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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (July 9, 1914)
' Mdcr mw ' ' Won CtUne .V utwtf.t sin 'Wfnüne'S'jffen; fift.i'Je ol,,J;'-,;; " ttn"'i f.rdiwuvit QlomSi eine Mi'cht. fir U'rfrtfn ßlrni;iu durch neu ruieud. . , , . Hipvolyte Ci ist besannt, dazz unter allen Giä?:- Ttulschl.mdz leine ein so durchZ moderne OJedtSge trägt tote Berlin. liS ist die Gtat de wuuf H,,fin!"i Sljt(ti3tt4ftrc6tn8, des trn uiertrechenen Werdens 'und Stenge f -TtcTif , und jtrar in einem Maße, daß jtle Gpw ibrer eheiualizen Er schcinung verschwunden zu fern scheint. 'üJoa iefcet ist mit dem Alten und UederÜeferien rasch aufzeriiumt wer. den. so dasz Berlin oft der Lormirf des Unhistorischen trifft. Ader auch heute, o die Pflege des Altertümlichen als ein Kulturzebot gilt und von cHen Gelten da In. tnesse dafür steigt, schwinden die Ueberreste verzingener jettlaufe im tnet mehr vor den Anforderungen ix modernen Lebens, die mit Riesen schritte dorwärtSdrängea und all mählich gegen die letzten stillen Win. sei und Plätze anstürmen. Xa wird man wieder an den oft zitierten AuS fpruch erinnert: Dai Alte stürzt. eS ändert sich die Zeit, und n:ueS Leben blüht cui den Ruinen." Trotzdem bewahrt Berlin doch noch Mönchen wertvollen Besitz aus alter Zeit, den der Altertumsfreund auf seinen Streifzugen durch die älteren Stadtteile buld hier, bald da ent deckt. Räumlich wie zeitlich oft weit MTcrlin: Ter Krögcl don einander getrennt, tauchen diese Spuren der Vergangenheit zuweilen ganz unerwartet vor unseren Augen auf und wirken mitten in ihrer mo dernen Umgebung meist seltsam und fremdartig, aber doch so reizvoll wie Bilder aus längst entschwundener Zeit. Wer aus dem Westen, dem neuesten Berlin, kommend, dem Zentrum der Stadt zusteuert, wird gern seinen Weg am Schloß vorüber nehmen, die sem prächtigsten Architektur! des genialen Schlüter. Tie schöne Linden allee, Berlins Via Triumphalis, ent lang, dann de von feierlichen Jaffa den umgebenen Opernplatz und die Schloßbrücke überschreitend, erreichen wir einen Platz, der unstreitig zu den schönsten der Welt gehört. In maje statischer Größe weitet sich der Raum, den Blick auf die königliche Residenz freigebend, die hier ihre Vorderseite dem Lustgarten zuwendet. Die monu ' mentale Pracht der Portale und die durch reizvolle Fensterumrahmungen uno den schönen Adlerfries so vor nehm wirkende Fassade bieten einen heiterfestlichen Anblick dar. der durch die ruhige Horizoniallinie des flachen Daches noch mehr hervorgehoben wird. , Den denkbar grofzten Gegensatz zu den beiden großartigen, aber stilvol Zen Schloßsnssaden bildet die Spree feite der Residenz. Diese Partie ge dort mit zum Interessantesten, was Berlin aus seiner früheren Zeit be. sitzt, da ihre ältesten Teile bis ins Mittelalter bmausreichen. Hier giau den wir noch einen Hauch mittelalter sicher Romantik zu spüren, der uns aus den arünumwucherten Türmen und Erkern, den vielfach vor und zurücktretenden Teilen der ganzen oll mählich entstandenen Anlage entge aenwebt. ' Tie schwärzlich grauen Mauern, die sich .mit dem Grün des WorgärichenS im Wasser spiegeln, bieten einen Mblick von unauSsprech' lich malerischem Reiz. Das einzige in Berlin erhaltene Privatgebäude der deutschen Renais sance ist das jetzt zum königlichm N!a:sta gehörige Haus in d:r Brei ik!l Maße, das, wenn euch fast vö! Mm ' -" ß lj j Vw7 ) ySjk 'i !.v ""i lii 1 1; j Ejljj l. iN' Ä N &sKemmJl C SiMöOaMi MlW y 1 'TMM l'lil&IÄ I "fl 'PM iMpP 4 w i c 1 5 n 1 1 iA Jfe'uKi'ir? Siin II' ii I.,. fsiM'fe" zZ4Ij&:. xOvi''s mmm MMMMmWN j I j "t 1 '' a Alt - fcliu. d. Mas". " lig erneuert, ein wertvoller Ueberrest jener Bauzeit ist. Xai schöne, gut er haltene Portal mit der graziös nach außen gewendeten Freitreppe trägt iitec der Inschrift de Erbauer! daS Tatum lt;24, eine Zeit tiessten Nie derqanel deutscher unst, wal dem geschniackoollen Bau einen um so gib" ßeren Wert verleiht. Vom Lustgarten au die Spree überschreitend, nähern wir un dem eigentlichen Zentrum, demjenigen 2?e reich der Staat, der sich um ihre äl testen Kirchen legt und die letzten Reste Alt'Berliner Bauten birgt. Be reits von der Brücke aus erblicken wir aus dem Neuen Markt den stattlichen, wenn auch schmucklosen Bau der aus dem 13. Jahrhundert stammenden ol ten Marienkirche, deren Silhouette sich in schlichten, ruhigen Linien vom klaren Himmel abhebt. Ter aus grauen Feldsteinquadern errichtete et. waS schwerfällige Hauptbau, der rote Backsteingiebel und d in hellgrüner Patina leuchtende malerische Turm spitze schließen sich zu einer hübschen, in eigentümlichen Kontrasten stehen den Gruppe zusammen. Xai Innere der Kirche, in streng gotischem Stil gehalten, wirkt mit seinen hohen Schiffen, kräftigen Pfeilern und fchö nen Bogenfchwingungen sehr ein drucksvoll, trotz der überforgfältigen Renovierung der Neuzeit, die ihm den Schmelz des Altertümlichen genom men hat. Reicher Wandschmuck an Grabmälern, Epitaphien und Gemal don der Wasscrscite. den, diese vielfach noch in alter Um rahmung, belebt den Raum, über den sich ein durch hohe farbige Fenster brechendes, angenehm gedämpftes Licht breitet. Wenige Schritte don hier fuhren uns in die Spandauer Straße, wo uns inmitten einer nüchtern wirtenden Häuferflucht der Neuzeit ein Nach blelbsel echter, fast unberührter Fruy gotik überrascht. Es ist die ehemalige HelllgeGeist-apelle, ein ziertiazer Bau. ebenfalls aus den letzten Jahr zehnten deS 13. Jahrhunderts. Zu dem pompösen Neubau der Handels Hochschule aus mächtigen grauen Quadern bildet die kleine, aus rot braunem Backstein erbaute Kapelle den denkbar größten Gegensatz. Wie ein ff: -Xu & ''. v- vv . mH'X ' I tVv'yi f , V Sj ' s ?lxT MfrW mm$ JiKi Alt.Terlin: Hof in der Petristrabe. altes Mütterchen, dessen Schönheit durch die Last der Jahre nicht gelit ten, sondern durch Ehrwürdigkeit noch an Reiz gewonnen hat, duckt sich der kleine Bau neben dem ihn hoch über ragenden Nachbar. Die Giebelseite, von einer feinbehandelten Backstein ornamentierung wie mit einem Netz werk Überzogen, der Straße zugekehrt, wirkt dieses reizende Gebäude wie ein kleines altertümliches Schmuckkästlein. Nicht weit don dieser altehrwürdi qen Stätte gelangen wir durch die Poststraße auf einen stillen, baumbe J-JM: fc-. -'-. F - . ' rrS':;. vr M. f ' r ras r n zMirä i:Ü i 1.1 Ifi fJiK ws mw xx r-ii e t W I l ir r . .UL jvll , H i , 1 "?,..(, . m ,j- f fir-iL1 1 i'V llll r f i t A ' 31 4' 1 Jl ' 3 I I 2? pflanzten Platz. Hier steht dit Nlko laikirchk. ihrer Gründung nach vie ällkste Nircke Berlins, deute jedoch äußerlich fast tm völliger Neubau, an dem nur noch wenige Teile der frühe Jischcrstraß: Zum Rußbaiim. ren Bauzeit angehören. Zwei sym metrisch und spitz emporragende Tür me verleihen dem Aeußeren eine starre Regelmäßigkeit und haben sein male rischei Aussehen, wie es uns oie oi ten Gemälde und Stiche bis zur Mit te des vorigen Jahrhunderts überlie fert haben, sehr beeinträchtigt, 'eden dem niedrigen, stumpfen Giebelab schluß der linken Seite war der Jas lade früher mit dem einen schlank aufsteigenden Turm zwar keine bau. liche Bollendung, ober eine weit ei genartigere Wirkung gegeben. Ten Platz umgibt rings ein Kranz wunderlicher alter Häuser, die. eng oneinandergeschmiegi, hinter grünem Gebüsch hervorschauen. Ein Zug stil ler Beschaulichkeit umspielt diese schmalen, anspruchslos verzierten Fassaden, die dem lärmenden Getriebe des Tages entruckt oen .raum oer Vergangenheit träumen. Ein paar Schritte seitab von oer nahen Iüdenstraße empfangen wir ei nen ähnlichen Eindruck der Weltabge schieoenheit inmitten des flutenden, tosenden Großstadtlebens beim Jü denhof, einem freundlichen Plätzchen, von schlichten Gebäuden des vorigen Jahrhunderts umgeben. Hier in der Ecke ein einfaches, aber gemütliches altes Haus mit altertümlicher Dach form und zwei Reihen hübsch um rahmter Fenster, während eine gelän dergeschmückte. Freitreppe einladend zur Haustür hinaufführt. Dicht da vor steht ein verwitterter alter Baum, der mit seinen weitvorgestreckteiz Be sten in diesem stillen Winkel eine trauliche Stimmung erweckt. ES ist die älteste Akazie Berlins, die noch jährlich ihre spärliche Krone mit jun gem Grün bedeckt. Freundlich scheint die Sonne in den Hof, während wir ihn betrachten, und ein munteres Hühnerdöltchen treibt sich drin umher. Eine Dreh orgel läßt ihre Weisen erschallen, und zwei kleine Mädchen wiegen sich im Walzerschritt unter dem alten Ata zienbaum, daß ihre Zöpfchen fliegen. Mitten im Herzen von Berlin und doch weitab von donnernden Stadt bahnzügen und sausenden Autos ein anmutiges Idyll. In der ttlosterftraße, die aus der alten Zeit fast nur noch ihren stillen Namen besitzt, steht, der Ausmündung der Parochialstraße gegenüber, die gleichnamige Kirche, ein stattlicher Bau aus dem Uebergang zweier Jahr Hunderte. Die Bauinschrift 1695 1705 über der Tür deutet auf die Stilperiode, auS der diese barocke An läge stammt. Phantasie und Dekora tionsluft haben aus strengen Formen italienischer Baukünsiln hier ein ei genartiges, steifes Prunkstück geschaf fen, das von seiner Umgebung auf fallend absticht. Die prächtige Fas sade wird an allen vier .Ecken von großen, wie auf hohen Postamenten stehenden Vasen gekrönt, während sich der säulenaeschmückte Turm zu ei ner eleganten, aus Löwen ruhenden Pyramide zuspitzt. Im offenen Glok kenhaus hängt daS vom König Fried rich I. der Parochialkirche geschenkte Glockenspiel, vom Bolksmund die Singuhr" genannt, zu jeder vollen Stunde langsam und feierlich die kr monischen Klänge ihrer Melodien in die Weite sendend. Haben wir bis her nur die Zeichensprache der Ve gangenheit aus ihren Denkmälern ae, lesen, so ist uns nun, als ob wir eine liebe Stimme von dort vernehmen, Hell und klar erklingt ihr .Wachet auf, ruft uns die Stimme" oder ei anderer bekannter Choral, in manchen Herzen vielleicht einen leisen Nach klang hinterlassend. In nächster Nachbarschaft, durch ein hohes Elfengitter und eine Bogen halle von der Straße geschieden, steht halbverborgen unter dem Grün der Gebüsche eines der ältesten und wert. vollsten Baudenkmäler der Stadt, die Kirche zum Grauen Kloster, ehema lige Ordenskirche der Franziskaner. Wie die anderen gotischen Bauwerke stammt auch sie vom Ende des 12, Jahrhunderts, Hai jedoch äußerlich durch neuzeitliche Zubauten, tot? na mentlich durch die beiden Senentur nie, einige Veränderungen erfahren. Nur der Giebel besitzt noch seine ur sprllngliche' Ausgestaltung mit der einfachen, aber sehr eigenartigen Der zierung aus gekreuzten Linien, die durch hervorstehende Steine gebildet werden. . : 1- ::- A , l VA3 u 7iry AT c-ri J-1 : ; ji !M Ast I L JVVW- V--v. i'l JL; m VU, &f"rztyt''&?ti M &2 ' 1 -rfn h i 4 n 5 4'.. ' V--;": '. "" TL...j.?i wt'mfu. t ! i x . k i . tmMiM . '-' '."! ' ::." i . ','';. ii&iZiZj' Mehrere Stufen führen von der Straße zu htm tieferliezenden schlich, tea Gottekhaufe hinab, dessen her vorragende architektonische Bedeutung sich erst in seinem Inneren offenbart. Hier stehen wir vor dem kostbarsten Gut. da Berlin auS dem Millelalter besitzt und daS uns, nur wenig von der restaurierenden Hand berührt, den Geist jener Zeit überliefert. In Gedanken überfliegen wir nun einen der Neuzeit angehörenden Stadtteil und befinden uns im engen Straßengewirr der Spandauer Bor stadt wieder einem stillumfriedetcn Galtcshause gegenüber. Eingebettet unter Grün steht hier die hübsche So phicnkirche. ein Bau nachschlüterscher Zeit. Ein alter, wohlgepslegter griedhof legt sich rings um die Kirche, und mit seinen hohen Bäumen, grü nen Gräbern und blühenden Blumen wirkt er gleichsam wie ein stilles Ei land in dem brandenden Ozean des Lebens ringsherum. Ter geschmack volle Turmaufbau der Kirche mit der barocken, weithin sichtbaren Spitze bil dtt den Schmuck dieser Gegend. Nicht weit davon, und von dem be wegten Verkehreleben dieses Stadt teils wenig berührt, liegt noch ein stiller Platz. Ein Hauch von Verlassenheit ruht auf ihm. und wie aus vergilbten Blättern weht eS uns leise entgegen. Hier liegt Schloß Monbijou. das ehe malige Lustschlößchen verschiedener preußischer Fürstinnen, wie im Dorn röschenfchlaf unter dem Grün seines alten Parkes versunken. Durch die von einer im Halbkreis gestellten Säulenhalle malerisch umrahmte Ein fahrt fällt der Blick in die grünen Parkanlagen, wo sich die langgestreck ten. schmucklosen Teile des Garten, baues hinziehen, während die Stra ßenfront in zierlichem Rokokostil ge. halten ist. Ein ehrwürdiges Klein, od jener Zeit der heiker-sorglosen Le. bensfreude birgt Schloß Monbijou jetzt die Erinnerungsschätze an längst geschwundene Geschlechter. Vom bürgerlichen Privatbau frühe, ter Zeit besitzt Berlin nur noch we nige. für den Freund des Altertüm lichen aber doch interessante Ueberreste. Solche finden wir jetzt hauptsächlich noch an den Armen der Spree und in deren nächster Umgebung im Zentrum der Stadt, wo sie unseren Blick durch ihr altertümliches Aussehen fesseln. Die breit zugespitzte, von der Spree l fc&9Wl 1 1 1 rira ' i Ufc-m Ä IfcV l . I U ,iL fl WKMZ MUMktMM' : wim iMMi'W MMMHI M WMc. !. UjV WEmi lMs W 'nt-df tl I Vs'-yA l mim 'ju,r t I VM5 3..v.'i Xß&rlg Alt.Berlm: Hof tu der Fischerstraße. umflossene Landzunge, die sich uns entgegenstreckt, wenn wir auf der Waisenbrucke stehen, enthalt einige Straßenzüge, die zu den ältesten der Stadt gehören. Da sind die Fischer und die Petristraße, die Ufer an der Friedrichsgracht und an .der Fischer brücke und manche andere Gasse, ,n denen sich noch hier und da die letzten Reste einer wunderlichen Architektur verstecken. Hier ein großes wuchtiges Gebäude, auf einer Bogenhalle ruhend, die von kräftigen Pfeilern getragen wird. Da neben ein hohes, schmales Haus mit staffelförmig ansteigendem Dach, die zerbröckelnde Fassade auf ' schwerem Untergeschoß dem Wasser zugewendet. Zwischen hinein aber blicken wir in eine enge, dunkle Gasse, an deren Sei ten sich von Feuchtigkeit geschwärzte Mauermassen hinziehen. Es ist der Krögel", von der Spreeseite gesehen. Bor ,hm auf dem schmalen Uferstrei fen ist allerlei Gerümpel aufgestapelt, über dem Wäschestücke, an dir Leine hängend, rm Winde flattern. Dich davor das dunkle Wasser der Spree, auf dem bedeckte Barken und Dampf fchiffe liegen, deren rot und gelbum randete Schornsteine wie bunte Flecken in der Luft stehen. Darüber die vie len Brücken, die bald schräg, bald gerade wie Fäden über den Fluß laufen. In der nahen Fischerstraße, in der auch noch manch trauliches Haus der alteren Zeit erhalten ist, überrasch uns unter diesen ein eigenartiger An blick. Ganz am Ende der Straße, etwas hinter die anderen Gebäude zu rücktretend, steht ein niederes kleines HUttlein, ein wenig wacklig schon, aber sauber hergerichtet und wie aus einer Spieizeuaschachtel hierhin ge stellt. Ein fpitzaufsteigender Giebel mit . le:chrgeschwe:rtem Dach, einigen Gruppen kleiner Fenster und zwei ) i -mriti rm mrm ium ir m & n ia 1 9 II V..vW.:4 -3- schiefen Bodenluken bildet di, Front. Neben der Haustür führt ein Ler schlag direkt in den Keller hinab, und tn der Ecke, schräg zur Straße, steht ein grllngeslrichener Gitterzaun. das föunze von einem alten Baum, der dem Hause seinen Namen gibt, be schattet. ES ist das Gasthau .Zum Nußbaum". das unS samt seiner Um gebung wie aus dem Dorf hierher versetzt erscheint. Da Eigenartigste an AltBerl!ner Bauart findet sich jedoch nicht mehr an den Straßen der Stadt, allen sichtbar, fondern es verbirgt sich hin ter den alten Häusern in den Innen. Höfen, auf deren malerischen Anlagen von vorragenden Stockwerken und Kellerhäuschen, Baikonen, Balustra. den und Treppen noch ein Rest ro mantischen Schimmer liegt, wie wir hn sonst hier vergeblich suchen. Von der Eingangspwrte führt meist schmal und korridorartig ein anger gepflasterter Gang zwischen den Seitenflügeln der Hauptgebäude chnurgerade in den Hintergrund, zu weilen von einem Quergebäude mit einem Durchgang in der Mitte über brückt. Eine Galerie mit geschnitzter Brüstung, ein holzgezimmerter,, von Pfosten gestützter Balkon, zu dem eine gewundene Treppe malerisch hinausführt, oder ein auf Säulen ru hendes Bordach, alles meist don Grün umrankt, bilden die anspruchslose und doch so reizvolle Architektur die er altersgeschwarzten, stillen Hos. räume. Aus oen iiemen i,enicrn heraus blühen Geranien oder andere yell.leuchtende Blumen, und zuweilen chmückt ein Abzeichen, ein Wappen oder dergleichen die Wand über der Eingangstür. An einem Hause in der Fischerstraße sitzt ein in Relief ge bildete; Eichhörnchen über dem Hof. or, und die Platte tragt die alte Inschrift: Zu Eichhorn bin ich ge. min! Tis haus sieht in Gottes Hand.' Worte, deren schlichte Gottesfurcht dem Geiste der Zeit entsprechen. Ten originellsten und größten solcher, in hrem ursprünglichen Zustande noch erhaltenen Jnnenhöfe bildet der Hof im sogenannten -Kregel , jenem en gen Zugang zur Spree, den wir be reitS von der Wasserseite kennen lern ten. Auch dieser lang und schmal, der Typus Alt-Berliner Höfe, ist zwi chen den Uederresten der alten Stavt mauer gelegen, auf denen sich fenster reiche Stockwerke türmen. In der Mitte, gleichfalls von emem, hohen Gebäude mit rundbogigem Du. ,gang überquert, zieht sich der Hof tief hin ein. Das weit vorragende unterste Stockwerk an der einen Längsseite ruht auf einer Reihe symmetrisch ge bildeter Holzkonsolen und vorsprin. gender Wandpfeiler von kindlicher Einfachheit. Eine halbverwischte l-,on nenuhr über dem Durchgangstor am Quergebäude zeigt einen Totenkopf in der Mitte der Scheibe und mahnt on die Vergänglichkeit des Lebens mit der Inschrift: .Mors ceria, sed hora incerta". (Der Tod ist gewiß, aber die Stunde ist ungewiß.) In der Ecke darunter, in einem ganzen Huh ner und Taubenstandviertel, herrscht jedoch unbekümmert munteres Leben, und ein beflügeltes Volkchen geht hier lustig aus und ein. In Deutschlands nördlich ftem Dorf. Den West und Süddeutschen be deuten die Ostprovinzen in jeder Hin sicht Sibirien. Voreingenommenheit ten stützen sich meist 'auf Unkenntnis der Dinge. Ich schätze mich glück, lich, meine Ansichten über dos ehema lige Land der alten Pruzzen , m der sie heute noch als Littauer sitzen, durch einen Besuch wesentlich derbes sert zu haben. Gegenüber oen kiachen Rübengefilden und abwechslungslosen, welligen Feldbreiten mancher uns her gelegenen Gegenden Deutschlands erscheint das Land landschaftlich reiz voll, mag man es nun in der Seen platte durchqueren, wo dunkle Wasser spiegel zwischen weiten Wäldern trau, men, mag man den Reiz der Bern steinküste oder der Hafflandschaft auf sich wirken lassen, in den Niederungen breite Ströme fließen sehen und hohe WachthäuSchm der Gccnzkosaken. gotische Backsteinbauten bewundern, oder .hinterwärts von Memel" dem nördlichsten Dorfe Deutschlands zu steuern. , Einst wirkte diel Dorf so traurig prm, daß, der Sage nach, ein nach g?;?X , i -WG lg j&l ( MeMMM "!m!Pi'iaslm jjf. ri l jirtjM u Kj? "7 l-H 'Ä WÄ?- y. -. r Pk.ft, c " 111 fM Rußland durchreisender Preußenköniz kin Pvsthalter eine bezügliche Bemer kunz machte. Ter Nann verteidigte seine Heimat und sagte: .Majestät. r ' tui. rcj iXL. l;r- i - v. 7 i xzzx m Vv7j yrrv? lAidlii Ji'Xs?Z ..iw" V r lS t.z ... .-rTT'a. . '" ' 'y?T ;rs-r '-J1Z ' J -2 rs - ' 'lzZS " Windmühle bei Nimmersatt. ich bin hier noch immer satt gewor den." Davon hat die nördlichste Poststation de! Königreichs den Na men Jmmersatt, daS zugehörige arme Torf aber nannte sich von da ab elbstironisch Nimmersatt. ES besteht heute auS einer Anzahl sehr zerstreut. oft dicht an der Grenze liegender Fi scher und Bauernhäuser mit etwa 300 meist lettischen Einwohnern. Die Häuser sind fast durchweg strohgedeckt Lehmhütten oder Blockhauser. Sie chauen ober im allgemeinen etwaS besser auS, als viele Hütten, die ich auf der zweistündigen Wanderung von der Kleinbahn. Station Teutsch Erottingen nach Nimmersatt verein zelt am Wege liegen sah. Dal Acker land ist ziemlich fruchtbar und nur stellenweise, meist dicht bei der See, sandig und wenig ergiebig. Man will -k-, to..$uu?&& .l.t .Y4ifA, MMUnk- S V. "1 4 ., r nl VI i s j .: u a i II-J . 4)' ,, - i x,"."d ! ' i " W er It -i -gf v aJ-jS'J ,,' M"25 i 1 1 ... MilWifww täW&lJLXiU 1 mk hrJmä 5WMW tiiv... , V, f h-iUm'.'ii. JjnHllW 111 v n: . 1 . ..ii. T-rTTaVfitiU "-AtLi&iMyyL - 's. v . . v.HT--fiir''iiLi' i. rk''i ii4MMiii4u rnM n, :rrr?-t aw...r: '-i.sjst-,fiar.V' J,l Nimmersatt. wissen, daß mancher Bauer, der da mit Weib und Kind rn seinem emstol kigen Häuschen sitzt, aus dem oft ge nug noch der Rauch, nachdem er die Wohnung ordentlich eingeschwärzt hat. statt durch einen Schornstein, am Giebelloch hinausspaziert, mit seinen Yf:. v.MKA l.''V Ttn -f ' -J!sZ iiBJÄ- lff?ffIMr' '""liT -V rit-'fs?i zzx- rji . ahij ' ,J Grenze zwischen Nimmersatt und Polangen. struppigen Pferdchen mehr aus seinem Lande herausholt und auf die hohe Kante legt, als mancher Gutsbesitzer. Das kommt nicht zum wenigsten von seinen sehr geringen Kulturanspru chen. Mag man über die Häuschen den ken, wie man will, malerisch sind sie jedenfalls. Als sie sich mir prafen tierten, gegen Ende April, grünte da oben' noch kein Blättchen an den Bäumen, aber die Nuten der Weiden vor ihnen und daS Geäst treuer Apfelbäume reckten sich nach dem lan gen und harten, nordischen Winter vor dem fahlen Graugelb der malen schen Strohdächer so lenzesahnend in die blaue Luft, verliebte Kibitze voll führten jauchzend so lustige Braut tanze über den Wiesen, und die dir kenbestandenen Wege und die sumpfi gen Wäldchen aus Erlen, Rohr und Weiden, nicht zu veraessen die vielen knarrenden Windmühlen, belebten die Geaend so. dak mir kein Eindruck nördlicher Oede aufkam. Kreisrunde, von Weiden bestandene Kolken, um die Freund Adebar revrerend umherstelzt, haben auch ihre Rerze. und so man dert eS sich ganz unterhaltsam in daS nördlichste Endzipfelchen hinein. In Nimmersatt ist auS kleinen An. fängen eine sehr stattliche deutsche Wirtschaft mit Gasthaus als .Kur hauS" entstanden. Sie ist sogar zweistöckig, und daS will etwas besa gen. wo selbst in der Hauptstadt der Gegend, in Memel, das einstöckige Haus noch vielfach die Oberhand hat. 'xS MsW fRK v - I !.'. IL ' I wi Es laßt sich gut uns In diesem Kurhause Uten und im Sommer ist es immer voll von Gasten, denn k i besitzt einen über einen Kilometer ' langen Kiesermvald und die zugehö rige Käste, die eine herrliche Dünen bildung ausweist und einen wunder baren flachen Strand aut dem sein sten Sande hat. Tennenfest und breit umgürtet er da Meer. Ich habe mich trotz bei schneidenden FrühlingSlÜstchens zwei Tagelang be seligt umherge'rikben. zwischen den schützenden Dünen herumfaulenzend, und es war mir ir meiner bsoim Einsamkeit, IS seien Meer und KI mein eigen. Ich habe dem Schrei (xt Seevögel gelauscht, habe die Sonne in Meer versinken sehen, sah Fischer Hütten und Windmühlen am Dünen rand stehen und fühlte mich bewegt beim Anblick de nüchternen Ziegel schuppen am Strande, der sich rot abhebt vor dunkelm Kieferngebüsch. Dieser kahle Schuppen mit seinem Inhalt aus Strandwagen und Boot und Raketenkanone, da man olle durch die Fenster betrachten kann, spricht nämlich von erhabener, men schenbrüderlicher Hilfsbereitschaft: ei ist die letzte deutsche Station der Ge sellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Nicht gar weit von dem Rettung bootschuxpen heben sich hell vor dem dunkeln Kiefernwalde von Polangen. dem nahen, russischen Seebade, zwei etwa drei Meter hohe Steinobelisken ab. Ter eine trägt den preußischen. V der andere den doppelköpfigen russi'' schen Adler. So blicken sie steif und stumm aufs Meer hinau, schaue sich an, wer mag sagen, ob trutzig oder freundnachbarschaftlich, diese Grenzsteine, Hoheitszeichen der beiden militärgewaltigsten Staate dieser Erde. Fünfzig Schritte weiter jen seitS deS verfallenen Grenzdrahtzau , ne und der weißköpfigen Markie rungssteine, die auS Sand und Ge strüpp in langer Reihe hervorlugen, steht auf vier rohen Baumstämmen eine einer Wildkanzel nicht unähnliche Holzhütte mit einer durch eine Leiter tbüMlfW .m. utiMMü '-mtoMZ ä&&iiW zu besteigenden Plattform vor Zhr. Wie eine dunkle Silhouette hebt sich darauf die Gestalt eines spähende GrenzKosaken vor dem Himmel ab. Er hält Ausschau" nach Schmugglern und den schrecklichen Uebeltätern, die es sich etwa einfallen lassen könnten, ohne Paß die Grenze deS heiligen Rußland zu überschreiten. Dem Ar men würde eS übel ergehen, Verhaf tung wäre das mindeste. Darum hat die preußische Regierung vorsorglich vor der Grenze drunten am Strande einen großen Stein errichtet mit bet bezeichnenden Aufschrift: .War nung! Grenze!" Wer sich übrigen, für 20 Pfennige einen Grenzpaß mit ' der Bestätigung, daß er eine unver dächtige Person sei, verschafft, der, kann sich .drüben" einmal umsehen und gewiß recht lehrhafte Vergleiche ' ziehen. Aber auch, wenn er diesseits der Grenze bleibt, offenbart sich ihm ein Stückchen Rußland in den fchaf pelzbekleideten Bauern, die auf schwachen, mit zähen Halbponiel be spannten Wägelchen schwere Kiefern stamme nach den Memeler Schneide mühlen führen. Ueberhaupt bietet der Grenzverkehr diel BunteS und Interessantes. Wer weiß, ob diesem kleinen Nim mersatt mit seinem herrlichen Strande nicht einmal eine bedeutendere Kur und SommerfrischeN'Zukunst erblü, hen wird. Deutsches Kulturpionier turn, deutsche Rührigkeit haben sich ' hier, zwischen den sich seit einiger Zeit ali Natiönchen fühlenden Lit tauern die Polenbewegung hat an steckend gewirkt bereits sestgesetzt, und die Kultur schreitet auch .da ganz oben" siegreich fort.' W. Schulte vom Brühl, Ei Wohltäter der gru, n einer politischen Versammlung spricht eine Vorkämpferin der Frau en: Wer ist der Mann, der in de: modernen Welt sich rühmen kann, uns Frauen zu größerer Höhe em porgehoben zu haben?..." ! Eine Männerstimme oul dem Hin iergrund de SaaleS: .Der Erfinder der hohen Absätze!" A 3 W Ehelicher Zwist. Nein. m:in Schatz, wenn du auch die R e ch t c studiert hast, so haft du darum in ' der Ehe noch lange, nicht recht.' Gji t . H A i t f o r