lüflfidif Cmafii Zriiünk. r.'imvo, ke 30. September 1911. Das Leid Moma ; Vg!HrSJ imi-iUHAji (4. Fortsetzung.) Christian hiclt sich die ganze Woche zurück; kr betrat die Wohnung der Familie nur an einem Abend, wo Bä xengruber sen. ihn igenS hinüberricf. .Wa ist senil, Doktors fragte er. die lütt sjnend. .Sie las,en sich ja gar nicht mehr blicken itoyt me Sie doch herein," Cbrisiian wollte nicht recht, und doch zoa es ihn förmlich hinein. Er hatte Agneö seit Tagen nicht gesehen Alle guten SSorsäfee hindern doch nicht die Sehnsucht' nach einem Anblick, der daZ innerste Bedürfnis unseres HrnenS besrudigt. Er trat in Zimmer und begrüßte Herrn Martin Bärengruber sen., ei nen schlanken Mann mit einer noch jugendlich ausrechten Figur und etwas vorgebeugtem i-iopf. zt vane eine stille Würde in seinem Wesen, die ebenso nervenbeschwichtigend wirkte, wie seine Frau aufreizend und beun ruhigend. Ter Frau Lärengruber war es durchaus nicht angenehm, daß ihr Mann den jungen Doktor hereingeru sen hatte. In der jedigen Zeit blieb er wohl am besten fern. So töricht und bis zur Verrückt heit unbesonnen ihr Benehmen schien, so war ihr Urteil über lie Sachlage doch ein richtiges. Sie wußte, daß Agnes eine Schwäche sur Randa gc habt hatte, und daß nur ihr Der stand diesen Zug ihres Herzens be kämpfte. Wenn sie also jetzt Chri ftian Randa nicht sah. würde es ihr leichter fallen, sich zu Traumichel zu entschließen. Ader der Papa natür lich, der hatte gar keine Einsicht. Aus diesem Grunde hatte sie die Eröffnung, die Martin thr gemacht, nämlich, daß Randa wigzuziehen ge denke, mit unverhohlener Freude de grüßt, obschon dies einen Ausfall m ihrem Budget zur Folge haben mußte. Allein die paar Gulden würden bei ihr bald nicht mehr in Betracht kom men und der Abgang würde reichlich durch die Aussicht aufgehoben, daß es nach Christians Entfernung mit Traumichel leichter zum Klappen lotn rnen würde. Wie sie in TraumichelS Anwesen heit Agnes bewachte, ob sie ihn oft und süß genug anlächelte, so belauerte sie die Tochter jetzt, um zu sehen, ob sie nicht etwa einen freundlichen Blick an Randa verschwende. Sie hätte sich dies sparen können, denn Agnes dachte nicht daran, dem jungen Manne überhaupt einen Blick zu gönnen. Durch ihr offenkundiges und un geschicktes Spähen verdarb Frau Bä rengruber ollen Anwesenden die Stunde, und vergebens versuchte Gusti, sie durch heimliches Zuzwin. kern davon abzubringen. Sie, die in einemfort Winke gab, beachtete ihrer seits keinen. Sonst wäre es recht gemütlich ge Wesen. Denn da draußen ein kalter Wärzsturm raste, hatte Gusti noch am Abend frisches Feuer im Ofen machen lassen, und die wohlige Tem peratur hier drinnen ließ daö Stür rnen draußen beinahe als eine trau liche Begleitung erscheinen. Trotz des störenden Benehmens der Hausfrau empfand Christian doch noch ein Nachgefühl des früher an demselben Abendtisch verspürten Wohlbehagens. Hier hatte er jähre lang doch Familienleben, ein bißch; Glück genossen. Nun wehte ein feind licher Wind ihn wieder aus diesem Kreise fort. Wer weiß, ob er nicht zum letztenmal hier aß? Er sühlie alle Schmerzen des Ab schieds in sich, die noch dadurch der stärkt wurden, daß Agnes in hart nackiger Kälte ihn nicht beachtete. Kaum antwortete sie auf eine An spräche von ihm. .Heut' hab' ich Ihre Freundin, die schöne Wender-Mill, gesehen", beuch tete er ihr, nur gerade, um das Wort an sie zu richten. : Schön heißen (sie die?" fiel Frau Bärengruber heftig ein. Die ist ja Zaum hübsch. Hären S', einen Ge schmack haben Sie!" .Mama, du tätest besser, dem Randa seinen Geschmack nicht anzu zweifeln meinte Martin etwas spät tisch, wofür er einen unwilligen Blick von Agnes erntete. .Nein, wirtlich? Ist die Willy so schön?" meldete sich Gusti. .Mir 'g'falU sie gar nicht besonders. Sie hat ein fades, dummes G'schau, find' jch1 Ein Studienropf ist sie.' versl erte Christian. .Bildhübsch! -Sie ist denn jetzt mit dem jungen Graßl verlobt? Der war mit ihr." So? Die zwei allein?" fragte LlgneZ geringschätzig. .Wenn ihre Mutter daZ wußt'. Die möcht's kriegen!' .Weshalb denn? Der Graßl ist doch ihr Jugendfreund und ein sehr netter Mensch', sagte Martin. i .Ich bitt' dich, ein kleiner Ange j stellte: Sei der. Tabakregie. Bis der j Offizial wird, waZ eh' noch nicht viel ist, dauert's Jahre und Jayre , logte die Mutter eifrig. '".Sie hat recht, IrMsr'' Werter, Zren? dem der Schöilhcit. von S. S?oeI.l ihm nichts wissen will.' betonte se spitz, wobei sie einen herausfordern den Blick auf Ghrijikm warf, damit er nur ja nicht versäume, aus ihren Worten die entsprechende Belehrung zu ziehen. .Sie will halt höher hin aui mit ihrer Mil'.y. Dazu erzieht man doch nicht die Töchter, um sie an einen wegzuschmeißen, der nichts ist und nichts hat.' Der grobe Ausfall hatte zur Folge, d.iß Bärengruder feiner Frau einen erzürnten Blick zuwarf, den sie jedoch nicht einmal auffing, und daß die übrigen ein betretenes Schweigen beobachteten Ein Engel flog durchö Zimmer, und wahrend der Pause horte man den Sturm heulen und in den Schornsteinen klappern. Gusti war es, die sich zuerst wie der zum Sprechen ermannte. Die Bemerkung der Mama war doch recht uberslusstg. Ter Nanda wußte be reits sehr gut, wie es stand, und ob eö ihm nun recht war oder nicht, er mußte sich drein ergeben. Wozu also sticheln? Sie bemühte sich, durch heitere Ge sprächigkeit die Unbefangenheit wie der herzustellen; es wollte aber nicht glucken. Christian bereute es, daß er her übergekommen war, bloß, um solche Reden anzuhören und Agnes ableh nende Miene vor Augen zu haben Was tat er noch hieri Das Tisch, tuch war längst zwischen ihnen ent zweigeschnitten; er war fremd ge worden, er konnte gehen. B:el früher als ehedem zog er nch zurück, und Martin folgte ihm. Im Schlafzimmer kam es nachher zwischen den Eheleuten noch zu einer zene. Bärengruber agle inner Frau einige unterdruckt heftige Worte, sie aber fuhr gleich auf ihn los und warf ifcm Liebloiigkeit gegen seine Tochter, Mangel an Streben und Einsicht und noch hunderterlei nicht zur Sache Gehöriges vor, so daß cr wieder einmal fühlte, es sei für ihn unmöglich, sich mit ihr zu verständl gen. Er war froh, als ihre in der Erregung immer so schrille Stimme verstummte und nicht mehr bis zu Randa und zu dem Dienstmädchen in der Küche dringen konnte. Wie immer, geriet er schließlich in einen Zustand, in dem ihm schon alles eins war. Als ein Mensch mit wenig Bedürfnissen, der die Kunst verstand, sich sein Weniges einzutei len, hatte er nie besondere Sehnsucht nach Reichtum verspürt jene Sehn licht, die so viele durch ihr ganzes Leben begleitet , aber vielleicht war's in der Tat besser, wenn Agnes reich heiratete. Sonst würde sie ja nie zufrieden sein. Nachher wahr chemlich auch nicht, aber vorher ge wiß nicht. - Es graute ihm jedoch vor dem Gedanken, sein Kind diesem Men chen von so unvorteilhastem Ausse hen zu geben. Sein Borleben, um das er sich erkundigt, hatt: auch nichts Erfreuendes für ihn. Zwar konnte man ihm nichts Unrechtes nachsagen, allein sein Geld war erspeku'.iert, und ur einen Mann wie Barengruder, der sein ganzes Leben lang in ehr licher Arbeit nur eben das Notwen dicie erworben hatte, besaß dieses Kunststück, aus nichts so viel zu ma chen, etwas Unheimliches. Aus emer halb bäurischen Familie stammend, war Traumichel ein un tergeordneter landwirtschaftlicher Bc amter gewesen, hatte einige tausend Gulden geerbt und. sogleich die Ar beit aufgegeben, um zur Spekulation überzugehen. Er kaufte ein verjchul detes Gut, gab eZ mit Gewinn weiter, und so fort. Binnen zwanzig Iah ren hatte er aus den paar Tausenden eine Million gemacht. Er besaß ein Schloß und konnte herrschaftlich le ben. An diesem Erwerb klebte gerade kein Makel, aber sympathisch war er Herrn Bärengruber nicht, und er tc grüßte am Sonntage den Gast mit großer Höflichkeit, aber nicht herz lich. Herr Traumichel wußte, was sich chickte. Bor ihm war ein Korb mit Angesetzten Hyazinthen angelangt, die das Bärengrubersche Wohnzimmer köstlich durchdufteten, .und er selbst steckte in einem feinen schwarzen Rock, t,er, obgleich sast neu, ihm über die rasch anwachsende Magenwölbung doch schon wieder knapp geworden war. Karl Traumichel sah im Gegensatz zu andern untersetzten, dicken Män nern viel größer aus, als er war. Man konnte ihn nicht eigentlich häß lich nennen, seine Züge hatten jedoch einen rech! gewöhnlichen Schnitt, und seine allzublühende Gesundheit der häßlichte ihn noch bedeutend, denn das zu stark ausgeprägte körperliche Gedeihen beeinträchtigt doch immer den Ausdruck der Intelligenz. Mit seinem Aeußcren eines gesetz ten Familienvaters war ti für Trau michel nicht leicht, den Verehrer zu spielen. Agnes erleichterte es - ihm auch nicht besonders. Die beiden Männer, geriete zW j l aus die Politik, weil da! doch iu Gebiet ist, auf dem auch die Fremde sten einander etwaS mitzuteilen h,i den. Traumichel schimpfte redlich auf die anmaßenden Ungarn, aus die Tschechen, die Slowenen und die Italiener und alle die andern unru higen und begehrlichen Bewohner de! Hausei Oesterreich. Da verstand man sich gleich ganz gut, obgleich Trau michel christlich'soziiil gesinnt war. während Bärengruber auf die im Rathaul herrschende Partei weniger gut zu sprechen war und zum ibe ralismuS neigte. Ali der Sohn deS Hauset dazu kam, bewies Traumichel auch ein ge wisse Interesse für Spitalangeie genhciten. .ES tät' mich recht freuen', sagte er, .wenn die Einrichtungen in den Spitälern immer besser und besser würden. Für die kranken kann nichts zu gut sein. Dagegen bin ich nicht dasür, daß sich der Humanitätsdusel auch in den Strasiinstallen so breit macht. Einer meiner Freunde, ein Baumeister, der eine Strasanstalt ge baut hat, sagt, die Verbrecher haben sich's bald besser wie die in Freiheit Besindlichen. Wie die Armen ge wiß! Ist daö gerecht Z" .Die in Freiheit Besindlichen, und sind es auch die Aermsten, haben doch immer noch wenigstens die Freiheit", meinte Martin. .Der Staat sollte sich eben auch der Armenpflege besser annehmen", setzte Bärengruber hinzu. .Daß der Komfort in den Ge fängnissen gar so groß ist, glaube ich auch nicht", versetzte Martin etwas spöttisch. .UebrigenS hat der Staat auch gegen die armen Teufel, die sich gegen die Gesetze vergangen haben und schließlich nicht alle Mörder sind, die Verpflichtung, sie ihre Strafe nicht an Orten abbüßen zu lassen, wo ihre Gesundheit und ihr Leben gefährdet werden, sonst erleidet gar mancher die Todesstrafe, anstatt der zwei oder drei Jahre, zu denen er verurteilt wurde." .Das hat eiwaS für sich', gestand Traumichel zu. Seine Ansichten waren vielleicht nicht immer ursprünglich milde, aber er konnte sich zu menschenfreundliche ren Anschauungen bekehren, wenn man ihm die Sache im entsprechenden Lichte darstellte. Er rühmte sich auch. Mitglied zahl. reicher Wohltätizkeitsoereine zu sein, wozu er sich vermutlich nicht aus eigenem Antrieb entschlossen hatte. Aber daß er sich von Freunden und Bekannten dazu hatte pressen lassen, das war immerhin schon etwa!. Diesen Borrat on Gutmütigkeit zu entdecken, gewährte Vater und Sohn eine gewisse Beruhigung. Beim Essen und Trinken entfaltete Traumichel ganz leidliche Manieren, ja, er tat sich sogar etwas darauf zugute. Messer und Gabel so zu handhaben, wie er es von feinen Leu ten gesehen hatte. Der Hausfrau war es nicht ti wünscht, daß sich die Männer so tief in ihre langweiligen Gespräche ein ließen. Traumichel sollte sich lieber um die Agnes kümmern, und immer wieder machte sie Versuche, diese ins Treffen zu schicken. Aber das jun ge Mädchen war fehr froh, daß sie heute denen enthoben war. sich un ausgesetzt mit Traumichel zu unter halten. Sie war im allgemeinen nicht sehr gesprächig, und insbeson dere fand sie es schwierig, einen Ge genstand ausfindig zu machen, der bei Traumichel auf Anklang stieß. Viel besser gelang dies der Gusti. Wenn die ein Wort sagte, so war es just das, was Traumichel auf der Zunge gelegen, und des Thema. das sie anschlug, griff er hocherfreut auf, weil es immer eins war, über das er etwaS zu sagen halte. .Schone Seelen finden sich zu Wasser und zu Lande", dachte Mar tin bei sich. .Wenn er doch wenig stens die Gusti nähme!' Gleich daraus machte er sich auch darüber Vorwürfe. Denn war di? Gusti nicht auch noch jung, sast eben so jung wie Agnes, srisch und rein? Dennoch konnte er sich helfen. Um die Gusti täte es ihm nicht so leid. Da3 unausrottbar Gewöhnliche ihrer Seele ließ sich nicht leugnen. S:e würde sür eine solche Ehe besser pas sen. Nur Herrn Traumichel wurde sie nicht passen. Trotz seiner freudigen Zustimmung, denn Gusti wieder ein mal aus seiner Seele gesprochen hat te, und obschon er zuvorkommend und freundlich gegen sie war, liefe er st: doch freundlich genug merken, daß sie ihm nur als Nebenperson galt, und mehr als einmal hätte Martin bei nahe über die Bestimmtheit, mit der ihr Traumichel das zu verstehen gab, gelächelt. (Fortsetzung folgt.) Auf der russischen Ei s e n b a h n. .Können Sie mir sa gen, wann wir nach 2cosiau rom men? Schaffner: .Nein, Herr! Aber auf dem Bahnhof in Moskau ist eine gro ß Uhr, da können Sie gleich 3s e hen, wenn wir dort sind!' Rechtfertigung. Gattin: Rudolf, meine Zofe behauptet. Dr hättest ihr einen Kuß gegeben!' Gatte: .Ach, das lügt sie ja nur aus Wut darüber, daß ich Dein Stu benmadchen ihr porziehel Tragische jlebe. Von gharlkk ftolky. .Warum hast du den Kaffee in dieser Laube servieren lassen, so dicht neben der Terrasse der benachbarten Villa?' fragte ich Bassal. dessen ge heimnisvolleS Gebaren mich inleres sierte. .Vorerst', erwiderte mein Freund mit leiser Stimme, weil der See bei diesem herrlichen Mondschein, mit den im Wasser sich widerspikgcli'rcn Lich ter,n von Luzern, dir, von dieser Stelle auS betrachtet, weit zauberhaf ter erfcheinen mug. Und dann, weil ich dich in diesem einzig seschühten Plätzchen meine! Gartens Zeuge ei ner eigenartigen Szene sein lassen wollte. Außerdem können wir beide alles sehen, ohne gesehen zu werden, stemm'!" Und durch eine der Oefsnungen, die er in der Wand aus Blattwerk be zeichnete, sah ich von der kkitegenge setzten Richtung einen Mann langsa men Schrittes daherkommen, gestutzt auf den Arm eine fremdartig gcklei beten weiblichen Wesen. .Diese Frau, eine Russin, namenS Niania. ist die Dienerin", flüsterte mir Bassal inS Ohr. .Aber betrachte lieber den Mann!" .Den Mann?" Wo hatte ich dieses schöne, noch so junge Gesicht nur gefthenk Seine Blässe und Traurigkeit täuschten vor erst meine Erinnerungen. Dann ent sann ich mich plötzlich. Obwohl ich ihn feit ungefährt zehn Jahren, dem Zeitpunkt seiner Abreise nach Beters bürg, nicht wieoergetrofsen, erkannte ich doch JacqueS Vermond, den ent zückenden Maler, den Portraitisten, der allen eleganten Frauen den Kopf verdrehte. Ich wußte nur, daß er infolge eines Liebesabenteuers, das übrigens geheimgehalten wurde, die ünltlerlaufbahn ausgegeben hatte. Man hörte dann lange nichts von ihm. Nahe der Marmorbalustrade, die den See überragte, ließ Niania den Maler in einen Gartenfauteuil glei ten, aber mit folcher Lorsicht, daß ich Vassal mit halblauter Stimme fragte: .Er ist wohl sehr krank?" -Durchaus nicht", antwortete mein Freund, den Finger auf die Lippen liegend. .Still! Höre jetzt lieber. . ' .Niania!' rief Jacques Vermond der Dienerin zu, die sich bereits ent fernte, .sage der Prinzessin Lydia, sie möge herkommen. Sie weiß, wie be unruhigt ich bin, wenn ich mich allein befinde. . .' .Diese Prinzessin Lydia', fragte ich wieder, .iA ohne Zweifel jene lei denschaftliche und eifersüchtige Frau, durch die Jacques feiner Kunst, sei nen Freunden und der Gesellschaft entrissen wurde?" .Dieselbe', mrmelte Bassal mit ei gentümlichem Lächeln. Tu wirst gleich sehen. . .' Ein Geräusch erregte meine Auf merksamteit, und ich bemerkte beim Mondschein eine alte, dicke, häßliche Frau mit grauem Haar, die schwer fälligen und langsamen Schrittes da herkam, und deren auffallende, an spruchsvolle Toilette ihren Anblick noch abschreckender machte. .Ist dies die Mutter der Prinzes sind?" Vassal flüsterte ganz leise: .Nein. die Prinzessin selbst! Trotz ihrer mehr als vierzig Jahre war Liese Lydia vor zehn Jahren noch elegant genug, um emen Phantasten wie Vermond zu ködern. Du kannst nun sehen, was die Zeit an ihr vcr brochen!' Daß Jacques von ihr, dieser Prinzessin, leidenschaftlich geliebt wird, begreife ich. Er muß ja um ein Jayryunvert zunger lein als sie! Aber er, der Unglückliche, trotz allen Mitleids muß er sich abgesto ßen. . .' Schweige doch, ungeduldiger Schwätzer!" unterbrach mich Vassal vorwurfsvoll. Oeffne lieber Augen und Ohren. Tu bist noch lange nicht am Ende der Ueberraschungen." .Lydia, bist du es?" fragte der Maler, indem er sich erhob und halb umwendete. " .Ja, Jacques, ich bin es', erwi derte die Prinzessin. .Teurer Engel, komm' zu mir! Der Abend ist so mild. Welche Wohl geruche entströmen dem leisen Luft chen! Das sind Erinnerungen an unsre schönsten italienischen Nächte. Wie liebten wir uns damals! Wie glücklich waren wir! Und doch um wieviel leidenschaftlicher liebe ich dich jetzt, um wieviel glücklicher fühle ich mich letzt! Tu bist schon, Lydia, schöner denn je! Laß mich deine blühenden Wangen und rosigen Lip pen küssen, dein goldiges Haar lieb kosen. . .' Wahrend er so sprach, hielt Ber mond die Gestalt der Prinzessin zärt lich umschlungen: verliebt streichelte er die grauen Flechten Lydias, lei denschastlich küßte er ihre gerunze! ten Wangen, ihre welken Lippen. Und beide lächelten er strahlend vor Glück, sie mit einem unbeschreib lichen Autdruck triumphierender Sinn lichkeit. Zuzusehen, wie dieser noch junge, bezaubernde Künstler diese schrecklich verblühte, diese hinfällige Ruine um! armte, zu hören, wie er seine fljü$.enj den Schwüre eine Nomeo on diese Greisin verschwendete, bildete einen so wunderlichen, ia entsetzlich-n Kontrast, enthielt eine so possenhasle und zu glexH schmerzliche Ironie, daß ich glaubte, von einem schrecklichen Traum be anaen zu sein. .Dieser arme Vermond ist wahn sinnig!" stotterte ich ganz it stürzt. .Nein", hauchte mir Vassal zu. Er ist nicht wahnsinnig ... er st blind!" Und als ich ganz betrosscr dastand, erklärte er mir: Sech! Monate nach feiner Ver bindiinz mit der Prinzessin hat er das Augenlicht verloren, und mit ihm die Ausübung feiner schönen Kunst. Ein unsagbarer schmerz sür ihn. Er zog sich von aller Welt zurück. Nur seine Geliebte harrte aus, sie hatte ihn nicht verlassen; sie verstand es vielmehr, fein einziger Trost zu blei ben. Die Phantasie des Künstlers stellt ihm nach vielen Jahreil die Heiß geliebte noch so vor, wie er sie ehe mals als Sehende erblickt. Er be wahrt die Jllussion." .Und Lydia?" .Sie", sagte Vassal spöttisch, .ist noch glücklicher als er! Bedenke doch, die unverhoffte Chance dieser selbtt bewußten Verliebten deren Lei denschaft vom Alter nicht abgeschwächt ist , einen so treuen, so qlühcnden Geliebten zu besitzen, einen Geliebten, der sie stets in demselben Jahren, in derselben Schönheit zu sehen glaubt, der sie immer unverändert so sehen wird!" .Wieso weißt du daö alles?" fragte ich, mehr und mehr erstaunt. Und Vassal gestand mir zynisch: Diese für Vermond fg sanfie, so einschmeichelnde Lydia ist zuweilen tyrannisch und jähzornig gegen ihie Bediensteten. Nach solchen Szenen springt dann Niania, ihre Dienerin, über die Hecke und flüchtet rasch in meinen Garten. Ich besitze dann die Indiskretion, sie zum Schwätzen zu bringen. . .' Aufs neue ließ sich Jacques' Stim me vernehmen und lenkte unsre Blicke nach der Terrasse. Warum gehst du wieder, Teuer sie?" .Ich komme sofort zurück, mein Freund. Es fällt mir ein, daß ich mehrere Briefe auf dem Tisch liegen ließ, und diese Niania iiL so neugie rig, stöbert überall heruii, . Kaum war die Prinzessin ins Haus zurückgeehrt, als man laute Stimmen und Klagerufe vernahm. Jacques Vermond horchte unbeweg lich, beunruhigt. Aber bald erschien Lydia wieder auf der Terrasse. Nu hig, liebkosend beschwichtigte sie den Maler: .Hier bin ich wieder, nietn geliebter Jacques. Ich hatte mich nicht ge irrt; diese schändliche Niania las rich tig meine Briefe." .Mir war eZ aber, als hörte ich. . .' .Ja, ja, ich habe sie ein wenig ausgeschalten. Sie weinte, aus Aer ger, ertappt worden zu sein. Das Mädchen wird immer unerträgli eher. So wie wir nach Nußland zu rückkommen, werde ich sie entlassen. Aber rege dich solcher Kleinigkeit hal ber nicht auf, mein Schatz! Es ist nichts, hat absolut nichts zu be deuten. . .' Und wieder umschlungen, auf die Balustrade sich stützend, und dem See zugeneigt flüsterten sie allerlei, von Seufzern und 5t,üssen unterbro chen. Von einer Art Widerwillen gepackt, wendeten wir unsre Blicke von die sem geradezu rätselhaften Paare ab, als ein Schatten eiligst im Gebüsch verschwand. Dieser Schatten war Niania. Die Kleider in Unordnung, verstört, wild bebte sie am ganzen Körper, als sie vor uns trat. Durch Tränen hindurch funkelte ihr Blick vor Wut. und ihre Züge schienen von Haß verzehrt. .Sehen Sie die Falsche, hören Sie die Treulose?" stammelte, Niania ganz leise, mit vor Zorn erstickter Stim me, indem sie mit tragischer Gebärde auf die Terrasse wies. Diese alte Katze! Zu ihm das Samtpfötchen! Aber für mich, oh, für mich nichts als Krallen! Soeben hat sie mich ge kniffen, gekratzt. . . Sehen Sie nur, was sie mir getan!" Die Dienerin schürzte, wie außer sich, den Aermel hoch, zeigte ihren ma geren Arm, auf dem wir, im Halb dunkel des Bosketts, in der Tat schwarze und bläuliche, blutunter laufene Flecke wahrzunehmen glaub ten. Und zitternd, von Nachsucht fortgerissen, drohte sie mit dumpfer Stiinme, aber wie in rasender Leiden schaft: .Ich hasse se. hasse sie jetzt! Die ist zu schlecht. . . zu grausam, ja verworfen! Man soll aber alles er fahren. . . ich werde sprechen. . . alles verraten. Das soll meine Rache sein!'- Durch diese Aufregung wurde ihr ganzer Körper von nervösen Zuckun gen erschüttert. Vassal, ein Geheim nis witternd und von ungezähmter Neugier gepackt, schürte noch die Wut der Dienerin durch sein eigenartiges Achselzucken. .Rache? Was für Rache?" meinte er mit neugieriger, herausfordernder und doch zweifelnder Miene. Längst haben Sie mir gesagt, was alles zu sagen war. Um mich auch nur der gkliiigstcn Illusion über Ihre Her ein noch hinzugeben, müßte ich ja ebenso blind sein wie dieser arme Vermond. Niania ließ sich durch diese plumpe List singen. Sie lachte schweigend, aber mit einem erschreckenden Lachen, und letzte daraus mit derselben wil den Leidenschaft fort: .Wenn Sie nur das wissen, wal ich Ihnen gesagt, so wissen Sie gar nichts! Das Geheimnis kann nie niand auf dieser' Welt ahnen. Der ,unge Maler selbst nicht. Diese, Ge hcimniS nun ja. ich werde et Ihnen verraten: Damit mein Herr diese Elende nie mehr verlasse, nie eine andre Frau liebe alS sie, damit er sie stets für schön und jung halte hat sie, diese Prinzessin ihm selbst die Augen ausgebrannt! Und als Vassel und ich einander cntictzt anstarrten, wiederholte Nia nia fieberhaft, hart, unversöhnlich: .Ja. sie. die Prinzessin! Ich selbst habe es gesehen, ich selbst, wie sie Gift in das Augenwasser goß, in dem er sich täglich die Augen badete! War eS Mißtrauen oder Vorah nung, oder hatte die Dienerin ihre Stimme zu laut erhoben, plötzlich hör ten wir in der Stille der Nacht den gebieterischen und scharfen Ruf der Prinzcllin: Niania! Niania! Niania!" Wir zuckten zusammen. Aber die unglückliche Dienerin, von abergläubi schein Schreck gepackt, klapperte vor Angst mit den Zahnen und stöhnte ganz außer sich: Sie hat mich gesehen, mich ge hört! Sie weiß, daß ich geplau dert. . . Ich. bin verloren, verloren, verloren!" Und trotz unsrer Bitten, unsrer Bemühungen sie zurückzuhalten, konn te Niania dieiem .-'bieterischen Ruf nicht widerstehen, entwischte aus dem Boskett, stürzte sich in die Laube und verschwand. Einige Minuten nachher, als ich, noch ganz verwirrt von dieser sonder baren Szene, durch Vt Oeffnung der Laubwand hindurch sah, lag die Ter rasse verlassen da. Fenster und 2ü ren der bnachbartcn Villa waren ge schlössen, alles schien in tiefem Schlaf versunken. . . Ten nächsten Tag horten wir, daß Vermond, die Prinzessin und ihre Leute, unvermutet, eiligst, mitten in der Nacht abgereist waren. Und ich erfuhr nie, ob Niania ihre Gebieterin bloß aus Rache verleumdet hat. gard 8 Tp?et, Ein Augenspezialist hat einmal ge äußert: Die Wirkung der Farben aus unser Temperament ist weit grö ßer. als die Menschheit es ahnt." Nach einen Ermittelungen stimmt die gru ne Farbe zur Freude, die weiße zur Arbeitslust, die rote zu Aerger und Launenhaftigkeit, die blaue zur Ge mütsruhe und die gelbe zum Haß und Streit. Vielleicht ist es kein Zufall, daß die letztgenannte Farbe dem Ehinezen als Symbol alles Ue bels gilt; sie ist deshalb auch ihre Trauerfarbe, denn ein Todesfall ist immer das Werk böser Geister. Die Wirkung der blauen Farbe kann man bei langen Ozeanfahrten an sich selbst beobachten. Das Himmelsblau und die blauen Wogen erzeugen trotz der Abgetrenntheit von aller Welt ein Gefühl stiller, friedvoller, glücklicher Ruhe, grün hingegen schafft lebens vollere, fröhlichere Gefühle. DaZ weiß man ja auch wohl aus seinen Spaziergängen. Rot aber, z. B. ein rot tapeziertes Zimmer, macht nervös und unzufrieden mit sich und seiner Umgebung. Die rote Farbe ist zu düster und verdüstert deshalb auch das Gemüt. Und weiß? Sind nicht die in nordischen Ländern, - in den Schnee und Eisregionen, lebenden Bewohner tapfere, tätige Menschen, trotzdem die Kälte, die oft sehr große Kälte lähmend auf den Körper wirkt? So sieht man, daß die Farben tat sächlich eine Rolle in unserem Leben spielen, die man mehr beachten sollte, als es geschieht. 14 sin rittk. Von einem bekannten italienischen Dichter erzählt man folgendes Erleb nis. Er hatte einen neuen phanta stischen Roman scheinen lassen und wartete nun aus den Erfolg. Aber die ersehnten Käufer kamen nicht. Der unglückliche Autor ging aus ei nem Buchladen in den anderen und erkundigte sich nach dem Schicksal sei nes Romans, aber immer wieder er hielt er die betrübende Auskunft: Nichts verkauft, Herr.' Als r wieder einmal bei dem Buchhändler vorsprach, bemerkte er plötzlich neun Ezemplare statt der acht, die er bei seinem , vorgehenden Besuch gesehen hatte. .Neulich hatten Sie acht Exemplare", sagte er entrüstet, .und heute sind es neun. Mehr werden können es doch nicht . . .' .Ja, wissen Sie", sagte der Buchhändler, eine Dame, die schon den Roman gekauft hatte, brachte ihn zurück, sie möchte irgend etwas anderes dafür haben, und schließlich habe ich ihr Abziehbilder dafür gegeben . , .' . Unsere Schnilllnufltt-Gjxkltt raS'ue'schuMkid. . No. "1050 I J050 Die Eigknart deS hier bgebildele Kleidchens likgt in der tiefen Eattelpssse, d.'k die langen Aermel ongeschnilten sind. Einfacher Kimonoschnitt gab dazu die Grundsorm. Die Herstellung ist daher einfach und leicht auszuführen. DoS lose Milteltheil wird einem Jultcrleibcken n gesetzt; diesem schließt sich, verdeckt durch den geraden Gürtel, daS rundgcfchnittene Röckchen an. AkS Material für Cchulllei der hat sich klcinkarirter Gingham au'ge zeichnet bewährt. Zur Belebung der Far den giebt man den Anzügen weißen Auf putz,, der in Form von tragen, Manschet ten und Gürtel an diesem Modell nge bracht ist. Weiße Perlmiittcrlnöpse ver Mitteln den Schluß. Trefflich geeignet u Hcrbslkleidchcn ist ferner Cheviot odee die beliebten halbwollenen Shepherd'CheckS, die in verschiedenen Forben'Zlombinaüo nen erhältlich sind. Gebraucht' werden zu diesem Schnittmuster, da! in Größen den K 14 Jahren erkälttich ist, LZ gard Ma terial bei 44 Zoll Breite. . VkstUungIAnwisungkNk Diese Muster werden an irgend eine Adresse gegen Einsendung deS Preises geschickt. Man gebe Nummer und GroKe und die volle Abre le deutlich geschrieben an und schicke den Eoupon nebst 10 CentZ für. ieöe? bestellte Muster an da Omaha TribünePattern Dept 1311 Hard Tt. ,' Teutsche Truppen gegen die Serben. Eine Nachricht, die vielen unserer Leser überraschend kommen wird, be richtet von einem siegreichen Borgehen reichsdeutscher Truppen Schulter an Schulter mit den österreichischen Waffenbrüdern. Ein erfreuliches Zeichen des treuen Zusammenhaltens der beiden verbündeten Armeen. EZ wird darüber folgendes berichtet: Berlin. 23. August. Aus Sera jewo ging heute nachmittag folgende Meldung beim Admiralstab der Ma rine ein: Am 20. August wurde die von den Serben besetzt Höhe 354 bei Bisegrad genommen. Die See soldaten befanden sich bei dem Sturm in erster Linie. Die Verluste betru gen: 3 Mann tot, zwei Offiziere und 21 Mann verwundet. Das Verhal ten der Mannschaft war mustergültig. Gezeichnet: Major Schneider. . Es handelt sich bei diesen Kämpfen um das Marinedetachemcnt, daS sich in Skutari befand und sich nach Ab zug aus Skutari den nächsten öster reichischen Truppen angeschlossen hatte, mit denen gemeinsam es bei Visegrad gefochten hat. Visegrad ist eine österreichische Grenzfestung im ludlichen L.eite Bosniens, oicht an der montenegrinischen und serbischen Grenze. ' Im Kurvrt. .Na, wi macht sich die Saison heuer in Jh rem Kurort?' , Polizist: .Schlecht, da? feine Pu. blikum bleibt auS. Sonst hab' ich um die Zeit allweil schon ein paca Hochstapler g'habt, teuer erst zte harmlose Bettler!' H Ihre Erfolge. .Hast Zt auch Erfolg im Studium? Studentin: . ja! Gestern tvat z. B. der Gerichtsvollzieher hier; olS er mich sah, hat er sich sofort erbo ten, meine Schulden aus seiner Ta sche zu bezahlend l Jil mww - WMsck . r-öL' mm: S i : .:; 4; 3 r 1 KMsWLi. läi Jj WrGbllM I r ;;n 4 ml m M- - m ! j - : ; j 2. : : : s s i 5 i , k. ,? i S fcf , i 5 ä ., SS 1 3 . -j o- H -s ; ö 2 & $ S i 5 k .. 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