Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, September 24, 1914, Image 5

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rwiindrare i teils n, wenn Hohenzollern
mfichi und Hohenzollernlhatkrast nicht
ein tnii(4 tScipaffcn fiit Germania Rü
jlune geschaffen hätte: die Warine.
Wen i dem Deutschen Reiche bisher
SA eincr, kampskrästigen Flotte gefehlt hat.
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iv i"H vivb niu; uu UIUl OIUMC Ull H
männischff Begabung der Germanen. Im
t ttegeinkcil, die germavischenVsrsahren sind
stet kühne und ouldauetnde Seefahrer ge.
rnsen. Schon Tacitu berichtet, daß die
Bataver und staninefaten die britannische
Flotte 70 nach Christ vernichtet hatten.
Lllf welch' hoher Stufe der Schiffbau da
mal stand, zeigt dai Kieler Wikinger
schiff, welche im ?iidammer Moor bei
Schleswig gesunden wurde; ei dürfte au
dem 8. Jahrhundert nach Christo stam
wer Auch die, Thaten der Angelsachsen
und der Wikinger reden eine überzeugende
Sprache. Trotz alledem hatte da heilige
Teutsche Reich römischer ?!ation, dessen
Schkinerislenz der , erste Napoleon im
?ohre XKf? ein Ende achte, keine Krieg
flotte. ; tk Hansa besah eine bewaffnete
A,,k5iHm kl , iHnLtiii tlnH.
&UfUl .viu, uu uici, UHUyvilli vum
Reiche,. rine Art Privatflotte war und da
Erstarken l5ngsandk, .Hottands. Tänk'
mark iipd Schwedens -machte der han
statischen Seemacht ein Ende.
91 der In dtr Mitie' d 17.' Jahrhun
dcrts erschien eine wirkliche deutsche
Kriegsflotte auf den Meeren, deutsch, weil
sie Eigenthum ine deutschen Fürsten
war, deutsch aber nicht reichsdeutsch.
Unter dem Drucke der politischen Lage
scr'uf sich der Brandenburger eine ansehn
liehe und angesehene Seemacht. Friedrich
Wilhelm, da greifet Nurfürst, bedürfte zur
Bkläuipfung Cchivcden dringend einer
Flotte. Tas erste Geschwader, au be
wasfnclcn Handelsschiffen dcstehend. rich
tele d;r zu Derfflinger Korp gehörige
Oberst v. Hille 157 auS. Etwa jwan
zig Jakrc später entwickelte sich aus den
Kaperschiffen des Holländer Benjamin
, Raulc ollmählich die brandcnburgischc
Kriegsflotte. Die brondenbiirgischen
Schisse baten die Unternehmunaen des
Heere gegen Nk'gen und Schwedische
Pommern aufs beste untcrsiiitjt und die
Interessen irre Herrn auch in fernen Ge
wässern vertreten.. Unter Major von
der Groben und Kapitän Blank wur
den sogar in 'Afrika Kolonien erworben.
Schweden war diese Nebenbuhlerschaft zur
See Ijöiist i!n bequem; es zwang deshalb
auch mit Hilfe seine mächtigen Bundes
genossen Fraiilreich den Großen sturfür
ften zum- verzicht auf seine Eroberungen
an der Cs!s;lüife. Die benahm dessen
Nackfokern die Lust zu derartigen Unter.
nenmiiuac'!,, Xic Schiffe verfaulten, und
die ilolortier wurden 1717 den Holländern
verkaust, Schniexzlich hat Friedrich der
Gros',? ini Kriege gegen Schweden eine
Flotte vermißt, und seine Generale haben
sogar versucht, eine solche zu schaffen.
Aber die Zeit der schnell armirten Hau
delsschifsr. mit geworbenem Volk besetzt.
war doriimr. Die vom Feldmarschall
Lehwald ausgestellte kleine Flottille wurde
von den schwedischen Schiffen 17"9 ver
nichtend geschlagen. Zur Schaffung einer
wirklichen Flotte fehlten dem Alten Fritz
iNikdensiahre und Geld. In den Kam
psen Wider den großen Korsen hatte keiner
der deutschen Staaten irgend nennens
werthe Seestreitträfte. Vielleicht war die
lein Unglück, denn keiner der Staaten wäre
imstande gewesen, eine wirklich mächtige
Flotte zu schaffen, und die Geschichte lehrt
mit unerbittlicher Gewißheit, daß bei den
Kämpfen von Weltmächten die Flotten der
kleineren Lander erobert oder zermalmt
werden. So ergriffen die J?sszosen Be
sitz von den holländischen Schiffen, und
d Engländer zerstörten mitten im Frie-
den die Flotte der Dänen, die gerade groß
genug war. hre Besorgnis wachzurufen,
und nicht schlagfertig genug, um wider
stehen zu können. Am Schluß der napo
konischen Kriege erkannten wohl verein
zelte Männer die Wichtigkeit einer See
rüstung, zum Beispiel kaufte Preußen
1815 bei der Uebergabe von Neuvorpom
mern und Rügen sechs Kanonenschglup
pen, aber noch war die Zeit für eine See
macht nicht gekommen. Die Finanzen
waren, zerrüttet, daS Heer mußte noch
resrganisirt werden, und an der Spitze der
deutschen Staaten stand noch die habsbur
gische Monarchie, die durch Ueberlieferung
und Verwandtschaft mit ihre Seeinteres
feg nach dem Mittelmeer gewiesen wurde.
Erst als die politischen Gewitterstürmc
des Jahre 1848 über ganz Europa brau
pen. da erwachte daö deutsche Volk zu dem
Bewußtsein, daß e eine Flotte haben
müsse, allein wie so mancher andere schöne
Gedanke des Jahres 143. wie der ?ini
ungsgedanke, da Kaiserreich, die Parla
mentsrcgie.'ung, blieb uch dieser ein schö
ner Wunsch. Prinz Adalbert von Preu
ßen befaßte sich mit der Anlage einer
xreußischen Flotte, die aber über da An
fsngöstadium kaum hinaui kam und toe
der im dänischen noch im Bruderkriege
1863 konnte die kleine Preußenflotte
Heldenthaten verrichten, aber man arbei
tete unentwegt am Ausbau der Flott wei
ter und bei Ausbruch dcS deutsch-franzöfi
schen Krieges 1870 konnte man den fran
züsischen 55, Panzerschiffen und 284 unge.
panzerten Kriegsschiffen zwar nur drei
Noszerfregatt,,, sh Korvetten und
etliche ,Dipsm,ineriöoote gegenllberstcl,
len, die aber haben sich mit Sbren behaup
il. Auf ein einheitliche Einsetzen der
Flotte war verzichtet worden, aber hier
und dort kam es zu gelungene Kreuzer
Unternehmungen. Einfluß auf den Ver
lauf des Kriege hatten sie nicht, aber sie
zeigten wenigsten den Geist, der in der
einen Marine herrschte. Hierher gehört
der nbchiliche Handstreich VkX- GlattdeeZS
lorvetje Zlympbe" unter Korvettenkapitän
ÜLnckhmann gegen .die blvckirenden drei!
französischen Panzerschiffe in der Nocht
de 151 Aiigust vor TanzigZ hierher ge
bärt der Angriff der kleinen .Grille" un
Ikk Korvettenkapitän Graf von Waldersee
aus die feindliche Vorhut bei Rügen ;
hierher gehört der Kamps de Kanonen
boote .Meteor" unler k!api!nl,!itnanl
Knorx mit dem sranzösischen Aviso .Bou
det'. Diesem kleinsten der deutschen
landschiffe war es vergönnt, sich gegen de
krauigesordertkN Gegner auf dem Kamps'
selb zu behaupten, wenn e auch infolge
einer vorübergehenden Maschinenhavarik
mitzlarm. ,die Flucht de schwerverletzten
GegnerSUf keutralet Gebiet zu verhin,
dern. Ali die beispiillosen Erfolge de
Heere die französische Ztegierung nöthig,
ten, sich llder See vom Auslande mit
Waffen und Kriegivoriätken versorgen
zu lassen, bot sich eine .gute Gelegenheit
zum Kreuzerkrieg hinter der Front de
Feinde. Auf Beranlassunq des Chef
der Marinestation der Ostsee lief im
Oktober 187 S. M. S. Augusta", die
schnellste bet Glottdeckvkorvetten. aus. Sie
wurde von Korvettenkapitän Weicklimaiin
gerührt, der bisher bie .?!ymphe' befehligt
hatte. Tie Uederraschung gelang: zwei
Schiffe mit Kricgktontcrdande wurden
genommen und ein Negierungstransport'
dampser in der Giroydemlindung in Brand
geschossen; dann freilich wurde der Kreu
zer von weiUkrlegenen feindlichen Streit
kräften in den neutralen Hafen von Bigo
getrieben und dort blockirt. Der mora
lischt Eindruck dies, Vorgehen war grö
ßer al der materiell? Erfolg. Die weni
gen im Auland befindlichen Kreuzer w'
ren langsame veraltete Schiffe ohne jeden
Kefechtswerth und wurden bald durch
französische Panzerkreuzer in neutralen
Häfen bewacht.
Ter groß? Krieg hatte deutlich gezeigt,
daß man ohne Seestrcilkräfie nicht mehr
auskam, und fo ging man an den weiteren
Ausbau der Flotte, die nun wieder eine
deutsche war. In der 'Verfassung vom
IG. April 1871 heißt es: Die Kriegs,
niarine.dcs Reiches ist eine einheitliche, un
ter dem Oberbefehl des Kaisers." Nach
dem Friedensschluß übernahm Prinz Aval
bert die Leitung der Marine nicht mehr.
Durch eine Kaiserliche Kadinettsordcr vom
31. Dezember 1871 wurde das Marine
Ministerium in eine Kaiserliche Admiral!
tat umgewandelt, die auch mit den Be
fugiiissen des bisherigen Oberkommandos
ausgestattet wurde und so zugleich die
oberste Kommando, Verwaltungs und
technische Behörde der Marine war. Prinz
Adalbert war 1870 zum Generalinspek
teur der Marine ernannt worden, hat aber
als solcher bis zu feinem am 6. Juni 1873
erfolgten Tode keinen wesentlichen Ein
fluh mehr ausgeübt.
Zum Chef der Admiralität wurde Ge
neralleutnant Albrecht v. Stosch bestimmt,
da noch keiner der Seeoffiziere die Bor
dIdung und Tiensterfahrung besaß, in
einen derartige Posten bekleiden zu kön
nen. General v. Stosch verfügte nicht nur
über große Erfahrungen im Verwaltungs
dienst, fondern war auch bei großer per
sönlicher Arbeitskraft ein trefflicher Mcn
schenkcnner. der e verstand, die höchste
Arbeitsleistung zu erzielen pnd dabei die
Freudigkeit im Dienste aufrecht zu erhal
ten. Zwölf Jahre lang stand dieser her
vorragende Mann an der Spitze der ober
sten Marinebehördc. Wa er während
dieser Zeit sllr die innere Entwicklung der
Marine geleistet hat, wird gekennzeichnet
einerseits durch den Flottengründungsplan
von 1873, anderseits durch die Denkschrift
vom 1. Juli 1883. In der ersten finden
wir folgende Stelle: .Die Machtcntmick
lung des Deutschen Reiches hat die im
Auslande lebenden Deutschen wieder zu
Veutschen gemacht.' Welch' stolzes Wort!
Im allgemeinen baute sich der Flotten-
grundungsplan von 18i3 auf dem von
1867 auf, brachte jedoch finanziell eine
Mchrforderunj, von 3,6 Millionen Tha-
lern; sollten doch bis 1882 vorhanden
sein: 8 Panzerfregatten, 6 Panzerkorvet
ten, 7 gepanzerte Monitors, 2 Panzer
battcrien, 20 Kreuzer, 6 Avisos, 18 Ka
nonenboote und 28 Torpedofahrzcuge.
Und nun folgte unter Stosch und später
unter Caprivi die neue deutsche Reichs
flotte systematisch entwickelt; sie legten den
Grund zu der Manne, die in ihrer raschen
Entwickelung den Neid, den Haß und die
Furcht Englands weckte, zu der Marine,
die al Schutz des ausgedehnten deutschen
Welthandels zur Nothwendigkeit geworden
war, die vom Kaiser nie als eine Drohung
gegen England, sondern als Schutz für
Deutschland aufgefaßt wurde. 188 schloß
der greise Heldenkaiser Wilhelm seine
Augen für immer. Seinem Herzen hat
erklärlicherweise da Heer immer am nach
fien gestanden; er hatte es reorganisirt
und in drei siegreichen Kriegen geführt.
Trotzdem ist auch dieser Herrscher stet
von der Nothwendigkeit einer Flotte über
zeugt gewesen. Da Personal zählte bei
seinem Todt 13.480 Köpfe, davon 534
Seeoffiziere. Da Schiffömatcrial be
stand au 13 Panzerschiffen. 14 Panzer
fahrzeugen, $ Kreuzerfregatten und 10
Krcuzerkorvetten, 5 kleinen Kreuzern, 5
Kanonenbooten, 6 Aviso, 10 Schulschif
fen und 9 besonderen Fahrzeugen, dazu
die Torpedoboote. Die kurze Regicrungs
zeit Kaiser Friedrich 111. hat auf die
Marine keinen besonderen Einfluß aus
geübt, und wir komme daher gleich zur
Regierung Wilhelm II. Dieser Fürst
sagte in seiner ersten an die Marine ge
richteten Order, daß ihn seit seiner frühe
ften Jugend lcbliafte und warme Inter
esse mit der Marine verbunden habe.
Aber e war mehr als Interesse, es ivar
der politische Weitblick, der den Herrscher
schon lange erkennen ließ, daß Deutsch
land au der Stellung der Kontinental
mächte herausgetreten sei und daß ihm
eine Flotte .bitter noth thue"! Vom ersten
Regierungstage an hat Kaiser Wilhelm
alle gethan, wa geeigfiet war, die Ma
rine zu fordern, und man kann sagen.
daß die Geschichte ihm recht gegeben hat.
Am 15. Juni 188 batte Kaiser Wilhelm
II. die Zügel der Regierung ergriffen,
und bereit am L.'Juli wurde General
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v. Caprivi der Wunsch ersüllt, in die
Arme zurückzutreten. Ei Seeoffizier,
Graf Monts, wurde mit der Wahrneh
mung der Geschäfte des Ehefs tzer Ad
miralität beauftragt. Diese Behörde
wurde jedoch schon am 1. April 1889 uf
gelöst und in Koinmandoangelegenhkitk
durch dai Oberkammond der Marine, in
PerwaltungSangklegenheiltn durch da
ReichZmarineamt ersetzt. An der Spitze
der ersteren Behörde stand der kommandi
rende General, an der Spitze der zweiten
der Staatssekretär. Zum koinmandircn
de Admiral wurde nach dem im Januar
1889 erfolgten 2ode von Monts der Vice
Admiral Freiherr v. d. Goltz, zum
Ttaatssekretär KonterAdmiral HeuSner
und zum Chef de neugebildeten Marine
kabinetts Kapitän zur See Freihcr v.
Senden. Bibran ernannt, der diesen Po
slen siebzehn Jahre lang innegehabt hat.
Ein schweres Herzleiden zwang Ad
miral Heuener, 18!) j den Ruhestand
zu treten, sei Nachfolger wurde 5ionter
Admiral Hollmann. Bereits Graf Monts
brachte zum Ausdruck, daß die Marine
nicht rein defensiv vor den Häfen, sondern
ans hoher See kämpfen sollte, indem er
in dem Elat von lW.iW) die vier Linien
schiffe der .Braiidenburg"'.Klasse forderte.
Die Entwickelung der Ziipen der deutschen
Schlachtschisse erfolgt von diesem Zeit
Punkt ab in gleichmäßig fortschreitendem
Aufbau. Während dcs Zeitraums von
siibcn Jahren, in dem Admiral Höllmann
als Staatssekretär die Marine-Jntcressen
im Reichstag vertrat, hielt sich der Ma-rine-Etot
so ziemlich auf derselben Höhe
von wenig über achtzig Millionen Mark.
Da noch vielerlei Nebenzwecken genügt
werden mußte, so kam es au cd in dieser
Zeit uicht zu einem recht frischen Vor
wärtsschreiien im Ausbau der dnitscd,
Lchlachtflolte. Der Reichstag hatte sich
fast daran gewöhnt. auS jedem Etat diese
oder jene sür einen Neubau geforderte
Rate zu streichen, ohne sich wohl über die
achtheiligen Folgen so recht klar zu wer
den. Selbst die nothwendigsten Ersatz
bauten wurden theilweife gestrichen; die
unerwünschte Folge ivar eine erhebliche
Verzögerung in der Gesammtentwickelung.
Schiffspläne lassen sich nicht schnell ent
werfen; sie kosten nicht nur viel Zeit. son.
dern auch viel Geld, und angesichts der
ablehnenden marinefcindlicheii Haltung
der Boltövertretuna fcheuten sich die Kon-
, strukteurc, Pläne und Kostenvoranschläge
für neue Schiffe auszuarbeiten. Theil
weise lagen die Schwierigkeiten auch in
der neuen Organisation. Die militari
schen Anforderungen und die Erwägun
gen über technische Materialfragen greifen
fast Überall ineinander ein, und so war
es schwer, eine vollkommene Scheidung
von Kommando- und Verwaltungkbehör
den durchzuführen. Jedenfalls besaß die
Marine beim AuefaVidm HollmannS.
1807, außer den vier Brandenburg" und
acht Küslenpanzerschiffen nur minderwer
thigcs Material. Als Ersatz für ein ver
altctes Linienschiff war allerdings Kai
fcr Friedrich III." im Bau. Unter den
Kreuzern waren auch viel werthlose
Schiffe. Achtunggebietend war nur der
Bestand an Torpedofahrzeuqen; von diesen
waren zehn Torpcdodivisionsboote und
hundert Torpedoboote vorhanden.
Da Jahr 1890 brachte ein sllr die
Zukunft des Reiches und bor allem der
Marine überaus wichtiges Ereignis; durch
Beitrag vom 18. Juni dieses Jahre trat
England die Insel Helgoland an
Deutschland ob, das dafür seinerseits seine
Ansprüche auf das reiche Sultanat Witu
fallen ließ. Gewiß, der Preis war hoch,
die Insel ragt aber trotzdem aus der
Nordsee empor wie ein Denkmal sür Ho
henzollerniveitblick. Die iinglichen Zweif
ler, die da frage: Haben wir die kleine
Eiland nicht zu theuer bezahlt? sollten
sich doch nur die andere Frage vorlegen:
Was bedeutete es jetzt, wenn im Hafen
von Helgoland englische Torpedo- und
Unterseeboote lägen, bereit zum sofortigen
Ausküsen? Wahrlich, die Kosten, die
aufgewendet wurde zur Sicherung und
Befestigung der Insel, stehen in keinem
Verhältnis zu dem Schaden, den ein eng
lischcs Helgoland Deutschland zufügen
könnte.
Am 15. Juni 18S7 trat Konlre-Adm!
ras Alfred Tirpitz an die Stelle de Ma
rineminister Hollmann; er hat die Ge
fchäfte de Reichsmarineamtc seitdem un
unterbrochen geführt, und die deutsche
Kriegsflotte, wie sie heute besteht, diese
Flotte, die sich, in dem jetzigen Kriege mit
Ehren gegen die an Zahl weit überlegene
englische behauptet hat, darf man als sein
Werk rühmen.
Der Bestand der deutschen Mari, am
1. Januar 1914 war wie folgt: Linien
schiffe 33 (im Bau 7). Panzerkreuzer 13
lim Bau 4), geschützte Kreuz 83 (im
Bau H), Kanonenboote 138 (im Bau 17),
Unterseeboote 28. Sogenannte Dread
ought, besitzt die deutsche Flotte 17.
Dieser in den letzten zwanzig Jahren
geschaffenen deutsche Flotte hat Sngld
li STÜRMISCHEM WgTTFE.
entgegenzustellen: fs Linienschiffe., 43
Panzerkreuzer, 58 geschützte Kreuzer, 185
große Torpedoboote, 69 Unterseeboote.
Die englische Treadnoughtflotte umfaßt
2? Schiffe.
Sachoerstänbige behaupten, daß Fng
land Mehr an Schiffen durch die deutsche
Luftflotte, die Kriegs-Zcppelme, Susge
glichen werde und daß die verhältnismäßig
kleine Küste Deutschlands der deutschen
Flotte eine Konzentration eher ermög
lichc als der englischen. Und nun. nach
dieser gedrängten Geschichte der deutschen
Flotte wollen wir uns der Mobilmachung
diese andere Armes der Ladesvcrtt)ei
digiing zuwenden.
Die Mobilmachung der Flotte soll im
Allgemeinen gleichzeitig mit der des Land
Heeres erfolgen. Berfaffungsmähig besteht
zwischen beiden kein Unterschied.
Tie Zahl Derer, die die Mobilmachung
von 1870 mitgemacht haben, wird von
Jahr zu Jahr geringer. Im Heer kann
ab und zu eine Stichprobe auf die Bereit
schaft gemacht werden, indem ma einzelne
Truppentheile mobil macht; uci der Ma
riiie kann nur eine Gcsammtmobilmachung
ergchen, ob die Friedciiöberechnungen rich
tig sind. Eine solche kostet xber nicht nur
viel Geld, sondern würde auch zu ei
schneidend in das ganze wirtksckiaftlichk
Leben dcs Volkes eingreifen. Tie recht
zeitige, irohlgelungene Mobilmachung ist
aber der balbe Sieg. Deshalb muß. wo
die praktische Erprobung nicht möglich, die
theoretische Erwägung besonders sorgfäl
tig vorgenommen werden.
Ein großer Theil der Marine, die Hoch
seeflotte mit den wichtigsten Torpedoboots
und Unterseebootö-Vcrbänden, ist freilich
immer auf dem Kriegsfuß. '
Diese Schiffe und Fahrzeuge sind stets
innerhalb weniger Stunden gefechtsbereit.
Wenn die Zeit vorhanden ist, werde noch
alle Vorräthe, vor Allem auch die Kohlen
aufgefüllt, unter Umständen Munition er
fetzt oder Schubüdungsmunition gegen
Krikgsmunition ausgetauscht und och
einige Vorbereitungen getroffen, die man
als Manöver Vorbereitung zu Klar
Schiff" ausführt. Hierbei werden alle
Gegenstände, die wohl dem guten Aus
sehen oder der Wohnlichkeit und Bequem
lichleit dienen, ohne sür den Kampf erfor
derlich zu sein, von Bord gebracht, dienst
kicke und private Sachen ohne Unterschied.
Der Schmuck der Kammern und Messen
an Bildern und Vorhänge verschwindet,
ebenso alle Apparate, Einrichtungen, Boote,
die nur zur Friedeusausbildung gebraucht
werden, besonders wenn diese Gegenstände
Splitter erzeugen können oder brennbar
sind. Dann werden Verbandplätze an ver-
schicdenen Theilen des Schiffes cufgeschla
gen, Alles wird zur Bekämpfung von
Feuer-, Gas- und Leckgefahr vorbereitet;
Hilfmunitionedepots werden angelegt, Ge-
schütze, Torpedos, Minen werden unter
sucht; die Seitengewehre geschliffen, die
scharfe Handwaffenmunition wird ausge-
geben.
Die zweite Kampfeslinie bilden die Re
serveflotte mit den Neservetorpedoboots
verbänden. Theilweise sind diese Schiffe
und Fahrzeuge auch im Frieden besetzt;
Munition, Borräthe, Kohlen sind an
Bord, die Gefechtsbereitschaft läßt sich in
kurzer Zeit herstellen. Für diejenigen
Stellen an Bord, die nicht mit aktivem
?Zersonal der Marinetheile am Lande be
etzt werden können, werden die ersten ein'
treffenden Reservisten verwendet, die schon
im Frieden auf diesen Schiffe geübt ka
ben. Für die wichtigsten Posten sind Re
servisten vorgesehen, auf deren baldiges
Eintreffen man mit einiger Sicherheit
rechnen kann. Zu der Rrserdeflotte ge
hören zur Zeit in Kiel Sckiffe der Kai
sei"-, in Wilhelmshaven solche der Bran
denburg" -Klasse, denen selbstverständlich
eine entsprechende Anzahl von Kreuzern
zugestellt werden wird. Die Ausbildung
auf solchen Reservedivisioneir" wird i
der Weise- gehandhabt, daß stets ein
Stammschiff" in Dienst ist, das gleich
zeitig den Kern der Besatzung von einem
bi! drei außer Dieyst gestellten Sckiiffcn
ausbildet. Im Kriegsfall behält dieses
Stammfchiff nur einen Theil sein Be
Satzung; die übrigen Mannschaften gehen
als Stamm" auf die vorerwähnten
Schiffe.
Die ReservistenUbungen werden bann
gleichzeitig als kleine Mobilmachungspro
ben ausgenutzt sie geben Gelegenheit, die
Kriegsfertigkeit der Marinetheile an Land,
der Reservedivisionen und der Kaiserlichen
Wersten wenigstens in einzeliien Theilen
zu prüfen. Die Auffüllung durch Reser
visten bereitet keine Schwierigkeit, da
Deutschland insolae der kurzen Dienstzeit
über eine große Personalreferve verfügt.'
Wie in alle Marinen giebt es auch
in der deutschen eine Anzahl Schiffe, die
nicht in den ersten Tagen eines Kriege
in Dienst gepellt werdet können, chier
her gehören' zunächst.' diejenigen
Schifft und Fahrzeuge, "welche größeren
und zeitraubenden Wiederberstellungsar
betten unterworfen sind. Zweiten rech
et man in diese lass die .Schiffe, die
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besondere Kriegswerth nicht mehr haben,
denen man aber doch noch air einzelnen
Stellen inen Posten von geringerer Wich
ligkeit anvertrauen kani. Solche Fahr
zeuge waren zum Beispiet die jetzt theil
weise au der Liste der Kriegsschiffe ge
ftrichenen Panzerkanonenboote der .In-sekken'-Kliss?.
wie Mücke". .Biene' oder
Hummel". Schisse, die im Frieden nicht
mehr in Dienst gestellt werden, belastcn
nur den Etat durch ihre Instandhaltung
kosten, es ist deshalb mit Freuden zu be
grüßen, wenn flc zum Verkauf gelangen.
Dieses, im Interesse des Staatssäckels
jetzt strikt durchgeführte "Bcrsahrcn bringt
freilich für unsere Nation im Kriegsfalle
eine gewisse Ehrenpflicht mit sich. Tie
Forderungen der Marine, darüber sind
sich alle Fachleute einig, sind trotz ihrer
ftattlick,en. absoluten Höhe nur das Aller
nothwendigste. Im Kriegifakle wird ober
noch manches wünschcnemerth" sein. Da
müssen dann kluge Köpfe und energische
Geister mehr als bisher einspringen, um
schnell das zu schaffen, IvaS ein reicheres
Volk sich schon im Frieden hätte bereit
stellen können. Einzelne Beispiele von sol
chem aufopferndem Handel von Privat
Personen finden sich schon in der Borge
schickte der deutschen Marine: Die Flot
ten und Flottillen des Große Kurfürsten
nd Friedrichs des Großen, das Unter
sccboot Bauers, die Minensperre von
Werner v, Siemens. Aber viel mehr och
hätte gesoffen werden können. Vor Port
Arthur sind Handelsschiffe im Minenkrieg
und zur Sperrung dcs Hafens, zum An
griff und bei der Vertheidigung benutzt
worden. Auch in die Flotte der Vereinig
ten Staaten wurden 1897 eine ganze
Reihe Handelsschiffe! den Kriegszwecken
djenslbar gemacht. Die Mobilmachung
der Küstenbefestigungen unterscheidet sich
Sicht von der der Festungen an der Land
gmize. Hinzu tritt nur die Sperrung der
Einfahrten zu den Häfen. Diese kann
verschiedenortig bewirkt werden, und zwar
durch Minenfelder, Torpedobatterien,
durch Schwimm- oder Vcrscnksperren.
Die Minen wieder können entweder auti
maiisch arbeite oder sie werden von der
Küste aus elektrisch gezündet; letzteres
sind die sogenannten Bcobachtungsinincn.
Das Gefühl dcs gegcnscitigcn Mißtrau
ens und der Unsicherheit ist neuerdings so
stark geworden, daß einzelne Staaten,
unter anderen England, es sich vorbehal
ten, auch schon in Frieden solche Kriegs
maßnahmen durchzuführen und die
Sperre zu jeder beliebigen Zeit auszu
legen. .
Im Kriegsfalle gilt es dann ferner,
Vorkehrungen zu treffen, die ein Sperren
der eigenen Haftneinfahrt durch den
Feind verhindern, Der Feind kann ver
suchen, die Sperrung auszuführen durch
Verseuchen der Einfahrt mit Minen oder
durch Versenken von Schiffen. Beide Ar
ten sind von den Japanern im letzten
Kriege angewendet rovrden, die letztere Art
auch von den Amerikanern bei San Jago
de Euba 1898, der berühmte Versuch
tc onrk the boltle, das heißt den fla
schenförmigen Hafen, in dem die spanische
Flotte lag, durch Versenken eines Han
delsschisfes ganz zu verschließen, einÄcr
such, der übrigens mißglückte, da Hobson
die. Merrimac" nicht so versenkte, daß
sie den Spaniern die Ausfahrt versperrte.
Del, Torpedobootsangriff und ein Theil
dev Minenunternkhmunge der . Japaner
sind bekanntlich geglückt. Unbcerkt ge
legie Minen find furchtbare Gegrlcrs wie
herum lassen sich entdeckte feindliche Mi
nenfeldcr leichter wegräumen als versenkte
Dampfer. Hier kommt es natürlich ganz
auf die Art des Versenken und auf die
Art der Ladung an, die man den Qjchif
fen gegeben hat. Es giebt Ladungen, die'
außerordentlich schwer wegzuräumeitind. !
Im Kriege versucht man, dem Feinde
die Navigation an den eigenen Küsten'
nach Möglichkeit zu erschweren. So wur
den zum Beispiel 1904 bie Leuchtthllrme
der Russen an der ostasiatischen Küste ge
löscht, ihre Seezeichcn eingezogen ober
verlegt, um die Japaner irrezuführen.
Da gleiche thaten die Spanier 1807 in
den Philippinen und in Westindien,' und
dasselbe ist auch rm jetzigen Kriege ge
schehen. Für die Bucht don Manila war von
den spanischen BchördenLotsenzwg an
geordnet, obgleich 'roo.ft sich später
herausstellte gar Utiit Minen ausgelegt
waren. Solche Maßnahmen können zwar
das Vordringen de Feindes nicht bau
ernd verhindern, wohl aber verzögern.
Hier möge auch auf eine Kriegsniaß
nähme hingewiesen werden, an der aller
dings das Heer im gleichen Maße- inte
rcssirt ist wie die Flotte: die Ueberivach
ung der Presse., Äatcrländisch denkende
Blätter werden sich schon zu Zeiten poli
tischer Spannung große Zurückhaltung
auferlegen . in betreff aller Nachrichten
über die. eigenen -Ssreitkräfte.. Da man
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nis. vielleicht auch nicht überall den guten
Willen vorausfeken kann, so muh im
Kriege eine Zensur einsetzen. . Vorbildlich
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UMTERI5ICHT Zcr SCHIFFSJUNGEN.
war hierin im letzten Kriege die spanische
Prcsse, sie verschwieg zum Beispiel den
Untergang eines Panzers monatelang
man behauptet, daß die öngländcr
sckivere Verluste ihrer Flotten fcis jetzt
geschickt zu verheimlichen wußten.
Jjt die Mobilmachung ausgesprochen, so
werden die Marincrcscrocn eingezogen.
Wieviele in den erste Stuudcn oder Ta
gen eintreffen, läßt sich nur in runden
Zahlen schätzen, da ja der größte Theil
der Leute in Ausübung des Secmannsge
wcrbeö auf dem Wasser schwimmt. In
.den Marinegarnisonc angekommen, wer
den sie von besonders gebildeten Kommis
sioucn geordnet und zu denjenigen Ma
rincthcilen an Land oder an Bord ge
schickt, die zunächst lricgSbcreit sein müs
fen. Die Vorarbeite!! für diese Vcrthci
l.ung werde von den Aiarinethcilen an
Land geingcht. Sie sind, infolge der vic
len Spezialisten, die ähnliche oder gleiä
Bezeichnungen führen, ungemein. schwie
rig. " " ; ' . -. :
So soll es zum Beispiel vorgekommen
seilt, daß auf einem Reservedivifionsschrff
ein eingezogener Mcistersmaat der Re
servc, der ein Boot repariren sollte, sich
als ehrsamer Schuster entpuppte, der nur
Schuhe, aber keine Kutter slickcn konnte.
Es war dies ein verzeihlicher Fehler, da
alle Handwerker (Zimmerleute, Schuster,
Schneider) dcs Untcroffiziersstandes
Meistersmaalc" genannt werden. So
bald ' die Besatzung eines 'Refcrveschiffes
tinigcrmaßci! vollzählig ist, beginnt dessen
kriegsmäßige Ausrüstung.
Die auch für die Marine zulässige Ein
ftellunz von Kriegsfreiwilligen gewinnt
besondere Bedeutung für die Auelands
schiffe, wo einzelne ortskundige Leute von
großem Werth fein können. Der Kom
Mandant eines Auslandsschiffcs muß mit
Beginn der Mobilmachung darauf rech
nen, daß die Kabelvcrbindung mit der
Hcimoth gestört wird. Sowohl im ruf-sisch-japanischen,
wie im spaiiisch-amerika
Nischen Kriege wurden von den Angrci
fern die feindliche Kabel gleich bei Beginn
des Krieges unbrauchbar gemacht. An
derseits wird vielleicht der, der die See
beherrscht, sich mit Beginn der Feindselig
leiten Kabel nach dem Operationsgebiet
legen. Jetzt treten fuutentelegiaphische
Großstationen theilweise an Stelle von
Kabeln. Die Durchführung der letzteren
Maßnahme hat Deutschland in gewisser
Hinsicht unabhängig vom engliWcu Ka
belnetz gemacht. Durch Einführung d
tönenden Löschfunkcn" war es möglich,
eine Verbindung auf 5000 Kilometer und
mehr herzustellen.
Von kinschncidender Wirkung auf den
Gang der Mobilmachung wird für alle
Marinen die Friedcnsdislozirung fein.
KriegsschiffverbLnde sind leicht beweglich.
Für die kriegführenden Mächte ist es na
tllrlich von großer Wichtigkeit, wo und in
welchem Zustande sich die Hochseeflotte
bcim Beginn des Krieges befindet. Sie
kann mit fast erschöpfte Bunkern bei
Island manövrircn odcr sie kann auch
völlig kampfbereit in der Nordsee liegen.
Früher neigte man allgemein dazu, bei
der Fricdenskcrthkilung der Seestreit
kräfte große Rücksicht auf die Kolonien
und , Handelszentren zu nehmen. Jetzt
haben alle größeren Seemächte ihre
Hauptkampfesmittel an ben eigenen Küsten
versammelt Hier ergeben sich aber ach
der militärgeographischen Lage sür die
verschiedenen Völker verschiedene Bedi,
gungcn. Frankreich zum Beispiel hat zwei
Secfrouten, die Eüdsront im Millelmeer
und die Nordfront im Atlantischen Ozean
sowie im Kanal. Für erstere komme glö
Gegner Italien und Oesterreich, für letz
tere Deutschland in Betracht, Nach ßaijc
der Dinge müßte also Frankreich sein Ge-schwa-der
verschieden theilen. Für Deutsch
land kommt, solange Rußlands Sennacht
gebrochen ist, in erster Linie die Nordsee
in Frage. Teutschland ist durch die Lage
seiner Küste, gezwungen, -allL seine Streit
Iräfte vereinigt zu halten. -
Einen gewissen Einfluß auf den Gang
der Mobilmachung wird stets die Jalires'
zeit ausüben. So ist es, um ein Beispiel
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HIESSEN.,
herauszugreifen, für die Kriegsbereitschast
der französischen Flöte von größter Bedeu
tung. wo zur Zeit des Kriegsausbruchs
sich die Fischerflotten befinden, die durch
weg von. Marinereservisten besetzt sind.
Von 86,000 Fischern Frankreichs befinden ;
sich in den Monaten März bis September
jeden Jahres allein 14,000 his 15,000 auf.
hoher See. Auch für Deutschland ist es
von Einfluß, ob im Sommer oder im
Winter mobilisirt wird. ,
Die einzelnen Staaten haben je nach',
ihren Wehrgesetzen und je nach ihrer Solls
wirthschaftlichen Lage gänzlich verschie'
dene Grundbedingungen für ihre Mobil
machung. Einige Seevölker haben ein'
große Material- aber kleine Personal!
rescrvc. Die ersteren werden eL sich ange
legen sein lassen, so schnell als möglich ihr'
Personal zu ergänzen, die letzteren werden
nach Vermehrung ihrcö Materials streben.
Fassen wir auS dem bisher Gesagten
die sür die deutsche Marine geltenden Ge
sichtspunlte kurz zusammen, so finde wir:
Deutschland verfügt über große Personal '
fraßen, die es ermöglichen, daß auch die,
Nescrveslotte in derhältniLmäßig kurzer
Zeit mit in der Schlacht eingesetzt verdeu
kann. Der Werth des Seehandels ist ein.
großer; die bloße Vertheidigung der ftilV
stcn bedeutet also schon einen dauernde
und' ungeheueren Verlust, der vielleicht,
größer sein würde als der einer Schlacht,j
die unter allen Umständen auch den eg
ner schädigen würde.
Wenn man wiederum den Schluß auS'
diesen vorgenannten Betrachtungen zieht,
so kommt man zu der Ueberzeugung, daß
die Vorbedingungen sür das Gelingen
einer Marinemobilmachung ein gesunder
Flottenbauplan ist. Wehe dem Lande, das
seine Küsten nur vertheidigen will mit.
Torpedo- und Unterseebooten und mit
Panzerschiffen, die nicht allererster Klasse
sind, sondern nur beinahe dasselbe
leisten". Der russische Fregattenkapitän
Semenoff, der in allen drei für fein Va
terland so verhängnisvollen Seeschlachten
gekämpft, schrieb bei seiner Rückkehr aus
japanischer Gefangenschaft, in die er'
schwervcrwundet gefallen war, in sei Ta
gebuch: Wird man in Rußland eine
Lehre aus der bitteren Erfahrung ziehen
und eine wirkliche Marine schaffen? Oder
wird man weiter nur werthlose Schiffs
körper konsiruiren? In letzterem Falle
heißt es, den Dienst verlassen! Denn wo
zu. sich anstrengen, nur um einem neue
Tsushima entgegenzugehen?"
Ganz ähnliche Worte könnten von fpa
nischcn Seeoffizieren angeführt werden,'
die unter dem Eindrück der Katastrophen
von Cavite und San Jago ihre Warnrufe '
ertönen ließen, - Wer könnte sich solchen '
unendlich ernsten Mahnungen vcrschlußenZ,
Deshalb soll Deutschland doppelt zufrje'
den sein, daß Dank dcr'Einsicht des ober
stjn Kriegsherrn und infolge des frucht'
baren Zusammenarbeitens von Volkspcr
tretung und Fachleuten eine Marine ge '
schaffen wurde, die zwar nicht dazu diene'
kann, die Welt mit einem Eroberungskriegs
zu überziehen, wohl aber dem Lande den'
Frieden und den. Wohlstand, jahrzchnte
lgiig erhalten hat, die jetzt die überlegene'
engljsche Flotte von der Blockirung und.
erst recht vom Angriff der deutschen Küste
abhalten kann, die wenn es zu zitier '
Seeschlacht kommen sollte, sicherlich mit
Ehren bestehen wird.
Fregattenkapitän v, S ch ö n b e r g.'
Die Türkei! erflekrii dr Tieg der
Teutsche, i'i'slch einer politische ctur
respondenz aus Konsiantinopel zugehende
Meldung werden in allen dortigen Mo
scheen- Gebete sür den Sieg der österre!ch!
scheu unlz beut scheu A rm reranstaN'.
DcH sei. bemerkt die'Politische Korrespon
denz, ' ei böchst bedeutsamer 'Vorgang;
denn es ereigne sich zi,m ersten Male i
der Geschichte des Oitoniaiiischcn Reiche-?,
da, Muselmänner in ihren Gotteshäusern '
für den Sieg christlicher .Völker. beten. . ;
Die Bastardella hat ihre hohe,,
Triller und Passagen mit einem Lgest'!.
chenen H geendet.