Ujn.f OmoZ Xrilünr rr: Manöver. Norelle ron l)enry perl. Ctt Vormittag erwartete man bal Re imml. Fern von den Zentren fc Zi :ia( o. kort, ico da Vttxn friedlich if f!n mur-Aflnbft Bach binfüfH wird betgtrchen um Ereignisse. Selbst der V'ftcftir.ann, Vt von Hau otil zum Geize tiütteitit, fnlji nicht ungern, wenn in ''ii,d",, !'!, cm paar lujligk Soldaten tnnt Riji unkt feinem Toche halten. Man trinkt iiiid schwatzt miteinander und Iji'tl, itnf in txf lutll, in der ai)t bet riif'ftibni Maschine zugeht. Wiewohl U'iiie April, war d,k Lust doch schnkidknd Im. Tllis den nahen Bergen lagen große Massen Schnee und der Wind kam dem Norden; babei schien die Sonne in Hellem rjiubImcjatan-,( und verklärte allcs ringt umher. Tie Aägdt hatten sich an dicftm Tage al besonder! flink erwiesen, denn sie wollen frei sein und die Soldaten in ziehen sehen.- .Jetzt meint' die Tonne gut!" kies ein Hübsches Mädchen einem andern über den ildea. Hinüber zu und Wie ihr: von der ßalt? steifen Finger warm. ,7ai ist gescheit." gab die Bnaeredele juMk, .da werden sie lustig sein! Sie?" wer sonst als die Soldaten! Und da Herz hüpfte beiden vor Freude m diesem Gedanken. Pferdegetrappel, Tromrttenstösze sie sind' sie sind'!. Da Regiment. Da ganze Dorf tjiifj die Einziehenden iDilllcmmen. Alt und jung erwies sich hilfreich und gcschäslig; überall Waffenge klirre, frohes Lachen, ein Durcheinander Her Miindarvu der Halbinsel. Leben und Fröhlichkeit, wohin man blickte. I dem langen, niedrigen Cpeisesaal der Jnttcria .Älla Lima" saßen die Cf sifirtt in der Kampagne.-Uniform. vom Marscb ermüdet und wärmten ibre hohen, dlirchnäsztcn Stiefel an der wohlthätigen Flamme kinc lustigen Naminscuers. Flotte Leute durch die Bank, die ftch's Wohl sein licszen nach den überstandenen Strapazen bei einem leidlichen Mahl, dein sie mit dem Appetit ihrer Jugend und Ge snndhcit jusprachen. Man war beim schwarzen Kaffee angelangt. Leutnant Ürevisarü hatte seinen Stuhl an Fenster gluckt und rauchte schaukelnd eine Ziga rette, den Blick der Strafze zugekehrt. .Seftrelli! Schnell komm da schau " und er zeigte dem herbeieilenden Kameraden zwei Damen, die auf der ent gegengeschien Seite über den Marktplatz schritten. Hast Du je Reizenderes ge sehen,' Höchst fnmpathisch fürwahr und diese lZleganz!" Seftrelli hatte die Worte kaum gesprochen, als sämmtliche Offiziere sich uch schon erhoben hatten und an! Fen fier eilten. .Höchster Schick !" .Diese Füßchen, per bacco!" .Vornehmer Gang!' .Allerliebst!- .Sehens werth!- Tarin waren olle einig. .Wirth! Padronc! Schnell! Her da ju uns'.- rief der blutjunge Leutnant Mondello und klemmte fein Monokel st ster Auge. Wer sind diese Damen, d da drü den?- fragte Trellisani den rasch herbei geeilten Wirth. Dieser, ein gutmüthiger, beleibter Fünf ziger, strich seinen röthlichgrauen Spitz fort zärtlich abwärts und sprach langsam: .Die eine ist Signora Corati di Giojoso, die Dochter des Besitzers jener Villa, die der Herr Leutnant da drüben auf dem Hügel sehen, und, die Schwarze, die an dere, ist ihre ältere Schwester, die War chese Gamberti, eine Dame, die " In diesem Augenblicke trat die dralle Hausmagd mit dem Likör herein. TaZ Gespräch wurde unterbrochen und mit Anita gescherzt. Uebrigens wußte man nicht genug? Dieser stille Erdenwinkel .barg zwei hochgeborene Schönheiten, die sich nach der neuesten Wode kleiden. Der Hauptmann schob jetzt das geante Glas ehe bei Seile; er war noch ein junger Wann, erst kürzlich zum Hauptmannsrang vancirt u.rd noch auf kamaradschaftlichem Fuße mit seinen Offizieren. Wie steht'S allseitig um die Quartier frage, meine Herren? Da unser Hunger gestillt ist, können wir ja auch darüber ein Wort dcrknen seid Ihr zu Euerer Zu sriedenheit untergebracht? Wir bleiben zwei volle Tage hier!" Jeder der Offiziere nannte die angcwie fene Behausung und machte seine störn mentare dazu. .Unglücklicher Sestrelli! Es steht also eschrieben, daß er allemal zu einem Fri seur kommt. Nun, feine Haare vertragen gerade wieder das Schneiden was?- .Sestrelli. hörst Du, liefere Dich gleich dem Friseur aus anstatt Dich feiner Ehehälfte in die Arme zu werfen? Du Kcifzt schon ... wie damals." Schallendeö Gelächter von allen Seiten. Man kannte ja die famose Geschichte mit der Friseurin. .Bedauert mich, anstatt zu lachen da ist Latachi, dem ein freundlicher Stern wi?!t: immer unter Aristokraten! Heute beherbergt ihn wieder Baron Corati di Giojoso. Glück muß man haben!' Wie sagst Du? Corati Giojosa! Das Ist ja der Vater der reizenden Blondine, die eben vorüberging." .Du bist ein Glückskind. Batachi," Kurde dem hübschen Leutnant von seinen Kameraden zugerufen .ein Glücks kind !' Und Du? Zu wem kommst Du denn?" fragte Trevisani den blutjungen Offizier mit dem ?1!onokel. Beide hatten gleichzei tig die Kriegsschule in Modena besucht und ihre freundschaftlichen Beziehungen ans dieser jüngsten Vergangenheit beide halkn. Ich." erwiderte der Gefragte und seine Stimme klang wie die eines Mädchens, oh, ich bin sehr zufrieden, man hat mir ein Quartier bei der verwittwete Mar refa arncrt-'t angewiesen." Er mühte sich bei diesen letzten, mehr geschnarrten als gesprochenen Worten seines noch im Keimen begriffenen Schnurrbartes habhaft zu werde. Wittwe! Was Wittwe? Eine verwitt wete Marchksc, ist die schöne Gamberti? Der Trottel von einem Wirth hätte uns däs 006z gleich sagen können" und Tttvi- . ' ' '. sani schien über diese f uteeduna, ganz au dem Häulchen gerathen u sein, .!ll!t,me. sagst Lu?' forschte er den geeund weiter au; .aber Du muht ws skN. da ist gerat mein Iall! Ich mache mir gar nicht au jungen Mädchen, hin g'gen eine Wittwe, und' diese Wittwe Paolo, lieber, guter Paolo, tritt mir Dein Logi ad ... ich werde Dir Zeit meine Leben diesen Jreundschaslödienst nicht beige ijenl .Abu nein, tausch' mit Batachi. da kommst Tu ins Hau der schönen Blon dine vielleicht deirathest Tu sie. Mir gssallen auch Wittwen besser, sie sind pi kanter" und der kleine Ofsizier klemmte sei Ang.'Ngla unternehmend fest. .Ich beschwöre 7)' Paolo, thue mir den Wallen, lasse mich za der verwitt rüsten Maichefa ziehen; el bandelt sich möglicherweise um mein Lebensgluck veritchst Du. Junge?" Nun. so geh' in Gottes Namen hin Ich trete Dir meine Wohnungnweisung ab; erwärme Dein Herz am Anblick der schönen Wittwe und Deine Stiesel an ihrem Kaminfeuer!" Und da Leutnant chen erkünstelte eine Gleichgültigkeit, die k weit entfernt war. zu empfinden. 2rev, sani aber hörte nicht weiter auf da, was jener sprach; im Nu war er draußen aus der Suche nach seinem Koffer und nahm in einer der leeren Wirihsstuden einen vollständigen Toilettenivcchsel vor. Eine Viertelstunde später stand er, jetzt en pleine parade. abermals in dem langen niedrigen Saal, wo eben die Ossiziers tasel abgeräumt wurde, und ließ sich die ungefähre Richtung des Schlöffe Gam berti angeben. Ach, Sie, Herr Leutnant, sind der, der dort einlogirt ist?" forschte der dicke Wirth und unterzog den Offizier einer genaueren Musterung, wie um sich zu dergewiffern. ob er einer solchen Auszeichnung auch werth fei. .Sehr wohl sehr wohl! Ganz in der Nähe der Valazzo, sehen Herr Leut nant dort, wo die vielen Lichter her überglänzen!" Trevisani eilte fort und stand bald vor einem vornehmen, brrschaftlichen Bau des vorigen Jahrhunderts. Läßt nichts zu wünschen übrig," dachte er; die Behausung einer großen Dame, ganz und gar!" Ein Kammerdiener im schwartn Frack und weißer Halsbinde empfing den angk meldeten Krieger mit feierlichem Zeremo nicll. Kann ich der Frau Marchcsa meine Aufwartung machen?" fragte Trevisani den dienstbeflissenen Vorauseilenden. Die Signora Marchefa ist in diesem Augenblicke drüben in der Villa Giojoso." Damit geleitete der Kammerdiener den Leutnant in ein großes Gemach, dessen Wände mit altem Brokat bekleidet und mit kostbaren Möbeln angefüllt waren. Ein lustiges Feuer in einem hohen Marmor kamin verbreitete Wärm und Helligkeit. Treibhauspflanzen grünten in allen vier Ecken und der Duft blühender Hyazinthen gemahnte an die Gegenwart einer elegan ten Frau. Wenn der Herr Leutnant zu lesen wünschen." schlug der korrekte Diener der kindlich vor. hier find Zeitungen in gro- ßer Auswahl und dort auf den Regalen auch Bücher. Darf ich Herrn Leutnant dielleicht Thee, Kaffee oder Litör auftra gen?" Danke Danke,' erwiderte der Offi zier wie geistesabwesend. .Herr Leutnant sind vielleicht ermüdet und wünschen sich zur Ruhe zu begeben ?" .Tanke, danke, ich gehe nie vor Mittcr. nacht zu Bette." Tie letzte Phrase wurde mit Absicht gesprochen. Trevisani wollte gerne wissen, ob Aussicht vorhanden sei. die Frau des HauseS vor Ablauf dieser Frist zu sehen. Allein der Diener zog sich anstatt aller Antwort mit einer stummen Verbeugung zurück. Sobald Trevisani allein war. setzte er sich auf einen niedri gen und bequemen Armstuhl, und ließ seine Blicke über den vornehm und ge schmackvoll kigerichteten Raum schweifen. .Da wäre eine Häuslichkeit, wie ich sie träume, und dieser Diener dazu, einen Anstand, ein Taktgefühl! Ja. ja wer das Glück hätte und ' Er unterbrach sich selbst und grisf nach einem Zeitungs blatte, allein Aufregung und Erwartung verhinderten ihn, das Ge lcsene zu verstehen. Er rückte den Armstuhl näher an! Jen sier und stierte in die lodern Flamme, die in blauen, gelben, rothen Zungen empor- leckte und tausend übermüthige Gedankn in seinem Kopfe wecken half. Die Zeit verflog da öffnete man die Thür, und siehe da. die Erwartete trat herein. Die Marchcsa in höchst eigener Per- son!" sagte sich Trevisani, dessen Erwar tungen von der Anmuth und Schönheit der Schloßherrin Llxrtroffen wurden. Sie ist in der Nähe noch schöner," dachte er weiter und stammelte einige verbindliche Worte, mit denen er sich selbst bei der Schloßherrin einführte. Mit der Unge zwungenheit einer Weltdame reichte sie ihm die Hand zum Kuffe hin. .Sie sehen", sprach sie verbindlich, .ich habe mich beeilt, nach Hause zu kommen, um die Pslichten der Gastfreundschaft zu erfüllen, da ich drüben in der Villa Gio joso bei den Eltern mit einem Ihrer Ka meraden zusammengetroffen bin und von Ihrer Gegenwart verständigt wurde." Der junge .Wann verneigte sich, sichtlich geschmeichelt, unter dem Blicke dieser schel mischen braunen Augen, die sich eingehend mit seinem äußeren Menschen zu beschaf tigen schienen. .Wenn ich nur wüßte, welchen Eindruck ich auf die interessante Wittwe hervor-bringe!- dachte der eitle Offizier und suchte vergebens, hinter diesem liebenswur digen Lächeln der Dame Gedanken zu le scn. Herr Leutnant." sprach die HauIscau nua nicht hi Koketterie, es sollte mir leid thun, wenn Sie ermüdet, wie Sie offenbar sein müssen, meinetwillen Ihre Ruhe opfern wollten." Oh Signora!" beeilte sich Trevisani zu iret kannte in einrt (HfsrU. der Ihrig'n Müdigkeit fat). Ob,, es), in inrr tt.scllschast wie dcr meinigen urtheilen Sie da nicht etwo zu vorschnell? Ich kann ja die Person, si zirte Langnveilk i!n; jcdensal! wissen Tie noch nicht da Gegentheil!" und die schone Frau lächelt, schelmisch. Nein, nein. Signora, e genügt. Sie gesebkn zu hoben, um Sehr gut. Herr Leutnant, ich sehe schon. Sie sind um eine ntmori nicht verlegen und nun genug der Neckerei! Ich will Ihnen vifen lkmkN. daß auch ich mich sreue, nach der Einsamkeit diese end losln Winter, hier an diesem Orte, ein mal mit jemandem, der nicht vnn der Fa milie ist. meine Gedanken austauschen zu können." .Wir steuern mit vollen Segeln!" ju belle Trevisani im stillen und setzte laut hinzu: Aber wechalb sich zu dieser Ein famkcit verdammen, gnädigste Frau?" Wa wollen Sie? Der Hausarzt hak meine Familie zu überreden gewußt, daß die Landluft, die Rübe absolut nothwendig für meine Gesundheit seien und ich muß gestehen, die Lang'weile hat sich an mir al probate Heilmittel erwiesen. Betracht ten Sie nur mein Kolorit," setzte sie kotel! hinzu, würde et nicht jeder tbäuerin Ehre machen" Trevisani prolcstirte, sprach natürlich von .Rosen und Alabaster" und siikrte das Gespräch mit Geschick zur ländlichen Langeweile zurück. Die Tame ging darauf ein und entwarf eine plastische Schilde rung von der Einförmigkeit de Land leben. Oh. ich verstehe Marckesa. ich verstehe volllommen!" und der hübsche Leutnant schloß, wie um seinem Mitgefühl mehr Nachdruck zu geben, halb und halb die schmachtenden Augen und gab seinem Schnurrbart den unternehmenden Aus. strich. Konnte wirklich nicht gelegener hier ankommen!" dachte er seelenvergnügt. Die Konversation zwischen den Beiden wurde immer lebhafler; man sprach von der Gesellschaft, vom Reisen, vom Thea tcr. fand heraus, daß man gemeinschast liche Freunde in Rom und Neapel habe und unterhielt sich ganz vorzüglich. Der Offier schwelgte im siebenten Himmel. Ich gefalle ihr augenscheinlich und sie gefallt mir! Morgen erkläre ich mich; sie ist offenbar der Wittwenschaft überdrüssig!" vertraute Trevisani seinem geliebten Ich an. als er gegen Mitternacht in das mit feinstem Leinen überzogene und nach Jreos duftende Bett stieg, das ihm der korrekte Tienzr' für diese Nackt als das Sciniae bezeichnet hatte. Lei seinem Erwachen fand er eine Einladung zum Frühstück in der Villa Giojoso vor. .Immer besser!" rief er wonnetrunken. Dem Frühstück sollte eine Fuchsjagd fol gen. Die schöne Wittwe wird natürlich von der Partie sein!" Trevisani wich nicht von ihrer Seite. erzählte ihr seinen Lebenslauf, sprach mit großer Sentimentalität von seinen Em psinoungen, icvilverke Die 2roltioMc,t des Junggcsellenlebens in den grellsten Farben und malte die Freuden der Ehe im rosig sten Lichte. Die Familie Giojoso schien diesen Anschauungen vollkommen beizn stimmen. Tie Marchcsa Gamberti lauschte ihrerseits voll Interesse, wie sich denn überhaupt gegen diese vielleicht et was verfrühten, aber in Bezug aus Mo- ral unantastbaren Bekenntnisse des jungen Mannes nichts einwenden ließ. Und wieder war es Abend geworden und abermals saßen Leutnant Trevisani und die Schloßherrin in dem von Tube roscn und Hyazinthen durchduftetcn Ge mach vor dem Kaminfcuer. Vierundzwan zig Stunden lagen zwischen diesem ersten und zweiten Tete-a-tete, vor der helllo dcrndcn Flamme. Morgen schon leider marschircn wir aus! Ich habe keine Zeit zu verlie r:n!" sagte sich Trevisani. Eine Gele genheit. wie diese, darf man sich nickt entgehen lassen. Zudem ist die Marchefa bezaubernd, geistreich und ich bin auf dem besten Wege, mich sterblich in sie zu der lieben, denn ich schwärme nun einmal für junge Wittwen!" Die Schloßherrin entriß ihn seinen G: danken, indem sie ihm mit bestrickender Anmuth eine Tasse Thee überreichte. Oh. wie würde er in feinem einsamen Junggcsellenleben diese Augenblicke der missen! Er gab diesem letzten Gedanken beredten Ausdruck und wagte es. sein dunkle Auge, aus dem leidenschaftliche Gluth sprach, auf der schönen Frau ruhen zu lassen. , Gestehen Sie es nur geradezu," sagte die Marchcsa mit der ihr angeborenen Schalkhaftigkeit, ohne die geringste Beun ruhigung. da leiseste Zürnen, zu verra then: .Sie sehnen sich nach der Ehe!" ,O. Marchesa, Sie lesen in der Men schen Herzen! Ja, ich gestehe, ich bin der wegen genug, ein solches Glück zu trän men. Ich weiß, ich habe nicht daS geringste Anrecht, 'mich solchen Hoffnungen hinzu geben, allein ich bin ein Mensch, dem nur das Schönste das Vornehmste Edelste zu gefallen vermag, wiewohl ich mir bewußt bin, dessen nach keiner Rich tung hin würdig zu fein." .Sie thun sich unrecht." unterbrach die Marchefa den von seinen Illusionen Hin gerissenen, und wenn Sie mir die Zeit hiezu lassen, glaube ich fast, die Perle, die Sie eben schildern, für Sie erobern zu können." .Marchesa Ihre Worte machen mich zum Glücklichsten oller Sterblichen!" Schritte wurden im Vorsaale hörbor. Trevisani, der darum und daran gewe fen war, auf die Knie zu sinken, horchte auf. Die Tame aber fuhr mit holdseli gem Lächeln fort: Nicht weit von hier entfernt lebt eine für Offiziere schwär mende. licbenswcrthe kleine Fee, die " Die Salonthür wurde mit einer ge wissen Heftigkeit aufgerissen und herein sprangen zwei schlanke Knaben, denen ein stattlich schöner Mann, in besten Jahren, auf dem Fuße folgte. Tie Marchesa er hob sich eilig und stürzte mit ausgebreite ten Armen auf die Gruppe zu. Marchese Gamberti, mein 9JJxn, nieine beikn Söhne Leutnant Trevi sani. unser lieber Gast seit gestern," stellte die schöne Frau vor. Ter Marchese streckte dem Offizier mit der Jovialität des v,Ä endeten Edelmannes die Hand zum Will- verftZrn. schasl wie len,!' kwmasß entgeg'N, wahrend Jener, tt nkl.!i,sch,ing shiek sprach!, sich der. vkisite, 3 it March's, lächelt botk,st. erfaßte die Hand Zrevilant't und. auf eint kch. betagte Dame gehend, die. In Rcije, mantel und Zlapuze. von einem Diener ge folgt, soeben da Gemach betrat, rief sie: lrk'hstk Sckmieqermam, Leutnant Trevisani wünscht sehnlichst, der verwitt. wete Marchesa Gamberti. der Herrin diese gastlichen Schlosse seine Verehrung kund zu gedrn ("und zu diesem gewendet): .Nicht wahr, S'gnor Zenente, ich habe Ihre Gedanken errathen?" Wohlwollend streckte die alte Molkgrä sin zwei Fingkr ibrer behandschuhlen Alujf Eine geheimnisvolle Geschichte von ?onsevrez. Sie schen. meine Helien. mein Bureau ! Geschworenen erscheinen." ist ganz amerikanisch eingerichtet: die chreidmaschine tu eine amerikanisch:, ebenso der Tikch. aus dem sie steht, der elektrische Läuieapparak. ja. meine Blei stiste sind soaar amerikanischen Ursprung Und ich wünschte, daß meine Zeitung nach amerikanischen Systemen rcdigirt wird; kcine liierarischen Artikel, denn das Pu blikum versteht nicht von Literatur und will nicht lesen, wo e nicht versteht; e will Neuigkeiten haben, Sensationen. Man muß verstehen, mit seinen Nerven zu spielen, jede Nulgabe muß eine neue :nsation bringen. Amerikanisiren Sie sich, meine Herren, amerikanisiren Sie sich..." In seinem Privatkontor hatte der Ver lcger der Vviksstimme" seinen um ihn versammelten Redakteuren diese Rede ge halten, und er war, als er die erstaunten Gesichter um sich herum musterte, mit der Wirkung zufrieden. Einige Tage später ließ sich Gaston Longuq, einer der Mitarbeiter der Volks stimme", in dringender Angelegenheit bei dem Direktor melden. Schon einmal halte er die Aufmerksamkeit des amerikafreund lichcn Verlegers erregt, als er anläßlich des Königsmordes in Serbien da wun dervolle Origin"t'e'wm übersandt hatte, da nackber auf allen Boulevards ausgerufen wurde: Sensationelles Jnter- iem des Prinzen Peter Karageorgemiisch. Er will nicht sagen. Tcr Mann hat Talent." hatte schon damals der Verleger gesagt, und er war neugierig, mit welchem Vorschlägen Lon gut) jetzt an ihn herantreten würbe. Kühl gemessen, jeder Zoll der echte Fankee, em pfing er den Redakteur. Was dringen Sie? Fassen Sie sich kurz!" In Courgeoille, der Hauptstadt von Oije-et-Somme, 60 Kilometer oon Paris entfernt, ist in einem kleinen Wäldchen an der Babn ein Verbrechen verübt wor- Iden . Jeden Tag werden Verbrechen began gen." bemerkte der Direktor phligmatisch, Aus diesem könnten wir aber etwas ganz Besonderes machen, eine Sensation für mehrere Tage, für Wochen, die Auf läge muß sich verdoppeln. Ich habe be reits einen Plan." Lassen Sie hören, aber kurz . . ." .Da Opfer des Verbrechens, das nackt .und verstümmelt aufgefunden wurde, ist bis tetzk noch nicht rekognoszirt worden; der Kopf, die Hände, die Füße sind der schwunden; es ist unmöglich die Identität festzustellen. Man weih nur, daß ei eine Frau ist, eine junge Frau ist. Von dem Mörder fehlt jede Spur, die Polizei weiß nichts oder will nichts wissen." Nun. und Ihre Idee?" Ich reise nach Courgeville, ich mache mich dort durch Redensarten verdächtig; man verhaftet mich, eine Untersuchung wird eingeleitet, ich widerspreche vorläufig nicht der Anklage, und sende täglich der .Volksstimme" durch Vermittlung eines Aufsehers, den ich besteche, die Eindrücke dieses Untersuchungsgefangenen, ohne na türlich ein Wort über meine Schuld oder Unschuld zu sagen. Sie erlassen sofort ein Riesenpreisausschreiben: Hunderttau send Franken demienigen Abonennten, der am besten aus meinen Briefen meine Schuld oder Unschuld begründet. Wohl verstanden, den' Preis erhalten natürlich einige Bekannte, die uns für einige Iran ken oder für ein Souper die nothwendigen Quittungen geben. Ist das amerikanisch? Was?" Longun, Sie sind ein genialer Mensch! Gehen Sie sofort an die Arbeit, selbstver ständlich wird der Verlag während der Tauer Ihrer Haft die Kosten für die Selbstbeköstigung zahlen." Longun kannte Courgeville und seine Umgebung ganz genau; er hatte vor ei mm Jahre von einer jungen hübschen Frau die Erlaubnis halten, sie in ihrer Heimath zu besuchen in allen Ehren natürlich und dort, in Courgeville, hatte sie ihm versprochen, die Seine zu werden, wenn daö Gericht die Scheidung von ihrem Manne, der seit zwei Jahren spurlos verschwunden war, ausgesprochen oder ihn für todt erklärt hatte. Tcr Reporter löste seine Aufgabe so gut, daß er bercits einen Tag nach seiner Ankunft als des Mordes verdächtig der siel und vor den Untersuchungsrichter geführt wurde. Longuy war entzückt über seinen schnellen Erfolg, und er sah ein, daß er nun alles vermeiden mußte, was eine schnelle Freilassung herbeiführen konnte. Sein erste Verhör verlief daher vollständig resultatlok. Mein Herr, ich werde mich nicht der theidigen; Sie erheben Anklage gegen mich; an Ihnen ist eS also, die Anklage zu begründen." Drei Tage hatte Longuy allen Fragen seines Richters einen stummen Eigensinn entgegengestellt, am vierten loS er in sei nen Mienen, daß er irgendeine Neuigkeit zu erwarten habe. Schade!" dachte er. .Der Richter Hai den ganzen Schwindel entdeckt und wird mich jetzt freilasZen." Heute," begann der Beamte, ist ek CMl gleichgültig, Longuy. ob Sie spre chen oder nicht. Unsere Ermittlungen sind abgeschlossen, der Indizienbeweis ist komplett. Sie werden demnächst vor dcn Re.hisn dem junge Cirt zum Jtujji rziii. All Im Morgengraue de gchstsvl senden Tage da eziment antmar chirte, siogte da dlond Leutnantchen mit dem Monokel seinen älteren Kani? ra.',; ,age. Trevisani, wie ist' Dir im Hause Kamberti ngangen? Wann sin det Teine Hochzeit mit der verwittweten Marches, statt i" Ich werde mich nie verheiratken. Paolo, merr TirH die Weiber sind z perfide!" erwiderte der Gefragte, und al er sich allein sah. setzte er düsteren Tone hinzu: Auch diese war trügerisch, wie da Meer!" Der Reporter konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. .Sehen Sie." fuhr der Untersuchung! lichter fort, .ein einiiaer Vunkt bereitet mir Schwierigkeiten, da Opser des Ber brechen zu identisiziren. Es ist schwer, des Morde anzuklagen, wenn man nicht weiß, wer der andere ist, aber jetzt kennen wir die Person der Ermordeten." .Wirklich? Und können Sie mir den Namen verrathen?" Sofort, aber zuerst werde ich Ihnen genau schildern, wie Sie das Verbrechen begangen haben." .Ich bin in der That neugierig," ant watete Longuy lächelnd und überzeugt, daß er mit enem Wort das ganze Ge bände deS Untersuchungsrichters zusam menwerscn konnte, mit dem Worte: Das ist alles ja nur ein fauler Witz; ich habe Niemand ermordet und beantrage, den Verleger der Volksstimme" als Zeugen zu laden. .Die Unglückliche hat den Tod gefunden, ali sie glaubte, daß Liebe sie erwartete, sündige, strafbare Liebe, für die ihr Ver sührer sie selbst bestraft hat..." Ah. also ihr Geliebter hat sie . . ." Ja, Longuy, ihr Geliebter hat sie am Abend des 10. Oktober ermordet." Ich glaube, e war der 12." Die Leiche wurde am 12. entdeckt, das Verbrechen ist am 10, begangen worden." Woher wissen Sie das so genau?" fragte der Angeklagte neugierig. .Weil Sie in der Nacht vom 10. zum 11. heimlich aus Paris verschwunden sind. und weil man seitdem die Frau, die Ihr Opfer wurde, nicht wieder gesehen hat. Dieses Zusammentreffen ist kein zusälli- ges, ist für Sie sehr belastend, wenn nicht vernichtend. Longuy schwieg nachdenklich, aber der Richter fragte ihn brüsk: Wo haben Sie die Nacht vom 10. zum 11. Oktober zugebracht?" Diese Frage setzte den Angeklagten au genscheinlich in Verlegenheit. Ich habe darauf nichts zu antworten; sagen Sie mir doch, welche Beweise Sie haben, daß ich es gewesen sein soll." Sie sind um 7 Uhr AbendS aus Paris abgereist vnd um 9 Uhr in Courgwille ankgmwen; um lli Uhr sind Sie mit dem Schnellzug wieder zurückgefahren, und um 1 Uhr Morgen m Paris eingetros sen. Um 71 Uhr Morgens suchten Sie Ihre Wohnung auf." Wer hat mich reisen sehen? Niemand. Wahrscheinlich, weil Sie sich verkleidet haben und diese sorgfältigen Vorbereitn gen sind ein Beweis Ihrer Schuld. Ein anständiger Reisender braucht sich nicht zu verstecken und vor aller Welt zu verbergen. Zwei und eine halbe Stunde haben Ihnen genügt, um Ihr Opser, da mit Ihnen Paris verließ, abzuschlachten und zu ver tummeln. Was die Polizei doch alles ermittelt." 'agte Longuy ironisch; die ganze Erzäh- lung des Richters schien ihm eine unglaub liche Groteske. Aber plötzlich wandelte sich sein Sarkasmus in Staunen und Ent setzen, denn der Richter fuhr in seiner Er zählung fort: Sie find erst um 7j Uhr nach Hause zurückgekehrt, weil Sie die Nacht in einem uns ebenfalls bekannten Hotel zubrachten. Und warum thaten Sie das? Um sich ein Alibi zu verschaffen. Sie hatten unter falschem Namen am vorhergehenden Tage ein Zimmer bestellt, Sie sind mit einer Frau, die man seitdem nicht mehr gesehen hat, dort abgestiegen. Um I.Uhr Nachts sind Sie wieder im Hotel erschienen, und Sie glauben, daß Niemand Ihre Anwesen heit bemerkt hat, daß man Ihnen die Reise nach Courgeville nicht nachweisen kann. Ihr Plan ist sehr fein angelegt, zu sein- ein Reisender, der sich nichts vorzu werfen hat, ist nicht so sorgfältig bemüht, seine Anwesenheit in einem Hotel zu ge wissen Stunden so auffällig bemerkbar zu machen. Oder wollen Sie mir jetzt diel leicht erzählen, wo Sie in der Nacht vom 1. zum 11. Oktober waun?" Longuy schwieg verlegen; die Ermitt lungen des Richters stimmten auss Haar. Er hatte in der That ein Zimmer in dem Hotet bestellt und war dort mit einer Frau erschienen, um zu foupiren, aber nur, weil er jede üble Nachrede vermeiden, sich öffentlich nicht mit ihr zeigen wollte. Und seine und ihre Ehre verboten ihm, darüber zu sprechen, ihren Namen preis zugeben; sie war es gewesen, die ihn vori ges Jahr nach Courgeville eingeladen hatte und die ihm nur den einen Abend geschenkt hatte, um sich mit ihm über ihre Zukunft! Pläne zu berathen. Wenn diese Frau nun erschien und vor dem Richter erklärte: An jenem Abend war ich von 811 Uhr mit Gaston Longuy zusammen, was blieb dann von der Anklage gegen ikn übrig? Aber diese Aussage war unmöglich, wollte er die Geliebte nicht kompromittiren, und sie war uch nicht nothwendig? Genügte nicht ein Wort, um der ganzen Komödie i ein Ende zu machen? Schon wollte er die scs Wort aussprechen, als der Richter, der da schweigen des Angeklagten sur Schuldbewußtsein hielt, den letzten entschei denden Schritt that. Diese Frau, die Sie ihrer Pflicht ab wendig machten, die Sie erst nach Paris und dann nach Corgeville führten, um sie jzu ermorden wir kennen ihren Namcn; Irrtz aller VesstmVeknnz,, ist sie rekso tuliicl weide: il ist Frau Henris! o3!in, bore Cardevsche." .Hevrielkl Frau Ballestin! Unmög lich. t kann nicht todt sein!" .De, spielen. Ctt hier keine jtcmb'b!e Sie ist todt, und Ci wissen ganz ge na weil Sie selbst sie ermordet haben. Ader nein, hier liegt ein Irrthum, e. entsetzliches Mißverständnis vor. Ich soll der Mörder sein, da ,st darer Unsinn. ein Reportertrick ist e, den ich angewandt habe, um mich über den Stand der Unter suchungen zu informiren, der Verleger der Bolttstimme wird eS Ihnen bestätigen daß ich die ganze gar mit ihm orde vereinbart bade . . . .Gut. gut. Ihr Märchen können Gte oen Ge chworenen erzählen." Aber mein Herr, nicht wahr. Krau Ballest! Ist nicht todt?" Hier ist die Todelurkunde und die Aul sagen ihrer Bekannten, di sit wieder. eriannk yaoen. Aber dann," rief Lonauv. muß sie spater ermordet worden sein. Sie hat j erst den Zug um 12 Uhr 15 Minuten be nutzt, um ach Courgeville zurückzukeh ren. Tel Richter zuckte die Schultern. T .Volke stimme konnte ein vnge wohnlich sensationelles Interview mit dem muthmaßlicken Mörder der Frau Balle. Pin veröffentlichen; die Nummer fand ei ßenden Absatz, der Direktor war im sie benten Himmel. Lieber Freund. Sie haben allerdings viele Trümpfe in der Hand," sagte der Vertheidiger zu Longuy vor Beginn der Gerichtöderhandlung. Der Staatsanwalt bal absolut keine Beweise: die ganze An klage Ist auf Indizien, auf moralische Schlüsse aufgebaut, deren Glaubwürdig keit man leicht erschüttern kann. Aber er zählen Sie um Golteiwillen nicht dem Gerichtshöfe und den Geschworenen da Märchen, da Sie sich spaßeshalber ge. macht haben; ich könnte in diesem Falle für nicht einstehen. Aber ei ist in der Thai so.' rief Reporter, ich wollte mir damit einen ?!a men machen. Können Sie sich denn über, Haupt vorstellen, wie mir zu Muthe ist Henrictte todt, die ich anbete! Ich könnte den Elenden erwürgen, der da! Verbrechen begangen hat. Und eS kam in der That, wie der Ver theidiger ihm vorausgesagt hatte. Kaum hatte er im Verhör seinen Plan entwickelt wie er der .Dolksstimmc" eine noch nicht dagewesene Sensation verschaffen wollte. wurde er brüsk vom Präsidenten unter brocken. .Man spielt nickt mit den Behörden, dal ist eine Verächtlichmachung staatlicher Einrichtungen. .Habe ich es Ihnen nickt gesagt? flu sterte der Vertheidiger. .Jetzt haben Sie daS Gericht vor den Kopf gestoßen und selbst auf mildernde Umstände nicht mehr zu rechnen. Auch aus den Banken der Geschworenen zeigte sich lebhaste Entrüstung. Der Direktor der Volksstimme be stätiate alle Angaben de! Angeklagten. .Sehen Sie wohl?" rief Longny. .Mein Herr." wandle sich der Staats anwalt an den Zeugen, .ist es möglich, daß ein Mann wie Sie. ein Mann, der selbst seinen amerikanische Scharfblick rühmt, nicht sofort die Falle gemerkt hat, die der Angeklagte Ihnen stellte? Mit er ner fast unglaublichen Frechheit glaubte er alle Beweise, die sich gegen ihn erbeben konnten, damit abzuthun, daß Ihnen sagte: Ich selbst habe sie ersunden. kon struirt, um der Justiz ein Schnippchen zu schlagen, um dem Publikum zu zeigen, wie leicht man da Gericht hinters Licht suh ren kann." Tcr Direktor wurde verlegen; es war ihm peinlich, daß man ihn sür naiv und leichtgläubig hielt, und nach kurzem Ueber legen antwortete er: Im stillen, ber mir selbst, dachte ich ja, daß man Longuy nicht glauben dürfe, aber ich sagte mir, wenn er sich selbst in den Rachen des WolseS wirst... O, entschuldigen Sie, wenn ich einen solchen Vergleich wagte... ES ist gut; setzen Sie sich!" befahl der Präsident. Im Zuhörerraum war die Aufregung, die Wuth aus da Höchste gestiegen, und auch die Geschworenen betrachteten , den Angeklagten mit feindlichen Blicken. Die Beweisaufnahme war geschlossen, und der Richter beschloß Vertagung bis zum nächsten Tage. Als Longuy von vier Gendarmen abgeführt wurde, scholl hinter ihm Geheul der empörten Menge: Auf das Schafott mit dem Mörder! An sich und der Welt verzweifelnd, kehrte der unglückliche Journalist in seine Zelle zurück. Am nächsten Morgen ließ sich vor Bd ginn der Verhandlung eine tief verschleierte Dame bei dem Staatsanwalt melden. .Mein Herr, ich bin Frau Ballestln." Sie, Frau Ballestin? Ausgeschlossen; hier habe ich alle amtlichen Dokumente, daß Frau Ballest todt ist. Und hier sind die Papiere, die meine Identität beweisen. AIs ich vor ungefähr zwei Wochen aul Paris, wo ich mit Herrn Longuy zusammengetrosfen war, nach Hause zurückkehrte, fand ich ein Telegramm vor, daß mein seit Jahren verschollener Mann im Sterben liege und mich zu spre chen wünschte. Ich eilte sofort, ohne Zeit zu haben, irgend jemand zu benachrichti gen, zur Bahn, reifte nach Havre und nahm den nächsten Schnelldampfer ach Amerika. Ich traf meinen Mann nicht mehr lebend an, und sofort, nachdem alle Formalitäten erledigt waren, kehrte ich nach Europa zurück. Hier erfuhr ich don dem schmählichen Verdacht, der aus Longuy ruht, und hier bin ich, um Zeugnis sur den Mann abzulegen, d mein Gatte wer den fall . . Eine halbe Stunde spat verließ Longuy am Arm der Frau Ballestin da Gefäng niS. begleitet von dem Verleger der VoltSflimme-. Al sie am Bahnhof, die Ankunft deS ZugeS erwarteten, um nach Paris zurück zukehre, sagte der Verleger: .Aber wissen mochte ich doch, wer die Ermordete und ihr Mörder gewesen sind?" Mein Ehrgeiz ist gestillt.', erwiderte Longuy, den Arm um die Geliebte fchlin gend, ich überlasse gern einem anderen den Ruhm.. , iine neue Zarjlcssung her f..iti.-i".:i..:- mui m ?;ait.uH iiiicim. Aul dem Nachlaß milie Ollivier ver össentlicht die Revue de Deux. Monde einzelne Kapitel, die den Schluß sein, ge .Daltigen Werke über da zweite Haiser reich bilde sollten. Lo besonderem In teresse Ist darin seine Schilderung der Flucht der Kaiserin, die vor allem in t Äussassung der CNmmung der Menge tot anderen Berichten abweicht. Die Leute, die, ffch an jenem unheilvollen 4. Septem der vor den Tuilcriea in Pari drängte und dere Erschline so große Beunruhi zung im Kaiserschloß hervorrief, hatten nach der ünsichl dtl ehemalige,! Kiitisla Präsidenten durchau lein feindlichen Ab sichten, bekundeten in nicht ihren Haß. Die Bevölkerung von Pari! hatte noch nicht verg'ffen, daß sie den Kriez gewollt, herbeigerufen, ja fast erzwungen hatte, und sie fühlte leinen Grimm gegen die, die nur dem Impuls der Massen nachgegeben hatten. Tat entsetzlich Unglück der Herr scherin. der Gattin, der Mutter, flößte der Menge Rührung und Mitgefühl ein. und nicht ein einziges Mal horte man irgend wo den Schrei: Nieder mit der Kaiserin!" .Wäre sie in den verlassenen Tuilerien angetroffen worden, so hat einer der Haupisiihrer der Revolution geschrieben, sie wäre nicht die geringste Gefahr gelau fen. E ist nicht einer unter un, der sich nicht zur Ehre angerechnet hätte, sei nen Körper zum Schutzwall sür sie zu machen." Nichtsdestoweniger war die ganze AnA sammlung beunruhigend: die Massen, r Pulvermagazinen ahnlich, sind nieme? stiller al eine Minute vor der Ervlosi Ii.! und unter ihnen finden sich immer, in all ' Winkeln versteckt, Räuber, die zu ollen Verbrechen bereit sind. Die Umgebung der Kaiserin war jedenfalls darüber sehr erschrocken. Eugenie hatte zu gewohnter stunde ihr Frühstück eingenommen und befand sich im Kreise ihrer Getreuen, die ihr den Zustand der Dinge alt höchst be drohlich darstellten. Da die Herrschaft verloren war. so fürchtete man, die Revo lutionare wurden sich ihrer bemächtigen. um sie als Geißel festzuhalten." Die Kai ferin konnte sich noch nicht zur Abreise entschließen. .Glauben Sie." sagte sie, daß ich meine Pflicht bi zur äußersten Grenze erfüllt habe, daß ich mich mit Eh ren zurückziehen kann? Wenn Jemand denkt, daß ich noch irgend etwa! j thun habe, dann soll er ei mir sagen." Mit Ausnahme von BussonBillaut, der einige Beobachtungen mittheilte, antworteten alle: jcein, e gier nicyii meor zu roun. Wa hätte auch wirklich die Unglückliche, von ihren Ministern, von ihrer Kammer, do ihren Freunden, von Jedermann, mit Ausnahme ihrer intimen Diener, verlas en. vorbringen können? An den vorher gehenden Tagen, ja selbst in der Nacht und noch am Morgen, wäre noch etwas zu versuchen gewesen, aber in dieser Stunde, im Innern der Tuilerien, blieb nicht üb riq, als daS Haupt unter daS unabwend bare Schicksal zu beugen." Wie sollte aber nun die .Abreise vor ich gehen? Jemand schlug vor, man solle einen Sonderzug bis zur Grenze ablassen, aber die Kaiserin weigerte sich: Ich will nicht die Geschichte von Larennes wieder - ansangen. Ein Anderer meinte, man olle das kleine kaiserliche Schiff aus der Seine, die Puebla. benutzen. WaS der') sen Sie." antwortete die Kaiserin, ma:,- muß da verschiedene Schleusen passieren, wir würden gepflückt werden wie ein Veil chen. In diesem Augenblick erscheint Mme. Lebreion, die Vorleserin der Kai erin. die den Kopf und daS Herz ihre BruderS, Bourbaki, hatte, im Reisekostüm. Nachdem sie einen Moment mit Metier r nich gesprochen hatte, nimmt sie die Kaisk' rin beiseite, erklärt ihr, daß sie besohlen habe, man möge die Eisenthüren ösfnen, die die Tuilerien vom Louvre trennten, um von dort den Kai zu gewinnen, wo man den Wagen des Fürsten Metternich mden wurde... Die Kaiserin nimmt von ihren Ministern Abschied, dann tritt - te in den Empsangssalon. und ohne zu aaen, daß sie selbst abreist, sagt sie zu allen: Reist ab!" Sie umarmt ihre Da men und schüttelt die Hände der Herren..' Gehüllt in ihren Reisemantel, da Gesicht unter einem dichten Schleier verborgen, einen kleinen Beutel in der Hand, verließ die Kaiserin, von Metternich, Nigra. ge olgt. ihre Gemacher. Conti und der Ma rineleulnant Conneau in Uniform gingen mit Mme. Lebreton hinterher. Der Theil deS PalaiS. durch den man mußte, der linke Flügel der Tuilerien. wurde gerade umgebaut. Mühselig tastet man sich durch die Gänge, findet die Ver bindungsthür mit dem Louvre verschlos en, irrt weiter umher in diesem öden La byrinth und gelang schließlich zu dem Git ter des Louvreportals. wo die Menge war tet. Während Jurien versucht, den Sin gang freizumachen, findet man unterdes en den Schlüssel zu der Verbindunasthiir bei Louvre. und die Kaiserin gelangt nun unbemerkt auf den Kai und dann auf den Platz Saint-Germain-l'Auzerrois. Die Hofetikette vergessend, nimmt sie den Arm Nigra. Habe ich denn wirklich Angst'' agt sie. sehen Sie. wie mein Arm ittnR Aber jetzt thut Muth noth." Der Platz ist voll von Volk. Metternich eilt vorau und uchl einen Wagen, da der scinige zu weit entfernt ist. Zwei Droschke kommen vorbei: Nigra halt sie an. schiebt die Kai erin in die erste und will sich neben sie etzen. Aber Mme. Lebreton schwingt sich vor ihm hinein und ruft: .Boulevard Malesherbes!" Da war die Adresse de -.raatsralhes Bcsson. Kaum sind sie ei nige Schritt gefahren, so schreit ein Gas- ennmge: .Da sitzt die Kaiserin!" Nigra packt ihn an der Gurgel und schreit: Still, Du Bengel. Da sind zwei mir befreundete Damen, willst Du schweigen?" Die Kaiserin sährt nun zu Besson, trifft ihn aber nicht zu Hause, ebenso wenig ei nen anderen Freu?ch. den Marquis de PienneS. Erst bei dem Zahnarzt Evans ndet sie Unterkunkt. der denn auch In der Morgenfrühe de nächsten Tage! die Flucht über Deauville nach England glück- cy bewerkstelligte. Wir sollen vergeben und vergessen . . . und es ist doch fa schwer zwei Dinge gleichzeitig zu thu,' ... , . -