ZZtfLfa CtuzU.titänt rS r'M n . (8 tat .tmntmtU tim QoiUt tlajl 3(lm) trt beispiellos nroßartiac5 Schauspiel: ein e'miz Volk von vrüdern. von vcsticn umheult, bält Deutschland das vann der Humanität hoch." Der Geist deutscher Ord ' nung feiert seine höchsten Triumphe in ?(riezszciten. von Zlngttst Spanuth. " Berlin. Mitte August. ' 'Jy'tnn wir jetzt aufwogn unfc F FH 1 uni Den ganzen Jlnra wie -V einen bfänflfiifltnben Traum ' flul den Auoen wischen köitn tcn: eine wunderbare Erinnerung würde . voiz, jetiuoens iviften bleiben, die Utinne tung an die Festigkeit. Unerschütterlichkcit. mit der dieses deutle Holt eine ganze ISest in Wasft gegen sich ausstehen sieht, ohne mit der Wimper zu zucken, ohne auch nut hfl kleinsten BruchlHeil seine 2kr kcani in die eigene straft zu verlieren, Im Gegentheil, die unglaubliche Nachricht von Englands Kriegserklärung anstatt lähmend zu wirken scheint dii Selbst vertrauen, den philosophischen Gleichmulh noch gesteigert zu hofxn. Wenn schon, denn schon" Hort man von allen Seiten. Und dol sogte man nicht et,, au Unterschäd unj Englands, sondern im Hinblick aus die, vunmelir erkannte llnvermeidlichkeit eincl deutschnglischen Krieges. Tasj unsere ,, deutschen Staatsmänner, unsere Marine und Militärbehörden von born herein mit diesem englischen Kriege ge . rechnet haben, wird mir nun immer wahr peinlicher. Dagegen kann ich mir bei unserer gänzlichen , Abgeschnittenheit. don der m:,v v.. i. .'.uu jjuuijui - lern ho düopu niunjrn, wie da englische Volk über diesen Krieg urtheilt. ' Begreiflich wäre es schon, wenn es über die thatsächlichen Vorgänge nur solche Nachrichten, erhalten hätte, wie Sir Edward Grey sie ihm hat vorsetzen lassen, wenn ti als? Deutschland für das Kar 'v..; ..: -i 1 ; IIP ,' r-S V'. -v 4Tiirxv (11!' ll i . I ' . - rfi .. m .' ' . .a' i i i f j- w. iltnX 1 - v Nickel hielte. Hier lebende Engländer Tön nen sich aber kaum genug thun im V dämmen dieser Kriegserklärung. Ob sie's vi!kkicht auch nur aus Politik thun? Eie wisseik ja. die Engländer sind das politisch reifste Volk. Aber die ich darüber ge sprachen habe, machten den Eindruck 'ehr licher Ueberzeugung. Und ich habe eine ganze Reihe gesprochen, denn während der letzten Tage bin ich viel aus der anierika Nischen Botschaft gewesen, um Landsleu- c -: ix f .: m.rr.s t. .(.::( r : If(l cci ti-uunsjurnj tuit luiit utyunuu) zu sein; und da die amerikanische Bot schast den Schutz der Engländer übernom meri hat, fanden sich dort auch gar?c Schaaren von "Enplkh ubjfctä" ein. Eine BollblutEngländerin erklärte mir, daß England sich auf die Seite der russi schen. Barbaren gegen Deutschland schlage, fei eine Cchmach für ihr Baterland, das fie nie wiederzusehen wünsche. Sie werde sich so schnell wie möglich in Deutschland naturalisiren lassen. Vielleicht hat sie in der' Erregung etwas zu viel gesagt, viel leicht wird sie doch im Frieden nach ihrem Geburtslande zurückgehen; ober dann war doch die Erregung eine grundehrliche. Lassen Sie sich auch nicht durch Be richte aus englischen und aus England (reundlicken Quellen eivrcden, die Deut cheu hätten sich Ausschreitungen gegen Angehörige jener Mächte zu schulden kam rnen lassen,, mit denen wir im Kriege stehen. - Gewih, es war nicht recht, daß man im englischen Botschaftsgebäude drei Fenster eingeworsen hat, das; man Per .sogen ohne weiteres als Spione verhaftete, die diesem oder jenem aufgefallen waren. Aber du lieber Himmel: kann denn die ganze Menge in jedem einzelnen ndivi dllui ein solches Muster voy Wohlcr,;o grnheit und Würde darstellen, dasj selbst in Zeiten einer beispiellosen Erregung nichts, aber such ein rein garnics vor kommt, das mtr bemoR moros der ftöhi? Im Eifer, dem Vatcrlande zu nügen, hat man ja auch zu Dutzenden königlich preußische Offiziere als Spione verhaftet, manche bloß deshalb, weil die Feldnnisorm der Menge noch nicht bekannt war andere wieder, weil man ihre Uni form für eine Verkleidung hielt. Daß man im Hotel Adlon einige amerikanische nd englische Zeirungskorrespondcnten als i?pioue einlochte, ward schon nach zehn Sirate auf Intervention der omerika nischen Votschaft als Irrthum erkannt. Vrwih .war's ein bedauernswerther Vcr stoß! Angeber aber war der Chauffeur gewesen, der die Herren von einem Tele giaphenamt zum anderen gefahren hatte. Und sie hatten natürlich englisch gcspro. chkNl'. " - ' Was sind aber derlei Kleinigkeiten ge aniin' der barbarischen Art. wie kürz 1,3 Deutsche und Oestcrreicher in. Frank .73 11. ti 'im - Kv-:j! I -fc. I y ? ttlm W b reich und Äi'lgicn behandelt worden sind, Wie Bestien bat sich dort die Menge aus die unglücklichen Flüchtlinge geworfen. Und da erzählen unl die Kriegssantasten immer och, ein Krieg mache die Menschen erst stark und frei'. Garnicht denken mag man an die kei den. denen die in Rußland eingekapselten Deutschen anZgesedt sein weiden. Da soll man sich nun einmal fcal Nuffenlager hier in Döbcrib ansehen. Tort werden etwa zweitausend Russen aller Stände, vom Bettler bis zum Fürsten, ersargt und Speisung- - j",-ä , ,.. Tt". hi . . -' , , , ,-f v vvWlf H:.. ' , ' i '. , ? - ' : :z I H 5 . ' . . f: . - ! I i - , j 's . . . y . ,.,.. -f ' . "1 Q f -r I I -v . 1' -1 . ' V V,, I l v)At n&OV ?J I N 1 if'-M lv-Xr - 7 - v; i 'rxl . . 5-ö5 ,V'r ; -, ' l - v.'..? . v) A -.-.'. Jlii i ' , , l. " ' ' y , , f W - ' I f - . ,'7 , ? ; J i . 1 1 f f '4 ' . . . V ' " 5" k ?i:l M b U , ' ' , . J ilinin , , IM,-, ,'' Hfc, 1 ( 's, !. . ' ' ' " 'jm j 1 ' "T,'' " " .,,rlnr " - 7 " ! . ,MnMMMIK. ti.r:,"S? . , . ; ..'i"""- ' . ' :, J . ' "' - ... .. " " ' ' " , . ..,' . mmmi h U EiUti?llIM!--nvm!'! .f. 's CL4.-I:.I s-A-r--''.' fi Mvvt ' ' i J . " X, 'hmfftiW Jf V l itrvAV-'-f "ritie? tA ' ?' TH f T ; v-7 1 C.. - .', - - i A Z r - . i , ;.SV nj :. J. 1 I -s ? , : .. t - n p ' ; "H; t Vr 1 n rnnhu r-ti Vr3f.rJ S-:f- . Russenlager in den Militärbaracken von Döberitz. , emsgchoben, mit tresflichem Essen, guten Schlafstellen und erheblicher Bewcgungs sreiheit unter grünen Bäumen versehen. Von Bestien umheult, hält Deutschland dennoch das Banner der Humanität hoch. Ds nenn ich Kultur, das Andere aber ist nur Tünche. . Welche Triumphe aber feiert jetzt der Geist der Ordnung in diesem arg bedroh ten Reiche! Wie ist die Fürsorge für die in's Feld Ziehenden wirksam organi sirt, wie greifen die Räder ineinander! Selbst von der berüchtigten bureaukrati scheu UmstäkdlKhkeit ist Vieles gefallen, hoffentlich wird davon im Laufe der Ereignisse noch iel Mehr fallen. Auch die Geheimhaltung aller militärischen Neuig leiten wird, nach meinem Gefühl, zu radi kal geübt. Natürlich braucht nichts gesagt zu werden, dessen Veröffentlichung gegen die Ctaatsraiss verstoßen würde, und daß die Angehörige selbst oft keine Ahnung dvvon habin, wo ihr Cvhn, Va ter, Bruder. ai!ti (reibe steht, ist viel leicht niäit eh all ne Härte, die aus patriotisctj Gründkg ohne Murren er tragen werden muß. Aber über Statt- gefundenes dürften die Nachrichten wirk lich etwas Hisführlicher sein. Bisher ha bin wir zwar nichts als killkommene Botschaften von den Kriegsschauplätzen erhalten, aber viel zu knappe. Es geht doch nicht an, daß das Volk, dem die Bürde dieses ungehcuren Krieges obliegt, wie ein artiges Kind immer nur warten und warten muß, bis man sich im Bureau darauf geeinigt hat, einen Neuigkcitstro pfcn durchzulassen. Die Nachricht von dem Minendampfer .Königin Luise" z. B., die uns den gestrigen Sonntag Morgen verschönte die That war schon zwei Tage vorher geschehen! war in ihrer Unbestimmtheit und Unvollständig keit doch peinigend. Jeder intelligente Le ser konnte begreifen, warum man einen kleinen Bäder-Tampfer mit der heiklen Arbeit des Minenlegen! beauftragt hatte, denn jedes Kriegsschiff wurde doch ohne weiteres attalirt worden sein. Aber man fragte sich doch.' ok denn nicht ein paar tüchtige deutsche Kriegsschiffe den toll kühnen Minenlegern zum Schutze beigege ben worden seien, und ob es bei dieser Gelegenheit nicht zu einem ernstlichen Ren contre zwischen englischen und deutschen Kriegsschiffen gekommen fei. Zudem wurde uns die offizielle Mittheilung nur ziemlich sicheren Gerüchten zufolge" ge macht. ' Aber selbst wenn diese Unbestimmtheit und UnVollständigkeit ofizicller , Kriegs Nachrichten nicht Anlaß zu allerlei, viel leiÄ ganz grundlosen Befürchtungen giebt, der wird dann aus Hunger nach Neuigkeiten ein Opfer der gewissenlosen Verbreiter von falschen Sensationsnach ctftei . J , . ... .... sri., . ;Uv:: f i V Vj'.p-r W. r s r f '- O ' z'. r .i ' ? i 4 t f ' , Berliner Kinder im Dienst de Rothen Kreuz". - i. i . ' , . ... , ... . r I von Kindern und Frauen, deren Ernährer im ''vr?; v j Z' ' yfT". !.v 1" - . j ' . " v . . . . dvu "I , - tjiii ''( 1 .:V:-LMvpzy- ' Mv ;HX!at K r ' 4 1 r ! .. S "T kl 5 4 ti M I ! . dvf' I .ii richten. Ich halte es für richtig, die Er sinder und wissentlichen 'Verbreiter solcher erlogenen Sensationen wenigstens für die Dauer des Krieges unschädlich zu machen, nämlich in's Gefängnis zu fetzen. Eine richtige Sensations-Lllgen-Fabrik scheinen wir gleich hier am Kurfürsten dämm, im Hotel Tumberlatid (dem frühe ren Boarding Palast") zu haben. Am vorletzten Sonntag wurde von dort aus ich weiß nicht durch wen die Lüge verbreitet, daß Japan an Rußland den Krieg erklärt habe. Tarauf muß wohl ein außerordentliches Verlangen nach Champagner unter den Gästen des Cafös und der Terrasse au'sgcbrochcn sein, denn gestern, am letzten Sonntage, wurde die damalige Scnsationslüge noch weiter über boten. Das Hurra-Geschrei hatte sich bis auf die Strake verbklanzt und . schallte vom Kurfürstendamm so stark zu meiner nicht eben sehr nahen Wohnung herüber, daß ich um halb 12 Uhr nachts den Kopf zumHenster hinaus streckte und den Portier nach der Veran lassung zu dem Jubel fragte. Die, Ant wort lautete: im Hotel Cumbcrland fei verkündet worden, daß ganz Belgien' sich oem Iraner aus nave unv ungnaoe er, geben habe und daß Belfort mit 60,000 Mann Franzosen in unsere Hände gefallen sei. Das war nun allerdings ein bis chen klobig, aber daß die Mär von Vie len geglaubt und reichlich begossen wurde, ließ der Jubel vom Cumbcrland Hotel her errathen. Ucbrigeus werden unsere Wirthe jetzt auch bald über die Kriegszciten zu jam mein beginnen. Bisher, so lange die Mo bilmachung noch im vollen Zuge war. ging's ja noch, aber jetzt kann man selbst in den sonst überfüllten Lokalen zu jeder Zeit einen beciucmen Platz haben. Und wer denkt denn jetzt noch an das Berliner Nachtleben und an seine Bekämpfung? Es mag hier und da noch einige bevor zugte Plätze geben, die einen Betrieb" vorzutäuschen im Stande sind, aber im Allgemeinen fehlt für die Nachtschwärme rei das lebende und das rollende Material, womit ich die sogenannten Lebemänner und das rollende Gold meine. Sind wirk lich noch ein paar Lebcleute übrig geblie ben ein Hauptkontigeut stellten ja stets die Ausländer so fehlt ihnen jetzt das Nothwendigste zum Nachtleben, das un selige Geld. So kommt es. daß schon viele von den bisherigen Genossinnen ihrer nächtlichen Freuden sich dem Kranken schwestcrndicnst gewidmet haben. Das ist noch längst nicht das Dümmste, was sie thun konnten, auch wenn sie nicht 8e mit dem erträumten verwundeten Grafen und Leutnant., aus dem , Kriege heimkehren werden. . ' Wenn das Oberkommando dafür sorgt, srt rffV ck fkti i n 11 iif -hl:- km so' i- - ' - I ( ' ' ' -.--! 'in:: TrK - 'A r' -nY N'-r, 1 :T -'f- ll I . . ' " , J J I k feKn i rjrzJt l m- . " 's--- S 'j T - - i 13 X vZwf-L v' If'pt- Felde stehen. ' . ' - ' üiZi f- i Mu . - - V , , ' - i 1 ti 'f , J .iV 1f It wuuua t i . ' i i . I rjj O i:T '-4 :;;" - ' wr r:- r , :y ? "j -. .3 . '.' t Jilsil PMi - h , Zin Ü3 ' .. ;iMt.. . ( . ! , 1 . i 1 i Ü IM? s' ajV-;V. '-, -f daß die Lcbensmittelpreisc in mäßigen Grenzen bleiben, so habe ich bislang auch noch keine Klage darüber vernommen, daß die Restaurateure und Hotclwirthe ihre Preise ungebührlich hinaufschrauben. Trotzdem mag es jetzt vorkommen, daß man seinen Hunger in einem eleganten Restaurant nicht mehr zu stillen vermag. Hat doch gleich nach der Kriegserklärung eine Agitation für Ausmerzung aller französischen und englischen Namen und Redewendungen eingesetzt. Wie soll man also jetzt errathen, was für ein Gericht sich hinter der meist verunglückten deut schcn Ucbersrtzung verbirgt. So bin ich von vornherein gewiß, daß ich die löst liche Mayonnaise" nicht unter irgend einem, noch so geschickt ersonnenen deut schen Namen erkennen würde. Hat man sich fein ganzes Leben lang vom Roast beef ernährt, dann wird es einem gar nicht einfallen, sich gebratenen Ochsen zu bestellen. Auch kann ich mit dem besten Willen nicht einsehen, .was es mit der patriotischen Gesinnung zu thun haben soll, wenn man Benennungen bcibehält, die thörichter oder verständiger Weise seit Generationen im (Gebrauch gewesen sind. Es ist doch wirklich mehr als bloß eine spaßhafte, Bemerkung, daß Ea de Cologne der deutsche Ausdruck fit Köln Wasser ist. Ein Anderes ist's, wenn man zum Beispiel über ein Piccadillq Easö" am Potsdamerplatz spottet; abeauch da bei kommt doch weniger de? Patriotismus als der gute Geschmack in Frage, Besagt tes Cafö heißt jetzt Cafö Vaterland". Warum war man denn nicht etwas konse quenter und nennt es Kaffce-Haus oder Kaffee-Stube Vaterland? Es ist auch auf den Straßen Berlins feit kurzem viel stiller geworden. Frei lich stehen an manchen Ecken stets viele Leute und warten auf neue Kunde von den Kriegsschauplätzen. Kommt dann eine frohe Botschaft, dann drängt und wogt das Volk wieder auf und ab und kann den Weg nach Hause nicht finden. Aber sonst verhält sich Berlin recht still, die Tennisplätze liegen verödet, und die TFuisi lauschen Geräusche find nicht halb so aus dringlich wie zuvor. Bei der Nachricht vom Fall Lüttichs ging es wie ein tiefes Aufathmen durch die gesammte Bevölkerung; man hatte diese Bestätigung nöthig,. daß es noch die selbe alte zuverlässige Armee war, die den Zuhauscgebliebcnen im Sommer 1870 solch' unglaubliche Uebcrra schlingen berei teie. . .Es wird erzählt, der .berühmte 78jäh rige General Graf Häseler hätte sich mit den Worten vom Kaiser erabschiedet: Majestät, wir sehen uns also erst am 28. August in Paris wieder; aber zum . ' ..,. . ;. ' r . '."" :, rSs ; I , . . ,. . iCMsi ?' ' . " ' A rtfFZjxr; k',v.. -i ' " OTV'i . . ... V; Vtn Vf. ;! V. V t,HL. ' , V.' " V v ir- ,'"V V'W j - ' n &Upyi- i j J vav- fr " ' J " tv.S.i n - . '5"- " bi) r (':;L1 il I i- ,'VT ''"'V-i- l V V, i w Frühstück'." Nun wenn's auch schon Zeit sur's Abendessen geworden sei 7. sollte, das würde hier weiter nicht enttäuschen. Wir sind von aller Welt abgeschlossen und müssen uns mit den spärlichen Reuig leiten begnügen, die uns der Genera lstab und der Marincstab bewilligen. Zwar haben wir die Gewähr, daß diese Nach richten nie widerrufen zu werden brauchen, daß wir auf ihre Richtigkeit schwören kön neu, aber die Ungeduld läßt uns nianch mal vergessen, daß unsere sämmtlichen Feinde so viel schlimmer daran sind, daß sie sich von der Agcnce Havas und dem Neuter'schcn Bureau eine Unzahl Nach richten erstatten lassen, die sich nachher als freie Erfindungen oder grobe Ent stellungen herausstellen. Da aber eine Nachricht, die nicht zutrifft, überhaupt leine Nachricht ist. dürfen wir uns denn doch wohl als bevorzugt ansehen. Auf welche Weise es geschieht, weiß ich nicht, aber es kommen doch manche engli sche und französische, ja sogar russische Zeitungen in das eingekapselte Teutsch land hinein. Und sie sind meist recht amüsant. Uh je, in was für einer Vcr fassung müssen sich unsere Gegner befin den, wenn sie sich durch so viele, zum Theil ganz groteske Lügen Muth zu ma chen suchen! Was ist da alles über Lüt tich zusammenphantasirt worden! Und die Unklarheit, der höchsten Autoritäten über den Zustand der eroberten Festung! Der französische Präsident verleiht der ibtadt, ba sie sich schon, in deutsclM Hän den befindet, das Grvßkrcuz der Ehren legion! Diese Auszeichnung konnte sich nicht einmal General Emmich träumen lassen. Und was sagen bloß die Boule vardleute dazu, daß ihr vortrefflicher Herr Poincarö eine deutscl Stadt dckorirt? Indessen regen doch nicht alle die heil losen Lügen zum Lachen an, man findet in dieser ausländischen Presse auch Nach richten aus Deutschland, die einem die Zornesader schwellen, die einen wünschen lassen, den Verbreitern eine Tracht deut scher Hiebe zu verabreichen. Das sind nämlich die Lügen aber die Stimmung, die in Dnitschland herrscht, daß Deutsch- land garnicht so recht einig sei, daß die Sezialdcmokratcn widerwillig in den Krieg marschirtcn, daß der Abgeordnete Dr. Liebknecht wegen seiner Weigerung standchtlich erschossen worden fei. Solche Nachrichten können nicht auf Grund von Mißverständnissen oder aus Neigung zur Uebertreibung entstehen, sie sind frei er funden, sie sind bewußte, beabsichtigte LU gen. Ich glaube, ich habe es schon vor einer Woche gesagt, daß, so gewaltig im mer die Eindrücke der kommenden großen Schlachten sein mögen, so heftig sie uns erschüttern mögen, den bleibendsten und tiefsten Eindruck wird doch jeder, der hier mit dabei war, von der absoluten Ein müthigkeit sämmtlicher VolkSklasscn, die Sozialisten eingeschlossen, von der abso luten Begeisterung der Kombattanten und Nichtkombattanten im Herzen behalten. Hier kann man ohne die geringste Ueber treibung sagen: Millionen Herzen und ein Hchlag. Man hat das erst erleben müssen, um so etwas für möglich zu hal tn Fragen Sie doch Ihre Landsclutc, d ihn europäische Sommerreise unter brechen mußten, nd nun theclöffel- .rncil zu Ihnen zurusieyren, ?osem s in Berlin, oder München, ode? Drej den. oder sonst in irgend einer anderen ' . ' ' deutschen Stadt waren, werden sie deken nen, daß ein Volk von solcher Haltung und Zuversicht fünffachen Feinden gegen über ihnen noch nicht vorgekommen ist. Sie wissen ja, wie wenig ich mich genire zu rügen, was mir hier nicht gefällt, aber jetzt bin ich thatsächlich um die rechten Worte verlegen, mit denen ich meine Ve wunderung für die Kriegsouverture, die ich hier erlebt, zum Ausdruck bringen soll. Aber Ihnen würde ja wohl, wenn Ihre Verleumder recht hätten, wenn Amerika eine Nation von Dollarjagern wäre, am meisten imponiren, daß Deutschland es sich leisten konnte, kein Moratorium zu erklären. Man bedenke, daß England, dieses reichste Land der Welt, sofort mit dem Moratorium bei der Hand war, wäh- rend Deutschland trotz der ungeheuren Kriegskosten und trotz des unvermeidlichen Stillstandes im Geschäftslcben dabei bleibt, daß jeder Geschäftsmann seinen Verpflichtungen wie immer nachzukommen hat. .Man appellirt zwar an den guten Willen der Gläubiger, ihre Forderungen Nicht mit? 'Gewalt einzutreiben, zugleich ober auch an das Ehrgefühl der Scknild ner, zu zahlen, was irgend in ihren Kräf ten steht. Miethen und Hhpothekcnzinsen müssen unweigerlich bezahlt werden, da mit nicht das. Fundament eines soliden Geschäftsbetriebes erschüttert wird. Da! WelMiegs. .StxV i- v 1 yT t .. jt - V Abfahrt zum Kriegsschauplätze. für aber werden don der Reichsbank und mit Hülfe anderer Großbanken Dar lehenskassen eingerichtet, die auf Effekten und auf gesicherte Forderungen Kapitalien vorstrecken. Damit will man dem Wu eher begegnen. Ich habe wohl manchmal das Gefühl gehabt, deutsche Geschäftsleute seien zumal wenn man an die riesige Ausdehnung des deutschen Handels denkt doch ein bischen zu kleinlich, zu vor sichtig; jetzt lernen wir nun von dieser Eigenart die höchst angenehme Kehrseite kennen. ' Also auch Hungersnoth soll hier bereits herrschen. Nun, ich glaube, seit der Kriegserklärung ist hier noch niemand we niger satt zu Bett gegangen, als vorher, und gar mancher Wohl gar mit besser ge fülltem Magen. Das kommt von der wie im Fluge organisirten Wohlthätigkeit, von der nun auch Leute profitiren mögen, die sonst keine Gelegenheit dazu bekamen. Sogar die Feinde, die wir beherbergen, erhalten reichliche Mahlzeiten. Man gehe einmal zum Barackenlager in Döberitz hinaus, wo 'etwa zweitausend Militär Pflichtige Russen untergebracht worden sind. Es befinden sich darunter sehr ver wohnte Luzusmenschen ebenso, wie ärmste Hausirer und Hungerleider. Selbst die ersteren weisen die Kost nicht zurück, die ihnen dort unentgeltlich gereicht wird, und die letzteren sreuen sich diebisch darüber, zum ersten Male in ihrem Leben nahr hafte regelmäßige Mahlzeiten zu erhalten. Wie mögen dagegen di militärpflichtigen Deutschen rn Rußland unurgebkacht fern! Daß die Lebensrnittel ein klein wmi theurer geworden sind, soll nicht bestritten werden; so zahlt man für Fleisch durch schnittlich zehn Pfenige pro Pfund mehr, für Mehl fünf Pfennige. Sieht so die Hungersnoth aus?- Uebrigens hat der Berliner Magistrat eine Kommission ein gesetzt, die dafi zu sorgen hat. daß jeder Versuch zum .waltsamen Hinauftreiben der Nahrungsmittelpreise auf der Stelle geahndet wird. So sehen denn unsere Hausfrauen bereits ein, daß es thöricht war, am Tage der Kriegserklärung Waa renvorräthe einzulegen, als hätten wir eine sechsmonatliche Belagerung zu absol- Viren Niemand klagt und murrt, oder wenn er's doch thut, besorgt er das in seinem stillen Kämmerlein. Gestern sprach ich mit einer Mutter, deren drei Söhne sämmtlich vor dem Feinde stehen. Wohl wurde ihr Auge feucht, als sie davon sprach, aber es flog auch ein Lächeln wie milder Sonnenschein über ihr Antlitz, Dieses stumme, feste Tragen des Unab- wendbaren fetzt eine Seelen-Zucht vor aus, von deren Vorhandensein sich doch die meisten von uns kerne rechte Borste! luna gemacht haben. Gern gestehe ich ein, daß ich in diesen , beiden Wochen gar manche meiner fest eingewurzelten An sichten einer gründlichen Revision unter worfen habe. Neulich beobachtete ich im Straßenbahn wagen eine kleine, schwächliche Conduc teuse, die ihres Gatten Posten übernom men hatte, weil er zum Heere eingezogen war. Da waren sicherlich Kinderchen im Hause, an die sie ebenso sicherlich denken mußte. Aber brav und, unauffällig kam sie, ihren ungewohnten Pflichten nach, rief mit dünner Stimme die Straßennamen aus, half den Kindern beim Absteigen ruch'macke in jeder Beziehung den Ein- vruck. alswenn sie nicht bemitleidet zu i i l. t. . . r i GAnttst Alt f., i i werden wünschte. - Heroisch sah sie gewiß nicht aus. aber ich 'fühlte doch, daß sie eine kleine Sparlanerin sein mußte. Offen gestanden, diese stillen und festen Dulder imponiren mir viel mehr, als die laut Begeisterten, und die einzige unange nehme Begleiterscheinung dieser großen Tage ist für mich die Thatsache, daß es so viele mit dem , Dichten gekriegt haben. Man brauchte ja nicht alle die Verse zu lesen, thut's aber doch, weil man denkt, es müßte doch endlich einmal ein Treffer darunter sein. Aber selbst Gerhart Haupt mann's Reiterlied" hat nach meinem Ge fühl etwas Gezwungenes; Hermann Su dermann's WaS wir waren?" ist . ein echter Sudermann und wird darum man chen entzücken. Ich möchte es wenigstens einen schönen Anlauf nennen. Die bis herigen Kutschke-NachahmungeN und an dere populär gestimmten Sachen haben zum theil ganz Erträgliches,' aber kaum etwas Scl)laqendes geliefert. Der Kaiser ist also in der Rich tung nach Mainz" abgereist. Man ist sich also' auch hierbei - konsequent geblieben, hat die Abreise' geheim gehalten und sagt auch jetzt nur etwas' über die 'Richtung", verschweigt aber, wo der Kaiser zuerst sem Haupt quartier ftTagsjDirb. JDc 8 st im rnt . .etac Jcr i . .. ! hr i- x " h -ns V genau mit der übrigen knappen Bericht tlstattung zusammen. Militärische Ein.' zclheiten dürfen eben nicht ausposaunt werden, und die Bewegungen des obersten Kriegsherrn sind militärische Einzel heiten" von höchstem Werth. Natürlich wird es auch den Feinden nicht lange geheim bleiben können, wo sich der deutsche Kaiser befindet: das werden sie schon, und zwar sehr bald, aus den Tha ten der Deutschen merken; aber es ist sicherer, sie nicht im Voraus davon in Kenntnis zu setzen. Nun, da er fort ist, wird man in Ber lin noch stärker das Gefühl der Einsam keit erhalten als bisher. Die Gestellung, ordcr für den Landsturm hat am letzten Samstag nicht, etwa Beunruhigung, son dern Befriedigung bei den Betroffenen wach gerufen. Unbefriedigt und nahezu überflüssig fühlen sich eigentlich nur alle jene, die aus diesen oder jenen Gründen nicht mitmachen können. Ich glaube, cS giebt kaum einen unter uns, und wäre er auch sonst ei überzeugter Gegner und Hasser aller Kriege der nicht sofort als Freiwilliger einträte, wenn nur irgend Aussicht vorhanden wäre, daß er ange. nommen wird. Ueber eine Million frei, williger Kämpfer haben sich gemeldet, aber wie wenige konnten angenommen werden! Einstweilen glaubt man genug zu haben mik den secks Millionen, di friti im Felde stehen. Darum werden auch die Landsturmlcute keineswegs nscirfi ,n. Dienst genommen, sie sollen sich blos mel den rrnh Lethaltnugsmaßregeln erhalten. Ausdrücklich wird ihnen mitgetheilt, daß sie keineswegs ihren bürgerlichen Beruf sogleich aufzugeben haben. Man will sie blos in Bereitschaft halten. - Wer nun noch Hierbleiben muß, nachdem auch der Kaiser gegangen, bekommt das Gefühl, er gehöre nicht recht mit dazu, zu dieser großen. ., beispiellosen Bewegung.. Sich aber gewaltsam herausreihen, sich in einen ganz anderen Jdeenkreis versetzen, ist? schlechterdings unmöglich; dafür fehlt! einem eben die Konzentrationsmöglichkeiti Uebrigens sah man den Kaiser in im letzten Wochen täglich auf der Strohes fast jeden Nachmittag fuhr er mit der Kaiserin über den Kurfürstendamm ach dem Jagdschloß Grunewald, oder. auch nach Potsdam und zurück. Er zeigte im Gesicht jene eigene ernste Blässe, die man bei bedeutungsvollen Momenten stets o ihm wahrnehmen kann. , Im Vorausaebenden sraat? iA wr jetzt noch an dem Berliner Nachtleben und an lerne Bekämpfung denke. Tag war voreilia. denn kaum bat dir StnHer W Rücken gewandt, so lassen jene dunklen cacyre von lich yorcn, vie wohl einen Haß gegen die mächtige Entwicklung Ber lins babe lüssen. (Sie mnihien W Verkehr d Straßenbahnen und der Hoch. . oayn um zwois uyr nachts zum Still, stand brinaen. angeblich weil es nickt wünschenswert!, sei. daß sich der Bürger in solch ernsten Zeiten noch spät nachts herumtreibe. Es bat sich nun nher fies den Geschäftsleuten ein derartiger Sturm, der Entrüstung gegen diese Maßregel . hoben, daß dieVerkehrsgesellfchaften kaum! den Muth, baben dürften, sie ,ur Au' führung zu bringen. i Aber es ist nicht leicht, in dieser völlig ungcwoynrcn Viruanon oas Ricorrge uno, das .Praktischere zu finden. Da sind nicht' wenige eure, vie verlangen, vag way! rend deS Krieges sämmtliche Theater gej schlössen bleiben müßten; andere, auch nickt UNVatriotilcke Stuie tintnnnrn nrnnn' das Gegentheil. Thatsächlich hat der Ver band der Berliner Theaterleiter kschknll, den Betrieb zu eröffnen, wenn ihnen die nacyiisallige 'Miethen und Hypotheken rate erlassen wird und die öauSbeliker damit einverstanden sind, sich prozentua iirer an oen innaymen zu oeryeiugen. DaSwird freilich wohl von der Höhe de Prozentsatzes abhängen. Den Anfangs machte übrigens am 30. August daS Deut' sche Opernhaus in Cyarlottcnburg. Um die secksbundert Anaestellren nickt htal' los zu machen, wird man mit reduzirteDl Gagen ipreien, nachvem vie E?tavk talhniurn die Nackt usw. laZst Kfli. Ich halte daS entschieden für nachahmrnö werty. DaS sog. 10 Meter-Meßgerath für Entfernungsschätzungen der Firma Avh hat auf 15,000 Meter Entfernung ei Genauigkeit von 32,6 Meter. Der neapolitanische Poiizeimmister ließ verbotene Bücher nachdrucken und unter der Hand für seine eigene Nechnnna verkaufen.. , ..'., j-' . Gabrielle d'EstrZeZ, die Geliebte . HeiichS bezahlte für ein artiges Taschentuch die damals (1504) ivhrrt Sustm, von 1900 Thalern. '