thVuie Cmtfj triJüif. , Moni. de 27. Nvnl 1014 Ochlid, G V! G G (2L ffortsekuna.) Nach Mitternacht trat Sigrid bläh lind schöpft in das grobe, kühl - Gartennmmer. fn Arzt war fort. die Kranken schliefen, und an Paul fcöflmannl stillem Lager brannten ilill die ftenen. Langsam kam Sigrid an den gro ßen Wilteltlsck. über dein grunoeryaw oen da Gaslicht glühte. Ihre Jüfze trugen sie kaum noch, jede Glied ihre Nörperi war schwer. Wie zerschlagen. Sie sah Thordikken nicht gleich. Er stand tn öer ßtoifneten .erraeniur Ter flackernde Schein von Windlichl tm lies über sein blassei Gesicht. Ihr elende ÄLsehen schnitt ihm in Herz. Mit unendlicher Liebe sah er ihr entgegen. Und wie sie diesen Blick auf sich gerichtet fühlte, brach ihre Fassung: sie weinte bitterlich. Da war er an ihrer Seite, ssest und schützend legten sich seine Arme um ihre wankende Gestalt. Und in einer Willenlosigkeit. die Erlösung, in einer Schwäche, die Wonne war. ruhte ihr müder Kopf an leiner Brust. .Sigrid, wirst du nun endlich deine Kinder rufen?" , ' Wie auö einem Traum heraus lvrack sie: .Alles. waL du willst. Nicht in der aann Welt, als waS du willst.' Draußen dunkelte und duftete die Sommernacht. In der Hohe uano träumend Stern an Stern. Tbordilken und die Frau an seiner Seite blickten schweigend zu ihnen hinauf. , - Suchten sie im Weltenraum die ent, flohen Seele? Wo unter der Pracht des Nachthim mels, wo in der Unendlichkeit war die Heimat Abgeschiedener? Wie zur Antwort auf stumme Frage flüsterte Sigrid: . ,,$1, wo die ewige Liebe lebt." Leise schloß Thordikken die Tür und über dem Hause lag daS heilige Schweigen, daS um Tote ist. Die Fenster in Frau von BeekenS Wohnung waren verhängt, die Zim mer standen leer Malve und ihre Mutter waren nach Berlin gezogen. Das Glück war endlich gekommen! Endlich, nachdem selbst MalvenS Mut erlahmte und ihr tapferes Herz müde ward in Angst und Sorge. Das war die Zeit gewesen, als sie die verzweifelnde Adelheid geholt, tob elend fortgeführt hatte vom Grabt DietherS und dann von einer schweren Nervenkrankheit hier in Hannover ge fund pflegte. .. Tagsüber saß sie am Zeichentisch, nachts am Bett ihrer unglücklichen Schwester. Wenn sie überhaupt Zeit gehabt, an sich zu denken, so wäre ihr wohl die Verwunderung darüber gekommen, wie viel ein Menschu leisten vermag, wenn' die eiserne Notwendigkeit ihn treibt, und wie wenig er im Grunde für sich selbst braucht. Mr der Schwester wegen litt sie, nur mit ihr. Und als alle Stadien der Krankheit durchlaufen waren, kam eine andere heimliche Furcht: Wird die Stimme gelitten haben? Wenn die Stimme tot wäre! " Adelheid sprach nicht darüber, aber Malve wußte, waS sie neben allem Leid wie ein Schreckgespenst quälte. - Als sie dann blaß und entkräftet anfing, im Sessel am Fenster in der Frlihlingssonne zu sitzen, bat sie eines Tages: Geht einmal ane toiii nur- eme Stunde! Ich möchte ganz allein sein. Malve verstand. Nachmittags über redete sie die Mutter zu einem Spa ziergang und bei ihrer Heimkehr sah ihr Adelheid wie eine Erlöste ent gegen. v .Sie ist noch da. Malve! Sie ist noch da!" Von jetzt an schritt die Genesung rasch fort. Wille und Wunsch zum Leben taten Wunder. Nach einigen Wochen der Ruhe und Pflege konnte Adelheid Werken nach Berlin reisen, um ihre Künstlerlaufbahn zu eegin nen. - Malve aber sah sich in der plötzlich so leeren Wohnung um mit dem Ge fühl völligen Erschöpftseins. , Wie eine Gruft kam ihr das Haus Vr, nicht als sei eine Genesende neuer, verheißungsvoller Zukunft ent gegengefahren. Sie hatte sich in unaufhörlichem Kampf verausgabt. ?Ncht allein ge gen die Macht der Fieberkrankheit an sich, mehr noch Tag für Tag in auf reibenden Versuchen, Adelheids leiden schaftliche Verzweiflung einzudämmen, die jetzt in rasender Sehnsucht nach dem toten Gatten, dann in wahnsinni gen Selbstanklagen und Neuequalen ie angeschwollene Wogen dahintosten. Endlich, nachdem jede Fiber im Sehirn, jeder Nerv zum Zerreißen an gespannt gewesen, kam die Müdigkeit kühlte daö kochende Blut, heilte den Schmerz und schließlich war die Genesung da mit dem wunderlich er leichternden, brglüenden Gefühl, als et rtöer Tropscn des JaütiiÄafle8 N Körper neu geworden, das Herz I t Roman von Erika Siicdierg. j ' ysfJX-j BÜIL Jjj-ijqj.jm ." "7 i :l,JL'-.jai.r-Xn:' iiiciit Liliid. Y t Vf rH-s: ruhig und die Seele stark und frei für iorisik So reiste Adelheid davon, noch blaß und ohne das leiseste Lächeln wieder gelernt zu haben, aber doch schon von innen yerau Durchglüht von Arbeit? kraft und Schnsfenswillen. Die aber, die sie gepflegt, saß in dem verlassenen Stuhl am Fenster und sah in da Gold und Not des Himmels, und wie sich der Sonnen glänz über alles in der Welt breitete, und wie schön es war nein, wie schön es sein könnte. Traurig preßte ihr Herz, und die Tränen wollen kommen aber Malve Becken hat keine Zeit. Sie hat in dem Leben, wie eö nun geworden ist, nie Zeit und daö ist gut. Wenn sie am Zeichentisch sitzt, müs sen klare, ruhige Augen dem Stift folgen kein Traumland darf auS Nebelfernen auftauchen und Herz und Hand unsicher machen mit Rosendust und Sonnenglanz. Sei tapfer, Malve! Bleibe tapfer! Während der ganzen Krankheitszeit war Doktor Grabauer getreulich Tag für Tag gekommen. Manchmal hatte er nicht mehr Zeit, als nur eben Mal ves Hano fest und ermutigend zu drücken und eifrig zu fragen, ob er den Damen nicht irgend etwsS desor gen könne. , . Malve dankte. Sie wußte, oft hielt unten sein Wagen, weil er sich oie hatbe Stunde zu ihnen hinauf buchstäblich stehlen mußte. - ' sie wollte ihm nicht noch mehr zu Dank verpflichtet fein. So zart und diskret er war, sie spürte doch, er ver mute Geldverlegenheiten bei ihnen kannte er doch ihre Verhältnisse nur zu genau unö wollte ihnen auf Liese Weise zu Hilfe kommen. Nur eins nahm sie an: seine Ver mittlung bei dem Fabrikanten, um eine Lieferungsfrist für ihre Arbeiten zu erwirken. DaS war viel für sie. Ginc, ihr keine Abfatzquelle verloren, so konnte sie durch verdoppelten Fleiß Versäum tes nachholen. Wie nötig daS war, zeigte ein Sta pel unbezahlter Rechnungen. Er schreckend hatten sich die Ausgaben für Adelheids Pflege gehäuft. Malve hatte sogar zum ersten Male eine grö ßere Summe geliehen sie konnte doch die Schwester nicht ohne einen Pfennig ziehen lassen. Grabauer spurte oaS alles. Viel leicht übertrieb er in seiner Besorgnis noch die Verlegenheit der Frauen. und öa er keine Möglichkeit sah, wie er ihnen schicklicherweise helfen könnte, faßte er eines Tages, als er sie in Tränen fand, den Mut und warb um sie. Eine selbst! e Liebe trieb ihn Keine Spur des Gedankens, ihre be drängte Lage zu feinen Gunsten aus, zunutzen, aber vielleicht unbewußt war mit den Sorgen der Frauen auch leine Hoffnung gestiegen. So treu sprach er, so grundgutig So warm baten feine Augen, fo be redt. Aber Malve konnte nicht. Sie war tieftraurig darüber. Sie tröstete ihn mit tausend guten Worten, sie war selbst so unglücklich über ihr Nein, daß am Ende Grabauer sie,be ruhigen mußte. Wie können Sie von Undankbar keit sprechen! Sie mir Dank schul Bitte schon! Umgekehrt doch wohl. Uebrigens kann ich das Wort zwischen uns bei Gott nicht hören. Sie mögen mich nicht zum Mann! Gut, 'ich muß mich zufrieden geben! Ich hätt's längst wissen können. Niemand kann sich zur Liebe zwingen. Und ich bin ein rechter Narr, daß ich trotzdem die Hoffnung nicht aufgab und Sie nun noch traurig mache. Verzeihen Sie mir, Masve! Und las sen Sie's alles wieder wie früher zwk unS sein Sie nickje unter Tränen, druckte und streichelte seine Hand und ahnte nicht, wie sie ihm mit ihrem lieblichen Tröstenwollen quälte, - wie 'künstlich und mühsam aufrechterhalten seine Fassung war. Er bezwäng sich noch, -all er schon auf der Treppe war und sie ihm über das Geländer gebeugt zum Abschied zuwinkte, angstvoll fragend: Sie kommen doch wieder? Recht bald wieder?" , , Aber natürlich!" rief er zurück., Sehr zufrieden klang eS beinahe, als hätte er freundlich wie sonst dabei gelächelt ober unten auf der Straße mußte er die Zähne zusam rnenbeißen, um nicht loszuheulen wie ein Schuljunge. .DaS also ist nun ein Korb! So 'n kleines, dummes Ding!' Und so verdammt schwer zu tragen! Und weiter gingen die Tage. Ueber den Straßen glühte die Juli sonne. . Alle Gärten standen voll Rosen. Hohe, fchönheitstolze, schwer von Duft, bescheidene, kleine, du lieblich mit den königlichen Schwestern wetteiferten. Draußen im Feld reifte das Korn, und unter dem blauen, blauen Hirn Ml sang die Lerche den ganzen Tag. Manchmal in -die sen Tagen, wo die Wett trunken schien von des Som rnerl urUrnad.!. war Walde brau hm grikxscn s,e mußte sich ein Stuck chcn Himmelsblau, ein Fünkche Con NkNstold hereinholen. Heute saß sie im Zimmer. Jh, Arbeitstisch war abgeräumt, und stat deS Zeichenbrettl backten ihn Nssen nichts ol weiße Roltn. Zu ei nern kleinen Berg lagen sie gehäuft, weiß und still, und erfüllten die Lust mit starkem, schwerem Duft. In 'Uialvea Schoß lag ein ange. sangen Kranz und langsam fügte ihre Hand vom Nosenderg Blüte an Blute tn die Reihe. Ihr Antlitz war weiß wie die Blu menblätier, und ab und zu siel leise eine Träne in die duftenden Kelche 'iiaice Beeken wand den Totenkran, sür Paul Hollmann, ihren Jugend freund. In einem friedlichen Winkel der Heimat würde sie ihn auf sein Grab legen, in dem der stille Schläfer nun weiterträumte von einer Schönheit, die das Leben nicht für ihn besessen. Die Rosen dufteten so stark. , Die Luft war ganz schwer davon. ES war Malve, als müsse sie lau schcn. Zogen auf diesen duftbeladenen Wogen Geigcntoii dahin? Kunde bringend aus einer anderen Welt? Flüsterten sie davon, vag er nun sein Sehnsuchtsziel gesunden daS Land, das ewig fern, nie erreichbar ihm geleuchtet? Sah er'S .jetzt in aller Herrlichkeit vcn Angesicht zu An gcsichti Erzählten sie, wie er sich aus seli gcn Gefilden mit Lächeln zurückwende - zu der Erde Suchen und Klagen? Sprachen sie zu ihr: .Trauere nicht! Glaube, aller Frieden de Ukberwinderö ist auf seinem Angesicht! Ein Orplldsucher, der sein Ziel ge funden. Anvers, als daS junge, heiße Herz gehofft aber, wenn du wüß test, wie heiter, wie wohlgeborgen er nun am freundlichen Gestade ruht. Malve lauschte noch lange. Und noch lange umflüsterten sie die Gei gentöne wie Eeistergruß aber ihre Tranen hatten sie trocknet. Und dann kam der Tag, an dem das Glück da war mit einem Male, wie vom Himmel gefallen. Zuerst die Botschaft von Sigrid: .Ich und die Knaben, wir haben eme Heimat gesunden. Und dann ein Brie I Weither! Und als Malve den gelesen, stand sie plotz lich kerzengerade im - Zimmer, die Arme ausgereckt und dann stürzte sie vor ihrer Mutter in die Knie, und die Arme schlangen sich um deren Leib, und aus Maloes Brust brach ein Schrei hervor, o laut, so erschütternd die Qual von Jahren : hallte in ihm wider. So viele, viele tapfer lx zwungene Tranen strömten hm m un säglicher Erlösung. .Er kommt! Er kommt! Mutter! Wohl und gesund ist er. Er , will mich holen! Ach. Mutter! Mutter! Sie zitterte uno schluchzte vor Glück und drängle sich dicht, dicht an die alte Frau. (Fortsetzung folgt,) . Da Natuxproblem. unsere Erde ist bekanntlich eine Kugel., Auf dem festen Lande ist dies wegen der Berzerrung durch Berg uno Tal nicht wahrnehmbar. An einem längeren Tunnel ' dagegen macht sich die Erdkümmung m einer eigentümlichen Weise bemerkbar. So kann man z. B. durch den 20 Kilo meter langen Simplontunnel, ttotz dem derselbe in gerader Richtung auf gefahren ist, nicht hindurchskhen. Dieses erklärt sich folgendermaßen: Man fährt die Tunnelfhle so . auf, daß sie an allen Punkten senkrecht zur Lotlinie verläuft. Das Lot zeigt aber stets nach dem , Erdmittelpunkte hin. Der Tunnel beschreibt infolge dessen einen Kreisbogen, der genau der , Krümmung des Meeresspiegels entspricht. Da , der Simplontunnel etwa 5 Meter hoch ist, kann man vom Eingange aus über die Sohle hinweg etwa 8 Kilometer in denselben hinein selzen unh würde ein an dieser Stelle unter die Tunneldecke gehaltenes Licht noch eben erblicken können,- weil die Höhe-des Kreisbogens bei dieser Länge etwa 5 Meter beträgt. Nun läge es nahe, derartige Tunnels nicht mit, Hilfe - des -fiotes-auszuführen, sondern eine ebene Sohle dadurch zu erzielen, daß man einen Lichtstrahl zur Messung benutzt, Ein derartiger Tunnel, durch 1 den man allerdings hindurchsehen könnte, wäre aber prak tisch unzweckmäßig. Man müßte daiin'nämlich in Wirklichkeit, so son derbar es klingt, von der Mitte des Tunnels aus nach beiden Seiten an steigend fahren, da die Schwerkraft bekanntlich nur vom Abstände des Erdmittelpunktes abhängt. Aus die sem Grunde würden auch die Wasser nicht abfließen, solider in dem Tun nel stehen bleiben und diesen ausfül len. - Jahreszeiten. Pater (liest aus der Zeitung die Wetteran sage vor): Morgen erheblich kühler, Nachtfrost nicht ausgeschlossen. Der kleine Franz: Et sein, da gibt's bald Weihnachten! Aus dem Briefe eines Rekruten. .Liebe Eltern! Ich danke Euch für das schöne G'selchte, das Ihr mir geschickt habt. Der Herr Untcrosfizicr hit zcZ,'gt, Üjjj es schr gut gewesen ist , .", vle Mlle. iiiüii Hun jiüchler. Martin Goodemonn kam aus dem Heuerbureau von Samuel Witting in der Admiralitättstraße, ging ohne sich umzusehen,' die Straße hinunter, quer über die SchaartorbrÜcke, legte die Arme auf daS steinerne Geländer und schaut in. bat unruhige Wasser de Hamburger Hasen. Nun war er so weit. Nun war er Heizer auf der .Elisabeth', die in 1 V . r . i rt zivei .lunoen aus gscje tfaiju ou tt ... nach Lissabon, durch den Suez kanal nach Bombay, nach China .. Gott weiß wohin. Heizer! Er hatte In seinem Leben noch in keinen Schi fsbunker hlneinge guckt, noch vor keinem Feuerloch ge standen und noch nie eine Kohlen schaufel in der Hand gehabt.- Und in zwei Stunden! Martin Eoodemann schaute über den Hafen weg. in dem es tutete, brüllte, zischte und rauschte. Et war kurz nach Mittag. Durch dat un aufhörlich schwappende Wasser schob sich, vom Reihersteg her. eme Fahre, dicht besetzt mit Arbeitern in schwar zen Jacken. Weit hinein im Nebel, gerade über dem Sturmball auf dem großen, roten Gebäude am Kaiserhosi, stand matt uno kraftlot die Sonne, Aus hundert '',, Schifftschornsteinen rauchte et weih und schwarz zu ihr hinaus. Aber die weißen und schwor jen Wolken kamen nicht weit, der harte Wind riß sie m Fetzen, kaum daß sie so hoch waren wie die Kränen der Reiherstiegwerft, die wie Gespen sier aut Eisenrippen trg Iebeldunst standen. : Achtzehn Jahre ... sein ganzes Le fcn lang ... in Hamburg und in knapp zwei Stunden auf der Fahrt nach China! Ganz weit hinten, man konnte nicht hinüdersehen, denn die oten Lagerhauser auf dem Kehrwie der versperrten die Aussicht, lag in, Baatenhasen die Elisabeths Ein schöner Name ... Elisabeth! Martin Goodemann suhlte sich geborgen, wenn er den Namen vor sich hinsagte. Et was Mütterliches war darin ... et was Heimatliches. Martin Goodemann verspürte unger. Und hatte nur nocb ein paar lipferstücke in der Hosentasche. Der letzte Taler lag in der schmutzigen Kasse des alten Samuel Witting, der ihm dafür den Heuerbries m die Hand gesteckt hatte. Bei einem flie genden Milchverkäufer am Baumwall kau te er sich ein Glas heitze Mtlch Aber der Hunger ging nicht weg und so trollte Martin Goodemann die Ha scnstraßen hinunter, um zeitig an Bord zu sein. Vor einem Hause auf dem Kayen blieb er plötzlich Me. Durch ein breites Fenster schaute er in die Kel lcrftube eines SchusterS hinein. Gro ßer Gott, dachte Martiir. Goodemann, wie gemütlich! Da saß auf einem Schemel dicht vorm Fenster der Schu er, ein alter Mann mit weißen Bart stoppeln. Er hielt ein paar Eisenstif te zwischen den zusammengekniffenen Lippen und schlug .einen Stist nach dem andern munter in die Sohle eines kräftigen Stiefels. Allerlei Schuster erat lag bunt durcheinander aus dem Zisch vor ihm. Grüne Topfpflanzen standen auf dem Fensterbrett und zier liche Schlinggewächse rankten an den Seiten lustig in die Höhe. DaS Schönste aber war ein leuchtend grü ner Papagei in einem von der Decke herabhangenden Holzring. ES war ?m lebendiger Papager und auch kein ausgestopfter Papagei, sondern ein kunstlicher Bogel aus grünen Tuch appcn mit schwarzen GlaSaugen, die blank auf das Schusterhandmerk hin unterlugten. Fein, dachte Martin Goodemann, da unter dem grünen Papagei in der warmen Kellerstube zu itzen und ein solides, fröhliches Hand werk zu treiben. Aber das war vor bei .... er war Heizer auf der .Eli cbeth" und mußte nach China .... Da sah er in der schwachen Dam rnerung der Kellerftubr einen Tisch, sauber mit graugrünem Wachstuch be deckt, und zwei Teller waren darauf und eine Schüssel' mit Bohnensuppe. ,lnd vor dem' einen Teller saß eine Frau in einem frisch gewaschenen und gebügelten Kattunkleid und aß. Mar tm Goodemann wußte nicht, ob es eine alte oder eine junge Frau war, denn er konnte den Kopf nicht sehen; der wurde ihm von der oberen Fen ierkante glatt weggeschnitten. Aber dann sah er die Hand, eine kräftige, rote Hand, die sich , mit dem Löffel auf und ab bewegte. Dann war der Teller leer, die Hand griff nach dem Suvvenlöffcl und füllte eine neue Portion in den Teller hinein. Wie das dampfte! Martin Goode mann spürte voller Neid den kräfti gen Geruch der , Bohnensuppe in der Nase. Der Magen begann zu knur ren. Es wurde ihm ein wenig unbe haglich von der heißen Milch. Da bückte et sich, um den Kops der Frau zu sehen. Tausend! DaS war ja ein junges Mädchen! straff und glänzend lag daS strohblonde Haar um den schmalen Kops. DaS hübsche Gesicht, das er freilich nur im Pro il sah. strahlte von Gesundheit. Und was für kräftige Zähne sie herzeigte, wenn sie den Mund zum Essen iisf mlel ' ' ' - Da Ißiirjj das Wäschen den Blick ,. ,u,cn Lurchen. Sie schaute au'. !l.!e ten Kops schief zur Sei! und lugte zu Martin Goodemann hinaus und lachte und nickte ihm mitten in sei großen, runden Augen hinein. Er freut sich und wurde ganz warm unter den frischen jungen Augen. Dat Mädchen aß wieder, aber nach jedem Löffel legte sie den Kopf schief aus die Schulter und lachte zu dem Bur schen hinauf ... , , Der stand wie anaekettet. Die Ge danken schössen hinter seiner Stirn hin und her. Da unten sitzen .. in de: Kellerstube .. vor. der Bohnensuppe, dat hübsche, frische Gesicht ansehen .. die kräftigen Hände fassen .. die ro ten Lippen sehen und die weißen Zäh ne dahinter .. und dann dem Alten gegenüber aus einem Schemel hol ktn .. Schuhe besohlen ..ein tüchtige! Lied pfeisen, und den grünen Papagei über sich haken .. großer Gott! Et war allet so trostlot: Vater tot ., Mutter tot .. wer war über Haupt sein Bater und wer war seine Mutter? Vierzehn Jahre Waisenhaus, vier Jahre Hausknecht in dem schmut zigen Logierhaut zum önglischmann m der Niedernstraße .. und dann aus die Straße gesetzt, weil er seinem Brotherrn, auö Wut über vier Iah re lang schlechte! Essen eine Ohrfeige heruntergehauen hatte. Und dann schleunigst in da! Heuerbureau von Samuel Witting .. nur weg aus der Niedernstraße .. weg aut Hamburg . . hinaut auf dat große, freie Mee.'. Er wollte auf ein Segelschiff. Aber dat ging nicht. Was konnt er denn? Konnte er ein Segel fieren? Oder eine Refflalje einholen? Nichtt da von. Aber die .Elisabeth" brauchte einen kräftigen Kerl. Bier Stunden vor der Ausfahrt war ihr Heizer von Bord weg verhaftet worden. ' Und Martin Goodemann ließ sich ohne Be sinnen anheuern. Er konnte ja in Bombay oder in China von Bord laufen und sich bessere Arbeit suchen. Nur weg auS Hamburg .. auf de: stelle wut weg! Und nun lachte' ihn auö einer ge mütlichen Kellerstube heraus ein Mäd chen an. Ein schönes, frisches Mäd chcn, das vielleicht noch keinen Liebsten hatte. Verdammt noch mal und ec mußte weg! In zwei Stunden! Nach China! AIS Heizer! Und während sie zu ihm hinauflachte, schoß ,ihm da Wasser ,n die Augen. Da riß er sich los und rannte, di Hände in den Hosentaschen, in einen: weg bis zum Aermannskai. am aa lenhafen. Da lag die .Elisabeth, ein kleiner, schwarzer Dampfer. Die .Elisabeth wurde keine Hei mat für ihn. Wie lange war er schon auf See? Es war alles wie ein schlimme: Zraum, der erste Maschinist, der iha mißtrauisch ansah und mit derbem Griff seine Muskeln prüfte ... der andere Heizer, ein robuster, schweig amer Geselle ... die wild flammen de,' rote Hölle im Feuerloch ... der unerträglich heiße Heizraum, in dem die Hitze ihm ihre glühenden Wellen um die Ohren schlug ... der Kohlen taub, der m die !1case hineinkroch die Ohren' süllte und tief in den Ra chen eindrang ... der Schweiß, der in chmalcn Rinnsalen aus der st,rn troff, aus allen Poren deZ nackten Körpers sprang und den Kohlenstaub eucht machte, dag er wie eine schwarze nasse Kruste aus der Haut lag. Bier Stunden Arbeit, vier Stun den Ruh vier Stunden Arbeit, vier Stunden Ruhe. Todähnlicher Schlaf im muffigen Heizerloais über dem Feuerraum, oder stumpfsinniges Hocken auf dem Achterdeck. Dann sah er die Hraue See . . . ruhelos schwan send im harten Novemberwind ... eine ungeheure Fläche, rollend, schau kclnd. üael auswerfend, Taler ara bend. Dann schaute er in die Rich ung der Fahrt: da war China. Und dann die weißschäumende Linie ent lang, die der Dampfer hinter sich ließ: da war Hamburg '. . . da war eine Kellerstube ... ein grüner Papagei und ein lachendes Mädchen. Martin Goodemann spurte es schon am zweiten Tag: er konnte die Ar bett nicht leisten. Er hatte kräftige Arme und konnte die Schaufel mit üchtigem Schwung werfen ;.. cwe: die entsetzliche Glut, die erbar mungslos aus dem Feuerloch heraus kam und sich in Wände und Decken des Heizraumes festsetzte, schlug mit Kolbenstoßen vor seine Stirn, biß durch den Schädel und dörrte ihm dat Gehirn. Er war ung ... aber der harte Kohlenstaub füllte ihm die Lunge, 'daß jeder Atemzug wie ein charfer Stich durch die Brust war. Er war willig, aber der schweigsame Kollege lähmt ; ihn durch den un heimlichen Gleichmut, mit dem er alle ertrug: Hitze. Arbeit und daö Flu chen bei ersten Maschinisten. Da kam ,der Sturm deS Atlantr chen Ozeaii. Die Elisabeth" arbei cle sich schwer durch die wütende See, keuchte und stampfte. Mariin Goodemann lag seekrank im Logis. Er wünschte sich nur das eine: der schweigsame Heizer mochte kommen, ihn mit der schweren Schau tl totschlagen und über Bord werfen. Aber an Stelle bei Heizers kam der erste Maschinist, fluchte, daß man ihm in Hamburg' so, einen erbärmlichen erl an Bord geschickt ' habe, rtk ihn an den Schullern hoch und trieb ihn in den HeiMüm.. DgS Feuerloch war offen. Die rote 1 Iloscrc Schnilkzujlcr-GM. Jedeö Mnster 13 (5tntZ lndcrmankek aus ikllgelbem luch. .rakliser mtulmxoi. Ü. 7207' 8032. Untre den Farbm. die spkjicll für Kln. derkleidkk tn der kommendkn Saison II modern gelten, sind bernsteingelb, hell, blau, mootgrlln und nußbraun die gk sachtesten. Leinen wird den Vorzug in Tlossen haben, sowohl sitr Mäntelchen wie sür Kleidkk, und handgestickte Lin gkr!ekragen et Garnitur verwandt wer den. No. 8022 ist ein Mantel mit langer Taille und schrägem Schluß, dessen Weite durch einen breiten Gürtel zusammenge halten wird. Ein weit über die Tchul tern fallender Kragen giebt den Halöab schluh. Wird ,ur Ucbcrgangszeit wolle ncs Material wie Ccrge odcr Tuch der wandt, so stcllt man Krag?n und Gürtel meist auö sm?!tischn oder figurirten Ctoffen, g?5'.t?nthcil aus Seide, her; weihe Mäntel erhalten noch einen Dopi'el tragen auS Epitze. Zur Anführung die scs Schnittmulicrs werden für ein Kind dn sechs Jahrm 1 Z)a:d Stoff bei 3(3 Zoll Breite gcbrauqt und 1 Jard Seide zum Kragen und Güriel. Borräthig ist da! Must:r in fünf Größen. 210. t$$h I fjlS smrf T CÄ ) ÄjLiife k 6032 1 Bestellungsanweisungv Drtse Muster werden an irgend eine Adresse geger Einsendung de! Preises geschickt. Man gebe Nummer und Größe und die volle Adresse deutlich geschrieben an und schicke den Coupon nebst IS Cents für jedes bestellte Muster an das PA1TERN DEPARTMENT OMAHA TRIBUNE 1311 Howard St. Ter Omllh ZxWitt' Cpo Ich lursche MLstaN......' .... Zoll Brus öd Zutitmtitt. - (Iahn .... ba Kindersachea.) Name . 77.. ... No.....V Stnße........7I77..... ......Stadt .15 Glut brüllte. Aus allem Eisenwerk. auS Wänden, Fußboden und Decke schoß - die Hitze. Der Fußboden schwankte' wie eine Schaukel ... der Sturm heulte im Schornstein. Martin Goodemann siel um. Seine Schaufel sank gegen den ersten Ma schinisten. Der packte den Stiel, trieb die Schaufel in die glühende Asche unter dem Feuerloch und brachte die dampfende Glut dicht an den Körper des Ohnmachtigen heran. Martin Goodemann schrie, sprang auf, riß dem Maschinisten die Schaufel aus der Hand und begann zu arbeiten wie ein Verrückter. Dumpf schlugen die schwarzen Kohlen in die Glut, schwarzro!rr Qualm wälzte sich auf, weißglühend schössen die Flammen hinterdrein. Bier Stunden arbeitete Martm Goodemann. Schleppte Kohlen auS dem Bunker herbei und gab der Hölle zu fressen. Er spürte genau, wie die Hike in sein Gehirn drang, wie der Verstand wegsackte ... Stück für Stück. In irgend einem Winkel saß noch ein Gedanke: draußen die kalte See . . . die wundervolle kalte See . . . China? China war verbrannt ... China lag da drinnen im Feuer loch ... verbrannt, verbrannt! Hamburg? Hamburg war ver brannt, verbrannt! Nein ... da war noch ... ganz schwach war da noch eine Kellerst bc ... ein alter Schuster . . ein grü ner Papagei ... und ein freundliche,; Mädchen, das Bohnensuppe aß, den Kopf schief aus die Schulter legte und lachte ... Nach vier Stunden löste ihn der schweigsame Heizer ab. Er nahm die Schaufel und arbeitete ... arbeitete wie ein Tier, gleichmütig, stumpf. Un heimlich stand das Weiß seiner Augen im schwarzen Gesicht. Fünf Minuten später sprang Martin Goodemann über Bord. Mit tin in die brüllende See. Eine große Welle nahm ihn hoch. Er sah, wie der erste Maschinist und ein paar Ma trosen über den Reeling lagen ... wie die Elisabeth" beizudrehen versuch te . . . wie ein Rettungsring inö Was sc-r flog . . . er sah daS alles wie ein Schauspiel, das ihn nichts weiter an ging. ' '; , - ... ES war so wuerdar - IüHmJjL c u ngen nfvj -v v?' Diese Illustration stellt eine einsän Ülock bar, der such von einer wenig gcü tcn Hand in kürzester Zeit genau und Pas send hergkstkllt werden kann. Zwei der wichtigsten Dinge, die bet der Hau schneideret größte Beachtung finden fs! V . .jtlJM ' T iwm ki ' ri tu irrn fontä fc ; ! je 7207 Ij l f , 1 f Vr 1 . !o I ii I I ' ' C I' : I! ! ! i I i f i ü! f tii ViA Itn, sino da genaue Zuschneidrn und kok rclteö Zusammenheften bet Nähte. Manche Unebenheiten der Säume können da durch, daß man letzteret mit der Hand in kurzen, festen Stichcn. anstatt mit Be Nutzung der Malchine, ausführt, verhin dert werden. Besondere Sorgfalt niufz auf den Saum der langen lktöcke verwandt weiden. Am besten tl,ut man. vor dem Heften alle genau mit Stkcknsdeln festzu fiesen. Dadurch verhindert man . am sichersten da lästige Ziehen der Nähte. Da Modkg hier ist ein dreibahniger Noch der VorderMutz erbält und dessen obere Weit: im Rücken in leichte yältchen .'ingeengt ist. Ein: weite Zasche mag vorn lach Bcliibkp, cusc'.setzt w:rd:n. Eordu :oy, Ratine oder die modernen karririen 'klvffe mögen , zur Verarbeitung bei Schnittmuster darin 6 Größen, von 22 i 32, oorräthiq ist und für mittler Fi zur 2 Aard Stoff erfordert, verwandt werden. Wasser ... da hinten der schwarze Fleck, der auf dem. Wasser tanzte und immer kleiner wurde, das war die Hölle. Martin Goodemann lächel te . . . er war im Himmel . . . im sanften, kühlen Himmel. Und der Himmel trug ihn zurück, wellauf, wellab . . . zurück nach Hamburg. Da letzte, was er sah. war ein lachendes Mädchengesicht und ein grü ner Papagei, der über einem Schu stertisch leuchtend hin und her schau leite- in gute insall. Friedrich Wilhelm III. fernern eines Tages bei der unerwartet raschen Zuruckkunft von einem Spa zierritt in das Palais zu Potsdam, daß sich der Portier nicht, wie eö des sen Pflicht gebot, auf seinem Posten befand. .Portier ist abgefetzt!" rief der Monarch zornig. Jede Fürbitte würde bei der Hartnäckigkeit, mit welcher der, König an einer einmal getroffenen Bestimmung , festhielt, fruchtlos gewesen sein, obgleich das Schicksal des sonst so pflichtgetreuen Beamten allgemeines Bedauern er regte. Als aber am nächsten Morgen der diensttuende Flllgeladjutant in daö 'Zimmer des Monarchen trat, ge stattete er sich die Frage: .Majestät, ist der Portier auf einen oder auf zwei Tage abgesetzt?" Auf einen," lächelte der König, öer inzwischen wohl selbst schon das im ersten Aerger Verfügte bereut hatte. Unwirksame Drohung. Arzt (erzürnt zur Frau seines wenig gefügigen Patienten): .Wenn Ihr Mann die Medikamente nicht ein nehmen will, welche ich ihm verschrie den habe, dann muß er eben inS Gras beißen." ' ' .Nun, nun, das tut er ja so. er ist nämlich schon längere Zeit Lege tarianer." Bei der Schmiere. Di re!tor(vor die Rampe tretend): .Ent schuldigen Sie. perehrteS Publikum, wenn eö in dem Akt eben nicht ge blitzt Hai. aber der Apotheker schickte uns statt Blitzpulver Jnsektenpul ver." Auf der. Soiree. .DaS Benehmen deS Fräulein Altlich kommt mi;' etwa! sonderbar vor!' ,Ji, Ä