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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (July 24, 1914)
'35ftä5TK! DnrmstM. die lnuptswdt dcs GrossbcrzogtKmus Messen. a üä T i i - L r 1 4 iww i .'. . . h'rr - ' M .; f'' , ( eLySv- t) syA F?OSy Ivr U yjr U W -.r v W ' hl- ., - JS-f p. . , T A , 3 ,. ! A ' jf r , . ! I z " " V c' 'f. nrj-v-?:; i-'... " AÄ-'-. . t f.; ' - vJ - s fJL:- . -1r "ij-i -S- i ,? i I '. HUkMi- f. ' V-W l: ) . . ä a--UM'- K ZÄnseum und Kostyeater. ?Ztstgn. K'! gab eine Zeit, und die ist noch licht allzulange verstrichen, da nur Tarmstadt glcichberutend mit Langeweile. Auf der Rhein Praße konnte man von einem Ende bis zum anderen laufen, ohne mehr a!Z einem Dutzend Menschen zu begegnen und der nachstehende Wid war bezeichnend für die Srofzherzcglich hessische Haupt und Re sidenzstadt: ' Ein Mann begegnet auf der Rhein strafze einem Schutzmann und fragt ihn: Können Sie mir vielleicht sagen, wo der Lahnhos isl?" , Gewiß kennt' ich Jhne dek sage, aber Ich werr mich schcen hiete!" ' .WeShalb denn?" r. . .Sie sinn ä Fremder . . . . unn Sie wolle abreise." Diese Zeiten die guten alten Zeiten? - sind vorbei; in den letzten Jahrzehnten haben sich in Tarmstadt Industrie und Handel in überraschender Weise entfaltet, die großartige Entwickelung der Techni kchen Hochschule zu einem weltberühmten Institut hat wesentlich zu dem kräftigen 5unst und Leben. 1 Skizze von . ,. i. ' Als der Maler Diel seinen Freund Teichmann besuchte, fand er diesen vor einer Leinwand, die mit grellen, quadra tisch geformten Farbenklecksen besät war. Da Atelier selbst hatte seit dem letzten Male etwas merkwürdig Ungewöhnliches bekommen. Sämmtliche Bilder waren umgedreht und wiesen dem Beschauer ihre unbemalte Seite. Teichmann reichte dem Besucher nur den kleinen Finger, weil er so über und über Mit Farbe beschmutzt war, daß man mci nen konnte, die neueste Mode wäre, Pinsel und Spachtel zu sparen und nur die Hände zu brauchen. Mit innerer Wuth malte er darauf los. Diel blickte ihm eine Weile wortlos über die Schulter. Dann zündete er sich eine Zigarette an und musterte die Wände. Der erste Eindruck bestätigte sich. Keines der vollendeten Bilder bina rickitia. Nur .jtn paar ganz unfertige Aktskizzen schienen ,. zade gefunden zu haben und durften Jt fragmentarische Nacktheit weiter pra fVi'i'cn. T7L!Da soll denn da! bedeuten?" fragte U?icl erstaunt. t" r, ,.. .(.r. f" v. ftsAv M i,Witim!VUtl , UlltlVUlltlt Vll UllUVlfc verdrossen, warf die Palette hin, lief von 'sbtt Staffelei, soweit er konnte, sort und maß das Werk mit kritischen Blicken. Da bet wuchsen seine Augenbrauen fast zu sammen, und aus feinen eckigen, hageren Bocken schon ein merkwürdiges Roth aus, Diel stellte sich neben ihn und räusperte sich. Mit heftigen Zügen rauchte er seine 0 Zigarette zu Ende. Dann nahm er einen ..Anlauf, wie zu einer Sache, die großen Muth erforderte, und fragte: Sag' mal, Teichmann, was soll denn das bedeuten?" Der Andere fuhr auf, als kehrte seine Seele von weither zurück. Was?" ' Diel wies auf die Staffele!: ,Nu. das." ,Ja. fühlst Du denn das nicht?" Diel kraute sich hinterm Ohr: .Nein." .Das ist die Seele der Landschaft." .Maas?" Die Seele der Landschaft", wiederholte Teichmann mit unerschütterlichem, ein we nig pathetischem Ernst. So wird es heißen, wenn ich es nächsten Monat bei Wegner ausstelle." WaS . . . Du willst bei Wegner auö stellen?" . ' Sicher . , . ist schon abgeschlossen?" -.-Der hat doch nur Kubisten und (E; hrefsionistm." , Ist das etwa kein Expressionismus?" fragt Teichmann gekränkt. -,'DaS schon. Aber früher . . . Deine anderen Sachen '.. n i i voroei. Aber sie taugten doch was!" bie lind von gest':". c 1,h b ,:d K.-. , flWJi zu gek.. MzMnegrs. anf.EttbjmZ. Heit . "mTt'T'i ' J - - -.; ,H ; V? l lYI jVm Äs. YL f 55 - w K- m i fädift Mm CWKf? rJty I L ti aXnl 'jaw a I I s vmrSSr difWtiXtfr imwA, :aJsä i- r irt& L.-irvv vN jSil MW I ' 5 "-MWP v5 s fi V X t. ' j iW' x h &l ''ll y-v , - - " i y JT ' j fm -v Mi ffi, isr tifaFwMiX M ; iMXv sW fVl X ii i i V 6 I Kesflsches Wappen. Krikgerdenkmak. und schönen Aufblühen der Stadt beigetra gen, ganz besonders hat sich aber die Stadt unter dem jetzigen Großherzog Ernst Lud wig zu einem Kunstzentrum entfaltet, da! neben München eine führende Rolle in Sllddeutschland spielt. In hundert Iah ren tst die Einwohnerzahl TarmstadtS von 15.000 aus nahezu O0.000 gestiegen. Die Gründung Darmstadt' fällt in daö fünfte Jahrhundert, aber noch im elften Jahrhundert war ei ein Dorf und kam all solches an das Biöthum Wllrzburg. Von diesem wurde es den Grafen von Katzenellenbogen zu Lehen gegeben, welche es bald danach zur Stadt erhoben und sich hier ein Schloß erbauten, von welchem heute nur wenige Baulichkeiten vorhanden sind. 1479 fiel Stadt und Gemarkung Darmstadt erblich an die Landgrasen von Hessen. 1518 wurde Tormstadt von Franz von Sictiiigen bei dessen Fehde mit Landgraf Philipp ' dem Großmüthigen von Hessen hart bedrängt, wehrte sich aber tapfer. 1537 ward Tarmstadt Hauptsitz der darmstädtischen Linie dcs hessischen Fürstenhauses, indem Landgraf Philipp Friedrich. Und taugt nichts." Die hagere Figur ,des Ankeren schien einen Kopf höher zu wachsen. Dir scheint das Verständnis für diese neue Art zu fehlen." Vielleicht erklärst Du sie mir ein bis chen. . i . Ich war jetzt drei Monate in Tirol, in der reinen Natur. ... Du hast ja die ganze Zeit hier gesessen und hast gearbeitet." Wie kann man das erklären! Dos mußt Du fühlen. ... Da der Wiesenfleck in der Mitte" ... .Wiesenfleck?"... Da daS Grüne. Banause. ... Das ist der Zentralpunkt des Ganzen ... die see lische Basis, wenn Du willst. Hm, hm", murmelte Diel, waS Teich mann für eine Anerkennung zu nehmen schien. Er fuhr sort: .Die Häuser iinifi .Die Kringel?" .Diese Häuser zitiern im Sturm. Und der Baum davor ist auch nur ein einziges : i i w:. .... cmri .Qi"cui, unu vic iiuiuu iuuuc , , Die Kartoffelsäcke ?' Sie bedrohen die Häuser, die ich fürchten." Und was sollen denn die rothen Knö del?" Das links sind Blumen. Und das rechts der Unterrock einer Bäuerin, der auf der Leine im Winde weht. Sie be drohen den grünen Zentralpunkt. Sie ziehen gegen ihn zu Felde, wenn Du das besser verstehst. . . . Diese Landschaft trauert. Das grelle Gelbroth ist zu schreiend, um mit dem dunklen, fast schwarzen Grün in Harmonie zu stehen. ES drückt die Disharmonie der Stimmung aus." Diel schüttelte den Kopf. Aber er schwieg. Teichmann sah mit zusammen gezogenen Brauen weiter aus das Bild. Dann malte er wieder ein paar Striche. Sein Freund zündete sich inzwischen eine neue Zigarette an und steckte mit dem selben Streichholz den Spiritus unter dem Theekocher in Brand. So Verstrichen ein Paar Minuten. Da begann es Diel langweilig zu werden. Er drehte eines der Bilder um, die verkehrt an der Wand hingen. Eine Landschaft kam zutage. Vorn ein Baumgarten, mehr zurück ein Bauernhaus und ganz hinten Berge. Alle? breit und locker gemalt. Eine gute, solide Arbeit voll Duft und Licht. Wenn auch nichts Neues, Himmelstür inendes. Teichmann trat zu .ihm. Geh, häng den Schinken wieder um!" pTut ist kein Schinken!" Häng es um!" , Du wirst doch erlauben, daß ich mich j im wJmtl" , .-. DniWaichmanns Stirn schwoll die licke. m !M '?,,u?'Ä ''.dc'cchm, auf die oröunzen lcrreicki- 1T?.rni .. hWW MitKU-Ä . f 1 r- ' III ... 4 j 1 1 i W: ' 7,. wiys' i -,T"rf" j. 1 .'1 r 4,htJj i t . t i i .. . . 'Ssl' . ,. r , I ' !;.. C l; : ßrnst der Großmüthige, nachdem er In feinem Lande die Reformation eingeführt hatte, dieses unter seine vier Söhne theilte, wo bei seinem jüngsten Sohne Georg I. die obere Grafschaft Katzenellenbogen mit Darmiiadt zuficl. Dieser wählte Darm stadt zu feiner Residenz und begann als bald den Bau des sogen, alten Schlosses; das frühere Katzcnellenbogcner Schloß war 1346 im Schinalkaldischen Kriege von den Kaiserlichen unter Graf Büren er obert und gesprengt worden. Georg l. und seine Nachfolger trugen wesentlich zur Vergrößerung und Verschönerung der Stadt, sowie zur Erweiterung des Land besitze bei. Schwere Schädigungen erlitt Darmstadt jedoch während des dreißigjäh rigen Krieges und unter den Raubzügen des Mordbrenners Melac, und nur lang sam konnten Stadt und Land sich unter der fürsorglichen Regierung Ernst Lud wigz (16881739) wieder erholen, bis es schließlich unter der großen Land gräsin" Henriette Karoline sogar eine Blüthezeit erlebte und ein Zentrum des deutschen Geisteslebens war. als schlüpfe eS ihm über die Lippen, ohne daß er es wollte: Es thut mir weh." Erstaunt horchte Diel auf. Er schüttelt, den Kopf und drehte das Bild um. Das Thecwasser begann gerade zu ko chen. Teichmann füllte das Bleches und goß auf. Man fetzte, sich an den runden Tisch, auf dem mit knapper Noth für ein paar Tassen, die Zuckerdose und die Rumflasche Platz war. Sonst lag er voll von Zeit schriften, Büchern, Studien. Briefen. Teichmann schenkte sich reichlich Rum ein und starrte in feine Tasse, in der er mit derselben verbissenen Wuth rührte, wie er vorhin gemalt hatte. Der Andere beobachtete ihn. Er dachte an den Ton in der Stimme seines Freun des vorhin. Da stimmte etwa? nicht. Das mußte er ergründen. Teichmann", begann er leise und über redend. Wie ist das gekommen mit 2)ir? Daß ich neue Kunst mache? Ja . . . der Wechsel in drei Mona- ten' . . . Ich habe schon früher darüber nachgc dacht." .Und Du hast mir nie etwas gesagt . . . keine Zeile darüber geschrieben!" Ich wollte erst mit mir selbst im Rei nen sein." Hat Dich Kandinsky mit seiner Schrei berei verführt? Oder wer sonst?" - Natürlich habe ich auch Kandinsky ge lesen. Aber nicht nur den. Na" . . . Er holte unter den Zeitungen und Briesen auf dem Tisch ein paar Bücher und Broschüren hervor. Und ich bin in der letzten Zeit auch oft in.Wegners Kunstsalon gewesen." Verkauft denn der was?" Mehr als die Andern." Giebt er auch Vorschüsse?" .Ja." Du hast also auch einen Vorschuß vo ihm?" ' Natürlich." Es sollte selbstverständlich und stolz klingen. .So , . . so." . . . Was soll da, heißen?"' ' Damit hat er Dich also gckapcrt!" . Was heißt gekapert?! Bitte." . . . Na, Teichmann, wir wollen doch mal aufrichtigem. ... Du glaubst doch nicht an all das, waS Du da redest und malst!" Auf den Backen des Anderen erwachte wieder das rothe Feuer. Ich bemühe mich, es zu glauben." Ja, und warum denn? Du bist heute über dreißig . . . bist doch kein grüner Kampel mehr, der heute so und morgen so malt. . . . Und Du hast gute Bilder gemalt . . . hast vorzügliche Kritiken be kommen . . . Ausstellungen" . . . ' Und habe ie richtig WaS verkauft! Wenn ich zu einem Kunsthändler gegan gen bin, setzte er mir den Preis um die Hälfte runter. Von fünfhundert auf zweihundertfünfzig. Und wollte auch da von noch seine Prozente . . . und verlauft hat er nachher so gut wie nichts!" und das da?" Ist schon bezahlt durch den Vorschvß . mArzn Cf janif. Die neuen If -Vjk f -: l. i .1. i'Al 'W- m. ' ' m.. u en Plvziogattva. (. A , Va i TB 1 fi & I l li ß i t TJ '-' ä ' li b i s ! 4.-; -1 ' 1 rifji . . M M . '. ihV ' ' ,, ' " -4 ' i , f. ') , . r mi TT"-? f - rrr - sX mz. '73 f jT- v . f i . ' k A - ' V-.', s. rt- .r H T : i jf-. O V l . ;f C k T; .jü ,.-.faB- " ' . r i.iwjtoäjrtwj Aas großyerjögliche Schloß. Ludwigyaus vkr AünflkerKokonie. Unter Großherzoa Ludwig I., der von im (als Landgraf von 1790) bis IM regierte, vergrößerten sich die darmstädti schen Besitzungen, und die Residenz ent wickelte sich in großartiger Weise, nicht minder unter seinen Nachfolgern, dem zweiten, dritten und vierten Ludwig, bis es unter Ernst Ludwig einen unvergleich lichen Aufschwung nahm. Die idnllische Residenzstadt ist seit der großen Kunst Umstellung, die 1901 dort stattfand, in die Reihe der ersten Kunststädte gerückt. Frü her nur eine bescheidene Rolle spielend, wird Tarmstadt jetzt vielfach von Frem den besucht und namentlich als Aus gangspunlt zur Bereifung der Bergstraße bevorzugt. Ter jetzige Großherzog Ernst Ludwig, hat als Protektor und Förderer von Künstlern, Malern. Architekten Darm stadt zum Mittelpunkt, vielseitiger Kunst bcstrcbungen gemacht und im Zusammen hange damit die Hebung vieler Industrie zweige hervorgerufen. .Die Kunst hat in Tarmstadt seit der Ausstellung 1901 eine bleibende Statte gefunden; die Künstler kolonie auf der Malhildenhöhe wird jeder Fremde und Einheimische mit Interesse Mit dem Geschrei" kommen sie in die Presse. In ein paar",Jahren kräht kein Hahn in der Zeitung mehr nach Euch An deren." Der Rummel wird sich aber geben, wie alles von der Art." Wissen wir, wann?1 ' Und nachher, wenn der Rummel wirk lich vorbei ist" ... Tann haben wir wenigstens was ver dient. ... Wir müssen doch leben!" Und die Kunst?" Tcichmanns Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse. Ick vseife auf die Kunst!" " Diel schwieg. Er fühlte, wie ernst es dem Freunde war. Und hatte er nicht eigentlich recht? War die Kunst nicht der große Götze, dem sie alle sich opferte? Und was gab sie ihnen? Ein wenig mehr Freiheit . . . ,durchtollte Nächte. ... Das war alleS. Und das ließ nach, wenn man älter wurde. Tann fühlte man nur schär fer ihre übrigen bitteren Geschenke: allerlei Entbehrungen ... oft Hunger ... und das Ungeheizte Zimmer im Winter uns nie ein richtiges Heim... immer m Gefahr, hinausgeworfen zu werden, Schon wahr , sagte er nach einer Weile. Uns macht ja die Kunst doch nur kaput. Uns, die wir keine Genies sind . . . und die wir doch mehr geben wollen als Handwerk. . . . Hätten wir nur etwas mehr gelernt als Zeichnen , und Malen!" Du solltest eö so machen wie ich." Das kann ich nicht." Warum nicht? Es gehört nicht b!el dazu. - ' 1 ? r . ; Weißt Du ... ich hab' bloß- noch zu viel Charakter. ... Ich kann nicht so Mit löufcr spielen." ... Sind wir denn fo was anderes als Mitläufer? . . . Sieh mal, wak ich da gemacht habe" er wies auf die Bilder an der Wand daS können hundert Andcre auch. Also ist eS für die Welt keine Nothwendigkeit, daß ich es thue. Aber für mich ist es eine Nothwendigkeit, daß ich lebe . , . daß ich 'rouskomme aus den Sorgen ... daß ich nicht bei jedem Brief, den ich kriege, zusammenfahren muh, weil vielleicht wieder einer von mir sein schon lange fälliges Geld haben will und mit Pfändung droht. . . . Und man wird älter . . . möchte Ruhe haben . . . möchte auch mal hcirathen . . . Sind wir denn schlechter als jeder Beamte oder sonst ein Bourgeois?!" Vielleicht sind wir eben zu gut!" Ts ist Phrase. Mit dem faulen Zauber betrügen wir uns nur immer selbst. Und das muß doch mal aufhören. Wir sind doch heute über dreißig!" Du meinst, es ist gcscheidter, wir ic trügen Andere?" Wen betrügen wir denn? Niemand. Das Publikum kommt zu feinem Recht. Es hat feine Sensationen. Und der Kunsthändler verdient fein Geld. Er spe kulirt mit uns. Wen betrügen wir also? Niemand. Es bekommt jeder nur, was er haben will., Es giebt nach uns immer wieder neue, die essen und eS warm haben wollen." . ' Ja . . , die giebt eS wohl", seufzte ,UH .. , '")" ' y . V. jjljlJ WA - A i vi i." n 1 li r ' ' iii I1 l 1 1 . " . ,"' , - J , .' 'i L rr Darmstädter Ausstchtsthurm durchwandern und sich an den architekto nischen Bauten und den prächtigen Gar tenanlagen erfreuen. Auch die anderen Villenviertel, sowie die neueren Straßen und Anlagen, die großen Geschäftsläden mit den Erzeugnissen des modernen Kunst gewerbes und das Leben aus den Straßen zeugen von stetem Fmporblühen. Für Tarmstadt begann mit dem Regie rungsantritt des Großherzogs Ernst Lud wig eine neue Zeit in der Architektur und der Baukultur. Wie sein Name mit jeder hervorragenden künstlerischen Bethätigung verbunden ist, so hat auch das Stadtbild unter dem Einflüsse seiner kunstsinnigen Initiative große Bereicherungen erfahren. Frühzeitiger als dies in anderen Städten möglich war, ist in Darmstadt die Er kcnntnis von der Bedeutung des Stadt bildes und der Wirkung der Architektur durchgerungen. Ein hervorragendes Bei spiel von der Durchführung eines guten Stadtbildes hat auf der Ausstellung das Mitglied der Künstlerkolonie Professor Albin Müller geboten. Auf der Mathil denhöhe lag die Nothwendigkeit vor, einen bestimmten einheitlichen Bebauungsplan ' Wenn Du die Bücher, haben willst . . ich borg sie Dir gern." Laß sein!" Diel stand auf. Ich muß mir das erst überlegen. Mir ist ganz wirr im Kopf." Er nahm seinen Hut und ging nach einem raschen Abschied. II. Es war drei Tage später, um die Mit tagszeit. Der Wurstwaaren und Teli katenladen von Katharina Zunzinger hatte gerade stille Stunden. Im Neben zimmer saßen deshalb die Besitzerin und der Kunstmaler Diel in ungestörtem Bei sammensein. Katharina Zunzinger war eine Mittel große, dralle Blondine. Man sah ihr an, daß sich von den Resten, die ihr flottgehcn dcs Geschäft ihr zu eigenem Gebrauch auf die Teller legte, gut leben ließ. Diese Reste und das Geld, das ihr Kundenkreis abwarf, waren sogar hinreichend, auch einen Mann mit zu ernähren. Darum hatte sie schon lange nach einer geeigneten Partie Ausschau gehalten. .' . . Jetzt, in dieser stillen und gesättigten Mittagsstunde, war sie sehr glücklich. Sie hatte sich nämlich gerade mit Diel verlobt. Bisher hatte es zum großen Leidwesen der ehelustigen Katharina mit den Man nern einige Schwierigkeiten gegeben. Sie wünschte nur einen besseren Herrn", denn so viel war ihr Geschäft wohl werth. Aber jedesmal sah sie sich unüberwindli chen Widerständen gegenüber. Verschiedene aussichtsvoll eingeleitete Bekanntschaften lösten sich auf, da der Beruf der besseren Herren" mit dem Wurstwaaren und De likatcssengeschäft nicht in Einklang . zu bringen war. So war sie trotz ihres blühenden Ge schäfkcs schon neunundzwanzig geworden und durfte also mit Recht glücklich sein, daß Diel, den sie als soliden und zärtlichen Menschen kannte, sich um sie bewarb. Von der Künst hielt sie nicht viel. Ein paar Maler hatten bei ihr arge Schulden sitzen lassen. Seitdem war diese Kaste bei ihr in Verruf. Und Diel genoß nur des halb ihr Vertrauen in so hohem Grade, weil er selber auf die Kunst als eine er bärmliche Beschäftigung schimpfte. Als sie in dem kleinen Sofa, das mit allen möglichen Deckchen geschmückt war, dicht an ihn geschmiegt saß. bat sie: Gel', Franzerl, mal'n thuast jetzt nimma so arg viel? Schaug, es kimmt do nix dabei raus. Wannst mi malst, no ja, dcs is freili a Sach für sich. Aba für andre Leit deS zahlt si nct aus. . . . Is ma scho liaba, Du hilfst ma im G'schäst oda wann's ans Ei'kauf'n geht. Grad da thuat a Mannsbild recht noth." Diel schloß ihr die vollen Lippen mit einem Kuß. Ein bißchen zuckte es in ihm doch. Der große Götze wollte noch immer sein Recht an ihm zeigen. Es war deS halb gut. daß er ihm ganz aus den Fin gern kam. ' AIs er noch jung war und das Gym nastum verließ, ehe tz noch .' Abitu I ricntenezamkn gemacht hatte, träumte er von Feiertagen, die ihm die Kunst schenken sollte. Daö andere Leben war im Alltag ,Vtsen.. . " I i -MKVMW i in ' H ,.? , . inmmmvMiM . t--,- -v cw 's' y. I ir ( - - - 't ' ' ' fotfiO "jC-J- -r ' ! , TVmrr ' .5" M ' . Hifflil - uipy I''-- MKMM, ' -i s i f:' p w i! : !1 )?Ji fi-j' s ; hr'-r' ."1 r- : . , . j . " m r, t ci i p".-.. i - . . . ,, i V I 1 I- ' 1 V ' I'1! f Äs 1 j I - . yi V I. I il fc-l . V' - i ,i I . w-" 5 .-s.-y.t-; ; i "I l 1 ' I f I' I O,.,,, WH 1.4 . II , - ' jr-n,irTr i "ÄA fi I r ' - ttäT" M ui 5 i I Ki V ,;WirKrVtVrZ I 1V 1 " ' V . t . i MM'M H s lißq -; 1 j . .? ' 'a'i y iä ni.-. w - l 1 j 1 r ; ; etzv V (. 4 V-" ' )t ? - ... . ; ... ...1 l;: - r : i i;Urt - i . i ii 1 1 1 1 rv . '., i , iii i ii i . , . . : : . . ; 1' LX ff'l nli V . I Wappen. udwlgsyöye. zu entwerfen, , sonst hätte die Gefahr be standen, daß die künstlerischen Baut, der Mathildenhöhe in ihrer Erscheinung durch eine willkürliche, regellose Umgebung be einträchtigt, ja zerstört worden wären. Professor Albin Müller hat im Austrage deS Großherzogs diesen Plan entworfen und ihn in künstlerisch hervorragender Weise zur Ausführung gebracht. Die, in den siebziger und achtziger Jahren er schlossencn Stadtviertel im Nordwcsten, Osten und Süden wurden ausgebaut und neue, zum Theil von bedeutendem Um fange, eröffnet. Das Martinsoicrtel und Johannisviertcl wurden durch neue Stra ßenzüge vergrößert, im Osten eirtstand das Mathildenhöheviertel, Im Süden durch das sogenannte Beamtcnviertcl ein neuer Stadttheil. Neuerdings ist auch ein wei teres Viertel am Hohlen Weg erstanden. Die Freude an der Architektur begünstigte die Abwechselung in den Belxiuungsplä nen, es wurden ne,ue reizvolle Stadtbilder geschossen. Wie außergewöhnlich rege während der letzten Jahre in Tarmstadt die Bauthätigkeit der öffentlichen Vcrwal tungen war, das ' beweist die Thatsache, ' Aber stammte er nicht schließlich aus dem Alltag? - Sein Vater hatte in einer süddeutschen Stadt Haus und Metzgerei. Er sollte studiren, da für das Geschäft zu Hause sein älterer Bruder bestimmt war. Als er erklärte, er wolle zur Akademie, waren seine Eltern gar nicht damit einverstanden. Sie hielten von der Kunst gerade fo wenig wie Katharina Zunzinger. So kehrte Diel eigentlich wieder in den Kreis zurück, von dem er sich hatte lösen wollen . . . kehrte zurück, weil ihm die Malerei keine Feiertage schenkte und er des Kampfes um's tägliche Dasein müde war. Zu Hause war es fo warm und behag lich. Man konnte sich satt essen, und mehr als das. Man brauchte nicht zu frieren. Und es gab Dinge, an die man sich halten konnte, nicht nur Schlagworte, die alle paar Jahre wechselten. Und es ging ehrlich . zu. !vian brauchte seinen Charakter nicht zu verleugnen, brauchte sich nicht zu betrügen, wie es letzten En des Teichmann ja doch that, wenn er dabei auch zu Geld kam und sich ein geruhiges Leben verdiente. Diel versprach Kathi Alles, was sie wünschte. Sie war sehr glücklich. t Und er war . . . auch . . . glücklich . . , Denn sie hatte ihm ihren Frieden ge geben... . Der Kanarienvogel im Bauer sang leise trillernd. Zu Haufe hatten sie auch einen gehabt. Sonderbar, wie dieses Zuhause wieoer auf wachte. Die Stadt im Thal, inmitten der sanften, grünen Berge. Die eng aneinander geduckten Häuser, über denen der blaue Rauch stand. Und der Kirchthurm mit dem Storchnest. Früher hatte er über dieses Kleinburgerthum ofj gespottet. Morgen wollte er feinen Leuten schreiben, daß er sich verlobt hätte. Sie würden zufrieden sein . . . Als Diel von seiner Verlobten ging, wollte er zu Teichmann. Sein Weg führte ihn an Wcgncr's Kunstsaloon vorüber. Zuerst wollte er nicht stehen bleiben. Aber der Dotze. dem er untreu geworden war, rief ihn noch einmal. Als er hinsah, prangte da, groß und fast das eine ganze Schaufenster füllend, das Gemälde seines 'Freundes. Von einem Goldtäfelchen hob sich stolz der Titel: Seele der Landschaft.".' Ein unschein bares, Bescheidenheit vortäuschendes wei ßcs Pappschild trug in rothen Buchstaben das freudige Wort Verkauft." In diesem Augenblick wachte doch etwas wie Neid in Diel auf. Rasch wandte er sich ab. Er wollte doch nicht mehr zu teichmann gehen. Er konnte ihm ia chreibcn. daß er sich verlobt hatte und 'chon bald, in vier Wochen, an dem Ziel ein würde, das der Andere erst in jähre langer Arbeit erreichen wollte. Sein Neid war schon wieder geschwun den. Er dachte an Kathi's friedliches Zim mer, an den Kanarienvogel und ihre zart lichen Küsse. . Vergnügt pfeifend schlenderte er weiter und kaufte einen 'großen Blumenstrauß. crgcritS . , .. .'TT77C ' .jüJ 1 , .... . 1 '! Kauptbaynyof. aukuskirche. ahn daß (einschließlich dcs neuen Hauplb, lofsi Ik c.iimiiit der vuisaaben tut neue öffentliche Bauwerk weit üder 40 Millio nen betrug! Und dabei harren auch ge genwariig noch eine ganze Reihe bedeut samcr kultunll Anlagen und llnternch mungen ihrer Vollendung. Tarmstadt ist im Begriff, eine Haupi ftäiie für den Ausbau der militärischen Luftschiffahrt zu werden. Die Flieger ftation ist schon bedeutend ausgebaut wor den, und außerdem erhält die Stadt eine drehbare Halle zur Aufnahmi zweier ?ikppelin-Kreu,',ci sowie neu Truppen der Technik, der drahtlosen Telcgraphie und der Luftschiffahrt. Die unwägbaren und doch sa großen Einwirkungen der Kunst erhöhn die Vor ziige der Stadt als Anziehungspunkt- für alle künstlerisch empfänglichen Kreise. Tritt zu der angenehmen Wohnstadt, die ach dem Ergebnis der Vermögenssteuer die weitaus reichste Stadt Hessens ist. noch ein gesundes Vorwärtsschreiten im gewerb lichen und industriellen Leben, so sind alle Bedingungen erfüllt, du der Stadt eine glückliche Zukunft gewährleisten. Jetzt konnte er sich ja eine solch Ausgabe leisten. Der Schützling. Vom Firnistag des Salons der "Artiges frauais" verrät ein Pariser Blatt eine lustige kleine Geschichte. Ein paar Künstler standen zusammen und plauderten; da ging, hocherhobenen Haup tes und seiner Würde sich voll bewußt, ein sehr bekannter und berühmter ' Pariser Maler vorüber. Sein Name sei verschwie gen. Die Künstler blickten ihm nach. Kennen Sie schon sein letztes Abenteuer in Venedig?" Welches? Er hat ja sc diele." Das letzte. Bom vorigen Jahr. Der Meister weilte in Venedig und wan gelte am Kai spazieren. Da sieht er eine kleine Staffelet und davor einen Maler, der allerlei Farbcnnotizcn auf seine Lein wand toirft. Wahrscheinlich irgendein wackerer Dilettant. Der Meister tritt an die Staffelei heran, wirft einen Blick auf die Farben, zieht die Brauen hoch; er ist erstaunt. Gar nicht so schlecht, gar nicht mal so schlecht." Und wohlwollend wendet er sich an den Maler: .Sie sind nicht ganz unbegabt, Sie haben ein gewisses Talent. Wenn Sie gern bei den "Artistes frauais" ausstellen möchten, dürfen Sie sich auf mich berufen. Hier ist meine Karle." Der brave Dilettant nahm die Karte üttd las sie, ohne sich sichtlich auf Zurcgen. Der Meister hatte sich schon würdig zum Gehen gewandt, da rief ihn der Fremde zurück: Verzeihen Sie, mein Herr, Sie müssen doch auch zumindest dcn Namen Ihres Schützlings erfahren. Ich bin der amerikanische Maler John Savour Sargent. Ich habe schon in Pari ein wenig ausgestellt." Der Meister wurde sehr Verlegen." Ein neues Schwindcl'Gcnie. , Die Schwindeleien des in Schwerin verhafteten städtischen Elcktrizitäts-Dirck tors Schröder stehen, so wird aus Schwe rin gemeldet, denen des Köslinek Bürgn meisters Thormann kaum nach. Man ist hier wie dort jetzt allgemein erstaunt, daß er sein Treiben in den engen Verhältnissen der kleinen Residenz so lange fortgesetzt hat, obwohl seine sehr mangelhafte Vorbil dung nicht verborgen bleiben konnte. Er hatte einen langfristigen Vertrag mit Be Zügen bis zu 8000 Mark, aber bald stellten, sich im Werk allerlei Mängel heraus, de nen der Direktor ratlos gegenüberstand. Auswärtige Sachverständige mußten im mer wieder zugezogen werden, um den Be trieb zu regulieren. Dann wurde durch Zufall entdeckt, daß Schröders Erzählung, er sei Burschenschafter gewesen, erlogen war. Trotzdem spielte Schröder weiter in der Gesellschaft eine große Rolle und noch im letzten Winter arrangierte er alle gro ßen Festlichkeiten. Dabei konnte auch seine völlig unzulängliche Erziehung niemandem verborgen bleiben. Er hatte kein Abjtu rium, ja nicht einmal ein Einjährigen Zeugnis. Man weiß nicht, ob Schröder sein richtiger Name ist. Weiter bat er eS verstanden, bei einer großen Anzahl von hiesigen Geschäftsleuten Schulden in- Höhe, von vielen tausend Mark zu machen. s ' i' i ; v-r : V, T t fyp. V?. WMMwnWklWMiW r1''- .t.r-'. -4 V y. vtr X i ;j ü!!'.,