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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (Sept. 3, 1914)
Tägliche Omsk Tribüne . im1 J Die ewige Jagd. Nomna von Adolph GdSffmetjer, . P ' M (21. Fortsetzung.) ' Aus dcr äußersten Westseite der Statt I;.,!!! Durand ein Boarding hauü if funten, billig und schlecht, mit einer .kurivl zusaminengkwÜkfel ten Sippschaft, und dort hatte er ol;boId Umschau Niich nkvkn Taten nehdlen. Sein Hinneigkn zu jener Klasse, die im emtinicesen parast tisch leb, ward immer oukgesproche ner; alle Gedankenarbeit und Gner gie, deren er überhaupt noch fähig wat, richtete sich darauf, seinen Mit menschen d"rch Kniffe und Schliche bni Geld abzulocken. Er wandelte auf stark abschlüssiger Bahn und tauchte langsam in jene Streife unter, für die man in New 2)ork die Ae Zeichnung .Unterwelt" gefunden hau Einen verbummelten Seminaristen, ThomaS Cnyder, den Durand schon früher gekannt, traf er durch Zufall Witwer, und beide, die einander wie durch Gfheimzeichen durschauten, freundeten sich ' in kurzer Zeit an. Vom Hunger getrieben, halte 2ho maS ein paar Mal die Rolle eines Geistlichen gespielt, der Sammlungen für' eine wohltätige Stiftung mache, und mancher leichtgläubigen Frau hatte er Geld abgenommen. Als Reverend war er dann aufgetreten, im schwarzen geistlick'en Gewand mit fromm gen Himmel gekehrten Augen und salbungsvollen Worten. Er er zählte Wunderdinge, wie leicht die Weiber zu beschwindeln seien, wenn man die Gefuhlsdrüsen zu drückin verstehe. Sofort erkannte Durand. welche große Chancen in diesem Schwindel lagen, wenn er niit der gehörigen Umsicht und dem nötigen Applomb ins Werk gesetzt würde, und er pro ponierte dem .Reverend' die Grün dung einer Gesellschaft 'zur AuSbeu tung menschlicher Leichtgläubigkeit durch sanften Druck auf das seelische Mitgefühl. Und dcr .Reverend" schlug ein; nun waren sie bei den Borarbeiten, um ihren Plan mit der nötigen Umsicht ins Werk zu setzen. - auf wissenschaftlicher Grundlage, wie der Reverend sich ausdrückte, da mit er gegen etwaige Anschläge und freche Einmischungen der Polizei ge schützt und gefeit sei. Bei dieser Beschäftigung packte Durand aber doch eine.s Abends die Sehnsucht nach seinkn alten Kum panen und den Lokalen, die er frii ,hcr so oft mit Vivian frequentiert hatte, wo er Leute vom Theater und Chormödel traf. UebrigenS begann mit jedem Tage das Geld knapper zu werden. Möglicherweise würde Bivian ihm noch einmal aushelfen, jedenfalls war es auch die Neugierde, zu erfahren, waS aus ihr geworden, die ihn auS feinem Versteck trieb. Nicht lange brauchte Durand zu suchen, bis er seine Gesellschaft fand; niemand wußte offenbar von seinen Schwindeleien, wogegen jeder längst erfahren hatte, daß die Ehe der Durands Cchiffbruch gelitten. Auch Lucy Lehmann, die für ihn immer noch ein Faible hatte, war zugegen, und Lucy ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen, Rache an ihrem einsti gen Liebhaber zu nehmen, indem s: ihm brühwarm auftischte, was. für ein Glück Bivian gemacht: Geld rn 'Hülle und Fülle, eine eigene elegante Wohnung und einen alten stemm chen Bankpräsidenten. Aeußerlich hohnlachend nahm Du rnnd die Nachricht auf. doch inner lich schäumte er. ' Also darum! Er hatte eS ja gewußt, daß sie. um ihn loszuwerden, sich losgekauft hatte. Durands tüZischer Geist begann sofort, allerhand dunkle - Nachepläne auszubrüten, die immer sinsterer wurden, je mehr der Alkohol seine Sinne umnebelte. Wäre Vivian ihm in der Stunde unter die Fin ger geraten, wer weiß, wozu seine blinde Wut sich hätte hinreißen las sen. Doch Bivian erschien in die fern Kreise nicht mehr ; sie hatte ihre alten Bekannten wie wertlosen Ballast über Bord geworfen, seit dem sie zu Höherem sich- berufen wußte. , A'S Durand aber am nächsten Morgen seinen Rausch ausgeschlafen hatte, da war die wahnwitzige Mord luft vom Abend vorher wie fortge blasen. Das wäre ein schöner Narrenstreich gewesen, einen Uebersall auf Vivian zu unternehmen er hätte stch ja selbst der Polizei auöge liefert. , Und Helios mit sei nen langen Armen würd; sofort auf tauchen. Merkwürdig warS. welch ein geheimnisvolle Angst Durand vor dem langen Helios empfand, eine abergläubische Furcht, die ihn immer von Neuem packle. Mi, die alkoholischen Nebel sich allmählich klärten, iratei auch die Rachegrdanken wieder lebendiger vor ! rtl.'ti 0)1 M!! nlniMv einen uui v, ich in Sicherheit wiegen 'zu können, n sollte sie sicb tauschen. Und plötzlich stand der Plan in ihm fer jig. als hatte der Böse selbst ihm die Idee emgeviaien. in inucn - Er wollte ganz einfach Vivian mit einer Scheidungsklage drohen und den Bankpräsidenten, der ja zu den Notabilitäten der Stadt gehören follte, in den Skandal verwickeln. Ein wunderbar einfaches Nechenezem ttl aus dem er jttbst oder ein yc schick! Anwalt Taufend; herauSzi hen konnte, viel leichter noch als aui der Wild Jndian Silbermine. Und viel gefahrloser. Denn der Herr Bankpräsident würde zweifellos alle daransetzen, seinen Namen ouS ei nem Skandalprozeß fern zu hat ten. zumal die Zeitungen stch wie Geier auf solche Fälle zu stürzen pflegten. Oder waö vielleicht noch sicherer war: man drohte Bivian mit dem Prozeß und zwang sie. Schweigegeld zu zahlen. Ja. das war eicyie ite und über Durand Gesicht zog ein Auedruck wilden Raubtiertrium pheS hin: er hatte das Gefühl. aiS ob er seine Tatzen in ihre blutenden Flanken schlüge. Nun hatte sem Leben wieoer xmn und Ziel bekommen, denn im Aus baldowern und Durchführen solcher Schustereien aewann Durand yia tur die Gcschneidigkeit und Tatkraft, die zu verschwinden schienen,- oda'.s er sich zu ehrlicher Arbeit aufraffen ollte. Mit ra tio em Ci er begann tx, seine Erkundigung einzuziehen doch stetS mit gut ae p-.elter Gleich Gültigkeit. In wenigen Tagen schon waren Name und Stellung Jameo?,s .-hm geläufig, und ebenso hatte er ausgekundschaftet, wo VivionS Woh nung lag. Er lachte sich ins Fäustchen. In zwischen hatte er ckuch Muße ge kabt, seinen Plan nach allen vni' tungen hin auszudenkcn. so daß er wohlgemut endlich zum Angriff vor schritt. Ein düsterer, nebliger Regentaz warS'. Ende März: die Luft war fo dick, daß man sie fast schneiden konnte. Elegant gekleidet wie in seinen besten Tagen, in einem langen ileberzieher, Heller Krawatte, graum Handschuhen und Lackstiefeln, trat Durand aus seinem schäbigen Boar dinghause auf die Straße hinaus, ela. stischen Schrittes, wie ein Jäger, der seiner Beute ganz sicher ist. Ein fei ncr Seidenschirm mit silberbeschlaze ner Elfenbeinkrücke schühie ihn nicht ror dem leise rieselnden Regen Allein, sondern auch vor den Blicken Neu gieriger, denn stets hielt er Umschau nach heimlichen Feindm. ES war nach vier Uhr, doch schon so dunkel auf den Straßen, daß in allen La den die Lichter brannten. Die ZU ciarette im Mundwinkel, zog er seines WegeS hin. So erreichte Mr. Jack Durand ungefährdet Bivianö HauS. an des sen Eingang ihn der Niggerboy ab fing. Auf die leicht hingeworfene Frage, ob Miß Darch daheim sei. er hielt er eine kurze verneinende' Ani wort. Ein ansehnliches Douceur indessen zauberte sofort ein Grinsen Lb'.r daS ganze Gesicht und die ge wünschte Gesprächigkei! deS BoyS hervor. .Miß Darcy ist zum Luncheon auS gegangen, Sir, aber u kommt mei stens so zwischen vier und fünf Uhr wieder zurück." .Sehr schönt sagte Durand. ,eZ rst jetzt halb fünf, ich werde in einer Stunde zurückkehren." .Wollen Sie Ihren Namen abge. ben?" Durand lachte innerlich Bivian würde ihn dann zweifellos mit offe nen Armen empfangen! .Nein", sag'e er, als ob er überlege, .es ist näm sich auf eine Ueberraschung für Miß Darcy abgesehen ich bn ein alter Freund. Also sagen Sie überhaupt nicht, daß jemand nach ihr gefragt hat verstanden?" Durand machte einen sehr elegan ten und keineswegs verdächtigen Ein druck zu Miß Darcy kamen ja überhaupt nur elegante Leute. Allright." Der Boy lächelte sew wissendes Lächeln,' wobei die wunder vollen Zähne und das rosige Zahn sleisch sichtbar wurden. Langsam schlenderte Durand wie der zur Tür 'hinaus, jedoch draußm kreuzte er sogleich die Straße, nach wem iunklen Winke! suchend, von dem aus er die Tür genau beobach len konnte. Dort pflanzte er sich aus und zündete sich eine neue Zigar rette an. Minute auf Minute verrann, ti schien eine Ewigkeit zu dauern. 2H vian saß natürlich derweil in einem kosigen Restaurant in angeregkr Gesellschaft für einen vtt hielten, haltlosen Burschen wie Durand war dies lange Warten aus der naßkalten Straße eine schier unerträgliche Geduldsprobe, die ihm mehr als eine Verwünschung ent lockte. ES wurde fünf Uhr. und noch immer erschien sie nicht. Inzwischen war eS vollends Nacht geworden, die Straßenlaternen brannten , schon, und der Regen rieselte fort u:io fort in ganz kleinen Palen. , Ein mal spazierte eln Polizist vorbei. Du rand aber, die Zigarel! im Mund. Winkel, sah den Wächter der Ord nung so selbstbewußt an, daß dies weiterzog. Als, er eben überlegte, ob er nicht am nächsten Tage Zurückkehren soll le, kam ein Auto durch den Stra ßenschmutz herangesaust und hielt vor der Tür. Im nächsten Augenblick stand Mtfj Vivian Darcy auf der Straße m einem sehr eleganten Mantel und lreitrandigem Hut mit weißer Strau ßensdtk. Nachdem sie mit dem A!r ner großen Dame den Chauffeur bezahlt hatte, verschivand sie langsam im HauSeingang. Ueber die Züge deS Wartenden glitt ein boshaftes Lächeln hin. uns er streckte unwillkürlich die Rechte auS, als könne er mir einem Druck seiner Hand sie zu Boden zwingen Sein ganzer Plan, in langen Stun den ausgetüftelt, fuhr noch eia mal durch seinen Geist hin ja, et war Herr der Situation, eS war daS letzte Mal, daß er im Regen eine Stunde auf Miß Darcy gewart'.t hatte. Noch fünf Minuten ließ Durand verstreichen, bevor er an den grinsen den Negerjungen herantrat. .Nun. Miß Darcy schon angekom inen?" .2)es, Sir, aber Miß Darcy hat gesagt, daß sie für niemanden zu Hause ist, für niemanden, yeS Str." .In der Tat? Aber ich bin kein niemand, sie wird sehr glücklich sein, mich zu enipfangen." .Ich weiß nicht, sie war sehr Po sitio" Durands Hand glitt abermals in die Tasche, und ein größeres Silber '.tück kam zum Vorschein. DieS g-: hört Ihnen, wenn Sie mich hinauf fahren " Und da der Boy noch immer zögerte: .Ich saze Ihnen, ich bin ein alter Freund der Dame; sie wird einfach böie fein " Endlich ging der Fahrstuhl in die Höhe bis zum sechsten Stock. Sagen Sie nicht, daß ich Sie herausgebracht habe. sie wohnt im fünften jene Tür." Noch eine halbe Minute verginq, dann drückte Durand auf den Knof der elektrischen Klingel und horchte. Leise Schritte aus dem Teppich im In nern ein vorsichtiges Oeffnen v Tür gerade weit genug, daß man durch den Spalt blicken konnte, abn auch weit genug, um Durand Gele genheit zu geben, blitzschnell seinen Fuß einzuklemmen. Uebeirumpelt. im ersten Augenblick wie erstarrt, wich Bivian hilflos zu rück. .Ich will Dich nicht sehen', zischte es ihm entgegen. .Nicht? Aber ich will Dich e. hen, und ich glaube, ein Recht dazu zu haben." Mit einem gewaltsamen Ruck drängte er sich ein. und als er vollends in der Wohnung stand, schloß er geräuschlos die Tür. .Ich rate Dir. keine Szene. Du würdest l? bereuen." , - Fortsetzung folgt', . - ttt $xi vo Wckle als Schou, spieler. Die Leidenschaft für daS Theater be herrschte den König Eduard VII. zur Zeit, als er noch Prinz von Wales und Pariser Habituö war. Unter den Bühnenkünstlern, mit denen er damals auf das freundschaftlichste und zwangloseste zu verkehren pflegte, stand die göttliche Sarah obenan. Und als König noch, als er der französi schen Hauptstadt einen Besuch abstat tete, nahm Eduard VII. die Gelegen heit wahr, sich telephonisch mit der großen Künstlerin zu unterhalten. Daß er aber auch als ein richtiger Schauspieler einmal auf einer Pariser Bühne aufgetreten ist. darüber berich tet eine englische Zeitschrift: Es war rn Anfang der 80er Jahre, als der Prinz von Wales der Vorstellung von SardouS Fedora" in der Co m6die Franaise beiwohnte und nach dtm Theater sich mit Sarah Bern hardt, die die Titelrolle gespielt hatte, unterhielt. Dabei bedauerte, der Prinz lebhaft, daß er eS nicht habe zuwege bringen können, einmal selber Thea ter zu spielen, was stets sein sehnlich ster Wunsch gewesen sei. Sarah Bernhardt machte ihm nun lachend den Vorschlag, aus ihrer Bühne aus zutreten, natürlich inkognito, jedoch als regulärer Schauspieler, und zwar in der Rolle des Vladimir. Und so geschah es auch am folgenden Abend. Und daS Pariser Publikum spendete dem Darsteller des Vladimir lebhaf ten Beifall, ohne eine Ahnung zu haben, daß in diesem kein Geringerer als der Erbender britischen Krone stocke. Bekannt ist ja, daß König Eduard das Französische wie ein rich tiger Pariser gesprochen hat. Dik'neckisckkn Svedi teure. .Wie hat's Ihrem Mann v.n v . i ,. - Seiicrn oei oer ennajieir oer pe iieure gefallen, Frau Krames?" ,N, ich sage Ihnen, die f)n ihn schön zum besten gehalten! Um vier Uhr diesen Morgen wurde er mit dem Rollwagen als Eilgut abge liefert . . . sogar ein Frachtbrief war oaveu VöA Csfäcstiiä. Wie wichtig da Taschentuch siir den Kulturmenschen Ist, dürste jedem einleuchten? aber wenige wissen wehr scheinlich. auf ein wie ehrwürdige! Alter eS berel! zurückblickt. Beim Durchforschen von Grabgewölben, die 111S der dyzantinisch-römischen Zeit stammen, fand man nämlich in den Händen der dort geborgenen Toten Taschentücher: sowohl einfarbig weiße ulS auch karierte. Nur waren diese sicher nicht für den Zweck bestimmt, d:m dieses Linnenstllcklein heute wenigstens vorzugsweise zu dienen hat. Denn weder zu jener Zeit, noch auch in späteren Epochen galt eS für anständig, sich in anderer Leute Ge genwart die Rase zu saubern. Alt Rom gewährte sogar dem Manne einen Scheidegrund, wenn die Gattin in dieser Hinsicht fehlte, ui'.d wer auf die Fieit ging, vergewifserte sich vor al lem darüver, ob, seine Zukünftige auch ju Anwandelungen ihrer Nase in der Gewalt hatte. Dagegen kannten i wohl Griechen als auch Römer des l'assischen Altertums ein Schweiß 'i'chlein .Sudorium". Dem glei chen Zwecke dienten die Facialia", die später in Byzanz in Gebrauch waren. Denn .Jacies" bedeutet Ant '.it; es waren also Gesichlstüchlcin. )Va'i oströmische wie auch das West lömische Weltreich gingen in Scher ben; so scheint man denn auch schier vergessen zu haben, wozu früher das Stückchen feinen Linnengewebes dien k. Zuerst aufgetaucht ist es wieder in Venedig, etwa um das Jahr 1240, unter der Bezeichnung Fazzoletto", also wieder als Gesichtstüchlein, aber insofern erweitert im Gebrauch, als man jetzt nicht mehr Anstand nahm, wi'nn es gewissen menschlichen Re (jungen, denen die Nase nun doch ein mal ausgesetzt ist, Genüge verschaffte. Von der Lagunenstadt ielt das Ta schentuch seinen, Siec,.zug durch die Welt. Sofort war es in Frankreich n;i Hofe der Valois. wo man eS bereits mit köstlichen Wohlgerüchen ausstattete, gleich darauf in Deutsch land, wo man es mit börbarcni An klang an seine italienische Herkunft .Facillettlein" hieß. Auch hier ward es vornehmlich zum Säubern der Nase benutzt. So findet sich in einem '.nst!Uids!atechismns auS dem sechzehn ten Jahrhundert die Frage: .Ist es noch höflich, sich mit dem Barett oder m Rock zu schneuzen?" Worauf als Antwort: .Nein, denn solches ge hört sich nun zu tun mit dem Facil letilein. DaS Volk in seiner derberen Ausdrucksweise fand freilich wenig Gefallen an dieser fremdländischen S'tzcichnung: .es- wandte dafür Schnuffeldccke" an. Daß das Taschentuch aus feinem, weichem Stoff gefertigt sein muß, ergibt sich schon aus dem Zweck, dem eZ zu dienen hat. Ludwig Fricd länder schreibt in seiner .Sittenge schichte RomZ" ausdrücklich, daß man schon in der Zeit der Republik linnene Taschentücher benutzt habe. Danach wäre deren Verwendung sogar noch älter, als man gemeiniglich annimmt. Das Sudorium" trug man lose um den Hals geschlungen oder geborgen in einer Falte des Hauptgewandes, später wohl erst in der Hand oder befestigt am Gürtel. Ganz wunder bar gestaltete sich im Lause der Jahr Hunderte die Verwendung und demgemäß euch der künstlerische Aus bau des Taschentuchs bei den Franzosen. Zuerst hier Mouchoir" geaannt, weil es vornehmlich diente, die Fliegen (Mouches") abzuwehren, wird eS bald so kostbar durch Stoff und Verzierung, daß die Frauenwelt nicht Bedenken trägt, es um die Schul lern zu schlagen nach Art unserer heutigen Fichus oder gar Pelerinen. So groß gefertigt werden sie auch schließlich. Im achtzehnten Jahrhun dert nennt r?in in Frankreich Mou choirS" überdies kleine, feine Tücher, lic man, wenn man sich zum Ru ben auf eine Chaiselongue niederließ, u;;iet den Kopf breitete, um den Stoff jener zu schonen. Seinem ursprllng lichen Zweck also "ging hi?r das Ta schentuch noch ziemlich lange verloren. Ueberhaupt zeigt es sich ungcmein verwendbar in der Hand dessen, dem es zu eigen. Die Kaiserin Josephine, Ue sehr schlechte Zähne hatte, hielt, um diese zu verbergen, heim Sprechen stets ein Taschentuch vor ben Mund. Wenn jemand, der uns nahe steht, e!ne Reise antritt, senden wir ihm einen Gruß nach mit dem wehenden Stiicklein LinnenzeugZ. Anderseits kann auch über dS Stücklein feinen Linnens etwas wie eine Weihe kom men. In Welschtirol legt die Braut, die eben bor dem Altar steht, das Taschentuch, in daS sie während deS so bedeutsamen AktS ihre Tränen ge weint, sofort nachher in ein unterstes Fach der Truhe. Denn nie im Le ben wird eS von ihr wieder benutzt. Erst wenn sie vielleicht hochbetagt gestorben, breitet man dieS Tra Ni.ntllchlein" über ihre müden Augen und gibt eS mit in das Grab. Schließ lich kann auch in der Art und Weise, wie das Taschentuch gehandhabt wird, ehr beredt zum Ausdruck kommen was der betreffende wünscht oder überhaupt im Sinne hat. Es gibt eine regelrechte Taschentuchsprache, die mI bei den geberdenfrohen Völ lern des Dudens m Gebrauch ist. . übtl Wenn wir heute in einem Buche au! dem vorigen neunzehnten Jahr hua'.?rt die Klage lesen, daß man damals im .Zeitalter bei Dampfes" allzu große Eile gehabt hätte, so haben wir jetzt dafür nur ein spöttische Lächeln. Ach. wie gemächlich ging eS in jener Zeit zu! Heute ist der Dampf ganz anders be flügelt, und trotzdem ist er unS noch viel zu langsam. Elektrizität, Flug zeuge, Telephon bieten 'inS viel größere Schnelligkeiten. Und auch diese erscheinen unl nicht mehr schnll genug; wir möchten unS womöglich mit der Schnelligkeit deS Gedankens verständigen und mit der Geschwin digkeit deS Lichts fortbewegen... Daß die Geschwindigkeit auch auf daS Tempo unserer. Arbeitsart gro ßen Einfluß ausübt, ist durchaus selbstverständlich. Die Zeiten, , in denen man mit gemütlicher Ruhe und Muße sein Tagewerk vollbrachte, sind längst vorüber. Ganz besonders in der Großstadt. Nur der schnelle und sichere Arbeiter findet da Anwert und Schätzung. Wer heute voran kommen will, muß Hirn und Hände gut geschult und geübt haben schnelles Auffassen und rasches An fassen ist jetzt die Losung. Daß die Notwendigkeit deS scknel len ArbeitenS auf die Nerven ein wirkt, ist leicht erklärlich. Die Ner den befinden sich stets im Schwin gen, stets in einer gewissen Erregung, die sich auch auf das Gemütsleben überträgt. Wenn wir aus etwas allzu lange warten müssen, empfin den wir wahre Qualen, daS Miß lingen einer Sache bringt unS fast in Verzweiflung, und ein kleines Un gemach erregt uns schier bis zur Trostlosigkeit. Nur Ruhe! Ruhe! predigen kluge Leute. Ja, das Predigen ist leicht" wendet man ein, .wenn man sich nicht selbst in der unangeneh men Lage befindet." Aber es ge hört gar nicht zu den besonderen Schwierigkeiten, die Erregung der Nerven zu bezwingen, wenn man nur einige Momente dem Nachdenken Raum läßt. Erfahrungsgemäß sind die meisten Dinge, die uns beruhi gen. durchaus nicht so schlimm, wie sie unserer Phantasie erscheinen. Ha ben wir etwas Böses erwartet, so fällt es unS wie ein Stein vom Her zen, wenn eS eintritt und sich oft als eine Kleinigkeit erweist. Allerdings bedürfen wir, um ruhig überlegen zu können, einer Schulung des Hirns, einer Schonung deSKör pers. Sehr oft ist die nervöse Er regung das Produkt einer verfehl ten Lebensweise. Menschen, die bei Unterhaltungen, bei Spiel, , beim Trinken die halben Nachte zubrin gen, haben selbstverständlich erregte Nerven, die sich nicht beruhigen las sen. Wo aber rein körperliches Leiden nicht den Ausschlag gibt, kann uns das Nachdenken über so manche un angenehmen Momente hinwegbrin gen. Ist doch vieles, was im ersten Augenblick recht wichtig erscheint, in Wirklichkeit so unbedeutend! .Mensch, ärgere dich nicht!" lautete vor mehre ren Jahren eines der Schlagworte, die der Humor Berlins hervorbringt. Das Wort ist gut auch ohne witzige Absicht. Erregung, Ungeduld und Aerger nützen gar nichts, sie helfen nichts, sie dringen nur neue Erre gungen. Es gibt Menschen, die ein tröst los trauriges Gesicht haben, wenn es ihnen nicht gut geht, und es gibt solche, die froh und heiter aus sehen, wenn es ihnen auch noch so schlecht geht. Wenn die einen und die anderen etwa Stellung suchen, werden diejenigen, die mit Selbst beherrschung eine frohe Miene zci gen, den Sieg davontragen. Auch über unsere Nerven können wir den Sieg erringen, wenn unser Wille tätig eingreift. Wenn wir uns mit Selbstbeherrschung zur Ru he zwingen, uns suggerieren, daß wir ruhig sein wollen, sein müssen, dann kommt auch die wirkliche Ruhe über uns. Und haben wir es erst richtig gelernt, die Schwingungen unserer Nerven und die Wallungen unseres BluteS zu beherrschen, so vermögen wir auch jene großen seelischen Schmerzen leichter zu überwinden, mit denen das Schicksal nur wenig Glückliche verschont. Tie Utverfiunde" Der englische Schauspieler Wilson Barrett erzählt em lustiges Ge fchichtchen, das ihm neulich passiert ist. Er hatte in seinem Haus eine Anzahl Arbeiter beschäftigt, die ihm seine Wohnung neu instand fetzen sollten. Die Leute arbeiteten gut, und da er ihnen eine Freude machen wollte, fragte er sie, ob sie nicht nach der Arbeit einmal ins Prinzeß-Thea ter gehen wollten, um ihn in dem Stück .Die Lichter von London" spielen zu sehen. Die Arbeiter hat ten nichts dagegen und erhielten Frei biklette, aus die sie am Sonnabend abend alle in Theater gingen, um ihren Arbeitgeber selbst arbeiten zu sehen. Als aber dann die nächste Wochenrechnung 'am, machte Barrett große Augen, denn aus der Rechnung jedes Arbeiters war zu lesen: SamStag abend vier Ueberstunden im Prinzeß-Thcatcr 8 Schilling." ttälinr. Namenloses Unheil ist schon durch jene feigen Gesellen angestiftet kor den, di, durch Andeutungen, durch halbe .Aufklärungen" dai Mißtrauen gegen einen ihnen unsympathischen Menschen wecken. Aber nicht viel des, ser als sie sind die Halbhörer. Das sind Leute, die nicht genau aufpassen, wenn ihnen etwas erzahlt wird, Leute, tie entweder zu wenig Hirn haben, um Mittelungen klar uuszusassen, und denen man titn darum nichts mitteilen sollte, oder Leute, die zu zer jl?eut, zu eitel und zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind, um einem Ge sprach aufmerksam zu folgen. Wenn sie eine Gesellschaft besucht und sich mit einer größeren Zahl von Teilneh mern unterhalten haben, so wirrt sich nachher in ihrem Kops alle! Gehörte kunterbunt durcheinander; sie fügen lvohl auch auS Eigenem dazu, um .Sinn" in ihre Luftgebäude zu brin gen und berichten dann in der nächsten Gesellschaft die schnuderhaf testen Dinge von k. und F., wobei sie sich ganz harmlos auf daS Zeugnis ihrer .Gewährsleute" berufen. Da diese alS ehrenwerte und vorsichtige Menschen bekannt sind, finden sie Glauben - und daS Unglück ist ser tig. ES ist ein Jammer! ES sollte in der Gesellschaft schwarze Listen geben, aus denen neben den Halbsprechern auch die Halbhörer namentlich aufge führt werden, damit sich jedermann oor ihnen hüten und sich fernhalten kann. - Man muß sich die Leute, ne ben denen man sitzt, vorsichtig anse hen. Sehr schwer ist eS nicht, den zappeligen, wichtigtuerischen Halbho rer zu erkennen. Er wird sehr bald sein: .WaS meinten Sie doch so eben?" ertönen lassen. Dann mag man äußerlich liebenswürdig antwor ten, im Innern aber muß die Erwide rung lauten: .Falsche Verbindung! Schluß!" Kriegcrbund iu Oesterreich. Die großartigen Leistungen deö Deutschen Kriegerbundes auf sozia lem Gebifte, seine Bedeutung alS machtvolle Vertretung der Standes interessen hat auch in den ehemaligen Angehörigen der österreichischen Ar mee schon seit langem den Wunsch nach einer ähnlich großzügigen Orga nisation erweckt, der nunmehr durch kaiserliche Verordnung erfüllt wird. Unter dem Namen .K. K. Oesterrei chisches Kriegerkorps" trat mit dem 1. August d. I. eine Organisation ins Leben, deren Zweck die Zusam menfassung der ganzen Veteranen schaft ohne Rücksicht -auf nationale, soziale und wirtschaftliche Lagen ist, wobei insbesondere den auf die Un terstützung verarmter Mitglieder, aus die Waisenpflege, aus die Errichtung von Sterbekassen und auf die Durch führung sonstiger Versicherungen ge richteten sozialpolitischen Bestrebun gen der Beteranen zur Erfüllung ver. halfen werden soll. Die Organisation des Krieger korpsgliedert sich in die Zwischenver bände und die Kriegervereine. Den Krieger Vereinen, die im Krieger korps zusammengefaßt werden, sind zahlreiche Vorrechte gewährt worden, z. B. neben der Führung des Titels K. K. die Fuhrung deS Reichs adlerS in den Fahnen, ferner das Tragen einer besonderen Uniform und von Seitengewehren, wenn der Berein oder eine Abordnung zu festli chem Anlaß auZrückt, Gebrauch der für das Heer vorgeschriebenen Trom mel und Hornsignale, staatliche För derung der Pflege deS SchiehwefenS, der Ausbildung im Militär-SanitätS Hilfsdienst, endlich die unentgeltliche ambulatorische Behandlung gänzlich unbemittelter Mitglieder in den Her res und LandwchrSanitätsanstal ten. Ferner gibt die kaiserliche Ber Ordnung grundlegende Bestimmungen über die Versicherung aus Kranken und Begräbnisgeld. DaS K. K. Oesterreichische KriegerkorpS wird dem Landesverteidigungsministerium unterstellt, das in die Leitung deS Korps einen Regierungskommissär alS ständiges Mitglied entsendet. Der gebesserte Wild dkeb. Gefängnisdirektor: .So.Ki Iran, jetzt kannst du deine Freiheit antreten. Aber laß dir die ausge standene Haft zur Warnung sein und dich von der Leidenschaft zur Wild dieberei nicht mehr hinreißen. Du bist Familienvater und bist deiner guten Frau und deinen unmündigen Kindern mehr Rücksicht schuldig. Wie leicht könntest du bei einem ähnli chen Falle zum Mörder werden oder im verzweifelten Kampfe mit dem Forstperfonal selbst dein Leben ein büßen! WaS würde dann auS bei ner Frau, und deinen armen KIn dern werden? Kilian fzu Tränen gerührt): Ach ja, gnä' Herr Direktor, ich seh eS ein, Sie meinen'? recht gut mit mir. Doch lassen' nur gut sein, i bin nöt undankbar: den ersten Rehbock, den ich schieß', den bring' ich Jh. nen! Boshaft. Student (im Restau rant): Verflucht, mir ist mein na gelneu Ueberzieher gestohlen war den!" Gast: Machen wir eine Kollekte für den armen Schneider!" Unsere SchliilliZilijltt.Gjjttlk Tamenbluse im Siuiosiik, i 1013. I Die Popula'.I der loftn Kimono bkuse ist ohne CJinjfn, In jeder Jor-g tritt sie unl diesen Sommer tniaml all einfache Sporldluse. al duslige Ein gertebluse den modernen Toppelrocken de! gesellt: al Cpiljknbluse siir gcseUschaft ,liche Affairen ist sie ebenso beliebt wie bei einfach Htteid, Unser Mod,!7 !wcr au gesticktem Mull hergestellt, und lwirkte in feinet Einfachheit entzUckend. , n Haltauischnltt umgab ein breiter. runder Kragen, der dorn in Reversform endete. Durchsichtige Glasknöpfe bildete den Lerschluß. Don anderen Stoffen, die zu dieser schicken Machart geeignet sind, ist auger Mull, Leinen und Crepe de Chine zu nennen, die außerordentlich kühl wirken und angenehm und dauerhaft im Tragen ,. sind. Gebraucht werden zu diesem Schnittmuster, das in Größen von 3444, also auch für stärkere Damen vorgesehen ist. Jj Yard Material bei 27 Zoll breitem Material. VeftkllungAnne!sngej Diese Muster werden an irgend eine Adresse gegen Einsendung des Preises geschickt. Man gebe Nummer und Größe und die volle Adresse deutlich geschrieben an und schicke den Coupon nebst 10 Cents für jedes bestellte Muster an daö Patteni Dept,0mahaTribiine 1311 Howard 6t. Vkeschfktudlich. Schon will der Zug abfahren da springt ein Passagier ins .Rauch kupee". .Donnerwetter," ruft er am Fenster stehend und alle Taschen abgreifend, .nun habe ich keine Zi garre bei mir ohne Zigarre sah ren, das halt ich nicht aus! ... . Schaffner, Kellner, haben Sie denn keine Zigarren hier?" Alles fchüt telt den Kopf. Schon pfeift die Lo fomotive. Der Reisende ist ver zweifelt. .Ach, wissen Sie was." sagt da der gute Stationsvorsteher, .um Ihre Qual zu lindern, kommen Sie ins Kupee für Nichtraucher da dürfen Sie nicht rauchen." . 1 Uethme Uerraschg, Ein ausgewählter Kreis von Männern der Wissenschaft hat sich in einem Hotel versammelt, um für ei nen scheidenden Gelehrten eine Ab schicdsfcier , zu veranstalten. Nach dem man in animierter Unterhaltung ; mehrere Gänge des Menüs absolviert hat, erhebt sich der Senior der Gesell schaft, klopft an sein GlaS und be ginnt unter feierlicher Stille: .Hoch verehrte Versammelte! Mli gerühr tem Herzen ergreife ich daö Wort, und daS Herz versagt mir fast, wenn ich an den schweren Verlust denke, der unS bevorsteht! Sehen wir doch heute zum letzten Mal unter uns den ed len es ist das letzte Mal. daß wir aber, meine Herren, wo ist er ocnn s Entsetzlich! Erst jetzt entdeckt man, daß man vergessen hatte, den Schei denden zu seiner Abschiedsfeier einzu laden. Da Salonkind. ElSchen (die zum erstenmale aufs Land kommte .Du Mama, sieh doch, die Blumen-haben ja alle keinen Draht!" U m s ch r e i b un g. Herr; .Arbeit adelt!" , , Bettler: .Ja, fehng S' und i bin halt ein g'schwor'ner Feind allcS Ad, ligen!" V jziSl tv. rßb u H Mpy- f i 'fvi r c7a c V- ? 'ALy rrfw v ln YX toiöl , . . , : 5 : - . X O 3 t fi c 1 I 2 15 ! - - : ta . 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