Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, September 26, 1914, Image 5

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p Sturm von ((Mich. - Der Fall von Uamur und Mau.
r:Ku Die Überraschungen des Krieges. Das neue
vclazerunggschülz. Der vau eines modernen
sorts. panzerthUrms und Vetondeckung. Der Angriff
r auf eine moderne Festung. Zeitraubende vorbe:eitungn.
Pas 2lrtillerieduell. Die Attacke. Minen und Gegen
minen. Der letzte Kampf.
S n der ersten Phase der dkütfchkn
Tätigkeit aus dem westlichen
Jltiegsschouptoi sind drei Punkte
m0S sclvsl vom Gegner als bereun
dkinwk,th und Uk.bkslieilbare Erfolge an
erkannt worden: die muslerhasl Präzision
der Z!obllmachung. der mit unw,derslel
lichkll rast gcsiihrte Vorstoß geqen 'SU
gien und Frankreich und die Einnahme
zweier erstklassigen modernen Festungen
gütlich und Ziamur in unglaublich
kurzer Zeit. Die Sachverständige der
Alliirten waren der festen Ueberzeugung,
die Teutschen bei diesen beiden Plätzen
wochenlang, ja selbst Monate sestlegen z
können und in wenigen Tagen weht, die
deutsche Ilaqge von den zerschossenen
Forts dieser Festungen. Bei Lüitich
führte der Gegner als entschuldigende (fr
tlärung an, das; die Armierung der 7j;
stung noch nicht vollendet gewesen, die
Arieelöbesadung noch nicht vollzählig ein
getroffen und der Gouverneur und seine
Truppen durch die Ereignisse vollkommen
überrascht worden seien. Bei Namur sie
len diese Äulrcden weg, desgleichen bei
Msübeiige, wo außer Belgiern auch Jran
zoseN' und Engländer die Besatzung ver
stärk!. Et war Zeit genug gewesen, sich
aus die Vertheidigung vorzubereilen nd
dem anrückenden Gegner mit aller ttrast
zu begegnen der Feind kam nicht über
rastend. Unter Berücksichtigung aller die.
(et Verhältnisse muh es umsomehr Be
wundcrung erregen, das, diese großen mo
deinen Festungen, die von einem Kranze
von Panzerforts umgeben waren, in so
kurzer Zeit fielen. Et muß dies auf die
vorzügliche höhere Führung, die faijflf
mäße 'Vorbereitung, die gute Ausbildung
der Truppen, ihren Heldcnmuth und ihre
Todesverachtung, und vor allem auf die
außerordentlich vernichtende Wirkung der
schweren Artillerie der Teutschen zurück
geführt werden.
Im Fcldzuge 187071 hatte sich so
wohl die Führung wie die Truppe den
?-korderungen de Jestungstrieges nicht
f "jsen gezeigt sie hatte auf diesem
Ltmch versagt, wie die monatelangen Be
logerungen der einzelnen Festungen bewie
scn haben. Man hatte die Ausbildung iin
Festung-kriege vernachlässigt und olle
Aühi nur auf die Feldarmee und den
Feldkrieg verwendet. Die gemachten Feh
lcr wukdcw deutscherseits erkannt und os
scn eingestanden und nach dem Kriege in
siiller. zielbewußter, langjähriger Arbeit
abgestellt. Der Erfolg heißt Lüttich. 'Jifl
mur und Maubeuge.
Neben der Ausbildung und Führung
ist dieser Erfolg der gewaltigen Wirkung
der neuen Belagerungsgeschütze zuzuschrci
den, die einfach unwiderstehlich sind. Wc
der Panzer noch Beton schützen dagegen.
Ueber die Art der modernen Festung und
de FkstungSkricgks lassen wir einen Fach
mann reden, Oberstleutnant a. D. Fiobc
nius. der in seinem Buche .Dcutschlandz
Echicksalsstunde" diesen ttrieg vorgeahnt
und mit überraschender Wahrheit in vielen
seiner Einzelheiten geschildert hat:
.In Teutschland ist von Alters her auf
dem Gebiete der Befcstigungskunst da!
Ttpben zu erkennen, unabhängig vom
Ausland eigene Wege zu gehen. Aller,
dings konnten sich die Bauherrn und Bau
meist Deutschlands dem Einfluß des
Auslandes nicht entziehen, als dort reiche
kriegerische Erfahrung wichtige Fortschritte
Im Festungsbau zeitigte, ober immer brach
sich der deutsche Geist wieder Bahn durch
die ihm gcistesfremdcn Formen und fand
sick auf den alteigenthümlichen Weg zu
rück, dessen Richtung in neuester Zeit auch
im Auslande trotz allen Eträubens als
die allein richtige und zweckmäßige aner
kannt werden mußte.
Schon 1861 hatte Moltke seine Ansicht
dargelegl: Von entschiedenrm Einfluß
auf die Kriegführung werden künftig nur
solch, Plätze sein, welche für den Krieg
wichtige Hilfsmittel, also größere Städte
umschließen und sicherstellen, welche durch
starke Besatzungen auch über den Bereich
ihrer. Geschütze hinaus noch wirken, urkd
welche imstande sind, einem Heer gegen
UebkkZegenheit Schutz zu gewähren, sei es
innerhalb ihrer Werke oder hinter dem
Terrsinabschnitt (Stromlauf), auf wel
chem sie liegen. Man wird daher zukünf
iig wenige, aber sehr große Festungen
brauchen." Jetzt schloß man sich dieser
Ansicht n, daß nur große mit einem Fort
gürtel versehene, an Strömen gelegene
Festungen die Verstärkung mit den neuen
Baustoffen rechtfertigen, und bezüglich
der kleinen, der Fort entbehrenden Plätze
kennzeichnete General v. Hänisch den ein
Itinehmenden Standpunkt: Ihr Werth
wird sich in der Folge mehr und mehr da
sauf reduziren, daß sie durch Angriffs
Mittel del FeldkricgeZ nicht zu bewältigen
sind, daß sie zwar durch feindliche Beob
achtung und Zernierung. lahmgelegt wer
den können, daß aber, um ihrer Herr z
tverdcn, der Gegner der zeitraubenden
Heranzichung und Entfaltung des Appa.
kakeZ zu einer sörmlichen Belagerung be
darf." ' .
Entgegengesetzt den alten Forts, die im
weiten Ünikreis der Festung überall sich
vom Horizont abheben, verschwinden die
neuen Anlagen im Gelände und bieten ein
sehr ungünstiges Ziel. Mit der Höhe der
WaUschüttuuqen mußte aber auch der Un
lerbau. der Unierkunfis und Borraths.
riium('!' dcr altgewohnten Wcise äufge,
geb'n werden. Allerdings sehen wir n.
t d?m Nehlwall noch eine einstöckige JA
ne; sie ist ober tief in de Boden der
tiikt und mit einer starken Betondecke ver
ehen. und vor ihr liegt eine aleickartiae
Anlage, deren bis ein Meter sich erhebende
Oberfläche die Geschlltzthürme trägt. Zwj.
scheu beiden Bauwerken befindet sich nur
ein schmale: Lichthof, der nöthigensall
bcnfall eingedeckt werden kann, so daß
ei zusammenhängendes Betonmassi ent
steht, dessen Höhlungen sä,nmtli.ne Un
terkunsls' und vorrathsräume umfasse,
in Hohlgang leitet unter dem Hos des
Werke zu kleinen Bereilschaftsräumen un
ter dem Frontmall, läßt durch Abzwei.
gungen die vordersten Panzer (schnell
feuergeschütze und Beobachtung) erreichen
und vermittelt durch zwei Ausgänge den
Verkehr dcr Infanterie mit ihrer Gefechts
stellung. D,e us vier Haubitzkuppel
bestehende Batterie wird durch die Srv
brustwehr maskirt.
Um die Zahl der Flankirungsanlagen
zu vermindern, wurde der Graden der bei
den Facen bis zum Durchschnitt vor der
Cpitze des Werkes verlängert, wodurch
also ein dreieckiger Grundriß gewonnen
wurde, dessen drei Linien von zwei Gra
benwehre aus bestrichen weiden können.
Tie liegen unter der äußeren Grabenwand
und zwar vor der spitze eine doppelte
Grabenwehr zur Bestreichung beider Fa
eengräben. im rechten slchlpunkt eine ein
sach streiche zur Flaiikirung des 5tehl
grabens. Eie sind unter sich durch eine
Galerie und mit dem Jnner,ides Werkcs
durch einen unterirdischen Hohlgang ver
vunoen. .cr Verkehr findet also ,m pn
zen Werk Tichcrung durch Hohlbau. Die
Lturmsicherheit beruht auf dcr ö Meter
hohen Bekleidungsinaucr der äußeren Gra
bcnwandi die dcr inneren Grabenwand ist
ohne Werth und vielfach durch ein Hid:r
nisgitter ersetzt. Co finden sich auch in
diesem modernen Werk alle wichtigen Eke
mente der alten deuiiwen Befestigung wie
der: das sturmfreie Hindernis der Mauer
mt niederer Flankirung aus gedeckten
Räumen, die Infanterie' und Artillerie
telluna getrennt, aber beide nach Möglich
teil erniedrigt und die eine zur Maslie
rung der andern benutzt; endlich hin
reichende Hohlbautcn zur Unterkunst der
Besatzung und ihrer Bedürfnisse.
Wenn wir nun die Thätigkeit der Je
stungsbesatzung während einer Belage
rung ins Auge fassen, fo müssen wir or
auisetzen. daß der Platz in demselben
Grade kampfbereit dem Feinde entgegen
tritt, wie dessen Armee vor ihren Wällen
erscheint. Es kann sich nur um das Ulm
gen ebenbürtiger Gegner handeln. Tic
Grundlage für die heutigen Ansichten über
den Verlauf des IestungskampfeS bilden
die Erfahrungen, die Russen und Japa
ner bei der Belagerung von Port Arthur
gemacht haben, wobei allerdings davon
abgcscheg weiden muß. daß die Artillerie
der Japaner anfangs über keine schweren
teilfeuergcschütze verfügte, was ihrer
Wirkung Eintrag that. Demgegenüber
darf aber nicht übersehen werden, daß die
russische Artillerie sehr mangelhaft aus
gerüstet und im besonderen bezüglich der
Eteilfeuergcschütze noch viel kümmerlicher
versorgt war als die japanische, die doch
während dcr späteren Stadien über sechs
unzmanzig so schwere Haubitzen geboth wie
sie bis dahin keine europäische Armee zur
Berweiidung bringen konnte. Es ist ferner
in Betracht zu ziehen, daß die russischen
Befestigungen hinter denen unserer Festun
gen weit zurückstanden, zum größten Theil
nur bkfehlsmeise während der Armirung
erbaut und mit schwachen Betondecken
ausgestattet waren. Wenn deshalb die
japaniscke, schwächere Artillerie die bedeu
tend schwächeren Deckungen überraschend
wenig zu gefährden imstande war, dürfen
wir schließen, daß auch der kräftigeren Ar
tillerie einer europäischen Armee die He
deutend stacker'n Bauten deutscher Festun
gen erfolgreich Widersland leisten werden.
Panzer besaß Port Arthur überhaupt
nicht. . j
Die russische Vertheidigung erbrachte!
den Beweis, daß die Angriffsartillerie
wohl imstande sei, eine schwächere Fe
stungsartillerie schnell zum Schweigen zu
bringen, daß aber ihre Vernichtung aus
geschlossen ist und die niedergerungenen!
Geschütze nicht zu hindern sind, sich bei der
Abwehr des Nahangrisfö noch wirksam z
betheiligen; sie brachte denBeweis. daß der
Nahangriff, weit entfernt, ausgeschaltet zu
werden, dank den neuen Vertheidigung!
Mitteln einen noch langsameren Verlauf
nehmen kann, als zur Zeit der glatten Ge
schütze, und daß auch die Zerstörung der
passiven Vertheidigungsmittel aus der!
Ferne nicht in dem Maße zu ermöglichen
ist, um den Nahangrifs zu erleichtern.
Die Folgerung liegt auf der Hand: Die
glanzvolle Entwicklung der Waffentechnik
hat. anstatt dem Angriff besondere Vor
theile zu bringen, die Vertheidigung we
sentlich gestärkt, denn der Angreifer wird
durch die weittragenden Geschütze der Fe
stung gezwungen, aus einer sehr große
Entfernung den Angriff zu beginnen, also
gerauine Zeit dafür zu opfern, den Zwi
schenraum von Kilometern zu Überwinden.
Und dann erst, wenn n sich der angegrif
fenen Stellung bis zu dem Abstand ge
nähert hat, wo früher der Angrisf .Lber
Haupt begann, dann kann und muß er
einen Nghangriff ausführen, der viel müh
samer, zeitraubender und opferreicher zu
werden verspricht, als er jemals gewesen
ist; Die Vertheidigung hat also durch
den von ihr erzwungenen Fernangriff den
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für sie allein wichtigen Borl!eil gewon
neu, sich länger behaupten zu können.
Selbstverständlich müssen alle Maßnah'
men des ttommandanteil darauf gericklet
sein, den Angriff des Gegners nach Mög
lichkeit z verzögern; ei ist also ganz aus
geschlossen, daß die Besatzung sich aus die
Besetzung unv Vertheidigung der Gürtel
steUung beschränkt.
Die Verbesserung der Geschütze hat den
Anstoß gegeben zu der Schaffung jener
Gurtelstellunq außerhalb der Umwauung,
die dem Vertheidiger viel günstigere
llampfbedingungen gewahrt; die Erweite
rung wurde der Festung durch den mäch,
tig vergrößerten Wirkungsbereich der Ar
tillerie aufgkzwungen, aber ei zeigt sich,
daß auch hierbei, wie immer, jeder Fort
schritt in der Herstellung von.crstörungs
Mitteln der Vertheidigung größere Vor
theile bringt als dem Angriff. 'Mit der
Adschüttclung der Fesseln, die der Verthci
digung durch die geschlossene Umwallung
angelegt waren, bekam die Besatzung Be
megungSfreiheit im Vorfelde, wurde ihre
Zkampfstellunq von den immer wieder ver
altenden Festungswerken unabhängiger
und gewann die Festung Tank denselben
Geschützen, die ihr die Erweiterung auf
nöthigten, die Fähigkeit, den Gegner in
respektvoller Entfernung z hatten und die
Thätigkeit der Besatzung im Vorseide zu
unterstützen.
Um zu folgern, was die Besatzung im
Vorfelde unternehmen wird, müssen wir
einen Blick auf das Vorgehen des Geg
ners und auf die von ihm zu erfüllenden
ätorbedingungen des Angriffs werfen.
Die Telegraplxnstationen der Eisenbah
nen. mit denin weit hinaus die stomman
dantur in Verbindung steht, geben die er
sten Nachrichten von der Annäherung des
Feindes in charakteristischer Weise. Die
Telegramme, die das Eintreffen feind
licher Kavallerie melden sollen, werden
vielfach mitten im Satz abbrechen, da der
erste Weg dcr Reiter zum Telegraphenamt
ist, um die Apparate in Beschlag zu eh,
men. Es ist nur eine schwache Patrouille,
aber sie ist ein kleiner Bestandtheil der in
mächtig ausgedehnter Frontbreite vor
dringenden Kavalleriewolke, die den feind
lichen Marschkolonnen voraneilt, um sich
aller Verkehrsmittel zu bemächtigen, bevor
der Vertheidiger sie seiner Benutzung ent
ziehen oder durch Zerstörung unbrauchbar
machen kann.
Seiner Kavallerie folgen die Jnfan
teriekolonncn des Feindes unmittelbar,
um sich zu Herren des Gebietes zu machcn,
das von den Reitern allein nicht festgehal
ten werden könnte. Sie nähern sich dcr
Festung mit starker Ucbermacht, um von
vornherein jeden Widerstand im Vorfeld
zu brechen und womöglich mit dem ersten
kräftigen Verstoß die Besatzung auf ihre
Hauptverlheidlgungsstcllung zurückzuwer
fcn. Sie sind dazu jetzt besser befähigt
alj früher, da sie der Fcstungsartillerie
gegenüber nicht nur durch die Fcldbatte
rien, sondern auch durch bespannte schwere
Geschütze unterstützt werden, . .
Von dem Umfang der Vorbereitungen,
die der Angriff auf eine große Gürtel
fcstung erfordert, ist es schwer, sich eine
Vorstellung zu machen. Die Technik lie
fcrt ja dem Fesiungskampf ein reiches Ar
senal von Hilfsmitteln, aber sie hat ihn
dadurch weder erleichtert noch vereinfacht.
Im Gegentheil, alle diese Hilfsmittel der
langen ein Personal, daS mit ihrer B
dlenung, Wiederherstellung, und Verwen-.
dung aus dak Genaueste vertraut gemacht
ist, sie Alle verlangen die Unterbringung
in Räumlichkeiten, die ihrer Erhaltung
und Verwendung' Rechnung tragen, und
sie bedingen sich gegenseitig; was der eine
Gegner einführt und benutzt, das ist der
andere gezwungen, ohne Zögern sich eben
falls anzueignen. ,Nun ist aber die
Festung bezüglich der Unterbringung, Un
terhaltung und Verwendung dieser techni
sehen Hilfsmittel, insofern sie nur rechte
zeitig beschafft worden sind, unbedingt
viel günstiger gestellt, als der Angreifer,
der Alles erst heranschaffen, unterbringen
und verwendungsbereit machen muß, be
vor er den Standpunkt erreicht, den die
Festung von vornherein einnimmt. .
Man hat .berechnet, wieviel Eisenbahn
züge ersorderlich sind, um die Bedürfnisse
der Artillerie und der technischen Truppen
mit den in Thätigkeit zu setzenden Trup
penkörpern dieser Waffen selbst heranzu
schaffen. Die größten Ansprüche macht
natürlich die Artillerie mit ihren Kamps
geschützen, deren ?)!unition und Laborier
gerathen, Werkstatteinrichtungen, Batterie
baumaterialien, Förderbahiigeräth und
Bespannungsabtheiluagen. Mit AusschÄH
der Truppenzüge muß maii, um die Gc
räth heranzuführen, für je vier Geschütze
einen vollbeladkNin Eisenbochnzua. rechnen.
Und hiermit kann nur die erste Viuni
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Ein . T)EUTSCHcISiV2 CENTIMETtje-GESCHUTZ,
tlonsrate von fünfhundert Schuß für jedes
Geschütz befördert werden. Für die min
bestens heranzuziehenden vierhundert e
schütze braucht man also hundert Eisen
bahnziige. Dazu würden etwa dreißig
Züge für die zugcbörcnden Artillerietrup
pen treten. Die technischen Truppen brau
ckien im Vergleich nur geringe Beförde
rungsmittel. Außer dem Beräth der
Pionicrbelagerungstraini mit den zugchö
rigen Pionierbataillonen sind die Luft
schifser-, Eisenbahn-, Telcgrapheiisorma
tione und Beleuchtungetrupps mit ihrem
Geräth, ferner Feld und Förderbahnma
terial heranzuführen, wozu etwa fünfzehn
Züge ausreichen werden. Die Gesaiiimt
zahl von hundertfiinfundvierzig Eisen
bahnzügcn, die der Verwendung von vier
hundert Geschützen entspricht, gewährt die
Möglichkeit, die Zeit abzuschätzen, die von
der Hcranschaffung der besonderen Bela
gcrungsmiticl beansprucht wird.
Bei früheren Belagerungen konnte das
viel weniger umfangreiche Geschütz nebst
allen sonstigen Etablissements der Artil
lerie an einem einzigen Ort vereinigt wer
den. Die Zutheilung bestimmter Geschütze
zu jedem Bataillon hat es aber ermöglicht,
jetzt den großen Park in eine Anzahl Ilei
nerer Parks für die Brigaden zu zerlegen,
der seinen Platz hinter dem durch die zu
gehörigen Bataillone- zu besetzenden Ab
sclmitt der Artilleriestellung findet. Selbst
verständlich müssen diese Parks mit der
Entladestation und nach vorwärts milden
Stellen, wo die Bataillone ihr Geräth
übernehmen, durch Schienenbahnen der
bunden tverdcn. Und wenn der Batterie
bau ! Frage kommt, wird man die Ge
leise sogar möglichst bis zu ihren Bau
Plätzen verlängern, um die stete Muni
tionszufuhr zu erleichtern. Es ergicbt sich
also die Nothwendigkeit, ein großartiges
Netz von Schienenbahnen zu bauen, bevor
die Artillerie in Thätigkeit treten kann.
Man benutzt dazu Förderbahngeräth, wird
aber überall, wo di'e Beförderung mit
Dampfbetrieb nothwendig wird, das
schwerere ffcldbahngeräth einbauen müs
scn. Von der hierbei zu leistenden Arbeit
gab die in Frankreich 1!XM gegen Langres
ausgeführte Angriffsiibung einen Bcgrisf:
25.00 Mann und 00 Pferde arbeiteten
einen vollen Monat, um das hierfür noth
wendige sseldbahngeleise.von dreißig Kilo
mctcr Länge zu verlegen. Und isi
gleich hinzuzufügen auf diesem Schic
nenbahnnetz mußten täglich 000 Tonnen
(von je 1000 Kilogramm) Munition be
fördert werden, um die im Feuer befind
lichen 1! Geschütze mit dem täglichen Ve
darf von je 100 Schuß zu versehen. Für
400 Geschütze würde man demnach mehr
als 100 Tonnen täglich zu fördern haben
und dazu etwa 800 Doppelwage dcr
Förderbahn gebrauchen.
Diese Zahlen lassen erkennen, daß nicht
die Beförderung dcr Geschütze oder sonst!
gen GerätheS die bedeutendsten Anforde
rungen stellt, sondern die Anschaffung der
Munition. Da von deren täglicher Zu
fuhr zu den Batterien und von ihrer re
gclmäßigen Ergänzung aus heimathlichen
Beständen die ganze ttampsthätigkeit d,r
Artillerie abhängt, deren ununterbrochene
Wirksamkeit aber für den Fortgang dcr
Belagerung von beinahe entscheidender
Bedeutung ist, so darf der Angriff richt
eher beginnen, als bis für die steige Ber
sorgung mit Schicßbcdarf hinr-ichende
Garantien vorhanden sind. Und nian
wird sich erinnern, daß ' vor Paris die
deutsche Artillerie 1870 Monate lang zum
Schweigen berurtheilt blieb, obgleich in
Batterien längst fertig waren, weil die
Heraifllhrung der für den Jeuerbeginn
erforderlichen Munition von dem Aus
schisfungsplatz Nanteuil aus zweieinhalb
Monate in Anspruch nahm. Dort aber
handelte eS sich im Ganzen nur um 2700
Tonnen.
Während der jedenfalls über mehrere
Wochen sich erstreckenden Zeit der Borke
reitung de Angriffs ist an eine offensiv:
Thätigkeit nicht zu denken. Das ganze
Interesse des AnUeifer concentrirt sich
auf die möglichste Beschleunigung dcr
Vorbereitungen, und die hierzu nicht her
angezogenen Truppen werden sich in ihrer
Eiiischließungstcllung so einrichten, daß
die Besatzung von jeden. Versuch, die Ar
beiten zu stören oder womöglich die Park
Plätze zu erreichen und das Geräth z ver
nichte, abgeschreckt und vor den Bcfesit
gongen zurückgewiesen wird. Das Be
streben der Besatzung wird dahin gehD,
diese Zeit verhältnismäßiger Ruhe auszu
nutzen, um sich ebenfalls auf den. bevor
stehenden Kampf sorgfältig vorzubereiten.
Die noch vor Kurzem allgemein ge
theilte Ueberschätzung der Leistungsfähig
kcit der modernen Artillerie ließ es glaub
haft erscheinen, daß mit dem glücklich
durchgejllhrtcn Aufmarsch, mit dcm dar
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ausfolgenden Beginn des Feuert einer
überwältigenden Gcschlltzmasse das Schick
sal dcr Festung endgültig entschieden sei.
daß es in sehr kurzer Zeit gelingen werde,
die Festuiigsartillerie nicht nur zum
Schweigen zu bringen, sondern zu ver
Nichten, daß man hieraus die Festungs
werke zerstören, die ganze Vertheidigung
steklung unhaltbar machen werde, und daß
diesem Fernangrisf ein Nahangriss folgen
werde, der in einem raschen, sprungweise
Vorgehen der Infanterie bestehen und mit
dem gewaltsamen Angriff aus einer aus
wenige hundert Meter vor den Werken
auözuhebenden Sturmstellung einen leicht
zu erringenden Erfolg ernten werde. Es
ward deshalb als hauptsächliche Aufgabe
der Artillerie erachtet, den allein als eben
bürtig anerkannten Gegner, nämlich die
FcstungSartillerie, zu bekämpfen und nie
derzuirfen, und in der Annahme, daß
sie sich auf einen solchen Kampf unbedingt
einlassen werde, hielt man das Artillerie
ducll für den allein entscheidenden Theil
der Belagerung. Die Erfahrungen von
Port Arthur haben eines anderen belehrt.
Die russische Artillerie war zu schwach
und zu ungünstig aufgestellt, um über
Haupt diesen Kampf ausnehnien zu kon
nen; sie mußte nach kurzer Beschießung
schweigen, und die japanischen Batterien
konnten sich sogleich der zweiten Aufgabt
zuwenden, die passive Stärke der russischen
Werke zu vernichten und ihre Stellung
sturmreif zu machen. Auch dies glaubte
man schnell erreicht zu haben und wurde
bitter enttäuscht, als der hierauf ange
skite, mit beispielloser Todesverachtung
ausgeführte gewaltsame Angriff trotz wie
verholter Erneuerung scheiterte. Man
mußt, erkennen, daß die Artillerie nicht
im Stande sei, ihre Versprechungen ein
zulösen, daß vielmehr der Infanterie nach
wie bor die Aufgabe gestellt werden müsse,
langsam mit Deckungen das Vorfeld zu
überschreiten, und daß die Artillerie nicht
im Kamps mit den feindlichen Geschützen,
sondern in der Unterstützung der Jnfa,n
terie bei ihrem Vormarsch ihre Kräfte ioll
einzusetzen habe.
Der Angriff bekam dadurch eine ga.rz
andere Gestalt, als man ihm hoffte geben
zu dürfen: der Nahangriff war nicht auS
zuschalten, sondern gewann Dank den der
Vertheidigung zu Gebote stehenden neuen
Kampfmitteln, besonders den kleinkalibri
gen Schnellladkgewehren und Maschinen
gewchren in Beibindung mit Hindernis
Mitteln und Minenanlagen eine viel grö
ßcre Bedeutung als der Fernangrisf. Es
bewahrheitete sich, daß nicht der Angriff
durch die Möglichkeit, aus großer Entfer
rning das Feuer zu beginnen, einen Vor
theil errungen, sondern daß die Verthci
digung durch die Erzwingung eines Fern
angriffes vor Beginn des Nahangriffcs
an Widerstandsdauer bedeutend gewonnen
hat.
Die Artillerie wird in kaum geringerer
Entfernung als drei bis vier Kilometer
von der GUrtelstcllung ihren Aufmarsch
bewerkstelligen können; einige hundert
Meter or ihr liegt die Infanterie in
einer sie schützenden befestigten Stellung
und wartet uf den Befehl zum Vor
marsch über das unter dem kräftigsten
Feuer der Festungsgeschütze liegende Vor
selb. Der Vertheidiger hat bisher aller
dings noch nicht viele Rohre ins Feuer
gebracht, denn er hütet sich wohl, die Lage
der Batterien zu verrathen. ES sind
hauptsächlich schwere Kanonen, mit denen
er von Anfang an die Anmarschstraßen,
Ortschaften und sonstige wichtig ersehe!
riende Oertlichkeiten regelmäßig bestrichen
und gewissermaßen belastet hat, ob und
wie, er die Vorbereitungen deS Gegners
stören könne. Die Infanterie hat noch
wenig darunter zu leiden, denn für die
wenigen Geschütze bieten die dew Artil
lerieaufmarsch dienenden Anstalten vor
derhand noch die wichtigeren Ziele; sie ist
sich aber dessen bewußt, daß jeder Schritt
auS der Schutzstellung vorwärts nicht nur
auf den Widerstand der das Vorfeld hal
tenden Besatzung stoßen, sondern auch daS
Feuer zahlreicherer Geschütze auf sich len
ken würde. Siv.wird deshalb verständi
ger Weife so lange zurückgehalten, bis die
Angriffsartillerie schußbereit ist, und in
dem Augenblick gegen die Festung in
Marsch gesetzt, wo die vierhundert Feuer
schlünde in frühester Morgenstunde gleich
zeitig und auf der ganzen Linie dcö An
griffsfcldes in so gewaltiges Feuer er
offnen, daß man als Zuschauer an seiner
alle? vernichtenden Wirkung kaum zwei
fetit möchte.
Je ungeduldiger die Truppen durch die
lange Zeit des vorhergehenden Stilllie
gen geworden sind, desto mächtiger wird
jetzt der Impuls sein, desto energisechr
nnd i jeder Fiber durch das Getöse des
ArtilleliekampscS rrcgt werden sie vor
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wärij drängen, um den Gegner so weit
wie möglich zurückzuwerfen. Andererseits
dars man annehme, daß für den Ver
theidiger mit dem Eintritt des längst Er
wartekn doch immerhin einige Uebcrra
schung verbunden, daß nicht jedes der nun
in Thätigkeit tretenden Organe äugen
blicklich zur Stelle und bereit ist, daß es
also einige Zeit dauern wird, bis auch sti
nerseiis die volle Kraft der Kampfmittel
zur Entfaltung kommt. Tann wird er
aber nicht in blindwüthigem Kampf mit
den Angriffebatterien die vordrängende
Infanterie vernachlässigen und ihre Be
kämpfung seinen im Vorfclde eingenistc
ten Vortruppen überlassen, sondern in
ihrer Bekämpfung seine Hauptaufgabe
suchen, da die Infanterie von nun ab
zum gefährlicheren Gegner wird. Da .er
es unbedingt kann, wird der Aertheidiger
die Angrisfsinfanterie bei Tage hindern,
auch nur einen Schritt weiter vorwärts
zu thun, als ihr im ersten Augenblick ge
lungen ist, Taraus ergiebt sich als Auf
gäbe der Angrifssbatterien nicht der Ge
schlltzlampf an sich, sondern die sorgfäl
tigsie nd aufmerksamste Unterstützung
der Jnfankrie bei ihrem Vormarsch; sie
müssen unbedingt in erster Linie stets die
jcnigen feindlichen Geschützstellungen be
kämpfen und zum Schweigen zu bringen
suchen, die der Infanterie am gefährliche
sten werden.
Man wird selbstverständlich suchen, mit
möglichst wenigen Sprüngen und Stel
lungen die Nahtampfentsernung zu errei
chen; der Vertheidiger aber wird bemüht
sein, dieser Absicht entgegenzuwirken und
zu dem Zweck, das Gelände festzuhalten,
seine vorgeschobenen Abtheilungen an je
dem irgendwie dazu geeigneten Punkt ein
nisten, s, daß die gegenseitige Fühlung
nicht verloren wird, sondern jeder Schritt
vorwärts den Vortruppen dcr Besatzung
kämpfend abgewonnen werden muß. Nach
Ansicht dcr Franzosen wird deshalb der
Fernangrisf dcr Infanterie zu einer fort
laufenden Kette von nächtlichen Kämpfen,
zu einem Ringen um jede als Stützpunkt
nutzbare und zur Vertheidigung eingerich
tete Ortlichkeit. Mit der steten Nähe des
Feindes wächst aber auch für den Angrei
fer die Nothwendigkeit der sorgfältigen
Einrichtung jedes neugewonnenen Ab
schnities. und deshalb kann die Infanterie
nicht des Beistandes der Pioniere entbeh
ren, deren Thätigkeit um so mehr in An
spruch genommen wird, je weiter man
vordringt.
Hatte es dcr Angreifer bis dahin
hauptsächlich mit den Vortruppen der Be
satzung zu thun und bezüglich der zu
schaffenden Deckungen nur auf die Wir
kung der Artillerie Rücksicht zu nehmen,
und fand er bei dcm ganzen Fernangriff
die kräftige Unterstützung der eigenen
Batterien, so verändert sich seine ganze
Lage in dem Augenblick, wo er mit der
Entfernung von etwa achthundert Meter
in den Bereich der kräftigen Gewchrfeuer
Wirkung der Hauptvertheidigungstellung
in dcr Linie des Fortgürtels gelangt.
Hier hat er nicht mehr vereinzelte Stütz
punkte oder kurze Stellungen vor sich, die
er durch umfassenden Angriff gewinnen
kann, sondern eine zusammenhängende
Position, die durch lückenlose starke Hin
dernislinien geschützt ist, deren Besatzung,
in bombensicheren Hohlbauten gegen Ar
tilleriefeuer gesichert, und durch Maschi
nengewehre unterstützt, eine unnahbare
Feucrfront darstellt, und deren näheres
Vorfeld unter dem flankirenden Feuer der
Forts und anderer Stützpunkte liegt. Hier
beginnt der Nahangriff, bei dem, je wei
ter er vorschreitet, die Unterstützung durch
die Artillerie der Schwierigkeit des Ue
verschießen? wegen mehr und mehr der
loren geht, bei dem jeder Schritt vor
wärts dcr Beseitigung von Hindernissen
bedarf und durch Feuerwirkung und
nachtliche Ausfälle mehr und mehr er
schwert wird.
Man hatte gehofft, auch diesen von dem
Gegner noch trennenden Raum in weni
gen Sprüngen rasch überwinden und auf
etwa dreihundert Meter von der Stellung
eine letzte Sturmstellung" herrichten zu
können, aus der dann der Sturm mit
Aussicht auf Erfolg unternommen wer
den könne. Diese Hoffnung gründete sich
auf dik Versprechungen der Artillerie, aus
der Ferne die Hindernisse zu zerstören, die
Grabenflankirungen zu vernichten und
den Ausenthalt in den.FortS durch
Steilfeuer derart zu erschweren, daß ihre
Besatzung den Vertheidigern der Zwi
schenlinien keine Unterstützung mehr ge
wahre könnte. Nachdem hierauf nicht
mehr zu rechnen ist, wird man allerdings
auch jetzt noch versuchen, in Sprüngen bis
Zu der Entfernung , der Sturmstellung
vorzudringen, und wenn dies glückt, auch
vielleicht die Ausführung eines gcwaltsa
men Angriff. in Auge sagen, aber ti
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fragt sich sehr, ob man nicht einem that
kräftigen und aufmerksamen Vertheidiger
gegenüber dazu gezwungen wird, zu dem
alten Verfahren zurückzukehren und die
unentbehrlichen Deckungen Schritt für
Schritt, also mit der Erdwalze hcrzuste!
len. Am ehesten darf man hoffen, di
Zwischenlinien gewaltsam zu durchbre
chcn, steht abtt dann immer noch vor der
Aufgabe, die selbständigen Stützpunkte,
die Forts oder die Gruppenbefcsiigungen
der Festen, zu nehmen.
Dem Angriff auf diese bieten sich die
wesentlich größten Schwierigkeiten, da sie
mit den stärksten Hinderniögllrteln umgc
den, die Gräben durch solche verstärkt
sind und überall für eine kräftige Bestie!
chiing durch Gewehre. Maschinengewehre
und Schnellfeuerkanonen Sorge getragen
ist. Es wäre Verblendung, wenn man
darauf rechnen wollte, diese Hindernisse
mit Hilfe der stürmenden Truppen besci
tigen oder im letzten Augenblick durch
Pioniere vernichten, die Grabenstreichen
unschädlich machen und die Grabenhin,
dernisse mittelst Sturmgeräths überwin
den zu lönnen.
Es ist leicht verständlich, daß die Be
scitigung der Hindernisse um so schwieri
gcr auszuführen ist. je weiter die letzt
Jnfanterie-Dcckung, die für die vordrin
genden Pioniere die Basis bildet, von
ihnen entfernt ist. Es liegt deshalb der
Gedanke nahe, mit der Erdwalze nicht
nur bis an den Hindernisgürtel, sondern
durch ihn hindurch vorzugehen, denn da
mit wird er von selbst durchbrochen.
Stellt man dann eine Deckung längs des
Gradenrandes her. die der früheren Gla
ciskrönung entsprechen würde, so macht
es keine Schwierigkeit mehr, unter deren
Schutze die Hindernisse fo weit zu besei
tigen, daß der Vormarsch in breiter
Front ermöglicht wird. Zu einem sol
chen Vorgehen mit Deckungen bis an den
Grabcnrang wird man voraussichtlich im
mer genöthigt fein, wenn die Festung von
dem kräftigsten, aber lange Zeit als ver
altet ganz vernachlässigten Vertheidi
gungsmittcl der Minen Gebrauch macht.
Das Vorhandensein eines Gegenminen
systems zwingt den Angreifer, entweder
zu versuchen, es durch einen Schachtmi
nenangrisf zu zerstören, oder, wenn dies
unausführbar ist oder mißglückt, feinen
oberirdischen mit einem Minenangriff zu
kombiniren. Dann wird das Angriffs
I f?ld wieder, wie in früheren Zeiten, durch
machtige Sprengungen zerrissen und von
ticft Trichtern bedeckt fein.
Die Technik wird auch für den Kampf
mit Minen neue Hilfsmittel liefern, so
daß wir nicht zu der längst vergessenen
früheren schwerfalligen Kunst des Mi
neurs zurückzugreifen brauchen, sondern
sie auf neuer Basis und mit neuen Mit,
tcln aufbauen können und mchr Geschick
dabei bethätigen, als soivohl Russen wie
Japaner, die bei Port Arthur gezwungen
waren, die Kunst zu improvifiren. 5!ir
gend ist ahet das Jmprovisiren wenige
am Platze als im Festungskampfe, Wo al
les auf die Zuverlässigkeit jedes Hilis
mittels ankommt. Wird der Angreife
icht bereits auf dem Glacis zur An
Wendung von Minen gezwungen, so doch
wahrscheinlich immer behufs Uebcrwin
dung des Grabens. Hier bieten die Gra
benwehren mit ihren Schncllfeuerge
schützen dem Vertheidiger ein Mittel, je
den Versuch, den inneren Grabenrand zu
gewinnen, scheitern zu machen, und dereq
Beseitigung muß deshalb dem Sturm
unbedingt vorausgehen, ist aber so schwie,
rig auf anderen Wcgen auszuführen, daß
der Pionier voraussichtlich als sichersten
immer den unterirdischen Weg wählen
wird. Und gerade diese Voraussicht wird
dem Ingenieur Veranlassung gcben, seine
Werke wieder wie Friedrich der Große
mit einem Mincnsystem zu versehen. Wir
kehren auch in dieser Hinsicht wieder zu
seinen Prinzipien und Maßnahmen zu
rück.
Oberstleutnant a. D. F r 0 b e n l u f.
150 Generale als Kricgssreiwilllgkk
In Berlin allein haben sich, wie die N.
G. E." mittheilt, nicht weniger als 150
inaktive Generale als Kriegsfreiwillige ge
nieldet. Darunter sind selbstverständlich
nicht diejenigen verabschiedeten oder zur
Disposition gestellten Generale, die aus
Grund der Mobilmachung dienstliche Ver
Wendung gesunden haben, mit eingcrcck'
net. Sondern diese 150 Generale haben
gebeten, in Reih und Glied, ohne Rang
und Chargemit in's Feld ziehen zu büc--scn!
Es schweigen zwar unter den Was
fen (im Kriege) die Gesetze; aber nur die
des Verkehrs, der Gerichte, und del Frie
dens, aber nicht jene ewigen und für alle
Zeiten gellenden Gesetze. .
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