Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, August 22, 1914, Image 6

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Die ewige )agd.
Noman von Adolph Sijaffrrttv
r?xzz-?rs-r r -
(II.' Fortsetzung.
An mir ist ja ein großer Schau
spiele? verloren gegangen", erwiderte
er lachend. .Ich erinnere mich, baß
,ch 014 Junge meinem Later allen
Ernstes mitteilte, baß ich meine Fä
tzigkeiten dem Traina widmen wollte,
2;a, ti Im chl'uich ZU schlagen.
Leu Argumenten, die ich noch ein
paar Tage spürte und so verlor
die amerikanische Bühne einen hellen
Stern. Aber den Vorhang ziehe ich
nie!) heute mit vielem Talent auf"
Earrington derschwnd, und als
bald ging der Vorhang in die Höhe,
die kleine Bühne zeigte eine hübsche
vartenszene. Auch Zanartelli trat
je: hinzu, sah sich die Dekoration
an und trat dann vor die Rampe.
.Wenn ich Miß Carrington ersuch:n
dürste, auf die Bühne zu kommen
ich meine die Ophelia.'
.Ich?" rief Maud. .Warum soll
ich denn gerade das Opferlamm
sein?"
Der Maestro lächelte. .Tag will
ich Ihnen sagen, verehrtes Fräulein,
weil Sie von allen Damen schon jejzt
cm meisten Ihrer Rolle ähneln
.O," rief Nellie Türck, ,daS,t
aber ein Kompliment für Maud."
Sie trug eiji helles leid, da? in
seiner Schlichtheit für die Ophelca
ganz passend wo.:. Alle blickten aus
lt schlanke Bestalt mit dem blonden
Haar? in der' Tat. Zanartelli hat:e
,,-cht zu viel gesagt. Sie sträubte
sich auch nicht länger, sondern trat
o... Zanartelli heran. Cynthia hatte
sie begleitet.
.Ware es zu viel verlangt, trenn
' ich Sie bäte Ihr Haar zu lösen?"
wenige Minuten später fiel du?
treiche Haar aufgelöst über die Schul
tern bis zu den Hüften hernieder.
Sehr scharmant', rief Zanartelli.
rwir brauchen jetzt nur noch ein
icar Blumen "
.Die ich sofort besorgen werde",
msctjte Cynthia und erschien gleich
öarauf mit ein: großen Anzahl
langstieliger Jacqueminotj. ,'
Auf Zanarlellis Wunsch wurde der
Vorbang nun wieder herabgelassen,
da einje Lichter im Hintergründe
. hinreichende Helle verbreiteten Mit
' raschen, geübten Händen begann er.
Maud in die richtige Pose zu brin
gen. !eg:e ihr einiqe viosen an die
Brust, bestreute den Pfad und ließ
sie die Rechte ausstrecken, an deren.
Fingern eine der-knofpen hing. ;x
.Den Oberkörper ein wenig vor.
beugen, mit den Auen in die Ferne
blickend. -als suchten sie etwas Un
findbares. und dann, wenn der Vor
hang sich hebt, ganz regungslos
bleiben, wie eine Bildsäule. Tun
Sie einen tiefen Atemzug, wenn ich
in die Hände klatsche "
Jetzt verschwand er Maud
hörte dann, wie zwei Hände aufein
ander schlugen, der Vorhang hob sich
kafch.
Freilich, die Lichteffekte fehlten, je
doch trotz diesem Mangel sahen die
Zuschauer eine so rührende und lieb'
rnzend: Erscheinung, daß alles er
staunt war, wie in dieser kurzen
Frist ein so vohlgelungenes B:ld
hatte erzielt werden können. Auch
Hielt Maud sich tapfer, nur die leise
zitternde Hand verriet das pulste,
rende Leben. Kräftiger Beifall brach
sich Bahn, sogar Zanartelli nickte b:
friedigt.
.Genug", rief er. .Danke Ihnen.
Dies Bild wird sicherlich gelingen."
Maudj fand sich umringt, beglück
wünscht, es herrschte die Stimmung.
Cynthia versprach, daß in der näch
s:ea Woche die elektrische Beleuchtung
vollständig in Ordnung sein würde,
ebenso der große Rahmen, in dem
die verschiedenen Gestalten erscheinen
stllten. um die Illusion eines Bildes
vollkommen zu machen.
Von der anderen Seite her, wo ein
geöstnetes Klavier stand, erklang yt
Musik, die sich als ein Ragtime er
wies; eine der Damen Houghton ließ
ihre musikalische Begabung leuchten.
.Tanzen!" rief, eine Stimme aus
der Damengruppe. , .
-.Wir dürfen doch tanzen?" fragte
Tolly die neben ihr stehende Cnthia,
die bejahend nickte. '
-.Es existiert ja ( kein Gesetz dage
gen." ' '
Langsam trat Cynthia auf' die
Vühne zurück, wo sie die Rosen wie.
der zusammenlegte, um sie im vor
deren Salon in die große chinesische
Base zurückzustellen. Sie lud sie auf
ihren Arm und mischte sich ein Paar
Augenblicke unter die Gesellschaft, in
dem sie -den Damen mitteilte, daß
Zanartelli auch Künstler auf dem
Klavier . f.';.: . . ' . ,"
Die Äaronm ' hatte sie i aus . den
Augen verloren und dachte auch nicht
an sie; vm so 'großer war ihr Er
Faunen abermals sie, auf die Schwelle
US vorderen Salons, tretend, - ge
wahrte daß Nellie schon 'inntitten der
Herrknzesellschaft ,saß . und "in an
' sä.c!.iend ' sehr angeregter Unterhat
iting ml öem Colnnel .und ,Jim
Hubbard 'Jegriffen'. war. .' ' Offenbar
"yt e el nickt ebwaritn trollen,
giVTsmvuem
'xässSS.
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,r'irr - .Vr KS3 t-rs,.
bis Cynthia Zeit fand, sie in de.i
Kreis zu führen sie hatte sich
selbst eingedrängt. 'Mit ganzes
Wesen schien zu sprühen, und das
Kleinfeucrwerk ihrer Bosheiten war
offensichtlich in voller Täti'H;
der Colonel saß vorgebeugt und
lachte vergnügt und herzlich. Abi
Hubbard saß' steif und gerade aus
seinem Stuhl er wenigstens lächle
nicht.
Eine flüchtige Sekunde hatte Cyn
thia wie festgewurzelt dagestanden,
während sie mit raschem Blick da
Bild in sich aufnahm, dann bewegte
sie sich langsam auf die große Ba e
zu. die neben dem Kamin auf einm
kleinen Tisch von ch, nestscher Arbeit
stand.
Dabei som.!e ein Lächeln sich auf
ihren Mienen, daö zu Hubbard hin
überflog, lockend und verführerisch.
Und ohne Haft, ohne den anderen
weitere Aufmert amkeit zu schenken,
aßte sie eine der dunkeln Rosen be
hutsam nach der anderen und ver
senkte sie in die Vase, aber aus dem
Winkel ihres Auges beobachtete sie
ei doch mit innerem Triumph,
wobei die Gestalt sich noch stolrr
emporzurichten schien. Hubbard
schnellte empor, und ohne ein Won
der Entschuldigung verließ er die
Gruppe und kam auf sie zu. Auch
daß .Nellie .ihm einen wütenden BM
nachsandte, 'entging ihr nicht.
.Torf ich Ihnen helfen. Miß Jz.
meson?' klang seine Stimme jetzt ne
ben ihr.
Ein strahlender Blick traf ibn
.Wie liebenswürdig! Bon unseren
galanten Kavalieren hat keiner seine
Hilfe angeboten dafür will ich
auch Sie belohnen -' sie brach eine
der Rosen .warten Sie, ich steck:
sie Ihnen ins Knopfloch,"
.Die Belohnung ist zu fürstlich"
ivchte Hubbard zu wehren. .Für eine
Rose aus Ihrer Hand begeht man
eine Heldentat."
Aber er mußte sich doch gefallen
lassen, daß sie ihm die Nose an den
Frack steckte.
.Wie tonnten Sie sich so leichther
zig von der Baronin losreißen?
fragte Cynthia.
.Von der Baronin? Ich weiß
nicht, aber es ,st mir. wie Sie sehen.
gelungen." Ein leises Lachen er
tönte dabei, ein Lachen, das sein
ernstes Gesicht immer so merkwürdig
rschonte. . .Und ich bedaure ti
nicht", fügte er noch leiser hinzu.
Cynthia hatte ihre Arbeit vollen
det, blieb aber stehen, hier und dar:
an einer Rose zupfend, als wollte sie
den Eindruck des Arrangements noch
heben.
Hubbard neigte seinen Kopf ein
wenig dem rhrrgen. - .Ich höre, du
Baronin ist schon zweimal geschieden,
das scheint mir ganz unglaublich
Sie ist doch noch jung "
.Oestliche Kultur', scherzte sie.
.Wie rasch übrigens gerade solche
Nachrichten reisen! Ich wette, das
ist alles, was Sie von ihr bgehort
haben."
.Das ist wirklich wahr". Hubbard
schmunzelte.
Eine kleine Pause Cynthia
beugte sich über die Blüten, deren
Duft sie etnsog; plötzlich wandte si
ihm ihr Gesicht zu. .Sie wissen aber
nicht, was die Baronin von Ihnen
gehört hat." Es lag in ihrem Ton
ein Etwas, das ihn aufhorchen ließ,
.Nein", antwortete er.
.So fragen Sie sie".
.Nein. Aber von Ihnen möchte
ich es hören. Uno da sie den Step
schüttelte, fuhr er dringlicher fort.
.Wenn ich Sie bitte "
.Warum ich?"
.Da! will ich Ihnen sagen: es ist
mir ganz gleichgültig, was die Baro
nin von mir gehört - hat aber
nicht, was Sie von mir denken."
Seine durchdringenden, stahlgrauen
Augen ruhten jetzt voll und .ernst auf
lhr. Cynthia empfang es, und daß
,hr Gespräch eine sehr ernste Wen
düng genommen hatte.
.Ich möchte nicht " Ihre
Schultern hoben sich ein wenig. .Ich
habe es auch nicht geglaubt." Sie
ward sich bewußt, daß sie schon halb
und halb das Geheimnis verraten
hatte. Ich wollte, ich hätte ge
schwiegen.
.Nein",, sagte er mit gesenkter
Stimme, .es ist besser so". Flüchtig
blickte er um sich.. Die Baronin
schien noch immer die Konversatio
in derselben sprühenden Weife zu
führen, und im zweiten Salon trat
eben Zanartelli an das Klavier, und
die Damen begannen, sich um ihn
zu gruppieren.
.Nein, besser so", wiederholt:
Hubbard. .Ich hätte es Ihnen doch
früher oder später gesagt, denn ich
giaube, zu wissen, um wag es sich
handelt. Um eine Episode in 2lIaS
ka, in Klondyke hab ich recht?
Um eine Sache auf Leben und Tod."
Sie machte keine Bewegung, nr.r
ihre dunklen Augen senkten sich in
die seinen. -
'.War es laH ' -
Eine kaum merkliche Bei,hunz
cni uuttuiim uuh i t i Mi
41s .. ( 1)r,,l.lt!,r.ll Ail
ihrem Antlitz.
Cä t d,e Wahrdcil . .igle Hub
öard ganz ruhig. .Ich habe eine
Mann erfchossen. Halte tq ci ntazl
;itan, so stände ich nicht bier vor
hnen. sondern läge jetzt tot auf den
Feldern von Alaska."
Ein kalter Schauer rieieile uver
Cynthia nieder.
.Bielleicht. daß letzt ein un
uberwindliches Grauen vor mir inp.
finden, weil Blut an meinen Handen
Hebt', fuhr er in gedämpftem Tone
fort. .Aber wenn Sie bezreijen
konnten fcaä wilde Leben lvct
oben, wo man mit jedem neuen D'.i
aufs neue um die Eziftenz ringen
muh. Sehen Sie, es war. alö wenn
ich einen wilden Tiger niedergcstreckt
hätte. Er war ein Feind von Gesetz
und Ordnung, ein Bully, der olle
dnnoraüperte. Tage vorher suhlte
ch, daß es kommen mußte er oder
ich. Als der Monient kam, habe ich
daö getan, was ich tun mußte. Uno
u nie einen Augenblick bereut, Bon
i'nn Gericht der Manner da oben,
alles Goldsucher. Abenteurer wie tch
leibst, wuroe ich sre,ge!proqen. mey:
noch: gepriesen. Ich htte Ordnung
schaffen."
Seine schlichten Worte hatten ei
nen tiefen Eindruck auf sie gemacht.
Sie halte einen Blick in Lebenkoer'
l,ältnisse getan, die ihr ganz unke
lannt waren, Bewunderung lag n
ihren Mienen und ein Ausdruck sto!
;cr Anerkennung, als t ihm die
Hand bot. die er mit feinen harten
Fingern kraftvoll druckte.
.Ich freue mic daß Sie mir b-8
gesagt haben", sagte sie. .ich zlau'.'k.
das alles zu verstehen. Es war der
grobe Moment, wo alles, was av.
milschlossenheit und Kraft im Men
chen steckt, heraus muß an die
Oberfläche. Sie haben bewiesen, daß
der Augenblick Sie auf der Höhe
fand."
Hubbard lächelte schon wieder. .Ich
dachte mir, daß Sie es begreifen
würden."
.Ja und jetzt nichts mehr da
von, Mr. Hubbard."
.Nein', erwiderte er, nichts mehr.
Wissen Sie. den Nest wollen wir der
Baronin überlassen."
Tas hatte auch Cynthia den Rest
des Abends getan, gai.z unbeküm
inert, aber mit dem leichten Epotl
rnter den dunkeln Wimpern, wie sie
!)ttllies vergebliche Bemühungen beob
achtete. ' All ihre Kunst versagte voll
ständig an diesem westlichen Bären.
Es war denn auch scklecht unter
drückte: Aerger, der die Baronin er
füllte, als sie ein paar Stunden spa
ter neben ihrer Freundin Dolly King
im Wagen saß.
.Dieser Hubbard ist ein Dumm
kcpf", begann sie plötzlich. .Hast
Tu mit ihm gesprochen? Es ist
überhaupt unmöglich, sich mit ihm zu
unterhalten. Und dann hat er so
merkwürdige westliche Ideen. Was
meinst Du, was er sagte, als ich ihn
mit der Mordgeschichte aufzuziehen
versuchte?"
.Nun?" Dolly verriet nicht ebm
ll'el Interesse; sie gähnte.
.Baronin, es war die beste Tat,
die ich je vollbracht habe.
Entzückend, nicht wahr?"
.Hast Du rhn nicht gefragt, w'.e
viel solcher guten Taten er getan? EZ
wäre doch interessant, es zu wissen."
.Er hat gar nicht das Gefühl, daß
ein Mord doch immer ein Mord
bleibt." Nellies Antlitz trug einen
Ausdruck starker moralischer Entrü
stung.
.Wo haben Jamesons ihn nur
aufgelesen?"
Ein kurzes Achselzucken. .Was
weiß ich? In New Aork liest man
ja alles auf, wenn Geld dahinter
steckt. Ich für meine Person werde
Herrn Jim Hubbard schneiden
Nellie zog den Pelz fester um die
Schultern, sie fröstelte. .Irgendwo
muß man doch die Grenze ziehen ".
(Fortsetzung folgt.)
Bei der Schmiere. Di
rektor(vor die Rampe tretend): .Ent
schuldigen Sie, verehrtes Publikum,
wenn es in dem Akt eben nicht ge
blitzt hat, aber der Apotheker fchickte
uns statt Blitzpulver Jnsektenpul.
ver."
Mißverständnis. Kauf
mann (dem ihn besuchenden Ge
schäftsfnunde seine Schreibmaschinen
zeigend): ....Hier ein ziemlich alteö
System !"
Das Schreibmaschinenfräulein (pi
kiert): .Bitte... erst neunundzwan
Zig!'
rJm AlpenwirtShauö.
Tourist (der wegen des unaufhörli
chen Regens mit den Reisegefährten
Skat spielt): .Zum Kuckuck, ' jetzt
möchte ich aber wirklich wünschen, eö
würde endlich aufhören zu regnen.
Das ist ja einfach trostlos ich ver
liere immerzu!"
Das besorgte Dienst
mädchen. - Haussrau: .We.??, Sie
doch ein einziges Mal die Fenster rein
putzen wollten!" Dienstmädchen: .Ach.
Madame, dann sieht man doch drau
ßen die Löcher in den Gardinen erst
recht!"
Nicht alles Bambusrohr ist
hohl; die männlichen Bcimbusspros
Un sind massiv. - . , , ...
Ihr Wunsch.
kze vun I. Oppe.
Der Sturm jagte die Negenlrop
sen klatschend gegen die Fenster
scheiden. Im Herbste duätcn sich
die Fltiininen. um von neuem durch
einen siihrendk Windstoß sich auf
ihren gelben Sohlen hochziireckcn und
dun wieder in Stauch und Tunfl
zu vergehen.
Line Kolb hielt plötzlich bcim Wa
schcn innk. Sie fuhr sich mit dem
nassen Rücken der Hand über die
heiße Stirn und seufzle tics vus. &i
war beinahe Mitternacht und noch
immer konnte sie mit ihrer Arbeit
nicht fertig werden. Stunde
zu Stunde ging eö ihr langsamer
von der Hnid. sie fühlte sich müde
und krafilos. Jetzt nahm sie ve
letzten Kessel vom Herdfeuei. und
während sie eines der dampfenden
Wäschestücke nach dem andern mit
neuem Eifer bearbeitete und in daS
Spülfaß warf, horchte sie angestrengt
nach dem Flur. Doch es blieb ol
les still, nur der Sturm und der
Regen heulten und klatschten un
aufyörlich. Im Hause w.ir es
längst dunkel geworden, nur von
der Küche der Beletage des Äerder
Hauses schimmerte ein Licht. Tork
arbeiteten die Mädchen und Diener,
um die letzten Spuren zu vertilgen,
die nach dem großen Essen übrig
geblieben waren. Tort Halle man
heute die Verlobung der ältesten
Tochter gestiert, und vor kurzem
waren die letzten Gäste fortgegan
gen. Line Kolbe hatte sich wenig um
das Fest im Vorderhause ge'.ümiücrt,
aber die redseligen Nachbarinnen
trugen ihr dann und wann !)!euigkei'
ten zu. und da hatte sie denn er
fahren, wie die beiden jungen Leute
jahrelang um ihr Glück gckämpft,
bis die Eltern endlich ihren Segen
gegeben hatten. Die Herzenszeschichte
hatte sie unwillkürlich an ihre eigene
erinnert. Sie wußte nicht, wie lange
es her war, daß sie ßls Hofmädcheu
in dem gräflichen Gut Finkenau
Dienste getan und dort den jungen
Kutscher, ihren jetzigen Gtien ken
nen und lieben gelernt hatte. Wie sie
dann beide jahrelang rechtschaffen
gearbeitet hatten, jeder an seinem
Platz, um so viel zu erübrigen, daß
sie sich einen eigenen Herd gründen
konnten. Doch Lines Ehern woll
ten durchaus den Kutscher Kolb:
nicht zum Schwiegersohn haben. Sie
schalten ihn leichtsinnig und heftig,
aber Line hatte sich einmal in die
dunkeln Augen ihres Bräutigams
vergafft und konnte nicht mehr von
ihnen los.
Alle Zweifel und Bedenken, alle
Vernunfigründe ließ sie außer acht,
und als Kolbe nach dreijähriger
Dienstzeit als schmucker Husar heim
kam, da wurde das Aufgebot ge
macht und wenige , Wochen später
zog sie mit ihm nach der Hauptstadt.
Er hatte dort durch Vermittlung
eines Bekannten ein kleines Geschäft
gekauft. Sie gingen mit einem
tüchtigen Spargroschen mutig und
hoffnungsfroh, im Vertrauen auf
ihre jungen Kräfte, auf ihre Liebe,
in die Stadt. Und anfangs schien's,
als ob das Glück mit ihnen gezogen
wäre. Nach einem Jahre strampelte
vergnügt ein kräftiger Junge in der
Wiege, der bunt bemallen, in der
auch Line ihre ersten Kinderträume
geträumt hatte. Und die jungen El
tern waren glücklich im Besitz des
kleinen Schreihalses. Es schien fast,
als wüchsen Lines Kräfte mit der
neuen Verantwortung und Arbeit,
die sie jetzt hatte. Freilich war sie
mehr ans Haus gebunden, und es
kam häufig vor, daß ihr Mann
abends nach getaner Arbeit im
Wirtshaus einen Schoppen trank mit
ehemaligen Freunden und Regi-
mentskameraden. Anfangs war sie
wohl verstimmt darüber und bat
ihn, zu Hause zu bleiben, aber dann
wurde er heftig, und sie fürchtete,
seinen Jähzorn zu wecken. Und da
das Geschäft gut ging und er im
mer pünktlich heimkehrte, fo ließ sie
ihn, wenn auch bangen Herzens,
gehen.
Doch nach und nach verlängerte er
seine Anwesenheit im Wirtshaus,
und seitdem man ihn als Vorsitzen
den in einen Berein gewählt hatte,
fand er kein Ende, sondern blieb
mit seinen Zechbrüdern bis gegen
Morgen bei wüsten Gelagen. Es
war daher kein Wunder, daß das
Geschäft zurückging, denn Line Kol
be konnte der doppelten Arbeit nicht
Herr werden. Zudem klapperte der
Storch alljährlich auf dem Dache,
und jetzt hatte sie schon vier hung
rige Mäuler zu füttern. Weder
Schelten, noch Trotz, noch ein Auf
lehnen half ihr. Kolbe konnte sich
von seinen Kneipbrüdern nicht tren
nen. '
Das Geschüsi wurde aufgelöst,
Kolbe arbeitete in einer Fabrik.
Sonnabends kam er überhaupt nicht
nach Hause, er bertrank seinen Wo
chenlohn und fragte nicht, woher die
arme Frau Nahrung und Kleidung
für .die Seinen hernahm.
Line arbeitete mit Lbermenschli
cher Kraft. Vormittag Aufwart
stellen und Nachmittag Wäsme. n
dem kleinen einfenstrigen Stäbchen
wohnte eine bucklize Näherin, die
während ihrer Abwesenheit die Kin
der beobachtete. So vergingen die
Tage und die Wochen in freudloser
Arfct und die Abende in .Zittern'
und Bangen vor dem Augenblick,
in dem Kolbe heimkam in demirost'
losen Zustande eines völlig Betrun
kenen.
Während Line all diese freudig
sen Bildet in Gedanken an sich vor
überziehen ließ, schassten ihre mll
den Hände eifrig. Enlich war da)
letzte Stück im Spülwasser, die
Küche blank gekehrt. Sie nahm die
kleine Petroleumlampe von der
Wand und löschte leise in Zimmer,
um sich auf das Sofa zu betten und
ein wenig auszuruhen.
Die Kinder schliefen friedlich, der
Regen und Sturm hatte sie nicht ge
weckt. Mit erleichtertem Aufatmen
bettele sie sich halb enlüeidet in die
spärlichen Kissen ihrer harten La
erstatt.
Ihre Gedanken dielten sie noch
ivach. Sie sah noch den Lichtschein
in der herrschaftlichen Kück.e und
immer noch folgte sie in Gedanken
denen, die daS Fest heute gefeiert
hatten. Was mochte ihnen die u
kunft bringen? War sie nicht auch
die Glücklichste gewesen, die Stol
zeste und wähnic sie sich nicht die
Gelieblesle, und jetzt?
Kein wärmeres Empfinden regte
sich mehr in ihrem Herzen für den
Gatten, ja ein Ekel, ein Haß stieg
gegen ihn in ihr auf, wenn sie
an sein Kommen dachte. Sein ehe
mals hübsches Gesicht war aufge
dunsen, ungesund rot gefärbt, seine
Augen stierten sie verglast an und
ein häßlicher Dunst erfüllte die Win
zige Schlafkammcr, sobald er eintrat.
unter lernen rohen Reden wand sie
sich wie unter Peitschenhieben, und
wagte dennoch nicht, zu antworten,
Und entschlüpfte ihr einmal ein
Wort, dann schlug er sie in sinnloser
Wut, daß sie tagelang die Merkmale
an ihrem verarbeiteten müden Kör,
per fühlte. Und fo sollte das wei
tergehen, immer Weiler? Lines mü
de Augen blickten trostlos ins Leere.
Die Kinder begriffen schon jetzt,
daß der Vater nicht rechte Wege
ging und hielten sich scheu von ihm
fern. Was würde erst später aus
all dem werden?
Ihre Hände krampften sich inein
ander. Die ganze Trostlosigkeit ih
res Daseins stand ihr plötzlich vor
Augen, und unwillkürlich enlfloh ihr
seufzend der Gedanke: wenn er nicht
mehr heimkäme, wenn er in seinem
Rausch dahinginge ahnungslos und
sie befreit wäre von all dem Leid,
von all der Schmach und all dem
Ekel, wenn Sie würde von
neuem arbeiten, mutiger, sie würde
versuchen, ihre Kinder zu rechtschaf
fenen Menschen zu erziehen, und
endlich Frieden haben, befreit sein
von der furchtbaren Angst und Not,
die sie jetzt drückte.
Auf Lines Stirn trat kalter
Schweiß. Sie wickelte sich fester in
die Decke, es fröstelte sie. Plötzlich
verschwand das Licht, ihre müden
Augen schlössen sich, bleierner Schlaf
erlöste sie von ihren trüben Gedan
ken. Line träumte, sie war auf dem
Gute des Grafen Finkenau und
huschte geschäftig über die breiten
teppichbeleztm Stufen, durch die
langen mit Geweihen und uralten
geschnitzten Schränken geschmückten
Hallen. Sie hatte es immer eilig,
aber da fühlte sie sich plötzlich von
zwei starken Armen umfangen. Sie
fühlte einen Kuß auf ihren Lippen
und noch einen und wieder einen,
bis sie sich geschickt aus der Um,
fchlingung loswand und lachend
forteilte. Er hatte sie immer zu
finden gewußt, immer und sie war
ihm nicht ousgewichen.
Maicnzeit und Liebestraum, waS
ist so süsz wie Du.
Die Schläferin fuhr plötzlich auf,
sie hörte draußen einen dumpfen
Fall. Im Zimmer war es völlig
Nacht, doch im nächsten Augenblick
stand sie in der Mitte des Zim
mers. angstvoll lauschend. Da hörte
sie ein Aechzen, ein Stöhnen, ihre
zitternden Hände vermochten kaum
die kleine Lampe zu entzünden. lkn
kend schütt sie in den Korridor. Es
war alles still. Da sah sie zu ihrem
Entsetzen, daß das kleine Lampchen
an der Stelle fehlte, das sie jeden
Abend anzuzünden pflegte, 'Um dem
Mann den Heimweg zu erleichtern.
Heute hatte sie es vergessen, zum er
stenmal, war das Absicht gewesen?
War das Zufall?, Ihr Herzschlag
stockte. Sie flog die Treppe herun
ter, der Docht der Lampe schwelte.
Da sah sie unten eine dunkle unsör
mige Masse. Sie stellte die Lampe
hin, sie, tastete näher, ihre Augen
schienen M, frvn Höhlen zu quellen,
ihre zitternden Hände versuchten den
schweren Körper aufzurichten. Jetzt
hatte sie ihn ein wenig aus seiner Lage
gebracht, und sah entsetzt in das
blutüberströmte Gesicht des Gatten,
der scheinbar bewußtlos war.
Nun flog sie die Treppe herauf,
klopfte an die Tür ihrer Nachbarin.
In wenigen Worten erklärte sie ihr,
was geschehen war, und beide Frau
en, bemühten sich mit Hingebung all
ihrer Kräfte, den Bewußtlosen hin
aufzubringen und auf sein Bett zu
legen. ,
. Die Stunden, die bis zum Ein
tritt des .Arztes vergingen, waren
in sin qualvoll Einigkeit. Bläh
und zitternd st,ind sie neben dem
lvctte. ratlos, während das alle
Fräulein die Kinder in ihr Zimmer
nahm, um für sie zu sorgen und sie
in Ruye zu halten. Dabei murmei
sie immer: wenn er nut tot wäre,
diß die arme Iran endlich Ruht
hätte. .
Man hatte Kolbe int .Kranken
haui gebracht. Die Verletzungen, die
er sich zugezogen hatte, waren wohl
schwer, aber nicht lebensgefährlich.
Line atmete erleichtert auf. Viel
leicht wurde nun dennoch alles gut
werden, vielleicht ,
Nach Zllochen sagte man ihr, daß
Kolbe lebkilSlang ein Krüppel blei
ben würde. Sie nahm e ruhig
und gefaßt entgegen.
Im Haufe arbeitete sie noch on
flkstrengter. noch emsiger, und jeden
Sonntag zog sie sich ihr schwarzes
Zlleid an und ninfl ins Kranken
haus, um den Mann zn besuchen.
Einmal kehrte sie blasser und stiller
kieim und antwortete ihrer getreuen
Tlubennachbari kaum auf alle Fra
gen. die diese an sie richtete, so daß
sich daö alte Fräulein recht gekränkt
in ilr Kämmerchen zurückzog und
eifrig mit der Maschine zu rasseln
begann, um durch Arbeit die ihr an
getane Kränkung zu vergessen.
Drinnen hörte sie, wie Line Kisten
und Kasten öffnete, ordnete, und
endlich klopfte ti an ihre Tür und
die blasse Frau kam herein und sag
te:
.Wollen Sie für mich einen Gang
machen?" Ihre zitternden Hände
legten "dabei das Sparkassenbuch auf
den Tisch. .Ich muß das letzte Geld
abheben.
Tas Geld abheben," rief ent.
seht die treue Nachbarin, .wosür?"
Kolbe kommt heim. Er braucht
Krücken und einen Lehnstuhl."
DaS alte Fräulein preßte die Lip
pcn zusammen.
.Ach. für den den hätte..."
Line fiel ihr ins Work. .Nicht
weiter. Ich hab zu büßen und an
ihm gutzumachen."
.Sie' fragte erstaunt die Nach
barin und schlug die Hände zusam
men.
Da überlief ein Zittern den müden
abgezehrten Körper der Frau. Sie
lehnte sich an die Schuller der Al
ten und rief schluchzend:
.Ja, ich bin an allem schuld, ich
wünschte ihm damals ach ach
ich kann eö nicht aussprechen. Und
nun, nun muß ich büßen dafür, und
ich will es auf mich nehmen. Wenn
nur alles bleibt, wie es jetzt ist."
Da nahm die Alte schweigend das
Buch, hüllte sich in ihr schwarzes
Umschlagetuch und ging still hinaus.
omische Wtttewerd-t
Einem richtigen Engländer steckt
das Wetten im Blut. Dies baben
sich die Hotels der englischen See
vader zunutze gemacht, die vielfach
von Week-End'.Ausflüglern be
sucht werden; um recht viele Be
sucher anzulocken, schreiben sie die
toupen Preiswettbewerbe aus. Da
ist j. B. ein wohlbekanntes ,otel
an der Südküste, das jeden Sonn
abend abend noch dem Diner an
seine Gäste Zctte' dcrleilen läßt, auf
dem diese die Zahl der Gäste, die
sich für den kommenden Sonntag vor
aussichtlich angemeldet haben, auf
schreiben. Wer's richtig trifft, ge
nieszt sein .Week-End" in dem Hotel
umsonst. Ein anderes Hotel bietet
der Dame, die am Sonntag .das
glücklichste Lächeln zu Schau träat."
ein goldenes Armband. Es darf
aber, wohlzemerki. kein .gemachtes",
kein .Theaterlächeln" sein; in dem
Punkt sind die Preisrichter sehr
streng. Nur natürliches Lächeln wird
belohnt. In einem Falle war des
halb die glückliche Preisträgerin die
Mutter dreier Kinder, mit denen sie
zum Week-End erschienen war. Als
: t. r-.
uuijui jji,!.lililvi,i,grno ui oas JQ0
tel erwies sich ein Preis, der ausae
sekt war für den. der in den drei
Tagen (Samstag bis Montag abend)
am dunkelsten braun gebrannt wür
de. Die Gäste verzichteten nämlich
zum großen Teil auf die Pensions
mayizeiien. um sich nur m recht lan
ge am Strand von der Sonne bra
ten zu lassen. Eine jung: Dame
trug den Preis davon, di: man zwar
m erdacht des unlauteren Wettbe
werbs hatte fit sollte ein arfi.
Mittel angewendet haben; da man
es ihr indessen nicht nachweisen
tonnte, vttev sie Siegerin.
Wer den Schad.
' Studiosus Dümvelmann ist er
spät am Morgen von der Kneipe
heimaekebrt und träat ein lebbaftes
verlangen, den Kops in kaltes Wasse,
Zu taucden. um nucdtern ,u werden
Da noch schmutziges Wasser im
Becken ist, öffnet er daö Fenster und
gießt den Inhalt hinaus. Im nach
ften Augenblick , ertönt eine zornige
stimme von unten: .In orer Teu
fels Namen! , Was fällt Ihnen ein?
Studiosus Dümpelmann blickt mi
aanz verolästen Auaen in den fto
hinunter, wo ein pudelnasser . kleiner
Herr mit drohend erhobener Fau
steht. Aber entschuldigen S
nur. mein Äerekrteiter.' lallt er. A,
hatte ja gar nicht gesehen, daß, Sie
in Meinem Walchdeclen faßen.
Vkrl!ttchersia!isiik.
Zunahme rr mflinilMifii, Abnahme der
weiblichen Krimi' lim.
Et ist eine Mwt Tatsache, so
ichrt ein deutscher Kriminalstatistiker
aus. daß in Deutschland das weib
liche Geschlecht in erheblich geringerem,
Maße on den strafbaren Hanoiungen
beteiligt ist al daö männliche. Der
Hauptgrund dafür wird allgemein
darin gesehen, dafz die Frauen infolge
der größeren Zurückgezogenheit und
Akikschlossenhe, in der sie leben, roe
Niger Äcranlassung und auch weniger
Gclezcnlit zu Straftaten haben.
Tiefer Grund wird aber in der Heu-
tigen Zeit, in der die Zahl der be
rufvtätiqen Frauen in ständigem
Wachsen ist, immer mehr an Bedeu
tung verlieren. Eine Zunahme der
weiblichen Kriminalilä! würde daher
nichts Ueberraschendes bieten, tat
sächlich hat tiber dennoch eine Abnah
e stattgefunden. Auf 100,000
Personen der weiblichen strafwürdi
gen Bevölkerung wurden lm Jahre
1882, dem Auögangeiayr der deut
schen Kriminalstaüslik, wegen Ber
brechen und Bergeisen gegen Neichsge
sehe lJ70 verurteilt, im Jahre 1911
dagegen nur 374. Diese anscheinend
geringe Abnahme erscheint in schärfe
rein Glicht, wenn man die Zunahme
der Kriminalität des männlichen Ge
schlechts dagegenhält: auf 100,000
Personen der männlichen Zivilbevöl-
kerung entfielen n Jahre 1882 16G7
verurteilte, im Jahre 1911 dagegen
2019. Die Krnninalitätsziffcr bat
also beim männlichen Geschlecht um
22,9 Prozent zugenommen, während
sie beim weiblichen etwas zuruckqegan
gen ist: auf 100 männliche Berur-
teilte kamen i. I. 1882 23,7, i I.
1911 nur 19,5 weibliche Lerurteilte.
Dabei sind, wie ausdrücklich bemerkt
sei. die wegen Verletzung der Wehr
Pflicht Verurteilten nicht mitgezählt.
Bon Interesse mag es auch sein,
zu sehen, an welchen Straftaten daö
weibliche Geschlecht besonders betei-
l:gt ,st. Bei einer Beteillgungszis
ser von IG Prozent an der Gesamt
kriminalität betrugen i. I. 1911 die
Verurteilungen weiblicher Personen
wegen Kuppelei 96,4 Prozent aller
deshalb Verurteilten, wegen Mein
eids 44,? Prozent, wegen Hehlerei
40,6 Prozent, wegen Beleidigung
Prozent, wegen Arrestbruchs
27,2 Prozent wegen einfachen Dieb
stahls 30.7 Prozent, wegen Unter-
schlagung 20,5 Prozent, wegen Er
Pressung 18,2 Prozent, wegen Urkun-
denfalfchung 17.6 Prozent, schließlich
wegen Totschlags 16,8 Prozent. Dem
gegenüber seien als die häufigsten
mannlichen Straftaten genannt:
Raub und räuberische Erpressung;
auf 100 wegen dieser Berbrechen
Lerurteilte kamen nur 2 weiblichen
Geschlechts.
.
Die Vulkanwarte von Hawaii.
Die Vulkane der Insel Hawaii
sind fast seit ihrer Entdeckung, die
eigentlich erst auf der Weltreije von
Cook geschah, zu den größten Wun
dein der Erde gerechnet worden. Mit
der Entwicklung der Bulkanforschunz
während des vorigen Jahrhunderts
ist dies Urteil eher gesteigert als cb
geschwächt worden, da man in den
Feuerbergen von Hawaii eine Art der
vulkanischen Tätigkeit beobachtete,
die sonst nirgend zu finden ist, zum
wenigsten nicht in einem fo großarti
gen Maßstab. Es besteht daher auch
schon seit dem Jahr 1812 am Rande
des ungeheuren Kraters des Kilauea
ein wissenschaftliches Institut, das
als .Bulkanhaus" eine Weltberühmt
heit genießt. Mehr al' m Jahr
hundert ist von diesem aus der
Vulkan fast ununterbr ' ufsich
tigt worden.
Jetzt gibt der Leu. Vulkan
warte Dr. Jaggar Loche ein
Bulletin heraus, worii. über alle
im Krater vor sich gecangenen Ver
änderungen und über die wechselnde
Tätigkeit der in ihm befindlichen
Schlote berichtet. Im Erdgeschoß des
Gebäudes ist seit einiger Zeit ein La
boratorium für Erdbebenkunde ein
gerichtet. Las seine Berichte gleichfalls
jede Woche erstattet. Die Ausstat.
tung mit Erdbebenmessern ist auf der
modernsten Stufe erhalten worden.
Ein Gelehrter, der die Vulkane vo
Hawaii genauer untersuchen will, ist
in dem Vulkanhaus stets willkommen.
Neuerdings sind noch besondere Er
leichterungen geschaffen worden, um
die cius den vulkanischen Schlote
aussteigenden Gase zu sammeln und
zu prüfen. Von der Gelegenheit, die
dort für Vulkanforscher und Geolo
gen geboten wird, ist bisher noch
längst nicht genug Gebrauch gemacht
worden, was sich freilich aus der gro
ßen Entfernung der Hawaiinseln und
der entsprechenden Länge unö ;!"U
fpieligkeit der Reise erklärt. Es !,i
dies einer der Grunde, warum die
Vulkanforschung in Europa weniger
Förderung erfahren hat als in Ane.
rika. Hervorragende amerikanisch,
Geologen haben viele Monate .auf d
Erforschung der vulkanischen Tätig
kcit in Hawaii verwandt, und : aus
diesen Arbeiten sind Aufklärungen
von größter Wichtigkeit hervorgegan
gen. ,
.Alles ganz schön; ' aber wre
wollen Sie sich denn den Bauch hal
ten, wenn der Alte einen Witz reißt l"