Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, September 16, 1914, Image 2

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Zi"Mt Cmet ZriSiu.1t
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'Ran an den Feind!"
Die Taktik Lricdrichs des Großcn.-In geschlossener Kolonne.
Die Reformen Napoleons I. Die individuelle Leistung.
Orint Friedrich Karls neues Nvglement. . 1866 .
V. . , , l M . V . A
iorO. Pi neue oeutch y.arnr. in ereien,l um
belms II.
'cklachtpUne IB88
Waffen: Maschinengewehr, Motorxpnzerzeschütze, kuftflotte.
- Der Vormarsch. - Scheingefecht. 5- Der Nachtangriff. -
wie sich die Schlagt entwicreir. j vtv ant 5.egerge.,i.
W uf den Schlach'enbildern früherer
I J Zeiten und ganz befondn des
J,L deutsch ' kranzosiscken Kriege
O suht man dicht ZrupPkUMas'
sen suskinandek prallen ... von den Ha
n donnern dik Gesd, und aul den
dicken Pulverwolken und ciu den gnUtn
1nitMtfeen sausen dik Geschosse durch dir
Lust: in na. geWoffenen Kolonnen steht
d gußtruppe und schleudert verderben,
ringende Elven in den ebenfaltt g"
schloßen anstürmenden Feind; den Pal
lasch bh w der Rechten sckmmgend xagt
d Reiterei in schillernden malerischen
Umformen deran ... da ist die Schlacht,
wi sie der Maler sest gehalten. i sie in
ve, Phantasie der Maffe lebt
da! war die Schlacht.
1, ntm f 'r, w W',,",'"'. "
SumV drUi tt Xu 1n "
In iu ut. iitx tlit 'aul'
I Cjinn Staust von t' " ,
SaV lni,n m eilt Jtamtn ,.
gie er o'dmk, &" Srau .
Ist tu I", wogt Kamps,
listn , oirw rIdlam?I,
Silti (onit e Biitl.
o umarme d,k tti 1:
.-eittq:- iniU' d, floum u Peloton,
luf i ' mwilm , . ,
ro'ni i Sorftem, mrl Il'b, n,ckt ii "!.
Lücken wiM i tfrifuM iirtüUi,
Sluf fitmonn ul"e ptnt JJm,"t,r-
fifrWi'tun 4l nd lins unk un .
Pataiüont mfrroülji rt 1.
So besang Sck'ller die Schlacht, die
Schlacht in der Zeit bei großen Friedrich;
so war die Ecdlacht.
Und damals standen sich nur Zehntau
sende aus dem Kampfplätze gegenüber: da
mal, war solche Ecdlacht in wenig Ston
den ja ost schon in weniger als einer
Stunde entschieden. Und heute? Heute,
da auf beiden Seiten Hunderttausende
kämpfen man spricht bei den Kämpfen
aus dem Wege nach Pari von zwei Mil
lionc . heute da die Schlackt sich acht
und neun Tage hinzieht, heute da die Wer.
nichtungSwaffen so viel zahlreicher und
wirksamer sind, heute müssen sich doch
auch die Greuel der Schlacht im gleichen
Vahe vermehrt haben.
Ta ist die irrige Ansicht, die unverani.
wörtliche .Specialbericbterftatter' ,u den
nakbeuerlichstkn Uebertreibungen eile
iet, die sie zu den unhaltbarsten Behaust
tun gen verleitet: bei Lüttich so schrie
b:n diese Münchhausen der Alliirten
Presse wurden funfzehntausend Deut,
sche getödict und fünfundzwanzigtausend
rmunort ... es kommt ihnen bei ihrem
schändlichen Getrübt auf eine Null mehr
nickt an; die offiziellen deutschen Berichte,
aus deren Richtigkeit man bauen kann.
melden fünfzehnhundert Todte und
ftchitausend Verwundete und Vermißte
(darunter befinden sich auch die Gesänge
nen). Gewiß auch nock ein schwere Opfer.
eber unter Berücksichtigung ve, umnan
dek. das; Lüttich eine erstklassige Festung
war. die von den Teutschen in zwei Ta
gen gestürmt und erobert wurde, sind diese
Verluste überraschend geringe. Und im
oleicken Make baden die e evien Preg
ksakkn die s,ch der antideutschen Allianz
angeschlossen, weiter gelogen; f.t haben
eben ihre Berechnungen an der Hand der
alte Schlachtberichte zulommengeraiyen
Gewiß die moderne Schlacht wird un
geheuere Opfer kosten, scheinbar un
geheuere Opfer, weil eS sich bei diesen
Schlachten nicht um eine -cy,ai aan
velt. sondern um eine Reihe von Gefcch'
ten, die nach mehreren Tagen, nach zwei
wöchigen erbitterten Kämpfen zu dem
einen großen Entfcheidungskampfe, zu d k t
Schlacht sühri. Und diese Schlacht spielt
sich ganz ander! ab al in früheren Zei.
ten.
Friedrich der Große und der erste Na
poleen haben in der Technik der Schlacht
einschneidende Aenderungen eingeführt
und die S'vßkn Kriege deS vorigen Jahr
hundert haben darin dermal Wandel
geschaffen. Der geniale Preußenkönig,
der in seiner Person den Philosophen und
den Feldherrn vereinte, glaubte an den
einheitlichen Organitmu de Heere, an
da geschlossene 'Ganze, da nur ali sol
che stark und thatkräftig sein konnte
ein gewaltige Werkzeug in der Hand de
Führer. Die Eigenart de friederizig'
Nischen Heere bestand darin, daß e nicht
in Unterglieder von selbständiger Leben'
sähigkeit verfiel, in Armeekorps, denen der
Feldherr besondere und in sich verschieden
artige Aufgaben übertragen konnte. Da
Heer war mit seiner ganzen Infanterie
mitte nur ein einziger taktischer Körper.
Indem e auf da Kommando oder den
Degenwink de obersten Feldherrn mar,
schirte und hielt, abschwenkte und einbog,
feuerte und stürmte, war e eigentlich nur
ein vnarößertk Bataillon. Mit dem
Ganzen rannte man gegen da? Ganze de
Feinde an, und wenn auf der einen Seite
die künstliche Ordnung zerbrach, dann war
die Schlacht in der Hauptsache entlchieven,
' Die brutale Gewalt de einheitlichen Ver
nichtungschlage: der energisch geführte
Angriffstoß, mit dem schon die Phalonr,
Aleranocr uno oie Legionen uiiu
Caesar' oesieat haben.
Und auf Friedrich den Großen folgte
der genialste Kriegstaktiker aller Zeiten:
Napoleon der Erste. . Mit ihm, den seine
kurzsichtige Zeit die Zuchtruth Europa
nsnnte. der ehe den Beinamen der Rei
nigungsbescn der Welt verdiente, kam ein
,u,r Keiki über Europa: ein Napoleon
mußte kommen, um mit der Reaktiv auf
Gebieten auszuraumkn. er mugie om rua
fländiaui Vreilßengkist bei Jena vernich-
ten, damit sich ou den Trümmern in
verjüngte Preußen und ein großes freie
Deutschland erheben konnte. Gerade auf
dem ükbktt der Strategie und der KnegZ
taklik hat der kleine , Korft einschneldmde
A'-formkN eingeübet, er hat da! Hr tan
in Z rannei de Einzelnen besmi, tt ifii
den größeren Verbände im C:e gteßt"
Die neuen
Sklbflänk'igkcit gsgeben, er hat dem ein
zelnea Wanne den Glauben an seine per.
sonlich ,'Äichtigkeit beigebracht oller
ding ntn al einem Gliede de großen
Ganzen.
Al erste und bedeutendste taktische
Neuerung kam am Ende de achtzehiil
Jahrhundert da Schützengesecht. früher
dielt e die schwere Infanterie, die die
Ehre geckoß, die eigentliche Schlachilinie
,u diidert. für nicht vornehm, nicht an
ständig, jz geradezu für feig. Deckung zu
nehmen nd au dem Hinterdaiie zu
euer. D Franzosen waren die einen.
die von diefer Anschauun abwichen und
bei jedem Bataillon eine leicht Kompag
nie zur Fuhrung de Schützengesechte
bildeten. T Scküdenkamps war für den
Angreifer ein tr4iliche Mittel, den Feind
über den Angriffspunkt zu täuschen, an
manchen Stellen da Gefecht hinzuhalten,
den Vertheidiger zu beschäftigen und ihm
rübiertia sem Feuer abzulösen. I zeigie
cd. bah diese Art de Austreten im
Kampf dem ftcmzosische ?iationalchark
ter in hohem Maße enl,praco, i
Franzost besitzt di Selbständigkeit de
D,nk'n. die Lebhaftigkeit der Auffassung.
die Rezscmikkit, die dabei ein Hauptrolle
vielt. und hegt den vrgeiz. iia, ourq
Geschicklichklit b,rvzuthun. Tann kam
al wichtiger Faktor die erheblicheVerbes
erung ver rnuei oau, ut. .l,
nasse Ncrxoleon. Diese Elemente de
Fortschritt, fand Napoleon vor und au!
ihnen hat er die neu Taktik geschaffen,
deren erster Grundsatz war: man kann zur
Schlacht nie zu stark sein, da die Ueber
macht eine der wesentlichen Grundlagen
de Erfolg? ist. Die Gliederung de
Heere in organisch Einheiten niederer
Ordnung gewahrt vi limm, jeguajt
Zahl von Streitern nach inm Gedan
kcn zu leiten. An die cehrzayl inner
Divisionen oder Armeekorpi vertheilte Na
poleon oder der Heerführer die verschiede
nen Rollen ,m Kampfe, gao Ionen an. ,
und wann sie angreifen und wo sie ihre
Stellung bedvupten sollten. Der deutsche
Kronprinz ist. ein begeisterter Verehrer Na
poleon. de Strategen uno rikgirq'
iir Navolron und wir werden später
sehen, wie die nopoleonischen Ideen in der
jetzigen deutsche Armee, den mooernrn
Verhältnissen gepaßt, durchgeführt wer
dcn. Ter große Grundgedanke der Krieg
führung de ersten Napoleon war, dem
nfTf,n,nn Neiiid. wenn irgend möglich.
v", r - ; ....
k,n Rücklua aus den aupirorper cmc.
Lande ,u verlegm. ,yn von inen ,icn
Hilfsquellen und bereiten Unterstützungen
abzudrängen, und so mußte die Umfas
suna der feindlichen Schlachtlinie sehr
oft als da geeignelste Mittel erscheinen
Wirt man aber da ureigenste Wesen sei.
ner Schlachtentaktlk herauiheben. , vars
man sie al den Zentrumsdurchbruch
akkt'risin. Man braucht nur den
Vormarsch der Deutschen von Lüttich ln!
nahe Pari verfolgen, um den Grundprin
,ii.n Navoleonk zu begegnen: der Durch
bruch bei Namur und Mezire und
der gigantische Einkreisungsversuch bei
Rheim.
Die moderne griegtaktik ist da Er
aebni der Erfahrungen, die man nach
den Siegen der Befreiungskriege au den
Kriegen in Italien (1LW). Dänemark
(1864). Böhmen (1566). Frankreich
nxm. Türkei (1877). der Buren (1839)
und Japaner (1904) gesammelt hat. Die
einschneidendsten Aenderungen de preußi
schen Reglement verdankt man dem
irintkn Friedrich Karl, dem roten Prin
zen. der direkt nach den Liegen oes oiiiiei,
WnnnUrm hfi Maaenta und Solfeiins er
klärte: .Wir können die Franzofen be
siegen, und wenn e un gelingt. ,m
ftri'n unsere Anschauungen nicht au!
s liehlich an die Gewohnheiten de Exer
!,rlad. und de Reglements zu binden,
fg werden wir sie besiegen ... Es muß
erstlich di vollste kriegerische Tüchtigkeit
der einzvnen Jncivuen, au, venen m
Armee besteht, ir, wichen mit Ernst an
, . . 1 , n : : rr om-
g5strevt werven, )cmMcy,i murn u
N'- unsere LeeiH unv größeren Heere!
teile kommandiren, weiaie na, au? oie
Krieafübruna und daraus, die drei Was,
fen gemeinsam wirken zu lassen, hinläng,
lick verNeden. Endlich munen o,e ernge,
übten taktischen Formen der Verwendung
der einzelnen Truppenteue wie aucr, ocs
einzelnen Soldaten tn der groizlen maw
nig'altigkeit. hauptsächlich aber in der
Weise gestatten, wie ne oen rrieg uno
sieggewohnten Franzosen gegenüber nötig
ersckeint."
Aber e dauerte geraume Zeit, bi
Prinz ffnedrich KartV dessen kräftige
Wort bei Ausdruck diese Kriege wieder
in Erinnerung gebracht wurde: .Lasset
Eure Herzen zu Gott schlagen und Eure
Fäuste auf den Feind!' bei seinem
Onkc: König Wilhelm mit feinen
Neuerungen Gehör fand; der rste Wil
beim war. sobald es sich um di Aen,
deru:'. längst bestehender und bisher sür
gut befundener Vorschriften handelte,
nicht eben rasch im Entschluß, aber die
Erfolge der drei Preußenkriege gaben
dem Prinzen Friedrich arl oyi, or au
vollste kriegerische Tüchtigkeit de Jndivi,
duum gedrungen hatte. Und seit 1871
Hai man rastlok an der Dtrvollkommnung
de deutschen Heere gearbeitet, man hat
in Oraanisutw (nicht ine .Malchin
geschaffen, die nach dreiundvierzig Jahre
ununterbrochenen Frieden . sich al un
libktrefflich und unwiderstehlich bewiesen
hat. Die vom ersten Tage ab alle Unken,
rufe der .Jena oder Kedan schwarz
feher mit der That Lügen gestraft und da
Tvr ckwort: .Rast et), so rost ich!' w,
derleat bat. Sie haben eben nie aerafte?
auch nickt, nein gerade nickt in der einem
Heue gefährlichste Zeit de F:icikli! litfd
urßd 19B
oani besonder in der Zeit de letzig
Kaiser hat man daraus gesehen, deß
man mit dem Schwerle wenig rasselt
al mit ihm lible.
A! da deutsch Hm nach einem hal
ben Jahre heroisiher Äriegiarbeit in die
Heimat zurückkehrte, legte es sich nicht zu
behaglicher Ruh aus die Bärenhaut, w
e vor zweitausend Jahren di Litte der
Bäter gewesen war. sonver e begann
s'fort in ernstester Weise, die Ergebnisse
de Kriege geistig zu verarbeiten.
Unter Kaiser Wilhelm dem Zweiten,
der dem Reiche auf all n GebieA zum
Seg'N gedeihen sollte, kam dann um
gleich aus di u! au.schlil ßlich intttessi'
rend neuer Zeit überzugehen mit
so vielen anderen Neuerungen auch da
neue Exerzierreglement, da General von
Schlichting ausarbeittt und Kaiser Wil
Helm der Zweite mit der bestimmten Er
klärung anerkannte, daß sortan der in dem
neuen Reglement absichtlich gelassene
Spielraum keinerlei Beschränkung ersah
ren dürfe. Wer wie Schreiber diese
gerade in der Zeit der beiden Regle
ment gedient und speziell unter General
von Schlichting da, erst Manöver unter
demneuenReglement mitgemacht hat.weiß,
wie wesentlich di Unterschied zwischen
den Systemen waren. Ter Grundgedanke
de Reglement 1883, der auch durch die
Abänderungen in den Jahren 1903 und
1909 nicht berührt wurde, ist: Pflege der
Selbständigkeit und Selbstthätiakeit durch
all Stufen der militärischen Führerschaft
indurch und V,Z in die Rüden der
Mannschaft hinein. Di namentlich bei
der amerikanischen Presse beliebte Bezeich
nung .Hecreimaschine ist nirgend wen,
ger angebracht al bei der deutschen Ar
mee. in der immer nur da von der höhe
ren Stelle au befohlen werden sollte, wa!
die niedere nicht selbständig anzuordnen
vermag. Mit dem neuen Reglement wurde
mit allem äußerlichen Richtungszwang ge
brachen; die Einheit der Handlung wurde
ausschließlich dadurch erreicht, daß d der
schieden? Theilgruxpen eine Gangen, die
Brigaden der Division, die Regimenter der
Brigaden, die Bataillone der Regimenter
und die Kompagnien der Bataillone ibre
Theilaufgabe erhielten, .durch deren Lö
ung sie den Gefammtersolg verbürgten.
Es hatte sich gerade in den letzten Iah
ren de ersten Kaiser ein etwa .gemülh
licherer' Ton in der Armee bemerkbar ge
macht, gemüthlich im Sinne der Bequem
lichkeit und Gleichgültigkeit; der aber
wurde von den neuen jüngeren Generälen
rasch genug beseitigt. Ohne in den Ton
übertriebener Schneidigleit zu verfallen
verstand man e doch, .Zug" in die Armee
zu bringen und au dem einzelnen Mann
ganz andere Leistungen al früher heraus
zuholen; die ganze Arme war mit ihren
Kommandeuren veriungt worden.
Und mit dem neuen Reglement nahm
auch die Schlacht ein ganj andere Gesicht
an; zum ersten Male erschien in der An
leitung für den Kampf der Hinwei aus
die gänzlich veränderte Bedeutung der
Ebene; früher suchte man sie al
Schlachtfeld, weil sie die Truppenbewe
gungen im Großen erleichterte, früher ae
iel man sich dann m möglichst ezpinlkun
Stellungen seinen Muth zu zeigen, heute
ist .Deckung' das erste Gebot, Deckung
des Einzelnen wie der großen Truppen
körper. Man weih zu gut, daß eine vom
kindlichen Feuer beherrschte ebene Flache
bei einer Schlacht zum denkbar größten
Beweaungshindernii geworden ist die
Vervollkommnung des modernen Geweh
res hat die Begriffe verändert, wenn noch
vor hundert und fünfzig Jahren auf eine
Entfernung von tausend Metern die
eigentliche Schlacht erst, begann, ist das
heute schon beinahe die letzte Kampslinie
der Nahkampf. Hat der Gegner eine
ebene Fläche von tausend oder auch nur
von sechshundert Meter Tiese vor feiner
Stellung gefunden, so wurde ein ruck
sichtSIoles Vorgehen der Schützen zu
schweren Verlusten fuhren. Ist diefkind,
liche Stellung oar durch Schützengraben
verstärkt, so ist die höchste Umsicht gebo.
ten, wenn der Angriff nicht scheitern soll.
Darum hebt das neue Reglement den tief
greifenden Unterschied hervor, der zwischen
dem sogenannten Begegnungsgesecht und
dem Kampf gegen eine vollentwickelte oder
bereits vorbereitete Vertheidigungssront
zu machn ist. Trifft man im Marsche
auf den gleichfalls marschirrnden Gegner
der also sein Stellungen erst noch zu
wählen und zu besetzen hat, und der nicht
mehr im Stande ist, sich wirklich gute
Deckungen herzustellen, dann ist ein fri
sches, entschlossene Zugreifen am Platze,
Dann muß man versuchen, dem Feinde
in der Entwicklung zuvorzukommen, ihn
mit Kraft und mit Geschick Vortheile ab,
zugewinnen, wie sie die Lage gerade die
tet, um womöglich die vordersten seind
lichen Truppen zu überwinden, ehe sie von
den nachfolgenden unterstützt werden kön
nen und sie auf den Hauptkörper der
Marschkolonne zurückzuwerfen.
.Da Begegnunggcfecht schreibt in
Fachmann .ist di Gelegenheit, w ra
scher Ueberblick und kühner Entschluß ihre
schönsten Triumphe feiern. E kann sein,
daß ek unk kunstig durch die abermalig!
Verbesserung der Feuerwaffen . schwerer
gemacht wird, solche Flüchte einzuheimsen,
wie wir .s 18 und 1870 r Ent,
schlußfreudigkeit unserer Untersilhrungen
verdankten. Aber wir haben doch einen
sehr triftigen Grund, auch für. die Zu
kunft auf die Ueberlegenheit unserer
Truppen in solchen Lagen zu hoffen. Er
liegt darin, daß keiner unserer Wahlschein
lichen Gegner den Begegnungskampf so
gepflegt, theoretisch und praktisch sein in
nere Wksen so hkrauiqearbeitet hat, wie
e bei un der Fall ist. daß keiner von
ihnen in ähnlicher Weise bestrebt ist, an
immer wechselnden Beispielen die unend
licht Mannigfaltigkeit de Bewegungskrie
ge zum Verständnis-zu bringen und die
Führer aller Grade in rascher .Entschluß
fassung zu üben. Wo sich um die glück
liche Verbindung von Wageluft, taktischem
Verstöndni und wechselseitigem ' Ver
trauen handelt, dürfen wir wohl die beste
Zuversicht hegen und wenn wir darauf
ausgehen, die Gelegenheit zum . Begeg
nungttampf zu suchen, f PH
wohl auch finden lasse. " Wir haben n
sne größten Erfolge im lebhaften Bvk
gimgskriege errungen" und dgnim suslen
wir bestreb! sein überall unsere Oxeratio
nen im Fluß zu hatten. Fitide wir
t'i i ','- iiiiis ii.. r ,,, tV'
I
den Feind aber dollenlmickelt In Ciefiun.
Hz. r vielleicht schon die Zeit fl.'haM, sich
zu entwickeln, dann dürfen wir nicht mehr
daraus Iclfturrnrn, wie wir e, del
Wörth und Cxicheren wd bei Gradelotte
gethan. Tann ist es die Pflicht der ober
ten Führung, den Anarlss sorgsam so zu
planen, daß zunächst die steuerkrast der
Vertheidigung niedergerungen wird und
daß rft darauf der Sturm rsolgt. Sache
der Unterführungen oder ist tt, sich in
stchlsvvll zu beschranken und den arg
der Handlung nicht durch verwegenen Ue
vermuth tn die Bahnen de Zufalls zu
reißen. T oberste Führung wird zu
nächst, der F.age näher ja trcien toben.
ob und wie di Umfassung der feindlichen
Front bewirkt werden kann, denn Um
assung ist immer da! wirksamste Mittel
de Angriss. Nach dem Reglement von
1889 ist dann vor allem die artilleristisch
Feuerllberlegnheit anzustreben. E müssen
endlich den verschiedenen Jnsanieriever
banden die Theile der feindlichen Front
bezeichnet werden, gegen die sich ihr Vor
gehen zu richten hat, und es sind die nö
Ihige Anordnungen zu treffen, daß die
Besetzung und unter Umständen die Er
oderung gunstig gelegener iStugpunkie m
Vorgeläride der feindlichen Stellung nach
übereinstimmenden Gesichtspunkten rsolgt.
Wenn di Geländebeschaffenheit e! r
laubt. so werden die Jnsanierietruppen
vorderer Linie in Deckung bi! aus wirk
ame Schußweite herangeden und werden
ür diesen Zweck auch zeitraubend Um
wege nicht scheuen. Ist die Möglichkeit
dazu nicht vorhanden und erfordern e! die
Verhältnisse, so wird die oberste Führung
anordnen, daß die Dunkelheit zur Anna
herung und zur Herstellung von Schützen
gräben benutzt wird. Sobald die Jnsan
terie aus angemessene Entfernung vor der
eindlichen Front in ihren Angrisssftellun
gen entwickelt ist, beginnt in nachhaltiger
Kampf um die Fellerüberlecenheit. Die
sei Kampf muß so lang wahren, bis die
Feuerkrast der Vertheidigung ganz nieder
gerungen ist. Erst wenn der Gegner w
leniiicy eriquiierr ertcneini, oar? zur
Durchführung des Angriff! im Sturm
geschritten werden. Der Schützenlinie, d,e
dem Feind am nächsten ist und seinen Zu
stand am besten beurtheilen kann, wird
da! Recht zum Beginne de! Sturme! ge
währt; erfolgt der Sturmbefehl von der
obersten Führung, dann geht die Hintere
Äiasici in ununiervrocyenem Bormariq
und mit schlagendem Trommler an die
Schützenlinie heran, um mit ihr vereint
di Entscheidung herbeizuführen, und au!
dillcklich bestimmt da! neue Reglement,
daß e! dabei auf die Form .ihrer Anord
nung neben und hintereinander durchau!
nicht ankommt und daß jede Schematisi
rung de! Angriffsverfahren! verboten ist.
Der Schlußsatz der neuen Vorschrift lau
tet bezeichnend: Die Ausbildung ist nach
richtigen Gesichtspunkten ersolgt. wenn
die Truppe da! kann, wa! der Krieg er
fordert, und wenn sie aus dem Gefechts
selb nicht von dem wieder abzustreifen
hat. wo! sie. auf dem Ezerzierplotz er
lernte.'
Teutschland, dem sein Kaiser drelund
vierzig Jahre lang den Frieden manchmal
unter den schwersten Verhältnissen und
siechsten Herausforderungen erhalten hat,
konnte seine Armee in all diesen Jahren
nicht im Felde auf ihre Tüchtigkeit prü
fen, aber e hat au den Kriegen der an
deren Nationen für sein Heer Nutzen gezo
gen.
In Südafrika und Ostasien sind man
cherlei neue Erscheinungen hervorgetreten.
wie si der Fortschritt der Technik be
dingte. Die erheblich vergrößerten Schuß
weiten der neuesten Geschütze und Gewehre
haben dazu geführt, daß da Gefecht auf
größeren Abstand vom Feinde beginnt.
Die Artillerie pellt sich vielfach so h , n
ter den Höhen auf, daß sie durchau
nicht gesehen werden kann, und schießt
von dort aul in direkter Weise. Das
rauchschmacke Pulver hat außerdem die
Sichtbarkeit entfernter sseuerlinien und
Batteriefronten erheblich vermindert. Ge
schlossene Truppenkörper können sich aus
dem Schlachtfeld bei Tag nur in Deck
ung bewegen und ausstellen, muffen sich
unbedingt dem Auge de Feindes entzie
den. So entsteht eine . L r d
Schlachtfeld', die von dem
Sturm und Drang auf den Kampfplätzen
früherer Zeiten merkwürdig absticht. Nach
dem Beispiel der Buren, die durch große
Abstände zwischen den einzelnen Schützen
di Verluste zu verringern suchten, erlang
ten dünn Linien da taktische Bür
gerrecht. Neben dem Sprung in größeren
Abtheilungen und auf längere Strecken
kam der Sprung in Gruppen und da
Vorlaufen einzelner Mannschaften zur
Anwendung, und da, von den Buren mit
besonderem Geschick geübte. Vsrkrie
ch n rwie sich al! ein nützliche Mittel
zum Vorwärtskommen bi in die nächst
Nähe de Feinde. Sehr bemerkenswert
war die Erfahrung, daß die Feuerüber
legenheit keinesweg! immer durch die grö
ßere Masse leidlich gezielter Geschosse er
langt wird, daß vielmehr jägermäßige
Fleckschießen sür di Nahentfernung seine
hohe Bedeutung behält. In ihrer Schieß
kunst in der Näh lag in wesentlich!
Faktor ihre Uebergewichts für die Buren.
Wenn sie in allerdings nur vereinzel
ten Fällen bi auf den geringen Ab
stand vom Gegner herangekrochen waren,
wo sie auch kleinste Ziele zu treffen ver
standen, dann verzweifelten die Engländer
an jeder Möglichkeit weiteren Kampse
und drückten sich in ihre Deckung hinab.
So haben die Buren am Spionkop gegen
große Uebermacht rfolgreich gefochten,
und hätte nur noch de kurzen An
lauf mit blanker Waffe bedurft, um
einen wirklichen Sieg zu ringen.
Au diesen Neuerungen, die in der Ge
fcchtstaktik der Deutschen sosort verwendet
wurden, widerlegen sich alle die albernen
Berichte von französischen und englischen
.Augenzeugen', die erzählten daß die
Deutschen in geschlossenen Kolonnen vor,
gehen und demgemäß .in Haufen nieder,
gemäht wurden' es sind ja nicht die
einzigsten Lügen, die die Dutten der
breiten. Und diese Lügen sind noch der
zeihlich, denn diese Augenzeugen haben
eben die Deutschen immer erst zu Gesicht
bekommen, wenn sie in möglichst selchlof
senek Linie die Sturmaitacke machten und
die Alliirten ou! ihren Stellungen heraus
warfen,. , .- - - -
Ijltfi'lr'iliii' ' :' '
A's man in leutschland daran Kwg.
dies tailischen Ersahkunzen aus fernen
Kri'ztschaiipishen zu verwerthen, lagen
le! neu Erfindungen er, die zugleich
Beachtung eisorderten: da! gepanzerte
F.ldgeschütz und -da! Malltilnengewehk.
T Schiitzlchild gewähren den Bedie
nungsmannschaften eine so wesentliche
Deckung, daß man auf völlig? Nieder
kämpfen de feindlichen Artillerie nickt
mebr zu Hessen berechtigt ist. Der Schrsp
n.lllckuß behält den anderen Massen ge
genüber die bch Bedeutung, die er in den
letzten Jkrzednten halte; im Kamps der
Kanonen gegen einander tritt ober wieder
die frühere Frrdrruncj cuf, tat (Miitz
des Gegner! unbrauchbar zu machen. Ta
ist ober ganz außerordentlich schwer und
nur mit viel Munition zu erreichen. Der
Begriff der artilleristischen ffeuerüberie
genheit ist damit in'! Schwanken gerathen
und alle auf ihm beruhenden Folgerungen
baben eine gewisse Abschmächung erfahren.
Da! im Jahr 190 neu bearbeitete, 1909
a dermal! durchgesehene und verbessert
Reglement für die Infanterie trügt diesem
Umstand' Rechnung, ohne die bisherigen
Grundgedanken fallen zu lassen. Die Aus
gaben der Angrisssartillerit sind schwieri
ger geworden; durch die Verwendung von
leichten und schweren Feldhauditzen und
Mörsern wird man die Jrontalwirkung
der Flackbahngeschütze zu ergänzen sucken;
von größter Wichtigkeit aber ist die Jlan
kirung durch die jeglicher Panzerschutz hin
fällig wird. Die Maschinengewehre mo
chen e! möglich, da Jnsanteriefeuer in
einzelnen Stellen aus' Höchste zu fiel
gern; sie sind ein vorzügliche Mittel, um
durch Ueberrgsckung Erfolg zu erringen.
Tie deutsch Automob,lMaschinenGe
wehi'Abtheilung, von der vor dem Krieg
nur wenig die Rede war, hat sich bereit
al in Schrecken für die Alliirten bewie
sen. und bei Soldau konnte eine lächerlich
kleine deutsche Truppe mit Maschinenge
schützen zwei russische Reiterbrigaden in
die Psanne hauen, wobei deutsckerseit die
Verluste nur drer Todte und fünfzig Ver
mundete waren.
Die moderne Schlackt ist in vielen Be
ziehungen von ollen früheren Schlachten
verschieden. Daß die Massen der Kam
pser, die dabei aufgeboten werden, erheb
I'.ch gewacklen sind, will noch nickt allzu
diel bedeuten und die bi in' Kleinste
cusgearbeileten Pläne de deutschen Ge
neralstabe haben bewiesen, daß sich keine
Unbequemlichkeiten der Führung und Lei
tung der ungeheueren Massen' ergeben
haben. Immerhin mußte da! Streben in
die Breite, da! schon in den großen Kri
gen unter Moltke'! Leitung erkennbar
war. verstärkt wieder auftreten. Tie Zahl
der Fuhrwerke macht e! äußerst schwierig.
mehr al! ein Armeekorp auf eine Straße
zu setz'n und die yrontbreiten im Gefechte
sind dementsprechend gewachsen. Jeder
sucht zu umfassen und will sich vor feind
licher Umfassung bewahren und so mußten
Tchlachtlinien von so gewaltiger Ausdeh
nung entstehen.
Eine wesentliche Aenderung ist-auf dem
Gebiete der Nachrichten, der Aufklärung
und der Meldungen zu Tage getreten.
Fesselballon, lenkbare Luftschiffe und
Fkittzeugt verschiedenster Art wetteifern
mit den KavalleriDivisionkn, die Vor
gänge.beim Gegner festzustellen und der
HeereÜeitung klare und bestimmte Unter
lagen für ihre Entschlüsse zu liefern. Tie
höhere Führung erfreut sich der genaueren
Kenntni! der feindlichen Krästevertheilung
und de! feindlichen Handeln!, ober sie ist
auch darüber klar, daß der Gegner über
ihr Thun besser unterrichtet wird, und
daß I schwer geworden ist, ihn zu tau
schen. Wenn man bei der Aufklärung
durch Reiterei mit dem Gefechte rechnen
darf, da! den Sicherungsschleier de! Fein
de zerreißt und sein Reitersckaaren zu
rückwirft, so ist der Kampf zwischen Last
fahrzeugen vorläufig noch eine schwer zu
lösende Frage. Auf Ballongeschütze al
Abmchrmittel wird man sich nicht immer
verlassen können, denn inmitten eines gro
ßen Heeres verbietet sich die Benutzung
schon durch die Rucksicht aus die eigenen
Truppen, die den zur Erde sollenden Ge
schössen und Geschoßtheilen ausgesetzt sind
Mit der Erleichterung der Erkundung
geht die Beschleunigung der Meldung
Hand in Hand. Drahtlose und gewöhn
liche Tclegraphie. Fermprecher. Lichtstg,
nale, Kraftwagen und Kraftfahrräder
sorgen für die schnellste Ueberwindung de
Raume und für die Vervollkommnung
der Verbindung zwischen den Kommando
behörden. Es liegt auf der Hand, daß
unter solchen Umständen die Nacht für den
Anmarsch zur Schlacht erhöhte. Bedeutung
gewinnt
Ein Fachmann, der lahrelong der deut
schen Arme angehört hat und sich seit kur
zer Zeit hier in Amerika befindet, giebt
un! über den vorbereitenden Angriff einige
interessante Aufklärungen:
Nachdem der Aufmarsch der Armeen an
der .Grenze vollendet ist, da! heißt, nach
dem die Truppentheile unter sich Fühlung
genommen haben, beginnt der eigentliche
Vormarsch. Die Kavallerie, au! ein bi!
zwei Eskadronen bestehend, bildet die
Spitze; ihr fällt die Aufgabe zu. den Vor
trup? vor unvorhergesehenen Hemmungen
im Maisch zu schützen. Etwa tausend
Meter hinter der Spitze folgt dann der au!
einer vorgeschobenen Division bestehend
Vortrupp, der sich wie folgt zusammen
setzt: zwei Regimenter Kavallerie, vier Re
gimenter Infanterie, ein Bataillon Pio
niere, zwölf Batterien leichte Artillerie,
Lichtsignalabtheilung, Radfahrerabthei
lung und eine Munition und Proviant
kolonne. : Die Aufgab de! Vortrupp ist
e! zunächst, die Verbindung mit der Haupt
arme zu unterhalten, die Flanke zu decken,
klejnere Positionen einzunehmen und ki!
zum Anmarsch de! Gros zu behaupten, so
wie schwerpassirbareS Gebiet oder vom
Feind zerstörte Straßen und Brücken Pas
sirbar zu machen, damit die Hauptarme
nicht aufgehalten wird.
Während des Vormärsche werden der
Luftschifftrabtheilung wesentliche Antheile
an der Entwickelung beigemessen; ihre
Hauptaufgabe ist ek, da Gebiet, in wel
chem sich der Vortrupp bewegt, genau aul
zukiindschaften nd etwaige Beobachtun
gen, durch den cif jedem Flußschiff vor
tmndenen Fiiiiki'nspriichapparat zu melden.
Sobald nun die Spitze und der Vortrupp,
irr selbst eine kleine Armee ist 15.000
Infanterie, 4000 Kaöallkiis. 1030 5!to
?... .i.l.- ..J
nierf, 12 ?attN'ki Aktiver uns ra
Kolonn di, Fühlung Mit dem ycino
erreicht haben, sobald die Position dek
kindlichen Hauptarme eslgkft'ül
kommt da! ttanze lum Ziehen. Die
Sridenkavallerie geht .ran an den Feind ,
toßt sich mit ihm in in Geplänkel ein und
wird durch VortrupP'Kavallerte mit Ma
chinenaemchren verstärkt; kmemsam muf
en sie dann den Feind u! seiner Stellung
werscn und sich auch wtnn ihnen die!
gelungen aus den Vortrupp zurua
ziehen, um beim Feind den Eindruck zu
erwecken, daß sie sich Im Bewußtsein ihrer
schwache zurückgezogen baden. 1er ijernv
wird dann, in s'in? Eie'ik'kN'iifzlsein be
tärtt, die früheren Positionen wieder ern
nehmen und von dem zurückgeschlagenen
Feinde zunächst leinen Angriss erwarten.
Ht'usig werden auch dutschersellk un
brauchbar gewordene Batterken an der
stelle zurückgelassen, um den Gegner be
onder! siege!sicher zu machen. E! ist das
ein ganz neu Taktik, die Beachtung ver
dient und die auch die .Eroberung deut
scker Gesckutze erklären würde.
Der Vortrupp hat sich wahrend de! Ge
plänkel! zur Vertheidigung eingerichtet,
Schützengräben au!gehoben. di Artillerie
bi zur Unkenntlichkeit verschanzt, Maschi
nengewehre und Tignalapparate eingegra
ben. Gleichzeitig hält die Lustslotte
(Aeroplane) den Feind thätig, damit die
gegneriscken Flugzeuge gehindert werden,
die deutsche Stellung au!zukundschaslen.
Zehn Kilometer hinter dem Vortrupp
hat unterdessen die Hauptarm Biwak be
zogen. Di Armeekuche versorgt die Trup
oen mit warmem Essen. Brot. Kaffee, und
alle begiedt sich dann gleichviel, oo
Tag oder Nacht zur Ruhe. .Auf Be
fehl!' Außer dem Stab weiß nun Nie
mand. wa! in den nächsten Stunden kom
men wird e liegt, zwar in nervöse
Spannung über dem Lager, Jeder erwar
tet. Jeder hosst aus eine Schlacht, aber e
war gestern wie heute: marfchiren und
marschjren, ganz weit vorne ferne Ge
wehrfeuer, da Rattern dr Maschinenge
schütze, einzelne schwere KanonenschlZge . .
aber e kam zu nicht, vielleicht morgen!
Man rückt immer dichter an den Feind
heran und einmal muß der ersehnte Augen
blick doch kommen. In dieser Hoffnung
legt sich der Soldat zur Ruhe und schiäst
so ruhig und sicher wie daheim.
Und diesmal wird e Ernst werden. Der
Generalstab beräth sich über die beabsick
tigte Schlacht und bereitet inen wirkungi.
vollen demoralisirenden Nachtangriff vor
einen Nachtangriff ... das ist die neue
deutsche Taktik, die eine natürliche Folge
der verbesserten Massen und raffinirten
K?ieastechnik ist. Selbst die arüN'grauen
neuen Felduniformen de deutschen Heere
sind noch keine so vollkommene Deckung ge
gen den Feind, wie der schwarze Mantel
der Nacht.
Die Herren im Generalstabszelt sind
mit ihren Berathungen zu Ende. Da
Signal: .Die Herren Offiziere!' (.Die
mit den langen Säbele!") Die Offiziere
strömen von allen Seiten herbei und Jeder
weiß, daß e heute etwa geben wird. Der
Kommandirende spricht, di Offiziere hö
ren scharf auf jede Wort, sie salutiren,
sie gehen auseinander. Signal: ,Abg
brachen in 15 Minuten' und in 15 Minu
mit den langen Säbele!') Die Osfizicre
geben ganz genau bi in die kleinsten Ein
zelheiten den Angrifssplan bekannt, nicht
wird verschwiegen, damit jeder einzelne
Mann weih, worum e sich handelt. Die
Stärke. Wasfengattunq. Marschrichtung
de Feinds. die genaue Gefechtslage der
eigenen Truppen und gerade dieses
Heranziehen jede Einzelnen, diese Ein
weihen in den Plan, der früher nur den
höheren Offizieren bekannt gegeben wurde,
erfüllt jeden Mann mit einem Gefühl der
Ruhe und der Pflicht.
Nachdem nun völlige Dunkelheit herein
gebrochen, setzt sich da Ganze in Bewe
gung, ohne Sang, ohne Klang, absolut
lautlos. Kein Kommando ist nöthig. Jeder
weiß, wa er zu thun hat; Seitengewehre
und Schanzzeug werden festgehalten, da
mit sie nicht klappern, kein Wort wird ge
sprochen. tiefste Ruhe ein Geisterkeer,
Der Vortrupp liegt aktionsbereit in seinen
VerschanzuNgen und wartet auf das
Signal. -
Nun beginnt wieder die Kavallerie, wie
am Tage, ihr Spiel mit dem Feind; nur
daß ei diesmal kein Spiel ist der An
griff rsolgt mit größerer Wucht und dem
Feind bleiben zwei Wege: entweder er
nimmt die Schlacht an. oder er zieht sich
auf sein Hauptkorp zurück und tritt mit
diesem den Ruckzug an. Aber gerade mit
dieser letzteren naheliegenden Möglichkeit
Hai der Generalstab gerechnet; er zwingt
den Feind zur Schlacht. Die Artillerie
beginnt im Dunkeln ihr vernichtende
Feuer, das unheimlich wirkt, und gestützt
durch dieses Feuer ruckt die Infanterie in
ihre Stellungen vor; die Maschinengeweffre
werden in gedeckte Position gebracht und
nun beginnt die Schlacht.
Hoch oben in den, Lüften tritt ein
Scheinwerfer von 500,000 Kerzenstärke in
Thätigkeit, der auf einem Lustkreuzer
neuester Konstruktion montirt ist; dieser
Scheinwerfer beleuchtet wirkungsvoll die
feindliche Position und blendet zugleich
den Gegner, der nicht im Stande ist, den
Stand des Flugzeuge zu ergründen, da
die Strahlen in einem Winkel von bis
90 Grad gebrochen werden. Mit Hülfe
des Scheinwerfer beginnt nun ein gut
vertheilte Feuer der Artillerie und Mi
schinengewehre, der Panzermotorwagen
mit den Revolver und Schnellfeuerkano
nen. Die Infanterie eröffnet in lang
same. zielbewußte Feuer, bei dem jede
einzelne Gruppe ihr bestimmte Ziel
wählt, da sie der näcksten Gruppe nam
hast macht. Der Gruppenführer theilt
dem nächsten Gruppenführer mit: .Meine
Gruppe beschießt den Feind zwischen der
Telegraphcnstangt und dem Baum' oder
.Wir feuern auf da Hau link von der
Brücke' u. f. . Durch dies individuelle
Gefechtjart wird vermieden, daß einzelne
feindliche Gruppen unnöthig stark und an
dere gar nicht beschossen wrden und da
frühere wild Drauflo!fe(kn und Muni
tionsverschwenden ist damit ganz besei
tigt. Zwischen jedem Mann ist ein Ab
stand von zwei Schritt.' bei der Artillerie
ist zwischen je zwei Geschützen ein Zmi
schenraum von zwanzig Schritt.
Kommandos - werven wahrend des
Fwt nicht mehr kgew: jfdft ßwp
,, . .6.,. . - - i',fi - - )f(M; -
pensührer ist sein igener
bleibt ili,n überlassen, vorzu ,
ir I,n (Mfllint) sin Itxt Cfi.V 1
" - - , r.
ri
gilt er einen i
riechen, so theilt
K'lxnfiihret mit.
Deckung sieht, in!
machen, oder vorkrie
dem nächsten Gnu'
die Nebengküppe ein Iibbastere! Feu
öffnet, um den Sprung wirksam zv
terstützen. Di avanlirl Grupp nii,
dann ibrerseits sofort da! Neuer nera,,
aus und ermöglicht so der zurückliegende! '
Gruppe den Sprung. Durch diese in',
zelne Vorgehen wird der Feind verwirrt,
und unsicher im Ziel. Wahrend sich all'
die! in der Front abspielt, fällt den .
Trupp. n, die in der Flanke vorgehen, bei
Hauptschlog zu. Es ist die eniicheiden.
aber auch btlch!verlichsie Arbeit, denn di
Truppen, di den Flankenmarsch vollsüh
ren. müssen unaebeure Marsckleistunaen
liefern und am Ziele angelangt, ohne aus
ziiriihen, sofort in'! Gefecht eingreifen.
Damit ist allerdings auch immer die Nie
derlage de! Gegners besiegelt; sobald bei
Flankenangriss beginnt, gehen die Front
truppen zur Attacke über und dann giebt
es für den Gegner nur Flucht oder Tod.
Der Kamps der Jnsanterie und Artil
lerie hat eine ausgesprochene Richtung auf
Wirkung aus der Ferne, aus sorgfaltige
Ausnutzung de! Deckung, auf Vorsicht in
der Bewegung, auf lange! Verharren in
guten Etellungen und langsamen Boden
gewinn in der Weise des Festungskriege.
Das macht sich selbst in den Begegnunas
gefechten geltend. Wo da! lebhast Stre
t. . . . . . , . . .!:
ix n nau, vorivari oie rupp rsuul, ros
eine gründliche Schulung in der Kunst
flekt, ou! Marschkolonnen rn ' die
verschiedenartigsten Sefechlsglieberungen
überzugehen, da wird man die vermehrten
uno veroenerikn zracoricvren uoer ven
Feind auch zur geschickten Veranlagung
von Begegnungskämpfu, ausnutzen kö.i
nen. . . ,.,
Beim Angriff auf einen zur Deriheidi
gung entwickelten Feind und beim An
griff einer befestigten Feldstellung tritt die
ioiqmcnoigicii eie innigen JUamm'n i
w.irken! zwischen Infanterie und Artille 1
rie in erhöhtem Maße hervor. Auf da '
forgsaitigi'.e muß di Artillerie auspassen,
wo die Infanterie im einzelnen ihrer Un
terstützung bedarf und muß dann schnell
und kräftig zu Hilfe kommen. Sie wirkt
dabei nicht nur durch ihre Schrapnell
kugeln, sondern auch durch den Rauch der
sprengwolken. der sich dem Feind vor
legt und ihn am Zielen verhindert. Ein
zelne Batterien werden aus ganz , naht
Entfernungen mit der Infantil vor
Hm", um ucicn iiiDiuuiujr juai zu kk
.. t. - ...r:sx. ih -l ...
hoben und Rückschlägen vorzubeugen. Um
gekehrt muß die Jnsanterie eifrig nach '
der Gelegenheit ausschauen, wo sie ihre
eigene Artillerie wirksam unterstützen
kann, zu.nal wo sie etwa flankirend hinter
die Schilde de! Gegner! zu langen ver
mag. Können in solchem Falle auch noch
Maschinengewehre kingesetzt werden, so
sind grzße Erfolge zu erhoffen.
Tie Infanterie zeigt sich im Gefecht '
ewig wechselnden Gestalten. Sie kämpft
in dichten und in losen Schützenlinien,
mit oder ohne Spatenarbeit, und verwin
det die hervorragendste Kunst ihr?
Schützentechnik aus die geschickte Ueber
Windung deckungsloscr Strecken vor der
anzugreifenden Front. Dagegen hat sie
die früher vielfach vorhandene Neigunz
abgelegt, über ebene Flächen jene! schern, r
tische sprungweise Vorgehen auszuführen, ',
das nur die verkappte Massen und Stoß
taktik war. Am eigenartigsten sür di
Gegenwart ist jedenfalls das Heranarbei
ten mit dem Spaten, wobei der FeldZricg
schon nahezu in Festungskrieg übergeht.
Die Artillcrietaktit ist gegenwärtig i
einer Wandlung begriffen. Während noch
vor einem Jahrzehnt das Hauptbeftreben
dahin ging, die Masse der Geschütze mög
lichst frühzeitig zur Verwendung zu brin
gen, um vor allen Dingen die feindliche
Artillerie niederzukämpfen, gilt e! jetzt irt
der Regel, die Batterien zunächst nur ini
zweckmäßiger Weife abgeprotzt tdeil
aufgeprotzt so bereitzustellen, daß siel
sosort zum Gefecht übergehen können, denk
Beginn des Feuers aber in keiner Weis
zu übereilen. Die Schwierigkeit, im!
Kamps der Panzerkanonen gegeneinander '
Erfolge zu erringen, hat da Artillerie!
duell seltener gemacht. Auf beiden Sei'
ten wird das Bestreben vorherrschen, di
feindliche Infanterie zu bekämpfen. Man
wird dazu das vorliegende Schlachtfeld in!
Abschnitte Gefechtsstreifen einthei
len und jeder Abtheilung und Batterie
einen solchen zuweisen, den sie u über,
wachen hat. Erst ollmählich im, Lauf
Z-4iA-i WtirV kj T ff i fcl ff
Ul WUIUUfl VI t- AlttUC.I.l.lUiUi UU'i
gemein werden. Handelt es sich aber m
Stellungskampfe darum, die Macht den
Vcrtheidigung!artlllcrik systematisch zui
brechen, so muh der höchste Artilleriesüh I
rer die ganze Handlung einheitlich leiten, x
Alsdann wird die schwere Artillerie bei
Feldheere! zur ausschlaggebenden Masse. I
Die Kavallerie wird in der Schlacht
linie sicher noch seltener zur Anwendung
der blanken Waffe kommen, al vor
vierzig Jahren geschah. Ausgeschlossen -ft
aber, eine gelegentliche Attacke auch heut
nicht. Häufig werden dagegen die Fäll
sein, wo die Reiterei an der Spitze in!
Marschkolonne der eigenen Arme, oder
,,k k. ...w i (u::j. w.
uu vtii zsiulin uiiu un ,iuuui vr yjciu
de den Karabiner mit Vortheil gebraucht.
Von Maschinengewehren und Artillerie
unterstützt, kann sie in Vertheidigung und
Angriff gelegentlich wichtige Erfolge r
zielen.
Der Leser wird ou dem Gesagten er
kannt hoben, worauf e heute bei in
Schlacht vor allem ankommt: Gewaltig
Schaarcn von Streitern mit großer Frei
heit für die Unterführung und die ein
zelnen Kämpfer und doch in vollkommener
Ordnung fo gegen den Feind zu führen,
daß entscheidende Waffenwirkung erreicht
wird. Di Schlachten in dem ftanzösi
sschen und russischen Feldzuge haben Ix
reit erkennen lassen, daß da Vertraue
Deutschland in seine Armee dollauf be 5
rechtigt ist. daß sie al Ganze tadellos ?
funktionirt. daß Offizier und Mann
schaften auf der höchsten Stufe militäri
scher Vollendung stehen, daß der ZZffiziek :
seine Mannschaften, daß die Mannschaf
ten ihre Waffen meisterhaft zn führen
wissen 'iind daß vor allem der Geist in
der deutschen Armee heute v!e Anno
1813 und 1870 der Geist der Siezer, der
..,!.. f., . . . ,
nwiimnkmlry, leger 1. -
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