Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, July 11, 1914, Image 2

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PRAG, DIE HUNDERTTHUERMIGE HAUPTSTADT BOEHMENS.
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S-sls' die altchrwürdige Ctadt.
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bewegte historisck Bergan-
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ihre naturlicht Lage dem
Fremden so viel Schöri'
beit, dak ein Alexander
tm. Hunldt sie unter den schönsten
Städten E.?.'pas nennt. Im Herzen des
reichgcsegneten Landes an den beiden
Ufern M majestätischen Moldaustromes,
an den Hangen und Höhen über dem
Flusse, uf diesen und über dieselben weit
hinaus breitet sich, immer weitere kreise
ziehend, die Metropole dc! Königreichs
Böhmen, die wahrhaft königliche Haupt
stadt nicht nur nach ihrer dielbewegten
und auch tragischen Vergangenheit, son
dern in noch höherem Maße ihrer moder
rien Entwicklung nach. Die Hauptstadt
Böhmens und einst die stärkste, am weite
ften nach Osten vorgeschobene Hochburg
bei Deutschthums.
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KV.K?
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per Aöschiedsöries
Line wahre Geschichte, von Fellr Phttixxk.
Tls ich vor einigen Jahren aus der
Sommerfrische heimgekehrt war und mich
ach zmanzigstündiger Eisenbahnfahrt
noch in seligen Träumen wiegte, wurde
ich plötzlich sehr unsanft aus dem Schlafe
gerissen. Zu meinem maßlosen Erftau
nen stand in so früher Morgenstund der
itiühmteste Spätaufsteher seit Moses,
mein Freund Kurt Burgsdorff, vor mir.
Wir begrüßten uns wie immer sehr herz
lich.
Guten Morgen, altes Kameel!" sagte
er zu mir.
.Gruß' Dich Gott, altes Dromedar,'
erwidert ich. Sag' mal, bist Du total
blödsinig genwrden, mich in aller Herr
gottsfrühe . .
Er ließ mich nicht aussprechen.
.Steh' auf, ich habe mit 'Dir zu re
den!' Erlaube, mein Sohn: zuerst werde ich
mich waschen, mich dann rasiren, anklci
den und dann wirft Du mir beim Früh
stick . . .
lch was: Frühstück"! Mir ist der
Fppetit zum Frühstücken vergangen. Tu
kannst mir übrigens 'nen Cognac geben.
Ich habe Dinge erlebt, um die Wände
hinaufzuklettern."
Ich gab ihm die eidliche Versicherung,
daß diesem akrobatischen Kunststück bei
wohnen zu dürfen, mir ein auserlesenes
Vergnügen bereiten würde. Aber er, der
sonst so herzlich gerne lachte, schien an
. diesem Morgen keinen Sinn für meinen
Humor zu besitzen und entgegnete in ficht
licher Erregung.
Steh' auf! Ich brauche Deinen Rath,
Peine Hülfe. Deinen Beistand!"
Ein Bischen virl auf einmal!"
Und während ich mich gähnend erhob
und mir ein paar Kannen kalten Waffers
über den Kopf goß, erzählte er mir beim
vierten Glas Cognac eine höchst alltäg
Zi,he, ihn aber zweiftllos sehr beklemmend
Geschichte.
Meine Frau hat mich betrogen!"
Ist nicht d Möqlich!cit!"
: Ich habe sie erwischt!," . .
.Schi erst?
Ich habe sie zum Tempel hinausge
lagt!' Na also, dann ist doch AlleZ in schön
sier Ordnung!"
Das nennst Du Ordnung'?"
Wo besinnt, ß,ch denn diese , ., freund
liche Dame?"
Sie ist nach der Schweiz hurchge,
brannt mit ihrer Liebhaber!"-
Buhlen" klingt entschieden besser. Sei
steh, mein Sohn, daß Du sie loK biti und
lamm', nun wollen wir Kaffee trinken."
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großen F!ing.
Dak Jahr dr Gründung Pragi ist
nicht bekannt, fällt aber jedenfaLi in dak
achte Jahrhuntxrt. Die Zitadelle am
Wischehrad (b. i. die Hochburg) ist ent
schieden der älteste Theil Prags. Die e
schichte der Stadt ist, ebenso wie über
Haupt die Geschichte Böhmens, zu jener
Zeit in Sagen gehüllt. So erzählt die
Sage, dak Herzog Kroi seinen goldenen
Sitz auf dem Wischehrad halte; dort re
sivirie nach ihm seine berühmte Tochter,
die Nationalheldin Libuscha, die sich mit
dem vom Psluge auf den Fürsienstuhl er
hobenen Premisl vermählte unö mit ihm
die erste böhmische Dynast gründete.!
Und weitn meldet die Sage, daß iiu
duscha von Wischehrad aus am linken
Moldauufer einen zmeiten ürstenstg an
legte, den Hradschin (d. Burg. ,u
dessen Fiiszen in kurzer Zeit ein Burg,
flecken entstand, die Kleinscite. Tal
waren die ersten Anfänge des königlichen
Prag, dessen Name entweder von dem
tschechischen Worte ,prah' (Thurschwelle)
abgeleitet wird oder von praziti" (bren
nen, ausroden). Libuscha hatte nämlich
Und was fange ich mit dem Kind
an?" und er befeuchtete fein Inneres mit
dem sechsten Cognac.
Das schickst Tu dem sauberen Pärchen
unter Kreuzband, natürlich unsrankirt.
nach. Tu hast es damals, als Tu Dein
liebendes, treuet Weib heirathest. gleich so
gewissermaßen als Beimag" bekommen;
um bei dem großen Ausvertaus auch mit
den Resibeständen zu räumen, schick's ihr
nach, dann haft Du die Gesellschaft, die
ja doch nur ein paar Jahre bestand, ligui
dirt. Basta! Nimm Dir Schinken, nimm
Dir Eier und Du wirst in zehn Minuten
freundlicher über Welt und Menschen
denken."
Aber der ulkige Ton. den ich absichtlich
anschlug und für den er sonst dat innigste
Verständnis besaß, wollte dieses Mal bei
ihm nicht verfangen. Er nahm die Sache
verflucht ernft. murmelte von Vendetta
und Rache, yon Revolver und Dolch und
watetk so ungefähr fünf Minuten lang
bis über die Knöchel im Blut, als. ob er
in Sizilien und nicht in der Mark das
Licht der Welt erblickt hätte. Ich kannte
die Geschichte dieser Ehe sehr genau. Die
alternde Frau, die von ihrem Manne ge
schieden war, hatte sich den frischen Jun
gen eingefangen. Er max in die in einem
röthlich beleuchteten Alkoden aufgestellte
plumpe Falle hineingerannt und glaubte
als anständiger Kerl ihr seinen Namen
geben zu müssen. Frau Senta sie
nannte sich Senta. weil sie Emma hieß,
vielleicht auch, weil sie 'mal einem Herrn
Holländer nahegestanden hatte Frau
Senta also litt gleich vom ersten Tage
ihrer mit meinem Freunde Karl Burgs
dorff eingegangenen Ehe an einem sehr
bedauerlichen körperlichen Gebrechen, die
Aermste litt an GedächtniSschwSche. &ie
konnte und konnte sich absolut nicht dar
auf besinnen, daß sie ihrem Manne auf
dem Standesamt und in der Kirche (in
der irrigen Annahme, daß doppelt genäht
besser hält, j Treue gelobt hatte. Zuerst
begann si mit winzigen, kaum sichtbaren
Nadelstichen den Ehekontrakt zu durchlö
chern, bald aber wuchsen mit der zuneh
, inende, Uebung Sicherheit und Gewandt
heit und Verlogenheit, so daß die men
schenfteundlich Dame als ein Virtuosm
des Ehebruchs galt und vor Gericht als
Autorität in Ehebruchsfachen ihren Mann
gestanden hätt. Ds ist zwar ein fal
sches Bild ihr Mann", aber man wird
schon wissen, was ich meine. Ti Spatzen
pfifsen't von den Dächern, nur Kurt, der
in einer anderen Welt lebte, träumte und
schuf, ahn! nichts von dem kolossalen Ge
weih, mit dem jf gütige Gemahlin seinen
den von ihr aukgesandten Leuten ausge
tragen, anderStelleeineCtadt zu gründen.
wo sie Zimmerlkite eine Schwelle anfer
tigend fänden, daher die erste Auslegung;
die andere stutzt sich darauf, dag die
Stadt an einer Waldlichtung angelegt
wurde. Aber erst zur Zeit Karls des
Arohen beginnt die eigentliche beschichte
Böhmens mit dem Bordringen bei
Christenthums gen Osten. Die älteste der
noch vorhandenen Kirchen Prags ist die
tteorgskirch auf dem Hradschin. die bis
in's Jahr M2 zurückreicht. Um da? Jahr
tausend bildet Böhmen den Aankcpsel
zwischen Polen und Böhmen, die Letzteren
behaux!e!en schlietzlich da sseld. Bei der
Vertreibung der Solen aus Prag wird der
ersten, wahrsckernlich hölzernen Brücke
Prags gedaaX: die Gemahlin WladiS
lawi I., Judith, ließ in den Jahren
11331167 eine feste Steindrucke über
die Moldau erbauen. Tr heldnmülh'ge
Herzog Bmislam I. legte neue Befesti
gungen um den Hradschin und die Stadt
Prag an. die bald verstärkt wurden und
in den Kämpfen, welche die einzelnen
interessanten Kops schmückte. Ich wußte
ÄlleZ. Mich schmerzte es unsäglich, den
famosen Burschen so hintergangen zu se
hen, und oft ging ich mit mir zu Rathe,
ob es nicht meine verdammte Freundes
Pflicht wäre, ihm endlich 'mal di Augen
zu öffnen.
Um so inniger freute et mich, daß er
endlich die Wahrheit erfahren hatte, daß
er endlich die erniedrigende Last von sich
abschütteln konnte. In meinem Freund
schaftsgeftihl, dat mich seit Jahrzehnten
mit ihm verband, bestellte ich eine zweite
Flasche meinet besten Cognacs, und fl
rend er im Zimmer umherrannte. vor
Wuth über den schmählichen, an ihm be
gangenen Betrug fauchte und ich für mei
nen marmornen MoliKre (aus kolorirtem
Gips) fürchtete, schmiedeten wir Pläne
mannigfachster Art für feine nun ganz
verwandelte Zukunft. Er wollte zu mir
ziehen, um nicht so einsam sein zu müssen,
wir wollten zusammen große Reisen un
ternehmen. und nachdem er zwischen zwei
Cognac? dat ganze weiblich Geschlecht
seit Eva Im Allgemeinen und sein Ezze
mahlin im Besonderen verflucht hatte,
verließ er mich mit der Beiheuerung, von
jetzt an jeden Tag zu mir kommen zu wol
len, da er Jemand brauche, dem er sein
schwerbeladenes Herz ausschulten könnte.
Er hielt Wort. . Er kam täglich und
schüttete. , , '
Um ihn Von der vertrackten Ssche los
zureißen, brachte ich das Gespräch aus
Politik und Kunft. auf Religion und Ast
ronomie, auf die Entdeckung d Südpols
und die kunstgerecht Zubereitung einer
böhmischen Mehlspeise: et hals Alle!
nichts. Er kam. wie man zu sagn pflegt,
immer wieder auf besagtem H!nmel'.
der in diesem Falle Senta hieß, zurück:
wie er sie geliebt hab, i er ihr blind-
lingK vertraut hab, und wie tief ihn das
plötzliche und , schreckliche Erwachen aus
diesem süßen Traum schmerze. Abr bei
jedem Mal merkte ich. daß sein Jora der-
rauchte, daß sein Wuth sich minderte, daß
er zur Begnadigung und Versöhnung be
reit sei. AuS dem Biest", wie er sein
treuloses Gemahl zuerst titulirt hatte, war
jetzt schon die schöne Sünderin gewoi
den, die den elenden Verführungskünsten
eines Schurken zum Opfer gefallen fei,
und der er, da sie menschlich gefehlt, auch
menschlich verzeihen müsse."
Mein steber Freund," rief ich ihm in
schöner sittlicher Entrüstung zu, !?
Du dat thust, dann, ftelle Ich mich, weiß
es der Himmel, auf den Potsdamer Platz
und vertheil gratis Eztrablätter: Wie
wir aus sicherer Quelle erfahren, ist Kur!
Burgsdorff der groe Esel dS neun-
zehnten Jahrhundertt und der umliegen-
de Ortschaften! . .,. Ob Dir nun
wehe thut oder nicht, ist mir in diesem
Falle ganj gkichMtig; di Hauptsache ist,
Dich vor einer kolossalen Dummheit zu
bewahren. Die Tame,die Deinen Na-
.ii..
j
Aesammtanstcht der Stadt: Karksörucke
Prinzen bei gierenden Hauset unterein!
and hatten, manch harte jöclagerung!
aushalten mubte.
Teutsche waren sch?n frühzeitig (105')
in Prag einheimisch, und gerade sie waren,
es. welche für ihren Bezirk schon von Hti,
zog Sobeslaw II. 1178 städtische Rechte!
und Freiheiten erhiellen, während die in.
dem Lurgslecken wohnenden Tschechen
Leibeigene des Herzogs waren und noch
lange blieben. Als das schon 117? er.
wähnte deutsche Viertel wird gewöhnlichsvon Böhmen gekrönt. Mit ihm begann
der heutige Pornsck' angenommen; der
heutige Teschnom ist eine Entstellung des
Worket .Deutschenbos". ffrüdzeitig ent
wickelte sich auch eine Judengemeinde cn'Hradschin erhielt eine mue, glanzvolle Re
der Stelle der heutigen Josefsiadt. I sidenz, von der jedoch gegenwärtig nichts
Premisl Ottokak II., Böhmen! dritter mehr zu sehen ist. und seinen berühmten
Erbkönig, lieh die Brg auf dem HradiDom; eine neue, heute noch bewunderte
schin durch neue Wälle und gewaltige
Rundlhürme, die Stadt durch neue, Moldau gespannt, ein Erzbisthum und die
Mauern befesiigen. ?r n sein Vater.ierstt Unirsität Deutschlands (318) ge
bet köniqliche Minnesänger Wenzel I..!arirmet und ein schöner und writläusigtl
brachten Prag zu einer kaum geahnten
Blüthe; das Bürgerthum. in feinem We
sen deutsch, krasligte sich und erstarkte zu
men zu tragen die unverdiente Ehre ge
nießt, hat eine sehr bewegte Vergangen-
heit ..."
Verleumdung!
. . . eine sehr lebhaft, Gegenwart..
.Berleumdungll
und was nun ihre Zukunft
betrifft . . ."
Verleumdung!!! Wir sehen uns nie
mehr wieder!
In wabnsinniger Wuth stürzt er hin
aut. die ihm aber doch noch so viel Be
slnnung lieh, meinen Cognac (Dreistern)
bis aus die ?!eige zu leeren. Da er ge
schworen ha!!?, mich nie mehr sehen zu
wollen, kam er natürlich am nächsten Tage
wieder.
Mensch! Geliebter Alter!' Und er
stürzt mir in die Arm. Vergiß Allet,
wat ich Dir von Eenta gesagt habe! Sie
hat Abschied von mir genommen . . . hin
in diesem Briefe Abschied für immer . . .
s hat rkannt, daß sie rinem ganz und
gar Unwürdigen ertraute, sie hat sich
losgesagt von ihm. In incm einsamen
Erdenwinkel, ferne der Welt, will sie ihre
Schuld büßen. Lies! Lies!" Und da
mit warf er mir einen einoesckirikbenen
Brief auf den Schreibtisch. .Sie hat. dat
ist sonnenklar, dieses eine Mal gefehlt;
ich verzeihe ihr. ich ielegraphire ihr. daß
ich si morgen früh erwarte. Lies! Lieg!
Und Du wirst ändert über sie denken!"
Was nun geschah, gehört wohl mit zu
dem ierkwurdig ten, was ich t erlebt
habe. Wurde ein ganz besonders findiger
dramatischer Autor mit allen erdenklichen
Kunstgriffen die Handlung bis zu diesem
Punkte geführt haben und die Scene dann
so konstrunen. wie sie sich buchstablich
während der nächsten Minuten In meinem
Zimmer abgespielt hat. so würde das g
sammt, Publikum dem Verfasser auch
nicht mehr einen Schritt folgen und ihm
.kaltherzige Berechnung' und ganz und
gar unmögliche Zufälligkeiten" vorwerfen.
Burgsdorff hatte mir also auf den
Schreibtisch den Brief der. schönen Sü
derin" geworfen, den ich mit seiner Er
laubniS zu lesen begann, wahrend er das
Zimmer durchmaß. an den Fenster trom
mclt und sich ahnlichen inträglichen Be
schäftigungen hingab. Dann stellte n sich
breitbeinig und mit triumphirendem Lä
cheln vor mich hin. alt ob r sagen wollt:
Na. mein Lieber, bist Du jetzt von ihrer
tiefen Reue überzeugt? Hs"
Im Zimmer herrscht, ein tiefe Stille,
während deren ich den bin Selten tanzen
Brief der büßenden Wagdalene studtrt.
In wildem Schmerz, mit selbstquälerischer
Grausamkeit klagte sie sich,, unumwunden
ihre Schuld o. di st nun in tiefer
Reue büßen wolle, Dr Text der letzten
enggeschriebenen Seite lautete ungefähr
wörtlich: Ich habe gefehlt. Ich brach Dik
di Treue; aber das fchmör ich Dir.
Kurt, et war dat einzige Mal, daß ich in
einer mir selbst völlig unfahba! Her
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Av; ; r;'.:4vV:
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. . ?rt-vv ,t , ,
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isr' f&
und Kradschin.
einer wirtlichen Möcht; deutsch Sitten,
deutsche Bildung und Sprache faiiden
unter Wenzel l. und seinem Sohne Pre-
mysl Otkotar II. ausgiebigen Schutz und
weite Verbreitung,
Mit Wenzel III. war 1306 der Herr
scherstamm der Premysliden erloschen,
und nach, einem kurzen Interregnum
wurde 1310 der junge Kaisersohn Jobann
von Luremvurg (mit der Tochter Wen
zelt I!,. Elisabeth, vermählt), zum König
die deutsche Dynastie der Luxemburger.
Dieser. zumal Kaiser Karl IV.
(lUfylolH) verdankt Prag viel. Der
Brücke, die Karlsbrücke, wurde über die
Stadtibeil. die 7!eustadt. angelegt und i
wenig Jahren nach Karls eigenem Plane
ausgebaut und reich bevölkert.
zens und Sinnesverwirrung Deiner un
werth war. Ich büße hart genug. Leb'
wohl! Wir wollen uns ab und zu schrei
den, damit wir un nicht ganz aut den
jLugen verlieren. Ich werde Teine Etu
dien stets mit dem größten Jnterelfe ver
an-!folgen. Male fleißig und Tu wirst Alles.
jwas ich Dir zu Leide that, vergessen. Tu
wirft Dich im Lichle baden, während ich
in Dunkelheit ertrinke.
Ich habe Dich
unsäglich geliebt. Leb'
wohl! Deine
Sentg."
Ali ich die Lektüre dieses schrecklich
rührenden, furchtbar ergreifenden Briefet
beendigt hatte, starrt ich ein Weile vor
mich hin und kragte dann, n leit ame
Gedanken noch ganz versponnen:
.Wann haft Du diesen Brief bekom
men?"
Bor zwei Stunden!"
Dat ist nicht möglich," erwiderte ich
langsam und nachdenklich.
'licht möglich?' .Wat soll denn da
heißen?"
.Ich ... ich kenn, diesen Brief!"
Kennst diesen Brief? Ich glaube, Fe
lij, Du bist verrückt geworden!"
.Dat kaum! Ich hab, diesen Brief
schon inmal gelesen . . . ich kann Dir
jetzt im Augenblick nicht sagen: wol ab
sei versichert, daß ich den Wortlaut dieser
Beichte, wenigslent den größten Theil,
kenne!"
Mein Ruh, brachte ihn ganz außer
Fassung.
Mit Dir ist ja gar nicht zu reden,"
polterte er. wenn Tu Dir 'mal wat in
den Kvps setzest, dann . .
Während er weiter sprachund mich mit
Borwürfen traktirte, sann und sann ich
vor mich hin und starrte, mit dem Brief
der keuschen Eenta in den Händen, auf
den Schreibtisch und aus dat mir just ge
genllberstehende Bücherregal, und plötzlich
haktet, mein Blick aus einem tn der ober
sten Reih, stehenden Buch, an dat ich seit
Jahren nicht mehr gedacht hatt. Und
ich weih heut, noch nicht, woi mir in je
nem Augenblick durch den Sinn flog
ich eilte hin, ich ri dat Buch aut dem
Fach, di Blätter flogen vor Erregung in
meinen Handen, und plötzlich streckt, ich
Kurt Burgkdorss das Buch ,ntgec
Wtuit Bu den Briet, den Tu bor
zwei Stunden halten hast, hin bereit
gedruckt lesen?"
Er stiert, aus di seilen.
Lieö!" rief ich ihm zu. laut und
deutlich.'
Er las.
Ich hab gefehlt, ich brach Dir di.
Treue, aber dat schwöre ich Dir, Alfted.
et war dt einzig Mal. da ich in einer
mir selbst dollig unfaßbaren Hkrzent, und
Äinnesver wirrung Teiner uvwerlh war."
In diesem Augenblick ergriff ich Frau
Sentat Brief und lat gleichzejtig mt ihm
in prachtvoll abgetöntem Duett:
.Ich küß, hart genug. . Leb' wohl!
i- - -;vh..v-.
Kunst. Wissensckpft und Handel Prags
erhielten durch Karl den Vierten Weltbe
deutung; eine eigene Künstlerzunft wurde
gegründet und Prag hat den Ruhm, der
Sitz der Lltesten deutschen Malerschule zu
sein. Dat deutscht Element griff immer
mehr um sich und erhielt an der Universi
tät und im Stadtrath die Oberhand, ober
Wenzel der Vierte (IM) liebäugelte mttden
Tschechen, mit Bürger und Volk, der Adel
und Kierus und die von ihm unterdrück
ten Deutschen bgien ihn; ihm ist der
Allsbruch des Hussitenkrieges zuzuschrei
den, der im letzten Jahre seiner Regierung
lotbrach und der siebzehn Jahre lang
tobte, bis Wenzels Bruder und Erb, der
deutsche Kaiser Sigismund. den Frieden
nothdilrftig herstellte; aber der Friede der
Parteien konnte noch lange nicht hergestellt
werden, bis endlich Georg von Podiebrad
(der nachmase König) am 3. September
1448 Prag überrumpelte und mit fester
Hand den Diktatorstab ergriff, welchen
ihm. dem einsamen böhmischen Freiherrn,
der 2. März 1458 in ein königliche! Sev
ter verwandelte. Unter Georg und dessen
Wir wollen unt ab und zu schreiben, da
mit wir unt nicht ganz aut den Augen
verlieren. Ich werde Deine Studien stets
mit dem größten Interesse verfolgen.
Schreibe fleißig, und Du wirst Alles, was
ich Dir zu Leide that, vergessen. Tu wirst
Dich im Lichte baden, wahrend ich in
Dunkelheit ertrinke. Ich habe Dich un-
saglich geliebt. Leb' wohl! Dein Senta."
Er senkte dat Buch, ich senkte den Brief,
Einen Moment schnappte r nach Lust...
dann fiel er rechtt, ich linkt In einen Ses
sei und wir lachten . . . lachten ... ich
glaube, daß seit Erschaffung der Welt
nicht so gelacht worden ist, so herzlich, so
erlösend und befreiend!
Das Buch war ein vor mehreren Jah
ren erschienener Roman, dessen Verfasser,
Alfred Herberding. die liebe, glltkge.woyl,
thatige Mama Senta mit ihrer Gunst be,
glückt hatte. Säe hatte ihn betrogen wie
Kurt, sie hatte ihm. alt n sre nvischt und
zum Tempel hinautgejagt hatte, inen
Abschiedsbrief geschrieben, den er aut
Räch wörtlich in sein Buch eingefügt
hatte. Frau Senta (eigentlich Emma)
hatte sich in ihre eigenen Worte jedenfalls
so vkiliebt, daß' sie jedes Mal, wenn sie
zur Lösung, inet Verhältnisse gezwun
gen wurde, den gleichen rührenden, reui
gen, zerknirschten Wortlaut beim Abschied
nehmen wählte,
Woraus die Lehre zu ziehen: daß
? krauen sich entweder nicht erwischen las
en oder, wenn sie schon so dumm sind,
nicht hektogrgphirte Abschiedsbriefe schrei
ben sollen.
Kurt Burgsdorff aber schenkt mir zum
Andenken - an ' je merkwürdige Ent
deckungsftunde sein Bild mit der Wid
mung: .Seinem Wohlthäter in innigster
Dankbarkeit."
Ich besitze et noch.
V'i
Friedrich arl und
Jen
jörbo emidth.
Beim Sturm auf die Düppeler Schau
zen fand die 3. preußisch Sturmkolonne
,n Schanz No. 3 emen wüthenden Wider
stand, deren Seele ein zwanzigjähriar
Offiziersaspirant vom 22. dänischen Sie
giment. Jent Klörb Smidth. war, der
den nördlichen Haldtyeu der feöjanze be
fehligte. Vor dem Kampfe hatte man den
Chef seiner Kompagnie, Kapitän Jäger,
qefrogt. wir rinem so jumun Mann
k Berkheidigung det Schanz, antxrtrauen
könne. ' Er antwortet t Ich schätz, ihn
böker all mich selbst. Ich kenne keinen.
der in belfere Kommando- führt, und so
lange er auf einem Bein stehn kann, wird
di Schanz "nicht '.genommen. . Und die.
set- Vertraue würd nicht getäuscht.
Smidth schlug sich wl ,!n HId. Der rite
preußische Offizier, der di schwarz-weiße
Fahne in di Schanze pflanzen wollt,
wurde, von Smidth rschossen und die
Fahn, niedergerissen. In dem darauf fol
genden Handgemenge, Mann gegen Mann,
wurde, Smidth an Brust und Arm der-
0yv-" 1
f Jj
HJ'?'.- 1h'
lsiii?süte?siSl
MMWM jl T J'.iat XTl'Ti, Jt- W J
MTS7TwüVyt.-'V
Aas Nrückentyor.
Nachfolger Wladislaw II. (1471 1516),
welche beide in der Altstadt, im Königs
hose sam Pulverthurm) Resitxnz hielten,
kräftigte sich die Macht der Präger und
erreicht eine größere Bedeutung als je zu
v, besondert da sich die biiher getrennt
Altstadt und Neustadt 151 unter einem
Bürgermeister vereinigten; doch mit de
Macht wucht auch der Uebermuth det
Bürger, der sich hauptsächlich unter Lud
wig dem Jagellonen zeigte. Nach dessen
unglücklichem i?nd (IM) wurde Ferdi
nand I. von Oesterreich König von Böh
men. Unter ihm wurde die Kleinseite und
der Hradschin mit der Burg und dem
Dom im Jahre. 1641 durch ine Feuer,
brunst gröhtentheils zerstört. Ei neue
glänzende Aera brach für Prag an. alt
Rudolf II. im Jahre 187 seinen Wohn
sitz in der Königödurg am Hradschin auf
schlug und in derselben die grohartigften
KAnstschätze anhäufte. Dik Reichshof
rathskanzlei nahm ihren Sitz zu Prag,
und die Gesandten der bedeutendsten.
Machte schlugen daselbst ihn Siesidenzen
auf.
mundet und stürzte zuletzt auf de:
riaen Erde mit einem dreubil .eur-
nant zusammen, den er in
hinabstieg. Die Soldaten so"" m
Beispiel ihre, FÜhrert. seuer f1
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setzten, wie et im preußisch .T1'
stabtwerk heißt, ihren
Innern der Schanze, sogar
Munitionsraumen und den. gesangenen
Minengang fort. .E, dkut""' '?
ten Thatkraft und Tüchtig,'" 7" l'
Graf Waldersee , mit sa t.!1!?
die Schanze mit solcher HartiFit I
vertheidigen." . , 4
Auch die preußischen Generale "un.
drtn die Tapferkeit Smidth',. du '
fangenschaft fiel. Kein Geringer?.
Prinz Friedrich Karl besucht ihn
rere Male am Krankenlager und o
ihm da, Berspttchen ob. daß sich
an ihn wenden woll, wenn er Gebim?
für seine Dienst habe. T rothe Prin
sorgte dafür, daß Smidth hri tn, fürs
Itcche Perjon verpflegt uns besorgt würd
Zu vielen Erörterungen gab , damals An
laß. als pvischen den Stücken Blei und
Zinn, die man Smidth aus de ttortm
schnitt, sich in Stück besand, auf dem in
deutlichen Buchstaben dat Work .Christ'
stand. Da, kam den Lazarethiysassen um
so mystischer vor. als Smidth Theologe
war, doch schließlich einigte man sich dan,
dak dat Stück von einem Knovi Kamm,
auf dessen innerm Rand dr Nam, Chri
stensen gestanden hatte. In iner merk
würdigen Lage sollte Smidth, der erst
nach inem Jahre mit seinem zerschossenen
Arm au dem Lazareth ntlassea würd,,
einige Jahre spater dazu kommen, sich det
Versprechen, zu innern, da, dem
Prinzen Friedrich Karl gegeben hatte. 'E,
war tm Krtegsiahr 170, alt der da
nifch Kampfgenosse während inet Aufent
halt, in Köln am Rhein unter dem Wer
dacht. Spionage für Frankreich zu treib,
verhaftet würd. Da schrieb n n den
Prinzen, und dieser hielt ritterlich Wort,
indem er den Gouverneur von Köln der
anlaßte. Smidth fosort zu entlassen und
nach Dänemark heimzusenden. Smidth',
fernere, Schicksal zeigt übrigen,, daß auch
andere Länder nicht immer dankbar gegen
ihre oeften k.oyne find; dmidth wurde
nicht dekorirt, und alt er die Prediger
stelle auf yanö. ein äußerst lxschkidenet
Amt, erhielt, nahm man ihm auch seine
woyivervlen Jnoaiivenpentton. ,
Di städtischen Feuerwehrleute In '
Amsterdam könen sich , nur sehr wenig
Muße gönnen. Viele von ihnen sind ge
schickt und deshalb Äelbeschaftige Arbei
tn. Jede Feuerwache ist mit einer Werk
statt verbunden, wo alle Reparaturen an
den Löschgeräthen, den Uniformen u. s. w.
ausgeführt dezden. Amsterdam war ubri
genS eine der ersten Städte, die ihn Feuer
wehr mit elektrischen Hilfsapparaten jcdex
Art auSAcrüstct kabe.
!,.
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