Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, April 14, 1914, Image 3

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    Tätliche Ctnttia Tribii.e. IltnUsa, bett II. April 10H. "
OrM,
fc
tun
miwßm.rr3&xj!jsfms&ä
(11 Fortsetzung.;
fflon Harald Ohland sprachen sie,
cn den Nachrichten, die Mal t-irett
ober durch Sigrid und die Zeitungen
bekam aber nur scheu und zagvast
preisten sie die Schmerzliche, da
nvch keine Berührung vertrug, ebne
die Ertragungskrast zu mindern oder
fcön'u einiubüken.
Einmal in solcher Stunde fragte
Adelheid:
.Mit dem Doktor Grabauer. daZ
könntest du wohl nicht?"
Malue lab sie arok an. Kannte
die Schwester sie so wenig? Lieh sie
sich so sehr durch ihre heilere Erge.
bung täuschen! ieu in
ganz genesen? Hart sagt,
eje
sie:
W nnnW.
Unter
keiner Bedin
cung!"
Adelbeid nickte.
.Wir Becken iringen'S nicht fertig
eine Liebe.
.Und dennoch fragst du?" rief
Malve.
.Gewissermaßen zur Bestätigung.
Denn Malve. ich glaube nicht, dah
Siarid tonne Witwe bleibt. Und
dann"
Sie sahen sich in die Augen. Malve
ward langsam totenblaß. Uno
dann?
Alles um sie her war plödlich er
füllt von holden. lächelnden Hofs
nungsgeistern eine kurze, atemrauben,
de Sekunde lang.
.Laß im Grab, was nicht leben
kann. Adelheid!" sagte sie hart,
.Aber dann ginge 3 doch. Wenn
er wiederkommt, kann er Hauptmann
fern
.Wenn er wiederkommt! Und
war denn die arme Sigrid daS einzige
szindernis? Bers'kt du des hier?'
Sie machte mit der Hand eine um
Ickreibende Bewegung, .Un e äJtut
ter? Bitte, nie wieder etwas davon!
Ich habe meine Ruht tack) vielleicht
notiger, als du glaubst.'
Adelheid umfaßte sie. .Wie ich'
meinte, weißt du. nicht wahr?" fragte
sie weich.
Die beiden schönen blonden Köpfe
lehnten sich eine Weile liebevoll an
einander.
.Ja. aber rühre nie wieder daran!
Komm, eraalue lieber von dir.
.Gott, Malve. von mir? Da ist ei'
gentlich nichts zu erzählen. Langwei
lia steht 3 nicht zu bet uns, trn &t
gcnteil. Und Philister werden wir
auch nicht. Ter Ticther hat eine Lei
denfchaft im Blut und manchmal ei
nen Leichtsinn! Wenn ich nach einem
seiner .Galoppsprünge", fo nennt er
nämlich seine kleinen Berfchwendungs
anfalle, wieder zur Besinnung komme,
wird mir oft angst und bange."
Ihr kommt nicht aus?" fragte
Malve betroffen.
.O je!. Dachtest du. das? Langst
nicht. Erstens die teure Garnison,
dann Mutters Kuren. Wir zahlen
ihr hohe Zinsen. Es darf ihr doch
nichts abgehen. Jedes Jahr mußte
sie längere Zeit ins Bad. Und dann
der Schrecken der Familie, der gräß
liche Onkcl Hartwig, muß sie wieder
geschröpft haben. Der reine Bampir
ist der Kerl. Aber Mutter will ihn
ja nicht fallen lassen. Doch lag nur,
Liebsie, auch daran wollen wir jetzt
nicht riihren. Ich will mich freuen
an euch! Und auf Berlin! Ja, auf
Berlin! So recht auö Herzensgrund
freuen! Etwas angesteckt hat mich
der Diether doch mit feiner Pracht
voll bequemen Lebensauffassung."
An einem der letzten Abende ka
men Grabauer und HoUmann zum
Tee.
Paul dar eztra von Adelheid Be
stellt. Er vermied sonst ängstlich, mit
dem eleganten, etwas sarkastischen
Kunstkritiker zusammenzutreffen, ob
wohl er mit einem Gefühl der Erlö
fung die Hoffnungslosigkeit von Gra
bauerö Liebe zu Malve '.eingefehen
hatte.
Adelheid verschanzte sich gleich an
fangS mit ihm hinter dem Zeichentisch
und ,sprach fast eine Stunde lang auf
ihn in.
Diether, der nie sehen konnte, wenn
sein Frau länger mit einem Sterbli
chen sprach, strich manchmal an ihrer
Schanze vorüber,, und als er richtig
ein paar Blocken der Unterhaltung
aufgefangen hatte, fagte er ernsthaft
warnend:
Heide, in. was mischst du dich!
Männer müssen ihre Schicksale selbst
stimmen." .
Worauf ihm Adelheid ebenso ernst
fast erwiderte:
Lieber Freund, du zeigst wenig
psychologische und noch weniger histo
rische Kenntnisse. Geliebtes Diether,
lein, es sind seit grauer Vorzeit große
Staaten und große Männer durch
Frauen regiert laß auch mich ein
mal regieren."
Diether antwortete mit Scherzrede
und so .spMNkie wieder, wäk.
rend eZ Adelheid mit HöllmannS C5e
schick titter ernst nahm.
Das Resultat dieser langen Unter
redung war ein langer Brief an Nn
Konsul Thordikken. denn Sigriö
tuti sie wegen deren Riickßchtnah',
mm Lliild.
tt
Cstifa Riedier
isez&xasa
me auf Doktor Albin in dieser Sa
che nicht genügende Energie zu.
Sie schrieb den Brief mitten in
der Nacht. Und war sich bewußt,
damit mindestens ein Menschenschick
sal in andere Bahnen gelenkt zu ha
bcn.
.Fürchtest du dich nicht etwas vor
der Verantwortung? Schließlich hat
er ooq hier oder anderswo on den
Anstalten ine sichere Stelle. Solch
Privatsache ist nie sichere Brot",
meinte Malve.
.Ja, aber hier bei diesem sicheren
Brot verhungert der arme Kerl in
zwischen. Zum Lehrer und Erzle
her deö kranken Jungen ' paßt er
prachtvoll. ThordikkenS Dank ist
hm gewiß. Blklleicht hilft ihm der
päter noch auf den Weg zur Mu
II. Der Konsul ist ein fo durch
und durch nobler und zuverlässiger
Charakter, der läßt keinen fallen, der
sich je sein Wohlwollen und feinen
Dank verdiente. O nein, um un
fern guten, alten Paul bin ich jetzt
so ruhig, all hätt ich ihn in Bater
Abrahams Schoß gebettet."
Malve Ichwica lächelnd. ES war
die alte, die wilde, Heide, gegen de
ren Impulsivität man nicht ankam.
Und vielleicht, ja wahrscheinlich
hatte sie daS Richtige getroffen.
Bon der geheimen Triebfeder, die
Adelheids Plan zu so schneller Ent
scheidung brachte, ahnte sie nichts
oder maß einer etwaigen Vermutung
wenigstens nicht die große Wichtigkeit
bei: Hollmanns Liebe zu der Kind
heitsgenossin.
Adelheid schwieg darüber zu ihrem
Manne und zu Malve, ließ auch Paul
nicht einen Hauch ihres Wissens ah
nen. aber sie sah eS, er verzehrte sich
nicht allein in Entmutigung in sei
nem Beruf, fondern vielmehr in hoff
nungsloser, eifersüchtiger Liebe.
w m m
Vierzehn Tage waren Locknik'
schon in Berlin.
Die alte Frau von Locknik hatte.
just wie in Hannover Adelheids Mut
ter, in ihrer beschränkten Behausung
Platz für sie geschaffen, bis sich eine
passende Wohnung gefunden.
Adelheid ging gleich am andern
Tag auf die Suche. Aber alles,
was ziemlich in der Rah der alten
Frau und naht dem Mittelpunkte
der Stadt frei war, bestand in eini
gen möblierten Zimmern, die einen
Haushalt zu führen kaum erlaubten.
Na mancherler lleverleaen ward
beschlossen, eine solche Wohnung erst
mal au nebmen. Der Mutter Kurs
ten sie nicht länger zur Last fallen.
Hotel und Pension waren zu teuer
so sollte denn der Kleme vorlau
flg der der Großmama bleiben, und
Adelheid wollte, ehe sich Passendere
gefunden, gar keinen regelmäßigen
Haushalt ansangen.
Im Gruno hat man ta nur
Dienstbotenärger und Unkosten davon
geyabt.
Sie ließen sich aus einem nahen
Restaurant das Mittagessen holen,
und frühstück und Abendbrot, sosern
sie nicht eingeladen waren, machte
Aöcldcio leib t.
Hans-Gebhard war selig bei der
Großmutter und ihrer alten Dienst
mago ujiine, die schon seinen Vater
aus den Armen getragen hatte.
Hier durste er leine Bauhölzer und
Soldaten, solange er wollte, auf dem
Teppich ausbreiten, ohne daß er, wie
in Bremen, zur Besuchszeit mitsamt
seinem Krimökram wie ein Bündel
gepackt und auö dem Salon in das
Nebenzimmer transportiert wurde.
Kam er Besuch, so durfte er erst
recht dableiben und wurde gehätschelt
und mit Süßigkeiten gefüttert. Und
Großmutter und Mine hatten immer
Zen sur ryn.
Adelheid kam den Morgen und
holte ihr Bübchen zum Spaziergang
ab.
Spater am Tage hatte sie nicht
viel Zeit. Locknitz' waren sehr viel
aus.
Ihren HauptkreiS bildeten die wie
Diether abkommandierten Ofiziere.
die zum, Teil ihre Frauen mitgebracht
hatten uno nun. meistens aus kleine
ren Garnisonen kommend, mit Won
n in den Großstadttrubel tauchten.
Daneben hatten sie Verkehr mit
dem langjährigen Freundeskreis der
alten Frau von Locknitz zu unter
halten.
Diether sagte zwar:
Weißt du, zu den Ezzellenzen mit
Tischordnung nach Rangliste hab' ich
verdammt wenig Lust.""
Er reckt seine schlanke Reiierge
stalt und sah Adelheid mit seinen
schwarzen, leichtsinnigen Funkelaugen
an:
.Eigentlich hätte ich Lust, hier in
Berlin meinen inwendigen Menschen,
weißt du, den verrückten, kleinen Ko
bold ohne Uniform, mal 'n bißchen
lcZzulassen mal zu leben ich
hab' da drinnen manchmal so 'n
flaues Gefühl. Weiß der Deubel.
waä das Menschliche betrifft, sind
wir die letzten jfie entschieden un
lererniihkt.
3fr ruslrd niiist
vi - i i 5ieir,
Den .vettücklen kleinen
Kebeld"
halle er wahrhaftig schon geniigend
losgelassen. Seine Leidenschaft für
se wuchs, c war wie in der rsteg
Zeit seines glühenden Werdens. Sie
halte manchmal das Gefühl: 'Mi
Berführerworten und Blicken will er
mich umstricken. Und ich bin doch
seine Frau.
.Ja. leben, Heide! Wir wollen ein-
mal leben!"
Er bog ihren Kopf zurück. Tie
tauchten seine Blicke in die blaue
Glut der ihren.
.WaS meinst du. Heide, wilde.
wilde Heide willst du schön seinl
So schön, daß fillt toll werden? So
toll wie ich?"
Er-glitt, vor ihr nieder, seine Ar
me schlangen sich um ihren Leib.
.Und wenn dich wer ansieht in al
deiner Schönheit, du wilde Heide
bann
Er riß sie an sich ihr Haar fi5
sie sich, floß über ihn hin wie ein
goioener fc,irom
, .Mein bist du nur mein'
Adelheid durchrann ein Zittern.
Wioerstanbio sah sie in seine Au
gen. Und unter diesem heißen Fun
kein, diesen Blicken, die sie damal
zur Lieb gezwungen, sprang etwa!
in ihr auf. etwaö elementar Mirrei
ßendeS ein wilder Lebenswille,
eine dürstende Genußqier.
Die volle Leidenschaft ihrer Natur
wallte empor, strömte hin in dem
taumelnden Wunsch, daS fiebernde
Herz, sie jagenoen Pulse tm losen
den Lebensstroin, in Schönheit zu
baden. Was angeschmiedet lag, loS
zuketten zu einem tollen, wirbelnden
Freudentanz, Stimmen, die ver
stummt waren, hinausjubeln zu las
sen in den jauchzenden Schrei: .Ich
lebe: Ich lebe'.
Und Diether hielt sie in seinen Ar
men und wußte nicht, daß daö wild
pochende Blut m ihr nicht die Lei
denschaftlichkeit des Weibes war, daß
die Künstlerin in ihr wiedererwachte
und mit Ungestüm nach Befreiung
rang.
(Fortsetzung folgt.)
Berlin und .tfnifi.
Anläßlich der jetzigen Revolution
auf Haiti sei daran erinnert, daß vor
fast hundert Jahren zwischen Berlin
und dem Regerstaaie künstlerische Be
Ziehungen stattfanden. Damals
(1817) .herrschte" auf Haiti ein frü
herer Sklave. Christoph, der als
König den Namen Henri I. angenom
men uno ich sofort mit einem
Schwärm neuernannter Herzoge und
Grasen natürlich ebenfalls lauter
Reger umgeben hatte. Um für
fein Bolk auch etwas zu tun, beschloß
er, ihm ein Gesetzbuch in der Art deS
Code Napoleon zu geben, und dies
Gesetzbuch, das nach ihm natürlich
Code Henri genannt wurde, sollte in
zweiter Auflage mit sinnbildlichen
Zierden m Holzschnitt geschmückt wer,
den. Der Auftrag, dieselben anzufer
tigen. ward durch Vermittlung des
Bremer Konsuls Delius dem Berli
ner Professor Gulitz erteilt, dem zu
gleich ein Ezemplar des Code Henri
und Abdrücke der Staatssiegel Don
Haiti übermittelt wurden.
Der Code bestand aus sieben Ab
schnitten und war 25 Bogen stark,
eingeleitet wurde er durch eine schwül
filge Lobrede auf Seine Majestät
Henri I. Der Geheime Rat, welcher
ihn verfaßt hatte, bestand u. a. aus
Cornille Brelle, einem ehemaligen
Kapuziner, der Henri I. am 4. April
1811 zum Könige gesalbt und dafür
zum .Duc de l'Anfe" erhoben war;
ferner war noch ein .Herzog von
Marmelade", ein .Duc du Dondon"
und ein Graf von Limonade" ge
nannt. Gulitz unterzog sich der auf
getragenen Arbeit, und dadurch ent
wickelte sich zwischen ihm und dem
Haitischen .Staatskanzler", einem
waschechten Schwarzen und früheren
Küchensklaven, ein Briefwechsel, der,
nebenbei bemerkt, dem Verstände und
guten Willen des Kanzlers alle Ehre
machte und bis zum Mai 1820
dauerte. ..;, . ;
In diesem Jahre brach am L.
Oktober eine Militärrevolte, angezet
telt von dem .Herzog von Marme
lade", auf Haiti aus, die Henri X
Thron und Leben kostete; er erfchöß
sich, sein Sohn und Nachfolger ward
von den Soldaten ermordet, und der
Code Henri hatte aufgehört, zu ci
stieren. Das ihm zuge ano C?em
plar davon schenkte Gulitz dem Mini
ster von Kamptz. Ihm gegenüber hat
übrigens, wie er mitteilt, das Amt
Haiti stets seine Verpflichtungen red
llch erfüllt, und es ist nicht unmog
lich. dak irgendwo noch ein Exemplar
deS Gesetzbuchs mit den Gul'tzichen
Holzschnitten m irgendeiner Bucheret
verstaubt.
Galgenhumor. Nun
bat Deine Krau sich nach neun Wo
naten bereits von Dir scheiden lassen
. . . ein Jahr wollte sie doch aushal
ten, w sie sich geäußert hat.
.Ja, dre, Monate von der Preise
sind mir wegen guter Führung er
lassen worden!"
Nette Aussicht. Frau:
Herr Doktor, unsere Alice ist s.vn
zwei Aihre alt und spricht noch kein,
Wort .
sie wird's doch lernen?"
Diether lebt; ' Arzt: .Ebenso gut wie Siel
Ehemann (entsetzt): Gerechter Him
,mc!' ' ;
Der Stärkere. .
2liit ton Lkontle von Plattn.
Da gewaltige Orgeln deS Brunst
Hirsche hallte durch den purpurn
flammenden Hochwald. Wl Fans,
renrufe dröhnte eS, die herauSforder
ten auf den Plan, zum Kampf auf
Tod und Leben, auf dah das weite
Königreich des Landes ringsum nur
dem 'Starkeren Untertan sei.
Auf der Lichtung, wo der Kampf
entbrannte, wogten noch die Morgen
nebel. RingS dampfte das Waldtal
im Morgentau.
Im Dämmer der nahm Tannes
fchonung faß ein junger Mann 'im
Jagdkleid, die Büchse schußbereit. Er
hatte sie schon zur Wange gehoben
und zielte, daß der Stärkere ihm zur
Beute falle. Xa knackte ei gegenüber.
wie wenn einer aus trcckene Birken
zweige tritt. Ein Sichern -7 und
die Hirsche wuroen fluchtig. Der
Morgenwind hatte ihnen Menschenge
ruch herübergetragen.
Der Jäger stutzte.
Dann murmelte er einen Fluch zwi
schen den Zahnen.
.Verdammt! Wer wagt eS, meine
Morgenpirsch zu stören?'
Er blieb noch im Versteck, um in
Ruhe zu beobachten, wer der Sto
renfried sei. Wieder knackte es, und
auf die Lichtung in das hohe, tau
nasse Gras trat ein zweiter Jager,
gleichfalls die Büchse im Arm.
Der sah auf den zerstampften Bo
den und steckte tk Rase prüfend in
den Wins.
Wütend sprang jetzt der erste aus
seinem Versteck.
Hans waS ficht Dich an, mir mei
nen besten Brunsthirsch zu vertreiben,
um dessentwillen ich heute den dritten
Morgen vor Tau und Tag: aus den
Federn krieche?"
Der andere hatte seinen grünen
Filzhut abgenommen und fuhr sich
über die Stirn.
.Du auch hier. Klaus? Guten
Morgen! Ich ahnte ja nicht, daß Du
auf denselben sahnoetest. Wird
schöner Tag heute, was?"
iclauö nahm Sie Patronen aus
seiner Büchse und knirschte mit den
Zähnen.
.Red' nicht solch Blech. Hans. Du
wußtest, daß der Hirsch mir zu
kommt. Bater hat ihn mir schon
lange versprochen.
.Mir auch", sagte Hans mit See
lenruhe und zündete sich eine Zigaret
te an.
Klaus konnte sich immer noch nicht
beruhigen. -
Und wie Du da ankamst! So
wenig weidgerecht wie möglich! Ein
fach wie ein Anfänger wie ein
ganz dummer Anfänger!"
Ich möchte Dich doch bitten, De!
nen Ausdruck etwas zu, mäßigen, lie
der Klaus. Wenn Du auch von je
her cholerisch veranlagt warft."
KlauS .ballte die Fauste vor Wut.
.Und Du bist von einem Phlegma,
daß man wild werden könnte. Ja
wohl! Das war absolut nicht weid
gerecht. Erstens kamst Du diel zu
spät, zweitens machtest Du einen Hei
denfkandal mit den dürren Besten,
und drittens kamst Du mit dem Wind
zu kindisch!"
Der andere verbeugte sich.
.Danke für die Lektion. Bist Du
nun fertig?"
Klaus zuckte nur die Achseln und
würdigte ihn keines BlickeS.
So gingen sie schweigend neben
einander über den moosigen Wald
gründ, während die Sonne sich sieg
reich durch die Nebelschwaden Bahn
brach, und die w'.lden Tauben in
der Ferne ihr zärtliches Morgen
lied girrten. Farrenkraut und Ver
gißmeinnicht reckten sich am Bach.
Hans beugte sich behutsam herab und
begann von den blauen Blumen zu
pflücken.
KlauS riß an feinen Büchsenrie
men.
WaS soll der Unsinn? Du bist
doch kein Mädchen?" .
Der andere antwortete nicht, aber
flllckte eifrig weiter.
DaS machte Klau nervös.
Als ob ich nicht merkte, für wen
Du Dich da andauernd bückst. Du
willst Dich ja nur wieder bei Agathe
einschmeicheln.
Aber Klaus, die Agathe magst Du
doch auch gern? Die hat doch jeder
gern."
.Sei still!"
Aber warum denn? Meinst, ich
wär so dumm und hätt' nicht schon
ang' gemerkt, wie Tu allwell um sie
herum bist und rot wirst, wenn sie
mit Dir spricht?"
.Sei still! DaS ist nicht wahr."
Jetzt lachte Hani auf. laut und
herzlich, daß das Echo von den Jel
en klang. .Lieber aller Junge.
haft Du mich denn für blind ge
halten?"
Jetzt blieb der andere stehen, hart
vor seinem Genossen, sein Atem
flog.
.Hans, Du weißt, daß ich sie liebe
und wagst dann noch, ihr Blumen
zu pflücken?"
Aber warum denn nicht. Du
Wildling? Ich lieb' sie doch halt
auch."
KlauS fuhr sich über die Stirn
zitternd zornbebend.
.Und das fagft Du so ruhig, als
handelte k. sich m inen Schluck
Bier nd nicht m daS süßeste MS ,
oe im ganzen Forstreviers ,
Han trat ein paar Schritte zu
rück.
.Tu mir schon die Lieb. Bub. und
iück' mlr nicht zu dicht aus Fell,
W:i: Du'S Agathe! liebst, warum
denn ich nicht auchi
KlauS rückte und rührte sich nicht.
Breitbeinig stand er vor dem
dern. feine Augen flammten.
.Weil das ein Unding ist. HanS.
Weil nur einer von uns beiden sie
freun kann. Einer kann nur Sieger
sein, der andere muß weichen."
HanS setzte sich aus einen Baum
stumpf und zündete sich eine neu Zi
garette an.
Stimmt. KlauS. Einer muß wei
chen. Da fragt sich halt bloß, wer
von uns beiden der Stärkere ist. Du
oder ich."
Verschmitzt lächelnd sah er zu dem
andern aus. blaue !lauchoIkchen pas
send. KlauS atmete tief .
.Du hast recht, HanS. wer der
Stärker: ist. Du oder ich. Wollen
wir drum känipfen wie die stolzen
Hirsche heut früh im Hochwald."
HanS kniff die Augen zusammen.
.Oder knobeln, was?"
Klaus' ,. Augen sprühten heißen
Zorn.
Schäm Dich. Hans, um so Ern
stes so albern zu reden. Hat schon
einer um ein Mägdlein geknobelt?
.Reg' Dich nur nicht so aus, KlauS.
Daö hat ja doch alles keinen Zweck,
Weder daö Kämpfen noch daS Kno
beln."
Wieso?"
.Ra. 'S kommt doch halt ganz
allein darauf an, was die Agathe
oazu sogt.
.Warum?"
Kindskopf! Na, wen sie mag. den
wird sie doch nehmen. Ist das nicht
klar?"
Klaus schob den Filzhut beiseit
und kraute sich den blonden Kops.
Also Du meinst, wir sollen nicht
kämpfen zusammen, fondern sie ein
fach fragen?"
Der ander nickte.
Natürlich! Einfach fragen. DaZ
ist das, Gescheiteste. Dann wissen wir
gleich, woran wir find."
Klaus strich gedankenvoll über daS
keimende Bartchen.
Dann frag' Du zuerst, HanS."
Ach nein, Du. Ich bin. manchmal
so unbeholfen.
Klaus hatte eine Idee.
Weißt Du. Bub. wir fragen sie
beide zu gleicher Zeit. Ich meine,
einer fragt in des andern Gegenwart:
Agathli, schau, wen magst lieber: den
Hans oder den Klaus?
Dann wissen wi:s beide zu glei
cher Zeit, das ist schlau , Nickte Hans
und erhob sich von seinem Baum
stamm.
Dann streckte er plötzlich fernem
GMoffen treuherzig die Hand hm.
Und gelt, laus, keiner darf dann
dem andern bös sein oder ihm was
nachtragen deswegen, wenn daS Mädel
nicht ihn liebt."
KlauS biß die Zähne zusammen
und nahm zögernd die . dargebotene
HanS.
WlllS versuchen. HanS. Aber nun
vorwärts!"
Ueber ihre Abmachung war die
Sonne unterdessen höher und höher
gestiegen. Schon lugte ein freundli
ches, roteS Dach zwischen den Baum
Wipfeln hindurch.
Da blieb KlauS zahlingz stehen.
Aber Du bist im Vorteil, HanS.
mit Deinen Vergißmeinnicht. Ich will
lieber schnell auch noch einen Büschen
pflücken." '
Vom nächsten Eichbaum riß er ha
ftig einige feuerrote Brüche.
Jetzt lag das freundliche Land
haus dicht vor ihnen. Hühner und
Entew gackerten auf dem Hofe. In
der weinumrankten Laube vorm
Hause hantierte ein hübsches, frisches
Mädchen am weißgedeckten Frühstücks
tisch.
Agathe , murmelte Hans. 1
Und .Agathe!" echote KlauS.
Wir wollen es gleich tun", sag!
Hans und faßte feine Vergißmein
nicht fester.
Als Agathe d:e beiden Jaqer kom
men hörte, wandte sie sich schnell her
um.
A, guten Tag, der Tee ist gerade
ertig. Aber waS habt Ihr denn da
schönes mitgebracht?"
Klaus und Hans hielten ihren
blauen und roten Strauß dem Mäd
chen hin und suchten nach Worten.
Endlich stieß Hans hervor:
Agathli, wen von beiden magst
lieber?"
Sie stand sinnend einen Augen
blick, der den beiden eine Ewigkeit
chien.
Dann griff sie lachend mit jeder
Hand nach einem Strauß.
Ich mag sie alle beide aern. die
Vergißmeinnicht und die roten Ei
chenbrüche. Da will ich heut den
Tisch mit , schmücken. Denn Ihr
mißt wissen, Buben, ich habe mich
mit dem Franz Hubert vom Steiger
Hof verlobt."
Da stammelten sie verworren ihre
Glückwünsche.
Inder Fischzüchterei zu Holden.
Vt., gingen im letzten Frühjahr über
850,000 Forellen an einer Epidemie
zugrunde.
Amerikanische Schinken ha
ben, so weit ausländische Produtte
in Betracht kommen, den britischen
Markt monovolijie ,
Unjcrc Schmllmßer-Gsterlc.
Jedes VZnsler 1.? Clnts
Ws die Klie trage solle.
7G38.
U oQVI nbre in der Kindkrslridung.
ist auch die Aopkbkd,ckung siir d SLUintn
aus .Sinsachhnt" ttnarftfUt. Zlusputz und
überflüssigst Zand ssl möglichst nennt.
ben werde. Nur durch ffttmen un'
Stoffe allein soll Abmechslllng in di
Mode getragkN werden. Dieser Richtung
folgend, sind hier zwei allerliebste HiU
chen gezeigt, die durch ihre kleidsamen For
men sofort in'l Luge fallen, inl mit auf
kvartk! strebender Krempe, da, andere in der
beliebten Pikjform. Beide können au
Sammet, Eeide, Erickeret der Srrod
borte hergestellt werden. De Kops wird
eingekraust und über Sieifgajt gearbeitet.
HI Garnitur fügt man eine schwarze
Sammtschleise nebst Schnalle bei oder ein
gestepptes Land aui gleichem Material,
welche den Fond bildet. Apart wirkt
uch eine Rank aus Stoffbliimchen, be
sonders bei Weißen und ganz schwarzen
Seidenhütche. Da Muster ist in drei
Größen erhältlich: IS. 21 und 23 Zoll.
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Türkische Neuerungen.
Reform in einer höfischen Etikette
Frage.
So untoahrscheinl.ch es klingt,
können die Türken, insoweit sie nur
türkisch verstehen, ihr Heiliges Buch,
den Koran, nicht lesen. Um die
Vorschriften der mohammedanischen
Bibel kennen zu lernen, müssen sie
sich auf die Uebersetzung der Ulemas
verlassen, die arabisch gelernt haben.
Eine türkische lleberseduna des Ko
ranZ existiert nicht. Dieser Anomalie
wollten einige Türken in jüngster
Lert abhelfen und eme wissenschafb
lich genaue türkische Ueber etzuna des
Korans herausgeben. Mit dieser
Idee Hießen sie jedoch beim Scheich
ul Islam, dem geistlichen Oberhaupt
des Mohammedanlsnius nach dem
Sultan, auf heftigen Widerspruch
Der Scheich ul Islam erklärte, daß
eine absolut getreue Uebersetzung des
Korans unmöglich sei und daß eine
ungenaue Wiedergabe bis Heiligen
Buches ein Verbrechen wäre. Dieser
Ausfpruch wurde vom Grostwesir be
stätigt, der jeden Versuch einer Ko
ranllbersetzung ins Türkische kurzer
Hand verbot. Somit werden die
Türken ihre Bibel auch weiterhin
nur durch Bermittlung der geistlichen
Dolmetsche, der Ulemas, kennen dür
sen.
Wabrend m diesem reimlosen
Punkte die obersten Steller in Kon
stantmopel icder Neuerung sich b
hold eriviesen, wurde in einer b'fi
schen Etikettefrage eine interessante
Nesorm' geschaffen. Eine Kom
Mission, der der Großwesir Said
Urlim-Pascha, Kriegsminister Enver
Pascha und Hairi-Bei angehörten,
oeschlosz nämlich dieser Taae. - die
Unabhängigkeit der kaiserlichen Prin
zen ein wenig zu beschneiden. ?in
Zukunft werden die türkischen Prin
zen nicht im Omnibus, tn der elek
irischen Tramway, noch auch in öf
fentlichen Droschken fahren dürfen.
Wenn sie mit der Eisenbahn oder
einem -Dampfschiff reifen, werden sie
in eigenS für sie reservierten Abtei,
ungen liken muffen, und vielleicht
das Schmerzlichste ist, sie sollen nicht
mehr ungestört in Gasthösc. Restau
rants, CaföS chantants und andere
Vergnügungslokale dürfen! Theater
und Kino werden ihnen unterfagt,
und sogar Festlichkeiten zu wohltä
tigem Zweck dürfen sie erst mit einer ;
jeweils einzuholenden Spezialbewilli, !
gung des Sultans besuchen. Ein
alserlicher Jrade hat diese Bestim!
mungen der Kommission bereits
anktioniert. Und man möchte die.
armen türkischen Prinzen fast be
dauern, wußte man nicht, das; der
Zlvttrs FrllbjahröjzFchen. 31$. 822.
Den jrtjt so Viel getraqenen bauschigen
Vlusen und drapierten 21irfm weiden all
Friikiahkineuheit kleine. kurk Jacken bei
gesellt, die meist au totkas!irende
i.,osf und In anderer Farbe g?wöh'k
werde. Tat hier dargestellte Wodell
war im RaqlaN'äffckt qearbkiiet. die
Vorderseite bil zum Viirlel derkirzt.
Breite Nevcri, die da! negante farbig.
Mutter zeigen, lass die Bluse oder auch
-PiKenjabot zur Geltung kommen. Di
völlige Weite de Jcutchenl wird von
einem schmalen Gürtel zusammengefaßt.'
Wer Gewicht auf schicke Kleidung legt,
wird in diesem Cchnittmuslcr ein Modelj
finden, dessen Lerstelluna wenia Eckwie
rigkeit macht und daS allen modernen
Anforderungen entspricht. Daö Muster
ist in 6 Größen, von 32 bil 42 orräthig.
Bebrauchr werden kür mittlere Kröke 2
Jard Material bei 2S Zoll Breite.
....Stadt H.
Orientexpreß fehr schnell und
quem von Konstantinopel nach
Paris fährt.
er rebellische Ppagei.
Eine lustige kleine Geschichte von
dem Besuche, den König Eeorg ivn
England einmal der Umgebung von
Blackburn abstattete, erzählt ein
englisches Blatt. Der Pförtner ei,
nes Hauses, das der König befichti,
, ff i .r,& . ftv.w.. ?
jjci! iwuic, mUj givci ;puyuiju'-:!
von denen der eine sprechfaul, der
andere aber sehr sprechluftig toüt.
In Erwartung des hohen Besuches
lehrte der Pförtner seinen zweiten
Papagei Gott erhalte den Königs
sagen. Das Tier war gelehrig nd
bald schmetterte es alltäglich unzäh,
lige Male die gelernten Worte. End
lich kommt der große Tag. Und es
klappt auch: als der Konig daä
Haus betritt, schnarrt der PapJJe!:
Gott erhalte den König. Gott tu
halte den König, Gott erhalte den
König!" König Georg blieb lachcnZ,
stehen. Aber feine Heiterkeit kannte
keine Grenzen mehr, als plötzlich un,
vermutet und programmwidrig dev
zweite Papagei dazwischenfuhr: Se,
still, alter Esel!" .
Duftende Kleidungsstoffe.
Unsere Kleidungsstoffe werdet
künftig nicht nur mit Farbstoffen
sondern auch gleichzeitig mit Duft
stoffen imprägniert werden, so daß
sich die Tochter einer kommenden Zeit
wird überlegen müssen, ob sie ihr
Jonon- oder ihr Geraniolkleid anle,
gen soll. Das liebliche Jonon hat
keinen schaisen Geruch, und die KLu.
fer dieses herrlichen Riechstoffes be
klagen sich bisweilen, daß Jonon gar
nicht rieche. Das Geraniol ist das
riechende Prinzip des kostbaren Ro
senöls. Ein eigentümliches Parfüm
haben von jeher die echt indischen
Schale gehabt, sie wurden bekanntlich
früher zu ganz enormen Preisen
Lerkauft. Natürlich boten di euro
päischen Fabrikanten alles auf, urrk
zu demselben Parfüm zu gelangen.
Ihre Bemühungen blieben längere
Zeit erfolglos, bis es endlich gelang,
das Geheimnis zu entdecken. Das
Patschulikraut kam nncli Europa,
und heute sind die mit diesem Var
füm imprägnierten Schale fortan
auch durch die Nase nicht mehr von
echt indischen zu unterscheiden.
Der deutsche Dichter Justinus
Kcrner war ein sogenannter Rumi
nant, d. h. ein menschlicher Wieder
kauer. Er konnte den Mageninhalt.
nach seinem eigenen Ausdruck, wie
aus einer Hand" willkürlich hinauf
werfen. , . ; - .