Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, August 24, 1914, Image 5

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önigsbcrg ist d!e dritte Haupt
Vf iinb Nesidknzstadt bei König
W ich Prkußkn, die Hauplfladt
J a Provinz Ostprcußkn und
da stärkste Bollwcrk Dtutschkandi gkgen
den russischen Feind. Sie ist aber auszer
dem die geistige Feste gegen das halbzivili
sirte Barkarenthum, gegen die finsteren
Machte tti TlamnthumS die Stadt der
keinen Vernunft.
Königsberg ist eine Festung ersten Nan
gkS, und liegt zu beiden Seit,.: des Pre
gelslussel, ß.2 Kilometer von dessen Miin
dung in dal Frische Haff. Die Stadt be
steht an! drei, erst im Jahre 1724 ,u
einem Gemeinwesen vereinigten, bii dahin
leibflanvigm i-,lavikn: ver Aiistavi. ,wi
chen Achlcfz und Pregel, dem Löbcnicht,
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Skizze von zedwkg
Wie es nach feuchter Erde roch, nach
Gras und Krautern! l '.t Kinder hoben
schnuppernd die Naschen in die Luft und
gingen schneller vor Freude. Die Sonne
lief wie ein Herold vor ihnen h?r und
warf funkelnde Goldbälle in die Fenster
am Wege. Und wo sich zwischen den Häu
fern ein Ackcrsiück breitete mit Gespannen
psliigenver Pferde, da blitzte das Licht
in den Messingbcschlägen der Geschirre
und auf dem Eisen der Pflugschaar. Ler
chen standen hoch oben in der Luft, jubili
rende Seelen,, wie vom Erdendafein los
gelöst. Au den Häusern stieg der Rauch in
krausen, blauen Wolken, denen die Kin
der seltsame Gestalten andichteten. Dann
saßen sie am Bahndamm, alle drei und
mitte unter ihnen eine lachende blonde
Frau, die Mutter der kleinen Mädchen.
Der Junge gehörte in ein anderes Haus.
Er saß jetzt da mit großen staunenden
Augen, denn daß sich eine Frau einfach in
das Gras setzte wie die Kinder, das ver
stand er nicht. Aber eS kam ihm lustig
vor. Warum thaten es die anderen Frauen
nicht, die er kannte? Seine Mutter?
Er schüttelte den K"pf. Nein. daS konnte
er sich nicht vorstellen. Sie war immer
so ernst und hatte so viel zu thun. Er
konnte sich nicht entsinnen, die Mutter je
mal ohne Arbeit gesehen zu haben. Mor
gen schaltete sie in der Küche unter 2ö
xfm und Ziegeln, oder sie sah in den
Zimmern nach dem Rechten. Alle Fenster
standen auf. e war sehr ungemüthlich.
Und , Nachmittags saß sie hinter einem
große Flickkorb. Die Kinder skhen die
Mutter nur morgen beim Anziehen
ihre Hand griff fast so hart zu wie die
der Mägde dann bei den Mahlzeiten.
Ueberal! sonst baute die Arbeit eine
Wand zwischen Mutter und Kinder.
.Herbert. Paß auf!" Die kleinen Wäd
chen hatte ihn bei der Hand genommen
und zogen ihn jubelnd den abschüssigen
Damm hinab, daß sich da Gras unter
ihren Leibern bog. Aufathmend blieb das
Kleeblatt endlich liegen. Unter ihm sprang
dn Damm ein Stück vor. um dann steil
aus die Cchienenstränge herabzufallen.
, Die Kinder streckten sich in der Sonne,
ein der kleinen, Mädchen pflückte eine
Löwenzahnblüthe und hielt sie da Mut
kr hinaus: WaS ich gefunden habe!"
Als di Mutter die Hand ausstreckte,
dersuchle ihr daS Kind die Blume zuzu
tversen, doch da leichte Geschoß sank vor
seinem Ziele in' GraS. Lachend suchten
die drei nach dem gelben Ding, bis die
Muiter rief: .Ich hab'!
. Ek war ein lustiges Durcheinander.
Still saß d Junge dabei, in oll der
Fröhlichkeit sNeg, ein bittere Gefühl der
Verlassenheit in ihm auf, ein Neid auf
diese glücklichen Kinder. Nie war seine
Mutter so vertraut und heiter mit ihm
wie die blonde Frau mit ihren Töchtern.
Da kleinste der Mädchen legte eben seinen
zerzausten Kopf der Mutter in den Schoß,
Da blickte tx fort mit einem Zucken im
Assist und sah auf die Stadt, die sich
j'nseit des Eisenbahndammks breitete.
Ä ihrem iiuh'rstkn Ende, dort, o die
Vcillme aufragten, lag sein Vsterhauk.
Zo groß und reich schie c ihm, wmn
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Das frühere Zlngustlner2(lsster.
östlich von der Altstadt, und dem Kneip
Hof, südlich von der Altstadt auf einer vom
Pregel gebildeten Insel; zu ihnen gehör
ten die sogen. Freiheiten, der Sackheim,
die Neue Sorge (Königftr.), der Rokgar
ten, die Burgfreiheit und der Tragheim
sowie andere Vororte, welche heute sammt
lich miteinander verschmolzen, aber, toi
die Haupttheile, an den Straßennamen
noch erkenntlich sind (j. B. liegen dicht bei
einander Löbenichtsche Langgasse, Löbe
nichjsche Veigsirasze usw,), so dafj dem
Fremden das Zurechtfinden in der Stadt
wesentlich erleichtert wird. Seit dem 1.
April IM! sind au'' die außerhalb der
ffestungswölle liegenden Vororte Ponarth,
Mittelhufen. Vorderhufen, Amalienan,
Kilthof usw. eingemeindet. Die Einwoh
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Forstreuter.
er es mit den Häusern seiner Schulkame
raden verglich. Aber es fehlte etwa da
rin. Er wußte nicht, was. doch es hatte
mit der Sehnsucht zu thun, mit der er
sah, wie ruhig der Kopf seiner Spiclgc
nossin im Schoße der Mutier lag. Als
wäre da der beste Ruheort, wenn man
sich müde gespielt hatte.
Wie ihn wohl, seine Mutter ansehen
würde, wenn er das bei ihr versuchen
wollte. Die Lerchen sangen und als er
seine Blicke andächtig zu den kleinen Früh
lingsboten emporhob, da klang es, als
sprächen sie mit ihrem Singen zu ihin
.Tirili gieb Dir Müh'". Er senkte
den Kopf hintenüber, ganz weit wurden
seine Augen und dann lachte er. Da
fuhr eine Frauenhand über seine Stirne.
.Komm, Himmelsgucker, wir müssen
nach Hause
.Schon," rang es sich von feinen Lip
den.
.Ja. gewiß, auch Deine Mutter wird
warten." Da schössen Gluthwellen in des
Knaben Gesicht, schnell stand er auf.
Seine Mutter! Gieb Dir Müh'!' Ja.
er wollte versuchen, ob sie fröhlich und
lieb sein konnte, wie die Frau, die vor
ihm stand. ' Wortlos machte er sich auf
den Weg und als die Mädchen ihn baten,
einen Wettlauf mit ihnen zu beginnen
di zu dem Telegraphenpfahl am Weg
ende und Mutter entscheidet, wer zuerst
da war" da fing er an zu laufen mit
weit ausholende Bewegungen, schneller,
immer schneller, über das Ziel hinaus.
Und wie auch seine Freundinnen hinter
ihm riefen, er sah sich nicht m, sondern
lief weiter, zur Stadt hinein. Lauter
wurden die Stimmen hinter ihm, da war
der Bahnübergang, die Warnglocke
schrillte. Er hörte es nicht, sah nicht den
Sperrbaum, der sich niedersenkte. Blind
rannte er darauf los. Hinter ihm fiel der
Baum herab, er stürmte tociter, fiel. Et
was Großes, Dunkles schob sich mit rasen
der Geschwindigkeit heran. Ein Tosen,
Zittern da riß eine Jaust den Knaben
zurück. Betäubt lag er. Die Erde bebte
unter ihm und weiße Dampfwolken hüll
ten ihn ein. Dann stand er. von kräfti
gen Armen gehalten und sah in das Ge
ficht das Streckenwärters. Der sprach hei
ser vor Aufregung: .Da hätte schlimm
werden können. Junge" er zeigte auf
den fortrollenden Zug. .Fast wärst Du
dem da vor die Räder gestürzt. WaS
haft Du denn so unsinnig zu laufen?
Horst und siehst nichts. Wcs unsereiner
nicht aufpaßt.'
Er schüttelt den Jungen, der wie gei
flckabwescnd dastand.
WaS haft Du den so zu laufen?
Diese Worte rissen den Junge auS dj
Betäubung, erinnerten ihn an an svor
haben. Zur Mutter! Und ohn dem
Manne zu danken, der ihm da Leben ge
rettet hatte, ging er davon. Vorbei an
den neugierigen Backen der Menschen, die
jetzt die freigegebene Strecke überslutheten.
Er dachte nicht mehr daran, zu lausm.
Der Schreck der letzten Minuten hielt ihn
noch im Bann, Was xrit ihm geschehen
war, erstand er nicht. Der Gedanke an
die Mutter drängte alles Anden zurück.
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nerzahl beträgt nach der Volkszählung
vom 1. Dezember 11)10 (einschl. Militär)
246,000.
Königsberg verdankt seine Entstehung
einer 125 errichteten Burg M Deutschen
Ordens, welche vielleicht zu Ehren des
Böhmenlönigs Ottokar II., der den Or
den bei einem Kriegszuge unterstützt hatte,
ihren Namen erhielt. Neben der Burg
entstand alsbald (1256) die Altstadt. Die
Neustadt (der Löbenicht) wurde um Jahr
1300 als besondere Stadt gegründet, und
der Kneiphof wurde 1227 auf einer Pre
qelinsel zur Stadt erhoben. Nach dem
Falle der Marienburg in dem für den
Deutschen Orden unglücklichen Kriege mit
Polen. 1457, verlegte der Orden seine Re
stoenz nach Königsberg, das fortab Sitz des
Dumpf und dunkel versank e hinter ihm.
Mit wildklopfendcm Herzen stand er
dann vor der Thüre de elterlichen Hau
ses. E? hatte vorgehabt, zur Mutter zu
stürzen, sie zu umfangen. Jetzt fiel ihn
mit aller Macht die Scheu an, die in der
nüchternen Luft des Elternhauses von je
her alles Warme und Herzliche in ihm
niedergekämpft hatte. Beschämt schlich er
von der Thüre fort. Würden sie ihn nicht
alle auslachen. Ellern und Geschwister?
Etwas Thörichtes war es, das in ihm
brannte. Aber so sehr er das auch zu
denken bemüht war, das Herz that ihm
weh dabei. Leise ging er durch den Gar
ten. Als könnte der knirschende Kies ihn
verrathen, trat er auf die somrntigen Ra
senstreifen der Beeteinfassungen. An sei
nem Lieblingsplatze. einem Versteck unter
hängenden Ulmenzweigen, hockte er sich
nieder, die Knie heraufgezogen, das Ge
sicht in den Händen. S saß er, stumm
und thränenlos und In seinem Herzen war
ein Wundern, warum er nicht thun konnte
wie das kleine Mädchen und ruhevoll bei
der Mutter sein. Er fühlte sich matt und
einsam, selbst hier in feinem Versteck
wurde ihm nicht wohl. Aechzend warf er
sich auf den Boden und drückte die Stirn
in das kühle Gras.
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.Wo hast Du es gehört?' fragte die
Frau mit zitternder Stimme den Lauf
jungen, der ihr die Unglücksbotschaft ge
bracht halte.
.Ar, der Bahn. Ich ging vorbei. Da
wurde es erzählt.' Er fuhr zurück, so
wild sah die Frau ihn an. Hol einen
Arzt hierher.' rief sie ihm zu und ehe er
den Sinn ihrer Worte noch ganz gefaßt
hatte, war sie hinausgestürmt, die Küchen
treppe herab, auf die Straße
Wie eine Verzweifelte lief die Mutter.
Was war mit ihrem Kinde geschehen? Er
rannte durch die Stadt, warf sich dem
Schnellzuge vor die Räder? Ihr Piller
scheuer Junge? Wie kam et zu einer sol
chen That? Sie wußte Bescheid um seine
Kleider und Strümpfe, auch' um feine
Schulhefte. Wußte sie auch etwaS von
feiner Seele? War sie ihs, eine rechte
Mutter gewesen? Nein in dieser
Stunde der Angst erkannte sie,, die immer
so stolz war auf ihre .Pflichterfüllung',
daß sie ihre höchste und heiligste Pflicht
versäumt hatte. Wie eine Fremde stand
sie zu ihrem Kinde, so brachte ihr sein
Herz auch lein Vertrauen entgegen.
Im Laufen krampfte sie die Finger ge
gen ihre Handflächen, daß die Nagel tief
in' Fleisch drangen. Wie eine Wohlthat
war es, neben der brennenden Seelenpein
den körperlichen Schmerz zu fühlen. Aber
sie konnte die Stimme nicht zu.n Schwel
gen bringen, die In ihr rief und sie der
klagte. So begann sie lautlos zu beten.
.Ich will ihm eine Mutter sein von nun
an. Laß ihn mir, Gott, laß ihn mir'
Und wenn er nicht mehr. Sie wagt
nicht, den Gedanken zu Ende zu denken.
Vorwärts mit den letzten Kräften
Ein Kind stand am Wege und riß die
Augen auf, als es die Frau sah. di mit
flatternden Kleidern, mit verwirrtem
Haar an ihm vorüberstürzte. Dan.t Hat
e einen Blick in da verzerrte Gesicht
und lief schreiend davon. Um die Lippen
der Frau zuckte es, mochte da fremde
Kind weinen, wenn sie nur ihr eigenes
wiedersah. ' '
Noch ein paar Schritte mit keuchender
Brust. Die Ueberganflsstelle - - Leer!
Sie hatten ihn wohl sch? ggetrsgen.
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Das ttathaus.
Hochmeisters und von 1523 bis 1618 der
Herzöge von Preußen war. Königserg
spielt in der Geschichte des preußischen
Staates eine hervorragende Rolle. Die
Reformation fand hier 1523 bereits Ein
gang und verbreitete sich von hier schnell
über ganz Preußen. Der letzte Hochmei.
ster. Markgraf Albrecht, ein Glied der
fränkischen Linie des Hohenzollernhauscs,
vewandelte 1525 den verfallenden geistli
chen Ordensstaat in ein weltliches, erbli
ches evangelisches Herzogthum und brachte
dadurch das Land zu neuem Leben. Auf
allen Gebieten der Landeskultur hat er sich
um Preußen unvergängliche Verdienste er
worden: zu seinen größten Ruhmesthaten
aber gehört die Gründung der Universität
(1544), seitdem der Brennpunkt des gei
Ein Frost schüttelte sie, ihre Augen irrten
über den Grund. Kein Blut. Gott sei
Dank. Bor dem Wärterhäuschen hielt sie
sich an der Thüre. Wie würde sie ihn
finden? Mein geliebtes Kind.' Sie
sagte eö mit der Stirn an der Hauswand.
als müßte sich nun die Thüre öffnen, eine
vertraute Stimme Antwort geben. Dann
schrak sie auf. sah angstvoll umher und
mit zitternder Haft drückte sie die Klinke
nieder, sucht in dem Häubchen mit
Blicken, die vor dem Finden schauderten.
.Wo,' stammelten ihre Lippen und der
Wächter verstand, er trat heran, erklärte
in seiner langsamen Art, von ihren Fra
gen unterbrochen. Und dann seufzte sie
auf. von einer Last befreit. Er lebte. Er
war nach Hause gegangen ohne Hülfe
gegangen. Aber er brauchte seine Mutter
jetzt. Sie richtete sich auf. .Dank,' sagte
sie zu dem Alten und griff dann, sich be
sinnend, in die Tasche, fand ein Geld
stück: Es ist wenig, nur fllr's erste.'
Und sie eilte davon, anders als vorher,
leichter und freudiger und doch noch mit
einer zitternden Angst! N ch eine Straße,
über den Fahrdamm hinweg, die Garten
Pforte.
.Er muß hier sein," sagte sie zu dem
Arzt, der ihr entgegentrat, .es ist ihm
nichts geschehen.' Aber dann bebte sie
wieder. Sie wußte ja gar nicht, ob ihm
nicht doch etwas zugestoßen war. Ein
fremder Mann hatte ihr berichtet, aber ehe
sie glauben konnte, mußte sie ihr Kind mit
eigenen Augen sehen. Sie durchsuchte daS
ganze Haus, Zimmer um Zimmer, vergeb
lich. Zuletzt lief die Mutter in den Gar
ten. rief in hülfloser Qual den Namen
des SohneS, irrte umher auf den Wegen,
die ihr plötzlich fremd erschienen.
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Still lg der Junge im Grase, nur ein
Seufzen stitg von Zeit zu Zeit zu der
Ulme empor. Dann hob sich der Knaben
köpf, ungläubig, mit der Miene des
Staunens. Ein Ruf klang durch den
Garten, ängstlich suchend. '
Es war seiner Mutter Stimme. Sie
rief ihn! Mit einem Ruck sprang er auf,
wollte ihr entgegen. Aber die böse alte
Scheu kroch mißtrauisch in ihn zurück.
Er wurde gewiß nur zum Essen gerufen,
zu dem schweigsamen Wahl, bei dem die
Kinder kaum zu athmen wagten.
Halb von den Zweigen verdeckt, spähte
er nach dem Hause hin. in wildem Trotz.
Aber dann wurden seine Augen dunkel
vor Erregung und langsam ließen die
Zähne die eingeklemmte Unterlippe frei.
Ueber den gepflasterten Steig kam die
Mutter gelaufen, angstvoll, mit blassem,
Gesicht. Jetzt stand sie still und preßte
die Hand auf die Brust, rief seinen Na
men, blickte umher und sah ihn. Und
etwa geschah, was der Sohn nie an ihr
gesehen hatte. Ein Licht lief über ihr
Antlitz, ließ e froh und jung erscheinen.
Ein paar Schritte that sie vorwärts, senkte
im Näherkommen die Augen in ihreS Kin
des Züge und laS darin.
Tann öffnete sie die Arme, ganz wenig
nur, zaghaft ob deS Ungewohnten. Aber
der Sohn verstand die Gebärde. Mit
einem Schrei sprang er hervor und' warf
sich in die Mutterarme, die ihn hielten,
al wollten sie nie wieder diese bebende
kleine Gestalt fteigeben.
Sie streichelte fein Haar, die Wangen,
befühlte mit angstvoll tastenden Händen
seine Glieder. Und drückte ihn in über
strömender Freude nn sich, als sie sehen
mutzte, il er unversehrt war. Nur eine
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ftigen Lebens für Ost und Westpreußen.
Nach dem Aussterben der herzoglichen
Linie (1618) ging da Herzogthum Preu
ßen auf die kurbrandenburgische Linie der
Hohenzollcrn iibcr. 1663 empfing der
Große Kurfürst im Königsberger Schloß
die erste Erbhuldigung als souveräner
Herzog von Preußen. Hier setzte sich am
13. Januar 1701 in der Schloßkirche
Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg
die Königskrone auf, wodurch Branden
burg-Preußkn zu einem Königreiche erho
den wurde. Hier residierte nach dem Falle
Preußens Im Jahre 1806. in den Jahren
1807 König Friedrich Wilhelm III.. und
shier gaben Männer wie 23. v. Hum
boldt, Stein. Nlk. Arndt usw. den Haupt
anstoß zum deutschen Befreiungskriege -und
Schramme lief über die Stirn. Sie legte
ihr Tuch darauf und schritt langsam mit
dem Kinde im Arm dem Hause zu. Un
ter der Thüre aber blieb sie stehen und
fragte: .Weshalb liefst Bu joi Was
quälte Dich? War das mit der Eisen
bah Zufall?',, .,...
Ihr: Stimme zitterte, sie wandte das
Gesicht fort. Aber der Knabe verstand
den Sinn ihrer letzten Frage nicht, er
antwortete nur auf die beiden ersten, ohne
Verwunderung, daß die Mutter etwas
über fein Laufen zu wissen schien. Sei
nem gläubigen Herzen wäre das Gegen
theil als ein Wunder vorgekommen. So
sagte er mit verschleierter Stimme: .Ich
wollte zu Dir, ich hatte Sehnsucht nach
Dir. aber dann fürchtete ich mich und ging
in den Garten.'
.Du fürchtetest Dich?' Die Helle in der
Mutier Gesicht warwie ausgelöscht. Der
Sohn sah es und erschrak würde sie
nun den Arm von seiner Schulter nehmen
und von ihm gehen, .keine Zeit mehr
haben wie sonst immer'? Zaghaft öff
nete er hen Mund zu einer Bitte, da fiel
es warm auf seine Stirn wie von Thrä
nen, aber als er bestürzt, emporsah, lä
chelte die Mutter, fast klang es ein wenig
schelmisch. .Ein großer Junge wird sich
doch nicht vor seiner Mutter fürchten'
und nach einem tiefem Athemzuge, .vor
einer Mutter, die ihr Kind so lieb hat wie
ich Dich.'
Vor dem Jubel, der ihr nach diesem
Worte entgegenströmte, liefen neue Tyra
nen Über ihre Wangen, aber sie lachte da
zwischen und ließ es geschehen, daß ein
warmer Mund die Tropfen hinwegtrank
Ein Mund, der unter den Zärtlichkeiten
wirr Worte stammelte, der gar nichts ge
meinsam hatte mit den zitternde Lippen,
die noch vor einer Stund die Sehnsucht
seines Kindeiherzen scheu verschlossen.
Wenn die Lerchen ihm nicht Muth zuge
sungen hätten
Merkmale der Zeit.
Von Dr. Schwendimann.
Im Mittelpunkte alle Interesses,
schreibt Sombart sieht heute, darüber
herrscht kein Zweifel, die Bewunderung für
jede meß und wägbare Größe. ES herrscht
allgemein die Tendenz, äußere und innere
Größe zu verwechseln. Worin sich die.
Größe darstellt, ist einerlei: S kann die
Einwohnerzahl einer Stadt oder eines
Landes, die Höhe eines Monumente!, die
Breite eines Flusses, die Häufigkeit der
Selbstmorde, die Menge der mit Eisen
bahnen beförderten Personen, die Größe
eines Schiffes u. s. w. sein. Im Geld
druck hat man zudem den wunderbar
bequemen Weg gefunden, fast alle an und
für sich meß und wägbaren Werthe zu
verwandeln und sie damit in den Umkreis
der Größenbeurtheilung einzufügen.
Werthvoll ist nur mehr das, was viel kostet.
In Amerika, wo wir natürlich diesen mo
deinen Geist immer am besten studiren kön
nen, weil r hier vorläufig seine höchste
Entwickelungsstufe' erreicht hat, macht man
kurzen Prozeß und setzt einfach den Kauf
preis für den zu bewcrthendcn Gegenstand
willkürlich hinauf. Haben Sie den fünf
zigtausend Dollar-Rcmbrandt im Hause
des Herrn H schon gesehen? so lautet
die oft wiederholte Frage. Heute früh ist
die fünfhunderttausend Dollar-Aacht Ear
negie'k im Haftn do so und so einge
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Gesammt-Anslchr von ASnkgtberg.
zur Wiedergeburt PreußenS und Deutsch,
lands; hier wurde unter Leitung deö Ober
bürgermeisters Heidemann zuerst 1813 die
Landwehr organisirt. Königsberg ist der
Geburtsort des Philosophen Kant, der
Komponisten Reichardt, Nicolai, Hermann
Goetz, der Dichter E. 2. A. Hoffmann,
Zacharias Werner; hier lebte auch Simon
Dach, der Dichter des .Aennchen von
Tharau."
Königsberg ist der Sitz deS Oberprä
stdiums der Provinz, der Regierung für
den Regierungsbezirk Königsberg, eine
Konsistoriums, einer Generalsuperinten
dentur, einer Provinzialsteuerdirektion,
eines OVerlandesgerichtes, eine Landge
richte? nebst Kammer für Handelssachen,
eines Amtsgerichtes, , einer Kgl. Eisenbahn
laufen." So melden amerikanische Zei
tungcn.
Wer sich gewöhnt hat, nur die Quan
tität einer Erscheinung zu werthen, wird
geneigt sein, zwei Erscheinungen mit ein
ander zu dergleichen und sie an einander
zu messen. Auch der moderne Geschäft!
mann wird nur nach seinem Erfolge be
wcrthet. Erfolge haben, heißt hier, An
dere überflügeln, mehr hakn als Andere:
größer' sein.
Ein Beispiel für das Gesagte liefert die
Stellung deS modernen Menschen zum
sogenannten Sport. An diesem letzteren
interessirt unseren neuzeitlichen Kulturträ
ger nur: wer wird in eineM Wettkampfe
Sieger sein, wer vollbringt die meßbar
höchste Leistung.
Die sogenannte mörderische Plötzlichkeit,
die Hast und Schnelligkeit interessirt den
modernen Menschen ebenso wie die Massen
haftigkeit. Im Automobil mit einer
tausend Kilometer-Geschwindigkeit' sah
ren, das wäre so eigentlich das, was un
sere Zeit sich als Ziel wünschte. Daß der
Schnellzug zwischen Berlin und Hamburg
noch um zehn Minuten seine Fahrzeit ab
gekürzt hat; daß der neueste Riefendam
pfer drei Stunden früher in New Fork
angekommen ist; daß eine Zeitung eine
(sicher eine falsche) Kriegsnachricht schon
am Nachmittag um fünf Uhr bringen
konnte, während die Konkurrentin erst um
sechs damit herauskam: all dieses interes
sirt die Menschen unserer Tage, all dem
legen sie eine große Bedeutung bei.
Die modernen Menschen haben auch
einen Begriff geschaffen, um die jeweils
schnellsten Leistungen als höchste Werthe
ihrem Gemüthe wie ihrem Gedächtnis ein
zuprägen: einen Begriff, der auch bei den
Quantitäten seine Anwendung findet, wir
meinen den Begriff des Rekords. Aller
Größenwahn und aller Schnelligkeitswahn
unserer Zeit findet seinen Ausdruck in
diesem Begriff. Und diese Zeitalter deS
Rekords sucht und verherrlicht alleS, WaS
neu ist. Nur daS noch nie Dagewesene
macht Sensation. Für die Sensation?'
lüsternheit des Rekordzeitalters ist die mo
derne Presse ein Beweis. Die Art unserer
Vergnügungen, der Wechsel in den Tön
zen, die Moden, welche in kaum einem
Jahrzehnt alle Stilarten durchjagen, die
zahllosen Erfindungen: all diese! spricht
für das stark entwickelte Interesse für das
Neue. Und erst das Begehren nach Macht
entfaltung und Einfluß. Ist nicht gerade
dieses Ringen nach äußerem Glanz und
Ansehen im letzten Grunde ein Einge
ständnis moderner Schwäche? Ein Mensch
mit wahrer innerer und natiirlicber Hoheit
wird der äußeren Macht wenig Werth bei
messen. Eine wahrhafte Menschengröße
kümmert sich nicht um ihre Macht, die sie
sclbstver'iändlich ausübt.
Alle Zeit des Tages, de Jahre, be!
Lebens meint der Eingangs erwähnte
Schriftsteller wird der Arbeit gcwid
mct. Und während dieser Zeit werden
alle Kräfte bis zum Aeußerften gespannt.
Vor den Augen Jedermanns steht ja daS
Bild der bis zum Wahnsinn arbeitenden
Menschkn. Es ist in allgemeines Kenn
zeichen gewisser moderner Kulturgestalten,
sie mögen Unternehmer oder was Einfluß
reiches immer sein, daß sie einer Ueberan
strengung zu erliegen drohen. Allüberall
Aufregung und Hast. Tempo. Tempo! das
ist die Losung unserer Zeit. Und wie
mancher konnte es schon erfahren, wie die
seS Uebermaß modern kultureller Thätig
leit, diese Mobilisirung aller Lebenkwerthe
direktion und zweier Prioatbahngesellfchaf'
ten. einer Oderpostdirektion, zweier Forst'
inspektionen, eine Hauptsteueramtes, eine
Landrathsamtes, einer Kgl. Gencralkom
Mission, eineS Polizeipräsidiums, tineS
Kgl. Staatsarchivs, der Provinzialverwal
tung, einer Lanhesversicherungsanstalt Ost
Preußen, einer Landivirthschaftskammer
für die Provinz Ostpreußen; auch besteht
eine Meteorologische Station des Kgl.
Preuß. meteorologischen Instituts. Ja
Königsberg befinden sich 16 Konsulate.
Die Stadt ist ferner Sitz des General
kommandoö des 1. Armeekorps, des Sta
bes der 1. Division, der L und 2. Jnfan
icrie-, der 1. Kavallerie und der 1. Feld
artillerie-Brigade, Die Garniso zählt
9546 Mann.
Der Diamant.
Von Max Hayck.
Kirft lnkn Edelstein bunkert, katauf 1
kommt'S nicht an!' sagte ei dreister Kie
sel zum Diamanten; .wenn man mich
schliffe, in Gold faßte und am Finger
trüge, dann solltest du staunen, wie ich
zu leuchten verstünde! Aber komme zu
uns herab, liege auch du im Sande und
nur zu bald erfährst du, daß du völlig
unseresgleiche bist: ein Stein, weiter
Nichts!'
Der Diamant hörte den Sprecher ruhig
an und sagte sich allen Ernstes, daß er
bisher noch keine Prob seine bessere
Wesens gegeben habe. Er beschloß da
her, seiner unverdienten Würde zu ent
sagen und entfiel sogleich dem Ringe sei
nes Trägers, um sich zu den leibenden
Kieseln zu gesellen. Lange Zeit lebte er
unter ihnen und bemühte sich sogar, sei
nen Schliff und seine Farbenkünste nach
Möglichkeit abzulegen, denn er wollte sich
nicht hervorthun. .Seht, liebe Brüder
sagte er einmal, .nun werde ich euch im
mer ähnlicher und ähnlicher und zuletzt
sind wir nur eine Familie von Steinen!
ES lebe die Gleichheit!"
Kaum hatte r diese treffliche Rede
unter dem hellen Beifall seiner Hörer
beendigt, als ein Mensch deS WegeS daher,
kam und ihn erblickte. .WaS?' schmun ,
zelte der Mensch, freudig erregt über den'
glücklichen Fund, .ein Diamant unter,
Kieseln?' Und er bückte sich sogleich und
hoK den Edelstein in die Sonne, wo er'
herrlich zu funkeln begann. .Du gehörst:
in eine goldene Fassung, mein Lieber."
r . i i im r . . i r .: ...
1gi ver -uimm, .um uiij iu ,c u
können, wa! du bist! Dein Schliff hat,
ein wenig gelitten, aber dein Kristall!
leuchtet so lauter wie je!" Und er trug'
den Diamanten davon. I
Der dreiste Kiesel aber sagie? .DaS
Vorurtheil der Welt ist eben unbesiegbar!
Stein bleibt Stein!" Und bekam gleich
einen rothen Fleck vor Aerger.
Der Diamant aber wurde in Gold' ge
faßt und ließ seine Farbenkünste spiele
zum Entzücken der Menschen. Einmal
sagte er: .Ich wäre wahrscheinlich nie
malz in echter Kieselsteia geworden!",,
Und ia hatte er recht! .,,, "jf;
II ." "i
Einige VorbeugungZmittel gegen'
Seekrankheit, die, von Seeleuten selbst er
probt, sehr oft von Erfolg gekrönt Ware,!
seien nachstehend mitgetheilt: 1. Mache rn
Deinem Körper stets die Bewegungen deS
js'rr.a ! n ' j . .'
Vcyifses INII. 2. hanc iuiuj möglich!! an "
Deck in frischer Luft auf. 3. Stelle Dich
ruhig an der Luwardseite" hin (d. h. an'
der Seite, von wo der Wind kommt), auch'
wenn Du etwaS mit Seewasser bespritzt
wirst. 4. Kannst Du dem .Uebelwerden"
nicht mehr widerstehen, so leg: Dich still in
eine Hängematte. 5. Versuche dem Magen
immer neue Speisen anzubieten. 6. Trinke
vor Beginn der Fahrt einen guten Kognak.
7. Nachher nehme möglichst wenig Ge,
tränke zu Dir.
Erfolgreich bluffen kann nur, wex die,
besten Karten in der Hand hat.
' ' -r-i
zu Gunsten der geschäftliche Hrbüt,
Körper vorzeitig zermürbt, Gc-st. ßa&i
und Herz müde und ideallk ichi. -