Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, July 08, 1914, Image 3
s. t Xöstsl.sjf Cmasia TriCnne ' Eüliüudi, itn S. Juli 10 !?- 0S x i s v n teäesj-5351 W''''' Ilttt zuRede. . Uoman von niijJigwXitiTEginss (18. Fortsetzung.) ' Sie richtete sich stolz aus. Ztx wehe Äutdruck ihrer dunklen Augen wich einem falten. Sie haben recht. gnädige Frau, und ich werd Ihren Ölat sieb 6t Jolqn. Inzwischen darf ich Sie wohl bitten, von diesem, meinem Mutigen ie,uq hrem Sohne nichts zu sa gen." Gewiß iwrlx lch schweigen -- da Sie es wünschen." Die Antwort kam rosch. fast freudig heraul. Senta raffte s'ch auf. .Auch wir reisen in wenigen 2a gen ab. Mögen Sie und Ihr Sohn sich recht gliicklich fühlen in St. Oswald!" Sie war gegangen. .Vorbei endlich vorbei!' dachte Frau Lauterbach, tief aufatmend. Äber sie fühlte sich seltsamerweise nicht erleichtert lel dem Gedanken. , Erst jetzt kam ihr zum Bewußtsein, daß sie zum erstenmal im Leben je mand mit Absicht gekränkt hatte, Dat war roh gewesen, unedel, grau sam. Und Senla hatte es mit einer stil len Würde hingenommen, die fast be schämend wirkte. Zugleich siel der alten Frau die Geschichte mit dem Brief schwer auf? Herz. Cfl jetzt hatte sie keine Reue empfunden. Nun aber. Wai wohl darin gestanden haben mochte? Am Ende hatte st ihn doch nicht verbrennen sollen? Dann sagte sie plötzlich laut: .Nein. E war doch gutl handelte ,( um meine! KindeS LebevSglück, ti mußte so hansein, tq mußte.- j . . Ernst Lauterbach hatte inzwischen die letzten Einkäufe besorgt und ging nun auf den Graben zur Tabaks pfeife", wo einige seiner engeren stol legen ihm zu Ehren ine kleine Ab schiedSfeier geben wollten. Sie saßen, gemütlich plaudernd, in einem Eztrazimmer beisammen. Mar berg teilte Lauterbach mit. daß er sich um eine Stadtamtstclle in Olmütz be werbe und alle Aussicht hab,, dieselbe auch zu erhalten Langsteiner fühlte sich sehr wohl in dem vor wenigen Tagen mit großem Pomp eröffneten Riedschen Sanato rium wo man ihm in allen Stücken freie Hand ließ. , .Und gewiß weder zum Schaden der Sache noch des Publikums, denn ich will meinen ganzen Ehrgeiz darein setzen", schloß er. .den Leuten für ihr Geld auch ein gewissenhafter Helfer und Berater zu sein. Nicht umsonst war ich drei Jahre unter Westendorf man kann auch im negativen Sin n lernen!" Doktor Roßmknn, der noch im Sa natorium Römer verblieben war, aber nur auf eine Gelegenheit wartete, fortzukommen und sich selbständig zu machen, nickte. .DaS ist auch der einzig richtige Standpunkt, lieber Landsteiner. Je der andere rächt sich von selbst. Wir zum Beispiel haben nun, seit Sand ruch Ihre Stelle einnimmt, sehr flauen Zuspruch. Kein Wunder. Ueberall gibt eS Schlamperei, Protek tionswirtschast und unverschämte? Raubsystcm. SandruchS Könne ist genau so unzulänglich wie seine Ge Wissenhaftigkeit!" .Bah!" lachte Doktor Eilenburg. .wird trotzdem seinen Weg machen, denn Wesiendorf steht in allen Stük ken hinter ihm!" JSla, Westendorf" Landsteiner zog die Brauen hoch der steht ja selber nicht mehr fest. Wenn nur die Hälfte von dem wahr ist, wak man sich zuflüstert, dann purzelt er nächsten! von seinem Piedcstal herun ter .Und fällt auf alle Vier wie die Katzen. Der rappelt sich schon wieder empor" .Oder Sandruch über ihn!" .Tut nichts. Als -präsumtiver Schwiegersohn kommen ja Ruhm und Erfolg nicht aus der Familie!" Man lachte. Nur Lauterbach, dem das ganz Gespräch peinlich war und der fchweigcnd zugehört hatte, verzog keine Miene. Bei den letzten Worten preßte er di Lippen zusammen und sah auf die Uhr. Schon Mitternacht! Gottlob, da konnte man ja an den Aufbruch den ken! Er wechselte einen Blick mit Marberg, der leise nickte, und wollte sich gerade erheben, als die Tür rasch geöffnet wurde und Doktor Sand ruchö lächelndes, seisteö Gesicht er schien. Er hielt eine dicke Zigarre zwi schen den Lippen, sah sehr ausge räumt auö und nickte allen freund schaftlich zu. , .Na schön, daß ich Sie noch be! ammen treffe", sagte er mit seiner ettigen Stimme. .Wollte natürlich chon früher kommen, um dem lieben cheidenden Kollegen Adieu zu sagen" er nickte Lauterbacb blinzelnd zu konnte aber nicht! Hatte Hof dienst! War bei Westendorf geladen .', .nun, und jetzt könnt ihr mir ja Erich ELesslkl. wohl gleich gratulieren. . . habe mich verlobt!" Einen Augenblick herrschte der blufftet Staunen. Lauterbach war bis in di Lippen erblaßt und starrte den Sprecher in tödlicher Angst an. Sandluch nick! speziell lhm ver anügt zu. Niemand al Ernst emp fand den heimlichen Triumph, der aus seiner Stimme klang, als er sagte: .Mit Senta Westcndorf näm lich! Alte Geschichte eigentlich, aber nun klappt sie endlich. Uedermorgen reisen Braut und Schwiegermama nach Brioni ab, und im Herbst wird Hochzeit macht. Aber Sie gra tulieren mir ja gar nicht? Gönnen Sie mir etwa die kleine Braut nicht?" Allgemeines Protestieren, Glü'ckwiin schen. Gläserklirren. Lauterbach kam erst wieder zu sich, als er eine Viertelstunde später allein auf der Straß stand und die kühl Nachtlust über seine erhitzte Stirn strich. Da dacht er unbewußt dasselbe, wa auch .seine Mutter heute ge dacht hatte: .Vorbeil Endlich vor bei!". . . DaS Hangen und Bangen, die sie berhafte Erwartung, daS immer klei ner zusammenschmelzend Stückchen Hoffnung alles vorbei. So also hatt sie entschieden! So kurz und klar, so unwiderruflich! Di Wolken über Wesiendorfs Haupt wurden dichter und dunkler. Alles, was er begann, schlug fehl, al leö, woran er Hoffnungen knüpft, ließ ihn im Stich. Im Mai fand di Gerichtsverhand lung gegen ihn statt. Sie endet zwar natürlich mit seiner Freispre chung. denn man konnte einen Arzt doch nicht verurteilen, der, im besten Glauben handelnd, sich nur in seiner Diagnose täuschte. Standen doch dem einen verlorenen Leben hundert ande re durch gleiche Operationen gerettete entgegen. Aber der Volkswitz bemächtigt sich der Sache, und billig Witzblättchen brachten allerlei scharf pointierte An spielungen, die Westcndorfs Namen inS Lächerlich zogen. Und er nervös, wie er in der letzten Zeit geworden war litt insgeheim darunter mehr, als man ahnte. Fast über Nacht wurde er alt und schlaff, so daß man Mitleid mit ihm bekam. Der engere Freundeskreis WestendorfS fann auf Mittel, ihm irgendwie fein unwandelbares Ver trauen auszudrücken. Besonder die Damen, denen er im mer ein galant huldigender Verehrer gewesen war. Sie nahmen jetzt über all seine Partei. Da kam plötzlich eine böse Wen dung in Wesiendorfs Geschick. Ei neS Tages brachte ein Witzblatt seine Karikatur, und zwar in der Weise, daß er als Strauchdieb abge bildet war, der inen ahnungslos Schlafenden beraubte. Aber er raubte nicht Geld auö dessen Taschen, son dern einen Lorbecrkranz, den dieser bei sich trug. Jedermann wußte sofort, was da mit gemeint war. Der Beraubte hätte nicht einmal so deutlich einem Fran zosen gleichen müssen. Man erschrak fast. Also waren die häßlichen Ge rückte wahr? Gleichzeitig munkelte man. eS fei aus Pariö ein Schreiben an die Fa kultät eingelaufen, welches Gerechtig keit und Disziplinaruntersuchung 'for derte, da Westendorf auf sachliche Vor ftellungen bisher nur mit höhnischem Spott geantwortet habe. Man war in großer Verlegenheit und wußte nicht, was tun. Nur einer wußte es sofort: Kurt von Sandruch. Noch am felben Tage teilte er seinem zukünftigen Schwiegervater mit, daß er sich zu seinem Bedauern" genötigt sehe, um sofortigen Urlaub zu bitten und gleichzeitig seine Stellung im Sana torium aufzugeben. Schon seit einigen Wochen stehe er mit der Direktion eines Weltbades in Verhandlungen, die ihn als ersten Kurarzt anstellen wolle. ES sei drin gend nötig, daß er nun persönlich hin reise. . . Westendorf sah seinen Schützling lange schweigend an. Flackernde Röte kam und ging dabei auf seinen etwas scharf gewordenen Zügen. Sandruch hielt den Blick ruhig aus. - Endlich sagte Westendorf: .Seit Wochen schon? Warum hast du mir nichts gesagt von deinen Zukunfts Plänen?" .Einfach darum, weil ich dich mit der vollendeten Tatsache überraschen wollte. Nun sind allerdings noch per sönlkche Verhandlungen notwendig, wodurch die Sache etwaS verlängert wird." .Aber Senta weiß doch darum?" .Nein", antivortete Sandruch kühl, .auch sie soll überrascht werden. Uebri gens t t ja, wie ihre Mutter schreibt, fast immer leidend, s&H sie in Ischl sind. W?zu sie mit selchen Xinaen belästigen?" .Wie bist du eigentlich auf Fr. . . bad gekommen?" .Sehr einfach. Erobfürstin Lu. kretia. die jede Jahr aus vier Wo chen hingeht, brachte mich bei der Ti rcktion in Vorschlag und setzte sich so warm ein für mich, daß man sich mit einer Anfrage an mich wandt. Die Großfürstin ist auch momentan zur Kur dort. Wünschest du sonst noch etwas. Papa?" .Nein doch balt ja! Wirst du auf der Hinreise Senta besuchen? Es wäre kein großer Umweg." .Schiverlich. Man loatUt mich übermorgen in Fr. . .bad. Ossen ge standen, möchte ich auch lieber warten, biö Senta wieder wohl ist. Abermals sah Westendorf den jun gen Mann eine Weile schweigend an. Dann sagte er kalt: .Es ist gut. Der Urlaub ist dir sildstverständlich gewährt und die Kündigung nehme ich zur Kenntnis. Vielleicht ist es ganz gut, wenn ich die Oberleitung wieder selbst in die Hände nehme. Die Anstalt litt ein wenig unter dem steten Aerztewech sel." Er sagte eS stolz, mit hocherhobe nem Kopf, fast gani der alte, selbst bewußte Westendorf. Und er sah das halb mitleidige, halb höhnische Lächeln nicht, das blitzgleich über Sandruchs Züge glitt. Dann kamen Tage, die Westendorf seltsam lang erschienen. Wo er vom Sanatorium auf die Klinik schlich und wieder zurück und sich überall fremd und überflüssig fühlte. Wollte er sich abends erholen bei befreundeten Familien, fo ergab sich, daß diese b5reitS am Lande oder doch nicht daheim waren. Im Wirtshaus saß er meist al lein. Leute, mit denen er intim ge wesen, wichen ihm aus. Frau Ra den war. ohne Abschied zu nehmen, in ein Seebad gereist , Manchmal packte ihn eine sürchler liche Angst. Die Schwüle ringsum war nicht bloß in der Natur. Mied man ihn wirklich wie einen Berfem ten? Dann tröstete er sich wieder. Seit Jahren war er im Sommer nicht in Wien geblieben. Warum ging er jetzt nicht auch fort? Er sah eS doch: alle Welt war bereits in der Som mer frische! Das war eS. nichts an deres: Wien war menschenleer. Da beschloß er endlich, nächste Woche zu den Seinen nach Jschl zu gehen. Die Hofrätin war in großer Sorge um ihre Tochter, die elend aussah und sich gar nicht erholen wollte. Weder die Seeluft in Brioni, noch die frische Gebirgsluft Jschls ga ben ihr den verlorenen Schlaf und Appetit zurück. Nacht für Nacht hörte Frau Lydia ihr Kind nebenan leise auf und ob wandern, aber es war nicht ihr Mut terherz, das dabei das heimliche Leid des Kindes mitlitt, sondern ihr stol zes Selbstgefühl, das sich tausend Sorgen machte, ob wohl die Welt nichts merke, nichts ahne. Zugleich empfand sie ungeduldigen Groll gegen Senta und ließ diesen bei jeder Gelegenheit merken. Wie konnte man sich nur so wenig beherrschen! Ueberhaupt so unglaub lich töricht sein! .Wirklich, ich schäme mich, dich nicht besser erzogen zu haben!" sagte sie eines Tages zornig. .Du hast weder weiblichen Stolz, .noch eine Spur von Vernunft. Wie ein kleine! Lürgermädchen bist du, das nichts im Kopf hat, als seinen ungetreuen Liebsten!" Senta schwieg zu ollem. Hätte sie noch irgendwelche Illusionen über daS Gemütöleben ihrer Mutter ge habt, in diesen Tagen hätte sie die selben sicher zu Grabe getragen. Sie sehnte sich nach ihrem Vater. Auö gelegentlichen gereizten Auösäl len der Hofrätin begriff sie endlich, daß dessen Lage keine beneidenswerte sei, und bildete sich ein, er würde sie nun vielleicht besser verstehen, als früher. , Waren sie nicht beide unglücklich und enttäuscht? Mußte er nicht wie sie das Bedürfnis haben nach einem treuen Herzen, das mit ihm litt, weil eS ihn lieb hatte? Ach, sie sehnte sich so grenzenlos nach einem Menschen, dem sie sich rückhaltlos anvertrauen, bei dem sie sich ausweinen hätte können, ohne konventionelle Phrasen befürchten zu müssen. . (Fortsetzung folgt.) ii- rr. ' Teuerer Trost. .Hast Du Dich endlich über die Untreue Deiner Braut getröstet, alter Junge!" .Ja, ,ch bin Gott sei dank dar über hinweg . . . ober ein ganze! Faß Wein hat's gekostet!"" Auf dem Spazierritt. SonntagSreiier Meier (zu dem Kolle gen Krause): .Um eine Flasche Wein, wer zuerst auf der andern Si!z des VrabenZ ist!" ' Angenommen!"" " (Beide purzeln während des An laufs herunter.) Meier (stöhnend): Ich habe gewon nen, Krause mein Gaul war zu erst drüben!". ' ' D:r grüne 5xlc. (iine Htin Geschichte aui nit-t'cirnnr. wo,! Konrad Sliuttu üavt. In einem der alten Gäßchen beim rauenplan zu Weimar, keine einhui bett Meter von der staatlichen illoh nung des Herrn Geheimrats von Goeihe, lebte bis vor einem Viertel jahrhundert ein rundliches, altes Jüngferchen. , Der Vater des ehrenwerten Frau lcinö war Kupferstecher gewesen und hatte so manches ililnl bei Goethe vorgesprochen, um ihm ein neues Blatt mit einer bildlichen lDarsielluiig zu bringen oder einen Gravier'Aus trag in Empfang zu nehmen. Die Mutier war früh gestorben. Durch einen Zufall war sie mit den Franzosen aus der Bourgogne nach Weimar gekommen, hatte hier, weil der Herrgott ihr eine hübsche Gestalt und ein artiges Stimmchen geschenkt hatte, eine zeitlang unter Goethes Augen alö bescheidene Choristin am Hostheater gewirkt und war dann dem Zeichner und Stecher als Ehe frou in daS einfache Bürgerhaus ge folgt. Wie es aber so geht, wenn eine Menschenblume in fremdes Erd reich verpflanzt wird: Bald nach der Geburt des kleinen Töchterchens hatte die zarte Französin die Sehnsucht nack, der fernen Heimat gepackt, und weit die Neise dorthin zu weit und zu teuer war und ihr auch sonst nie mand mehr helfen konnte, war sie blasser und schmaler geworden, biö eines Morgens der Kupferstecher die blauen Gardinen im Schlafzimmer nicht fortzog und die Nachbarn die Totenkränze bestellten. Das war anfangs der zwanziger Jahre gewesen. Der Herr Geheimrat von Goethe hatte den völlig verstörten Mann nach dem Frauenplan kommen lassen, hatte ihm gute und trostreiche Worte gesagt und ihn sür die kleine Amalie so hieß das Mädchen der Toten nach der Frau Herzogin Anna Amalia eine bunte Schachtel mit allerlei Spielzeug gegeben. Um die fünfziger Jahre der Herr Geheimrat schlief schon lange in der vornehmen Fürstengruft bei sei nen Freunden Karl August und Schiller war auch der Kupfer siecher müde geworden. Die zittri gen Hände hatten den Stichel nicht mehr führen wollen, und weil die Tochter inzwischen durch eine besehet dene Strick und Nähschule ihr red licheö Auskommen gefunden hatte, konnte er die Kupferplatten ruhig beiseite schieben und ewigen Feier abend machen. . Nun war - das Fräulein Amalie allein in der Welt. DaS Einsamsein tat ihr nicht weh. Sie kümmerte sich nur wenig" um andere Menschen, unterwies ihre klei nen Mädchen gewissenhaft im Nähen und Stricken, hörte sich Sonntags in der Stadtkirche Gottes Wort an und machte zuweilen einen Spaziergang zum Rädchen am Ettersberg oder nach Belvedere, wo es den knusperigen Sträußelkuchen gab und die Rost bratwürste über den glühenden sioh len sich wunderschön braun färbten. Allmählich aber ging in dem Frau lein etwas Seltsames vor. Die bau ernde Einsamkeit machte sie Welt fremd und menschenscheu. Die kleinen Schülerinnen bekamen Furcht vor der wunderlichen Jungfer, wurden nach und nach spärlicher und blieben schließlich ganz weg. Wie ein Ge fpenst stand die Gemiedene und Wer kannte nun in dem immer lustigen Weimar. Am Frauenplan oder gar auf der vornehmen Esplanade, wo einst der Rat Schiller wohnte, war sie kaum noch zu sehen. Eine Büchfahrter Bäuerin brachte daö Nötige für die Küche, und drüben der alte Fleischer Schilling, noch ein Bekannter des Vaters vom Stammtisch im Schwan, sorgte dafür, daß auch der Fleischtopf manchmal etwas zu tun bekam. Tag für Tag saß daS Fräulein am Fenster der elterlichen Wohnung in der alten Gasse, strickte lange wollene Strümpfe für einen Händler am Graben und häkelte weiße und blaue Filettücher für die wenigen Kunden, die ab und zu die knarrenden Treppen zu ihr hinaufstiegen. Ihr einziger Freund war der grüne Spion am Fenster. Der Vater hatte den hübsch lackierten Spiegel mit den beiden gegen einandergestellten Schei ben einmal ausNürnberg mitgebracht, und seitdem hatte der schmucke grüne Bursche den Kupserstechersleuten alles gewissenhaft verraten, was auf dem Gäßchen bis hin zur Schützenstraße sich zutrug. Jeden Morgen nahm das Fräulein Amalie ein weiches Tuch und putzte ihn blank. Dann konnte sie mit ihm reden wie mit einem lebenden Wesen: .Weißt Du noch damals, als der Ge heimrat drüben so krank war und die beiden Jungen, der Wolfgang und der Walther Goethe, über die Straße zur Apotheke liefen?" Oder ein an dermal: .Der alte Vcrtuch läßt sich auch nicht mehr sehen. Am Ende haben sie ihn doch geholt?" Uebcrhaupt. das alte Fräulein lebte nur noch im Vergangenen. , Wenn sie die modrigen Kästen und Schubfächer, der Eltern zum hundert sten Mal durchstöberte oder die Vil derbläücr des Äateri. besah, war es. als senilen fein gewobene Schleier sich über sie hin. Xai gcaulem war wie der das iedlichkKiiid mit den schwär zen französischen Auzen. Am Brun nen bei Goetheß Wohnung sah sie sich Wasser holen, und sie dachte lächelnd daran, wie einmal da greise Poet sie in die prallen Backen gekniffen hatte. An der Seite des BaterS trippelte sie wieder am Weihnachtsabend zur Stadtkirche. wo so viele klein Wachs lichter brannten, und daheim stand der Christbaum und wartete au sie. Sie sah sich im Sommer mit hren Kameradinnen beimSpiel im Schloß park. Bon der SdernbrülZe kam der berühmte Dichter, schaute ihnen ein Weilchen zu und freute sich über die artigen ftnij der frischen Jugend. Und wieder wie damals klingelten in den Kasten die Bäckerjungen mit den Bretzelkörben.und an der Vorwerks gasse spannten die Stadtväter die eiserne Kett quer Wer den Weg, da mit der Hof in der nahen Kirche während des Gottesdienstes durch Wagengerassel nicht gestört wurde. Nun sah daS Fräulein Amalie in ihrem Spion keinen wirklichen Men schen mehr. Besonders am Abend, wenn von der Armbrust Gesell schaft in der Schützengasse daS Rollen der Kegelkugeln durch die Stille klang und der V:chschmied nebenan seine lärmende Wertstatt schloß, schritten an dem blanken Glas allerlei Leute vorüber, die längst den letzten Ggng nach dem beschatteten Friedhof getan hatten. Und allen nickte si zu mit dem alten, eisgrauen Kopf, und alle grüßten herauf wie in der Zeit, da der Bater noch an den Platten her umbastelte und aus Goethes kleinem Arbeitszimmer an der Ackerwand der Schein der beschirmten Oellampe in das Houlgärtchen fiel. Und eines Spätnachmittags im März hatte daS Jllngserchen sein letz tes und größtes Erleben. Der lange Strumpf mit den end losen Maschen war ihr auö den Hän den geglitten und auf den Baden ge rollt. Sie war fo müde und mochte das Strickzeug nicht aufheben. Da klopfte eS fanft an das Fen ster. Sie hob den Kopf ein wenig und fah nach dem Spion. Ein seit samer Zug kam ihr darin entgegen. In feierlicher Langsamkeit bewegte er sich von der .Schützenstraße her durch das Gäßchen. Voran eine Menge kleiner Mäd chen, mit denen sie vor kurzem noch, wie eS ihr schien in der Bürgerschule daS Einmaleins gelernt hatte. Die Grete Fischer und die Trude Boigt, ihre liebsten Freundin nen. waren auch darunter. Dann kamen die Jungen, fröhliche, forsche Kerlchen. Der Walter Goethe hatte eine Kranz in der Hand, der Wolfgang trug einen Kruzifizus an langem Stecken. Nun folgten die Großen. Ganz vorn der Vater mit der Mutter, die sie nur nach den Bildern über dem Sofa erkannte. Die Mut ter hatte ihr blaues Seidenkleid mit der Spitzenkrause angezogen; der Vater trug den grauen geschweiften Sonntags-Zylinder und in der Hand das gelbe spanische Rohr mit der Elfenbeinkrücke. Vier Schritte hinter ihnen ihr Herzschlag stockte vor Ehrfurcht und Freude bog eben der alte Geheim rat von Goethe in langem braunen Flaus und weißem Jabot in das Gäßchen ein. Das alte Fräulein verneigte sich tief vor ihm, und der hohe Greis hob sanft seine Hand über die Aermelspitze und gab den Gruß zurück. Und immer neue kamen. Der alte Vcrtuch und der Eingliedrige Ecker mann, der dicke, lustige Organist Schütz aus Berka, der wackere Zeich ner Melchior Kraus und viele andere, lauter Bekannte und Freunde der Eltern. Zum Schluß ein Baldachin-Wagen, den zwei stattliche Pferde mit schwar zen, silberbestickten Decken zogen. Er fuhr wohl auf Vummirädern; denn das Fräulein am Fenster hörte ein Rollen und bemerkte kein Schütteln. Als der Wagen unter dem grünen Spion vorüberkam, sah sie sich selbst darin in einem schmalen braunen Sarg zwischen Rosen und Tannen reis. Sie hatte den weißen Konfir mationsstaat an und einen Jmmor tellenkranz in den Haaren. Das wirkte so wundersam lieblich und hei ter, daß ihr das Gruseln verging. Sie konnte nur schauen und staunen. Unter den Klängen einer sanften, fernen Musik bog der Zug nach dem Frauenplan hinüber. Ihre Seele lauschte den tröstlichen Klängen, und ihr kleiner, schwacher Körper neigte sich andächtig herab. Am anderen Morgen fanden Nach barn den grünen Spion in Scherben. Der über Nacht gekommene März wind hatte ihn wohl aus den rostigen Angeln gehoben und auf die Straße geworfen. . Dem alten Fräulein tat der Ver lust des letzten Freundes nicht mehr weh. Sie saß. als die Nachbarn her aufkamen, noch immer vornüber ge neigt im Lehnstuhl am Fenster und schlief. Neben ihr auf dem Boden lag der halbvollendete wollene Strumpf. Es war der, einzige, mit dem sie im Leben nicht fertig, geworben war. jfii cl!e lüde. Gefliigelleber Om klet t . Man rechnet eine halbe Gänse leber, eine ganze Entcnleber oder drei Hühnerlebern für ine Omelette. Die gewaschenen und nach Bedarf gehäu teten Lebern sind in reichlich iBMtx mit etwas Zwiebel und Salz gar zu dunsten und zwischen zwei Tellern aus kochendem Wasser heiß zu stellen. Möglichst zu gleicher Zeit läßt man eine aus einem Eigelb, Salz, inem gcstrichnknen Eßlöffel Mehl. 2 Eß löffeln süßer Sahne, eventl. etwas Wasser und dem steifen Eierschnee ge rührte Omelette in einem sehr gut gebutterten kleinen Tiegel hoch ziehen und auf iner Seite bräunen, legt die Leber auf eine Hälfte, klappt die andere darüber und läßt die Ome leite auf eine heiße Schussel gleiten. Dort wird sie schnell mit der beim Leberdämpsen übriggebliebenen Lut ter beträufelt, mit gehackten Kräutern bestreut und zu Tisch gegeben. Numschaum. Etwa 1 Pint ganz dicke, saure Sahne schlägt man mit dem Schaumbesen zu steifer Be fchaffenheit, mischt eine Prise Salz und ZV2 Unzen feinen Zucker darun ter und ganz zuletzt vor dem Anrich ten noch eine kleine Tasse guten Num. Man füllt den Schaum in flacke Glä fer und besprengt ihn beim Auftragen mit weich gerührtem Fruchtgelee. Stehen verträgt der Numschaum nicht. Plätzchen. Man kocht 1? Eier hart. Die Gelbeier werden aus dem Eiweiß herausgelöst und gerieben, fünf rohe Gelbeier hinzugefügt und mit 2 Pfund Butter verrührt. Dazu gibt man allmählich 3 Pfund Mehl und 1 Pfund Zucker, sowie eine Schote Vanille. Diese wird in ganz kleine Stückchen geschnitten. Man kne tet den Teig gut durch, rollt ihn aus und sticht mit einem Auöstecher kleine Sterne und Herzen aus. die man mit Eigelb bestreicht und mit fein gehack ten Mandeln bestreut. Sie werden im Ofen goldgelb gebacken und in ei ner Porzellanterrine verwahrt. Die Plätzchen halten sich sehr lange. Einfach Fruchttorte. Man bereitet inen Teig auS ein Viertel Pfund Kraftmehl und ein Viertel Pfund Weizenmehl, ö Eiern, ein Hai beS Pfund Zucker, Saft und der abge riebenen Schale einer halben Zitrone, einem gehäuften Eßlöffel Backpulver und ein Achtel Quart Milch: Die Gelbeier werden mit Zucker gerührt, allmählich das Mehl und die anderen Zutaten hinzugefügt und zuletzt der Eierfchnee und das Backpulver leicht daruntergezogen. Die Masse reicht für zwei Torten von etwa 10 Zoll Durchmesser mit doppeltem Boden. Verwendet man statt der frischen Früchte Marmelade, so kann man auch alle 4 Böden zu einer Torte der wenden, indem man 3 Marmeladen schichten dazwischen gibt. Sind die Böden gargebacken und erkaltet (je nachdem Früchte oder Marmeladen schichten verwendet werden, zwei oder mehrere), so belegt man den ersten Boden mit Früchten und zwar je nach der Jahreszeit mit eingezuckerten und gut abgetropften Erdbeeren, mit recht kurz eingeschmorten Stachelbeeren, Johannisbeeren. Aprikosen, Pfirsichen oder auch den aus den genannten Früchten hergestellten Marmeladen. Der zweite Boden wird übergedeckt und der Guß aufgetragen. Hammelleber. Eine schöne friche Hammelleber schneidet man in Scheiben, bestreut diese mit Pfeffer und Salz, wälzt sie in Mehl und bra tet sie in heißem Olivenöl auf beiden Seiten braun. Vorher hat man eine Tomatensauce bereitet, hält sie in ei ner flachen Kasserolle heiß und legt die Leberscheiben, sowie sie die Pfan ne verlassen, hinein, doch darf die Sauce nicht mehr kochen. Soivie die Leber gebraten, schwenkt man die Kasserolle um, daß jede Scheibe mit der Sauce bedeckt ist, richtet an und gibt den Rest der Sauce extra dazu. Saure Klöße. Man bratet etwa ein halbes Pfund würfelig ge schnittene Semmel in Butter und et wai Rindsfett gelblich, schüttet sie in eine Schüssel, läßt sie etwas abküh len, gießt einen Tassenkopf voll Milch darüber, fügt etwas Salz und 56 Eier hinzu ud mischt soviel Mehl unter die Masse, daß sie einen ziem lich steifen Teig bildet. Man formt davon mit einem Löffel Klöße, kocht diese 78 Minuten in gesalzenem Wasser und gibt sie mit einer sauren Sauce. Serviettenkloß, vorzüglich zu Gulasch. Man gebraucht zu dem Kloß drei Viertel Pfund altes Weiß brot, weicht es gut in Wasser, drückt es stark auö und vermischt es mit 2'z Unze weichgerllhrter Pflanzenbut ter, vier ganzen Eiern, 7 Unzen Mehl, Salz und wenig abgeriebener Mus katnuß. In einem vorher in heißem Wasser durchgespülten Puddingstuch, daS man dick mit Butter bestreicht und mit Mehl bestreut, füllt man den Kloßteig, und zwar in die Mitte des Tuches, bindet das Tuch locker über dem Teig zusammen, damit er sich beim Kochen ausdehnen kann, und legt den Serviettenkloß auf einem Holzbrettchen in kochendes leicht ge salzenes Wasser, in dem der Kloß ununterbrochen V2 Stunden lochen mir - Unsere SchnillWNkr.Gstcrlc ö!U goinfort der jileie!k. t : 8313. Die Hauptsache bci einem epI'Zklcidche Ist Bequtmlichtcit. Tarum ist lZt saust" Oksatz zu wkid'N, und fcnlf dtrfff solch ton fragwürdiger Tg'.i'r,! ttPfc Billigkeit. v?rzuzirk,lN, Unser dkll Ist ein ,n!zi!ckcnd Muster. aul,etn', sachkm, wcisjkn Batist hkrgkstillt, und t?M' 631 einem bunt getupften Käntchen versahen.' DaS tträz.'lgkn au gleichem Ttofs ist ein kliidsamer HalSabschlub. Natürlich! lät sich auch ein viereckiger Aukschnitt berstessen, doch wirkt grobe dieser Kragen sowie dir Gürtel, der den JUrnono nur: halb umschließt, sehr apart. Mn braucht zur Herstellung diese Schnittmuster für ein öjährigcl Mdchen 1j jjort ou Stoff, vn 42 Zoll Breite. Ta Muster ist in Größen von 2 bis 10 Jahren vorrätb!,' Lcslcllurigl'Anweilungcnt Lies Bkuflcr wrden an irci'd eine Adrejie gegen Einlenoung d-S Preises ge,chickt. Man geb Nummer ,md iStöKe m die volle orelie DtuU lich m und ftrff tr in'von nkik 15 Cent an jedes bestellte Nufle? an daS Ottern D9t.,0rnahaTri!,ÜKfJ 1311 Howard St. ffalscbes Toben, Für das Kind bedeutet Lob, tvaS für die Pflanze Sonne ist. Tadel da gegen Hagel und Nachtfrost", sagt man wohl, und sicherlich gedeihen Kinder im Durchschnitt weit besser in iner Familie, in der ihre guten Taten stets Anerkennung finden und ihre dummen Streiche eben nur als dumme Streiche angesehen werden, als in einer, wo die Scheltworte nicht abreißen. Dennoch darf man die humane" Anschauung der Prügel gegner nicht noch übertreiben und auch noch das Tadeln aus dem Erzie hungslezikon streichen. Ein Tadel braucht, um im Bild zu bleiben, nicht wie Hagel und Frost zu wirken, er kann auch eine Art Regen sein, der die Häupter der Pflanzen wohl zeitweise beugt, bald aber als reinigend und erfrischend empfunden wird. Und das Lob mag wohl immer Sonne sein, aber allzuviel Sonne schadet, und je heißer die Sonne an der einen Stelle brennt, desto tiefer ist an an derer Stelle der Schatten. Unbildlich gesprochen: Man kann durch die schöne Lobmethode verführt werden, etwas reizend zu finden, was nicht reizend ist; man kann Eigensinn als eigenen Sinn preisen und ihn dadurch zum Trotz werden lassen,' Freiheits drang, der an Zügellosigkeit grenzt, als Selbständigkeit, ungesunde Schwärmerei als lebenverklärende Phantasie. Und man ,kann, indem man ein Kind wegen einer an sich löblichen Bctätigung himmelhoch erhebt, ein anderes aufs schwerste kränken, im mer dann z. B., wenn jene löbliche Betätigung auS einer geistigen Fä higkeit erwächst, die dem anderen Kind versagt ist. Wenn zwei Brüder Musikunterricht haben, aber verschie den schnelle Fortschritte machen, darf man dann den Musikalischeren vor den Ohren des andern gls besonder fleißig hinstellen, ohne zu prüfen, wie weit hier die Naturanlage mitsprich.? Durchaus nicht. Hier ist eö sogar des-' ser, den weniger Befähigten durch Lob anzuspornen, den andern aber vor Stolz und Ueberhebung zu be wahren. Gewiß ist sast immer zu Viel Lob besser als zu wenig Lob; dennoch aber soll, wie alles bei der ! Erziehung, auch ein Lob reiflich er,' wogen werden. ! jj , ! u c ! t) : t ' : c : : , t3 .2. "5 - q 'j 0 w I : : 'u ES k c " fr ZL : : 6; O C rL tu . i r 5. 2 . . O I . - c g 1- - " 55: : , fe : u o 0 : . : s : : "r H l , 5 o '3 m c- ? e , ,, j. ll I & : , . ,