Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, November 14, 1914, Image 7

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In dem Tagebuch eine Oberleutnant
Vifjt kl! Endlich liegt St. Tiö vor UN.
un Stadt mit ungelahr l!,000 Ein
wohnern, hübsch gelegen in einem Thal
kesskl mit sauberen Villen an den Berg
hängen. Tie Gtabt erschien unl wie da
gelob! Land, wo wir füt einige Tage
Erholung Den den allzuschweren Strapa
ftn der vergangenen Wochen erhofslen.
Bn der ersten Fabrik halten wir und war
ten auf Beschl. Ich sammle mir eint
Compagnie. Brigade tiefes)! kommt: Com
pagnie E. all vorderste Compagnie floßt
durch Ct. TiS durch ki gn da andere
Sude der Stadt. Et. Ti anscheinend
,dom Gegner frei. Also los! .Tie er
sicn fünf Gruppen Vortrupp. Radfahrer
voraus!" Tann marschiren wir ein.
Zu meiner Schande will Ich gleich ge
stehen, In Marschkolvitne! Aber tl schien
Alle so friedlich? Leute standen auf der
Straße, "Mädchen winktctz unS lächelnd zu
dak Lächeln haben wir allerding! erst
später verstanden. '
Ein Mann in grauen Haaren spring!
auf mich zu: .Herr Kapitän, Ich fiihre
Sie: Ich bin ein Teutscher!"
.Sind noch Franzosen in der Stadt?'
0 nein! Alle fort!"
Wir ziehen an einer Kaserne vorbei:
kein Mensch zu schen. RcchtZ geht eine
Ce!tknsti.asze ab. Ta schreit einer von.
meinen Leuten: Herr Oberleutnant, du
drüben hab' ich ein paar rothe Hosen atr
sehen!'
Ich lasse sofort hatten.
Tai war unser Glück, denn unterdessen
sind unsere Nadfahrer bis auf ÜO Meter
an das RathhauZ vorgcfahren, und plötz
lich sehen sie vor sich eine Barrikade. Se
hen. Abspringen, Zlchrtrnachen war das
llöerk eines Augenblickes, und da rollt auch
, schon die erste Calve in unsere dichtgc
drückte ZNarschkolonne, "
- Die Hölle scheint sich aufgeihan zu ha
den. die Häuser speien Feuer ans. ,
Tie Wirkung der ersten Salve war
fürchterlich, 9 Mann wälzen sich in ihrem
Biuk, davon 4 ,!croenoe. Wie durch ein
Wunder bin ich unverletzt geblieben, ob
gleich ich mit meinen beiden OffiZiersltell'
Vertretern vlikausqeganqen war. Einer
Von ihnen, Osfiziersstcllvkitretsk tt
hielt einen Cchuß in's Bein, konnte aber
noch zurliawringen."'. , - -.
Einen Moment packt Zähmende! C5nt
setzen dik (Joi"cipni. . '
. Alles drängt sich gegen eine Mauer,
Iveisz doch Niemand, woher die Schliff,
kommen.
unser braver Ossizleristkllvertrekkk
hat Ja mit eigener Lebensgefahr lW
9?scr des MG.
Abgeschnitten und einze
' ,'chlossen.
Xactnlt Schilderung einer Episode In
St. tt.
Da sehe ich unseren weiszbärtigen, fran
zosisch-deutschen Biedermann aus das Eck
haus zustürzen. Oben drilber steht
,CasS de l'UniPers", schon ist er drin, ich
ruse mit aller Jlratt: .Alles mir nach,
in s Haus!"
, Krachend giebt die schwere Ihllr nach,
klirrend fliegen die Fensterscheiben im
Zimmer herum, auch herein schlagen ,die
ugcln. aber etwa 40 Mann sind bei mir,
.Sofort sämmtliche Fenster besehe
Feldwebel 0. hinauf in den zweiten
Stock! Alles zur Bertheidigung einrich
ten!" Tische und Stlihle fliegen hinaus
auf die Straße, in die Boden werden
Schießscharten hineingebrachen und dgnn
nehmen wir das Feuergefecht auf, hab' ich
doch unterbe en an den einschlagenden öe
schössen gemerkt, daß sie zumeist von der
Barrikade am Naihhaus herkommen.
Und jetzt, schleichen auch Alpenjäger' die
Häuserfront entlang, ein paar wohlgezieUe
fotfü c, sie ver chwinoen. -
Unsere nächstt Sorge galt nun' den
Verwundeten. Einer von ihnen, ein Un
teroffizier liegt mit einem Bauchschuß
mitten in der Strasze und rüst jämmerlich
-um Suse. Ich blicke umher. .Wer..
ich braucht nicht weiter vi reden, zwei
Brave, ihr Name, verdient genannt zu
werden. Landwehrmcmn Pfeiffer au?
Oggersheim und Landwchrmonn Kunz
au Ludwigkhascn, melden sich freiwillig,
und sie bringen den Schmerverwundeten
auch glücklich herein. Auch noch süns An,
bete, die nicht eipcnitt liegen, werden her
nngrjcgrn. ;
Höchste Zeit, denn eSe versuchen die
Franzosen einen neuen Vorstoß. Ich
springe an meinen Ausguck, über meinem
Kopf hinweg schient oben der Gefreite K
er hat dafür da .Eiserne' erhalten
.nacheinander drei Franzosen ilber den
Hausen, obwohl ihm die Helinspitze weg
geschossen wird. Ich klopfe ikjrn anerken
nend auf die Schulter. Das feuert mei
nen wackeren Pfeiffer ss ctj, daß er hom
Fenster auf den Gehsteig herauSspringt
und lnieend den Franzosen ein paar
Schusse nachschickt, da trifft ihn eine Kn
gel mitten in' Herz. Sein brechendes
Auge ist auf mich , gerichtet. Ich weiß,
was er sagen will: .Hab' ein Weib und
'dret Kinder zu Haufe!" .Set unbe
sorgt, Du Braver! Dal Vaterland wird
fürsie sorgen.'
Ich beuge mich hinauZ, um ihn hinein,
zuziehen, wieder hilft fein sreuer Käme,
rad Kunz. Krach!. Mitten in den Kopf
trifft ihn die Kugel. Schwer fällt er Über
den todten Freund. So liegen sie im
Tode vereint, die Beiden, die ich als erste
Anwärter für das Eiserne Knu.z vorzu.
schlagen gedachte.
". Was ist -das? Der Boden dröhnt.
Eine Granate hat im Hause gegenüber
eingeschlagen. Und doch athmen wir er
leichtert auf.- Es sind die Unseren! Bravo!
Wieder eine! Sie kommt schon näher gN
die Barrikade. Wohl fällt für uns mit.
nter auch waö ab, aber wir kriegen Lust
und
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du na an die Briaade von unserer be
dränaten Lage gemacht' er wird wohl auch
Ui!gshk a,,gli,bg huben, iu lucUioii
Haus wir uns aufhalten. Zum Uebersluß
stecken wir auch noch ein weißes Leintuch
oven zum achsenstcr vrnaus.
In dieser Lage, vollständig abgeschnlt
ten von unserer Brigade, mochten wir
wohl zwei Stunden ausgehalten haben, da
stiirM Hlöhlich durch ein geöffnete! Fen
stet die Brüstung ist ganz nieder-
?e! elegante junge Tomen herein, weißt
iU. sicher In den Händen schwingend,
und sich mir zu Füßen werfend. Tie eine
sprick't deutsch, d. b. sie stößt einzelne
Worte heraus, die ich mir zusammenreime.
Ihr? Mutter und Schwester sind gefangen
von den Teutschen, sie selbst sollen den
Maire von St. Ti6 holen, sonst werden
die Beiden als lAeiseln ersassen, .(sine
halbe Stunde hat ihnen der Herr .General
Zeit gegeben. Nun sind sie auf der Suche
in unser Artillerie und Jnfanteriefeucr
gekommen und sind über die Leichen der
llnsengcn hinweg in unser Haus gcfprun
gen. ; .
Ich lasse sie in den bombenstcbrren
Weinkeller hinunterführen. Beruhigung:
Wurde später mit dem Herrn General
perionlich sprechen. Außerdem wußte ich
schon längst, daß der Herr Maire mit.
sammt den Beigeordneten verduftet ist.
ebenso wie unser weißkopsiger Bieder
mann, der sie herbeiholen sollte.
Aber drei andere Civilisten haben wir
veryaslc und da kommt mir ein guter
Gedanke. Sie werden auf Stühle aefcbt
und ihnen bedeutet, einen Sihplah mitten
in der Straße zu nehmen. Handering'N
und Flehen auf der einen, ein paar Ge
wehrkolbcn auf der anderen Seite. ' Man
wird allmählich furchtbar hart. Dann
sitzen sie draußen aus der Straße. Wie
viele Stoßgebete sie losgelassen, weiß ich
nicht; aber ihre Hände sind die ganze Zeit
krampfhaft gefaltet.
So leid sie mir thun, aber da! Mittel
hilft sofort. ' '
Das Flankcnfeucr aus den Häusern
läßt sofort nach, wir können jetzt auch das
gegenüberliegende Haus besetzen und sind
damit die Herren der Hauptstraße. WaS
sich jetzt noch auf der Straße zeigt, wird
niedergeschossen. Auch die Artillerie hat
unterdessen kräftig gearbeitet, und als ge
gen 7 Uhr Abends die Brigade zum
Sturm vorrückt, um uns zu befreien, kann
ich die Meldung erstatten: ,St. Diö vom
Gegner frei!'
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Gcnernlfeldmarschall v. d. Goly
nimmt eine Meldung entgegen.
' Heldenstückchen tn Feindesland.
Nach einem Gefechte in. der Nähe von
Neims wollte der Tischler Carl Schmalz
aus Zwischenahn für sich und seine Käme
radcn oS einem Dorfe Trinkwassek
holen. Als er das erste der Häuser er
reicht, hatte und sich uf dem , Hof zum
Bkuimen begeben wollte, bemerkte er jjort
etwa.acht feindliche Infanteristen. Sofort
schlug er tose Hofthür zu, verriegelte diese
und eilte wieder nach vorn. Hier jchoch
fuhr gerade ein feindlicher Munitions
wagen vorüber. Ohne sich nun lanac zu
besinnen, feuerte er aus Kniestcllung auf
die beiden feindlichen Reiter und hatt
vag öttuck. mit zwer. Schüssen die beiden
nieverzustreclcn. iCan setzte er sich schnell,
ftens auf eines der Bkcrde. war iedocb
im nächsten Augenblicke Von diesem wie
der abgeworfen. Er versuchte eS nun mit
einem anderen Gaul, und schließlich, nach
langer AN,,rengung und mit Hülse von
kräftigen Säbelhieben, hatte er das Glück.
das Gefährt in Ganir zu bringen. Trotz
rl c,i,g ceiaioji.cn wurve, langie er
moyiveyaiten bei seinem Truppcntheile
mit der Beute an. Der MunitionSivaaen
rniyieil corapncllgeichoiie, eint Feld
telephonanlage u. a. m. Der - tapfere
Soldat hat noch fünf Tage lang' weitere
Gefechte miigemacht. erhielt dann aber
zwei Armschüsse und liegt jetzt in Olden
bürg' im Lazarett.' Ihn schmückt das
i,erne reu.v
' . '
Lehret alö Geiseln.
Wie bereit gemeldet. Haien die ?kran,
zofen wiederholt mcbrere Hthrer in ,
dem Kreise Älikirch, als Geiseln mitge
imleooi. zmtm vehtft ntnmnhrr fi
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merkte ein sranzo,ischer Offizi: .Ihr seid
eben Verbreiter der deutschen. Idee!' Nach
L. y i . r t. .. v . u ' . , - . '
orr uagourger Po,l' meinte derselbe
Offizier, alle elsässischen Offiziere würden
,n da Innere Frankreichs versetzt, und
naaj oem Biiatj wurden dann nur gcbo
rcne Franzosen geschickt werden. In we
mgen Jahren werde dann in Elsaß nur
kanzoi,,iD gesprochen werden.
Erfolg der englischen Werbung.
Die englische Dresse ist entzückt über den
großen Erfolg der Werbeibätiakeit'. Sa
wird berichtet, daß im Militärbezirk Lich
field. der . 6 Grafschaften umfaßt, sich
40,000 Mann im Lause von 8 Wochen
freiwillig gemeldet haben. Daß dieser Mi
litärbczirk jedoch einer der am d ebtelten
bevölkerten Englands ist, wird verschwie
gen. Die Grafschaft Steafsordshire'. die
lj Millionen Einwohner hat. die zu glei.
chen Theilen Industrie und Ackerbaube.
völkerung sind, stellte im ganzen 13,000
Mann: Wenn man diese Eraebnisse mit
det . Anzahl dc, Kriegsfreiwilligen, der
gleicht, die sich In Deutschland in den er
ten Wochen bereits stellten, so kann man
das Ergebnis sür nEgland pur alö tief
beschämend bezeichnen. ., - .
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Der lteste EtniSarzt.
Der älteste Stabsarzt des SeereS blickte
der Stabsarzt Dr. Franz ' Hertwia aus
Halcnfee sein, der jetzt sein 80. Lebensjahr
vollendet, Dr. Hertwig nahm a den Feld
,ügcn 18si4, 1800 und 187071 theil und
erwarb sich schon im deutsch.dänischen
Kriege den Rothen ' Adluorden . mit
Schwertern. Der Stabsarzt thut im
LandsturmJnfanikrie.Ba!aillon Wölben
berg im 'gegenwärtigen Feldzugt Dienst.'
Tas Haus in Brüssel, daS Generalscldiiinrschall v. .d. Gold, dem deutschen
Militar-Gouvcnicur der Stadt als Wohnung dient.
Tie schweizerische Neutralität.
Kürzlich wurde mitgetheilt, dos; dtt
französische Oberbefehlshaber einen Du?ch
bruch durch die Schweiz geplant hatte.
Bou ziiperlässigcr.Seite wird nun gemel
hei,, daß man seinerzeit von französischer
Seite eine Anfrage nach, Bern gerichtet
hab', wie die Schweiz sich zu einem fol.
chcn Plane stellen würde. . Tie' Antwort
wär die, daß die erste Maßnahme eine so
fortige Sprengung der Rheinbrückcn bei
Basel sein würde. Tast man aber mit
einem ähnlichen Borgern Frankreichs in
der Schweiz . gerechnet hat, beweisen die
Maßnahmen der Baseler Universität, die
Annaiien traf, ihr werthvoilen Eamiw
lungen in Sicherheit zu bringen.
Antisemitismus der TtaatSöiirgcr.
Zeitling".
Der Verlag -der Ctaaisbürger-Zei.
tung' veröffentlicht in der SonntagsauS.
gäbe folgende Erklärung: .Infolge. Ein
greifens dcS Oberkommandos in den Mar
ken erklärt die .Siaatsbllrger.Zeitung",
daß sie im Hinblick auf die patriotische
Haltung der gesammten Bevölkerung
von nun ab ihren Charakter als anti
semitisches Vlstt aufgiköt, und
zwar nicht nur für den Krieg, fondern
auch für den Frieden. Die .Staatsbürger.
Zeitung" wird in Zukunft lediglich bemüht
sein, den Interessen des deutschen Hand.
Werks zu dienen und für die gesunde Ent-
Wicklung der .deutschen Mittelstandsbewe-
gung zu wirren. . ,
Sflont geflohenen Bclgierköilig. .
AuS Amsterdam wird untck'm 9. Ok-
iobcr gemeldet: Drr Epezial-Bcricht
erstattcr des Vaz Die? Telcgr.'.VureauS
in SaS van Gent drabtci: .Wie bereits
mitgetheilt, befindet W König Albert in
Lclzacte. Auf einem 'Umwege mußte ich
die Grenze Passiren. Es ist, nämlich seit
Donnerstag Morgen derboicn, über, die
Grenze zu gehen. Von dem. was ich ge-
stycn yave, lann tch Nur mittheilen, daß
ver lionig fast plötzlich vor mir stand,
König Albert war in Generalsunform
gelleidet uns ging im Gesprach mit einem
englischen Offizier an der Truppe vorbei.
eine Gedanken schienen ferne. Er ging
mir geveuglem Haupt und schien
mißmuthig. Mechanisch grüßte er
das Bolk, das ihm schwach zujubelte.
Dreimal ist-der König am Donnerstag
Morgen hier gewesen. Er bezog Woh
nung bei Herrn de Clacrk, einer ange
schenen Persönlichkeit in Selzaete. Bon
den Soldaten, denen ich begegnete, sahen
manche schmutzig und schwach auS, andere
waren in schlechte Uniformen gekleidet.
Als ich dem König zum dritten Male be
segnete, schien er sehr angeregt, er rauchte,
indem er sich mit seinen Offizieren leb
haft unterhielt, eine Cigarre. Später
begab sich der König zu den Truppen in's
Wacsgebict." ' '
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Kein Tanz.'
In München dürfen Tanzunierhaltun
gen während deS Krieges, da sie mit dem
Ern t der Zeit nicht im Einklang stehen.
nicht veranstaltet werden. .. ...
Berittene englische Srankenpslegeriunen
Auf dem Kriegsschauplatz deS Westens
sind, wie wir einem Privatbrief entnch
mcn, namentlich in erster Zeit wiederholt
mit den Armbinden des Rothen Kreuzes
versehene berittene englische Krankenpfle
gerinnen in Rcitkostümen. langen Pa
letots mit Sporen und Helmen, wie sie
I den Tropen getragen werden, beob
achtet worden. Ihnen fiel die Aufgabe
zu, nc.ch Beendigung des Kampfes über
oie i-.ci,iacyiseidcr zu reiten, den dort Ire
(tenden Verwundeten rasch erste Hilfe zu
e,,ien uno sie nach den Etappenhospita
lern schassen zu lassen. Die barmherzigen
Amazonen scheinen ihre Thätigkeit aber
bald eingestellt zu haben, da ihre Pferde
von der dezimirtcn englischen Kavallerie
requirirt worden sein sollen.
Wollt Ihr wohl vorwSrts!"
Wie der Großherzog von Oldenburg
das Eiserne Kreuz erwarb, das erzählt
em verwundeter folgendermaßen: Stun,
denlang hatten wir Oldenburger sehr hef
ttgei Artilleriefeuer., eine? überlegenen
ittinoes aiisgehallen, immer naher nick;
ten die Franzosen und ein Hagel von Ge,
schössen licbicte unsere Reihen immer mehr
Einzelne Gruppen der Unseren begannen
zu weichen und rissen andere mit sich fort.
Ta kam von hinten her unser Großherzog
im ulo: er lieg aus, entriß einem Bei
wundetcn das Gewehr und stürzte mit
dem Rufe: .Donnerwetter. Kerls, wollt
Ihr wohl vorwärts uns allen in dem
heftigen Kugelregen voran.' Im Sprunge
folgten wir und gelangten in eine Mulde.
die uns vorzügliche Deckung bot. Bon hier
aus wurde der Angriff deS Feindes kräf
tig abgeschlagen. Der Großhcrzog blieb
wuyrend des Kampfes in der Schützen
linie und feuerte selbst kraftig mit.
. '
ttt kranke General.
Der General der Infanterie Ritter d.
Avffenberg ist, weil sein GesundheitSzu
stirb ihm die Pfliht länger Echüiing
auferlegt, in den Stand der Ucberzähligen
versetzt worden. Der General erhielt fol,
zendes Handschreiben Kaiser Franz Josef:
.? war mir ein erfreulicher Anlaß.
Ihnen schon sür die siegreiche Führung
meiner vierten Armee bei Zamosch und
Komarom meine besondere Anerkennung
zu bekunden. Gedenke ich ferner Ihres
sehr wirksamen Eingriffes im Kampf
von Rowarukka'Nagierow, so ist es mir
sehr bedauerlich, daß Ihr Gesundheit.
zustand Ihnen die Pflicht einer längeren
Schonung auferlegt. Diesem nach versetze
Ich Sie unter Bekanntgabe meiner Zufrie
denheit in den überzähligen Stand und
behalte mir Ihre Wiederverwendung vor.'
Gn'ug in Gent.
Ueber den Einzug der Deutschen in
Gent erfährt man, daß er mit klingendem
Spiel erfolgte, nachdem die letzten Eng,
länder die Stadt verlassen hatten. So,
fort wurden das Stadthaus, die Postäm,
ter nd Stationen in Besitz genommen.
die Postkasse beschlagnahmt und die deut
sche Flagge statt der belgischen, französr
schn und englischen gehißt.
Der Korrespondent deS .Vaz DisS' Te,
legr..Büros' meldet noch über die Be
sehung von Gent durch die Deutschen. Sie
blieben nur kurze Zeit in der Stadt und
bezahlten alles, was sie benothigten,, mit
baarem Gelde. In diesem Augenblick ist
In den Bäckereien und Kolonialwaaren
Handlungen alles ausverkauft. Der Be
richterstatter rühmt das Verhältnis ,wi
schen den deutschen Truppen und der Be
völkerung, welche sehr freundlich gewesen
e. Die Ossiziere bezogen die LotelS.
und die Besatzung, welche zunickblieb,
nahm Quartier in der Leopold-Kaserne.
Amerikanische FriedenSwünsche.
Die Londoner .Morning Post' meldet
aus Washington: In den Ver. Staaten
wächst die Stimmung für einen baldigen
Friedensschluß, weil die Ver. Staaten
vom Kriege so stark in Mitleidenschaft ge.
zogen werden. Die .New Bork Times'
chreibt: .Unser Außenhandel ist zum
großen Theil vernichtet, unser Jnncnban
del gedrückt, unsere Finanzen sind in Un
ordnung, unsere. Börsen geschlossen. Wir
Protestiren ernstlich dagegen, haß uns so
schwere Zeiten auferlegt werden."
Hierzu bemerkt die Taal. Rundschau'
ehr richtig:
Be, wem droiestiren die .New Nork
Times"? !
. Luverhosste Wiedersehen.
In einem Kriegsbericht au Ost.
Preußen lesen wir: ..Ich stehe unter dem
Eindruck der s?al!cnlanzcn .FÄchll:,:.
Inserate' in einer KönigSberger Zeitung,
die ich eben gelesen habe: .Ich suche
meinen Mann". .Ich suche weine Frau
und Kinder, zuletzt dort und dort ge
sehen,' und wandere durch Königsberg!
Straßen. Bor mir ehr sorg'nschwer ein
Mann. Ob er Wohl die Seinen sucht.
Wie tausend Andere? Da überholt uns
ein Fuhrwerk. Ein gellender Frauen
schrei! Der Mann steht wie traumver
lorcn. daß Ich ihm natürlich die Hand auf
die Schulter lege und ihn hinweise aus
die Fra. die den Schrei ausgestoßen.
17, ,,i sein Weib, has er so lange gcsiiM.
Nur ein langer, langer Händedruck! Wie
mögen sie beide Gott gedankt haben sllr
dieses unverhoffte Wiedersehen!"
.
Hasen selle für die Soldaten.
Die Kaiserin regte keim Empfang de
Vorstände deS . Kriegsausschussck für
warme Unterkleidung an, möglichst diel
Ersatzstoffe für Wolle zu benutzen. Der
Kriegsaukschuß hat daraufhin beschlossen,
für die Herstellung von Leibbinden Hafen
und Kaninchenfelle zu verioenden.- Um
möglichst bald und recht viel derartige
Leibbinden, die von den Sachverständigen
als Sußerst zweckmäßig anerkannt wurden,
den Truppen zugehen lassen ,u können, ist
bereit! eine große Anzahl von Kaninchen
fellen al Liebesgaben von den Äücktcrn
gespendet worden. V
Schmachvolle Kampfesmeise.
Unlängst veröffentlichte da Wolik Te.
legraphen Bureau den Tezt eine fran
zösischen Armeebefehls, in dem einwand
frei festgestellt wurde, daß sranzöiilckik
Soldaten tm eigenen Land geplündert
haben.
Der .Tempk' vom 19. Sevtember ist
nu.i so niederträchtig, die Wolff.Tele
gramm unter Weglassuna der einführen
den Erklärung, sowie genaueren Bezeich
nung der Herkunft und insbesondere der
Unterschrift deS französischen Generals
als amtliche deutsche Aeußerung abzu?
drucken, sodaß im französischen öeser der .
Eindruck geweckt . wird, daß es sich um
einen deutschen Armeebefehl bandele und "
daß deutsche Soldaten die Plünderer ge
Wesen seien!
Tie uneinigen Alliirten.
Es heißt, da die' neuenacstellten briii
'chen ' Soldaten noch nicht kriegstauglich
cien, yaiken die britischen Militärbehörden
vorgeschlagen, daß Truppen von Nord
ranireich, nach Ostende gefuhrt werden
ollen. Dieser Vorschlag ist aber von
ranzösischer Seite für vorläufig nauZ
uhrbar erklärt worden. Diese Erklärung
oll sehr große Mißstimmung weckt
haben. König Albert sei angeboten war
den. sich nach der französischen Front zu
begeben; er habe daraurf aber eine ab
chiagige Antwort gegeben.
Ein Wort Kaiser Wilhelms I.
Bei d letzten Unterredung, die Kaiser
heim der Erste am 8. März 1888. we,
nige Stunden vor seinem Tode, mit dem
damaligen Prinzen Wilhelm, dem zetzi,
gen Kaiser, hatte, that der Sterbende fol,
genden Ausspruch:
Unbedenklich wurde ich, wenn uns
scmand wortbrüchig überfiele, mit .dem
Kaiser Franz Joseph da's Schwert zu
hen bis zum Aeußerstcn.
Der Fall, den Kaiser Wilhelm I. noch
auf dem Totenbette ins Auge faßte, ist
erst 2b Jahre später eingetroffen.
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Goeben" und Sireslan in türkischen Oewässern.
j, M ,. , .- .. ..,,,,, ...... 4, Ul 1 , , ..i-.,,..- j, m rn.,T. ,TS. , , fc- si. .j.i. iL
Die Fahne der 61er.
Die .Neue Hamburger Zeiiuna" meldet
Die Fahne der 61er wurde auf dem
Kriegsschauplatz vermißt. Wie jetzt auS
Friedrichsruh gemeldet wird, ist daS Feld
zeichen durch den Musketier Hoffmann
und etliche Kameraden in Sicherheit ge
bracht. Die Tapferen fanden di: Fahne
unier ver veiche ihres Trägers. Hoff
mann erhielt bei seiner muthigen That
einen cqun in oen verarm. Wie, geret
tete Fahne ist die Fahne desselben Reg!
meniS, von dem 1870 die Franzosen vor
Dijon die Fahne unter einem Haufen von
Leichen fanden und als einzige deutsche
Fahne eroberten.
S -s.
; Vorschriftsmäßig".
Erhält da neulich ein Führer eknes tn
Frankreich stehenden größeren Truvven
Verbandes ein Schreiben eines Amtsarztes
von Ansang September, worin angezeigt
wird, daß in dem dem Truppentheil zuge
wiesenen Manöveraelände ein
Fall von Scharlach vorgekommen sei, daß
die! unh jene k Ursache sein könne, und
Welch: Maßnahmen dagegen ergriffen
worden seien. Der General besaß Humor:
tr danke dem Arzt ergebcnst für den Be
richt, er wolle ihm jedoch auch mittheilen,
daß heuer die Manöver autfal
ten, va die Truppen seit Mi Monaten
n iZeive nanven.
Billiges Brot.
Einen interessanten Berkuck tut Sckak,
kung billigen Brotes hat Polizeipräsident
Becnerer' in Neuiolln vurmaesudrt. ES
handelt sich um die vermehrte Berwcn
dung dcS Roggenmehles zu Backzwecken.
Bekanntlich erntet Deutschland etwa 40
Millionen Doppelzentner Weizen, aeaen
110 Millionen Doppelzentner Roggen,
und da zurzeit auf Einfuhr größerer
Mengen Weizen nicht ,u rechnen, ist, so
heißt eS bei Zeiten sparen, um die Wci
zenvorräthe bis zur nächsten Ernte durch
zuhalten. Polizeipräsident Becherer hat
,,ch infolgedessen mit der Neuköllner
BLckcrinnung in Verbindung gesetzt, von
der sich 15 Bäcker bereit erklärten, ein
drei Pfund schwere Roggenbrot zum
Preise von 40 Pf. zu backen. Amtliche
Bekanntmachungen und Dlakate weilen
auf daS billige KriegSdrot hin. daS vom
ersten Tage an regen Abia fand. ?fn
Zwischen haben sämmtliche Neuköllner
Bäcker die Brot eingeführt, und auch in
ver,cvieoenen anderen Orten ist ai Bet
ftiel nachgeahmt worden.
Harmoniumkonzert im Feaer. "
Ein Charlottenburger SaniiätSmann
schreibt auö Frankreich an seine Frau:
.Die Bewohner hier, Dreck und nochmals
Dreck! Die Frauen entsetzlich mager und
zotilich, in Dorf . wie. Swdt-Da hört
man in ' Berlin von Französinnen.
Brrrrrr . Wir kamen (in Lel
gien) durch eine Stadt, vollständig zer
stört durch unsere Truppen, auf . dem '
Marktplatz wurde Halt gemacht.'. Da.
entdeckten wir-in einem brennenden Hause !
ein Harmonium. Sofort hatten wir e
heraus und auf einen Balkon getragen,
und einer von unseren Kamemden .spielte
die schönsten Chmräle, welche wir im
Kreise sichend mitsangen. Die Truppen,
die durchzogen, sangen auch mit.' Offi
ziere, alle sangen. Du mußt Dir da!
Bild ausmalen, alle vernichtet, nur rau
chende Trümmer. Ich werde den Än '
blick nie vergessen."
. V ,
Ter ahnnngßvolle Könkg. '
Aus alpinen Kreisen erhält die .Voss.
Zig." eine Zuschrift, die eine interessante
Aeußerung deS Königs der Belgier wieder
giebt. Ende Juli weilte König Albert in
SaaS-Fee in der SUd-Schweiz. AlS König
Albert in Almagell, eine Stunde von
SaaS-Fee entfernt, die Kunde von der .
Ermordung deS österreichischen Thronfol
ger-PaareS erhielt, äußerte er die -denk,
würdigen Worte: .In vier Wochen haben
wir einen Weltkrieg!" Dtt König, der bis
zum 6. Juli in SäaS-Fee weilte, hat also
schon Ende Juni geahnt, waö komme,
Würde.
' j. ' "'
iprofessor nd Japaner. ""
Professor Dr. Hans Groß, der hervor
ragende Grazer Kriminalist, hat an Pro
fessor Dr. 23. Ukita in Tokio eine offene
Postkarte folgenden Inhaltes mit eckt
japanischer Tuschtinte geschrieben:
.Ueber Ihr Verlangen hatte ich Ihnen
am 13. Juli die Bewilligung zur Ueber
setzung meiner .Kriminalpsncholoaie' in's
Japanische ertheilt, weil ich glaubte, daß
Ihr Volk namentlich von unS Deutschen -genug
gelernt hat, um als Kulturvolk zu
genen. Ihr undankbares, infames Vor
gehen zeigt aber, daß ich mich geirrt habe,
und so ziehe ich die genannte Bewilligung
zurück. ES ,ist mir eine höchst unbehag
liche Empfindung, daß meine Hauptwerke '
ln'S. Englisch übersetzt wurden, in die
Sprache Ihre! sauberen und perfiden
Anstifters und Bundesgenossen'
Robert Kochs Medaille.
Die Tochier Robert Kochs, Frau Ge
neraloberst Pfuhl in Berlin, hat die tnn
Bater seinerzeit von dem .Royal Jnsiite
of Public Health" in London verliehene'
goldene Harben.Medaille der National
stiftung für die Hinterbliebenen - der im
Kriege Gefallenen zum Einschmelzen über
Wiesen. Der Vorstand der Stiftung hat
indessen beschlossen, von einer Einschmel
zung der Münze, die einen Feingologehalt -von
einem halben Pfund hat, 'Abstand zu
nehmen und sie einem Museum oder einem
ähnlichen Institut zum, Erwerb zu über
lassen. ' Im Hinblick auf de Kunstwertb
der Medaille, die im Besid eines der aröß
ten Gelehrten aller Zeiten gewesen ist. wird
mit einem ErlL gerechnet, der den Metall
' '.."ty kkhebliH Lberschreiien dürfte.