Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, August 31, 1914, Image 7

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Mosen. die Nnuptswdt von Deutscb-Holen.
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b:t slm 20- '""st 1010
1 erfolgten tf inmfitjting des
. neuen .aiserschlosseij, bat
gleichsam oll eine Hochburg
be DeutschthnmS im Osten deS Reiches
sieht, trat die Ttadt Posen wieder in den
Bordkrgrllnd des Interesse. Wer Posen
lang: nicht gesehen und besucht hat, wird
erstaunt sein über die prächtige Wandlung,
welche die Etadt genommen hat, seitdem
die FestungSiMe gefallen sind, an deren
Stelle eine Ningsiraße entstanden ist, an
deren Veginn der Prachtbau de Kaiser
schlösse Aller Stiele auf sich zieht.
Die Stadt zeigt in ihren einzelnen
2hilcn keinen'einhlillichen Charakter, diel
mehr nimmt man beim Durchwandern der
Straßen sofort wahr, dafz verschiedene
Jahrhunderte an der Entstehung der
Stadt betheiligt sind. Ihr ältester Theil
liegt östlich der Marthe am linken und
rechten User der Cybina, wo nachweislich
schon vor dem Jahre 1000 eine bedeutende
slawische Ansiedlung stand. Im 13. Jahr
Lrsolg.
Novellctts von I. Casskrcr.
J
Nur eine Woche bleibt uns noch,"
sagte Werner Güsen, der jüngere der bei
den Freunde, als sie aus dem Bureau nach
Hause gingen. Wie weit bist Tu mit
Deinen Plänen?"
Dos Schwerste habe ich hinter mir,"
-antwortete Hugo Mcnsingen. .Die De
tails sind zwk? leicht, erfordern aber viel
Zeit."
Beide bewarben sich um den Preis von
10,000 Mark, den die Stadtverwaltung
von Beesdorf fi'r den Plan eines neuen
Rathauses ausgesetzt hatte. In dem Bau
bureau, in dem die beiden angestellt wa
ren, wurde schon seit Wochen von nichts
anderen! als diesem Preisausschreiben ge
sprachen. Auch viele Architekten aus gio
tzen Städten wollten gern den Preis da
vontragen und setzten ihre besten Kräfte
ein, doch hatte das Preisrichter-Kollegium
ziemlich deutlich zu verstehen gegeben, daß
der Preis, wenn irgend möglich, einem
einheimischen Talente zuerkannt werden
sollte.
Die Freunde, waren schweigsam gewor
den, die Gedanken eines jeden beschäftig
ten sich mit demselben Gegenstande. Wer
ner Güsen war in einen Traum seinen
Lieblmgstraum versunken. Wenn er
diesen Preis gewinnen sollte ach, die
sei .wenn!" dann dürfte er Magda
Lankwitz um ihre Hand bitten Magda,
die er im stillen liebte, seitdem er nach
BeeZdorf gekommen war! Aber mit wcl-
'chem Recht durfte er ein junger Mann
don 24 Jahren mit dem stattlichen Mo
natsgehalt von 150 Mark es wagen,
einer jungen Dame in ihrer Stellung seine
Liebe zu erklären? So hatte Werner im
, stillen geliebt und infolgedessen hatten die
' Beziehungen zu seiner Ungebeten keine
großen Fortschritte machen können.
- Seit der Auslobung des Preisaus
schreiben! aber schien ihm die Zukunft voll
der rosigsten Hoffnungen. Werners An
sicht nach mußte der' Besitz von 10.000
Mark die ganze Welt für ihn ändern. Und
ei war auch ganz klar, daß mit der Er
Theilung des Preises es noch nicht abge
than wäre. Dem glücklichen Preisträger
würdt es an Aufträgen nicht fehlen.
Schon sah Werner sich als Inhaber eines
eigenen Geschäftes mit
Aber was sagte Hugo?
Eiligst sammelte Werner seine Gedan
ken. Ein Name ihr Name war an
sein Ohr gedrungen. Als der Sinn der
Worte seine! Freundes ihm allmählich
klar wurde, war Werner vor Schreck und
Erstaunen wie gelähmt.
. Ich habe Dir biöher noch nicht erzählt,
lieber Freund, weswegen ich so sehr hinter
diesem Preisansschreiben her bw." Eine
ungewohnte Schüchternheit lag in Hugos
Ton. .Nämlich ich Du kennst doch
Fräulein Magda Lankwitz? Ich ich
habe bis jetzt noch nie darüber sprechen
können, aber ich bin so in sie verliebt,
wie das überhaupt nur jemand sein kann,
und sollte ich den Preis gewinnen, so will
ich sie um ihre Hand bitten.".
Unter Werners Füßen schien' der Vo
den zu schwanken. Auch .Hugo war der
?as aiserschcsß.
hundert erfolgte eine deutsche Ansiedlunq
am linken Wartlzeufer, die jetzige Altstadt,
als deren Mittelpunkt der Alte Markt gel.
ten darf. Im 15. Jahrhundert wurde das
von der Warthe und dem jetzigen 1. Vor
slutkanal eingeschlossene Gelände, die Wal
lischei, bebaut. Der große Brand im
Jahre 18M. der einen ganzen Stadttheil
am Alten Markt vernichtete, gab den An
stoß zur Erbauung der Neustadt, der Ge
bäude, welche sich um den Wilhelms und
Nönigsplatz gruppiren. Hier zeigt sich Po
sen jetzt als moderne Grofjstadt mit drei
ten Strahen und schönen Anlogen usw.,
während die Altstadt noch recht alterthüm
liche Bauten und enge Gassen ausweist.
Seit 1006 umzeiht eine Ringftrahe an
Stelle des innern Umwallungsgürtels
diese Stadttheile.
Der Bau der Festungswerke, welche
so grofzartig ausgeführt sind, dafz Po
sen eine Festung 1. Ranne ist, begann im
Jahre 1828 und fand seinen ersten Ab.
schluh im. Ueberblickt man die Besesti
gungen vom Aussichisthurm des Fort
liebt und in Magda seine Magda!
Lange suchte er, um auf die Erklärung
seines kreundes etwas Dassendes au er
widern, aber et wollte ihm nichts ein
fallen. Nur ein halb ersticktes .Gute
Nacht!" kam ou! seinem Munde, dann
machte er kehrt und schritt seiner Woh
nung zu.
Bisher hatte er seinen Rivalen nicht
ernstlich gefürchtet. Er hatte geglaubt, den
Preis viel nöthiger zu gebrauchen als
Hugo. Mit allen feinen Kräften hatte
er an seinen Planen gearbeitet und fem
bestes Können hineingelegt. Er hatt.e ge
6ns st. die Borsebuna würde ibn beaün
stigen würde e! fügen, daß die AuS
sicht. die sich ihm bot. zur Wirklichkeit
würde! 5ket abek lvar es auaensckieinlich.
daß Hugo den Preis nicht minder noth
wendig gebrauchte als er. Hugo wollte
also auch beirathen und zwar dasselbe
iviaomen:
Ferner wußte er und das war die
eiaentlicke Ursackie seiner Verzweikluna.
daß Huaiss Entwürfe besser waren als
seine. Vor mehreren Wochen bereits hatte
Hugo sie ihm gezeigt, und damals schon
war er durch die tsrotze iyrer Aussaung,
durch ihre weit angelegten und richtig
durchgeführten Proportionen betroffen
worden. Bis heute Abend hatte er sich
einzureden versucht, daß seine eigene
mühevolle Arbeit schließlich doch noch
srkwenr in hit Waafcbale sollen würde.
als die natürliche Begabung feine! Freun
des. Die er Traum war ieel voroei uns
seine Aussichten schienen recht gering. .
Im Laufe der nächsten Wockien sahen
die beiden junggen Leute wenig von ein
anver. cive arveilelen eisrig an lyren
cicknunaen. denn der Termin, an dem
die Konkurrenzen .eingereicht sein mußten,
nahte heran. In stummer Verzweiflung
ging Werner hoffnungslos umher, Er
war jetzt vollkommen überzeugt, daß Hugo
den Preis erhalten würde, und nur sein
Stolz war e, der ihn hartnäckig an der
Beendigung seiner Pläne arbeiten ließ.
Am Tage vor dem Schlußtermin der
Konkurrenz blieb Hugo Mensingens Pult
im Bureau leer.
.Das ist aber ein furchtbare! Pech für
den armen Mensingen," sagte einer der
jüngeren Herren,' als Werner sich an sei
ncn Platz setzte. . ,
Warum? Was ist denn mit ihm?"
Haben Sie denn noch nicht davon ge
hört? Als er gestern nach Hause kam,
ist er auf der dunklen Treppe ausgeglitten
und hat das Bein am Knöchel gebrochen.
Man hat ihn ins Krankenhaus gebracht
und dort wird er wohl lange Wochen der
weilen müssen."
' Aus Werner? Pult lagen ein paar mit
zitternder Hand geschriebene Zeilen von
Mensinnen.
.Lieber Werner," lauteten sie, .Du
kannst Dir nicht vorstellen, wa! eS heißt,
gerade jetzt zur Unthätigkcit verdammt zu
scn.' Ein wahres Glück, daß meine Plane
fertig sind. Würdest Du mir vielleicht den
großen Freundschaftsdienst erweisen und
sie für mich norgen einreichen? Obgleich
Ztter
Winiarh auS, so sieht man, daß sie aus
mehreren Theilen bestehen: aus den Fe
stungswerken rechts der Warthe, und aus
dem Fort Winiary. dem sogen. Kernwerk,
der Zitadelle der Stadt, welche: derartig
angelegt ist, daß e auch r.ach der Zerstö
rung der anderen Befestigungsanlagen
noch Im Stande ist, einem von Osten kom
menden Feinde den Weg ins Innere des
Laibes zu sperren. Die Vervollkommnung
des KeschützmcsenS liejz eine Erweiterung
der Festungsmerke zum Schutze der Stadt
und zur Erfüllung des weiteren Festung!
zwecke! nothwendig erscheinen, weshalb
seit 1876 auf Richskosten sechs kleinere
und neun gwfoeiw'i 2 Stunden weit
hinausgeschobene, detachirte Fort! erbaut
wurden. Posen zählt heute mit den Vor
orten Wilda, Jersitz und LeizarusGurt
schin nahezu 1W),000 Einwohner.
Von den sehenswerthen Gebäuden der
Stadt wäre zunächst das Residenzschlof;
zu erwähnen. Das nach dem Entwurf
des Obcrbaurath Prof. Schwechtcn mit
ich selber aus bekanntem Grunde den
Preis für mich haben möchte, soll mich
das doch nicht hindern, Dir den besten Er
folg zu wünschen."
Mit einem Gefühl inniger Antheil
nähme an dem .armen" Hugo steckte Wer
ner das Bricfchen ein. Erst am Abend
dachte er daran, daß jetzt fein Konkurrent
vollkommen in seine Hand gegeben war.
Und jetzt begann der große Kampf in
seinem Leben, und die ganze Nacht hin
durch schritt Werner Güsen ruhelos in
seinem Zimmer auf und ab und rang mit
der ersten Versuchung, die an ihn heran
getreten - war. .Die Preisbewerbungen
müssen zwischen 10 und 12 Uhr vormit
tags eingereicht werden." So hjeß es in
den Bestimmungen deö Preisausschrei
bens.
Es wäre ja leicht, furchtbar leicht, Hu
gos Plane zu spät einzureichen. Eine
Unpllnltlichkeit von fünf Minuten würde
bereits genügen, sie von der Konkurrenz
auszuschließen. Und Hugo würde das
nie erfahren, ja, in seiner Ehrenhaftigkeit
und Aufrichtigkeit würde er so etwa über
Haupt nicht argwöhnen. Er hatte ja auch
noch nie Werners Zeichnungen gesehen.
Warum sollte es ihn also überraschen,
wenn die Preisrichter sie besser als die
seinen hielten? So rechtete der junge
Mann die ganze Nacht hindurch mit sich.
Als der Morgen anbrach, war er noch
zu keinem Entschlüsse gekommen, und als
er einmal an seinem ruhelosen Umher
wandern 'einen Augenblick stehen blieb,
sah er sich einer Photographie von Magda
gegenüber. Eine Momentphotographie
wa: es. die er selber einst bei einem Aus
fluge genommen hatte da! einzige
Bild, das er von ihr besaß. Er hatte es
gut einrahmen lassen, und es hing über
seinem Schreibtische. Gutmüthig und
freundlich lächelten ihm ihre Züge zu.
Schön, bezaubernd, in jeder Beziehung
begehrenswerth schien sie ihm.
Werner! Knie schlotterten. Er ließ sich
auf da Bett sinken und bedeckte da Ge
sicht mit den Händen. Der Kampf war
zuviel für ihn gewesen.
.Gott verzeihe mir," kam es mit ge
brochener Stimme au! seinem Munde.
Einige Minuten vor 12 Uhr taumelte
an diesem Tage ein verstört aussehender
junger Mann in nachlässiger Kleidung die
Treppe hinauf, die zum Rathaus von
Beesdorf führte. Eins große Rolle, die
er in der Hand trug, gab er dort ab.
Eine Stunde spater wurde von einem
Messenger Boy in demselben Bureau eine
zweite Rolle abgegeben.
. .
Wie er die Tage, die darauf folgten,
verbrachte, vermochte Werner Güsen sich
später nicht zu entsinnen. Tag und Nacht
verfolgte ihn Hugos Gesicht. Der Ge
danke, daß sein Freund in hilfloser Angst
im Krankenhause lag und der Entschei
dung über sein Schicksal harkte, während
die Würfel hierüber doch schon gefallen
waren, wurde ihm unerträglich. Er der
suchte, an Magda zu denken, aber seiner
krankhasten Phantasie wollte es jetzt schei
nen, als ob ihre Augen ihn au! dem Rah
men über dem Schreibtisch vorwurfsdsll
ansahen.
Da erhielt er im Bureau die Nachricht,
daß da! Preisrichtcr-Kollegium die Ent
scheidung gefällt habe.
Seine Arbeit war gekröiji worden!
Markt und 'FlalHHaus.
einem Kostenaufwand don sechs Millionen
Mark in romanischem Stil erbaute
Schloß besteht aus dem Tburmbau, in
dem sich die Schloszkapclle befindet, dem
Wohnbautheil mit den Gemächern des
Kaisers und der Kaiserin und dem Saal
bau mit einem Festsaal, der an Au!
dehnung den Weißen Saal im Berliner
Residenzschloh übertrifft. Der ganze Bau.
etwa 600 Räume enthaltend, bedeckt eine
Fläche von 5100 Quadratmeter des Gc
ländei der niedergelegten Festungswerke.
Die mächtigen Fassaden werden durch Gie
bel und Thurmaufsätze abgestuft. Den
Kopf deZ Palastes bildet an der Süd
westecke der 73 Meter hohe Thurm, den
der preußische Adler krönt. In dem
Thurm befindet sich die Kapelle mit dem
kostbaren Mosaikenschmuck des Professors
August Oettker. Unter der Schloßkapelle
ist die Durchfahrt für die kaiserliche
Familie und ihre Gäste; sie stellt eine
große und ich ornamcntirte Halle mit
Marmor und Sandsteinverblendung dar.
Das Preisrichter-Kollegium schrieb ihm,
daß feine Zeichnungen viel für die Zu
kunft hoffen ließen und die Herren sich
freuen würden, recht bald seine Person
liche Bekanntschaft zu machen. Ferner
hieß es in dem Briefe, daß ihn die
Wahl sehr schwer gefallen fei, denn es
wärm eine Menge ganz vorzüglicher Ar
beiten eingereicht worden.
Jetzt kehrte auch Werners Zuversicht
wieder zurück. Er hatte Ersolg gehabt.
Durch unlautere Mittel, das wohl aber
so tröstete er sich über Dutzend an
dere Mitarbeiter habe er doch einen ehr
lichen Sieg errungen.
Schnell schrieb er ein paar Zeilen an
Hugo, in denen er Beikid heuchelte und
sein Nichterscheinen im Krankenhause da
mit zu entschuldigen bat, daß die Auf
rcgung der letzten Wochen ihn zu sehr
angegriffen hätte. Morgen wollte er zu
Hugo gehen - nd ihm dreist Aug' in Aug
gegenübertreten. Zuvor aber mußte er
Magda sprechen.
Es war wohl möglich, daß sie bereit!
von seinem Erfolge gehört hat. Wenn
er auch noch nicht wagte, um ihre Hand
anzuhalten, so war er doch überzeugt, daß
er in ihrer Neiqung Fortschritte machen
würde. Ihre Sympathie wollte er sich
erobern. Er wußte, daß jedes Weib sich
geschmeichelt fühlt, wenn ein Mann der
trauensvoll von seinen Ansichten zu ihm
spricht.
Als er an jenem Abend in den Lank
witzschen Salon gewiesen wurde, begrüßte
ihn ein leise! Stimmengewirr. Werner
war im Rahmen der Thür stehen geblie
bcn, und in dem trüben Dämmerlicht sah
er zwei Gestalten, eine männliche und eine
weibliche.
.Tritt nur näher, alter Freund, und
nimm unsere herzlichsten Gratulationen
entgegen," rief ihm aus dem Halbdunkcl
eine lustige Stimme zu.
Werner glaubte nicht recht gehört, zu
haebn. Wa! sollte das wohl bedeuten?
DaS war ja Hugo! Stimme! Aber Hugo
lag doch mit einem gebrochenem Fuß , im
Krankenhause.
Magda hatte inzwischen das Licht ein
geschaltet und lachte recht herzlich über
das Erstaunen, das sich auf Werners Zü
gen malte.
Sie haben wohl Ihren Freund nicht
hier vermuthet, Herr Günsen?" fragte sie.
Hugo saß auf dem Sofa und hatte das
Bein noch immer in einer Bandage. Ich
hatte ihn im Krankenhaus besucht," er
zählte sie, und da er so furchtbar elend
aussah, bestanden Mama und ich dar
auf. daß er gleich mit un! käme. Wir
werden ihn schon gut Pflegen und wieder
den alten, lustigen Bruder aus ihm ma
chen."
Noch immer blieb Werner schweigsam.
Er wußte nicht, was er hierzu sagen sollte.
WaS hatte das alles zu bedeuten? Hugo
hatte den Preis nicht errungen und den
noch war er hier in dem Hause des Mäd
chens, das er liebte, ein gut aufgenomme
ner Gast. Werners Eifersucht wollte es
sogar scheinen, als ob Magda ihn mit
Augen ansah, in denen mehr als nur
Freundschaft lag.
Magda entschuldigte sich, daß sie nur
rasch einmal nach Mama scheu wolle".
Die beiden Herren blieben allein, und
nun folgte rasch die Aufklärung.
Mit strahlendem Gesicht wandte sich
Hugo seinem Freunde zu. .....
Am Ende der Durchfahrt sührt die Kai
scrtrcppk in das erste Stockwerk zu den
Festräumen. Das Erdgeschoß enthält
Wirthschaftsraume und die Wohnungen
der Gäste, des Gefolges, bei Oberhofmar
schallamtel usw. Im ersten Stockmerk be
findet sich der oben erwähnte Festsaal, der
durch zwei Stockwerke geht. Die Wände
sind mit Marmor vertäfelt und zeigen rei
chen Schmuck an Reliefs und Ornamen
ten. Dem Festsaal sind mehrere Vor und
Nebensäle angegliedert. Durch sie gelangt
man in den Speisesaal. Im zweiten
Stockwerk liegen die Wohnungen der krön
prinzlichen Familie. Der plastische äußere
Schmuck des Mittelbaues stammt von
Professor Riegelmann. Besonders wir
kungsvoll ist die Gartenfront deS Cchlof
fes durch die Fenstergruppirung und den
Tcrrassenbau. An ihr liegen die Wohn
gemacher deZ Kaisers und die gegenüber
liegende Ansiedlungskommisston.
Am Alten Markt liegt das RathhauZ.
dessen genaues Erbauungsjahr unbekannt
.Wir beide, Werner," begann er, .sind
doch die glücklichsten Kerle, die e! auf
GotteS Erdboden giebt. Du hast Deinen
Prei! von 10.000 Mark gewonnen, der
Dich berühmt machen und Dir viel Geld
bringen wird, und ich nun ich habe
Magda.
Du hörtest, wie sie erzählte, daß sie
mich im Krankenhaus besuchte. Gerade
an dem Tage, an dem die Entscheidung
der Preisrichter bekannt wurde, kam sie
und fand mich in der miserabelsten Stim
mung, die es nur geben kann. Auf welche
Weise weiß ich nicht, genug, es gelang
ihr. mir mein Geheimnis zu entreißen,
und dann begann sie plötzlich zu weinen,
weil sie so froh war, daß ich nicht den
Preis bekommen hatte. Sie sagte, des
wegen liebe sie mich zehnmal als zuvor.
Der polilijche Mord in Seröien.
Gin sUössieurspäisches Kutturörkö.
Ein österreichischer Politiker sagte vor
Jahren: Belgrad ist ein europäisches
Alamut. Dieser persische Ort Alamut
war der Adlerhorst, wo die Assassinen"
hausten, und von wo sie ihre Todesboten
aussendeten. In der That kann man nach
weisen, daß die Beseitigung politischer
Gegner durch Meuchelmord eine Gepflo
genheit im Königreich Serbien geworden
ist. Schon in Serbien selbst sind die Si
cherheitsverhältnisse nicht gut; sie sind
schlechter als in der Türkei. Die einhei
mischen Gerichte haben jahraus, jahrein
viel mit Todtschlägern zu thun. Im
Jahre 1,897 geschahen z. B. in dem alten
Königreich 371 Raubmorde. 207 Meuchel
morde, Gift und Vatermvrde; endlich
323 Mordversuche. Cwijic. ein berühm
ter Geograph und glühender serbischer
Chauvinist, wies schon vor Jahren darauf
hin, daß auch namentlich deshalb das
Sandschak so viel Werth für Serbien
habe, weil e! von hier au möglich sei,
Bosnien und die Herzegowina stärker zu
beeinflussen. Der grohserbische Gedanke
ist schon längst im Aufsteigen, jahrelang
vor dem Balkankriege. Wodurch aber
wird der Gedanke hauptsächlich gefördert?
Durch Gewalt. Derart ist die albanische
Bevölkerung im ehemaligen Vaschalik
Nisch, eine Bevölkerung von mindestens
25,000 Seelen, nach dem Berliner Frieden
bis auf den letzten Rest ausgerottet wor
den. Nach jenem Frieden waren die Al
baner Freiwild sür Jeden. Auch jetzt
können sich die Serben in den neuen Ge
bieten nur durch rohe Gewalt behaupten.
Man hat bei diesen Untersuchungen den
seltenen Vortheil, sich auf einheimische
Statistiken berufen zu können. Die Bel
grader Regierung hat selber vor zwei
Jahren einen Eztrait de la Lifte des
Crimes commis en vieille Serbie 1899
1912" veröffentlicht. Daraus ist zu ent
nehmen, daß in Altserbien" 413 Serben
und Zigeuner binnen jene! Zeitraumes
getödtet wurden. Das ist jedoch 256
Serben weniger, als im Königreich Ser
bien selbst in einem einzigen Jahre er
mordet wurden. Diese Gegenüberstel
lung ist freilich nicht in der amtlichen
Veröffentlichung hervorgehoben. - Wenn
geerprüsiöium und kgl. Legierung.
ist; wahrscheinlich stammt er auS dem
Jahre 150, da diese Zahl mehrfach cn
Thürbogen sich vorfindet; 1535 theilweise
durch Brand zerstört, bis 1552 als Re
naissaneebau durch den Italiener Gio
dann! Battista di Quadro neu und er
weitert aufgeführt. Später nothwendig
gewordene Erneuerungen sowie Umbauten
haben den Baustil wieder verändert.
191011 wurde das Rathhaus einer
vollständigen Erneuerung unterworfen.
Die Vorhallen der Front zeigen noch den
ursprünglichen Renaissancestil shanfeati
schen Stil). An der Hauptfront findet
man neben den Säulengängen in allen
drei Stockwerken noch die Spuren der Ge
mälde von sechs polnischen Königen. Auch
die Stukkaturen im ehemaligen Sitzung!
saale der Stadtverordneten und in der
Vorhalle sind noch ein Werk deS G. B.
di Quadro, ohne jedoch auf besonderen
Kunstwerth Anspruch machen zu können.
Im ersten Stockwerk liegen die Sitzungö
fäle, zu denen man durch eine große
Vorhalle gelangt, deren Deckengemälde
Hätte ich aber den Preis bekommen, so
würde sie mich überhaupt nicht geheirathet
haben. Sie' ist ein richtiges Weib. Die
Weiber machen ja alleö verkehrt."
.Und so," schloß Hugo, .ist also der
Preis, den Ich nicht erhalten habe. daS
größte Gluck gewesen, da! mir zustoßen
konnte, und Dein Erfolg bedeutet einen
Erfolg für uns beide."
Werner Güsen stand auf und drückte
seinem Freunde die Hand.
.Ich freue mich diel mehr, al! ich zu
sagen vermag," sprach er mit heiserer
Stimme. .Bitte, gratuli doch Magda
ich wollte sagen Fräulein Lankwitz
in meinem Namen."
Damit schritt er hinaus und konnte sich
nun allein über seinen .Erfolg" freuen.
man also davon ausgeht, daß die erste
Statistik sich auf einen Zeitraum von 13
Jahren bezieht, so kommt man zu dem
Ergebnisse, daß die Serben selbst unge
fähr zwanzigmal so viel ihrer Landsleute
aus dem Wege räumen, als sie durch
feindliche Anschläge verlieren. Eine wahre
Hypertrophie des Mordes". Nun darf
man aber nicht denken, daß die serbische
Rasse selbst hierfür verantwortlich ge
macht werden dürfe. Nein! Vielmehr
die heillose Mißwirtschaft, die seit
Jahrzehnten in Belgrad herrscht. Kein
einziger Herrscher hat in Belgrad unan
gefochten regieren können, und die meisten
sind mit Nachhilfe gestorben oder zogen
in die Verbannung.
Daß die Rasse an und für sich nicht
schuld ist, das ergibt sich aus folgender
Erwägung. Die österreichischen An
nexionsländer, Bosnien und die Herzego'
wina, sind von Leuten bewohnt, die fast
durchaus dieselbe Sprach reden, wie die
Bevölkerung von Nisch und Belgrad;
der Unterschied ist geringer, als zwischen
schwäbisch und bayerisch. Was aber sehen
wir in Bosnien und der Herzegowina?
In beiden Ländern zusammen ist der
Jahresdurchschnitt der Morde ungefähr
24; äußerst selten sind die Raubmorde;
im Durchschnitt kommt noch nicht ein
mal einer jährlich vor. Dagegen hatte
da! alte Königreich Serbien einen Iah
resdurchschnitt von 669 Ermordeten. Das
ist doch ein geradezu vernichtendes Ergeb
niß. Wie aber ist e! zu erklären? Ein
mal durch die besseren Sicherheitsmah
regeln, die in der Habsburger Monarchie
getroffen werden, und zweitens durch die
Geringfügigkeit der Strafen, di den
Verbrecher im Königreich Serbien erwar
ten. Einen Scharfrichter gibt eS nicht,
aus dem einfachen Grunde, weil ein fol
cher von den Gevattern des Hingerichte
ten jeweils schleunigst beseitigt werden
würde. Die Verbrecher kommen über
Haupt nicht immer in das Gefängniß,
weil da nicht Platz genug ist, und dann,
wenn schon, nicht für lange. Jnfolgcdes
sen hat ein Mörder nicht sehr viel zu
furchten. Ganz ander! ist die!, wa! her
vorzuheben man riiclzt versaulnen darf in
in einzelnen Medaillon! Jupiter, VcnuZ,
Mars, CaturnuS, Juno, Luna und er
sch,edene Thierbilder zeigen. Die Halle
bildete bis zum Jahre 1834 zusammen
mit dem danebenliegenden vormaligen
StadtverordnetenSitzungssaal einen ein
zigen großen Saal. Der letztere zeigt
un5 iher reicher Stuckverzierung die auS
dem Jahre IM stammenden, IM er
neucrten Teckenbilder: David, Samson,
Herkules und MarcuS Curtius sowie sechs
Wappen, nämlich: Stadt Posen. Polen,
Littauen, Polen und Littauen vereinigt;
die Bedeutung der beiden anderen steht
nicht sicher sest. Ferner zeigt der Saal
ein großes Bild König Friedrich Wil
Helms Ueber der Eingangsthür eine
lateinische Inschrift; darunter die Iah
nszahl 1508 zwischen dem polnischen Ad
ler und den Stadtschlüsseln. Im alten
Magristratssltzungssaal außer dem Decken
gemälde eine Statue deS letzten polnischen
Königs und russischen StaatspensionärS
StaniSlau! Poniatowski und das am be
sten erhaltene Wappen der Stadt.
dem rasseverwandten Montenegro, tc
jede! Verbrechen schnellste und sirengste
Ahndung findet. Ich kann da einen,
wenn auch nicht bedeutenden Fall zur
Bekräftigung dessen erzählen.' Ein Zigeu
ner stahl mir eine Summe Geldes in
Montenegro; am nächsten Tage wurde
die Sache entdeckt, und der Dieb erhielt
fünf Jahre Zuchthaus.
Durch die serbische Bandenpolitik, von
der sich freilich das Vorgehen der Bulga
ren und Griechen nicht sonderlich unter
schied, wurde dann neuerdings feit 1904
der Mord als Kampfmittel benutzt.
Ganze Menschenjagden griffen Platz, wie
sie jetzt in den frischerworbenen albani
fchen Gebieten gang und gäbe sind, oder
ek zum mindesten bis vor Kurzem
waren, bis zu der Verabredung zwischen
Belgrad und rebellischen Albanenführern .
gegen Durazzo. Eine Förderung der
Menschenjagden bietet das seltsame Hai
duken-Gesetz. Es wurde ursprünglich
unter dem Staatsminister Vladan Geor
giewitsch (den ich persönlich als kraftvol
len, bedeutenden Staatsmann schätze)
eingeführt; es sollte unerträgliche Zu
stände beseitigen, hat aber dann dem
Mißbrauch Thor und Thür geöffnet. Je
dermann erhielt nämlich rm Königreich
Serbien das Recht, einen Schweröerbre
cher zu töten. Für den Leichnam zahl
ten die Behörden 500 bis 1000 Dinar
Schußgeld. Nun wird es aber nicht so
genau genommen, ob der Leichnam auch
der richtige ist.
Von halbamtlichen Blutthaten ist na
mentlich noch das serbische Attentat auf
Nikita zu erwähnen. Im Jahre 1908
war Minister bei Auswärtigen Spsliko
witsch, der Schwiegervater eines jetzt ver
hafteten bosnischen Jrredentisten. Einer
seiner Beamten, Ljuba Jowanowitsch,
leitete ein Unternehmen ein, um den
König von Montenegro zu ermorden.
Nikita war aber auf seiner Hut, und die
Verschwörer wurden schon vor auöge
führt That ins Gefängnis geworfen.
Ein Mann, der diese Dinge aufmerk
sam verfolgt hat, Leopold Mandl, er
Wähnt in einer lesenswerthen Flugschrift
Oesteneich-Ungarn und Serbien", daß
seit 1910 die Schwarze Hand", eine Ge
fellschaft von Belgrader und Nischer Of
fizieren, planmäßig die Serben und
Kroaten der Doppelmonarchie dazu auf
reizte, österreichische Staatsmänner aus
dem Wege zu räumen. So kam e! zu
Mordanfällen auf den KroatenGeneral
Wareschanin in Serajewo, jenen Feld
zeugmeister, dessen Leitung 1909 das
zum etwaigen Einmarsch bestimmte Heer
anvertraut war, auf den königlichen
Kommissär Zuvaj und den Banalrath
Hrvgjie in Agram. Der letzt Frevel
war offenbar nur ein Glied In der
großen Kette.
Dr. Albrecht Wirth. '
Vor einiger Zeit hieß es, daß das
MummchauS auf dem Bäckerklint, dem
Tummelplatz EulenspiegelS ' in Braun
schweig, eines der schönsten mittelalter
lichen Gebäude, fallen werde, um einem
modernen Neubau Platz zu machen. Wie
man nun mittheilt, ist jedoch die Erhal
tung des Baues gesichert. Sollt einmal
ein Umbau nöthig werden, so wird die
prächtige Fassade mit dem Portal auch
dem Neubau halten werden. .