Sie anscheinend die Gefahren nicht. Wenn ich nicht irre, haben Sie für morgen eine Einladung angenom men?" Stimmt! Sie beobachten recht nett und scharf! Allein, verehrter Herr und Zeitgenosse, bei mir ist das, wie Sie vorhin richtig bemerk ten: Metier. Unsereiner muß nicht nur andauernd geistreicheln, er muß auch studieren, sezieren!" Doch da sind wir gerade an einer guten Quelle! Wie ist's mit einem Pils? Nicht? Auch gut! Dem nach adieu für heute!" Adieu!" Frostig reicht ihm Sparring die Hand und wknkt einem vorbeifahren den Wagen. Bressen zieht, ehe er daS Lokal be tritt dem Davonfahrenden noch eine Weile kopfschüttelnd nach: Nein, mein Freund," denkt er, für die Baronin vom Thal sind wir beide nicht aus dem richtigen Holz ge schnitten, du nicht und ich ach, du liebe Güte!" Dann geht er hinein, putzt sich umständlich die Brille, blinzelt mit den Augen, er faßt hier und da ?ine Eigenart der Umsitzenden, bespöttelt sie in seinem Innern und trinkt in aller Gemüt lichkcit seine diversen Pils zum Abgewöhnen. Währenddessen hat sich der As sessor in die Kissen des ratternden, stoßenden Auto gedrückt und hadert mit sich und dem, anderen. WaS wollte dieser PseudoPsychologe? Hat te er wirklich gleich einem verliebten Studenten Feuer gefangen und das zu offenkundig gezeigt, hatte er je nem in der Tat Anlaß gegeben, fein Zünglein an ihm und der entzücken den Marga zu wetzen? ' , (Fortsetzung folgt.) , EinFaulvel. Besann ter (aus der Hauptstadt zurückge kehrt): J?r kohn,.,der Student, läßt Sie auch grüßen! . Bater: Natürlich, der Faulpelz! Nichts tut er mebr selber, alle läki er andere besorgen! Die bunte Ueste. ZutortiUrtc llrtVrf.'Vima ou3 brm TchivedchtM von iMca Slerttbkrg. Won Tigurd Wcsibcrg. Verzweifelt warf Vannliiig den Manuskripthaufen zur Erde. TaS war nun zum viertenmal im Zeit räum von Iwei Monaten! Diese ver dämmten Verleger! Nie mehr im Lk ben würde er ein Buch herausbiin gen, wenn es auf dies Weise fort ginge. Und der junge Lyriker nahm den leeren Bogen, der bor ihm auf dem arg zugerichteten Schreibtisch lag, riß ihn in Atome und formte daraus kleine Kugeln, die er nach sorgsamem Zielen mit Hile des Taumenö auf die Nase von Nydbergs Büste beför derte. Wie sollte da? enden! Was wür den seine Eltern sagen? Eine Gedicht samiillu'ig hatte er erst herausgegeben die mild gelobt worden und dann an Schwindsucht gerstorben war. Al lerdings hatte er das Versprechen von zu Hause,' daß man ihn unterstütze, so lange seine Studien in Upsala bau ern. Doch in vierzehn Tagen war die Gnadenfrist verstrichen. Wenn er nun nein Upfala und Lizentiat jur., nein, Kandidat meinte er.... Aber nicht doch Kandidat" .Können Sie denn nicht" Die Hirnmaschine funktionierte nicht mehr, und Rudolf Vannling schlief. Es war Uhr abends, als Vannling nach einem langen, krästi gen Schlaf erwachte. Er lag eine Weile still auf dem Sofa und dachte nach. Was für einen merkwürdigen Traum hktte er doch eben gehabt? Ja gewiß nun erinnerte er sich. Das würde eine Rettung sein vor dem drohenden Niagara, der sich von allen Seiten herbeiwälzte, um ihn, das Fahrzeug, das man irrtümlich für ,o zerbrechlich hielt, zu vernichten. Es war wirklich merkwürdig, daß ihm diese Idee ut jetzt im Traum gekommen war. Es war ja doch fein eigener, ulter, ehrlicher, wahrer Ge danke! Obivohl er sich wahrscheinlich nie vorgestellt hatte, daß er sich ver wirklichen ließe und noch dazu in diesem Lande und von ihm, dem Verfasser und Schöpfer selbst. Die Sache wäre lächerlich, wenn sie nicht so ernst wäre. Jedenfalls galt es nun schnell zu handeln und doch klug. Ob er zur sachverständigen Erwä gung die alte Novelle hervorsuchte, die er Inhalt nach die bunte Weste getauft hatte? Er hatte sie nicht drucken lassen, doch nun brauchte er sie zur Uzvertragung in die Wirk lichkeit. Und Vannling stürmte die. Papier Haufen in den Schreibtischladen. Jn oischen erwog er scharf die Ausfich ten für i,iid gegen den Erfolg eines so wahnsinnigen Vorhabens. Er such te gewaltsam und fand alle möglichen mehr od:r weniger wichtigen Doku mente, doch nicht die bunte Weste" Als er endlich in vollem Mißmut zrm drittenmal eine Schublade durch wühlte, der nur seine öffentlichen Verdienste lagen, faßte, er sechzehn unsaubere Blätter Hurrah Die bunte Weste!" Da er gerade im Begriff gewesen war, das Suchen aufzugeben, hielt er das für G,ttes Finger und fühlte sich um so stärker in seinem Entschluß. Nach d,m Lesen zog er feine Stie fel aus, warf den Rock auf einen Stuhl und setzte sich auf den Bett rand, um, den Kopf in die Hände ge stützt, den Plan zu Ende zu denken. Er geriet in eine so exaltierte Stim mung daß er glaubte, es wäre ein an und für sich guter Plan, den er nun, in der Stunde der Not der wirklichen müsse. Er zog sich vollends aus und löschte die Lampe; doch lan ge noch 'cq er wach im Bett, die Ein zelheiten durchdenkend und verbes sernd. Beim Erwachen am nächsten Mor gen , sah er die Sache allerdings in dem neuen Tagelicht. Und er ent deckte fchiimme Mängel, wo er gestern eitel Verdienste gesehen hatte. Doch es war der einzige Weg, und sein Entschluß stand fest. Bannling ging zu seinem Schnei der. Nach langem Prüfen und Zwei sein entschied et sich für purpurrote Wolle nicht Samt, pfui Teufel, das wirkte bäurisch oder artistenhaf' und daraus bestellte er sich eine Weste. Der junge Lyriker hatte schon öfter feine eigenen Einfälle bei seiner Kleidung geltend gemacht schot tische Beinkleider und dergleichen , so daß Sie Idee zur Architektur die ser eigenartigen Weste seinen Schnei, der kein:',vegs in Erstaunen setzte. Im übrigen konnte er ja glauben, es gelte üne Maskerade. Vannling ließ weißes Seidenband von einem halben Zoll Br:ite aus die Weste nähen, sechs Reihen auf jeder Seite, schräg von den Außenseiten abwärts zur Mitte gehend. Das einzige, worauf hinzuweisen der Schneider sich erlaub te, war, daß eine solche Weste wirken würde, wie ein ausgeschnittener Mensch Fleisch und Nippen. .Ja." sagte Vannling, grüßte und ging. Drei Uaae mußte er auf die Weste warten. Aber dann fand er sie auch außerord.'ntlich ' wirkungsvoll, und mit Stolz prüfte r seine Idee vor dem größten Spiegel im Zimmer. Er bekam das bunte Ding früh am Mor gen und machte nach dem Frühstück befonderö sorgfältig Toilette. Dann zog er den HerbstUeberzieher an, l ii iv sie unwillkürlich, analog der No velle, unsichtbare Staubkörnchen da von ab und ready; er ging zum Verleger. Ohne tle Hände auö den Nockta schert zu nehmen, wo er sie in den letz ten zwei Minuten zu beruhigen ge sucht baite, spuckte er die Zigarette aus und stieß die Tür mit dem Fu ße auf.... Ist Direktor Asper, zu sprechen?" .Wen darf ich melden?" .Nildo'f Vannling." .Doktor?" Kandidat Vannling, Herr Vann ling." Herr Vanling. dcknke. Bitte warten Sie einen Augenblick, es find drei Herren vor Ihnen drinnen." Mit todesverächtlicher Ruhe fetzte sich Vannling aus einen Stuhl und ließ den !?lick über die voll besetzten Fächer mit guten, berühmten Namen gleiten. . .Bitte, nun ist Herr Aspern frei!" hieß es nach Verlauf von 20 Minu ten, und Vannling fühlte ein wenig Ezamenfieber in den Adern. Er ging hinein, verbeugte sich und begann zu sprechen. Asper war sein alter Verleger, er hatte seine einzi ge Gedichtssammlung verlegt. Er brauchte sich also nicht vorzustellen. Mechanisch begann er seine einge lernte Leier, verlor den Faden, hielt es für lächerlich, etwas Auswendig gelerntes yerunterzulappern, versuchte vergebens den Faden wiederzufinren brummelte vor sich hin und sprach endlich, was ihm gerade einfiel. 'An fanzs etwas unklar, doch beim Klang seiner eigenen Worte bemäntelte er schnell diz zweifellose Nervosität. Und Vannling gab eine kurze, ri entierende Uebersicht über die Be deutung der Reklame für jede Art von Erfolg und über den hohen Standpunkt des Zukunftslandes Ame rika in dieser Beziehung und das leicht festzustellende und beklagenö werte Zurückbleiben Schwedens. Direktor Asper hörte ein wenig er staunt zu. Er verstand nicht recht, um was es sich handelte. Doch Vannling redete beharrlich und gab dem Verleger keine Gelegen heit, unterbrechend einzufallen. Er mußte zu Ende reden, da er nun im Fahrwasser war, sonst das fühlte er bei sich , war er nicht sicher, den etwas überlegenen, kühl selbstbewuß ten Ton wiederzufinden, den er sich erobert hatte. Und so führte er die Entwicklung seiner Idee so weit aus, daß er mit' den folgenden Worten schließen konnte: 'Ich meine also, Herr Direktor, ohne etwa damit behaupten zu wollen, daß Sie keinen weiten und klaren Blick über die Sache hätten-, daß hierin noch unendlich viel zu tun übrig ist, besonders was die Li teratur betrifft. Für die Margarine geschieht noch am meisten da wird gut annonciert, wenigstens was die Größe betrifft, obwohl die Origina lität ein i?enig nachstehen muß' Herr Asper war sich noch nicht recht klar darüber, wohin der junge Skal de, der so unglaublich sicher auftrat, eigentlich zielte. Er wies deshalb nur darauf hin, daß er glaube, durch seine schnellen kritischen Bemerkungen ii. Biicherankündigungen und derglei chen mehr auf diesem Wege recht viel getan zu haben. Nun war der Augenblick für seinen großen Schlag gekommen. Mit einer wohlberechneten Bewegung, als wolle er aufstehen, begann der Lyriker wie der zu sprechen, diesmal sehr kurz und gedrängt, ruhig und vornehm. Nun, Herr Direktor, meine Mei nung ist einfach die: Ich hatte die Ehre,, Ihnen eine neue Gedichtsamm lung v anzubieten; Sie haben sie freundlich, aber bestimmt abgelehnt, was mich natürlich , nicht wundern kann, da ich ja weiß, wie unlyrisch dieses Land ist; doch nun bin ich hier, um sie Ihnen nochmals anzubieten, dieses Mal mit einer Idee, die dem Buche unbedingt einen großen Erfolg sichern . wird. Sie zweifeln? Sehen Sie her was sagen Sie dazu!" Und Vannling knöpfte rasch seinen Reck 'auf, den er wider die Regel bis jetzt geschlossen gehalten' hatte, und zeigte dem geblendeten Direktor seine prachtvolle rote Weste mit weißen Streifen. Zur äußersten Grenze des Erstau nens gebracht, starrte Herr Aspern dcm jungen Lyriker in das stolze Ge sicht. ; , Ja, eine sehr schöne Weste, doch . . . ich bedaure, aber ich verstehe noch nicht recht...." , .Nein, das ist wohl auch nicht so leicht," sagt Vannling und setzte sich wieder, nicht ohne Stolz auf den prachtvollen Seidenbändern der Herr lich prunkenden Weste fingernd. .Nun, ich habe Sie bitten wollen, meinem Buch, wenn SieJes nun drucken las sen, einen Umschlag von genau den selben Farben und demselben Muster ,u geben wie diese Weste. Alle übrige rgibt sich ja von selbst. ES versteht sich, daß ich zur Zeit, da mein Buch in den Fenstern auöliegt, aus meinen Sirandvags und anderen fashiona beln PkZinenaden stets diese Weste trage, ole, wie ich mir schmeichle, nicht mißlungen ist. Die Leute blicken auf die Weste sie blicken in die Schausenster sie vergleichen; sie werden neugierig, interessiert und der Absatz btt Buches ist gesichert. Erfolg, unbedingter Erfolg." Das Gesicht des geschäftstüchtigen Direktors Asper verzog sich zu einem breiten Lächeln, und nicht ohne Wär ine sagte er: Eine merkwürdige Idee aber eine gute Idee. Wollen Sie morgen um die gleiche Zeit wieder kommen, so will ich Ihnen meinen Entschluß mitteilen. Die Idee ist wirklich nicht übel, und ich glaube wohl, wir werden übereinkommen. Doch wie gesagt, ich will mir die Sa che dennoch bis morgen überlegen auf Wiedersehen also." Und Vannling verbeugte sich und ging. , Zweiundfünfzig Wochen waren ver gangen, als der viel besprochene junge Lyriker von seinen intimen Freunden zu einem festlichen Souper eingelade,; wurde, mit dem eine glückliche Ge burt gefeiert werden sollte die zweite Auflage von Rote Rubinen" sollte am nächsten Tage der größte Schmuck der Lücherauslagen werden. Als Vannling eintrat, sorgsamst gekleidet und siegesstolz, begrüßte ihn ein kräftiges Willkommen" aus vierzehn Kehlen. Alle Freunde trugen zu Ehren des Tages schwarze, höchst moderne Röcke. Vcknnlings Zwillings bruder in der Skaldenkunst stieg auf einen Stuhl mitten m dem festlich geschmückien Saal, forderte ein Glas für den Ehrengast und sagte: .Auf dein Wohl, mein Bruder, du. ver Ruhm unserer Skaldenkunst. Die Reihe der Reden kommt ' später. Nun will ich dir nur eins sagen: steh, was deine treuen Freunde getan ha ben, um deinen großen Freudentag zu feiern. Kameraden! Eins, zwei, drei!" Und siehe, vierzehn rote schöne We sten enthüllten sich nicht wie durch einen Zanberschlag, sondern durch das Auflnöpfen eben so vieler moder ner Röcke und sie alle leuchteten schön dunkelrot und mit breiten vei ßen Bändern, Eeidenbändern. Aber da geschah etwas Wunderba res. Aannlings Gesicht zeigte nicht Stolz und Befriedigung über diese diskrete Ehrung der Freunde, fon dern es überzog sich mit dem dunkel sten Rot, und hart warf er sein Glas zur Erde. Als das Glas zersprang, wurde es totenstill. Und am nächsten Tage sahen sie alle, daß der Umschlag der neuen Auflage nicht rot war mit breiten weißen Bändern, wie sie erwartet hal ten, fondern weiß, ganz weiß. Und bald konstatierte man, daß nach dem Schluß de: ersten Auflage das Rot auf Vannling wirkte wie auf einen Stier. Gleichwohl hatte er ja in dem Zeichen dieser Farbe gesiegt. Was konnte das nur bedeuten? Es hatte doch wohl nichts mit der lachenden Frau zu tun, die ihn und seine rote Weste einst so belustigt angesehen hatte, als er auf Karlavögen prome nierte? Ein Frcuudschaftödicnst, Sieben Jagdgenossen eilen dem Bahnhof zu. Es ist hohe Zeit, und Herr Lukas, der etwas beleibt und gerade kein Schnellläufer ist, kommt arg ins Hintertreffen. Krause", ruft er seinem voranei lenden Freunde nach, kauf' Mir ein Billett mit!" - Jawohl!" brüllt Krause zurück. Als Herr Lukas endlich auf dem Bahnhof anlangt, will sich der Zug eben in Bewegung setzen. Triefend bor Schweiß stolpert er gerade noch ins Kupee hinein. Habt ihr mir ein Billett gekauft?" keucht er. . .Donnerwetter!" sagt Krause, das habe ich vergessen!" .Vergessen! Mensch, was fange ich jetzt an?" .Ach, weißt du was", raten ihm die Freunde, kriech einstweilen un ter die Bank; wir setzen uns vor, und die paar Minuten, bis der Schaffner dagewesen ist, hältst du's schon aus." Lukas kriecht wimmernd unter die Bank. Er stöhnt und keucht entsetz '.ich, wird über mäuschenstill, als der Schaffner eintritt. Die Billette, meine Herren!" Krause reicht ihm sämtliche Fahr karten hin. , Aber, das sind ja sieben Karten, und es sind doch nur sechs Herren. Wo ist denn dcr siebente?" ' Da zeigt Krause unter .die Bank: Da liegt er!" Politisches Wortspiel. Die Feinde können'ö nicht fassen, daß wir sie immer fassen und ihnen, trotz ihrer Uebermacht, in der Macht über sind! ' Naheliegend. Frau: Den km Sie, mein Mann hat einen Hitz schlag bekommen. Kein Wunder, so neik wie Sie ihm auch das Leben machen, '. 'kelmatsgMl. . Ist da! HelmatZgefühl der mensch lichen Natur eingeboren, ist 'eS ein mehr oder weniger iiark entwickelter Instinkt, oder bedarf S wie andere Edelgewachse im Garten der Mensch heit der sorgfältigen Pflege und Wartung? Im Vergleich zum L!a terlandögksühl -stellt sich daS Heimats ' gesühl alS das einfachere, Ursprung lichere dar, daS sich zuerst bei dem das nomadische Umherslreisen mit der Seßhaftigkeit vertauschenden Acker bauenden findet. Die Scholle, die man bestellt, die jahraus, jahrein Mühe und Arbeit erfordert, wächst ihrem Besitzer ans Herz. Der von der Scholle Losgerissene kommt sich mit Recht als ein Entwurzelter vor. Das kleine Stückchen Erde bildet zu nächst die enge Heimat, und die auf sie verwendete Liebe ist das Heimats gefühl. das zunächst noch gar keine großen Worte und noch weniger poe tische Gedanken auslöst; denn als et was noch ganz Unbewußtes, über daS Rechenschaft abzukgen man nicht ge wohnt ist, lebt es in der Seele solcher Menschen, deren Wünsche noch der Ernten ruhiger Kreislauf begrenzt. -Auch im Jugendzeitalter dcr Völ ker, wo die in die Ferne und ins Un gewisse drängende Abenteuerlust den Mann beherrscht, kommt das Hei matsgefühl nicht immer zum Durch bruch. Lei den Teutschen stellt es sich merkwürdig spät ein, während die griechischen Stämme sich schon in ganz bewußtem und ihren Stolz be lebendem Gegensatz zu allen andern Völkern fühlen. Auch sie wandern, wandern sogar aus, aber das liebe volle Erinnern an die Heimat bleibt ihnen lebendig, und manch bedeuten der Mann, der sich von griechischer Undankbarkeit zu großmütigen Bar barenkönigen geflüchtet hatte, geht in nerlich am Hellasheimweh zu Grunde. Geibcl. der Dichter des 19. Jahr Hunderts, läßt wohl in seinem weh wütigen Liede Volkers Nachtgesang" den lustigen Spielmann von Alzei, den Waffenbruder des grimmen Ha gen, im fernen Hunnenlande, wo der Tod die Burgunder umlauert, der schönen Heimat am Rhein gedenken aber der Volker des echten Nibe lungenliedes wendet sich gleich den andern deutschen Necken, auch dann, als sie die sichere Gewißheit haben, Worms nie wieder zu sehen, mit kei nem Gedanken der Heimat zu. Das erklärt sich wohl daraus, daß in Zeiten, wo alle Kräfte in äußeres Tatleben . hineingebannt sind,' : der Sinn für das Nachdenkliche, Beschau liche noch schlummert. , Bei dem schnelllebigen, rasch seine Physische wie geistige Lebenskraft verzehrenden Griechenvolk ist er früher da als bei dem schwerfälligen, zähen, wahr fcheinlich zu längerer Dauer bestimm ten Germancnvolk im Herzen von Europa. Erst wenn das Vergleichen anhebt, erst wenn der Blick sich schärft für das Eigentümliche und der Charakter soweit fest geworden ist, daß er sich nicht mehr blindlings vom neuen überrumpeln läßt, erwacht das Hei matsgefühl. Unter den deutschen Dichtern ist es der viel in der Welt herumgekommene Walther von der Vogelweide, der es mit allem Nach druck vertritt und ihm zugleich eine Wendung auf das Ethische gibt, in dem er den Vergleich zwischen wel scher und deutscher Art zugunsten der letzteren zieht. Aus der Kenntnis der Ferne ge winnt man vielleicht die stärkste Nah rung für den Heimatsinn. Die Hei mat kann liegen in gesegneten Him mels strichen oder in solchen von der Natur kärglich bedachten sie bleibt eben die Heimat, die uns lieb gewor den ist und durch die großen und kleinen Dinge unseres Lebens, die mit ihr unlöslich verbunden sind. Mag die Wanderlust auch noch so heftig gestürmt, mag es uns daheim zu enge geworden sein, so daß wir mit dem Dichter Eichendorff wünschten: In die Ferne möcht' ich ziehen, weit aus meines Vaters Haus! Wo die Ber gesspitzen glühen, wo die fremden Blumen blühen, ruhte meine Seele aus. . ." einmal kommt doch die Stunde, wo wir nichts brennender wünschen, als wieder die Luft der Heimat atmen zu dürfen, noch ein mal, als erwachsener Mensch, die Pfade wieder gehen zu können, die wir in unserer Jugend gewandelt sind, denn dasJugendland ist ein mit ganz besonderer Weihe gehüteter Platz des größeren Heimatlandes. Je zarter besaitet ein Mensch, desto lebendiger wird sein Heimatgefühl sein. Mit echter Bildung nimmt eS nicht ab, es kann sich nur vertiefen, um dann in jene idealen Höhen hin einzuwachsen, in welche der Gedan kenflug eines Schiller sich wagt. Bon einem .Zufallsvaterland" sprechen nur die Toren, die Leute, denen bei ihrem Jndentaghineinleben jeder siar ke ' Daseinsgehalt verloren gegangen ist. Flüchtige Weltbummler, die überall und nirgends zu Hause sind, kennen freilich dieses selig-schmerzli che- Heimatgefühl nicht. Gewohnt, bald hier, bald dort ihr modernes Nomadenzelt aufzuschlagen, packt kein Leid sie. an, wenn sie einen Wohnsitz verlassen müssen. Dafür kommen sie reiW auch nie zur. jinneren Ruhs