k A Tätliche Cninfjct Tribune. Tlenstag, kfB 6. Cfio6fr 1911. Das Leid der Schönheit. j g ! U i M Momaa ton I (3. Fortsehnn;,) ' Im CJiunbe sah s nicket (in, daß sie K nötig habe. . dem Traumichel epigenzlikommkN. ' Er sollte sich ali 9-a ?!z:r cilcirn, lu& er j'k überhaupt bekam. Aber wenn eS ' tcnn i,ttt so war. so zwang sie sich zu größerer Liebenswürdigkeit, clJ ,n ihrer Natur lag, und ob glrcf) Traumichel dumpf suhlte, wie se sich dirse! Benehmen abrang, jchrntid'elle es doch seine: Eigenliebe, dcch da Mäd&en seinen Stolz in die T.ische steckte. Eo kam es denn endlich so weit, daß eines 'Nachmittags imMiaiFrau Lärengruber ihre Agnes mit Jlarl Traumichel im Salon allein lassui konnte, während sie nach hinten zu Gusii inS Äädchcnstubchcn eilte und sich dort erschöpft auf das Gesa Warf. Jüla endlich! Ich hab' fast glaubt, ich txkb'i nicht mehr!" Ousii strahlte über das ganze Se ficht. Ein so reicher Schwager! TaZ war doch, was! Nun würde ti ein ganz andres Lcben werden. .Sie verstand sich ja so gut mit dem Traumichcl. .Wenn nur die Agnes keine c schichten mehr macht!" seufzte die Mutter besorgt. .Seh' du. mich tragen meine Jüß' nicht mehr. Horch' ein bisset an der Cchlafzimmertüre!' .Hab' doch keine Angst mehr, Mama. Sie macht ja ein solches Glück! Das laßt man nicht so leicht aus!" Nein, man lieb es nicht so leicht aus! In schlaflosen Nächten h.',!te sich Agnes oft vorgesagt, daß sie zu greifen müsse, und nun war sie ent schlössen. alles zu tun und zu sagen, was der Augenblick erforderte. Mit Romanphrasen verstand Traumichel nicht umzugehen, aber er wiederholte ihr. daß er nicht ein bloßes Anhängsel zu seinem Wer mögen sein wolle, und wenn ihr nur an diesem gelegen sei. so solle sie's beizeiten sagen. .Aber Herr Traumichel, wie kön nen Sie denn so was voraussetzen?" .Ich setz' es ja nicht voraus, aber ich muß doch fragen. Es ist ein ernster Schritt. Wenn Sie keine Zuneigung zu meiner Persönlichkeit bätien " füeat. nachdem sie schon ihre Le- reitwillizkcil zu erkennen gegeben, ihm die Hand zu reichen, jetzt sollte sie sagen: .Ja, ich tu's nur wegen 'm Geld!" So hatte er ihr denn wirklich etwas abgepreßt, was einem Geständnis von Neigung gleichkam, eine furchtbare innere Demütigung für das junge Mädchen, das sich um diese Klippe gern herumgedrückt hät te. Heiraten will ich ihn", hatte sie gedacht, .aber ich will ihm nicht l gen, daß ich ihn liebe. Er muß sich mit meiner Achtung begnügen." Er wollte sich aber damit nicht begnügen, und so hatte sie nun doch zur Unwahrheit ihre Zuflucht nehmen müssen. Nun standen sie gleich auf einem anderen Standpunkt, als sie sich's vorgestellt. Traumichel begnügte sich auch nicht mit dem Stirnkuß, den ste ihm zugedacht. Er schmatzte sie so laut ab, daß Gusti im Schlafzimmer es hörte und zur Mama hineineilte, um ihr mitzuteilen, daß die Würfel gefallen seien. Ungeduldig drang Frau Baren gruber ins Zimmer. .Alsdann, zwischen uns zweien ist es richtig geworden", rief ihr Trau michel entgegen, den Arm um Agnes' Schultern legend. .Nein, wirklich? Wie mich das freut! Lieber Traumichel, daß Sie mein Schwiegersohn werden sollen, daS hätte ich mir nicht träumen las sen!" Ihre Freude wenigstens brauchte sie nicht zu heucheln. Ein Stein war ihr vom Herzen gefallen. Nun hatte sie im Leben doch etwas durch gesetzt!... Sie wurde die Mutter einer Millionärin! Mit Freudentränen fiel sie Agnes um den Hals und küßte sich mit Traumichel. Er eilte indessen aus ihrer Umarmung rasch zu Gusti, die sich ganz willig seine schmatzenden 5lüsse gefallen ließ. Diese größere Bereitwilligkeit fiel ihm schon in dieser Stunde auf. .Sie macht nicht so viel Geschich ira", dachte er. Guftis unverhohlenes Entzücken lUt die Wendung der Dmge lltzelte seine Eigenliebe angenehm. Das aute Ding! Er nahm sich vor, ihr ein ronmutmer Schwager zu sein, Agnes fühlte, nachdem die böse urteiZlunoe oer rnaiung uon banden war. eine große Erleichte- runz. Nun war es geschehen, sie tsci Braut, machte eine reiche Par- t t, . mt eine ro ige Woire immeo tert Worftellungm von Glanz und heUerem Lebensgenuß vor ihr, das pzvqUa)t wqi veroeaeno, oa weilen vor ihr auftauchen wollte. .Morgen vormittaz also werd' ich ,n k w " t. in schwarzem Stock und weißer Ain de erscheinen und dein Herrn Baren gruber meine Aufwartung machen", sagte Traumichel, .und um die Ag rti anhalten. Oder muß es der 3 ras jeinr Anhalten! 2ai klang ja gerade so, als ob der Papa ihn noch ab weisen konnte. Und ihr Mann war es imstande und erhob Einwendun f,en. .Diese Formalist ist überflüssig, Sie bleiben heute da, und wenn der Papa abends nach Hause kommt, wird er mit einem fait accompli überrascht." Mit was wird er überrascht?" fragte Traumichel gedankenlos. .Ja so. ich versteh' schon... Na, wenn Sie glauben! Es sieht zwar bei nahe so aus, als ob der Herr 5Ji rengruber überrumpelt werden sollte Er wird doch nichts dagegen ha ben?" .Nein, was fall! Ihnen ein?" rief Frau Bärengruber rasch. .Eben deswegen! Wozu dann noch ein förmliches Anhalten? Tcr Papa sagt natürlich mit Freuden ja!" lleberrafchend konnte Herrn Bä rcngruber die Sache nicht sein; er hatte es ja kommen sehen. Als er nun abends bei der Heimkehr im Borzimmer auf dem Gasometer ein paar Flaschen mit silbernen Köpfen entdeckte, die Traumichel unterdes sen angeschafft hatte, galt ihm dies als ausreichendes Warnung-signal, so daß er dem Kommenden mit Fassung entgegensah. Feierlich gestimmt trat Traumi chcl dem Heimkehrenden entgegen und sprach ihn in gezwungenem Hocbdeutsch an: .Herr Bärengruber. die liebe Ag nes hat mir heute ihr Jawort ge geben; darf ich hoffen, daß Sie mich gern als Schwiegersohn begrüßen?" Bärengruber warf einen raschen, ernsten Blick auf Agnes, aber diese lächelte ihm zu. Sie hatte glücklich alle inneren Warnungen und Mah nungen zum Schweigen gebracht und sah nur noch das Vorteilhafte der Verbindung. .Reich sein, reich sein!" las Bä- rengrubcr m ihren Augen. Nur dies! Wie eine gezwungene Braut sah sie in diesem Augenblick nicht aus. .Wenn Ihnen die Agnes ihr Ja- wort gegeben hat, so sind Sie mir auch willkommen", antwortete Bä rengruber dem erwartungsvoll lä chelnden Bräutigam, und sie schüttel ten sich die Hände. Aber es war doch nur eine sehr gedämpfte Glückwunschszene, die sich zwischen Bärengruber und den Sei nigen abspielte, und Traumichel ge. wahrte sehr gut, wie er seine Frau, die sich ihm gerührt in die Arme werfen wollte, von sich schob. Aeynllches wiedeicholte sich später. als Martin nach Hause kam und mit dem Ereignis bekannt gemacht wur de. Man konnte leicht sehen, daß er nicht von Glück überwältigt war. Eigentlich flößte dies Traumichel Respekt ein. Nein. Bärengruber Vater und Sohn, die machten sich offenbar nicht viel aus seinem Gel de. Desto besser! Tann würden sie auch keins von ihm verlangen! Martin dachte daran, hak er das Ereignis nun Christian mitzu teilen haben würde, damit er es nicht durch die gedruckte Berlobungs- anzeige ersayre. Traumichel hatte es sehr eilia. Er wollte die Karten schon morgen früh in Druck geben, obgleich es Sonn tag war. Man machte sie ihm viel- leicht noch m den Vormütaqsstun den, und schon am Nachmittag könn te die Nachricht in die Welt hinaus flattern. Gusti versprach lachend: .Wenn's regnet und man nicht ausgehen kann, schreib' ich fleißig Adressen." Es war alle Aussicht dazu, daß es tatsächlich regnen würde, denn auch heute war ein trüber, regnen scher Tag gewesen. Als Traumichel aus dem Tore trat, fühlte er, der doch Witterungs einflüssen so weniq zugänglich war. ein Frösteln, und etwas verstimmt ging er über die schleimig feuchte istraße hinab, der nächsten Haltestel le der Elektrischen zu. Den Mond, der am Himmel stand. bedeckte eine schwärzliche Wolke mehr als zur Hälfte, wodurch eine seltsa- me Beleuchtung entstand. Er wollte sich eine Zigarette an zünden, bemerkte aber, daß er keine Zündhölzchen mithabe, und so sprach er kurz entschlossen einen jungen Mann an, der hier unten in der Straße, wo Bärenarubers wohnten, auf und ab ging und auf jemanden zu warten schien, wobei der Glüh Punkt seiner Zigarre rötlich durch den schatten alomm. .Bitt' schon um Feuer!" sagte Traumichel gemütlich. Der andre reichte ihm stumm die Zigarre, und während Traumichel seine Zigarette an dieser entzündete und die Flamme heller aufblinkte, sah, er de Feuerfpender von unten heraus m Gesicht, Es war bleich, fast verzerrt, und aus den Augen des junger, Maure blickte Ihn bei Nahe ttival Unheimliche an. .Wal muh der gehabt haben?" fragte er sich, während er nach kur je, Tank und Gruß feines Weges ging. .lind wo hab' ich den Menschen denn nur schon gesehen?" Er yätte so UuU darauf kommen können, da er sich der Stelle, wo ti geschehen, dem Äarengruberschen 2öcl,ui,i!mer. so nal'e befand. Aber damals, all er Christian ilianaa oben fluchtn gesehen, u'ar im Zimmer sehr dslirnneng gewesen, und Trau michel hatte überhaupt kein Phy sicgnomicgcdächtiiiö. Ehriftian blickte ihm finster nach. Er erkannte den Mann nur zu gut. Er hatte ihn ja auch auS dem Hause treten sehen. .Was such' ich auch hier?" fragte er sich vorwurfrooll. Aber wenn er am Abend den Füßen freien Lauf ließ, fand er sich, wenn er plötzlich aus tiefem Brüten zu sich kam, im mcr hier auf diesem Wege nach dem Heim, aus dem er sich selbst hatte verbannen müssen. Jezt machte er entschieden kehrt und wanderte seines Weges zurück, dem Stadtinnern zu. .Nein, ich glaub's noch gar nicht!" rief Gusti am nächsten Morgen so fort nach dem Erwachen. .ES ist wie ein Märchen, Agnes. Du bi t verlobt, und in ein paar Stunden kommt er gewiß mit einem Bril lantring angerückt. Herrje, wirst du schöne Sachen kriegen! Er hat schon gestern der Mama gesagt, sie brauche sich um nichts zu kümmern. Er kauft dir die ganze Ausstattung selbst.' Ein Märchen! Agnes wollte sich's nicht gestehen, daß es ihr eher wie ein Alpdrücken vorkam. Die ganze i Nacht über, in allen ihren Träumen, hatte der Gedanke sie )?ersolgt, daß ihr etwas geschehen sei, ein Uebel auf ihr laste, an das sie sich nicht erin nein konnte. Nach dem Aufwa chen jedoch fiel es ihr ein: Sie war verlobt. .Tie Professorin Wender wird ein Gesicht machen", sagte Frau Bä rengruber vergnügt. .Na. und die Tant' Beinlein, die kriegt's Gallenfieber!" setzte Gusti hinzu. Sie wußten noch eine Menge Leu te aufzuzählen, die sich .giften" wllr- den, sehr zum Berdrusse Agnes', die dachte, man verlobe sich doch nicht bloß dazu, damit andre Menschen sich .gifteten". Nicht mit den Ge fühlen der Gleichgültigen hatte sie ti zu tun, sondern mit ihren eigene. Und ein wenig mahnte sie doch auch das Gewissen, wenn sie an die Emp findungen desienigen dachte, den die Nachricht von dieser Verlobung am tiefsten betrüben würde. Gust, hatte sich nicht getauscht: Traumichel kam mit dem Verlo bungsring angerückt. Seine Begrüßung war nicht nur etwas zu herzlich für den Geschmack seiner Braut, fondern auch zu um itandlich. Sie nahm sich vor, ihn auf einen Kuß beim 5lommen und beim Gehen einzuschränken. Dieses Vornehmen, ihn zu erzie hen, machte sie für den Anfang et was duldsamer. Dann kam der große Augenblick, wo Traumichel das kleine Etui aus der Hinteren Rocktasche hervorholte und den Dek kel springen ließ, worauf er sich fei erlich-wichtig im Kreise umsah. .Na. was? Das ,s a Ring! Was?" Frau Bärengruber stieß einen Schrei aus überzeugter Ueberraschung aus, während Gusti die Hände zu sammenschlug und sich an Bewunde runq nicht genug tun konnte: .Jessas, der Ring! . . . Nein, der Ring! ... Ist der prachtvoll! Wie das funkelt und blitzt! Der dürft' ja aus der kaiserlichen Schatzkammer sein! Wie eme Wunderlampe keuch tet er." Dieses fassungslose Staunen tat Traumichels Herzen wohl, denn es war wirklich ein ausnehmend scho ner Aing. Boll Erwartung blickte er auf Agnes. Für diese aber war es unmöglich, die Ausrufe und Be wunderungsschreie von Mutter und Schwester nachzuahmen, geschweige sie etwa noch zu überbieten. .Er ist sehr schön", sagte sie ein fach, und Traumichel nahm an, daß sie zu überwältigt sei, um Worte zu finden. Aber Agnes fühlte sich durchaus nicht fo beglückt durch das Geschenk, wie sie geglaubt hätte. Jmme.r hatte sie sich's schön vorgestellt, Schmuck zu besitzen, und jetzt ließ der schöne Ring sie kalt. Das Haben gewährte offen bar nicht so viel Freude wie das NichtHaben Mißvergnugen. Traumichel steckte ihr eigenhändig den Ring an den Ringfinger der nn !en Hand. Zuerst mußt aber die Ringeln da wegnehmen , sagte er etwas veracht, Üch. auf die Ringe deutend, die sie an dieser Hand trug. .Die sind nichts wert. Sowas tragt man nicht . . . Lieber gar nichts!. . . Und eben dem Ring da, wie würden sie sch ausnehmen? .Ja, ja, natürlich! Legst es ab! stimmte die Mutter sogleich zu. (Fortsetzung solgl.). Zlach Zlulzland hinein. Gollub. 22. August. Eollub ist diejenige deutsche Stadt, die nur wenige Meter von der russi schen Grenze entfernt liegt. Man muß nur eine winzige Brücke über schreiten, und man ist in Rußland. Oder besser gesagt: man war in Ruß land. Denn unsere deutschen Trup. pen haben sich schon seit einem halben Monat hier festgesetzt, in Tvbrzin. dem russisch'polnischcn Flecken, der eigentlich mit dem westpreußischen Gollub eine einzige Ort daist biioen sollte. Der politische Zufall hat es bisher ander! gewollt, und oieser Zu fall hat auch stark auf den Charakter der beiden Städtchen eingewirkt. In Gollub sind alle Häuser, der Markt platz und auch die kleineren Straßen wohl gepflegt. In Tolrzin tjt die russische Treckiakeit sehr beliebt. Das Koxspflaster gehört zum großen Luzus. Meist muß der Fuß in tie sen Sand einsinken, der Lei ll'.ezenwct ter in zähen Schlamm venoanL'U wird. . Aber die Aewohiier von Tobrzin scheinen sich um dieses ge ringe Berkchrshindernis nicht zu be kümmern. Und die Schweine der Stadt sind mit dieser Einrichtung sehr zufrieden. Es sind keine scheuen, sondern im Gegenteil sehr zutrauliche Tiere, die sich, grunzend und gut ge launt. auf dem Marktplatz ihr' Fett ein wenig ablaufen. Tie russische Stadt Tobrzin hat nun in den ersten Kriegstagen eine ehr bewegte Geschichte gehabt. Ein mächtiger Zolldirektor hatte dort sei nen Sitz. AIs er am 1. August von der beorohlichen Nachbarschaft der Teutschen erfuhr, zeigte er sich sehr wclillug. Sofort vergaß er den Treueid, den er seinem Zaren geleistet hatte, und nur an die Flucht dachte er. Er hatte sich aber oei den Be wohnern seiner Stadt so diele und so treue Freunde erworben, daß jeder Mann ihm den Wagen verweigerte. Tarüber große Verzweiflung und Kriegsrat zwischen dem Zolldirektor und seinem Faktotum, dem sogenann ten Straschnik, und der Strajchnil zog mit einem Revolver aus, und nur so gelang es endlich, ein Fuhrwerk aufzubringen. Da jagten preußische Reiter über die Chaussee dein eiligen Direktor nach. Er kannte vorläusig die Schlupfwinkel in den nahen Wal dern besser, und daher ist er enikom inen. Leider ist mit ihm auch die Kasse ausgewandert, die gerade in diesem armen Lande sehr viel Nützli ches hätte leisten können. Am Sonntaq. ,dcn 2. August, mit- tags 12 Uhr i Minuten sind die deutscyen Truppen bei Dodrzm nach Rußland hineinmarschicrt. Und siehe. dic russlichen Zollbeamten, die noch nicht das Hasenpanier ergriffen hat ten, ehnen die neuen Gaste aus merk würdige Art. Sie faßten auf der Brücke Posto, sie warfen ihren krum men Säbel auf das Pflaster und' schleuderten auch die Kolaroe, das Zeichen ihrer Macht, weit von sich. Tie tapferen Männer sind noch heute in Tobrzin zurückgeblieben. Nun war aber die Bevölkerung des Städtchens über den Einmarsch der preußischen Truppen sehr glücklich. In der Ortschaft wohnen besonders arme jüdische Familien, die jahrzehn telana unter dem Zarenregiment ge litten hatten. Der deutsche Kom Mandant setzte als Bürgermeister von Dobrzin einen jüdischen Notabeln ein. Und dieser Mann wurde oen neuen Herren verantwortlich für die Ge sundheit der deutschen Soldaten. Es hieß zum Beispiel, das Flußwatter der Drewenz, des Wässerleins von Tobrzin, sei vergiftet. Mit seinem Kopfe mußte der neue Bürgermeister dafür einstehen, daß nichts an dem Gerücht war. Und wirtlich, kein deutscher Soldat ist durch das Wasser der Stadt zuschaden gekommen. Seit einem halben Monat regieren also die Deutschen in Dobrzin. Sie sind au ßerordentlich beliebt geworden. Das ist kein Wunder, stehlen sie doch nicht, wie die früheren Herren, was sie brauchen. Sie bezahlen in barem Gelde. Sie sind milde mit der Be völkerung. die zum Teil sehr arm ist. In dem Hause des Zolldirekiors ha ben die Soldaten sich eingerichtet. Ein Zarenbildnis hing an der Wand. Man hat es solange bombardiert, bis die letzten Fetzen davon verschwunden sind. Und nur einige Verräter wol len sich noch nicht mit den neuen Herren versöhnen. So haben sie in den letzten Tagen das Haus an gesteckt, in dem sich Patrouillenreiter zum Schlafen niedergelegt hatten. 43 Stunden lang waren die e deutschen Soldaten nicht aus dem Sattel ge kommen. Dann legten sie sich tod müde in einem Hause nieder; sie wurden ausspioniert und man zun dete ihnen das HauS über dem Kopfe an. Bei dem Gemetzel das bald darauf zwischen ihnen und heranstür menden Kosaken entstand, mußten et nige ihr Leben lassen. Sie sind die ersten auf diesem Feindesboöen begra benen Soldaten. Einer von ihnen, dem es etwas glimpflicher erging, liegt im benachbarten Gollub an den Wunden danieder, die er im Zwei- I kämpf mit einen K.-'saken davongetra en hat. fr Kamps ging Säbel- hieb aus Säbelhieb. Dein deutschen Mann wurde der Schädel tüchtig zcr hackt. Eine Hand wurde ihm vcr siümmelt. Aber er ist auter Laune, und-seine Bcrletzungkn sind nicht so stark, daß sie nicht bald bessere Tage Gossen ließen. Bei dieser Gelegen h:it muß die Opserwilligkeit der Be völkerung des kleinen preußischen Grenzstädtchen gerühmt werden. Für die wenigen Verwundeten, die bibher eingebracht worden sind, halten die jungen Leute Tag und Nacht Wache. Die Bürger des Städtchens geben ihr Bestes und ihr Schmackhafteste her. UM die Leute zu laben und zu kräfti gen. die im Dienst des Vaterlandes so scharf mitgenommen worden sind. Jetzt kommen zahlreiche russische Deserteure tagtäglich von Dobrzin nach Gollub hinüt,r. Sie wollen um keinen Preis in der Zarenarmee die nen und stellen sich bereitwillig den Teutschen für allerhiind Arbeiten zur Verfügung. Diese Arbeit ist vor al lein das Heranschaffen von Nah rungLmilteln. Tie Zollgrenzen von Rußland nach Deutschland sind ja auf der ganzen Linie niedergerissen. Ohne Steuer wandern alles Vieh und olles Gemüse nach Teutschland hinein, und die Teuerung, die man fürchtete, ist keineswegs eingetreten. Tie Dauerwürste, die schon in den Familien aufgestapelt worden waren, schmecken nicht mehr, denn man kann tagtäglich und zu sehr niedrigen Preisen viel Frischeres und viel Wei cheres erhalten. Geflügel und Eier und Fleisch, das alles ist niemals so billig gewesen, wie in dieser Zeit. Alles, was die Russen von Dobrzin besitzen, bringen sie nach Deutschland hinüber, und sie freuen sich, daß sie gleich bares Geld erhalten. Und jede deutsche Siegesnachricht, die bekannt wird, wird bejubelt auf diesem rus sischen Boden. Langsam gewöhnten sich die Bewohner wieder an die Ruhe. Die Offiziere besuchen heute sogar eine Konditorei in Dobrzin, in der sie gutes Süßzeug und Punschtorte finden, und in den Mußestunden ma chen sie reichlich Gebrauch von diesen Sachen. Auf dem Gemüsemarkt wird wieder allerhand Grünzeug und Obst au-zebotcn. Tort schwatzen um den Stadtbrunnen preußische Soldaten mit jüdischen Matronen und jungen Polinnen und den kleinen Kindern, die mit beträchtlichen Schmutznasen und anderen Schönheitsfehlern herum lausen. Tort wird dem Besucher von alten demütigen Weibern die Hand geküßt, und wenn diese verschämten Bettlerinnen ein Nickelstllck erhalten, dann können sie sich gar nicht genug tun an Glück- und Segenswünschen für den freundlichen Spender. Dabei reden sie Polnisch, Russisch. Teutsch und Jüdisch-deutsch durcheinander. Die glaubigen Juden haben auch wie der das Gebetshaus und das Stu dienhaus für religiöse Forschung er öffnet. Täglich müssen diese streng- gläubigen Männer ein Gebet für den Landesherrn verrichten. Da sie aber noch nicht Gewißheit haben über den künftigen Gebieter ihres Landes, da sie noch nicht wissen, ob sie preußisco I sein werden oder russisch, so schenken sie sich als vorsichtige Leute bis auf weiteres dieses Gebet. Denn die Juden und auch die Chri- sien von Dobrzin sind zwar zufrieden mit dem neuen Regiment, aber die Frage beschäftigt sie unaufhörlich: Russisch oder deutsch? So kommt es, daß auch die katholische Kirche von Dobrzin noch niemals so stark von Besucherinnen überfüllt gewesen ist, wie in dieser Zeit. In der Kriegs angst sucht man Zuflucht beim Him mel. Tie Kirche ist ein einfaches Haus, und grobe Passionsbilder hän gen an der Wand. Auf dem Hoch aliar steht eine Boiivtafel mit latei- Nischen Gebeten. Uno eines davon be ginnt mit dem Satze: .Herr Gott im Himmel, gib uns den Frieden!" Als die Russen vor Jahren gegen Japan Krieg führten, da geschah alles das ja sehr weit vom eigenen Boden. Da kamen die Offiziere und Beamten der Stadt nach Deutschland hinüber, und sie jubelten über die Niederlage ihrer eigenen Truppen. So wenig lieblen sie die russische Regierung. So sehr wünschten sie den Untergang ihres Heeres. Denn sie glaubten, daß das System der Unterdrückung nur auf hören würde, wenn alle Macht des Zarentums verschwände. Jetzt ist der Krieg bedenklich näher gerückt. Jetzt wird jede falsche oder richtige Alarm Meldung mit großer Angst aufgenom men. Russisch oder deutsch, das ist die Frage und die Sorge dieser armen Menschen. Nicht russisch, nur deutsch! Das ist allein ihre Sehnsucht. Man muß die Panik mit erlebt haben, die die Bewohner von Dobrzin und auch die Bewohner vom benachbarten Gol lud ergriffen hat, als es hieß: Drei ßigtausend Kosaken seien rm An marsch. Am Freitag, den 21. August, brach diese Panik aus. Das schreck liche Gerücht wurde schon um 4 Uhr morgens verbreitet. Und wer es ge hört hatte, trug es weiter, und über all in den Häusern begann ein großes Wecken. Die Nachricht flog sehr schnell über die Brücke nach Gollub hinüber, und auch dorthin brachte sie das Ent, setzen. Die Kaufleute und alle Hand wcrker versammelten sich auf dem Marktplatze. Die Frauen, die dazu kamen, hatten noch nicht Zeit gesun j den, ihre Haare zu ordnen. Die Kin der, die so früh hatten aufstelln müs sen, hängten sich verschlascn und wei nerlich an den Rock ihrer Mütter. ES gab keinen Unterschied zwischen Herr und Diener. In Gollub packten die Leute zusammen, loaS sie nur an Geld und Wert verstecken konnten. Allein die Kinder waren hoch zufrie den, daß dieser Tag so erregt anging. Denn die meisten von ihnen wurden in die FeiertagSanzüge gesteckt und waren sehr stolz über diese Abwechse lung mitten in der Woche. Unterdes sen kamen zum Apotheker von Gollub alte Weider gelaufen, die zitternd und weinend Beruhigungstropfen verlang ten. Zu den zahlreichen Menschen vor der Apotheke kam eine alte Frau, man rief sie on: .Wohin wollen Sie?" Sie streckte den Arm zur Hö h und sagte beschwörend: .Ich moch te zum lieben Gott hinaufreichen, aber ach, mein Arm ist zu kurz dazu!" Während dessen stieg die Sonne blu tig rot am Himmel empor. Man brachte ein riesigeö Bettlaken auS ei nein Weißwarengeschäft und nähte ein roteS Kreuz darauf; daS sollte als Banner über dem höchsten Punkte der Stadt, der alten Schloßruine, flat tern: denn in Gedanken sahen alle schon die Schwcroerwundetcn. Jeder Mann war wach und nur die Pferde, die die Geschicklichkeit besitzen, aufrecht und im Lärm zu schlafen, waren noch nicht aufgewacht. Sie standen schlaf rig in der Teichsel. Unter diesen Wa gen auf dem Markte befand sich auch das Gefährt, in dem man tags vor her zwei Spione eingebracht hatte. Sie saßen dort, den Kopf tief zur Brust hinuntcrbllckend. Die Augen hatte man ihnen verbunden, damit sie nichts von dem bemerkten, was rings um sie geschah oder zu sehen war. Und das kleine Reitergeschwader, das sie sonst noch bewachte, wäre kaum nötig gewesen. Denn sie konnten nicht an Flucht denken. Max Hochdorf. Umschwung in der Krcbsbehand lung. Während vor noch nicht langer Zeit die Behandlung der Kreb-krani-heit mit Radium die einzig aussichts reichen Erfolge zu versprechen schien, ist ihm neuerdings in den verhält nismäßig älteren Röntgcnstrahlen ein starker Konkurrent erstanden. Eine der ersten Autoritäten auf diesem Gebiete, der Direktor der Berliner Universitäts Frauenklinik Professor Bumm. hat die Radiumbehandlung aufgegeben und sich vollkommen der Rönigenbestrahlung zugewendet. Er hat jüngst in der Hufelandschen Aerz tegcsellschast eine größere Anzahl krcbikranker Frauen vorgestellt,, die, durch Behandlung mit Rontgenstrah- len geheilt worden sind. Auch Ge heimrat Bier wendet in der von ihm geleiteten chirurgischen Universitäts tlinik nur noch Röntgenstrahlen on. Dieser Umschwung in der Krebs- behandlung ist aus die vielfach ge machte Erfahrung zurückzuführen, daß ein Teil der mit Radium an- cheinend erfolgreich behandelten und als geheilt oder gebessert entlassenen Zircdskranken nach einiger Zeit mit Ruckfallen (Rezidiven) an anderen Körperstellen zurückkamen. Die nach solchen Beobachtungen eingetretene Abkehr vom Radium ist um so bedeu tungsvoller, als dadurch die deut- chen Aerzte von der auslandischen Radiumprodultion unabhängig wer den und die kolossale Preissteigerung dieses einst vielbegehrten Heilmittels nicht mehr mitzumachen brauchen. Die Fabrikation der inzwischen noch ver besserten Röntgenapparate, die mit den neuen harten Strahlen ganz Er staunliches leisten sollen, liegt voll ständig in deutschen Händen. Frei- Iich ist die Behandlung mit den Ront genstrahlen zurzeit nur in großen Kliniken und Krankenhäusern mög lich, denn sie erfordert eine sehr teure Apparatur, und der Verbrauch an den kostspieligen Röntgenröhren ist ein außerordentlicher. Augenblick- lich ist es noch nicht zu übersehen. ob sich die Radiumbehandlung oder die Rontgenbestrahlung billiger .stellt, kostet doch eine einzige Röntgenröhre etwa 1d0 Mark und geht manchmal trotz vorsichtigster Behandlung schon nach wenigen Tagen entzwei. indessen ist aucki in dieser neue- sien Phase der Krebsbehandlung nicht zu vergessen, daß die ganze Frage der Krebsbeiluna vermittels der Strahlentherapie sich noch im Flusse vesinoek uno oatj wir von einer no aültiaen Entscheidung nock weit ent ternt und. jedenfalls darf es uns mit Genugtuung erfüllen, daß in den zuständigen deutsck) Forschungsstat ten mit so regem Eifer an der Hei lung der heimtückischen und gesahrli chen !trebskrankheit gearbeitet wird. In einem Münchener Gasthaus, in dem berittene Truppen einquartiert sind, hat sich dcrcn Chef, bet 65, Jahre alte Generalmajor Kaenfl, erschossen. Er war vor einigen Tilgen vom Pserd gestürzt und hatte eine Ge hirnerfchüttening erlitten. Daß er infolge der Verletzung nicht mit seinen Truppen ins Feld ziehen konnte, bildete die Ursache seiner Tat. 1... ... F. . V S4niwnlfr-it rst erbslkleid mit Blantr,ck. m'9 10C2. , T't neuen Herbstslosfe zeigen dielftä z!r,i und mihrcre fritficn In groksiarirl: ÜluflftunAfti. Solche Glosse verlang' ruhige, weile Cinien, wie sie beispiclöweis d,r moderne Toppelrock bietet. iTuirtet Gtoff war auch hier zu diesem Modell verwandt, dal sich oul den beiden Hau' flern No. V.m II, ld 1002 zusnmmensktz! Tie V!,tsc ist in der beliebten liigglunsorm g:arbeitct, mit einer tiefen Pqssk, der si b i , , V I i '-Vl i4 TWX" urtv'.',? bal lose Vordertheil anfügt. Der Tcp pelrcck wird einem Futtcrrack aufgeciib:! tet, der entweder thcilweisc oder ganz be kleidet wird, ur,d ein flottes föiirtelar tengernent aus breitem Band erhält. Ein fache Kleider blcibcn glatt, ohne Gürtel und werden vcm vermittel großer Knöpse geschloffen. Tat Blusenmuster hier ist in Größen von 34 44 erhältlich, der Nocl schnitt in m.-n r.-n 2232, da? Kleid erfordert S'j ''- !:!:)! jur Herstel lunz. LesIelluiS' Anweisungen: Diese Muster werden an irgend eine Adresse gegen Einsendung deS Preises geschickt. Man gebe Nummer und Größe und die volle Adresse deutlich geschrieben an und schicke den Coupon nebst 10 Cents sür jedes bestellte Musier an daS Omaha TribiinePattern Dept 1311 Howard Ei. , , JameS &. Sanders, der staatliche Inspektor für Obstgärten in Wisconsin, hat seine dicsmhrkge Reise durch den Staat beendet und berichtet nun aus Madison, daß er allgemein nur die günstigsten Resultate auf sei ner Rundreise gehabt hat. Er erklärt, daß die Obstgärten im Staate frei von allen Scdädlinaen sind, und dein ' besonders die Obstbaumschulen sich in tadellosem Zustande oe finden. Die Stecklinge aus Wisconsin sind , Häher schon seit Jahren in ganz Amerika gesucht, kann doch kein Baumschul Pflanzer Bäume aus seiner .Anlag verkaufen, wenn er nicht eine Befchej niauna besikt. daf, seine Anlaae frri von allen Schädlingen ist. Abfuhr. Fräulein A.: DaS kann ich Ihnen sagen, ich spreche mit den vornehmsten Familien." ; Fräulein B.: .Das will ich hnen gern glauben; Sie sind ja auch Te lephonistin!" , . Nach der SchiffS-Taufe. Erster Matrose: Du,' das Schiff schwankt aber bedenklich hin und der! Zweiter Matrose: Kein Wunde?, nachdem es mit Sekt getauft wurde!" Boshafte Antwort. Al te Kokette: ,Ja, mein Herr, ich könnt' schon lange verheiratet sein!" Herr: Das glaub' ich,, mein' Fräu lein!" .; Das erste Wort. Herr Sommertau hat eine unglaublich gro ße Familie. Eines Tages kommt ein kleiner Kerl in die Stube gestürzt und schreit: .Vater, komirl schnell, der Theodor ist ins Wasser aefallen!" .Theodor? Theodor?" blickt Herr Sommertau fragend seine Frau an, haben wir denn auch einen Theo- w.r 'K't'ti.,f' 'r bshAK??' F'W' I Iw!? 'hhrl 1 l rA 7: f'i l r'VN-"'' M l'M ' V l'ti Ävj vl'W-'i-''! lil h "; '''V' ' 1 ' WP&(y4c I U u- t'i'-Ai ') t 7t;.v.:' V' I N ''''''''' i v- '$M-'' v''n I (""f.P '- " ' "U- - 1 vwV'fcv' tl I Ili! V 1 IV ii "Tf.- ' lPM : ': l . : : . . ; c . rtr . O . o ' & 5 . . c 4 . : ' ö : e : : 3 ' 3 3 o z ; w 3 n r k : : : o & ifl K. i . S3 , cl 3 . '. a S s t i S S s o s . : 6 tQ" u ö : : : : t ,n o . 's c? ; i : U Ä . u g " c p : s o : o . ö e; : J i . i