Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, April 24, 1914, Image 7

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ßjs Cne von Rroll's Theater. Zirkus Vusch. Kffer's
Die Erziehung zurkiebe" im Rttnsilertheater
von Zlugust Spanuth.
.Zum Ailchikdnkhmm just da Tchte
IQetter!" Ddk wag wolZen Sie? Qi ist
Ja April, der sprichwörtliche Öltflfninonäl,
die Actt. w die Leute korilraktltch um"
ziehen müssen, ws also ihre Möbel M
konstitutionelle Recht auf 'Jkafcltxtbcn
haben: kann e ein bessere Wettermilieu
für den Abschied von dem echabenm ItrosiV
sehen Kunstpalast geben? Er hatte sich
liingst überlebt, wie sich der Winter von
191314 überlebt hat. und kalte Nken.
Thranentropsen der Erinnerunq rieseln
nun die gerührte Nase derer entlang, die
da Talent besitzen, sich erst dann in eine
übertriebene Hochschätzung der Dinge hin
in zu .weinen, wenn besagte Dinge alle
geworden sind. Kroll' Theater ist end
gültig geschlossen, um in so und so viel
Jahren dem neuen Königlichen Opern
Palast Platz zu machen: da heiht vielleicht
in fünf oder zehn Jahren, denn Königliche
'Baumeister würden ihre Würde verlieren,
wenn sie mit Hammcrsteinsclxr Keschlvin
d!gkeit jjj Werke gehen wollten. Nie wer
den also die Berliner wieder in einem
Theaterraum sitzen können, dessen Sitz
an solch zuverlässigem chronischen Knacken
leiden. Wenn die süßeste Kantilene der be
rühmten Primadonna gerade den zartesten
Höhepunkt erreicht hatte, konnte man zehn
xegen ein wetten, daß ein kleines Peloton
s'uer von Knackereicn erscholl. Gelbst im
bkstgektgcltkn Opernbetrieb kommt es ja
dir, daß im entscheidenden Moment
legend eirnns Wichtige versagt: das Kna
cyt der Sitze bei Kroll versagte aber nie.
i;ft höbe ich darüber nachgedacht, wie da
lwh! zusammenhängen möge, ob man eine
solche Ehstematik nicht -euch ans andere,
weniger störende Effclte im Opernbetrieb
anwenden könne; ober schließlich habe ich
mich n.li der Vermuthung begnügt, daß
da KcstllhI bei Kroll von ganz besonder
sensnlvev Qnaliiat sein müsse, so sensitiv,
daß ti in ein Mischmingen gerathe. wenn
sich dc jeweilig darauf Sitzenden eine be
sondere Ergrikfenbeit bemächtigte. Die
Uebertragung menschlicher Rührung auf
leblose Gegenstände mag ja unseren bloß
empirischen 'aturmiilentchasktern I ein
thörichter Wahn erscheinen, aber wer oft
bei Kroll gesessen Hot, wird die Möglichkeit
doch kaum in Abrede stellen können. Das;
sich diese Uebertragung gar nach hinten hin
iiußerte. macht die psychische Theilnahme
des Gestühl allerdings noch wunderbarer.
Leider ist eine andere originelle SJrrnn
sagung des Kroll'schen Theaterraums nie
mal genügend ausgenutzt worden, eine
Veranlagung zur Verbreitung stimmungs
fördernder Tüfie. Nirgends habe ich z.
B. Mcisters,ger''-Vorstellllngkn erlebt,
die so überzeugend in den Dunstkreis
Nürnberg getaucht waren. Zwar hörte
man da Bratmurstqlöckllin nicht läuten,
aber man roch die Würstlcin so stark, daß
man sich unwillkürlich fragte, wo denn das
Bier dazu bleibe. Darauf mußte man
leider stets bis zum Zwischenakt warten.
Indessen blieb die Mitarbeit der Küche
an den Opcrnkunstgenüsscn viel zu einfei
hg, sie war eigentlich nur auf deutsches
Repertoire eingerichtet. Selbst wenn Ca
rusg den Nemorino im .Licbeetrank" sang.
schwärmte einem die ?case eher Eisbein
und Sauerkraut als Maccaroni und Sa
lami vor. Man hat also doch nicht den
richtigen Begriff von der suggestiven Kraft
der verschiedenen Kllchengerüche gehabt,
sonst hätte man sicherlich für eine größere
Abwechselung gesorgt.
Mit dem Knacken der Sitze und . den
Gerüchen der Küche waren aber die Vor
zllge bei Krollschen Theater noch lange
nicht erschöpft. Man weiß, wie leicht der
Opernbefucher in Gleichgültigkeit und Un
vufmerksamkcit verfällt. Ein solcher Zu
stand der Indifferenz drohte bei Kroll
immer nur den wenigen Leuten, die in der
Mitte de mehr breiten als langen Rau
me saßen, die anderen mußten beständig
wie die Schießhunde" aufpassen, damit ,
sie nur etwas zu sehen und zu hören hw
kamen. Und ein solcher unvergleichliehkr
Tempel der Kunst soll nun abgerissen Kku'
den! Dies alles trifft allerdings nur auf
da Kroll'sche Etablissement zu. wie es sich
in den letzten beiden Jahrzehnten präsent
tirte, also nach dem großen Umbau, paßt
bbek nicht aus jene frühere Zeit, wo die
Bühne ein Nudelbrett" war und der alte
Engel (mit dem geforbenen Schnurr
bart) eine Art von Weltruf für Kroll"
erstehen ließ.
Also ts ist nun endgültig vorüber mit
dieser Spezialität Berlin; die Mauern
fallen, der Garten wird zum Theil wieder
zum Thiergarten geschlagen, die Kübel mit
den Hunderte von Jahren alten Lorbeer
bäumen gehen in' benachbarte Vellevue
Schloß zurück, denn sie sind Eigenthum
der Krone und die zahllosen bunten
Deleuchtungs-Arrangcments werden der
dientcr Weise zum alten Gerümpel gewor
fe. Aber auch dann wird es noch nicht
gänzlich vorbei sein mit .Kroll", denn e
leben noch einige Dutzend alte Berliner,
d da dringende Bedürfnis haben, uns
von der früheren Kroll'schen Herrlichkeit
umfangreiche Erzählungen zu versetzen.
Vbe sie fertig geworden sind, dürften schon
d't ölrundinauern des neuen Haufe! au!
dem Boden herausgewachsen sein. .
.
nur den Besitzer gewechselt: der eine Kom
missionSralh (Busch) hat ihn f,t den an
deren KoinmifsionZrath (Schumann) ob
getreten, der bekanntlich schvnjn Zirku
in Berlin ksitzt. Schließen Sie au die
s Tklülaiuk der beides 'ZirkKiilkutt der
nickt leich daß man mit Pserhen umzu
gehen verstehen muß, um-dkF'Kommis
sionsraths.Titcli theilhaftl 'zu werden.
Ich kenne auch Kommissionsräthe, die blo
Esel auszunutzen verstanden haben, und
dann ohne Schwierigkeit zu dem schönen
2 ii gekommen sind.
Hier steht nun vor allem zur Frage:
wen zwei Leute mit je einem Zirku der
bösen LustbarkeitZ-Steuer halber nicht
mehr im Stande sind, gute Geschäfte zu
machen, wie wird denn ein einziger mit
zwei Zirkussen fahren, respektive reiten?
Run, es heißt ja immer noch. Maz Rein
hardt werden der! Zirku Busch für seine
großen klassischen Aufführungen für län
gere Zeit in Anspruch nehmen, und zu be
ziveifeln wäre dann sicherlich nicht, daß
der Zirku für eine längere Zeitperiode
stets ausverkauft sein würde. Aber auch
da nimmt dann bald ein Ende. Diese
schauspielerischen Monstredarstellungen er
müden und auf die Dauer nicht blos die
Stimmen der Darsteller, sondern auch die
Rezeptionkfähigkeit der Zuschauer. Und
wa soll dann aus den überflüssig qewor
denen Zirkuigebäuden werden? Daß der
Bund der Landwirthe dort in Permanenz
tagte, wäre immerhin noch ein Ausweg
aber ein bischen kostspielig würde die Sache
den Herren werden.
Ganz gewiß ober glaube ich, daß ein
für allemal die Darbietungen des eiqent
lichen Zirku sich überlebt haben, daß sie
schon seit Jahren nur mehr eine künstliche
Existenz führen. Seitdem die Lohe nicht
mehr herumfliegt und die paar übrig ge
bliebkiien Pferde auf Kolosmattcn laufen
seitdem die Clowns reden, anstatt Purzel-
bäume zu schlagen, seitdem der dumme
August" pensionirt worden ist, seitdem ist
e m!l der eigentlichen Zirkusfreude vor-
bei. Hnsteriich muh man die Anstrengun,
gen nennen, mit oenen man oie langnen
merkwürdigsten und komplizirtestcn Aus
stattuiigsstücke konstruirt, um doch noch die
Neugierigen anzulocken. Da Hineinziehen
der Wasserwirthschaft in den Zirku war
schon ein Symptom des Verfalls: ein
Manege, die über einer Zisterne erbaut
wird, hat von vornherein ihren Beruf der
fehlt. Daher fehlt dem Zirkus auch schon
seit Jahren jenes Elite-Publikum. jene
nach Pferden riechende Aristokratie, die
dem Institut einen besonderen gesellschast
lichen Glanz zu geben pflegte. Das heißt,
jene Aristokratie ist ebenfalls auf den Aus
sterbeetat gesetzt, und man hat sich allmäh
lich daran gewöhnt, auch ohne sie auszu
kommen. Der Kavalier hat heutzutage
wohl auch noch mit Pserdekräften zu thun,
ober die müssen dann in sein Automobil
eingebaut sein. Der Stalldust ist in Ver
ruf gekommen, und Pferde sind gegenwäd
tig nur noch insofern zu einer aristokra
tischen Lebensführung nothwendig, als
man auf ihre Schnelligkeit wetten und ge
hörig Geld dabei verlieren kann.
Ich bin' also ganz zufrieden, wenn
Berlin sich fortan nur noch mit einem
Zirkus behelfen muß, im Gegentheil, mei
netwegen kann auch der eine letzte noch
eingehen, ohne daß ich ihm Erinnerungs
thränen nachiveinen würde. Ein jedes
Ding hat nun einmal seine Zeit, die eine
schönen Tage erfüllt sein wird, Neu
lich war ich in Dresden und schaute da
auch in den neuen Zirkus Sarasani hin
ein, als Theater der Fünftausend" die
neueste Schknswürdigkeit von Elbflorenz.
Noch nicht die Halste der fünftausend
Plätze war besetzt; von Lohe und von
Pferden war so gut wie nichts zu riechen,
die Pantomime war die Hauptsache, und
das Publikum, obwohl e größtentheil
vom Lande zu sein schien, machte gelang
weilte Gesichter. Schluß! Der ZirkuS
der Zukunft wird wohl der Luftzirku
fein.
t vM
k jx'xi.
Und nütt, folgen Sie mir noch auf einen
r , at..i.. ;;,.s.s...
prllNg Hl i;cuici, in unnum;
tcr", das nicht leben und? nicht sterben
kann. Alle Welt glaubte, urni habe e
endlich den Treffer gefunden, als nämlich
unser unvergleichlicher Polizeipräsident
Han! Kyser's ernstes Spiel": Die Er
ziehung zur Liebe" verbot und dann den
noch freigeben mußte. Welch' eine Rc
Name! Wie wurde da der junge Kyser,
wie wurde da Künstlertheater" von der
gesaminten Konkurrenz beneidet.' Aber die
Sozielare haben nun einmal Unglück, wa
sie angreifen,- scheint allemal zu enttäu
schcn, Die Erziehung zur Liebe" ist doch
gewiß ein Titel, der allen lüsternen Leuten
und solche pflegen ja eifrige Theater
bcsucher zu fein den Mund wässerig
machen muß. und dann noch der Reiz de
offiziellen Verbots dazu! Aber, siehe da,
das Spiel war doch wohl zu ernst für die
Lüsternen, und den Ernsten mochte e ,u
sehr als Spielerei erscheinen: schon jetzt,
nach wenigen Aufführungen, kann man
tin Nachlassen der Zugkraft feststellen. ;
Ich selbst möchte e mir auch uicht ein
zweite Mal ansehen, trotzdem mir der
Verfasser bei ollen seinen Schwächen sym
(.; Z'ifcJ ?i'.i h ist es nun pathjsch ist und die Aufführung nicht zu
kllc'n hsr xc-liufig wünscht übrig Iß.
Der ffs,i'rk,ingkzkt ni,d vn der acht,
ddreiizjadkin alli ine ttiMna
pilp r nf ifi or an dem e!iiinid.inj'fli(i!)ri
an Primaner a!i5eüb, d'n s'iiie Miiü?
M PfPfffoi in stall und gegeben
kalte. E ist aber leine ganz tinfatlif 10t
fiiüruiijisififciAls, nn der Junge ist eine
tomplizirte Natur. Iaß er nech mit f m
undiwanjig Jahren die Tchulbank drückt,
ist also auch nicht aus Mangel tn Jnt-l.
(efl zurückzuführen, fonter eben uf die
U,A tircal Embildiuiükiasl b:5 U;ift
fjhrnien, der sich über die Welt uiid üler
sich selbst allerlei krause und pessimistische
Gedanken macht, wie da ganz besonder
deuticher Gymnasiasten Art zu sein pflegt.
Er hat elfo schon Liebe gespürt, nämlich
zu seiner Cousine Bert!, aber da
Weid" kennt er eben nur erst theoretisch.
Sein Freund, der noch etwa altere und
ziemlich hoffnungslose Oberprimaner
Franz macht dem Helden auf die richtige,
nämlich aus lyiiische Weise klar, daß zum
Genuß an der Frau vor allem die E innen
befrikdigung gehöre, und da er ihm außr
dem zu verstehen giebt, jene kleine Racker
chen Bertha. in da der Held fo Hoffnung,
los' verliebt ist. sei auch einem Kuß vn
anderen Männerlippen nicht grundsätzlich
abgeneigt, so ist der junge Held sofort be
reit, die Welt einen schmutzigen Pfuhl zu
nennen, in dem man vor Ekel ersticken
müsse, und seine Cousine, die ihm in Wirk
lichkeit sehr zugethan ist. al Dirne zu be
zeichnen.
Aus diesem von Hant Kyser ganz ge
schickt vorbereiteten Boden entsteht nun die
große Sünde zwischen dem jungen Gom
nasiasten und der reifen Frau Professor.
Sie wird un al behaglichpoetische Na
lur hingestellt, die ihren zwanzig Jahre
älteren Gatten ebenfalls von Herzen gern
hat und vorläufig gar nickt daran denkt,
die These vom gefährlichen Alter durch ein
praktische! Beweisstück auf' neue zu er
hörten. Aber sie ist ein wenig griiblkrisch
veranlagt, und 'da sie weiß, daß ihr Gatte,
ehe er sie kennen gelernt, eine höchst leiden
schaficke As sän mit einem anderen Mäd
chen durchgemacht hat, wird sie häufig von
dem Bewußtsein gequält, daß ihr, seiner
Gattin, die Wonnen der ersten jungen
Liebesglnth diese prächtigen Professor
nicht z theil geworden sind, daß sie gera
dezu darum betrogen worden ist. Sie
quält mit diesem Gedanken nicht nur sich
selbst, sondern auch den Gatten, den sie
tausendmal fragt, ob er denn immer noch
an jene seine erste Liebe mit schmachtender
Erinnerung zurückdenke. Und nun wird
sie unmittelbare Zeugin des großen Mcn
schenjammer. der vulkanhaft über die Lip
pen de enttäuschten Gymnasiasten bricht,
und das Gefühl bemächtigt sich ihrer, daß
hier ein junger Mann in erster Brunst
aufschäume, wie einst ihr Gatte lange
vor der Hochzeit. Dazu kommt, daß der
Primaner der immerhin noch jungen Pro
fessorin von jeher die allergrößte Ber
ehrung bewiesen und ihre Sympathie für
sein Schicksal dadurch noch gesteigert hatte.
Ist ek da ein Wunder, daß sie in einer
schwülen Dämmerstunde einander um den
Hals fallen? Man sag! mir, im Buche
habe Kyser den BcrführungZmoment doch
anders, drastisckzcr gestaltet, als es die
weise Regie Rudolf Rittner's auf der
Bühne gestattete; aber wie dem auch fei,
die Sache ist psychologisch durchaus klar
und unanstößig, ausgenommen sür Jagom.
' Natürlich will der beglückte Brausekopf
nun erst recht mit dem Kopf durch die
Wand: Frau Professorin gehöre jetzt ihm
für alle Ewigkeit, wenn der Professor von
seiner Reise zurückkehre, werde er, der
Oberprimaner, vor ihn hintretcn. ihm
alles sagen, und sein Weib von ihm for-
dern, das vor ott und den Menschen
ihm gehöre. Diesen jugendlichen Ueber
schwang schildert Kyser recht treffend, da
hat er scharf beobachtet, aller Wahrschein
lichkeit nach am sorgfältigsten seine eigenen
Primaner-Gefühle und -Wünsche, Selt
sam berührt dann aber die Art und Weise,
wie de Knaben Mutter die schlimme
Neuigkeit von der Frau Professorin hin
nimmt. Was diese würdige, resignirte
Dame da über des Weibes Stellung zum
Manne zum besten giebt, hat einen Ibsen
haften Einschlag. Sie bleibt gänzlich ohne
Zorn gegen die Verführerin ihre jungen
Sohnes, ,a, sie prophezeit ihr mit offen
barem Mitleiden, daß ihr junger Lohn die
erste Geliebte ebenso schnell und grausam
erledigen werde, wie da aller Männer Art
sei, mit dem Weibe, das sie genossen, um-
zuspringen. Der außerordentliche Herzen
takt dieser seltenen Dame bringt es fertig.
daß die große offene Katastrophe trotz des
halb wahnwitzigen Jünglings vermieden
wird. Daß Kyser aber ein Dichter ist.
wenn er auch noch viel an sich zu arbeiten
hat, scheint mir am ubkizeiigrndsten aus
der Art hervorzugehen, wie er den Pro
essor seiner Frau verzeihen laßt. Da
geschieht in einer solch echt menschlichen
und edlen Weise, daß selbst solche Män,
ner sich davon gerührt fühlen sollten, dk
ets für sich selbst viel Verzeihung in An
'prnch nehmen, für da andere Geschlecht
aber keine übrig haben.
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Hof:Fi'ar.f
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Von Ferdinand Scherber.
Neue Haubitzen und kein Cnde. Allerlei Zweikämpfe.
Die Fürstin Metternich nnd die Prinzessin Cros. Franz
bchmidt's Vxer Notre Dame" in der zofoper.
DaS Recht drr Frau in, alte Assyrien
und Bblsikn.
Interessante Ausschlüsse Sber da Recht
der Frau gab Geheimrath Txlitzsch in der
Vereinigung für staatswissmschaftliche
Fortbildung. Danach stand die frxrn der
alten Assyri und Babylonier tn hohem
Ansehen, ganz im Gegensatz zu ihrer jetzi
gen Rcchtlosigkrit im Islam. Besonder
geregelt waren die Rechte der Frau bei
deren Uebergang In da Hau des Man
ne. Alle die Ehe betreffenden Verträge
wurden uotaricll festgelegt. . Insonderheit
erfuhr da eingebrachte. Gut der Ehefrau
starken Schutz: o Mitgift wurde gleich
bei Abschluß der Ehe als ausschließliche
und nantostdarek Gut der Frau notariell
sichergestellt. Die Bestimmungen über eine
Schndung der Ehe waren sehr schwierig.
Ehebruch würd mit dem Tod bestraft.
Ein Ehefrau, die auslief", konnte ohne
Ceremonie!! vom Manne Knall und Fall
entlassen werden.
Die Versuchung.
Ihr Eärtchen sieht nicht sehr dielve,. 1
sprechend auö, Frau Nachbarin." t
Ich weiß es, daran ist die Leidenschaft'
meine Gatten schuld; er begann, die
Beete umzugraben und dabei fand er so
viel Regenwürme!, daß er alle liegen
und stehen ließ und, fischen gan. -
Während bis auf da jüngste Zeitalter
der Friede eine wohlthätige E'nrichtung
war. in d die Künste und Wissenschaften
gediehen und die Sparsamkeit Kapitalien
anhäufte, ist so ein Friede jetzt ein sehr
kostspielige Verhältnis geworden, da sich
nur wenige leisten sollten. Er erfordert
weniger Opfer an Mannschaft al an
Material. Was nützen die besten Hau
bitzen. wenn sie mitten im Frieden altern
und durch andere ersetzt werden müssen?
So oft eine neue Kananenart entdeckt wor
den ist, haben wir sie stet mit großer
Jrende begrüßt nd gehofft, mit ihr viele
Jahre in ungetrübter Harmonie leben zu
können und jrdetmal noch ist unsere Hoff
nung enttäuscht worden, indem sich bald
eine vorlaute jüngere Kanone vordrängte,
die das Schoßkind der Artillerie wurde.
Ich muß gestehen, daß mir jeder Krieg
minister am sympathischsten ist. wenn er
bet einem festlichen Anlasse In Gala-Uni
form erscheint. So wie er ober tu seiner
amtlichen Eigeiischaft sich vernehmen läßt,
werde ich immer beforgt und denke an die
Steuer,' etwa wie der Lehrjunge den
Stoff, den sich sein Meister für einen An
zug ausmähltk. auf der Rückseite betrach
tete, mit der Motivirunz, daß er ihn ja
doch erst bekäme, wenn er gewendet würde.
Man hört dann gewöhnlich, daß, während
wir alle von der Schlagfertigkeit unserer
braven Armee träumten, diese Schlag
fertigkeit eben nur ein Traum gewesen sei,
und daß wir überhaupt nur durch An-
schafsung frischer Kanonen auf den nb'thi
gen Standpunkt der Wehrfähigkeit gclan
gen können. Hierauf stimmt der jeweils
momentane Kriegsminister eine bewegte
Ode auf die neue Kanone an, durch die
wir allein auf dem allgemeinen Kanonen
korfo ein bischen Aufsehen erregen könnten,
und malt dann, nachdem er einen düsterm
Blick in die Vergangenheit geworfen, die
rosige Zukunft einer Schlogfertigteit der
Armee in üppigen Farben aus. Aber jeder
Eingeweihte weijz. daß das ein Mortarf'
sches Gemälde ist. , dessen Farben schnell
verblassen. Wie die Ministe: nach der
bältniemäßig kurzer Zeit wegen ihres &(--sundhcitszustandcs.m
den Ruhestand vel
setzt werden. sc thrilcn sie das Schicksal
mit den hübschesten und lustigsten Kano
nen, die ebenfalls bald zu kränkeln oufcm
gen. Soeben werden uns wieder neue
Haubitzen für die unk schwere leichte Ar-
tillcrie angekündigt, wir gehen wieder freu
digen Ereignissen entgegen, und wer über
Haupt ein Freund der Poesie ist. wird nicht
ohne Vergnügen auf die bevorstehende
Ballade von der Schlagfertigkeit der
Armee, die vielleicht eben im Kriegsmini
flerium gedichtet wird, neugierig fein. Es
geht den europäischen Staaten wie den
Ehemännern. Bekommt die Artillerie te
einen eine neue Kanone, so muß auch der
andere für die feine eine noch neuerer? an
schafft, So schüttelt da Rüstungsfieber.
eine chronische Krankheit, diesen Kontinent
Und e berührt seltsam, daß gerade ein
Mönch die teuflische Erfindung des
iscoretzpuivers gemacht haben soll.
Man merkt erst an den Gerichtsverhand
kungen. wa das für ein windiger Friede
ist. in dem wir leben. Die Justiz verräth
am lautesten, daß dieser Friede nichts
anderes al ein schleichender Krieg ist.
Beinahe noch immer vergeht kein Tag. an
dem nicht Spione vor Gericht sitzen, die
sich alle da gleiche Rezept für ihre Aus
reden verschreiben lassen, nicht etwa ein
oder zwei, nein, ganze Schoaren, und
man erfährt daß RußlanS fast ein stehen
dek. Hur von Spähern in Oesterreich
unierganen yar. rn vem auch eigene
Spionskommandanten nicht fehlten. Das
lHeneralkommando führte der gewesene
Wiener russische Militär - Attache, au
dessen Händen der berühmte rollende rufst
lche Rudel sprang. Jetzt deklariren sich
nie Rumänen envucy als offene Gegner
vcr mwarz-acioen Monarchie und ruma
nische Offiziere haben bei einem festlichen
Ania e ven. nöthigen Höhepunkt geschaffen.
Indem sie zum Marsche nach Siebenbürgen
ausfordknen. )vit rumänische Armee hat
jchon im ungsten Krieg durch den Ein
marsch in das ziemlich wehrlose nieder
brochene Bulgarien eine besondere Marsch
bereitschaft bewiefett. Ich kann nickt leua
nen, daß ihr ein sehr guter Ruf voran
geht, aber ich glaube doch, daß man Offi
ine, deren Bendtsamkeit sich im Frieden
regelmäßig aus Kommandoworte be
schränkt, dte diplomatisnen und raisoni
ti, statt die Truppen ,u führen lernen
und lehren wollen, schleunigst ziehe lassen
toutt, aver nicht vom eder oder nach
Siebenbürgen, sondern in den, dauernd!
Ruhestand. So hat sich diese ewige au,.
muthige Oesterreich eine Menge von Fein
den geschaffen, obwohl e eigentlich nie
mandem twa zu Leide ,'hat. oder diel
leicht eben deswegen. Die . Dänische
Armee-Zeitung", der ma Bezkhungen zu
gewissen hohen Knisen nachrühmt, hat In
einem Leitartikel achgewirfm. daß unsere
Politik auf einem Punkt angelangt ist, der
chon vor längerer Jeit da ertucbe sea
net hat, und dai wir aus dem Ballait
die Führung haben könnten, wenn wir nur
tvollkn, wöbet da Wollen mit einem be
sonderen Aufwand an Druckerschwärze
sehr fett druckt ist. Ach da, Ist ja eben
Oesterreich Werhänizni, wI schon der
große Corfe erkarmtr, lo-H terna-fln
fangt, sich sammelt, im richtigen Momente
wieder zerstreut ist und gerade dann auf'
hört, wenn e anfangen soll.
Die letzte Zeit war ljrhaupt durch die
infolge des Ducllwahn.zchendeu Pislo
len ziemlich geräufchvuli ?,v man frnit
sich fast, wenn ei wie im Falle der Ba
ronin Zoi m Graz zu einer ziemlich un
blutigen Kinderuntekfchiebung lommt. Die
Hochschule für Duellanten ist Uilgcirn, wo
Duelle allerding meist ungefährlich der
laufen und mehr gesellschaftliche (5rcignisse
,d. Tort fordern einander die besten
I!! :n ,:nd seine eigen: B:f'dek':t hin.
d.rte Ihn. 'sich vsudräru. lr würd:
Im und da H! s,,xi.o,,,sn "'r!n cul
grs.ihrt uns, rnsdi verZ'sl,',,. (fr ftoliü ni'
da und 'in bemerk!, ist:! r.ifcl, ,vaj filr
f'rt'n smfte,js,en Ukt fifudlij) ,?!. Die
iiMi.trn C.ulfüe m ff?cn':;n j.iitft
l'r fflbeii ihn auf feinen l:p.nt bk.i!kiltt.
Die Aussülzn,,! e,er C?r:np4,.c::ie I'UM.
vnr iiicct keinen VJnrnrn "fl.t tr.irf
liefet wie?'? aus. ,,d der an'" iii"fl
u-.d fcnii? hi) jede a,es,,!,rlkt,e Auj
kiz i iz. die Mliltlifn tonnte, ton tsni
l: rein be,,iaffigu, lie CliiM 3iuiiel
n.i:tii(;. die vor v'r.',ig Zak,en noch ei
?t!knwlnkcl mit elir,, ,3Yi,;m C-tnivrb
n-rn f u, ifi, Dank f;n .1 !Z.:z und bC
?!(n5ieii.iltiflii!Mt'T.ift ihrer gklunde
8.iWf. :if eine ti'labl tun TDO.O-K 5i
t"';"r'n nV-'V'tifl, de , 14 fflr
ottt ausgeschlint! Hit. 'ticS vor vier,!
7i.:ikt noch Aujii,alt n,d Landsitz
lerijcke ltfoli der neuen Oper, de üb
rigfii zwölf jeiftre auf die Vfuffüau.m
rtarten innfi'e. wird ihn Hgsieuüich nicht
mehr so luio und fo gii'il, rera-sjc
fi-ffen. AllcroingZ ist die 'TÜ;flt z bet
Cpet mekr fympli.Miifilit ah dramulislie
'JJliisif, sie zeigt ober fn viel Pnnielinihelt, i
f'tie solche Feiiiyeit nnisi!aliuT tinllnr,
wie man sie l 'itzulage feilen findet, fo
daß der große Ek'olg der Ooer d'irck den
syinphoni'khen Werth der Musik y.krr'l't
fertigt und vcrdient erscheint. 'Es' wehte
Ki.r aber ni,I,t die tt'f!! rn.i.i Vnf
vom Wienerwald. wenn sich n ct!t si.'i,
um den bcscheideneli Komi'onistcn eine zi
jeder Lobhudelei entf,le,',e Partei
fwaarte. die ihm den ,ngc orenibzlte-
nen Lorbeer nun illju stürmifck,
ilovs wirft, lieber unsere siroßcn Ge
mäldeauSstellliiigen einige Worte im näck
sten Briefe.
Eorgen auch v,e Theater nick! mckr so
w-,r. Ist l!.!te schail lange sii!iere, tcg:U
rem'e lraf;e, Nd immer M'ller In die
Ui'giÄtiNg 'rücken die Slasipartt. ' dl
Äisleüg.irlen nd Soinmerirohn'ingen der
reul.'en L,te vn B.'ilsj,! vor. S haben
si,l die 'l'iUensiätte von Rliode Qt. C'
iuMe, tind-bi'fl und von La Hi:lpe
gebilket. im laiicifanien, stillen, aber zähen
Äonnarsch .ich Woterloo. Und un märe
bcinabc d?Z Xitirerf Ikije paisirt fvon dem
iftr aber schon gesagt bade, daß eji nicht
pi'siire wird). Beinahe fyülm einige
Spekulanten", also eine ganz böse Sorie
von beuten, einige Pillen mit Garten in
die Kartoffel iinrz Weizcnäer gestellt,
ans denen die Englänoer (a,inz allein die
Engländer) und der gloneic!,c Welli,igtc,l
vor hundert Jahren Napoleon I. zer
schineiiert haben. Ja, man sprach sogar
an den" trr Ercimtung einer Kolonie xnt
Paikciiiiacikn, saxitligen zwumen. bivtfr.
Aliinienbeete und malerischen ZZicqcld,ich
hzuschcn. Eine solche 'Lerwiift'i.ig ler
ttarrosseiacikr tonnte '.uvion nicht nla
M. i , j- . , .. - ' j-" v1-'"11''1 Vlt 1IH1I1 Iv ll'-MIHl
und, ""A'btt.c-chiildcn zurück, waö Leben braucht. Als man unlöngf
1 1 ii 1 1 rn ah tA,tti J tay imW I . ... .... . . ' 1
imilich auÄichtelo wäre, smdern imi
Zwc'llompf. Wenn einer die Monotonie
bei Dasein schon lebhaft empfindet,
schreibt er einen Brief: .Lieber Freund!
Ich habe da Bedürfni und das Bergnü
gen. Dir mitzutheilen, daß Du ein ordi
närer Kerl bist. Vielleicht können wir
uns bei einem Duell treffen i Jedenfalls
erwarte ich Deine Zeugen, die keinesfalls
Tcstammtszeugen zu sein jrichen. Sie
könnten inir gleich die Nachricht überbrm-
en. wo wir nackher foupiren. Die kleine
lka vom Moulin Rouge kommt sicher
auch hin. Mit besten Grüßen . . . Aber
auch hier hängt man noch in der kleinsten
Provinz an der romantischen Sitte des
Duells, und in der kleinen grünen Berg
stadt Leonen in der Steiermark kam es
vor kurzem zu einem Ziveikamps zwischen
Bergakademikern. bei dem der eine in
den tiefen Setzacht einsteigen mußte, von
dem es keine Ausfahrt mehr giebt. Wie
in einem mittelalterlichen Romane floh
der andere, indes die Polizei dem Flüch
tigen nachsetzt. Man fühlt da erst, wie
mittelalterlich diese Akt der Auseinander
setzung ist, die fast immer dem Zufall, dem
Ungefähr, den Cchuldfpruch überläßt.
Aber viellncht gerade deswegen halten viele
Kreile an ihr sest, denen die geheimnis-
volle Macht -bei Zufalls, mit der sie nicht
kämpfen könnrn. immer wie eine Hand
lung eines h!)sten Wesens erscheint. Es
ergeht ihnen mit dem Glauben an das
Gottesgericht wie mit dem Glauben an
Gespenster. Während man diesen lachend
vor die Thur zagt, schleicht er bei den
sscnstern wieder in, vermummt, als Spi-
ritismus. Ottultismus und dergk
Ein ganz unblutiges, niit sonderbaren
Waffen seführtes Duell herrscht in Wien
zwischen zwei Aristokratinnen: ver be
kannten Fürstin Pauline Mtternich und
der Prinzessin Rosa Ervy. Die Fürstin
Metiernich, eine geist- und phantasicoolle
Frau, in manchen Kreisen kurz als un
sere Pauline" bezeichnet, war Jahre hin
durch der unermüdlichste und erfindungs'
reichste Bergniigungsarrangeur der 'Groß
stadt. Sie wen nie um eine Idee der
legen, die für gewisse Gosellschaftsschich
ten willkommenen Anlaß bot. Glanz,
Reichthum und Beziehungen zu zeigen,
und da alle diese Festlichkeiten wohltha
tigen Zwecken dienten, hatte die echt wei
nerische Bergnugungsseligreit tiefere Be
deutung. Mit dem Tode ihres Freundes,
des Barons Nathaniel Rothschild, verlor
die Fürstin Metiernich einen Bundesge
offen, der durch sein Vermögen wirklich
ein werthvoller, war. Gleichwohl wurde
sie 'ht müde, durch Amüsements Wohl
thaten zu fördern. Da erstand ihr mit
einemmale eine Rivalin in der Prinzessin
Eroy, die ebenfalls nach dem Raufchaold
ber Popularität haschte. Nun erhob sich
ein verstecktes lustiges Duell zwischen bei
den Aristokratinnen. Mochte Prinzessin
Eroy mit einer Redoute einen Ausfall,
flug parirtö IHN Fürstin Metiernich mit
einem Sommerscst, einem geschmückten
Thee oder einer dctorirten Jause. Aber
vor ihrer lchten Beranstaltung, einer
AltWiener Walzerjause", erklärte Für
stin Metiernich mit einigen sichtbaren
Seitcnhikben auf die Vergniigungskonkur
renz. die Wahlstatt zu räumen und sich
in da vergnügungslofe Privatleben zu
rückzuziehen. Allein es glaubt Niemand,
daß es der Fürstin Metiernich, die so viel
Spaß für die Mensche ersann, mit die
ser Erklärung ernst sein wird.
Nur weil die Theater gewöhnlich mit
den Vergnügungen zusammen genannt
werde, vbwohl in Theaterbesuch nicht
immer zu dem Vergnüge gehört, will ich
von den Thespiskarren, die bei uns meist
ziellos hin nd hergeschoben werden, be
richten. E gab im allgemeinen keine
auftegenden Erfolge nd keine erschüttern
den Niederlagen. Im Buratheater der-
icvmano em oaniicyc ust'prrl ,aga
bundenl schnell wieder, das Volksthcater
bracht ein Spektaklstuck Marie Anki
nette' von dem Ungarn Desider Szomory
,ur deutschen Uraufführung, die mit viel
Larm verkündet . wurde. e in Larm um
nichts), in der Wiener Bühne erschien
Ein reizender Mensch' von den Wienern
Frank nd Geyer, eine in Erotische ftt
rathene Diebskomödie, die Volksbühne
stellte Di dumme Doortje' von War
quart van Bryndt zuin erstenmale deutsch
vor. ohne mit dieser Bekanntschaft beson
deren Anklang ,u finden, da Theater tn
der Josefstadt hat sein Übliche, Stück für
die LoNsschauspielerin Hans, Niese Die
Wundermiihle", in phantastisches Possen
spiel, worüber ein Bericht kaum die weite
Reise ach Amerika lohnt. Hingegen hat
die Hofoper mit der Uraufführung der
Oper Ejt' Dame' (nach dem gleich. ,
recht für luftige Vergnügungen, fo steuern
manermilil die osfiziöfen Eomin,iia,z
jene Heiterkeit bei, die mein so nöthig zum
Ins.
daß bie Kommission snr Verketirsanlaaen,
die unendlich reiflich erwägt und bg.Ü!ii
lich lange beräth, in ter Angclks,cheit
unftrer Untergrundbahn und der Ilektri'
sirung unserer Stadtbahn wieder einen
Schritt vorwärts gethan haben, fing jeder
unwillkürlich zu lachen an. Dos ist ein
Scherz, der immer von Zeit zu Zeit wie
derkchrt, aber nichts von seiner trheitcrn
den Wirkung einbüßt. Denn jeder heilt
wcgs Eingeweihte weiß, daß dieses Kom
mittee immer beschließt, ohne zum Scklusse
zu gelangen, daß es ebenso unermüdlich
im Aukstöbern von Hindernissen ist, wie
im Besiegen derselben. Auch 'der Umbau
des Wesidahiihofts wird uns wieder ein
mal vcrsproä,en. und zwar, um unsere
Niigierde zu erregen, als Etageni'ahnhof.
Das Coinmuiilqu schildert den künstiqe
Bahnhof mit berückenden Worten, spart
nicht mit vcrkehrötechnifckcn Beispiele
aus New 7)orI und legt überhaupt eine
ziemliche architektonische Gewandtheit im
Bau von Luftschlössern an den Tag. Man
sollte go.r nicht glauben, welche üppige
Pyanrane unsere Staatsdahneii haben!
Sie versichern z. B daß sich in den Toi
leiten der Schnellzuswaggons Seife und
Handtuch befinden, aber ick habe noch nie
etwas , Aehnlich'-s dort finden können.
Hingegen ist das einfache Wasser meist im
Uebermaß vorhanden. So sorgt man
dafür, daß die diesbeziiqlich verwöhnten
Ausländer sich etwas an spartanische Ein
sachheit gewöhnen, tritt der zunehmenden
Borwcicklichung entgegen und arbeitet für
die Reinigung der Sitten, indem man der
Reinigung der Hände Schwierigkeiten be
reitet. Wcnn Karl Moor 'in einem
Staatsbahnwaggon gefahren wäre, hätte
rr ivvyi Tagen rönnen: ,,ey snizie eme
Armee in m-mer Jaust", aber kcinesweas
ein Stück Seife!
Watcrloo unter
Venkmalsschutz
Von Rudolf Nrtcr.
' Wenn dic Fremden im Sommer nach
Belgien kommen und einige unter ihnen
fragen mich, was sie sich vor allen Dingen
ansehen sollen, so Pflege ich meine Antwort
nach den zwei Gruppen, in 'die ich die
Frag eintheile, zu bilden. Der ersten
Gruppe rathe ich, nach einem kurzen
Auftnthalt im Brüsseler Museum (Meu-
nikii) uno aus oer liranele PUce,, mög
lichst rasch nach Antwerpen zu eilen und
einige Stunden im Hause des Druckers
Plantin MontiiS zu träumen, durch die
anen lsiratzen des ganz und gar un
wirklichen Brügge zu schlendern, zwischen
den Ruinen der alten Abtei von Gent
herumzuwandern und die Zeit, die übrig
vieivt, gemüthlich in den stillen, wunder
samen Gassen von Fpern oder Furncs zu
verbummeln. Der zweiten Gruppe aber
sage ich: Sehen Sie sich unbedingt die
Vrrve ne enbaftcr, vorfintfluthlichcr Äau
miodoni im Brüsseler Naturmuseum an,
dann, dicht daneben, dic riesenhaften Bil-
ver im Museum Wiertz, und versäumen
Sie ja nicht, die riesenhafte Wandelhalle
rm nocy rieieniiariereg Ju,l,zpaiast zu bk
trachten. Den Gipfelpunkt aller Scnsa
Honen aber bilden die riesigen Ebenen des
gleichfalls riesigen 'Schlachtfeldes von
Watcrloo!" Zu dieser zweiten Gruppe
zählen, fast ausnahmslos, alle Amerika
er und Engländer, die nach Brüssel kom
wen, und in diesem anglikanischen Falle
heißt das flämische Wort nicht mehr
.Watcrloo'. sondern VVoteriV. So
bald der Frühling Naht und die ersten
Maikäfer, die eisten weißen Strohhüte
und die ersten frischgcstrichene Promens
denbönkc aufmarfchircn, ziehen in bellen
Schaaren jene Engländer in dic belgischen
Lande, die man sollte es farnn für
möglich halten! immer noch nicht
Woterln" gesehen haben. In großen
bureau zusammengehalten und in vollge
pfropften Mail.'Coacbes unter Tromoetcn
geschmcttu nach de welligen Feldern von
Woteriu" geschleppt. Manchmal ist es
auch statt des Reiscbureaus ein cdlcr
Menschenfreund, der sie gruppirt. wie
. B. der Seifenkönig Lord Lever. der sei.
nen Arveitern neben ss mancher prakti
fchen sozialen Wohlthat auch einen erhöbe
neu. idealen Genuß gewähren will, die
Betrachtung der Kornfelder und der Wie
sen und der Steck von Waterloo. auf de
nen zwar rein gar ichtS zu sehen ist, auf
denen aber vor hundert Jahren die Eng
länder (ganz allein die Engländer) unter
Wellington Napoleon l. besiegt und zer
schmettert haben. .
Und nun wäre beinahe etwa Furcht
i sen, Und der Herzog v, Wellinzion selhr
icnriii ein. ciiuriiai ntent n:t .v:rji3
v. Wellingioii, der n.inz allein, mit dn
Engländern, Napoleon l. zerschmettert
y.i!. sondern sein Eilkcl, der jetzige H:rzeg
v. Wellington.
Dieser bildete (in Nommittte vin bor
nehmen L.'vten 'in England (der Herzog
V,' Rickmiiid. Lord Roberie, Lord Mc
thuen usw. gehören Ihm an) zur Rettui'g
der bedrohten Nartoffeläctcr und Wiesen
länder von Wnim'lu". Aüt b bclgi
scken Regierung wurde verhandelt. Diese
sorderte 200,000 Franken zu Enteig
nungZ.Zwecken. Und, dann ging sie mit
jener kühnen und eiligen Entschlossenheit
bor. die stets nöthig ist, wenn man eine
kapitale Dummheit machen will: rasch
stl,rieb sie eine Gesetzesvorlage, denn
Wortlaut weder dic Zlammer noch der
Ccnat genau kannte, als beide Körper
schalten sie in einer Viertelstunde annah
nien, und deren Inhalt die Parlamente,
ricr eigentlich erst genau erfuhren, als er
gedrilklt am nacksten Tag, als gültiges
Gesetz, im Reichsblatt erschien. In der
Hast war es eben nicht mehr möglich ge
rnefen, die Verlage vorher dructm und
Vrtsieilcn zu lassen. Auch zeichnete di:
Regierung eine 5tarte des Schlachtfeldes
von Waterloo (eine einzige!), die über
Haupt nieyt vervielfältigt wurde und die
in der Schublade des Schreibtisches de
Ministers Helleputte liegt. Das Gesetz
aber sagt würtlich: Es darf auf der gan
zen Ausdehnung des Schlachtfeldes von.
Watcrloo kein Baum gepflanzt, kein HauZ
oder Baumerk errichtet, keine Grube au!
geworfen, kein bestehendes Gebäude gean .
dert oder vergrößert werden ohne aus
drückliche Genehmigung der Regierung.'
Die Regierung hat dazu, dem englischen
Kommittee versprochen, daß irgendwelche
Aenderung nicht gestattet werde. Diefc'z
hat bis jetzt bereits 250,000 Franken ge
sammelt und gedenkt noch weit größere
Summen aufzubringen, die zur Enteig
nung von Baulichkeiten verwandt werden
sollen, welche, im Laufe des verflossenen
Jahrhunderts auf dem Schlachtfelds ent
standen sind. Nun laßt sich leider die
Thatsache Nickt ganz verschleiern, daß die
Preußen es waren, die von Plancenoit aus
die französischen Stellungen in' Wanken
brachten, nachdem Marschall Ney mit den
Garden das englische Centrum in der
Näh? des Löwenhügels regelrecht durch
krochen hatte, ein Borfall, der ebenfalls
nicht ganz verschwiegen werden kann.
Waterloo aber, wo Wellington sein Haupt
quartier aufgeschlagen hatte, ist etwa 7
Kilometer von Plancenoit entfernt. Die
Entfernung vom Löwenhllgel (heute steht
dort die von einem bronzenen Löwen ge
krönte öde Pyramide, das eifrig erstrebte
tfiel aller Wmerloo-Englcmder) nach
Plancenoit betrögt wiederum etwa drei
Kilomeier. So ausgedehnt ist das
Schlachtfeld von Waterloo, daß man auf
sein Gebiet getrost eine ganze Stadt mit
Bororten hinstellen könnte. Und auf die
ser ganzen weiten leeren Strecke vor den
Thoren des wachsenden Brüssel darf in
Zukunft kein Haus mehr gebaut und kein
Paum mehr gepflanzt werden!
Und dabei ging die Zeit wirklich auch
an diesen Aeekern von Waterloo nicht spur
los vorüber, und sie haben absolut nicht
nn'hr die Form wie vor hundert Jahren.
Dort z. B., wo das Hannooeraner-Denk-mal
und die Säule Sir Al. Gordons auf
dem ursprünglichen Boden, aber heute in.
einiger Erhöhung, stehen, erkennt man,
wie ringsumher da Land abgetragen
und umnivellirt worden ist. Am Löwen
Hügel giebt es ein kleines Museum mit
allerhand historischem Schnickschnack, wo
besonders innige Waterloo Schlachtfeld
Schwärmer echte" Uniformknöpft, ,,ge
funden auf den Aeckern von Waterloo".
kaufen, können. Die Illusion umgiebt diese
tostiigcn Knöpfe mit demselben Schimmer
der Historie, wie sie ihn über die längstge'
wandelten Felder von Watcrloo webt, die
Vor hundert Jahren so übersatt mit Blut
getränkt Iwrdcn sind. Diese Blut soll
heute noch eine starre Kruste bilden, die
kein frohe Wachsthum durchlassen will!
Wo wird man hinkommen, wenn in Bei
gien, das von jeder der Schauplatz der
Balgereien aller Böller gewesen, ist. die
Schlachtfelder in heiliger historischer Scheu
zur ewigen Sterilität verurthcilt werden?
Verdsrbenes KerkKk.
Mei,rt Frau veranstaltete gester inen
Veilchenthee."
Veilchenthee?! WaS ist das?" , ,
Sie hatte das Zimmer und di Ser
dietten mit Veilchen parsiimirti sie gab
Beilchcnfachet als Souvenir und kdartele
mit kandirien Beilchen auf.'
Eine höchst poetische Idee
Die ihr auf reckt prosaische Weise z'r
stört wurde: die Leute im Flat nebenan
köchtrn N?hl zum Nachtessen.