Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, October 03, 1914, Image 2

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Wtt über die Scölacirtfelder im Weste.
Die Schlachten
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thif de 3.ilsli1)ifelbfrn. lkutsche
Wiirfinj d?r Frgnskn.
ret'.i Hauptquartier. 1. Ceptember.
2ie Cifjf, die der deutsche und dsycr!
ffie Kronprinz in den rerganzen Tagen
fochten ha:!n, sind für die Uiitimeilunfl
bei greßcn fltiigfs von flusshtoflqelxti&fi
Bedeutung. Was die deutschen Uruppen
Bier ße'.tijict haben, w,rd von der W
schichle späterer Jeiien beloerlhet werden.
Wie die Schlachten heilen lrtrben, steht
noch nicht fest. Dieser Krieg, der so man
ches lehrt, wird auch vielleicht eine neue
Technik der Zchlachienbenenining bringen.
Während sich früher große Entscheidungen
aus kleinem Gebiet abspielten, reichen
heute die Echlachtlinicn aus viele Kilo
Meter hinaus. In dem gigantischen Rin
n, da sich zwischen Nordsee und den
Vvgcsen abspielt, standen zunächst im Mit.
telxunkt des Vorgehens die beiden Armeen
des deutschen und bayerischen Jhronfol
gerS. Das Herz des ganzen o!(ci ist
mit ihnen gegangen in diese! Ringen, so
wie ei mit jeder deutschen Armee gegan
gen ist. Aber die beiden stehen an ragen
der Stelle, da zum erstenmal in ihrem
Leben eine ungeheure Lost der Bkianimor
tun? auf ihre Schultern gelegt ist.
WaJ diese Armeen geleistet haben,
wurde uns jetzt der Augen geführt. Bei
einer Fahrt über ihre Echlachifclder, auf
den Höhen und in den Thälern, in denen
der Kampf gebraust hatte, wurde uns da
Ergebn!! der Kämpfe durch Vortrage des
uns führenden GencralsiabsofsizierZ nä
her gebracht.
Ein stechender Brandgeruch schwält
heute noch über den unendlichen Flächen.
Die Felder sind zertreten und eine sfau
erlich Leere und Oede breitet sich lastend
auf dem Lande. Wobl sind die Schlacht'
selber aufgeräumt. Nirgends wölbt sich
ein Hügel und kein Kreuz kündet vorerst
die Stelle, wo oll jene schlafen, die in
starkem Hcldenthum den Tod für das Wa
icrland starben. Aber wenn erst der
Nricde wiederkehrt, wenn der Pflug des
Landmanns durch die Schollen zieht, dann
wird man sich ihrer erinnern. Tann wird
der Tank ihrer Heimath Ausdruck finden
in würdigen Mälern, die kommenden Ge--schlechter
für olle Zeiten eine Mahnung
und ein Tenkmal sein sollen.
Tie Tiege des Kronprinzen von
Bayer.
Nachdem am II. Auqust bei Laaarde
Und am 12. bei Badonviller Angriffe der
im deutschen Aufmarsch befindlichen
Theilkräfte gegen die französischen Trup'
pen stegreich geendet hatten, erfolgte ein
Zurückgehen der in Lothringen befindlichen
deutschen Truppen vor den zwischen
Nancy und Belfort nach Nordrst-n vor,
gehenden französischen Heeresmassen. Die
f;s Zurückweichen der deutschen Kräfte en
deie am 13. August in der Linie IHorville
(südöstlich Metz) Mörchingen-Bensdorf-Fins'ingen-Pfalzburg.
Am 20. August
gingen die deutschen Truppen überraschend
schnell zum Angriff über und warfen die
ffranzosen über DelmeChautcau-Talins
MarsaleBisping zurück, während Saar
bürg noch von den Franzosen gehalten
wurde. Tie heftigsten Kämpfe fanden am
20, August bei Conti! statt: ferner zwi
sichert Dieuze und Vergadille, sowie bei
Bisping und Saarburg. Schon an die
sem ersten Schlachttag warfen die Deut
fchen die Franzofen um 15 Kilometer zu
rück.
Am 21. August erneuerten die Deut
scheu den Angriff und warfen die ffran
zosen zurück in der Linie MoncclArra
kourt-Bourdonnaye-Gondrexange Hessen
und Walscheid. An diesem Tage ist
Saarburg wieder in deutschen Besitz ge
kommen.
Gleichzeitig drangen am 21. August
bereits durch die Vogcsen Kräfte bei St.
Ouirin, wo heftige Kämpfe stattfanden,
die für die Deutschen siegreich verliefen.
Am 22. August setzten die Teutschen
das Nachdringen hinter den geschlagenen
sseintz fort. Seit dem 23. wird ihr rechter
Flügel durch Angriffe aus Nanc und
südlich festgehalten. An diesem Tage sän
m heftige Kämpfe bei Llainville und
kunville statt.
Am 24. August war, die Linie Blain
yille Verbövillcr - Flin Pole Eirey er
reicht. Ferner wurde der Donon im
Sturm . genommen. Jetzt stehen die
Teutschen gegenüber No.net) vorwart
Luneville bei Blainville Gerbsdiller-'Mcsnillcs-Saintier
und südlich. Tie
Verfolgung; wird fortgesetzt.
Tie Siege des deutschen Kronprinzen.
Das Schlachtfeld erstreckt sich, wenn
znan ti aU großes Rechteck annehmen
will, von Longwq nach Montmödy, Bei
dun, Diedenhofen. Es wird in einen
nördlichen und südlichen Theil , zerlegt
durch einen tiefen Einschnitt der VhierS,
die von Longwy nach Longuyon flieht.
Am 22. marschirte die Armee des Krön
Prinzen beiderseits Longwy bor, während
die französisch Armee ungefähr aus der
Linie Verdun-MontmSdy im Anmarsch
war. ö! kam zu einem Zusammenstoß
in der Linie Virton-Audun le Rohan.
Diese erste Schlachtlinie liegt vorwärts
Longwy. Longwy selbst hatte den Bor
marsch 1 r deutschen Armee nicht aufge
hatten. Die Festung wurde eingeschlos
sen und von Halancy, nordwestlich von
Langwy auS. befeuert. An diesem ersten
Schlachttage war die Armee bei Kron
prinzen siegreich und warf den rechten
Füigel der Franzosen hinter den Crus
nekgbschnUt zurück, während sich der linke
französisch: Flügel auf die Höhenflucht in
der Gegend bog Longuyon zurückziehen
mute.
I dieser Stellung wurde die Fran
zosen am 23. August über die Linie Air.
ji?n,Tellgncourt-Veuvci5e-Mercy U Bas
Lanbrej erneut angegriffen und unter
shw'rcn Vttluptg guf der ganzen Linie
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(Zlom SptMökkichterklatter dkS Akklinkr
der Kronprinzen-
Tiege auf der nanstn Linie.
Tie ?rrsolgnng lc3 JeliidcZ.
Ist
Während am 24. August der linke Flll
gel der Franzosen hinter dem ökiert.Ab
s,!!ni!t LengiiyoN'i'ontniödy üiliderstond
lcisiete. gingen aus Hindun starke Kräfte
zum Angriff gegen den linke Flügel der
ironprinjlichen Armee aI der viichtung
ölain vor. Tieser Aorstoß wur.de durch
den Einsatz von Reserven und den Vor
marsch weilercr Kräfte aui Metz erfolge
reich zum Stehen gebracht. Der deutsche
Angriff auf der ganzen Linie verwart.
Am 24. wurde die ganze französische Ar
mee hinter den OthainAbschnitt gewor
fen und von diesem aus dann am 25.
durch erneuten Angriff bis hinter die
Maas, nördlich Verdun gedrängt. Tie
vorwärts der Maas nördlich von Verdun
im Anschluß an Lerdun vorbereiteten
Stellen hinter dem Loifon, der Theinte
und hinter der ,Cote" waren die Franzo
sen nicht mehr imstande zu besetzen.
So endete die Schlacht mit einem völli
gen Siege der kronprinzli.ben Armee, die
sofort die ZZeifokgung des Feindes in vol
lem Umfang ausnahm und auch heute noch
in stetem Vordringen ist.
Eonflwy.
örcfies Hauptquartier. 1. September.
Tie Fahrt nach den Schlachtfeldern bei
Lonanm, die am Sonnabend, den 29.
August, in der Frühe einet leuchtenden
Spatfommertages angetreten wurde, ist
so überaus reich an wechselvollen Bildern,
daß alles wie ein Traum dahingeflozen
ist.
Ehrentbreitstein. Koblenz floaen schon
lange vorbei. Unter den Brücken arbei
teten tausend Hände an Trahtverhauen.
Tas Thal der 2Iofel ging schon auf. Lag
und Winningen ziehen vorüber. Da fetzt
auf einmal, bei Tieblicb, der Motor aus
und das häßlich Wort Panne zwingt zum
Aerweiten. Tie anderen Wagen können
nicht warten. In Esch, im Slldwesten
Luremburas, wollen wir uns später wie-
der treffen...
Es ist 9 Uhr. Aus dem alten Schul-
Haus guillt und krabbelt es heraus. 220
Schulkinder haben Pause. Blonde, deut-
scke Moselkinder. Sie begrüßen unseren
Wogen mit dem gemeinschaftlichen ju !
belnden Gesang des Kaiserlicdes: .Heil
dir im Siezertranz' ... Der Lehre? di
riglrt. Der Chauffeur reparirt den Kup-
pclungöschaden. Ein letztes brausendes
Hoch aus vollem Herzen von 220 hellen
Kinderstimmchen, schnell noch die ganze
kleine Schaar photographirt und weiter,
weiter.
Alken, Burgen. Treis, Kochem. Uerzig.
Wittlich. wie flüssiges Gold klingen
längst vertraute Namen. In den Thälern
schläft ein wunderbarer Friede. Tie Mo-
fei herunter fahrt der Lustdamxser Prinz
Heinrich". Vor vier Wochen noch trug er
lachende und singende Menschen; jetzt flat
tert die Fahne des Rothen Kreuzes von
seinen Masten. Auf dem anderen Ufer
keuchen schwere Güterzüge nach Westen.
In einer langen Wagenreihe ruht auf acht
Achsen ein riesenbafter Tank: IM.
000 Liter Benzin. So steht zu
lesen. Sin kleines Kapitel aus der Gc
schichte dieses Krieges, von dem eines der
wichtigsten später geschrieben werden muß
mit der Aufschrift: Das Benzin im
Kriege"... Die Güterzüge werden von
massigen Schnellzugsloiomotiven gezogen.
Ein Zeichen der Zeit. Aber dennoch blei
den die Züge hinter unserem Wagen zu
rück, denn wir haben Versäumtes aufzu
holen...
Ueber Hetzcrach und Schweich geht es
in daS alte Trier hinein. Die wuchtigen
Römcrbauten, die Geschichte zweier Jahr
taufende, liegen im grellen MiUagsson
nenschein. Fort geht es über die Mosel
brücke, deren 8 Bogen so treu bewacht
werden, als gelte es, einen köstlichen
Schatz zu hüten.
Bei Wasserbillig wird die Grenze über
flogen. Denn ein Fliegen ist es. Das
Luxemburger Land dehnt sich vor den
Blicken. Ueberall hält der Landsturm
Wache. Ein Grüßen und Winken. Eine
Freudigkeit und in Zutrauen der alten
Landsturmleute, daß einem das Herz auf
geht. Die deutschen Truppen Halter das
schöne Land besetzt. Die Post wird von
deutschen Beamten besorgt, und deutsche
Briefträger tragen mit deutscher Gewis
senkftigkcit die Briefe in die kleinsten
Nester des Landes.
Luxemburg, die Stadt der Städte.
Sin Renaissancetraum von Schönheit,
rothleuchtenden Sandsteinfelsen, zerfalle
nen Thürmen, Schlössern, prachtvollen
Viadukten. Neben den schönsten Viadukt
hat die Barbarei einer euen, kalte? Zeit
einen schmutziggelben Gasometer gesetzt.
Frech und entwaffnend.
Das Luxemburger Land ist nicht groß:
Bettinburg. Esch, Zolver, Sassenheim,
Petingcn, und schon drüben, über der
Höhe, ragt Longwy. -Drüben, an den
Wäldern, breiten sich die Felder, durch die
tagelang das eiserne Lied der Schlacht
brauste.
Longwy...
Zerschossene Häuser, deren schwarze
Fenster wie die Augenhöhlen eines Tod
tenfchädels starren, verrußte Erzgruben,
verschüchterte Einwohner, die ihre Habe
auf Wagen und Automobile des Rothen
Kreuzes verladen, aufgewühlte Aecker. in
denen, wie frische Wunden, Granatlöcher
klaffen, zerfallene Fabrikgebäude, aus de
ren Mauern, wie schwarze Faden, Eisen
theile und Transmisstonen hängen, irrende
Kinder und deutsche Kommandoworte.
Der belgischen und französischen Grenze
vorgelagert, hart an der Straße, die von
fast allen Armeen der großen Kriege be
gangen wurde, fiel Longwy jetzt das vierte
Mal in deutsche Hank Am 23. August,
Jagk0katls).
fast am gleichen Tage wie lale, im Jal,re
17, '2, wurde die Cubt zum erstenmal von
den Preußen genommen. Tann erlebte
sie am Z. September den zweiten
stall. Am 25, Januar 1871 wurde
LongwN zum dritten Male von den deut,
schen Truppen gestilenit, und seht, 4't
Jahre nach dem letzten großen Kriege,
donnerten wieder die blanken Kanonen
Über der Ctadt und z-rlchossen die Fe
stung, di vus ein?m MiO l'fetct hohen
Berg lag ind daß Land bcherrschte.
Rechts geht es stcil den Berg hinauf
nach Longioy Haut. Der Kir,i tdur,n on
der linken Seite ist verschont geblieben von
den zischenden Planeten. E riecht nach
Pulver. Ein feiner, äkender Brandgeruch
dampft über der Erde, Der Wagen muß
anßer der großen Steigung noch weitere
Schivicrigreiten jiberivindc: Im Wege
klaffen metertikfc, von Granaten aufge
wühlte Löcher...
Links ist eine wuchtige Pappel durch
einen Schuß auscinandergerisien worden.
Wie eine hölzerne Niesenschleuder starrt
der Baum in die Luft. Rech! liegt der
Kirchhof. Tie Geschosse sind über ihn
hingedonnert, und, wie durch ein Wunder,
haben sie die Todten ruhen lassen. Nur in
der Mauer ilasft ein großes Loch. Und
durch dieses Loch sucht das Auge schau
ernd ein buntes, strahlendes Blumenmcer
mit weißen Kreuzen.
Port de France nennen die Franzosen
da! stolze Fort, das heute nur noch ein
wüster, zerschossener Trümmerhaufen, ein
durcheinander geballter Klumpen von
Erde und Betonest. Aber hier wogte nur
das Final der großen Symphonie. Das
große Ringen spielte sich nordwestlich von
Longwy ab. wo der rechte Flügel der
Ironprinzlichcn Armee Waffenthatcn voll
brachte, die gr:ß und kühn waren.
Während die romantisch li?!?gene Fe
stung von den bewaldeten Hügeln aus be-
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afc-C".s
Kronprinz Friedrich Wilhelm.
schössen wurde, die sich nördlich, zwischen
Halancy und Barancy breiten, tobte die
Schlacht in den Feldern und auf den Hö
hen der Dörfer Musson, Gomery, Ethe,
Virton. Chenois, Latour, Grandcour und
Tellancourt. ,
Bei Ethe gab es am 21 August nach
Berichten der luxemburgischen Presse einen
blutgetränkten Tag, an den alle mit
Schrecken zurückdenken, die ihn erlebten.
Hier wurde eine französische Baltcrie von
deutscher Infanterie überrascht. Ein mör
derisches Ringen begann, aber die Batterie
wurde niedergemacht und ' genommen.
Grausig schildern hiernach einige Verwun
bete den, großen Tag, an dem die Ma
schinenge wehre geknattert und die ftllr
menden Soldaten über Bahndämme und
Waldhöhcn sich durchgeschlagen hatten.
Heute breitet sich die Stille des Grabes
über jenem Lande. In den Häusern, die
nicht zerschossen wurden, liegen Verwun
dete, die auf den Abtransport warten.
Vereinzelt, an den Wegen, frisch aufge
worfene. lockere Erdhügel. WaS sie der
gen, wird nicht gesagt. Aber wortlos
empfindet man die Größe des Todes in
fremder Erde.
Tie Chausseen nach Longwy waren am
Sonnabend belebt, wie die sommcrfrohen
Straßen im Grunewald. Geputzte Wen
fchen kamen zu Rad und zu Wagen, zu
Fuß in kleineren und größeren Trupps
aus dem Luxemburgischen, um die
Schlachtfelder zu besichtigen. Mit Recht
haben hier die Posten der deutschen Trup
pen der zügellosen Schaulust das Bajo
nett vorgehalten.
Wie anders sahen die Trupps aus, die
aus Longwy nach Osten gezogen kamen!
Aus Karren und Wagen schaffte man die
Reste des kärglichen Hausstandes fort. In
Longwy selbst halfen unsere Truppen den
Einwohnern beim Auszug aus den Häu
fern, die ihnen ihre Welt und ihre He
math waren. Aber daS Mitgefühl schwin
dct, wenn man von den schauerlichen Aha
ten hört, die auch hier wieder durch ein
organisirten Bauernkrieg ausgesührt wor
den waren. Biele haben den verbotenen
5tampf für die heimatliche Scholle mit
dem Tode büßen müssen., Als wir auf
Longwy-.haut waren, wurde gerade ein
Trupp. Frankiireurs eingeliefert. Unter
ihnen ein 14 ?ahre alter vcngel mit
einem Galgengksicht. Er halt lin'N ver
wundeten der tobte deutschen Soldaten
In nicht wiederzugebender Art verstllm
inen.
Traurig Ist I, daß M diesem Krieg
auch Unschuldige mit den Schuldigen bü
ßen mUssen. Ader In dem raschen Kampf
aus Leben und Tod, in der Dunkelheit,
wenn uk dem Hinterhalt mörderische
Äugeln vseisen, kann man sich nicht nach
Auswahl wehren. Die Irregeleiteten
Bauern, die den Bundfhuh und den
Kloppelkrieg In unsere neue Zeit de, Ma
fchiülüg.iwhu g!rag Men, find alxr
auch noch nicht die wahrhost Schuldigen.
Diese sitzen hinter der Front,. Fern vom
Schuh, tn heimtückischer Sicherheit.
Auf der Chaussee zwischen Pct'ngen
und Longwy, (ur4 vor dem Eingang nach
Lonawy, lagen Theile einer zerschossenen
Krafkwagenkl'Ionnk. Verbrannte Gerippt
großer kastautomobil lagen am Graben
rand. Es dampfte und brannte noch rings
berum. Sie waren mit Hafer beladen.
Auf dem Wege nach kongwy wurde plötz,
lich das Feuer auf sie eröffnet. Tie Füh
rcr der Kolonne sollen sich wie Löwen
geschlagen haben, cb:x sie mußten der
Ueberinacht weichen, aber drei Kraftwagen
konnten wenden und nach Petingen zurück
fahren. In Reih und Glied liegen die
Wagen dort. Neben ihnen schmälende
Berge von Hafer, die jetzt noch brennen;
aus denen es heute noch raucht und
glimmt...
Plötzlich kommt, in eine Staubwolke
fehüllt, ein großer Kraftwagen den Berg
crunter. Er fährt an den rußgckchwärz
ien Wagen vorbei. Es ist ein Berliner
Autobus mit abmontirtem Verdeck. Er
bringt in seinen Staubwolken Grüße der
Heimath. Tie Führer sehen erstaunt aus
die brennende Wagenreihe am Weges
rand. Aber sie haben keine Zeit, sie holen
Verwundete aus Longwy.
Der Weg führt noch einmal zurück In
das Nest, das in diesen Tagen so vielen
Hoffnung und Schicksal war.
LonzwyBas ist das Ziel der vielen
Wagen und AuioS. die das luxemburgische
Rothe Kreuz stellt, um die obdachlosen
Einwohner in wirthliche Städte zu brin
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gen. Automobile mit eleganten Franzö
sinnen rollen vorbei. Frauen, die tage
lang in Kellern gesessen hotten und zit
ternd die' Schüsse gehört hatten. Heute
aber, wo sie wieder an das Licht können,
sind sie gleich wieder geputzt und frisirt,
als ging es zum Tanz nach Esch. Sie
erzählen in der singenden Sprache ihrer
Stobt von den Schrecken der Tage. In
Longwy-Bas haben die deutschen Belage
rungsgeschütze ihre unerbittliche Sprache
geredet. Das Schloß Perballe und das
große Waisenhaus .Asyle Margain", das
Sägewerk Humbert und viele Privathäu
ser sind nach den Berichten der luzem
burgischcn Presse eingeäschert. Das CafS
Bellevue ist durch eine Granate, die sich
mitten in die Fassade bohrte, im Innern
zerstört worden. Die kleinen Insassen des
Waisenhauses warm schon vier Tage vor
der Beschießung nach Esch in Sicherheit
gebracht worden. DaS Bankhaus So
ciötö Nancöienne ist ein rauchender Trum
merhaufen. Die Geldschränke aber stehen
schwarz und verkohlt in Schutt und
Trümmern. Sie sind erhalten und haben
die feurige Schreckensnacht überstanden.
Es ist erstaunlich, daß Longwy-Bas
nicht schlimmer verwüstet ist und daß die
deutsche Artillerie so gut geschossen und
nur in F o r t Longwy und Longwy-Haut
ihr Zerstörungswerk vollendet hat. Was
in Longwy-Bas gewirkt hatte, waren der
springt und verirrte Granaten Longwy
selbst war auch nicht der Schauplatz des
heißesten Ringens. Die Dörfer in der
Umgegend, die Felder und zertretenen
Aecker sind es, die heute noch zeugen von
der Größe der Schlacht. Wie es gekom
wen war, sagte einer, der nach Esch trans
portirt war: Sie hatten .den Berg 'nuff
gemacht und da waren plötzlich die Fran
zofen. Da hat eS denn arg gefchosse, aber
die Franzosen schießen nit gut. Sie sind
ja ganz gut, wenn fe noch vorwärts
lause könne, aber wenn der geringste Still
stand eintritt, sind fe gleich verzagt und
sobald se unser Hurra hören, sieht man,
wie se ganz verzweifelt weglaufe...
Er hatte blaue, gutmüthige Augen;
Augen eine großen Bauernkindes, und
hatte doch kurz vorher, über Bisir und
Korn hinweg, den Feind ins Herz ge
schössen. - Heinrich Binder,
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iTll . rnTliiiv.ii. L',,-1 j
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WMM e.
Der MHe
L'iegsschauplatz In Ostpreußen.
t! deutschen Truppen haben die Ruf,
sen aus dem Süden Ostpreußen, aus
Masurcn, hinautgedrangt und das in
zwischen leider arg verwüste Land von
seinen brennenden und mordenden Peini
gern befreit. Tie erste große Schlacht,
über deren zweckmäßige Benennung man
der Ausdehnung des Gesechlvskldes wegen
im Zweifel sein kann, fand im westlichen
Theile Masurens statt, griff aber auch
auf d.is sogenannte Oberland über: den
hier liegt das in den Berichten, erwähnte
Dorf Tannrnberg.
Masuren umfaßt den größten Theil der
oslpreußischen Seenplatte und das süd
lich anstoßende Land bis zur russischen
Grenze, also fast den ganzen Regierungs
bezirk Allcnstein. ferner die Kreise Oletzko.
Angerburg und ein Stück von Gotdap.
Hunderte großer und kleiner Seen, hiige
lig.es Gelände (im Senker Berge bis zu
SU9 Meter hoch) und ausgedehnte Wälder,
unter ihnen die IohanniZburger Heide,
char?!tcr!f,rcn die Landschaft. Der Bo
den ist mergelig bis sandig. Sümpfe von
größerer Bedeutung finden sich heute nur
im Süden der Kreise Orteleburg und Jo
hanniiburg. d. h. im Suden der Johan
nisburger Heide. Mit diesen Gelände
eigknschafleii bietet Masuren einerseits für
die Vertheidigung sehr günstige Bedin
gungen, muß aber andererseits einem auf
schleuniger Flucht begriffene Heckt ver
derblich werden. Tie Seen sind außer
ordentlich reich gegliedert und verzweigt,
besonders die langgestreckten. Auf den
vielen Landengen und den sie beherrschen
den Höhen ist wirksamer Widerstand leicht.
Das gilt vornehmlich für den mittleren
Theil mit seiner nordsüdlicken Seenkette
zwischen Angerburg und Johannilburg.
In kleinerm Maßstabe wiederholen sich
diese Seenformationen bei Lyck, zwischen
Senkdurg und Ortklsburg, bet Passen-
heim und ischon außerhalb Masurens)
zwismn Allenstnn und DeutsaEnlau
und zwischen Allcnstein und Gilgenburg,
Kronprinz Rupprecht von Bayern.
Eiligst zurückfluthende Heer stoßen also
überall auf Hindernisse. Im südlich be
nachbarten Russtsch-Polen fehlen die Seen.
Aber hier treten im Bereich der vom Süd
rande der Seenplatte kommenden Flüsse
Pissek, Skwa, Rosoga, Omulew und
Orzie, die alle südwestlich zum Narcw
flehen- gewaltige Sümpfe aus, die bei dem
Mangel an Wegen und der Verfolgung
durch den Feind dem fliehenden Gegner
erneute Verluste bringen müssen.
Der russische Vorstoß südlich der Ma
surischen Seen hatte den Zweck verfolgt,
in der Richtung aus Elbing vorzudringen
und dadurch die im nördlichen Ostpreußen
stehenden deutschen Truppen abzuschneiden
und zwischen zwei Feuer .zu bringen. Die
Provinz Ostpreußen wäre damit in Fein
des Hand gerathen, und nur Königsberg
in deutschem Besitz geblieben. In England
und Frankreich hatte man sogar schon das
Gerücht ausgestreut, daß die Festung ka
pitulirt habe. Um die durch den deutschen
Einmarsch in Frankreich niedergedrückte
Stimmung zu heben, blieb ja nichts ande
res übrig, als der russischen Offensive
Borschußlorbeern zu spenden. Alle diese
Hoffnungen sind zu Wasser geworden, eine
Katastrophe, wie sie in der Kriegsgeschichte
bisher nur durch die Schlacht bei Se'dan
herbeigeführt wurde, ist über die Siusszr
hereingebrochen.
Borggnge und Ergebnisse der Schlacht.
Tie russische Armee, die geschlagen
wurde, scheint sich in dem Raum hinter
der Narewlinie gesammelt zu haben, die
von den Festungen und Ucbergangssperren
Ossomez, Lomscha, Roschaw Vstrolenka,
Pultusk und Nomo-Georgieswk gesichert
ist. Als die nördlich davon hinter dem
Njemen in dem Raum um Wilna unter
dem Schutz der Festungen Kowvo und
Olita aufmarschirte Armee gegen Gum
binnen sich in Bewegung gesetzt hatte, ging
auch die südliche vor und fand die Teut
fchen westlich von Ortelsburg zur Gegen
wehr bereit. Tort erfolgte der entschei
dende Schlag. Es ist ein Ironie des
Schicksals, daß mit dieser Schlacht der
Name Tanncnberg wieder In die Kriegs
geschichte eingeschrieben wird. Bisher war
mit ihm die Erinnerung an die große Nie
Verlag, verbunden, die 1410 der. Teutsche
g der velil
Orden durch di Polen rlitt und durch
d, der deutschen Vormachtstellung Im
Osten der Todesstoß bereitet wurde. Ter
Großfürst Nikolai Nlkolajewitsch kies da,
Gedächtnis an die Schlacht bei Grünwald,
w! die Slawen sie nennen, kürzlich wach,
um den Kamps gegen Deutschland als
allgemeine Sache oller Slawen in hoch,
trabenden Wendungen darzustellen. Diese
Scharte ist auiiviictjt, und wenn di o-
Ien damals itiren vug wesentlich dem
Verrath des Eidechsenbundes der preußt
schert Ritterschaft verdankten, der im nl
scheidenden Augenblick .sein Banner un.
ierdrückte", d. h. den Kampf aufgab und
aus die Seit des Feindes trat, so fanden
die Russen diesmal ein preußisches Heer
vor sich, das die geeinte Botkslraft dar
stellt. Au! den Meldungen der bei der Ost-
arme zugelassenen Kriegsberichterstalter
geht hervor, daß di Mille der deutschen
Truppen sich in einer Feldstellung gegen
den russischen Angrisf hielt, während die
beiden Flügel zum Gegenstoß vorgingen,
den Feind, der in der Front nicht durch
zubrechen vermochte, umfaßten und fast
völlig einschlössen. Die so überaus schwie
rige Verbindung von taktischer Defensive
und Offensive ist hier vollkommen ge
glückt. Das ganze deutsche militärische
Elziehungtsystem ist durchtränkt von dem
Gedanken des Angriffs um jeden Preis,
es koste was es wolle. Und trotz dieses
Grundgedankens hat Im Laus des Feld
zugs die Heeresleitung wiederholt, wo es
am Platz war. die Desensio gewählt, den
Gegner anlaufen lassen und ist dann mit
vollster Wucht zum Gegenstoß übergcgan
gen, dem der Sieg beschicken war. Si
hat sich nicht gescheut, größere Verbände
zurückiunchmen, wenn an anderer Stelle
ihr Auftreten wichtiger war. S hat die
Heeresleitung sich zum Herrn des Systems
gemacht. de Fähigkeit bewiesen, im rich
ligen Augenblick da richtige Mittel zu
wählen.
!2000 Gefangene fielen den Siegern In
die Hände, darunter ein paar General
und verschiedene hundert Offiziere. Die
Zahl der Todten betrug ir.0,000, worunter
Zahl der Todten, worunter ebenfalls kom
mcmdirende Generale und die der Ver
Mundeten ist vorerst noch gar nicht zu
überblicken. Nur das eine steht fest, daß
die Russen In Ostpreußen insgesamt ein
hundert und fünfzigtausend
Todte verloren haben. Das gesammie
Artilleriematerial und daS Fahrzeug von
fünf russischen Armeekorps fiel in deutsche
Hände. Das bedeutet nicht weniger als 480
Geschütze, wozu noch die Geschütze der Ko
saken und Kavalleric-Dwisionen kommen.
So viel Gefangene und so viel Geschütz
Material tn offener Feldschlacht verlieren,
das ist eine Niederlage wie sie selten ine
Armee in offener Fc'.dschlacht erleidet, eine
Niederlage, die. ganz abgesehen von ihren
unübersehbaren strategischen Folgen, nicht
ohne moralische Einwirkung auf Rußland
und sein Heer und auf die aufhorchende
Welt bleiben konnte.
Von den an der Schlacht betheiliglcn
russischen Truppenkörpern wurden das g..
15., 23. und die Hälfte des 6. Armeekorps
vernichtet; das 1. und 6. retteten sich unter
schweren Verlusten Über die Grenze.
Der Tieger, General v. Beneckcndorss
nd Hindcnburg.
So hoch man den Heldenmuih der Of
fiziere und Soldaten anschlagen muß. so
gebührt doch das Hauptverdienst an dem
riesigen Erfolg der strategisckxn Leitung.
Auf aller Leute Lippen schwebt der Name
der Generalobersten v. Beneckendorff und
v. Hindcnburg' der erst vor Kurzem an
die Spitze der in Ostpreußen stehenden
Armee berufen, mit iner strategischen
Ueberlcgcnhcit und Kühnheit, über die die
Kriegsgeschichte später Näheres sagen
wird, das Kriegsglück gegen die russischen
Eindringlinge gewendet und sie zum Ab
zug gezwungen hat. Der Kaiser hat den
siegreichen Feldherrn General v. Hinden
bürg zum Generalobersten ernannt, ihm
daS Eiserne Kreuz l Klasse verliehen und
ihm folgendes Telegramm gesandt: ,Gro
ße! Hauptquartier, den 29. August. Durch
den in dreitägiger Schlacht errungenen
vollen Sieg über die russische Ueberinacht
hat die Armee sich für immer den Tank
des Vaterlandes erworben. Mit ganz
Deutschland bin ich stolz auf diese Lei
stung der Armee unter Ihrer Führung.
Uebermitteln Sie den braven Truppen
meine warme kaiserlich Anerkennung.
Wilhelm I. II."
Ein Besuch deS Schlachtfeldes.
Ueber das Schlachtfeld selbst entnehmen
wir der Schilderung eines Kriegsbericht
erstattcrs folgende Einzelheiten:
Wir sind soeben durch das brennende
Hohenstein gefahren, den Schlüsselpunkt
der kiesigen Schlacht, die fünf russische
Armeekorps vernichtete. Die Geschichte
wird die Schlacht nach dem Orte Tannen
berg nennen, an dem Generaloberst von
Hinden bürg fein Quartier aufgeschlagen
hatte. Wir fuhren in fünfstündiger Fahrt
durch das Operationsgebiet nach dem völ
lig zerschossenen Hohenstein, das zwei
Tage lang In den Händen der Russen war.
Bor Hohenstein hatte eine gemischte Land
wchrbrigade den Marken Vorstoß der Ruf
sen. nach Nordwesten auszuhalten. Die
Landwehr schlug sich prächtig und warf
schließlich die Russen In erbitterten Käm-
pfen auS der Stadt. Zu beiden Seilen
der Provinzstraßen nach Osterode, wo die
Russen in unser Schrapnellfeuer gerathen
waren, lagen die Gefallenen so dicht über
einander, daß sie die Gräben fast au!
füllten. Die Hauptstraße der brennenden
Stadt war ein Trümmerfeld, so daß un
ser Wagen kaum Passiren konnten. Im
Süden hatte eine rechte Nebendivision die
Landwchrbrigade durch Einschwenken auf
Hohenstein unterstützt; namentlich die
Wirkung unserer schweren Artillerie hatte
hier alles zerschmettert. Im Noidslügel
wurden die Russen durch andere Korpk
Über Allenstein zurückgeworfen. Dann
griffen die südlich der Landwehrformatio
nen siehenden Armeekorps Über Neiden,
bürg mit vorgenommenem rechten Flügel
ein, während nördlich über Allenstein,
Wartenburg, Bischoffsburg starke Kraste
mit dem lin.ken Flügel auf Hassenheim
w im We
vorstießen, sg daß die Russen don drei,
beinah, vier Seilest eingekesselt wurden.
Ihr Gros wurde tn die Crnp? und die,
wkitgedehntk Seenkctt geworfen. Der
kühne und weitsüchtige Schlachtenplag des
Oberkommandirenden hui zu inem Er
folg geführt, wie er kaum zu hoffen war.
Nur dir Anspannung aller Mittel und
theilweisk ungeheure Warfchleistunei bat
tcn ti rmoglicht, mit den oryanrenen
Kräften gegen groß, Ucberlegenhiit diesen
entscheidenden Sieg zu gewinnen. Die
Zahl der Gefangenen wachst stündlich,
t0) sah Ich, von unseren braven Land
wkhrlcuten Ikortikt, stumpfsinnig In ihren
grauen Hemdblusen vorbeiziehen. Kurz
hinter Hohcnhcim traf Ich aus Landwehr
kavallkkie au! Ludwigslust, meist Ham
burger Kinder. Sie waren fünfzig Elun
den auf der Bahn gewesen und kamen dann
sofort in' Gefecht: Da haben wir uns
eine hübsch Bewegung gemacht! Grü
ßen Si Hamburg, di Landwehr that
ihre Schuldigkeit." In straßengrauen
Gesichtern, di Wasser nicht mehr zu kcn
nen schienen, blickten die frischen blauen
Augen. Ostpreußen weiß es. die Land
wehr, unsere herrliche Landwehr, that ihre
Schuldigkeit.
Der Kommandirend hat den Vortheil
der Inneren Linie dem numerisch über
legcnen Feinde gegenüber mit alle, öncr
gie ausgenützt. Mit am heftigsten ging
der Kampf um Hohenstein, das von Gra
naten überschüttet wurde. Die russisch
Artillerie schoß ausgezeichnet in vollen
Salven, die zakt wie unsere Infanterie
salven rollten, doch war die Wirkung der
russischen Schrapnells mit der deutschen
nicht zu vergleichen, da sie nur nach beiden
Seiten streuen, während ' das deutsche
Schrapnell einen gleichmäßigen, vernich
tenden Eisenregcn niedersausen läßt.
Die Wirkung Ist furchtbar. Die deutsche
Artillerie hatte rechts und links der Pro.
vinzstraßen nach Hohenstein in einigen
Abständen Treffer geft. Die Russen
lagen da In den Stellungen, In denen sie
sich eingraben wollten, oft fo dicht, daß sie
den Straßengraben bedeckten. Tie Hände
krampften sich In den Boden, andere mit
Kopfschüssen lagen neben dem Häufchen
Erde, daö sie eben mit ihren kleinen Spa
ten ' zur Deckung aufgeworfen hatten,
manche hatten sichtlich selbst im Feuer
regen begonnen, ihren Proviant zu der
zehren. Der graue Straßenstaub lag
gleichmäßig über allen, über den Gefalle
nen, über Mänteln, Uniformen, Gcweh
ren. Tornistern, todten Pferden. Er hüllte
alles in ine gleiche Decke, so daß nur das
scharfblickende Auge Einzelheiten sah. Die
merkwürdig klein wirkenden Gefallenen
hatten da gleiche Kleid wie die Land
straße und die Felder und die zerschösse
nen Bäume. Holzkrcuze zeigten die Stel
len, wo die Unsrigen lagen. Hohenstein
muh in hübsches Städtchen gewesen sein.
Jetzt war die Hauptstraße ein Trümmer
hausen, in dem noch die halbverbrannten
Russenleichen lagen. Es muß hier ein er
bitierter Kampf getobt haben, bis die
Russen aus den Straßen geworfen wur
den. Tie todten Unsrigen hat man mit
Tüchern bedeckt. Neben Häufern. an
denen die eisernen I'-Trä'ger wie Rohr
stöcke gebogen sind, neben Häusern, bei
denen selbst der Keller ausgebrannt ist.
teyen andere, bet denen nicht eine Fenster,
'cheibe auch nur einen Sprung hat. F;ich
ien blühen hinter Weißen, freundliche
Gardinen. Freilich, das Innere steht an
ders auö als die beinahe heiter Außen
front. Die Russen wollen beweisen, daß
sie Barbaren sind. Dieser Beweis gelingt
ihnen immer. Das Vieh treibt sich in den
Gärten umher, auf dem schönen, alten
Kirchhof grasen ein paar Kühe. Ueberall
muffeln kleine ostpreuhische Schweine nach
Nahrung.
Nach der ungeheuren Älutarbeit don
drei Tagen sehen unsere Truppen frisch
genug aus. Die Reservebattericn, die mit
ausgehobenen Pferden bespannt sind, ma
chen einen Eindruck wie nach der Parade.
Selbstverständlich sind Lücken, denn die
icampse waren mutig und verluftreichli
aber der Geist der Truppen hat keine Ver
lu te erlitten. Da reiten Infantcristc
auf erbeuteten Kosakenpferdchen vorüber,
russische Zigaretten Im Munde. Da ha
den manche eine ganze Wirthschaft auf,
gewonnenen russischen Munitionswag'
, ?... ...sr.r-r,. v.rvt:;j,. ctl
UU UUUUII. t&UtC 4U U UJt ITC1ULUU1C I iui r. .
vorüber. .Morgen gibt'S russische Kohl
suppe für unS olS Lohn für die dielen .
blauen Bohnen, die die Russen fress,
durften!" meinte der wackere Sachse, d
die Beute führt. Die famosen Zuge d
Kameradschaftlichkeit und Humor, die w
von Anno 70 wie ferne schöne Geschichte
kennen, wiederholen sich und werden leben
big. Die ruhige, fast humorvolle Ueber
legenhcit deS deutschen Soldaten zeigt si
In tausend Zügen Es gibt keine
russische Armee, die ihnen auf die Dauer
widerstehen könnte."
Die Mitkömpfex.,
Linie, Reserve, Landwehr, Landsturm
Jugend und Alter alles hat In glei
chen Weise am Kampfe theilgenommen.
Die Landsturmmänner von Osterode. ein
Unterosfizier und acht Mann, die am Se
dantage unter dem Jubel der Bevölkerung
mit einer erbeuteten russischen Fahn an
1
tr)
der Spitze des Berliner FestzugeS war '
schirten, der die eroberten feindlichen Ge-Lz.
schütze einbrachte, wurden unter Führung'' 5
deS Kommandanten von Berlin, Generalj
v. Jacobi. im Pfcilersaal des Schlo!
?"-.. , n .ni . "
ver Malierin Borgen!. Einer ver x.a$
sturmmanner erzählt über den Empfc
u. a. folgendes: Die Kaiserin hatt f
jeden von uns ein freundliches Wort u:i.
erkundigte sich nach dem persönlichen Ei
gehen und den Familienverhältnissea.
fragte, ob wir Frau und Kinder hätte,!
Leider kannten mrtimt hnn ni iifi-r ifnl
Familie keine nähere Auskunft geben. Wif ..
siammn nu8 'tift ßl?nnh hnn Wi-itvnfiiit Vf t.
und uns Angehörigen mußten die Hei'
math verlassen, weil die Russen die offe
nen Städte und Dörfer I Asch legten.
Meine eigene Frau soll sich, wie mir ge
sagt wurde, unter denen, die nach Berlin
geflüchtet sind, besundez, haben. Aber bis
heute habe Ich weder bei Verwandten noch
bei BeHorden etwaS über sie erfahren..
Wir mußten auch von den Kämpfen y
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