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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (Dec. 16, 1914)
Zanliche Cmofji Zr!büe Mittwoch, fct IG. Ir.rniber 191 f. ' 1 ü atBanr.; ,Saarj.:-i , Dcr Fall u u U 'i M ill (strimtHcIrcman von Tsvid Chnstik Murray.) Ä JL ,. : .. , ..JL, Ij (14, Fcrtsctzung.) Ein Mann, der sthr hkiunterz? kommen ausssh. ein Mann in einun schtttthdcspr!!cn Änzuz. zenineiitn Stiefeln, unsaubet Wajchk. zct inüUtcr Wützs. trieb sich jmnoenlang in der Nähe eins besiunmun Hau ses in Sttat Russell Gtwt.uncha. Niemznd reachiele ihn. Faulenzende Bummler, die nur darauf zu warten sckeinen. ob ei nicht vielleicht doch einmal Cill'erstiicke vorn Himmel regne, sind allzu lyjuficj im Zentrum dcr Riksensladl. La!ö sah er sich La. den an. bald stand er an der Ecke und starrte gleichgültig auf. das Men schenaetriebe. bald schlenderte er, s,g an einer Tonseise passend, aus und ab. Dieser Mcinn war Monsieur Ribot Monsieur Ribot mußte sehr längs Karten, stundenlang, aber cr war sei' ner Sache diel zu sicher, ol daß er auch riur einen Augenblick lang an dem Erfolg seiner Sache gezweifelt -bättt. Endlich cffnete sich eine Haus liir, wurde zuaeschlagen. und ern . . . . . r . (m Mann trat au? oie viiaßc. sieur NibotZ Augen leuchtete es auf. Er trat aus den Mann zu und liif jeie höflich seine Mütze. Dcs Jndi diduum wurde aschgrau und seine Augenschienen fast aus den Höhim zu treten. Holla. Chiuve Souril!" lächelte Monsieur Ribot. DaS war der Spitzname, bei dem Monsieur Lepelletier unter seinen Mitsträflingen in Cayenne bekannt war. , .Verdammt!" ...rief der zitternde Verbrecher. .Wer sind Sie?" .Ich bin der Bruder des schwarzen Ferlels. Monsieur." 1 Das wieder war der Spitzname des Sträflings, der in Cayenne an Lepelletier angekettet war, und den Lellepetier ermordet hatte, um tnt fliehen zu können. Der Mörder, der sich bereits auf der Guillotine sah. zitterte noch mehr, wurde noch grau er, starrte noch entsetzter. .Wüßten. Monsieur nicht dilleicht ein stilles Plätzchen, wo zwei Man ner wie wir sich unterhalten könn ten, ohne, allzusehr aufzufallen?" fragte Ribot in liebenswürdia"m ; Ton. Die Straße dürfte doch Nicht der geeignete Ort fern." .Kommen Sie", sagte Lepelletier mit unnatürlicher, krächzender Stirn rne und wandte sich mit schlürfenden, inühevollen Schritten, als sei er ein clier Mann, der Tottenham Court Road zu. Dort trat er in eine Kneipe. Sprechen Sie Englisch?" fragte kr Ribot. noch immer zitternd. Ein wenig." .Dann bestellen Sie. Ich bezahle." Die Kneipe war leer. Sie setzten sich an ein kleines Trschch:n xn einen Winkel, und Ribot klingelte dem Kellner. Zwei Flaschen Ale". , befahl er. .Dieser Gentleman mein Arbeltge ber bezahlt." Er wandte sich an Lepelletier: .Ich sagte dem Kellner. Sie seien mein Arbeitgeber, lpmit ihm der Unterschied m unserer Kleidung (Le pelletier war sehr elegant) nicht auf fallt. Es wäre mir lieb, wenn Monsieur versuchen wollten, sich zu beherrschen. Es liegt augenblicklich kern Grund vor. dan Monneur uch beunruhigen. Ich zweifle nicht daran, daß wir uns ver stand igen werden! Und wenn wir uns das nächste Mal treffen, so wird Mon- s?eurs Generosität mich jedenfalls in die Lage versetzt haben, in einem et was weniger ärmliche Auszug zu er scheinen!" . Lepelletier sah aus, als ob ihn et- was würge. Aber der aschgraue Schrecken wich langsam aus seinem Gesicht, wenn er auch noch so zitterte. l.ls der Kellner das bestellte Ale brachte, daß er beim Bezahlen eine Handvoll Silberstucke sollen ließ, die Ribot aufhob und ihm respektvoll reichte. Der Kellner entfernte sich. ..Auf Ihre Gesundheit!" sagte der Detektiv. Gesundheit, esundljeU", erwidet ie Lepelletier mechanisch. ' Dann beugte sich der angebliche Bruder des ermordeten Sträflings vor, Ellbogen auf dun Tisch, das 3e ficht in die Hände gestützt, und sah sein Gegenüber scharf on. Monsieur werden es wahrschein Ilch nicht gerade als ein Glück betrach ten, mich getroffen zu haben", begann er. .Ich natürlich bin ganz anderer Meinung. Ich bin am Ende. Nichts mebr zu nagen und zu beißen!" : .Was wollen Sie? Machen Sie es kurz!" stieß , Lepelletier hervor. Nibot tat, als ob er nachdenke. ' .Ich warne Sie. keine' allzu hohe Summe zu nennen", knurrte Lepelle iicr. Meine Ressourcen sind ie grenzt." ";. .Zloeihundertundfünfzig Frank für den Augenblick". ' ' !' : .Gut. Zugestanden Monsieur sind sich jedoch, woran ich nicht zweifle, vollsiäMg darüber! BranWyu. 8 n im klaren, daß eine derartige Stirn rne nicht im entferntsten ausreichen wird, um mir ein Acqnivalcitt jür fca zu fei, was ich weiß." .Ich sagte bereits" Monsieur und ich werkn einig werden. Monsieur find erregt." ... Da traten Gäste ein. .... ES ist unmöglich. unZ h!:r weiter zu unterhalten", fuhr Ribot weiter fort. .Wenn Monsieur so liebenswürdig sein wollten, mir d.-Z Geld zu geben, von dem gesprochen wurde, so könnte ich meine verpfän beten Kleider auslösen und mich in zwei Stunden in MonsieurZ Axpa? tement präsentieren. Ich darf wohl bemerken, daß ich mich in dieses kleine Unternehmen mit einem Freund teile, der draußen war'ct. Unter welchem Namen soll ich mich rnidj Monsieur Lepelletier erkundigen. wenn ich !yn besuche? Dubois", knurrte der andere .Einfach Dubois". ,Au revoir", sagte Ribot, nachdem Lepeuctier rhm-zwe. ffunf.iundno ten gegeben hatte, und ging. eine Zeitlang faß Lepellmer re gungslos da. Nach einer Viertel stunde stand er auf, trat auf die Straße und winkte einer Droschke, die nicht weit entfernt an einem Halteplatz der - Tottenham Court ltoad stand. Ta berührte ibn e n gewöhnlich aussehender Mensch am Arm. lepelletier wandte sich eni sedt um. Jen hoffe", wie dcr Mcnfi in dem zxranzLstich eines Pariser Ar reilers. .vak m neu es dorzl:ben wer den, zu Fuß zu g.eh?n. Ich will m sieu begleiten . Wieder wurde Lepelletier afchen fahl. Allons!" war seine einzige Ant wort. In seinem Zimmer anocioinmen (der Mensch, der Französisch mit dem Akzent eines Pariser Arbeiters lbrack. wartete unten auf der Straße), nahm er eine Flasche Kognak aus einem Schränkchen und trank ein ganzes Weinglas voll des starken Gebräues. Dann ließ er sich in einen Lehnstuhl fallen und ver uchie, sich eine Zrnarct- ie zu drehen. Doch Immer wieder verschütteten seine Finger den Tabak. Fluchend stand er aus. um eine Zi garre zu suchen und fand auch end lich das Etui in einer Smublade. Tann setzte er sich wieder hin und starrte aus die Decke, den blauen Rauchwölkchen nach ... .Eh bien", murmelte er endlich. .Kann nicht so schlimm werden. Monsieur Brangwyn muß dafür blu ten." Er dar wieder ganz ruhig gewcr den, als es an die Türe klopfte, und Monsieur Ribot eintrat, ein anderer, elegant wie immer, im Gehrock,' e'ne Blume im Knopfloch. Monsieur Ri bot teilte sorgfältig die Schöße seines Gehrocks und nahm umständlich Platz. h5", rief Lepelletier. .Eine Metamorphose!" .Tank Monsieurs zweihundertund. fünfzig Frank", lächelte Ribot. .Aber nun zu Geschäften, wenn ich bit'en darf, Monsieur Dubois. Mein Ka merad hat mir mitgeteilt ich hoffe, daß Monsieur nicht die Absicht hatken, sich dieser Unterredung zu entzie hen?" .0 nein". Um so besser. Mein Kamerad wartet auch jetzt unten,' und es wäre also, zwecklos, wenn Monsieur sich von Ihrem Temperament hinreißen ließen." Lepelletier grinste. Er verstand vollkommen. Auch Ribot lächelte. '.Es geht Ihnen gut?" fragte Ribot und sah sich mit einem bezeichnenden Blick in dem eleganten Appartement um. Oh. soso lala." .Wie angenehm!" ..Es genügt aber nicht sür zwei." Es müßte genügen", grinste Ri bot. ..Monüeur beareiien. hab. i,5 mich in meiner Lage vollkommen auf Monsieur verlasse:' , .Hm!" - - 1 Es wäre aber durchaus möglich unter Umständen, daß es mir erspart bliebe, Monsieur auf der Tasche zu liegen. Nach gewisseu interessanten Nachrichten über ein. Verbrechen, das ich in diesen interessanten Londoner Zeitungen gelesen habe, und im Zu sammenhang mit gewissen Kenntnis sen, die ich meinem armen Bruder verdanke (Lepelletier schauderte und riß die Augen auf), mutz ich anneh men, daß Monsieur in London auf eine etwas gewaltsame Weife zu Geld gekommen sind und in Zukunft eine Art Erbschaft anzutreten gedenken. Ein Vermächtnis." ... Diahle!", : Monsieur schenken mir am besten reinen Wein ein. Ein gewisser Herr Brangwyn" ... , .!uaeaebm r : zuaeaeben" ... knurrte LepellctieA. Weiter!". ' .(sehen Sie, i?!e recht ich hatte! Man wclß sehr viele Dinge in Caqenne. Tirsek Mr. Brangwyn also wird sür Monsieur ss'gen!' .Weiler!" .Auch ich würde gern ein?n fs zu veklässigkn, nnstenehmeu Freund ha brn. aber ich wiitfx ei vorziehen, in Paris zu lesen und in Pari einen derartig,, Freund zu besinn! Mn sieur koiiiien mir dazu vcrhklfüi, Tun Sie das. fa werken Sie nicht mehr von mir hören, sobald Ich die Tatsachen verifizier! habe." .Waj wollen S-ic?" .Ich will wissen. ver es war. der Ihnen die Bercy Juwelen obge nommen hat. Monsieur L.'pelle!,er Man schuht ihren Wckt auf tM k.i'.be Million Frank. Ich glaube also annehmen zu dürfen, daß der Käuftr. dcr Hehler, wenn Sie w:l len, ein reicher Mann ist und vielleicht eine schr geachtete Stellung emnimmt Diesen Mann möck-.!e ich gern zum Freund haben. Ich zweifle nicht, vaß es ihm Äeri,nugkn machen wurde. kür mich zu fornen! .lind Sie werden m,ch in Ruhe lassen, wenn ich Ihnen den Ramen läge?" .Jawohl. Monsieur., Sobald ich Ire Richtigkeit Ihrer Anzaden nach- g, prüft habe. .Schön. Es war dcr Juwelier Nölfs. Rue bt la Pair." .Oh!" Ribot pfiff. d:cmal wrt lich überrascht, durch die Zahne. .Sie begreifen, ixif; ta Ihnen den Namen nur unter Preision nenne. ZLolsf hat mich anstäniz behandelt, und ich beobachte im allgemeinen die Geflogeiihelten des Bcru'. .Ehre unter Dieben, he?" .So ähnlich. Ich handle unter .force majeure. Sie si." zweifeluss rn r Laqe, mein Freu,io, mrch aus die Guillotine zu drinM, und ich schätze meinen Kopf. ist ein Ra lurgesctz, in einer deranigen Situa tion egoistisch zu sein." Jeder für sich selbst. U7.d der Teu- fei holt den, der zuletzt l.'nU", lachte Ribot, .wie dicje Engländer sagen. Sauve qui peut!" .So ungefähr. Sie werden eines Beweises bedürfen. Gebe ich ihn. so lassen Sie mich ,n Ruh:, .Mit meinen Vellan!p'Lchen? Ab solut! Es ist mir. lieber. Monsieur Wolfs zum Geschäftsteilliaber zu ha ben als Monsieur Dubo!" Lepelletier holte Tinte. Feder und Papier herbei und schrieb, Ribot sah ihm lächelnd zu. Und o'.h dcr Ver brecher di letzte Zeile geschrieben hat te. beugte er sich vor, wie um ihm über die Schulter zu sehen, streckte seine Hand nach dem Schriftstück aus eine blitzschnelle Bewegung ein Zugreifen und der blitzende Stahl rcif schnappte über den Gelenken des Verbrechers ri.'.Y Im nächsten Augenblick wälzte sich Lepelletier am Boden, drüllcnd wie ei wildes Tier. Schaum trat ihm vor den Mund. Ribot ging zum Fenstcr, piff, und sein Gefährte tam in das Haus. Zu sammen fesselten und kncdelten sieden Wütenden und trugen ihn in die war- tcnde Droschke.. .Ein unsauberes Geschäft", mur melte Monsieur Ribot vo,'. der Pari- ser Kriminalpolizei. .Aber interes sant. Ungewöhnlich intzressant. Wie erstaunt Sie sein werden, mein lieber Monsieur Wolff!!" , Am gleichen Nachmittzg war es. Der Schnellzug, der die Passagiere des Kanaldampfers von Dover nach London gebracht hatte, brauste rn die Halle der Viktoria-Stztion, und glückselig entstiegen ihm Herr und Hrau Billery! Herr un) Frau Bu ltry, die seit zehn Tagen Mann und Frau waren und eine Woche jungen Eheglücks in Paris verbracht hatten. Eine Woche nur, denn der Ehrgeiz, ein neuer Ehrgeiz, trieb Billery nach London zu seiner Zeitung zurück, und ferne junge Frau war ja noch viel ehrgeiziger als er. ... Am Bahnsteig erwartkie sie Miß Lee, und die beiden Damen umarm ttn und küßten sich,' als seien sie c:ne Ewigkeit v'oneinandcr getrennt gewesen. Wie gut du ausiichst, , Belle! rief Lilian. .Reizend! Tu bist ja ern Bild des Glücks. Und Mr. Bil lcry euch!" , . . " Ich weiß gar nicht, was rch sa- gen soll, so freue ich mich, daß du uns abgeholt hast!" lachte Mrs. Bil- lern, die so glücklich war, .daß sie am liebsten geweint hätte. . .Rein, so 'was Liebes! Ich komme mir vor wie der .richtige Glückspilz. Aber jtzt soll's on ein Erzählen gehen." .Wie gut ihr nur ausieht, ihr der- de!"' lachte Lilian wieder. Mr. Billery schritt nebenher, stolz wie ein Pfau. , Wo gehen wir denn zunächst hin, l.e. Belle?" fragte er. Sie entschul dtgen, Miß Lilian auch ich freue wich ja unbeschreiblich, Sie wieder- zusehen aber na, ich bin scheußlich hungrig!" .Nee. so 'was!' lachte Mrs. Bil. lery. Siehst du, Lilian, so sind die Männer!" , (Fortsetzung folgt.) . , Acb so! Einbeimisckkr (htr hrm Kriegsspiel der Dorfbuben zuschaut).- 'garum sollen denn gerade d,e For sterjungen immer Engländer sein? , jinnoe: a, die rönnen am bcsten ügen! Zn der Falle. Slik,inD , il'Idlitz )"J70 71. (Sa um h,!ungkg iiifi znu. imvrrt ) Es war im November 187g. Ich war vor H Tagen nach Mainz ge schickt worden, um vom Ersatzba taillon olle für den F:lddienfl taug lichen Mannschaften unserem Rcgi inent vor Pari zuzuführen; denn drei große Schlachicn und viele Ge fechte hatten bedcnklie Lücken ge rissen. ?lus ZV Mann bestand titeln Transport, dem sich noch eine Anzahl Kavallericossizicre mit Pser- den und Mannschaften angeschlossen halten. Bierundzwanziz Stunden waren wir bereit unteiwegs. denn unserm Vorwärtskommen hatten sich gar manche. Hindernisse entgegengeslellt: wir haüen die Bogcscn passiert. Z,i bern, Saarburg und LuniZville hinter uns gelassen und mußtcn uns jctzt in der Rahe von Rancy befinden, alS dcr Zug plötzlich auf offener Strecke hielt. Wir waren darüber nicht gerade schr erfreut, denn weder Mann noch Pferd hatte, stit wir Weißenburz am frühen Morgen verlassen bat ten, irgendwelche Berpflegung erh,I ten: und wir hatten uns damit ge tröstet, dies in Rancy reichlich nach- holen zu tonnen; denn die Hauptstadt Lothringens bildete seit einiger Zeit den Stapelplatz sämtliche! Vorräte für die deutschen Heere. Von dort Ivllie es dann weitergehen nach Pa ris zu. aber als wir nach längerem Aufenthalt endlich in den Bahnhof anliefen, erfuhren wir. daß an ein Weiterkommen nicht zu denken war, denn einer Franktireuertruppe war es gelungen,, durch Ueberrumpelung unserer Wachmannschaften die erste Mosclbrücke zwischen Rancy und Toul zu spregen. Der vor uns durch den Bahnhof gekommene Zug war nur durch die Geistesgegenwart eines verwundeten Landwchrmannes, der im letzten Augenblick durch ein paar Bogen angezündeten Zeitungspapiers ein Warnungszeichen gegeben hatte, davor bewahrt worden, in den Fluß zu stürzen. Also mußten wir einstweilen hier bleiben, und am folgenden Morgen schon vor sechs stand unser Zug ie. reit, um die von der Skad! zu stellen den Arbeiter nach der gesprengten Brücke zu dringen. Zur Bedeckung war ich mit einem Teil mi,r Mannschaften beordert. Allein es wurve ,cchs, es wurde sieben und acht Uhr. ohne daß sich ein Arbeiter hätte sehen lassen, oder daß uns 'r gend welcher Befehl zugekommen märe. Kur, vor neun Ubr iedcck. erschien eine Ordonnanz und bestellte mich für zeyn Uhr aus das Büro des Gouvernements im herzoglichen Schloß am .Vlace Staniölos" ans den die Bewohner von Nancy stolz sind. Ich muß gestehen, er macht einen ebenso eigenartigen wie ge schmackvollen Eindruck. Die Mit,. des kreisrund . angelegten Platzes nimmt aus hohem Postament das Reiterstandbild des volniscken ffH nigs Stanislaus Lesczynski (Schwie- geroarer uowlgs x ,) ern, wäh rend von drei Seiten durch hohe eiserne Gitter mit vergoldeten Spitzen hindurch drei breite Straßen aus denselben einmünden und auf der vierten Seite der Park mit dem Schlote, der Äesidenz der früheren Landesherren, der Herzöge von Lothringen, liegt, ebenfalls durch ein derartiges Gitter von dem Platze getrennt. Zwischen den Gittrn wird der Platz eingefaßt von niedri- n Gevanoen im italienischen Lea- zienstil mit Säulen usw. Diese Häuser sind sämtlich als Caf6s und Restaurants eingerichtet, die Ziels gut besetzt sind. Namentlich war K. V . f 3 frn ' 1 1 . ii uuiiiui um uic lliliilagLzeil oer M, wo regelmäßig um zwölf Uhr wie in einer deutschen skriedensanfni- fon die Wachtparade abgenommen wurve, und irgend eine Regiments musik einig:. Stücke spielte. Auf dem Gouoernementsbüro fand ich noch eine Anzahl anderer Offiziere versammelt, darunter auch den mir bereits von der Nacht her bekannten Aozuianlen des Gouverneurs, der uns sehr eingehende Instruktionen erteilte und mit den Worten schloß: .Ich habe bereits beute nackt auf Befehl Sr. Exzellenz, des Generals von Bonin. dem Maire mitgeteilt. daß die Stadt, da sie leoeiisalls an der Sprengung der Moselbrücke nicht unbeteiligt ist, uns bis heute morgen sechs Uhr 400 Arbeiter aus ihre Ko sten zu stellen habe. Der Maire hat mir bierauf mit der arönien ööflick- kcit entgegnet, daß er zu seinem Le dauern hierzu nicht imstande fei, da es nicht in seiner .Macht lieae. die Arbeiter zu zwingen, und diese um kein Geld der Welt für .diefe Preu ßen" arbeiten würden. Ich habe ihn sodann darauf aufmerksam ge macht, daß wir in diesem Falle an dere Maßregeln ergreisen müßten, die ihm und der Stadt jedenfalls schr unangenehm sein würden, erhielt jedoch nur ein Achselzucken zur Ant wott. Daß die Arbeiter weder um sechs Uhr noch auf eine zweite und dritte Aufforderung hin um sieden oder acht llhr gesiellt worden sind, ist Ihnen bklannt, meine Herren, und die höhnischen Gesichter der Franzo sei, werden Sie wohl selbst bemerkt haken. Wenn e un nicht gelingt, den passwm Widerstand dcr Stadt brechen, und den Herren Franzo en eine scharfe Lehr zu geben, so st , unsere Autorität unwiderruflich verloren. Se.' Exzellenz rechnet da her dnrauf. daß Sie die sttben erhal tenen Befehle mit der größten Gc nauigkeit zur Ausführung bringen. Von der Schußwaffe soll .nur im öu ßersten Notsalle Gebrauch gemacht werden. Der Kolben dürfe wohl ge n'ge,l ... G,j!t!t Morgin, melue Herren!" Der Himmel hatte sich im Lause des Vormittags vollständig austie klärt, und das alte Rancy lag im hcllstcn Sonnenschein, als kurz cor zwölf Uhr durch die eine Hauptstra ße der Stadt die Mannschaften der starken Wachen mit klingendem Spiel nach dem .Place Stanislas" anrückten! begleitet waren sie von einer größeren Menge Franzosen c!s sonst, die in ihrer Freude über die miralischc Niederlage dcr Preußen sich ganz laut und ungeniert höhni sche Bemerkungen zuriefen und sich gegenseitig aufforderten, mit auf den Platz zu kommen, und den Frosch- tanz" (la danse des grcnouilleZ), wie sie unseren Parademarsch spottisch nannten, mitanzusehen. Auf dem Platz angekommen, nahmen dte Wa- cken an dcm Ausgang nach dem Schloß Aufstellung, die Musik spielte -in Potpourri aus '.Pariser Leben", und eine dichte Menschenmenge hatte sowohl den Platz als auch die Cafs besetzt. Keinem einzigen aber fiel eS auf, daß sich ungefähr fünf Mi nuten später auf allen drei Straßen starke Infanterie Abteilungen her anbewegten, on den Eingängen zum Platz aufmarschierten und die hohen Gittertore 1 hinter sich schlössen. Plötzlich brach die Musik ab. auf dem Postament ' der Reiterstaiue er schien dcr Adjutant, des Gouverneurs und durch die augenblicklich eingetre iene Totenstille hindurch drang scharf feine Stimme: '.Achtung auf mein Kommando! Bataillon soll chargieren geladen!" Und rasselnd öffneten und schlössen sich die Schlösser der Zündnadelge wehre an allen vier Gittertoren, während die Menge jammernd und aufkreischend nach der Mitte des Platzes drängte. Durch den Lärm hindurch jedoch tönte das weitere Kommando: .Chargiert - fertig!" Und die ganze auf dem Platz ver sammelte Menge war durch eine vier fache eiserne Phalaux von blitzenden Bajonetten von den Ausgängen .des Platzes abgeschnitten. Unbeschreiblich war die Aufregung der eingeschlossenen Franzosen, und der Uebergang von der höhnischen Schadenfreude zur tödlichsten Be stürzung war so groß, daß das gel lende Wutgeheul gar nicht aushören wollte. Eine ganze Zeitlang hatte der Adjutant ebenso regungslos wie das Reiterstandbild auf dem Posta ment gestanden und den Augenblick erwartet, wo er sich vernehmlich ma chcn konnte. Da aber keine Ruhe eintrat, hob er endlich die Hand, und die Spielleute fielen mit einem kräftigen Trommelwirbel ein. Das hatte die beabsichtigte Wirkung, denn es wurde jetzt wirklich totenstill auf dem Platze, so daß jedes einzelne Wort der kurzen Ansprache verstan den werden konnte, welche der Adju tant in französischer Sprache hielt und die ungefähr folgendermaßen lautete: Die Mofelbrücke ist gestern abend von Franktireurs gesprengt worden; die Bevölkerung von Nancy hat dar um gewußt und wird daher zum Wiederaufbau beitragen. Wir haben Arbeiter verlangt, jedoch keine erhal ten, darum nehmen wir sie uns. Alle Frauen und Kinder können den Platz ungehindert verlassen; sämtliche Männer werden sofort von hier'on die Bahn eskortiert und nach der Brücke gebracht, wo sie arbeiten müs sen. bis sie abgelöst werden. Niemand wird früher entlassen, als bis ein Arbeiter für ihn gestellt ist. Wer sich fügt, wird gut behandelt, wer sich widersetzt, wird niedergeschossen. C'est la guem!" Toller als zuvor brach das Wut gcheul wieder los, und fast schien es, als wolle die ausgercgte Menge sich gewaltsam einen Ausweg erzwin gen. Wiederholt wälzte sie sich auf die Gittertore zu, doch jedesmal prall te sie vor den Bajonettreihen zurück, um sich endlich, verhältnismäßig frü her als wir gehofft hatten, in ihr Schicksal zu ergeben. Der zweite Akt der Komödie spiel te sich ungemein rasch ab. Bald war der Platz von den überflüssigen Kindern und Frauen jtefäubert, und nun ging Abteilung nach Abteilung der Männer unter scharfer Bedeckung nach dem Bahnhofe, wo sie sofort in die bereitstehcnden Züge verladen wurden, und nach dcr Brücke ab dampften. Alles, was nux imstande war, eine Schaufel zu führen, wur de mitgenommen, sogar die Besitzer der Cafu und ihre Kellner, und es gewährte einen eigenartigen Anblick neben ' dem finster blickenden. Bv,tr aeois und dein Arbeiter in blauer Bluse den t eleganten, 1 pakfllm'erten Flaneur in Zylinder und Glacö Handschuhen zum Brückenbau obfüh rcn zu sehen. Hin und wieder aller ding witdersetzte sich ein besonder rabiater Schreier der Abführung. 1 lein wir hatten e nicht nötig, von der Schußwaffe Gebrauch zu machen, der Adjutant behielt Recht, der Kol hen genügte. Am Abend desselben Tage aber hatte die Stadt schon mehr Arbeiter gestellt, olS wir überhaupt gebrau chen konnten, und bereit zwei Tage später war die Bahnverbindung mit Nanleull wieder hergestellt, und die Truppen, und Lebensmittel Trans porte komiten uiigestött weiter besör der! werden. Ein zweiter Angriff aus die Moselbrücke hat aber nicht stattgefunden, denn da5 Franktireur dorf war niedergebrannt worden und Nancy hatte eine hohe Kriegskontri bution entrichten müssen. UnS aber, die wir bei der Mausefalle von ?!ancy beteiligt getoefen, wird dieses stet eine interessante Erinnerung blci den. rdt letzter Vries. In dieser großen Zeit geziemt es sich wohl, eines der bedeutendsten Kämpfer für Teutschlands Größe dankbar zu gedenken - Ernst Mo ritz Arndts, der die größten Opfer nicht scheute, um mit Wort und Tat für deutsche Einheit und Freiheit einzutreten, der manch prophetisches Wort über Deutschlands Zukunft sprach. Die ,5iöln. Zeitung' veröf fcntlichte im Jahre 1870 nach der Kriegserklärung zum ersten Male den letzten, nicht mehr abgesendeten Brief Arndts on feinen Schwager ,n Pom mein. Bonn, 26te Wintermonds ?80. Herr Schwager! Ein fröhli chcs Jahr zuvor Ihnen und allen wackeren Männern, die des überalten neunzigjährigen so freundlich gedacht haben! Es ist ein mutiges Gefühl, von denen geliebt zu werden, die uns zunächst angehören. Zu diesen mi nen Nächsten rechne ich die Urenkel der alten unbezwinglichen Sachsen, die um die Elbe und Weser wohnten und vor deren Lanzen und Schwerd tern die römischen Legionen in den Staub sanken. Möge Gott die Her zen der Germanen begeistern, wann Russen und Franzosen sich über uns die Hände reichen wollen, mit den rechten germanischen Flammen! Mö ge jener Geist .mehr und mehr alle Mannen durchblasen! Der das Klei ne zu Einem Großen, dgs viele Zwie trächtige zu einem Knäuel macht! Al so ein fröhliches Neujahr und Jeder männiglich mehr und mehr zu ein.'m deutschen Stolz der Macht und des Ruhmes erhoben! Amen. In deut scher Treue Ihr E. M. Arndt aus Rügen." . . riegkhumor. Die Engländer möchten gern ein mal einen größeren Sieg zu Wasser erzielen. Sie dürfen vertrauensvoll in die Zukunft blicken; wenn man ih re Erfolge näher betrachtet, wer d e n s i e n ä m I ich a 1 1 e z u Was sr! ' Ihr könnt doch nicht leugnen, daß die englischen Ricfenschiffe ein größe rcs Deplacement besitzen als die deut snen!" sagte ein stolzer Sohn AI bions zu seinem Better. .Jaja". erwiderte dieser, ihr Bri tcn versteht es allerdings vorzuglich, eure .Schiffe zu deplaziere'n!" Die gute. Freundin. Mein Mann hat sehr lange gezögert, ehe er mich geheiratet hat. Er hat es, sich erst gründlich überlebt. Ja ja, die Männer! Wer so lange überlegt, fällt erst recht 'rein: Sie kennt ih n. Herr P. kam eines Nachts sehr spät von einer politischen Versammlung nach Hause. Im Flur machte er einen sürchrli u)cn Lärm und schimpfte, bis ihni sei m Frau von oben zurief: .Was ist denn los. lieber Mann?" Hier sind zwei Hutständer", sag te Herr P., .und ich weiß nicht, wo ich meinen Hut anhängen soll." Aber du hast doch zwei Hüte", fl'gte Frau P. sanft. .Hänge doch c,n jeden Ständer einen Hut und komm schlafen. Du bist müde!" Grund zur'Gratula tion. .Wo gehst Du heute hin?" fragte sie kalt und brach' so das Schweigen, das auf ihren Streit ge folgt war. Ich will Beitels gratulieren'', er widerte er. ' Dazu ist es doch beute zu spat. Die Verlobung wurde doch schon vor einem Monat angezeigt." Ja, aber sie wurde erst heute ge löst.",,, Standesgemäß. ' Haus frau (zu einem Soldaten): Als Sie noch gewöhnlicher Soldat waren, hat ten Sie mein Dienstmädchen als Ge liebte, und feit Sie Unteroffizier sind, gehen Sie mit der Köchin. DaS ist cber nicht schön von Ihnen! 'Soldat: Ja,, gnädige Frau. daZ str eben so die Rangverhältnisse in , CW.,. I . I'U .urnic - , Bkgcislttlmg für hohe Ziels. BrdkuIungStislle Zitate tut Fichle'ß Rede an die deutsche ,',-. Die Reden on die deutsche Na tion". welche der Sroße Philosoph Johann Gottlicb Fichte im Winker 180703 in Berlin mit beisp'el loser Kühnheit, fast unier den Augen der napoleonischen Truppen hielt, enthalten manches kernige Wort, da für den Teutschen der Gegenwart erneut Bedeutung gewinnt. Begei. ftert für das, hohe Ideal msprüngli. chen. gesunden und kernigen Teutsch tumö. wußte Fichte uch den aul erwählten Kreis seiner Zuhörer zu begeistern und zu Taten zu entflam' men. Diese Lezeisterungsfähigkeit. für hohe Ziele ist eine Eigentümt'.chs reit des deutschen Volkes und un. f endlich mehr als ein bloßer Rau,ch: , ift Ine dauernde sittliche Kraft. .Das deutsche Volk ist durch Leger si'rung zu jedweder Begeisterung und jedweder Klarheit leicht zu erHeden, und seine Begeisterung hält auch für das Leben aus und gestaltet dasselbe um". Diese Dauerhaftigkeit semer Entflammung für hohe Ideale gibt öem Deutschen auch die Kraft, dies Ideale aus dem bloßen Denken uniz Fühlen in die Tat umzusetzen. Denn es ist ein Grundzug des deutschen Geistes: wenn er nur sucht, so findet er mehr, als er suchte; denn er ge rät hinein in den Strom lebendige Lebenö. . das durch sich selbst fort rinnt und ihn mit sich fortreißt". Der Teutsche wird zu diesem praktischen, tatkräftigen Idealismus erzogen. Tenn seine Erziehung der einigt Lernen und Arbeiten. Und eine solche Erziehung ist Lebenssor. derung. Daseinöbedingung für den vernünftigen .Staat. Der Vernunft gemäße Staat läßt sich nicht durch künstliche Vorlegungen aus jedem vorhandenen Stoff aufbauen, son dern die Nation muß zu demselben erst gebildet und herangezogen wer den. Nur diejenige Nation, welch zuvörderst die Aufgabe der Erzie hung zum vollkommenen Menschrn, durch die wirkliche Ausübung, ge löst haben wird, wird sodann auch jene des vollkommenen Staates lo sen". Deutschland gibt heute seinen Söhnen diese Erziehung. Daher kommt eS. daß das. was Fichte als deren Frucht pries, von Deutschlands Jünglingen und Männern jetzt in bewundernswürdiger Weise verwirk licht wird: .Jeder einzelne ist zu jedem möglichen Gebrauch seiner kör perlichen Kraft vollkommen geübt, und begreift sie auf der Stelle, zu--jeder Anstrengung und Mühseligkeit gewöhnt; sein in unmittelbarer An schauung aufgewachsener Geist ist im mer gegenwärtig und bei sich selbst; in seinem Gemüte lebt die Liebe des Ganzen, dessen Mitglied er ist, des Staates und des Vaterlandes, und vernichtet jede andere selbstische Re gung. Der Staat kann sie rufen und unter die 'Waffen stellen, so bald er will, und kann sicher ftin, daß kein Feind sie schlägt". Wahrlich, auch für die Deutschen der Gegenwart gilt, was Fichte an denen der Vergangenheit preist: .Für sich selbst bedurften sie wenig, für öffentliche Unternehmungen machten sie unermeßlichen Aufwand. Selten steht irgendwo ein .einzelner Name hervor und zeichnet sich aus, weil alle gleichen Sinnes waren und glei cher Aufopferung für das Gemein same". Die so von hoher sittlicher Kraft getragenen Deutschen erfüllen . eine hohe Kulturaufgabe, auch Kriege und durch den Krieg, nicht" nur im Frieden. Eine alte, hinter uns liegende, eine fremde Welt fpot tete vielleicht dieses unseres über mächtigen Strebens nach einem .Auf flug in höhere Welten". Aber di-se alte Welt ist versunken so di!, sen wir heute unsern Söhnen sa gen. Sie ist versunken durch ihre eigene Unwürde und durch die Ge walt eurer Vaier. Ihr seid es .un ter allen neuern Völkern, in denen der Keim der menschlichen Bervoll kommnung am entschiedensten liegt und denen dcr Vorschrift in der Entwicklung derselben aufgetragen ist. Gehet ihr in dieser eurer We seniheit zugrunde, so geht mit euch zugleich alle Hoffnung des gesam ten Menschengeschlechtes auf Rettung aus der Tiefe seiner Uebel zugrun de". Im Hinblick auf die österreichi fchen Verbündeten Deutschlands aber kann man wenn von dieser ge waltigen kulturellen Zukunftsaufgabe des Deutschtums die Rede ist an jenes Deutschtum im höhern geisti gen Sinne denken, von dem Fichte sagt: Was an Gciftigkeit und Freiheit dieser Geistigkeit glaubt und die ewige Fortbildung di'ser Geistigkeit durch Freiheit will, das, wo es auaz gevoren t uns tn we cher Sprache es rede, ist unseres Ge schlechte es gehört uns an und wnd sich zu uns tun". Ein trauriger UnglücksfM ereignete sich in Floresville, Te?., wz dos vierjährig Söhnchen von G. C. Clar! von einem Ballen Baum' , wolle, der auf das Kind fiel, welches, ' wie eS scheint, dicht neben dem Ball , len spielte, erschlaJen wurde, ' w J mim ii -i null i simr um inii ,