Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, July 31, 1914, Image 6

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    iürtücht Omaha IriHne. Kreis, den 31. JI! 1911.
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V!
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,t) See.
r tee'nigc Worte. Visier fflrtpnt
,.1,ch!igt in Berlin eine Filiale
. frri.1;tcn. Zu diesem $vti tat
.-.'i-i.') nach Europa geschickt. Wahr
;:.:..:..!; irerts ich auch inftircilen
. nieitung der Schule überneh
, :j Ei kam so schall, baß
Dir", von New ?)o rk aus keine Nach
7 ! t li'ehr zukommen lassen konnte,
... i h freute ich mich aus die große
'Keiwschung für Tich. Nun habe
i Äffn nt.Kr ,B,s,n 9inhn nnj
U'V ivt.v.fc .VMkyui vjvfcvi '
. . icn Füßen, und ich tonn Dir
'n Gefühl enr nicht beschreiben.
Las) Herrn Bryants 2BafjI gerade
; mich gefallen ist wem anders
te ich daS wieder zu danken, als
t. Sie hat mich bei ihm eins
en, und so cuesj ist die Cchät
'" und da! iie:iraiicn, da ihr
er Mernn entgegenbringt, daß
einer weiteren Empfehlung für
; nicht bedürfte. Wieviel habe
ihr schon zu danken, und wie
i ich ihr daS, was sie ein mir
. in hat. je vergelten! Wie I3e
?enZwert ist der 2Juinrt, dein ein
" ihr Herz gehören wird. Wenn
meinen Freudenbecher ein Trop
' Vermuth fließt, so ist es der
chicd von ihr. Meine einzige
'nung besteht darin, daß eZ kein
' chied für immer sein soll. AI
? weitere mündlich.
Zch hatte hier in Hamburg räch
-n Tag. geschäftlich zu tun. und
zime also morgen, das heißt, also
'e Mittwoch in Berlin auf dem
rter Bahnhof an abends
. Vielleicht ist es Tir möglich.
. Tu mich abholst. Mit innigem
uß und Kuh
Tein treuer Snir'er edor.
ie Freude kam für Ilse fast zu
lich. , Jahrelang hatte ihre
nnung gedauert, und nun sollten
noch wenige Stunden vergehen,
- der Verschollene und Wiederze
. ; tene ihr wieder in die schwester
;en Arme stürzte wollte. Was sie
ch alles zu erzählen haben würden!
ud bleiben wollte er hier in
fClw fTs-Mi4 (Zpfll fnTN
iUli V. Hlv ivfcvuuuu wvvv n"iv
un wieder um sich haben. Welche
, 'de, welcher Sonnenschein, der
.'er in ihr Leben leuchtete.
bholen vom Bahnhof sollte sie
J. Dos verstand sich ja aber von
, . ' 1. Nur daß sie natürlich ihre
-n im rc rtn J .? Vsvit
5 mußte, und das wollte s.e so
f wie möglich tun.
, 7.erst mußte sie wissen, ob die
-1 "Gräfin" überhaupt schon zu
- )en war. Dazu mußte sie sich
Die Kammerjungfer wenden. 5m
eisezimmer kam ihr die Gesuchte
. Liddy so hieß die Zofe sah
'eich und elend aus.
.Gut, daß sie kommen. Fräulein."
redete das Mädchen sie an. .ich sollte
Sie eben holen. Mir ist so schlecht
die Frau Gräfin wünscht, daß ich
mich zu Bett lege und daß der Arzt
?u mir geholt wird. Da möchten
Sie meine Bertretuna übernehmen.
Tie Frau Gräfin wartet schon auf
Sie. Ter Frau Grasin ist auch nicht
ganz wohl. Sie hat's wieder mit
"hrem Herzen."
Ethel lag, als Ilse bei ihr eintrat,
n ein weißes Negligee gehüllt, im
Schlafzimmer auf dem Dioan. An
en Fenstern waren die Borhänge
yerabgelassen und in dem halbdunklen
Zimmer herrschte ein intensiver Ge
ruch, der von den Tropfen kam,
denen sie wieder hatte zusprechen
müssen. Eine unruhige Nacht lag
hinter ihr. Der Vorgang des gestri
gen Tages hatte sie nicht schlafen las
sen. Erst nachträglich hatten sich die
Folgen bei ihr geltend gemacht.
Im wüsten Halbtraum hatte sie ge
legen, und ihre Gedanken kehrten wie
der zu jenem gräßlichen Morgen auf
dem Schiff zurück. Sie und die
Freundin lagen in der Kajüte noch
im Bett, vor dem runden Fensterloch
braute ein undurchdringlich grauer
Nebel, schwer arbeitete die Schraube,
ein unheimliches Tuten war zu
hören. Plötzlich ein entsetzlicher
Krach, mit furchtbarer Gewalt wurde
sie aus dem Bett geschleudert, ein
schlag gegen die Stirn, und das Be
wußtsein verließ sie. Als sie erwachte
hörte sie das Sausen der Wogen,
das Geschrei von Menschen über sich,
sie lag in einem Boot, das durch die
Wellen kämpfte, ihr Körper triefte
vor eisiger Nässe, und wieder derlie
ßen sie die Sinne. Später, als sie
in einem Krankensaal von neuem er,
wachte, hörte sie, daß sie in einem
langen Fieber gelegen hatte, und ein
Mann, der französisch mit ihr sprach,
verlangte eine Auskunft von ihr.
Auf ihrer Brust hatte man, an einem
Lederriemen befestigt, einen Beutel
gefunden, der Papiere enthielt
ihre eigenen und ihrer Freundin
Legitimationspapiere. ,. Das Wasser
haiie die Papiere nur wenig beschä
digt. Man sagte ihr, daß sich unter
den Toten auch eine Dame befände,
die vorläufig nicht hätte rekognosziert
i -r
uffcl.
werden können, über die sie als ihre
.iV, 'eilst!!: und Kajütengefähriin
' dtt ÄnSZunft gebe konnte,
. . : " '
Vluch auf die Papiere wie. man. von
denen der eine Teil wohl vermutlich
der Toten gcberte. Nur hätte man.
da auch der itapiiä'n tot sei. Nicht
festj'tllen können, welcher Teil. War
su Mißließ Jane Hartlcpool oder
war sie Miß Ethel Arown? Und wie
ein Blitz zuckte es durch ihren noch
dumpfen Kopf, daß diel da Mittel
war, durch daS sie sich für immer von
il:rcr Vergangenheit befreien konnte.
Zählte Jane Harllcpool zu den 2o
ten, so hatte der Verhaßle. ihr Gatte.
Um sie entlaufen war. keine Gewalt
mehr über sie. sie war seiner Bersol
gung für immer entrückt und sie
konnte ihr Leben noch einmal von
vorn beginnen. Sie war noch jung
und halte ja erst während ihrer Ehe
erfahren, welche Macht sie durch die
Schönheit und ihre Kunst über die
Männer ausübte. War sie keine der
heiratete Frau mehr, so konnte sie
nech einmal wählen, und diesmal
sollte sie ihre Wahl zu Glanz und
Reichtum führen. Der Beamte be
kam seinen Bescheid. Jane Hartle
pool war tot. Die Gerettete hieß
Ethel Brown.
Eist bebte sie noch davor, der Bc
t:ug könnte entdeckt werden. Aber
ihre Furcht war unnütz. Und der
Plan, der in jener Minute blitzschnell
in ihr aufgestiegen er war ihr
glanzvoll in Erfüllung gegangen.
Sie hatte ihre Macht nicht überschätzt,
sie war reich, sie war Gräfin gewor
den, und, was freilich nicht in ihrem
Programm gestanden hatte, etwaS
Neues war in ihr erwacht etwas,
was sentimentale Menschen .Liebe"
nannten, und was dann wieder ge
sterben war. um dem starren, sinste
rcn Haß Platz zu machen.
Und nun war ihre Tat entdeckt.
In die Hand der beiden Schurken sah
sie sich gegeben ein Wort von
ihnen, und ihre Ehe war nichtig und
die Gräfin Prockau verwandelte sich
wieder in eine gewöhnliche Frau
Hartlcpool, die noch obendrein wegen
Bigamie mit Schande in das Gcfäng
nis wanderte.
Keine ruhige Stunde war ihr mehr
gesichert. Beständig hing das Schwert
über ihr. Denn 'sie mußte natürlich
darauf gesaßt fein, daß die deiden
Schürten sich mit der Beute, die sie
diesmal von ihr erpreßt hatten, nicht
begnügen und daß sie immer mit
neuen Forderungen an sie herantreten
würden. Und wenn sie diese schließ
lich nicht mehr befriedigen konnte
was dann?
Würden die Schurken dann noch
Mitleid haben, und war sie dann
nicht trotzdem dem Schicksal verfal
len, dem sie für diesmal noch entgan
gen war? Ehe es soweit mit ihr
tam lieber wollte sie sterben. Mit
diesem Entschluß fand sie auch die
Ruhe wieder. Es war ihr selber
merkwürdig wie gefaßt sie der Ge
danke cn den Tod ließ. Hatte das
Leben nur noch fo wenig Wert für
sie? Und warum? Weil das ein
zige Mal, wo sie ihr Herz verschenkt
halte, es in den Staub getreten wor
den war? Aber war diese Wunde
nicht längst vernarbt und hatte sie
nicht Ersatz genug dafür in fchönen
Kleidern, allerlei Vergnügungen und
ihrem vornehmen Titel gefunden?
Oder empfand sie jetzt erst die Oede
und Leere des Lebens, das sie in
ihrem goldenen Käfig genoß, und
wenn sie im Theater sah und Zeuge
war, wie ihre einstigen Berufögenos
sinnen Triumphe feierten füllte
sich dann ihr Herz vielleicht mit Neid
und Sehnsucht, Sehnsucht nach der
Bergangenheit, wo sie auch dort oben
auf den Brettern gestanden hatte, auf
ihrem Leib den Flitter und vor sich
die ihr zujauchzende Menge? Aber
nein der Wahnsinn des Ehrzeizes
hielt sie gepackt, der Rückweg war ihr
verlegt, sie konnte nur noch vor
wärts.
Fortsetzung folgt.
Doppelter Grund.
Gatte: Wir werden doch lieber eine
5!öchin nehmen, Frauchen! Dir be
kommt das Kochen nicht, und mir
das Essen nicht."
Ausgeschlossen. Brand
inspektor: Liebe Frau, der Scheunen
brand ist höchstwahrscheinlich durch
Selbstentzündung entstanden."
Bäuerin (erschrocken) : .WaS,
durch Celbstanzündung? Aber, Herr
Inspektor, ich tu' so was im Leben
nicht, und mein Mann war ja gar
nicht zuhause!"
Verspäteter 31 at Zwei
Freunde gehen im Park spazieren.
,Tu", sagt der eine, .hier habe ich
meine jetzige Frau kennen gelernt...
drüben auf der Bank faß sie!"
Hm", antwortete darauf in Ge
danken versunken der andere, da
hätt' ich sie ruhig sitzen lassen!"
Eoa. Süße, wir kommen jetzt
in einen Tunnel", flüsterte er.
.Wage es nicht, mich zu küssen",
drohte sie.
.Geht auch nicht", erwiderte er,
,ias elektrische Licht wird gleich an
gedreht." '
- Entsprechend. .Warum
ist der Doktor Sprengel eigentlich ss
verbissen geworden?"
.Weil er jetzt sehr wenig, zu sei
ßen hat."' ,
Nervenftarkung. . Mut
ter: .Wag machst Du, warum starrst
Du die Maus da in der Falze -fort
während an?"
Tochter: .Ich stärke meine Nerven,
.,,., ' r
va.i.u; . - ,.,
Vssitilt.
Nervosität ist die große Krankheit
unserer Zeit. Die Symptome? Sie
sind vielfältig wie die Erscheinungen
oti täglichen Lebens. Tausend unter
chiedliche, undefinierbare Dingc ge
chehen im Namen de, Uebels. Mit
.er Luft, von der wir leben, atmen
wir diese Krankheit ein. Sie scheint
sich da, wo viele Menschen zueinander
in Berühruna treten, aus der Almo
sphäre zu adsorbieren. Nervosität ist
einer der Mühlsteine in Vottes
Mühlen". Sie ist die Krankheit deS
Jahrhunderts, das aus Kruppschen
Panzerplatten, auS ungeheuren Ma
schinen von unvocsielldarcr Kraft,
aui Aeroplancn und - Luflschif
sen. au Ozeantitanen und Wolken
kratzern zu uns spricht. Tauende
verbrechen sind vielleicht nur Nervo
silälsaltionen. Im Tascinskamps
erschlaffte Nervöse fliehen in die Ein
samleit keuscher Walter, in die Un
nahbarkeit der Berge. Wir andern
lochen in den Hochöjen derGroßsiäöle,
krümmen uns in den Prokrusterbeiten
der Berufe, sitzen mit fiebernden Hir
nen und machen Kultur, jeöer auf
seine Weise. 'Und im ungeheuren
Webstuhl spulen sich unsere Gebens
energien langsam ad. Dann fliehen
wir den andern nach, sammeln
Kräfte' lernen das Schreckgespenst der
Nervosität vergessen und kehren wie
der zuriicl.
Diese Nervosität, von der fo viel
gesprochen wird, an der fo viele lei
den, existiert wirklich, Eie ist eben
sowenig zu leugnen, wie sie abzu
schaffen ist. Aber eine andere Ner
vosität, von der noch viel öfter die
Rede ist. gibt es nicht. Sie ist nur
eine Entschuldigung für allerlei Un
arten olxr Angewohnheiten, mit
denen der schwache Mensch so reich
behaftet ist und die er genügend zu
erklären glaubt, wenn er behauptet,
er sei nervös. Man denkt sich mei
stens schon gar nichts mebr . dabei,
wenn man sagt: .Ach, ich bin ner
vös." Es gibt kein Versehen, du
sich mit diesem Einwand nicht mühe
los entschuldigen ließe. Die Schnei
derin. die zu tief in den Stoff ge
schnitten hat, weil sie eben an den
nächsten Abendausgang denkt, jam
mert, daß s heute so furchtbar ner
vös" sei. Was will man machen?
Das Dienstmädchen türmt einen
babylonischen Turni von Geschirr
aufs Servierbrett. Man denkt:
Wenn das gut geht! Plumps, liegt
die Cauciere in Scherben. Das
Mädchen verzieht keine Miene. Es
ist eben entsetzlich .nervös". Man
muß froh sein, daß es bei dem inen
Teil geblieben ist. Wenn es die
ganze Geschichte hingeschmissen häti,
könnte man auch nichts machen.'
So wird alles zur Nervosität. waS
man deutlicher und zutreffende? als
Ungeschicklichkeit oder Nachlässigkeit
bezeichnen würde. Man kennt die
Ausrede. Der Schauspieler, der
schlecht gelernt hat und das Stichmort
verpaßt, der Tenor, der in die Logen
äugelt und den Einsatz versäumt,
der Tonnerschlag auf der Bühne, der
hinterher hinkt, der Hornruf, der un
befangen in reinem Klang erschallt,
wenn der Darsteller auf der Szene
schon längst gesagt hat: Die Hörner
rufen. Hörst du sie?" alles das,
und noch viel mehr, wird gewöhn
heitsmäßig der armen Nervosität zu
geschoben. .Haben Sie schon den
Z. als Hamlet gesehen?" Ach
nein, der Mann macht mich .nervös"
mit seinem Gezappel und mit der
Stimme." Auch in' ist natürlich
von Nervosität nicht die Rede; nur
bemüht der Antwortende sich nicht,
das zutreffende Wort zu finden.
Die Handschuhe sind mir zu eng!
Das macht mich nervös!" klagt die
Dame, die voraussichtlich zu spät zur
Premiere kommt. .Herrgott! wie
die Feder wieder schreibt! Und die
Tinte ist zu dünn. Ich bin ganz ner
vös!" entfahrt es mir eben jetzt.
Aber nun will ich aufhören; denn ich
sehe, es ist doch schwer, gegen diese
bösen Angewohnheiten zu kämpfen.
WeiblicherMatzstab.
Frau Zanger ist wirklich von Herzen
gut." '
.Ja, das ist sie; ich glaube, die
könnte nicht mal über ihren Mann
etwas Böses sagen."
In der Sommerfrische.
Gast: Dem Teufel muß es diesen
Sommer außerordentlich gut gehen,
Herr Wirt.-
Wirt: Dem Teufel? Wie .kommen
Sie denn darauf?
Gast: Na. wenn's ihm schlecht ging,
hätte er sicherlich die Unmenge Flie
gen aufgefressen, die Ihr Lokal bevöl
kern. .
Erziehung zur Punkt
lichkeit. Wenn sich Frau Win
big mit ihrem Gatten auf der Straße
treffen wollte, fo ließ er sie oft stun
denlang warten. ;
Jetzt bestellt sie ihn in der Regel
nö Warenhaus; da kommt, er
o schnell, als er nur kann; denn
önst kauft seine Frau daS halbe
Lager auf.
Resignation. Nacht
Wachter: Seit zwei Stunden sehe ich
Sie hier auf der Treppe sitzen; wor
auf warten Sib eigentlich?
Herr (resignilert): Auf Tauwetter;
ich habe hier ins Scbnee meinen Sau.
yl!isfel trl;"i , ....
54. '..,.- !
. ' . Craiirnwlt,
Träume nennt der Humorist Wil
hclm AusckZ .die zweifelhasten Belu
siigungen in der Kinder und Bedien
tensiude deö Gehirnj, nachdem der
ülat und Hausherr zu Bett gegan
ijkn". Der Hausherr ober ist die Auf
merksamkeit. Im Traum fallen die
lciiischen Hemmungen weg. und am
Morgen erweisen sich die folgenden
ZraumInfpiralloncn der Dichter und
Erfinder oft als Einbildungen.
Manche gute Idee ist allerdings scqon
im Bett, im halbwachen Zustande ent.
standen, dabei dursie aber die Haupt
fache doch von der ochherigen Ueber
ardcitunz geleistet worden fcm. Wenn
z. B. Schlcycr, der Erfinder deö Bd
laput. sei!ie Idee im Traum konzipiert
haben will. o ist das möglich. Die
Hauptsache war aber die Aus
Führung. Wenn dcr Philosoph du
Prel, der lSJü mit einer 'Abhandlung
über ,die Träume in Tübingen den
Doktorgrad erwarb, von einer
.TraumApothete' spricht, so maz
er diese künstlichen Anregungen durch
Gerüche (man träumt bei ichtenna
delöujk vom Walde usw.) an sich und
anderen feügesiellt haben. Dr. G.
Specht, Pirosesior der Psychiatrie in
Erlangen, gebraucht in seiner Arbeit
sogar den Ausdruck .Traum-Garde
:obe". Warum auch nicht? Einen
gläsernen Zylinderhut wird man
freilich nicyt leicht einmal gesehen
oder gar fchon getragen haben, aber
in der Traumgaröerobe ist er zu fin
den. Glas und Zylinder sind so ge
läufige Dinge, daß man kein Mär
chcndlchtcr zu sein braucht, um auch
einmal von einem .gläsernen Hut",
ebenso wie von den Galoschen des
kilück zu träumen.
Das Kapitel dcr Kinderträume ist
noch wenig bearbeitet. Ter Wiener
Neurologie S. Freud sieht in jedem
Traum eine Wunfcherfüllunz. Sol
cherart sind meist die Kinderträumk.
Zum Beispiel: .Ein Kind hat am
Tage nicht genug Erdbecren bekom
men, nun träumt es davon und hat
im Traum genug und übergenug zu
essen. Ter Wunsch ist erfüllt. . Wer
Icnnt nicht (aus .Romeo und Julia")
Merkutios reizvolle Schilderung von
dem schallkasten Treiben der Frau
Mab. der Spenderin der Träume;
sie fliegt durch die Nacht wie ein
Ttäubchen. befährt das Hirn Berlieb
ter sie träumen von Liebe er
träumt von Gold . . Im Greisenalter
drehen sich die Träume zumeist um
Kindheit und Jugenderlebniffe.
Manche Menschen sind ganz träum
los. so soll z. B. Lejsing nie geträumt
haben. -
Der plötzliche Tod beim Boden.
Nicht selten hört man von plötzli
chen Todessällen. die sich in Fluß
und Seebädern ereignen. Tie Erklä
rung. die man gewöhnlich dafür gibt,
ist. daß den Badenden infolge der
Ueberanstrengung und Erhitzung ein
Herzschlag getrosfen habe. Auch der
volle Magen gilt bisweilen als Ur
fache. Aber diese Gründe sind nicht
ganz klar, wenn man bedenkt, daß
die Schwimmer gewöhnlich junge
kräftige Leute, häufig auch recht ge
übt sind, bei denen ein Herzschlag
sehr unwahrscheinlich ist. Auch ha
bcn die meisten Seitionen der Leichen
am Herzen nichts ergeben. Es ist
nun interessant, eine Hypothese zu
hören. die Dr. A. Gütiich aus Frank
furt in der Medizinischen Klinik ent
wickelt. Er zieht den sogen. Besti
bularapparat des inneren Ohres her
an, dessen Störungen Schwindel, un
willkürliche Augenbewegungen und
Erbrechen hervorrufen können. Der
artige Erscheinungen treten bei gewis
sen Menschen, besonders solchen, die
einen Schaden am Trommelfell ha
den, aber auch bei anderen, deren
Trommelfell intakt ist. auf. wenn
man ihnen kaltes Wasser ins Ohr
spritzt. Die plötzlichen Todesfälle im
Wasser sind durch solche Reizungen
des vestibulären Apparates zwanglos
zu erklären. Es gibt eine Menge
Menschen, die einen alten Riß im
Trommelfell von Jugend an haben,
ohne etwas davon zu spüren. Auch
kann ein mißlungener Kopfsprung zu
einem Riß führen. Dann dringt kal'
tes Wasser durch den äußeren Gehör
gang in die Paukenhöhle und reizt
von hier aus den vestibulären Appa
rat. Es kommt zu Orientierungs
störungen denn das Bestibulum
ist das statische Sinnesorgan ,
zum Erbrechen infolge Reizung der
Magennerven auf nervösem Wege
vom Gehirn her. Dabei ist ein bol
ler Magen natürlich gefährlicher als
ein leerer. Man müßte daher, so
verlangt Dr. Gütlich. Leute mit
Trommelfelldefekten warnen, allzu
kühne Kopfsprüng,. auszuführen oder
in zu kaltem Wasser unterzutauchen.
Ein ins Ohr gesteckter Wattepfropfen
ist ein gutes Vorbeugungsmittel ge
gen die Gefahr, die dem inneren
Ohre droht.
O w e h! .Ich gehe fort don
meinem Manne, Frau Schneider. eS
ist wirklich nicht mehr zum Aushal
ten, Vorige Woche hat er die gan
zen Möbel versilbert und
diese Wocke daS aane Silber
.a t : m o v e i x.
Grdknklag in Finnland.
Irr zehn! IdcIa dk sröhrre ylk
xklg,uvtrnsur B,drikm.
Aus Anlaß des zehnten TodeSti.
get des GeneralgouverncurS Bobri
loa wurde im Gebäude de finnlan
bischen Senats eine Seelenmesse n ich
orthodoxem Ritus zelebriert. Unter
den Anivesendol befanden sich dcr
Gkneralgouverneur, die Senatoren,
enatöbeamten und die Cpitzen der
Zivil und Militärbehörden. Wäh
rend des mehr als hundertjährigen
Bestehens deS Senats war dies der
erste orthvdorc Gottesdienst in den
Mauern des Senatsgebäudes. Der
Bizepräsident des Oekonomiedeparte
mentS des Senats. Browitinow. rich
tete im Namen des Senats an den
Generalgouverneur die Bitte, der
Witwe BcbrikowS daS tiefste Beileid
der Senatoren zum Tode ihre! i!iat
ten und die Achtung feines Andenkens
auszudrücken, sowie zu ihrer Kcnt
niS zu bringen, daß der Senat die
Erlaubnis des Kaisers erbitte, zur
Verewigung dis Andenkens BobiU
kowS dessen Büste im Senatsgebäude
aufzustellen. Auch will der Cenat
auf Lobrikows Namen verschiercne
Lliprndien errichten.
Der Name Bobrikow weckt die Er
inneruncz an ein trübes Kapitel in der
freilich nicht ganz unverschlildeten Lei
densgeschichte Finnlands, dem Aleran
der I. persönlich im Jahre 1809 ans
dem von ihm einberufenen Landtag in
Abo die Erhaltung aller Gesetze und
Reckte versprach und damit eine Con
berfte'.lung einräumte, die weder vom
Zarbefreier, dem liberril gesinnten
Alexander I!,., noch von den beiden
selbstherrlich regierenden und streng
konservatis gerichteten Zaren Nikolai
l. und Alexander III. angetastet irnir
de. ober unter Nikolai II. fast voll
ständig beseitigt worden ist. Noch
bevor das kaiserliche Manifest vom
15. Februar 1 800 die finnlnndische
Verfassung nvßer Kraft setzte, war
am 17. August 1838 der General
Adjutant Bobrikow zum General
Gouverneur van Finnland ernannt
worden. Er erschien mit einem kla
ren Programm der amtlichen rufst
schen Politik, die staatliche Einheit
Finnlands mit den Übrigen Teilen
des russischen Reiches zu festigen.
Nach fünfjähriger Tätigkeit wurde
er das ' Zpftx eines politischen An
schlages. Als er sich am lß. Juni
190 in den Senat, der innerhalb
seines Gebäudes die Beraniwortung
für die Sicherheit deS General-Gou
rerneurs übernommen hatte, begab
und seinen Adjutanten, der ihn bis
an die Treppe zu begleiten pflegte,
soeben entlassen hatte, schoß auf ihn
der Sohn des Senators Schauman.
Bobrikow wurde von drei Kuqeln ge
troffen, denen er am nächsten Tag er
lag. Bei dem Mörder, der sich so
fort nach der Tat erschoß, sand man
einen an den Zaren gerichteten Brief,
der in beweglichen Werten dem Ge
neralgouverneur. der den Kaiser durch
eine falsche Darstellung der Lage zur
Aufhebung der Verfassung bewogen
habe, die, Schuld an der im Lande
herrschenden Verwirrung und Recht-
'osigkeit beimaß. Er habe den Ent
schluß. Bobrikow zu beseitigen, nach
reiflicher Ueberlegung gefaßt, da als
einziges Mittel die Notwehr übrig
bleibe, und schwöre bei Gott, daß es
sich um keine Verschwörung handle.
Das sinnländische Bolk mußte die
Tat des Fanatikers, der einer anze-
sehenen Familie angehörte, schwer
büßen.
Soll ms SUS lieb? fcciraten 1
Diese Frage hat eine Zeitschrift
einer Reihe bekannter Persönlichleiten
in England 'und in Frankreich vor
gelegt. In Frankreich hat die Ver
nunftehe die meisten Berteidiger ge
funden, wenn auch niemand die Lie
besheirat zu verurteilen wagt. .Es
gibt Menschen," meint Sarah Bern
hardt, .die eine ganz ungewöhnliche
Fähigkeit der Zuneigung haben und
doch der Liebe im wahren Sinne des
Wortes nicht fähig sind ... Die
leidenschaftliche Erregung berauscht,
solange sie dauert. Aber wie das
stolzeste Feuer und die beste Zigarre
brennt sie ab und hinterläßt nichts
als Kälte, weiße Asche, die bei der
zartesten Berührung in sich zusam
menfällt . . . Wahre, echte Neigung,
verantwortliche Kameradschaft, ein
starkes Gefühl unantastbarer, tiefer,
gegenseitiger Sympathie, daS scheinen
mir die Elemente, die die Ehe er
möglichen. Die nur auf Leidenschaft
begründete Ehe wird durch die Stur
me der Wirklichkeiten leicht erschüt
tert."
Unbedingt für die Liebesheirat tritt
der bekannte Verteidiger eugenischer
Ideen. Dr. C. W. Salesby. ein, vor
ausgesetzt, daß man die Liebe nicht
verwechselt mit jener sinnlichen An
ziehunzskraft, die liebesunfähige
Menschen als Liebe anzusehen pfle
gen. Die wahre Liebe hat
Shakespeare beschrieben: sie besteht
aus Treue und Dienst. Diese Heirat
bringt sowohl dem einzelnen wie der
Gesamtheit Segen, darin stimmt auch
Ellen Key dem englischen Dichter bei.
Gewiß kann auch eine auf Sympathie
beruhende Bernunftehe harmonisch
sein. Auch auf die Grundlage der
Achtung und der Neigung entsteht ein
nun,
für die fiiicte.
Pikanter E lerstich all
Suppeneinlage. Drei tade5
log frische l!ier sinö mit einer Prise
Salz und 5 Eßlöffeln Milch gut zu
verschlagen. Tann wird dal Ganze
in drei Teile geteilt, ein Teil ist mit
X Eßlöffel durch ein Sied getriebe
uem, ' gebratenem Hühner oder
Schnepsenfleisch. der zweite mit 1
Eßlösjel ebensolchem Pilzmark
(Elch!i,,wö. kusfeln oder Stein
pilze). der dritte mit 1 Eßlösfel ge
hackten Kräutern zu vermischen. Je
des Teil ist für sich in ein Fvrmchen
zu gießen und zugedeckt im Wasser
bade steif werden zu lassen. ES ist
sehr darauf zu achten, daß daS Was
serbad nicht zu heiß ist oder gar kocht,
sonst belommt der Eierstich Löcher
und gilt als mißraten. Ist er steif,
wird er mit dem Buntmeffer in
Streifen geschnitten, in die Terrine
gelegt und mit Kraftbrühe Übergossen.
Brat KlopL. Zutaten: y
Pfund gehacktes Schweinefleisch,
Pfund gehacltcs Rindfleisch, zwei
Eier, etwaS Zwiebel. Butter, ein
geweichte, gut ausgedrückte Semmel.
Pfeffer. Salz. Elehackte oder ge
riebene Zwiebel fchioitzt man mit
einem walnußgroßen Stück Butter
gar, mischt sie unter obige Zutaten,
rührt alles gut und sorgfaltig durch
einander, formt kleine, runde Bäl!
chen daraus, wälzt sie in geriebener
Semmel oder Pannieimehl und
brät sie in Butter oder Schmalz
goldbraun.
Deutsche Apfel Kugel.
Man mcche einen fehr dünnen Ru
deltcig, rolle ihn so fein wie mög
lich aus, dann mache die Füllung
wie folgt: schäle G Stück große,
grüne Aepfcl, hacke sie ganz fein,
nehme Rosinen, süße Mandeln und
etwas bittere dazu, Zitronat, Zuk
ter, Zitronensaft, reibe etwa! Zi
tronenfchale ab. fein geschnittenen
Fisch-Pfcsferkuchkn. Dies alleS gut
untereinander gemischt, und lege die
ganze Masse in den Teig, gieße ein
bischen beliebiges Fett darauf, Gan
e-, Schinken oder Fleischfelt, und
rolle es gut zusammen, tue Fett in
den Topf, lase es heiß werden und
lege die Aepfcl-Kuzel hinein, lasse
eine gute Stunde backen, bis die
S Prise schön braun ist.
K a l b f l e i j ch r ö l l ch e n. Die
übriggebliebene Kalbsbrust schneidet
man in dünne, möglichst breite Schei
ben und bestreicht sie mit Butter von
einer Seite, streut dick Parmesan
käse darauf, träufelt von der übri
gen Sauce ein wenig darauf und
rollt die Scheiben zu, beziehungS
weife fpeilert sie mit Hölzchen an
beiden Enden zu. Nun rollt man
sie in geschlagenem Ei und geriebener
Semmel und 'Hrät sie rasch in stei
gender Butter schön hellbraun.
Einfache, billige Apfel
torte. In einem Napf schlägt man
vier ganze Eier leicht mit y2 Pfund
Zucker und fügt nach und nach
i2 Pfund Mehl hinzu. Etwa zwei
Pfund Aepfel werden geschält und in
feine Scheibchen geschnitten. Man tut
diese in eine gut ausgebutterte runde
Tortenfor,,, und gießt den ziemlich
flüssigen Teig darüber. Um das An
hängen der Torte zu verhindern,
schneide man aus Butterbrotpapier
einen runden Teller, der den Boden
der Form bedeckt, bestreicht diesen mit
Butter und legt die Apfelfcheiben erst
dann darauf. Die Torte wird bei
guter Hitze 20 bis 20 Minuten ge
backen und gestürzt, das Papier kann
man leicht abziehen. Wenn man die
Eier mit dem Zucker zu Schaum rührt
und auch das Mehl nur löffelweise
zugibt unier beständigem Rühren, so
erhält man eine Biskuit Apfeltorte,
die noch mehr ausgibt, doch ist die
erstere Art jedenfalls noch saftiger
und schmackhafter.
Nahmkrapfen. Man nimmt
Vz Pint Nahm, läßt ihn warm wer
den und rührt ihn ab. Dann gibt
man 2 Eier und 2 Dotter daran,
verrührt gut, gibt dann 2s3 Unze
aufgelöste Germ hinzu, , hierauf so
viel Mehl, als notwendig, damit der
Teig dick wird. Dann schlägt man
sein ab, nimmt ihn auf ein be
mehlteS Brett, sticht Krapfen aus,
läßt sie gehen, macht in einer Kasse
rolle Schmalz heiß, legt die Krapfen
ein, und deckt sie schnell zu. Wenn
sie auf einer Seite goldbraun sind,
kehrt man sie mit einem Backloffel
um, deckt sie aber nicht mehr zu.
Man muß sie warm essen.
Kalbsherz. Die Röhren und
großen Adern schneidet man sorgsam
aus. säubert, wäscht, trocknet und
höhlt daS Herz aus bis auf eine
Fleischfchicht von zirka iy2 Zoll Dicke.
Das rohe 5)erzfleisch treibt man durch
die Hackmaschine nebst etwas Kalbs
leber und würzt es mit Zwiebeln,
Salz. Pfeffer. Petersilie, auch gehört
in Milch eingeweichte Semmel (ausge
drückt) in die Masfe. Nachdem man
sie in daS leere Herz gedrückt, spickt
man dieses, bratet es in steigender
Butter und dünstet es langsam weich.
Zuletzt streut man etwas Weizenmehl
darüber und kocht die Sauce mit
Brühe dick ein. In feine Scheiben
geschnitten, wird es auf erwärmter
Platte hoch angerichtet, die Stücke
übergefüllt und mit CornickonS aar.
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