Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, December 10, 1914, Image 2

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1 giebt wenig erientalische Cliibfe,
die ist iuaUxti Etraßcnlkdeii
suszuwtiskg hbcn wikNairs.
die Giebt txt Jlantiafte. die
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janimervollsier tfflirmiiii'ffif. Es ist
ds BszarKben und der fliesten!)
Händler, iVe ihr den eijnnarJicfii Stern
del ausdruckt. Fa der ganze Handel
tri5-Xi sich aus bet Cttafee ob. Wahrend
ti doenedmea Haremsdainen die Bazarl
räch den Artikeln fjr ihren Luxus durch,
streifen, ist die atme 5tllacbfiiiau ganz
auf die Händler angewiesen, die ihre
Sparen vom llcretfn bis zur sinkenden
Nacht mit lautem Geschrei anpreisen. ,
In den unteren, gber auS den mittlern
Klassen Kairos liegen die däuiilichen Ein
' laufe nicht wie bei uns der Hausfrau ob
- rdes den Dienstboten, sondern dem Fami
, liensater. Tos hängt emerfeitt von der
Adgeschwssmheit der Frau, di womöglich
da Hzul üdcrhauxt nicht verlassen soll,
anderseits mit der Unzuvkilässigkcit der
wiener zusammen, die bei jeder Besorgung
rnausen würden. Ta nun in diesen Schick)
im der Bevölkerunz der Tlann den ganzen
Tag in der Werkstakt ode? im Laden zu
klnm bat, so kann er nur einkaufn:, wenn
. er nicht danach herumzulaufen braucht,
dat heißt, wenn der Verkäufer zu ihm
kommt, ; Auf der Strafte wird daher so
ziemlich alle! verkauft: Möbel sowohl wie
Kinderspielzziig, persische Teppiche und
baumwollene Taschentücher, lebende;
Schlachtvieh so gut wie yeröstele Fleisch'
siüvtchen, prachtvolle Früchtk und ekelhastcl
Äleergewurm. Süßigkeiten oller Art und
zahllose, mehr der minder wohlschmeckende
. Getränke, Die Feilbieter all dieser Herr
- lichkciteii schreien die Vorzüge ihrer Ware
in alle vier Himmelsrichtungen hinaus.
Das bei mi übliche rnfa&e Ausrufen
' genügt hier nicht: der Kairoer Straßen
Händler psalmodirt eine Art von weh
. müihigem Singsag.cz, der durch uralte!
Herkommen für jede Ware noch Tonfall
' und Wortlaut feststeht. Oft loird der
BerkzufsIegnißand dabei nicht einmal ge
. vannt.
l So taucht in den Eingeborenendierteln
regelmäßig kurz nach Mittag eine Klaffe
von Verkäufern auf, die eine große runde
Holzplatte auf dem Kopfe tragen; von der
Eibulter hangt ihnen ein hohes, irommel
artiges Gestell aus Palmrivpen herunter.
Von Zeit zu Zeit schreien sie: .Auf Gott
ioertrautt. Gabir, v Herr abir!" Dieser
Herr Gsbir ift ein todter Heiliger, der bei
Alezandrien begraben liegt. . Wai er mit
' den gekochten Schafsköpfcn zu thun hat, die
von diesen Leuten verkauft werden, ift nicht
. cht ersichtlich, aber wer den herkömmlichen
Schrei hört, weiß srfort, was feilgeboten
wird. Es ift die Leibspeise der Eseltreiber
und Laftträgcr, denn sie ist unglaublich
billig unv gleich m Essen fertig. Der
Gadirmaun setzt blos feine Platte auf baS
Gestell und hsctt von dem noch warmen
HammelL'opf für fo und soviel Para ab;
als Teller dient ein flacker runder Brot
kuchen. ' Das Gericht wäre vielleicht nicht
so übel, wenn nur nicht das die Platte
bedeckende Staubtuch so unsauber wäre.
Eingeborene, die auf sich halten, rühren
daher diese wegwerfend als BM'ha".
das heißt Ware, schlechthin bezeichnete
Speise nicht an. Für solche ist der Rogen
Händler da. Der ruft: Der Rogen, der
vorzügliche, der getrocknete, der frische!'
Er verlaust kleine braunrothe Stangen, die
eingesalenen und getrockneten Eierst öcke
eines barschahnliche Fisches, also eine Alt
Kaviar, und er bedeckt seine theure Ware
, nicht mit einem schmuzigen Lappen, son
dern wickelt jedes Stück säuberlich in ein
KohlblaU ein, genau wie die Fleischer in
Tausendundeiner Nacht", die auch noch
kein Wurstpapier kennen. Nicht minder
geräuschvoll vollzieht sich das Geschäft des
Eßwarenhändlers, der sich mit seinen
Stößen von Brotfladen. Fleischtöpfen,
Schüsseln mit in Essig und starken Ge
würzen eingemachten Gemüsen durch die
Straßen schleppt.
Fast jede Tagesstunde steht im Zeichen
eines bestimmten Eßwarenhändlers, weil
in den meisten Haushaltungen nur zum
Äbend gekocht wird und man für die film
gen Mahlzeiten' auf das angewiesen ist,
was die Straße bietet. Am frühesten auf
den Beinen ist der Milchmann, der seine
,Kuh mit ihrem Kalbe schon vor Sonnen
aufgang durch die Straßen treibt. Statt
'dcS Kalbes, das in der Regel allzujung
ans Messer muß, schleppt er auch oft einen
unförmigen Popanz mit sich herum: das
aigefiopte Fell des schnöde geopferten
Thierchens. Beim Melken wird die Kuh
wiederholt auf das Schreckgebilde ohne
Kopf und Glieder aufmerksam gemacht, sie
soll dann, in dem Glauben, ihr Junges
lebe noch, mehr Milch geben. Aber auch
sonst ist der Milchmann ein geriebener
Geselle. Bringt er es doch fertig, einem
und demselben Thiere drei verschiedene
Sorten Milch zu entlocken, deren Preis
ebenfalls Verschieden ift nd davon ab
hängt, ob der Säufer sich mit der ihm aus
einer Kanne zugemessenen Flüssigkeit be
qnügt oder ob er verlangt, daß in seinem
Beisein gemolken werde, wenn auch in das
dem Milchmann gehörende Maß, oder
schließlich, ob er das Mißtrauen so weit
tr-'iit, selbst melken und selbst messen zu
trollen. ' '.
Etwas später erscheint der Faiütri; er
liefert den besseren , Eingeborenen den
tfp.n Morgen imbiß. Fallt, wovon Fa
ti.tri abgeleitet ist, bedeutet ursprünglich
: jede Speise, mit der man das Fasten un
Zcrl'rickt, lso Breaksast. Dejeuner, hat
! dich seinen Begriff verengt und bezeichne!
lenk einen feinen, papierdünn ausgewalz,
im Äläitericig, der mit gehacktem Fleisch,
Zw!, !"!n und Gewürz gefüllt, sodann wie
ein Briefumschlag gefaltet und zuletzt in
XMn stf&öden wird., . Er. schmeckt vor
wirkt ab auf europäisch gcschMe
iikiddiwrraonai! nicht viel anders, als
ob man eme Jliutenkügel In die Magen
gegend erhielte. ?Sekömmlichkr itt. wo
6.1 Heer der Frucbthändler auf Kamele.
Narren Und in Norden v jeder 2aa8
U"d ,ü!,Uii luich die iliujjirt schlippi.
Wir sind im Äoraenlandc, daher mujj
natürlich jede Frucht gerade aus der le
gend stammen, wo sie am besten gedeiht.
Aepfcl stich immer aus Maskat. Trauben
aus Smyrna, Feigen aus dem Jaflnm.
Ikivfl wenn l't ein paar Stunden früher
noch in igrend einem Garten in .Uairo ße
prangt Koben sollten. Eine eitere Eigen
lhümlichieit beim Ausrufen veneht darin,
die angepriesene Fruchi mit einer anderen
zu ergleickikN. Tomaten, o Granatäpfel'."
ruft e'N Verkäufer, um damit auf die
außerordentliche Räthe feiner Granatäpfel
hm,uwe,sen. Wer den Ruf zum ersten
mal hört, glaubt selbstverständlich, e
werd, beides von dem Manne angeboten.
Der beliebteste Vergleich ist der mit Honig.
,O füßer als weißrr Honig, ihr großen
rothen Apselsiuen!" ist der herkömmliche
Schrei, mit dem die Apfelsinenhandler ihre
Ware gleichsam anreden.
Mit unendlich poetischem Liebreiz preist
die Blumenverkäuferin beispielsweise ihre
Rosen an: Die Rose war ein Dorn? vom
Schweiße des Propheten ist sie aufge
blüht.'
Zuletzt sei riech der Bettler gedacht,
ohne die mo sich das morgenländifcde
Strahenlebea nicht vorstellen kann. Viele
von ihnen sind wohl schlaue Faulpelze, es
giebt aber auch manche sonderbare Heilige
darunter, zum Beispiel solche, die keine
Macht der Welt bewegen könnte, eine Gabe
anzunehmen, ehe sie das vorhergehende
Almosen bis zum letzten Para ausgegeben
haben. .Der Weltverachtun vermählte
s,ch der Eigendünkel; da war? der Der
wisch geboren!" sagt ein geflügeltes Wort.
Scklimmer ist das Los der Blinden, der
Krüppel und der erlassenen, armen Allen.
An einer einsamen Straßenecke steht, auf
einem langen Stab gestützt, ein blinder
Bettler; sein einziges Kleidungsstück ist
ein Fetzen um die Lenden. Er ftkdt da
vom Morgen bis in die sinkende Nackt.
Die Mauern strahlen eine dorrend Hitze
aus, aber er kann sich nicht setzen, der
Staub eines vorüberrollenden Wagens
würde ihn ersticken. Den lieben langen
Tag hält er die geöffnete Hand hin und
ruft, mir immer fcbwächer werdender
Stimme: 0 mein Gott, durch Deine
Hand empfange ich'" Endlich geht er fort,
nicht nach Hause er ift nirgends zu
Haus , er sucht sich einen verfallenen,
einsamen Winkel, wo er die paar Stücke
trocknen BroieL verzehren und die Nacht
zubringen kann. Und wenn mit Tages
grauen vom nächsten Minarette die mach
tige Stimme des Muedsin! erschallt und
wie mit jubelnder Gewißheit die Einheit
GotteS in die noch schlummernde Stadt
hinousruft, so stimmt der blinde Mann
Dculjchiand's Handel
Amerika.
mit
Von L. Fred Rezrath. Berlin. '
(So'iMx Zeitung, 9. ONober 1HU.)
.Seit Ausbruch des Krieges find fast
sämmtliche telegraphischen und sonstigen
geschäftlichen Verbindungen Deutschlands
mit dem Auslande unterbunden; insbeson,
dere ift es schwer möglich, Beziehungen zu
den Vereinigten Staaten von Nordamerika
herzustellen, die in Anbetracht dessen, daß
zwischen Deutschland und Amerika ein
aer Waarenaustausch herrschte, nicht nur
für die Gegenwart, sondern auch für die
Zukunft von größter Wichtigkeit sind.
Der große Umfang der Handelsbezie-'
hungen zwischen den Vereinigten Staaten
und dem Deutschen Reiche, sowie das be
ständige Anwachsen des Erports und Im
Ports sind hinlänglich bekannt. Diese
Handelsbeziehungen bringen es mit sich,
daß große deutscht Firmen recht bedeutende
Werthe und wichtige Interessen in Amerika
besitzen, über deren gegenwärtigen Stand
sie sich nur unzulänglich informircn kön
uen. Der Korrespsndenzwez ist kaum
gangbar und ausreichend, um den Jnter
essenten ein klares Bild von den gegen
wältigen Verhältnissen zu geben. Deshalb
erscheinen, abgesehen von den Einzelbctrie
den. im handelspolitischen Interesse Vor
kehrungen nothwendig, um die Handelsde
Ziehungen beider Staaten vor schweren Be
einträchtigungen zu bewahren.
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Unerläßlich ist, daß schon jetzt die gro
ßen finanziellen und industriellen Jnfti
tute, deren Interessen und Besitztümer in
Amerika liege, sich rechtzeitig ein richtiges
Urtheil über die WeiteroeftallMig des Han
delsverkehrs bilden. Es wird für diese
Unternehmungen auch nothwendig sein, so
rasch als möglich genaue Informationen
über den gegenwärtigen Stand und Be
stand ihrer eigenen Betriebe und über die
Entwicklung derselben nach dem Kriege zu
erhalten, ferner Vorkehrungen zu treffen,
den ohnehin ungeheuren Schaden zu ver
kleinern bezw. zu beseitigen.
.Obgleich nun eine große Anzahl Ver
einigungen bestehen, die eigens zu dem
Zwecke geschaffen sind, die auswärtigen
Handelsbeziehungen zu beobachten und zu
verbessern, so sind die Bemühungen solcher
Organisationen bisher zum Theile daran
gescheitert, daß diese sich zil bürokratisch
gestaltet und ihre Arbeik mehr theoretisch
als praktisch und kaufmännisch angefaßt
Haben, . Theoretiker, Juristen, National.
Ökonomen oder Beamte, die die -fremde
Staaten nie besucht, weder praktische Er
sahrnng haben, och Land und Leute ge
nou kennen, in dielen Fällen die ausländi
schen Handeisgebräucke überhaupt nicht be
herrschen, sollten nickt an der Spitze sol
ckcr Wirthschaftsset bände und für das
Ausland thätig: .Organifationm stehen.
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getröstet und ergeben mit ein. Im Met
geulande hadert niemand mit Gott.
No. 1. Straße in Kairo. No. 2 Bettler
in den Straßen von Kairo. No. lt. Ein
fliegender Eßwaarenlodcn. llo, 4. Hit
lonenhändlcr. No, 5. Fellahlinder aus
Unterägyptcn.
Selbst wenn sie von dem besten Willen
beseelt sind, können die eben genannte
Organisationen ihren eigenilick'en Zweck
mangels der richtigen Leitung nicht erfül
len. " Auch ist wiederholt angeregt worden,
unseren auswärtigen Konsulats und di
plomatlschen Aeriretungen tückiige, kauf
männische Kräfte zur Unterstützuiiq beizu
geben. Nur Kaufleute, die nicht allein
den deutschen Handel und die deuische In
duftrie aus praktischen Ersahrungen tcn
nen, sondern gleichzeitig mit den Gepflo
genheitcn des Handels und der Industrie
im Auslande vertraut find, werden sich er
folgreich bethätigen können. Ganz beson
ders schwer gestaltet sich die Vertretung
deutscher Interessen in den Vereinigten
Staaten. ,
Zur Wahrung und Förderung unserer
Handelsbeziehungen zu Amerika sind es in
erster Linie die in, Deutschland ansässigen
Deutsch-Amerikaner. die beson
ders durch ihre Staatsangehörigkeit zu den
Vereinlgkn Staaten sowie ihrer früheren
Angehörigkeit zum deutschen Vaterland
empfetzlensmerty erscheinen.' um durch ge
eignete Thätigkeit die Grundlagen zu
schaffen, die für die weitere Ausgeftaliunz
und Ausrechterhaltung der deutfch-ameri
kanischen Handelsbeziehungen so sehr noth
wendig sind. Man sagt such nicht zu viel
mit der Behauptung, daß der Deutsch
Amerikaner heute in Amerika, insbesondere
im Import und ErPort eine Lnz hervor
zagende angesehene Stellung einnimmr.
Es wird daher für die großen Unter
nehmungen Deutschlands von hoher Bedeu
tung sein, so schnell als möglich die ßceig
neien Persönlichkeiten zu finden, die wab
rend der KriegSzeit in besonderen Mis
sionen nach Amerika ' gehen und dafür
Sorge tragen, daß die bisher bestehenden
VerbindunLkN aufrecht erhalten, die unter
brochenen Verbindungen wieder angeknüpft
und neue hergestellt werden. .
.Hierbei dürfte es nicht a geeigneter
Unterstützung unserer Handelskammern
und der kausmännischen Korporationen
fehlen, wie es auch die Aufgabe der
Wirthschllflsverbände sein müßte, solche
Missionen thatkräftig und mit reichlichen
Mitteln zu unterstützen. In dies Hin
ficht könnien wir , von unseren Feinde
lernen. Die Handclstreise selbst aber
dürften keine Zeit verstreichen lassen und
keine .Opfer scheuen, solche Missionen in
die Wege zu leiten, die mit Hilfe geeigneter
Organisationen so eingerichtet werden kon
nen. daß es dem Einzelnen leicht wäre,
sich derselben zu bedienen. Bedenkt man
die ungeheuren Verluste und den nicht wie
der gut zu machenden Schaden, der ent
steht, wenn nicht energisch den Bestrebun
gen 'unserer Feinde entgegengetreten wird,
so dürften diejenige, Summen, die zur
Ausstattuug solcher Missionen erforderlich
sind, kaum ncnncnLwerih erscheinen.
.Daß ssl.tie nach Amerika knlsaudten
Wissiom , sußcr ihur Handelsthätigkeit
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zur Aufklärung der Presse wirksam sein
können, ergiebt sich von selbst, da richtig
gewählt? Persönlichkeiten ohne 'Schwierig
teil Fühlung zur Presse und den maß
gebenden amerikanischen Organisationen
sinden werden. ',
.Ueber die weitere Entwicklung des
Handelsverkehrs mit Amerika nach dem
Kriege kann heute nichts Bestimmtes ge
sagt werden. Als wahrsckeinl?ch ist anzu
nehmen, daß der Bustausch an Waaren
und die Festsetzung amerikanischer Erzeug
nisse in Deutschland und umgekehrt deut
scher Waaren m Amerika in erhöhtem
Maße stattfinden wird. Da nun an dem
Kriege fast sämmtliche europäischen Groß
mächte betheiligt sind, und in allererster
Linie England und Frankreich als Han
delsmächte darin verwickelt sind, wird nach
dem Kriege der deutsche Verkehr mit diesen
Ländern zweifellos bedeutend eingeschränkt
fein, in bestimmten Waaren sogar gänzlich
aufhören. Deutschland und Amerika wer
den daher nicht nur allein an die erste
Stelle auf den gegenseitigen Austausch,
markt treten, sondern werden gemeinsam
den Weltmarkt herrschen. Amerika aber,
indem er als neutraler Handelsflaat. fo
wohl was Import wie Export anbelangt,
eine führende Rolle einnehmen wird, muß
rechtzeitig an unsere Seite geführt werden,
da die mächtige industrielle Kraft Deutsch
lands in erster Linie bemüht sein wird,
mitdcrjenigen Amerikas Schritt zu hal
ten." ; , . -:
Inzwischen hak man hier davon gehört,
daß ein Bankvertreter in New Aork ringe
troffen feig. soll. ,
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Väterchens Fürsorge" für die
deutschen Sfenh.
Die armen gefangene Blaujackeij. ha
be i Sibirien furchtbar unter der
Kälte zu leiden. Berpflegnng ngk
niigcnd. Russische lMilisnlion."
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, Trallallala. trallall! Hunger ist der
b,'ste Köch! Man glaubt, die Stimme
des betrunitue Baicrs aus Humpcrdinck's
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Hansel und Gretel' zu hören, und es ist
doch nur die des nüchternen, ach so mich
kernen ' Väterchens aller braven . Neu ßen.
Wir haben vor Kurzem nach den Bcrich
ten Kapitän Tae's eine Schttderung der
Behandlung gebracht, der deutsche Civil
gefangene im gastlichen Rußland ouZgc
seht worden sind. Ob die unglücklichen
Opfer dieser Gastfreundschaft noch leben,
oder ob die Vorsehung sie schon mit Va
terchcnS Hülfe in ein besseres Dasein be
sördert, wer mag es sagen. Wahlschein
lkch ist es, denn wer, der aus armem,
wohlhabendem Haust kommt, verträgt die
Kälte und den Hunger sibirischer Gesang
Nisse und die klirrenden Aerbrcherkeljen
an Händen, die sonst nur die Feder ge
führt?!"' Zu dem damaligen Bild der Cidilisa
tion, die Enqland gegen die deutschen
Horden mobilisirl, wollen wir heute nur
eine kleine harmlose Ergänzung bringen.
Erzählungen eines ndern deutschen Ka
pitäns, der als 6upercargo auf einem
von deutscher Firma gecharterten engli
schen Dampfer Sibirien berührte und dort
in Castries Bah und 5iicolajewsk Kollegen
als Gefangene leiden sah. Es waren Ka
pitän Vroemmel, sein erster Offizier
Helms. Kapitän Schroeder vom Hapag
Kämpfer .Dortmund" sowie vierzehn wei
tere Offiziere und Maschinisien und etwa
vierzig Matrosen und Heizer. Die Letz
tcren hatten eine Scheune, durch die der
eisige Wind pfiff, als Haft lokal zugetheilt
erhalten, wurden von Soldaten mit auf
gepflanzten Bajonett bewacht, durften
ich', laut sprechen und erhielten an dem
Befuchstage alle vierzig zusammen noch
nicht zehn Pfund Fleisch, in halbes Brod
und einmal etwas Theebrühe. Der Staat
zahlte angeblich achtzehn Kopeken für Ver
Pflegling pro Kopf und Tag, wer ober
russische Verhältnisse kennt, weiß, daß
von dieser fürstlichen Bewilligung (der
Rubel hat in Sibirien einen Kauswerlh
von etwa 85 Pfennigen) der größere Theil
in die Taschen der Unternehmer floß, die
die Beköstigung" oder das, was sie euphe
mistisch unter diesem Worte verstanden,
übernommen hatten.
Die in einer elenden Hütte unterge
braSten Offiziere durften sich selber der
pflegen und erhielten hierfür pro Tag 22
Kopeken sowie eine kleine Portion Holz,
um sich die .Leckerbissen" selbst zuzuderci
ten. Einen Tag blieb diese Lieferung
aa-j und man half sich von dem Laücn-
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zaun, der die Hütie umgab. Stuben
arrest war die Strafe für diese freventliche
Aneignung kaiserlich russischen Staats
eigcnitnimö. Ob die Bedauernswert Yen
jetzt noch leben, ist zweifelbaft, sicher aber,
daß sie bei der ihnen gemährten Kost und
der in Sibirien herrschenden Kälte den
Winter nickt, überdauern werden. Die
amerikanische öffentliche Meinung, die ob
d.'m Unglück Belgiens täglich die Hände
ringt, wird allerdings keine Thräne um
die paar deutschen Barbaren weinen, die
dort bei den russischen Freunden langsam
verhungern, nur daheim werden ein paar
Mütter, Frauen und Kinder mit wehem
Herzen Tag um Tag, Monat um Monat
vergebens des Vaters und SohneS harren,
um schließlich Vu Hoffnung aufzugeben,
denn Sibirien giebt keines seiner Opfer
wieder ,her.'
Auch unsern Gewährsmann Hollen sich
die russischen Behörden mit elf deutschen
Matrofen von dem englischen Dampfer
herunter, dessen Kapitän indeß schließlich
auf dringende Vorstellungen den deutschen
Kollegen und zwei Mann, die er zu siche
rcr Weilerfahrt brauchte, frei bekam. AIS
Vorschuß für die Verpflegungskosten der
gefangenen Zurückbehaltenen ließ sich der
russische Gouverneur das Heuergeld der
Leute bis auf den letzten Kopeken aus
zahlen. .A la guerre comme k la guerre"
und in NikolajcwLk sind die Gelegenheiten
zu einem honest Dollar on the side" nur
selten. , i . , . ,
Unser jKapitän fuhr mit der .Oueen
Adelaide" weiter nach Muroran, Japan,
wo er anlegte, als gerade das Ultimatum
der gelben Affen abgelaufen und der Krieg
an Deutschland damit erklärt worden war.
Natürlich konnte unter diesen Umständen
von einem Bleiben nicht die Rede sein,
und auf dem englischen Schiff ging es
Weiler nach Portland, Oregon, wo englich
neutraler Boden erreicht war Allerdings
das Verhalten des dortigen englischen 5ion
suls ließ diese Thatsache nicht erkennen.
Der Herr hatte nämlich die Ire . . .und
lichkeit. auf Onkel Sanis eigenem Gebiet
dem- deutschen Schissssührer zu erklären,
daß er ihn nur abmustern würde, falls er
schriftlich auf Ehrenwort sich verpflichte,
die Ver. Staaten nicht vor dem Ende des
Krieges zu verlassen. Na, die deutsche
Antwort wird er sich schwerlich hinter den
Spiegel gesteckt haben. Unser Gemährs
mann befindet sich zetzt in New Aork, er
wußte noch Mancherlei Interessantes zu
erzählen, über die Behandlung . deutscher
Kaufleute in Nilolajewsk, von denen einer
direkt aus dem Krankenhaus, in dem feine
Gattin im Sterben lag, trotz flehender
Bitten, ihn wenigstens noch bis zu dem
nahen Ende dort zu lassen, damit er der
Armen die Augen zudrücken könne, gefes
seit und nach Sibirien gesandt wurde,
der von der Freundschaft der Russen für
chinesische Matrosen, die man in Nikola,
jcwök einfach auf die Eifenbahn sitzte und
zwang, tausend Rubel für die Rückfahrt
nach Shanghai zu zahlen, oder von hun
dcrt anderen Beweisen der Kulturhöhe de!
odernen Rußlands, das ji mit den füh
renden Trägern d;r Civilisation jetzt Arm
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MUf ft-äf-'H LZÜ-'-Jl
in Arm für Freih.it, Menschenwürde und
alle übrigen heiligen Güter unserer Kul
tnr streitet, aber der verehrte Leser 'wird
mit dem Aorstihenden wahrscheinlich schos
gcnz haben.
TctttsHlands Freunde.
Die Luz-embiirger habe ihre Abneigung
gegen die Deutschen verloren.
Das Großherzogthum Luxemburg ist
gleich in den ersten Tagen ' nach bei
Kriegserklärung von deutschen . Iriippcii
betreten worden. Die Deutschen habe
also einen Ncutralilälsbruch begangt
indem sie die garantirten Rechte dek
sklbslständigen Staates verletzten. Trotz
dem hat man nichts davon gehört, daß der
britische Moralpolizist und internationale
Tugendwächtcr dieses Vorgehen der Deut,
schen zum Aorwand für seine Kriegs
tlärung genommen hätte. Die Luxembur
ger waren aber klüger, als ihre belgischen
Nachbarn. Sie ließen es bei einem lankten
Protest bewenden und glaubten der Ver
sichcrung des deutschen Reichskanzlers,
daß keinem ein Haar gckiüiinmt werde, und
daß das deutsche Reich sich verpflichte, für
jeden Schaden eine ausreichende Entschä
digung zu bezahlen. Es hat sich gezeigt,
daß Luxemburg bei dem Handel sehr gui
abgeschnitten hat. Die Deutschen brachten
Geld ins Ländchen, uud heute find die
Luxemburger, die früher absolut .keine
Preußen fein" Wollten, so dentschfreund
lich gesinnt, wie sie eS nie vorher gewesen.
Zur Erhärtung dieser Behauptung drucken
wir auS der Zeitung .Luxemburger Wort"
vom 10. Oktober, die un ein Luxembur
ger freundlich zur Verfügung stell!, fol
gende Notiz ab:
,L u r e m b u r g . 10, Oktober. Lügen
Meldungen. Mit welchen unglaublichen
Lü'genmcldungen die englische Presse ar
bätet, zeigt folgendes Londoner Tele
gramm der .Berlingske Tidende" aus
Christiania: .Infolge Meldungen, di
heute Nacht aus Luxemburg eingetroffen
sind, hat der ' deutsche Gouverneur (in
Luxemburg giebt es überhaupt keinen deut
schen Gouverneur. Die Red.) im Groß,
herzogthum Ordre gegeben, alle Einwoh
ner auszuweisen; die verdächtig sind, fran
zosenfreundlich zu sein. Viele davon wur
den standrechtlich erschossen (!!), sa der
Chef des kleinen Luxemburger Heeres und
zehn Offiziere." Ta hört denn doch man
ches auf!"
Unser Informant fügt hinzu, daß die
Stimmung in Luxemburg gegen die Eng
länder eine sehr erbitterte l, weil matt
glaubt, daß Großbritannien den sttlty
angestiftet hat.
Schweigt de Menschen laute Lust:
Rauscht die Erde wie in Träumen
Wunderbar mit allen Bäumen.
Was dem Herzen kaum bewußt,
Alte Aitcn. linde Trauer.
Und es schweifen leise Scliaer
WcNerlcuchtend durch die Bruft. ,,
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