Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, July 15, 1914, Image 3

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THnliifie Cm6 Jriiüae Mittwoch, de i.V Juli 1911.
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Der Schlüssel.
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.Meine geliebte Martha!
Für Deine trosirkichcn Worie zum
?odt meiner lieben Mutter innigen
Tonk. Ich weiß I. wie Du mit mir
sohlst, und daß wkine Leiden, meine
Freuden ouch die Deinen sind. List
Du nun doch die einzige vertraut
Seele, die mir auf der 20rlt vcrblie
len ist.
So Heike Tränen ich veraossen
habe, sa habe ich mich doch un in
den Ratschluß Gölte gefügt und
spreche mir selber allerlei Trost zu.
?ticht nur, daß der Tod sie vor viel
leicht jahrelangem Siechtum bewahrt
hat ouch in anderer Beziehung
in er eine Wohltat sur sie gewesen.
chon damals, olZ wir noch in
Dresden wohnten, als Mama aenö
tigt war, von unseren Räumen ein
Zimmer abzuvermieten, schon d.imalS
stand eS ja mit unseren Vermögens
Verhältnissen übel. Und doch
darf ich darum noch mit dem schick
sal hadern? Wer unsere HauSzeiios.
sin. wer unsere Freundin dadurch
wurde daS warst Tu! Mama
und unser aller Unglück war, dasz der
, gute Aaler so jung starb. Nicht nur,
daß er nicht genügend für unsere
Zukunft hatte sorgen können och,
euch In anderer, nicht nur in pekuniä
ter, Hinsicht hätte Mama wohl eine
kräftige Stütze bedürft, die sie ja lei
der ein mir unmündigem, schwachem
Geschöpf oder gar an meinem Bru
der nicht hat finden können. Mein
Bruder! Tu hast ihn gekannt, aber
Tu weißt, welchen Kummer er uns
bereitet, welche Summen er Mama
gekostet hat. Ob er ti durch die Zei
lungen erfahren hat. daß sie gestorben
ist? Ich habe es ihm a nicht einma
schreiben können. Ich weiß ja nicht.
wo er herumim in der Welt. Ich
weiß nicht einmal, ob er noch am Le
den ist. Ach und wie schwer er
sich auch vergangen hat in meinem
schwesterlichen Herzen hat er noch ,m
ner seinen Platz. (fr ist leichtsinnig,
ober er ,st nicht schlecht gewesen.
Meine Hoffnung soll sein, dafz ich
ihn noch einmal und dann als gebes
serten Menschen wiedersehe.
Damals, gleich nachdem wir Dich
Nieder verlieren mußten, nachdem Du
wieder von uns gingst, um mit einem
Mute, den ich nicht genug an Dir de
wundern konnte, ganz allein die Äeise
rberS Meer zu machen und in unbe
kanntet Ferne Dir Deine künftige
lzzlstenz zu suchen gerade damals
nehmen- unsere Verhältnisse, durch
eine kleine uns zufallende Erbschaft
wieder einen kurzen Aufschwung. Es
war dieselbe Zett, als Mamas kor
perlichcs Leiden begann. Wir verlie
ßen Dresden und zogen nun von er
mm Badeort zum andern auch im
Winter. Cv es für Mamas Ge
sundheit einen Zweck hatte? Ich will
nicht danach fragen. Sorgen um die
Zukunft machte sie sich doch nicht
Das lag nicht in ihrer trotz Prüfun
een sich immer gleichbleibenden glück,
lichen und optimistischen Natur. Und
darum war es gut, daß sie die Augen
schloß, bevor Mangel und Entbeh
rungen an sie herangetreten wären,
dnn auch mit jener letzten Hilfe, die
uns noch einmal geworden war, ging
es bei ihrem Hinscheiden zu Ende.
'Was für mich übrig blieb, war
nur soviel, um ein paar Monate lang
davon mein Leben fristen und mir
einen Broterwerb suchen zu können.
Freilich, um eine Stellung zu finden,
waö hatte ich gelernt? Nichts. Denn
das bißchen Französisch, Englisch und
Klavierspiel war natürlich nicht zu
'rechnen. Mama hatte sich um meine
Zukünft ja auch niemals Sorge ge
wacht. Mit meinem bißchen Larve
und unserem adeligen Namen des
sen war sie in ihrem unvertilgbaren
Optimismus sicher konnte es mir
cn reichen Bewerbern ja nicht man
fiel. Wozu befanden wir uns auch
soviel auf Reisen, wo doch reichliche
Gelegenheit vorhanden war, um ge
eignete, Bekanntschaften zu machen?
Ich selber war ja damals noch ein
Kind, ein unerfahrenes Ding
was konnte ich von solchen Plänen
viel verstehen? Im Segenteil, ich
freute mich ja dieses HerumreisenS,
dieses Sotellebenö, dieser beständigen
Abwechselung bis der Tod, dieser
fürchterliche Lehrmeister, mich mit ei
riem Schlage aus einem Kinde zum
.reifen und ernsten Menschen machen
sollte.
. Wozu Dir deZ langen und breiten
erzählen, wie es mir auf meiner
Suche nach einer Stellung, nach einer
özistenz ergangen ist. Wie ich erst
jefet das Leben kennen lernte, wie eö
mir jetzt erst sein hartes grausames
t Antlitz zeigte. Du hast das alles ja
' selber kennen gelernt, nur daß Du
von Hause den Kampf schon ge
wöhnt warst und seine Bitterkeiten
weniger empfunden haben wirst rij
ich. Genug, daß mich mein Suchen
ndlich zum Ziel geführt hat, und
daß ich mich seit ein paar Tagen hier
in Berlin, wo ich mich hinbegeben
habe und wo ich durch Mama ja von
früher her bekannt bin, in Stellung
bkfinde und zwar als Gesellschafts
, fräulcin.' Die Stellung habe ich
durch ein Lermittlungsbureau rhal
Un. Meine Gebieterin ist eine vor-
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r-f,n.tn -r.v- j K
Heinrich f
s.ehme Dame, eine Gräfin Prockau.
Wie k, beißt, ist sie sehr reich, wir
wohnen in einem sehr stillen noblen
Hause dicht om Tiergarten, und auch
viel Dienerschaft ist vorhanden, was
für mich insofern angenehm ist, als
ich dadurch von meiner Herrin nicht
sehr in Anspruch genommen werde.
Um Dir sonst noch ein Bild von. ihr
zu geben, so ist sie noch jung und eine
sehr tlegonlt schöne Erscheinung.
Prachtvoll ist ihr hellblonde, Haar,
obwohl ich ja nicht weiß, waö daran
echt ist. Bon Eharakter ist sie stolz
und streng, sie verkehrt mit mir in
dem Tone wie mit den übrigen
Dienstboten, doch habe ich mich sonst
über meine Behandlung einstweilen
nicht zu beklagen. Ihr Deutsch hat
einen etwa! fremden Akzent, und sie
soll eint Engländerin oder eine Ame.
rikanerin sein. Auch verheiratet ist
sie, doch habt ich ihren Mann, da er
verreist ist. noch nicht kennen gelernt.
Wie kS aber im Hause heistt. wird der
Graf noch im Laufe des heutigen
Zageö von seiner 'Reise zurücker'zar
tet.
Und nun noch ein kleiner Zufall,
von dem ich Dir zu erzählen habe.
Du erinnerst Dich vielleicht, daß
Mama auf ihren Reisen mit mir vor
zwei Jahren in Monsieur war.
'linier den Herren, die wir dort len
nen lernten, befand sich ouch ein jun
gkr ras. Er führte denselben Na.
nien wie meine jetzige Gebieterin
ein ras Prockau. Unsere Bekannt
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iwa i rnn iqm er oia aus einer
Reunion. Es muß wohl ein beson
derer Zufall oder fönst ein bestimm.
ler vzruno gewesen sein, der ihn dort
hin geführt hatte, denn sonst kielt er
iq von oen gejellizen Vergnügungen
des Kurorts geflissentlich fern. Aus
seinem Wesen sprach ein stiller Ernst.
eine leise Melancholie, die aber im
verein mit der Aufmerksamkeit, die
t: mir im Lause unserer weitkren
Bekanntschaft erwies, auf mich uner
fahrenes Ding damals einen größeren
Eindruck hervorbrachten als die
Schmeicheleien und Huldigungen,
welche weiß Gott, warum die
cndern Herren an mich dummes, noch
fast halbwüchsiges Jöhr verschwende,
ten. Mama, die es a atm sah
wenn ich Gefallen erregte, und die in
ihrer Unbekümmertheit einen ganzen
Hofstaat von sogenannten Berehrern
um mich geduldet hätte (Gott behüte
mich, daß ich ihr im Grabe noch einen
Borwurf mache!) Mama knüpfte
an diese gräfliche Bekanntschaft wohl
schon ihre geheimen Hoffnungen für
mich. Welche Empfindungen ich fei
ler für den Grafen damals hegte
ich weiß es heute nicht mehr. Sie
werden töricht und unreif wie ich
damals noch war wohl ziemlich
verworren gewesen sein und aus ei.
nem Gemisch von Mitleid. Neugier
und Eitelkeit bestanden haben, die
mir mein ungewöhnlicher Kurmacker
einflößte. Doch nein. .Kurmacher"
ist ein falsches Wort. Nie drängte
sich in die wenigen Unterhaltungen.
die ich überhaupt mit ihm hatte,
etwas, was dieses Wort hätte berech,
tigen können. Er sprach nur von sei
nen Ausflügen, die er ganz allein in
die Umgegend machte von den
Büchern, die er gerade las auch
von Kunstwerken, von denen ich aber
nichts verstand. Einigemal schloß er
ch wohl auch größeren Gesellschaften
an, in denen ich mich mit Mama bc.
anö, dann aber verhielt er sich noch
chweigsamer, und die anderen fchie
nen ihm geradezu lästig zu sein. Wie
diese Bekanntschaft für mich enden
oute ich hatte nie darüber nach.
gesonnen. Da, eines Morgens
Mama hatte sich damals gerade eine
chwere typhöse Erkaltung zugezogen
und lag zu Bett war Graf Prok
kau plöklich aus Montreur ver
chwunden. An niemand hatte er
eine Nachricht zurückgelassen, auch
nicht an uns. Mamas Enttäuschung
darüber, als sie wieder soweit gesund
geworden war, daß sie eS erfahren
konnte, kannst Du Dir denken. Biel.
leicht, so tröstete sie sich indessen, kam
der Herr Graf in einigen Tagen zu
rück. Doch nein, er war und blieb
verschwunden, und wir haben nie
mehr etwas von ihm gehört.
Und nun stelle Dir vor, wie .ich auf
dem Bermittlungsbureau den Namen
meiner jetzigen Herrschaft vernahm,
auch meine schon beinahe ganz ver
blaßte Erinnerung an diese Neisebe,
tanntschast wieder wachgerufen
wurde. Wenn meine künftige Dienst,
geberin eine Verwandte dieses Grasen
Prockau war? Und daran konnte
doch eigentlich kein Zweifel bestehen.
Wenn er eines Tages zu ihr kam
wenn ich ihm dann wieder begegnete?
Konnte ich unter solchen Umstanden
die Stellung bei der Grasin über
Haupt annehmen? Aber eö hatte mich
tei meinem Mangel an Kenntnissen
Mühe genug gekostet, eine Stellung
überhaupt zu finden, und nun wollte
ch auch noch so skrupulös und wah
krisch sein? Angenommen, daß ich
wirklich mit einer solchen Begegnung
zu rechnen hatte würde der Herr
Gras sich nach so langer Zeit des un
btdcutenden Geschöpses, daS einmal
einen Weg gekreuzt hatte, überhaupt
noch erinnern? Ja. selbst wenn dicS
der Fall war waS konnte es zvi
slcn einem armen Gesellschaftsräu
lein, zwischen einem Dienstboten und
e.nem Grafen Prockau noch für Be
Ziehungen geben? Und ich dachte
auch an Dich. Du Liebe, an Deinen
Mut, an Deine Tapferkeit. Wie oft
hast Du mir in den bösen Tagen de
Suchen; als leuchtendes Muster vor
geschwebt. Nein, ich wollte vor die
ser Begegnung keine Furcht mehr
caben. Mit Ruhe bin ich nun dar
auf gefaßt.
Und nun für heute genug! Die
Gräfin ist ouSgefahren, aver sie kann
tn jedem Augenblick hcimkchren. dann
habe ich zu ihrer Verfügung zu sein,
und da will ich noch rasch den Brief
zum Kasten tragen. Also leb' wohl,
und wenn Du mich lieb hast, so läßt
Tu baldigst wieder etwas von Dir
hören. Tausend Glückwünsche noch
z Deiner neuen Wurde. Wie zu
frieden muß Dein Chef mit Dir sein,
wenn er Dir eine solche Vertrauens
stellung überträgt. Aber Du bist ja
auch die Tüchtigste, die Klügste, die
Beste.
Mit herzlichen Grüfcn und Küssen
tn steter Liebe und True Deine
Ilse von Lvck.'
ES war ein Sonntoznachmittaa im
Frühherbst. Die Dämmerung stahl
sich schon in daS kleine, bescheidene.
nach dem Hose zu gelegene Ctübchen,
als daS junge Madchen, dal schrei
bend am Fenster saß, diesen Brief
beendete. Es war ein anmutiges,
zierliches Geschöpf. Ueber den auf
oen Zisch herabgebeugten Kopf legte
sich eine Krone von schwerem braunen
Haar, während die zarte, jugendlich
schwellende Gestalt in ein einfaches,
dunkelblaues Wollkleid gehüllt war,
wie es der Stellung, welche seine
Trägerin in diesem Hause einnahm,
entsprach. Jetzt steckte sie den Brief
in einen llintchlag und schrieb dar
auf: An Fräulein Martha Korngie
bel New York, Kolumbia Street.
Bryants School Tann suchte sie in
ihrem Portemonnaie nach zwei Zehn
pfennigmarken, aber es war keine
mehr darin vorhanden.
Wie gern hätte sie den Brief noch
heute abgeschickt. Ohnehin hatte sie
die Freundin schon so lange darauf
warten lassen. Auf der Post sich die
Marken besorgen? Tie Post war
heute am Sonntag geschlossen. Aber
etwas anderes fiel ihr ein.
Sie trat auf den langen, schmalen,
erleuchteten Korridor hinaus, der
hier durch den rückwärts liegenden,
für die Dienerschaft bestimmten Teil
der großen Wohnung entlang führte,
und klopfte am Ende des Ganges an
die dort befindliche Tür zur Küche.
Wer ist da?" ließ sich, als sich
diese gleich darauf ösfnete, eine fette
Stimme vernehmen, und das gut
mütige. rote, gesunde Vollmondgesicht
der Beherrscherin dieses Reiches,
Augustcns, kam zum Borschein. Noch
eine andere Gestalt wurde von Ilse
in dem von den blanken Kacheln und
blitzenden Gerätschaften sauber fun
kelnden großen Raum, in dem schon
die Gasflamme über dem Herd
brannte, bemerkt. Das war eine fest
llch aufgeputzte Dame. Sie saß am
Küchentifch, auf dem eine dickbäuchige
Kaffeekanne und ein mächtiger Napf,
kuchen standen und ihre aromatischen
iift fcrsinMn itiV hrstt P4a nn
WUjV VklUVtlll, UIV VlVllliib, ViHv
sich um die fremde Erscheinung zu
kümmern, mit sachlichem Ernste ge
rade eine ansehnliche Scheibe dieses
einladenden Gebäckes in ihre Tasse.
Auguste hatte Sonntags Nachmit
tagsbesuch.
le sinds, Frauleinchen, be
grüßte sie mit Vergnügen und Wohl
wollen ihren Besuch .aber da
brauchen Sie doch nicht anzuklopfen.
So ete petete sind wir doch nicht.
Kommen Sie doch rein. Da? ist
meine Schwester. Und wenn Sie
noch ein Täßken mittrinken wollen?
Doch nich mehr wie jerne. Na. waS
soll'S denn sind?"
Ilse brachte bescheiden ihr Anlie
gen vor.
Zwei .Zehnpfennlgmarken? Nee.
die hab' ich nicht. Minchen, hast Du
vielleicht welche?"
Ein undeutliches Murmeln auS der
großen Tasse, in welcher der Kopf der
estlichen Dame fast verschwand,
chien eine Verneinung dieser Frage
anzudeuten.
DaS tut mir wirklich leid, Frau
leinchen. Ich helf' Ihnen doch yerne.
Schonweil Sie nicht so sind wie die
vonge. Die bildete sich wunder ein,
was sie Besseres als unsereins ist.
Aber wissen Sie was? Wir wollen
mal beim Herrn Grafen in dem
Arbeitszimmer nachsehen. Der wird
wohl welche auf dem Schreibtisch
haben. Tu' mir den Wärmer über!"
wandte sie sich an die Schwester und
g'ng Ilse voran.
(Fortsetzung folgt.)
us sliUen Pfa
Bon Marie Troxler.
Ich ging auf stillen Pfaden,
ilrn schroffen Vergeshang;
Ringsum ein teei Schweigt,
Nur fern die Glocke klang.
Ich fand hier stille Vlumcn,
Eiusam am Wcae blUH'n.
Eah jie i reiner Frische
Und sclt'ne starben alutj'.
Ich traf auch stille Btenschen.
Auf dornenvollei: Bahn;
Sie schritten trotz der Sorgen
Zur lichten Loh' hinan.
Schöne Augkn.
L?lle!te Von Wilhclm Ccjin girrst.
Im Schnellzug Benedig-Wien
saß in einem Abteil zweiler Klasse
eine etwas verschiedenartige Reisige
sellschaft: ein gemütliche und sehr
redseliges Wiener Ehepaar, ein iün
gerer italienischer Arzt, ein ganz jun
ger in uns eine xarn und ein
Herr von unbestimmbarer Natonali
tät, aber von recht vornehmem Aus
sehen. Diese beiden sprachen vortress
lich Teutsch und Französisch: auch
das Italienische war ihnen recht ge
läufig, und schließlich wechselten sie
auch noch untereinander Bemerkungen
in der tschechischen Sprache, die wohl
kaum einer ihrer Mitreisenden ver
stand.
Diese Paar ob M.inn und
Frau oder nur Bruder und Schwester,
wußte man nicht war in Udine
eingestiegen, tiner Station, die die
Verbindung mit der Bahn von Trieft
vermittelt. Die übrigen Reisenden
waren mit dem Zuge direkt von Ve
nedig gekommen, und die ersten Stun
den der Reise hatten sich recht müh
sam hingeschlichen, ohne daß. trotz der
einladenden Gemütlichkeit der Wie
ner, sich eine lebhaftere Unterhaüung
entwickelt hätte. Der Italiener hatte
sich in seine Zeitungen verliest, und
der junge Russe saß meistens schlum
mernd in seiner Ecke und mischte sich
nur in daS Gespräch, um hin und
wieder einmal zu fragen, wann
man diese oder jene Station
erreichen und um welche Stunde man
am nächsten Morgen in Wien sein
werde.
Der Russe war, wie gesagt, ein
ganz junger Mann, kaum mehr als
neunzehn oder zwanzig Jahre alt.
DaS bartlose Gesicht hatte einen nai
ven, gutmütigen Ausdruck, aber ei
gentlich schön war er nicht. DaS
Haar trug er ganz kurz geschoren,
die Züge waren etwas grob geschni!
ten, über seiner Haltung lag eine ge
wisse militärische Etrammheit.
AIS der Zug in Udine hielt und die
neuen Passagiere einstiegen, schlum.
merte der Russe eben sanft und süß
in einer Ecke deS Abteils? der Zug
setzte sich wieder in Beivegung. und
die Vergrößerung der Reisegesellschaft
brachte eine lebhafte Unterhaltung in
Gang, ohne daß der junge Russe Mie
ne mochte, aufzuwachen.
Das fremde Paar hatte sich so nie
dergelassen, daß die Dame in der
entgegengesetzten Ecke, dem Russen
schräg gegenübersaß. Ihr Blick hatte
ihn ein paarmal gestreift, und es sah
aus. als belustige es sie, feinen gesun.
den, sorglosen Schlaf zu beobachten.
Sie war sehr schön, blond, mit fei
nen, weichen Zügen, das Haar dicht
und sanft gewellt, mit einer warmen,
lichten Färbung, die gut zu dem fri
sehen Teint paßte. Aber besonders
die Augen waren es, die den Be
schauer fesselten. Es waren lachende,
sprechende Augen, gleichzeitig klug
und schelmisch. Die Gestalt paßte gut
zu dem anziehenden Kopf, geschmeidig
und elegant, die Bewegungen unge
zwungen und anmutig.
Die schonen Augen hefteten sich im
mer anhaltender auf den jungen Ruf
sen, und ihre Besitzerin gab sich keine
Mühe mehr, daS Lächeln zu unter
drücken, mit dem sie ihn betrachtete,
während sie gleichzeitig eifrig mit der
übrigen Reisegesellschaft plauderte.
Aber plötzlich erwachte er, und ihre
Blicke trafen sich; er errötete heftig,
und sie lächelte dazu.
Er bemerkte es wohl und errötete
noch tiefer, dann sagte er in gebro
chenem Teutsch:
Habe ich geschnarcht?
Die Frage klang so naiv, daß man
anfing zu lachen, und sie lachte am
herzlichsten ein helles, frisches Ge
lächter, daS ihr allerliebst stand.
Sie müssen entschuldigen aber
ich schnarche immer, wenn ich schlafe.
. . . Es ist eine verflucht lange Rei
se.". . . Er wandte sich an den ge
mütlichen Wiener: Wann sagten Sie
doch, daß wir in Wien sein wür
den?"
Der Wiener zog diensteifrig einen.
dicken Fahrplan aui der Brusttasche
und erklärte zum dritten oder vierten
Male, daß der Zug am nächsten Mor
gen um siebei Uhr in Wien sein
werde.
.Gibt e! Schlafmagen in diesem
Zuge?" fragte der Russe weiter.
In Pontebba werden Schlaf und
Speisewagen angehängt," versicherte
der wohlunterrichtete Wiener. Aber
der Schlafwagen ist immer überfüllt,
Sie müssen sich schon beizeiten einen
Platz bestellen."
Der Russe sah immer noch mißver
gnügt aus, und die schönen Augen
lächelten wieder. Er schielte erst ver
stöhlen nach ihr hinüber, dann fing
auch an zu lächeln. Der Begleiter
der Dame schien ebenso belustigt über
dies stumme Spiel wie die beiden an
deren, und der Wiener flüsterte feiner
gemütlich aussehenden Frau zu, daß
der fremde Herr wenn er der
Gatte der Dame wäre offenbar
keine Neigung zur Eifersucht habe.
Die Unterhaltung wurde allmählich
lebhafter, und man streifte die ver
schiedensten Fragen. Der Russe er
zählte, daß er Offizier sei. Er hatte
vor kurzem die Offiziersschule in
Petersburg verlassen und war drei
Wochen auf Urlaub bei seinen Eltern
gewesen, die in Wiesbaden wohnten;
dann .hatte er ine kurze Rundreise!
durch Tirol und Norditalien gemacht,
nun wolle er Wien sehen und nach
dreimal vierundzwanzig Stunden
wieder in Peterkburg sein. Der Wie
ner machte eine allgemeine Bemerkung
üb militärische Disziplin, und ein
anderer der Reisegesellschaft äußerte
di Ansicht, daß die Disziplin im rus
sischen Heer, namentlich im Offiziers
korp!, sich mit der allgemein aner
kannten preußischen messen könne. Tie
Dame mit den schönen Augen glaubte
ihrerseits nicht so unbedingt an dai
militärische Pflichtgefühl und ließ
scherzend ein Wort darüber fallen,
daß selbst der Pflichttreueste Offizier
gelegentlich einmal der Aerfuchung er
liegen und In die Lage kommen könne,
die strenge Tisziplin zu vergessen.
Endlich hielt der Zug in Pontebba,
der osttueichifchen Grenzstation, wo
das Gepäck den österreichischen Zoll
passieren mußte. Als dies besorgt
war. beeilten sich die meisten Reisen
den, den Speisewagen aufzusuchen
DaS Wiener Ehepaar kehrte in sein
Abteil zurück, da es in Villach den
Zug verlassen wollte, und der Italic
ner verschwand auf Niinmerwieder
sehen.
Der Schnellzug fuhr weiter. Man
war in Kärnten. Wie kleine Spiel
zeugl)äuöchen lagen die Dörfer ver
streut an den Berghängen. Aber ab
und zu veränderte die Landschaft ih.
ren Eharakter, und die idyllischen
Alpendörfer wechselten mit öden
Strecken, wo die Klippen steil und
drohend aus dem ausgetrockneten
Flußbett aufragten und man kein le
bendek Geschöpf sah außer ein paar
Vögeln, die wie kleine, schwarze
Punkte hoch oben an den Felsspitzen
kreisten.
Im Speisewagen wurde Licht aw
gezündet. Ter Russe und seine neuen
Bekannten hatten Karten ausgetauscht
und am selben Tisch Platz genommen.
Auf der Karte des fremden, vorneh
wen Herrn stand ein böhmischer R'
me: Stcpan Wenzelaw. Auf der
des Russen: Georg Pedrowitfch.
Aber ihre verschiedene Nationalität
schien kein Hindernis für gegenseitige
Sympathie. Die Unterhaltung wurde
franzosisch geführt, und die kleine Ge
sellschaft schien sich vortrefflich zu
amüsieren. Nach dem Kaffee zündele
sich auch die Dame mit den schönen
Augen eine Zigarette an, und Herr
Georg Pedrowitsch betrachtete seine
anziehende Reisegefährtin mit immer
wachsendem Interesse.
Als der Zug Wien erreichte, war
man sich einig geworden, im selben
Hotel einzukehren und gemeinschaftlich
bei Leidinger zu frühstücken. Leut
nant Pedrowitsch wollte dann noch
denselben Abend mit dem Zuge nach
Warschau fahren, um nach St. Pe
terkburg zurückzukehren. Er war et
was nervös bei dem Gedanken, daß
sein Urlaub fast abgelaufen war und
daß er feine Zeit sehr genau einten
len müßte, wenn er rechtzeitig daheim
fein wollte.
Die heitere Stimmung beim Früh
stück half ihm jedoch seine Nervosität
zu überwinden. Die schönen Augen
waren bei Tageslicht ebenso fesselnd
wie im Halbduntel des Eisenbahn
abteils, und Herr Stepan Wenzelaw
war ohne Zweifel ein unterhaltender
und liebenswürdiger Gesellschafter.
Auf jeden Fall war noch Zeit genug
für eine Fahrt durch den Prater und
für ein gemütliche! Mittagessen bei
Leidinger, wo man sich am Vormittag
so wohl gefühlt hatte, und Leutnant
Pedrowitsch konnte nicht einsehen,
warum er sich diese kleine Zerstreuung
versagen sollte. Reiste er nur noch
an diesem Abend ab und wurde
unterwegs nicht aufgehalten konnte
er noch bei guter Zeit in St. Peters.
bürg eintreffen. Die schonen Augen
waren viel zu anziehend, als daß er
sich früher, als unbedingt notwendig,
von ihnen losgerissen hätten.
Es war eine Stunde vor der Zeit,
da man sich bei Leidinger treffen
sollte, um zu Mittag zu essen. Herr
stepan Wenzelaw und seine schone
Begleiterin waren bei der Toilette,
und die Tür zwischen ihren Zimmern
stand offen. Madame saß vor dem
großen Toilettespiegel und knöpfte mit
eigener Hand einen kleinen, feinen
Ziegenlederstiefel über ihren schlanken
Fuß; sie hatte auf die angebotene
Hilf des Zimmermädchens verzichtet.
Herr Wenzelaw stand ebenfalls vor
dem Spiegel in seinem Zimmer und
schlang einen Knoten in seine Kra
watte. Er wandte den Kopf nach der
offenen Tür und fagte:
DaS sind Kinderstreiche. Elsa!
Du bist ja nicht verliebt in den Rus.
sen was ich mir auch allen Ernstek
verbeten haben würde und darum
ist S mir ganz unbegreiflich, wie dies
Spiel dir Spaß machen kann!"
Er ist so hinreißend jung und
naiv!" antwortete Madame aus dem
anstoßenden Zimmer. Und es macht
mir solchen Spaß, mit ihm zu spre.
chen ja, ihn bloß sprechen zu
hören ... Er ist wie ein junger Bär,
vollständig ungezähmt. Ich will ein
wenig mit ihm experimentieren."
Narrenstreiche!" brummte Herr
Wenzelaw.
WaS sagtest du?" fragten die
schönen Augeu.
Ich sagte, das sind Narren
sireiche."
Aber du hattest doch selbst den
Einfall, mich als deine Schwester
vorzustellen, weil ti dich lxlustigte,
seine verliebten Wrimassen zu sehen.
Und da ist ti nicht mehr oll billig,
daß ich den Spnh fortsetze. Ich habe
mir in den Kopf geseht. i'n nicht nach
ti. Petersburg zurückkehren zu lassen,
bi! er seinen Urlaub überschritten
hat. Er spricht von feinein Groß
fürsten und seinem Regiment, all
wäre Z für ihn bal Allerheilig sle auf
tkrden. Ich will doch dir und ihm
beweisen, was Pflichtgefühl und mili
tärifch Disziplin einem Paar schöner
Augen gegenüber bedeuten."
Torheiten! Ich bitte dich, bei
zeilen innezuhalten, Elschen! Ei ist
durchaus nicht möglich, daß der junge
Mann sich schon wahnsinniz in dich
verliebt hat . . . Aber trotzdem be
zweifle ich, daß du ihn dazu bringst,
seine Pflicht als Soldat und Offizier
zu vrgesen. . . .
,!lllt vu mit mir wetten?' er
klang die zwitschernde Stimme au!
dem Nebenzimmer.
Nun fing auch Herr Wenzelaw an
zu lachen.
Nun. warum denn nicht! Wenn
eS dir wirklich so diel Spaß macht
so mag eö immerhin sein! . . . Aber
ich setze natürlich voraus, daß du keine
anderen Mittel anwendest, als
Als welche? fronten die schönen
Augen.
Hm ich meine natürlich
als solche, die sich für dich
pajien. ...
Diesmal lachte Frau Elfe aus
vollem Halse.
Ach nein, du kannst ganz ru
sein. Du weißt, ich mißbrauche nie
die Freiheit, die mein vortrefflicher
Gatte mir zugestanden hat. . . . Und
um waS wetten wir denn? Bekomme
ich daS kleine Amethyftarmband, das
ich dir heute beim Juwelier in der
Kärntner Straße zeigte?
Ra ja und ich?"
Ach. du?" . . . Frau Elfe sah
recht kokett aus, wie sie da vor ihrem
Toilettespicgel saß Ich ver
spreche dir, während der ganzen Reis
sehr liebenswürdig zu sein. -
Ein Monat war vergangen, und
Frau Elsa und ihr Mann waren
längst wieder nach Prag zurückgekehrt,
Da kam eines Tages ein Brief an
Fräulein Elsa Wenzelaw: aber
da sich in ihrem Hause keine unver
heiratete Person dieses Namens be
fand, öffnete Frau Elsa den Brief,
sicher, dan er für sie bestimmt wäre
und zugleich mit einer Ahnung, wer
der Briefschreioer sein würde. Der
Brief lautete folgendermaßen:
Fräulein!
Als wir unS in Wien trennten,
sagten Sie mir, wir wurden uns
vielleicht wieder begegnen. Aber wenn
das nicht sein sollte, wurde es Sie
freuen, von mir zu hören. Es würde
Ihnen eine Beruhigung sein zu hö
ren. daß unser Narrenstreich" in
Wien ich glaube, so drückten Sie
sich aus und meine verspätete
Heimreise keine ernstlich unangeneh-
mcn folgen für mich gehabt hatten.
Gnädiges Fräulein! Ich benutze
hiermit Ihre Erlaubnis, Ihnen zu
schreiben. Ich würde es nicht tun,
wenn ich von Ihnen glauben konnte,
daß Sie so viel Unglück über mich
gebracht hätten, nur um eine Laune
zu befriedigen oder Ihrer Eitelkeit
schmeicheln zu lassen; dann mußten
Sie ia ein schlechter, verächtlicher
Mensch sein. Ich habe mir wohl
hundertmal selbst gesagt, daß Sie in
jugendlicher Unbesonnenheit oder
Leichtsinn gehandelt haben. Aber
Ihre Koketterie denn Koketterie
war es doch ist ohne Folgen für
Sie geblieben mir hat sie meine
ganze Zukunft gekostet.
Ich bin sehr iuna, gnädiges Frau
lem. Und bis vor einem Monat
glaubten meine Eltern, sie könnten
sehr zufrieden mit mir sein: rch hatte
ihnen noch nre Schande oder Kummer
gemacht. Der Leichtsinn eines ein
zigen Augenblicks hat alles verändert.
Ich traf 24 Stunden zu spät bei
meinem Regiment ein und hätte mich
mit einer Notluge retten können. Ich
hätte z. B. sagen können, ich wäre
unterwegs krank geworden. Aber ein
Offizier und Gentleman lügt nicht.
Ich mußte wahrheitsgemäß die Er
klärung abgeben, daß ich mich recht
zeitig bei meinem Oberst hätte melden
können; aber ich war 24 Stunden
länger in Wien geblieben, als ich
durfte, weil eine Dame mich darum
gebeten hatte.
Mit diesem Geständnis hatte 'ch
mir selbst das Urteil gesprochen, und
ch wußte, was mich erwartete.
Kaum noch in daS Offizierkorps ein
getreten, hatte ich ein so grobes Ver
gehen gegen die Disziplin begangen
damit war meine Karriere ver
loren. Auch in meinen eigenen Augen
war meine Pflichtvergessenheit unver
zeihlich. Ich habe meine Strafe ver
büßt und meinen Abschied aus der
Armee nachgesucht. Ich habe meinem
Vater den größten Kummer gemacht.
der ihn treffen konnte: Sem Sohn
hat sich als schlechter und unzuver
lässiger Soldat erwiesen. Mir kommt
es selbst so vor, als seien all Wege
mir verschlossen, mein Leben von
Grund aus gestört.
Gnädiges " Fräulein! Ich muß
wohl sehr unbedeutend in Ihren
Augen sein; sonst würden Sie nicht
so schonungslos mit mir umgegangen
sein. Aber ich liebe Si liebe Sie
von ganzer Seele! Vielleicht können
Si dies Gefühl nicht erwidern, weil
ich noch fo jung und unerfahren bin
Unsere
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das Anziehen erleichtert und bildet so dk
Abschluß des Visörmigen Halsausschnitts.
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glockenförmig, und ein sehr aparter breiter
Äuitel hält die Weite ein. Für Terinil,
Wolf, Rudern dürftkn unsre jungen Mat
chen kum ein kldsamereS Modell al
üieskS hirr finden. Neben Leinen sind
Longee, Crepe und Natine zur Verarbei
ung am geeignetstkn, und weiß und beige
ie besten ssarb?n. Gebraucht werden für
.litil're Größe 2 Fart, bei 42 Zoll drei,
n Stcff. Da Muster ist in Größen
zn 22 "2 drrrälhis.
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Diese Muster werden an irgend
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und Größe und die volle Adresse
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Coupon nebst 15 ?. n t S für jedeS
bestellte Muster an das
Om&ha Tribüne Pattern Dept
1311 Howard St.
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im Vergleich mit Ihnen: aber ich
lehe Sie darum an, trotzdem meine
Frau zu werden, es ist die letzte, ein
zige Rettung für mich, die einzige
Möglichkeit, neuen Mut zu fassen
und mir vielleicht einen neuen Lebens
weg zu bahnen. Ich schreibe gleich
zeitig mit diesen Zeilen an Ihren
Bruder, und halte um Ihre Hand an.
Noch eins: Bedenken Sie sich
wohl, he Sie mir antworten! Ein
unglücklicher, verzweifelter Mensch ist
es, der jetzt seine letzte Zuflucht bei
Ihnen sucht. ,
Georg Pedrowitsch.' j
Frau Elsa fand den Brief unbe
halfen, naiv und eigentlich ganz rüh
rend. Aber ane faire? Sie setzt
ich und schrieb die folgende Antwort:
Mein lieber junger Freund! 1
Ihr Brief hat mich betrübt. Ich
gestehe, daß ich leichtsinnig gewesen
bin, denn es ist mir nicht eingefallen,
daß mein bißchen Koketterie so ernste
Folgen für Sie haben könnte. Ich
meine eö wirklich gut mit Ihnen, aber
ich bin verheiratet. Herr Wenze
law ist nicht mein Bruder, sondern
mein Mann. Damit i st alleZ ae
agt! In der aufrichtigen Hoffnung,
daß Sie Ihre Ruhe und Zufrieden
heit noch wiedererlangen
Ihre traurige E." ;
Der Brief wurde abaeschickt. und
Frau Elsa hörte nichts wieder vom
jungen Russen, weder von ihm selbst
noch auf anderem Wege. Zuweilen
kam es vor, daß Herr Wenzelaw sein
chone Frau fragte, warum sie nie
mehr oas kleine Amethystarmband
trüge, das er ihr beim Juwelier in
der Kärntner Straße kaufte, wie sie
hre Wette gewann. Aber Frau Elsa '
zuckte dann nur die Achseln und
meinte, daö Armband gefalle ihr
eben nicht mehr. Es lag in einem
Schiebfach, wohlverwahrt . neben
dem Brief von Herrn Geora Pedro
witsch.
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