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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (April 7, 1914)
- .(irtlitfie Crnnlui Zkiviine Sie!.!, orn 7. April 101 1,N .) -'-,--J"1 ,D., " 1'JT.I..li'iiiv' jg Orplid, MilLmld. 1Z! ! ' I .V! j J VV ( Sioiirnn von Erik Nikdtee,. , ? St ; $ (7. tSrOTtfefeUTiu.) , Adelheid trat an die Notenetagere. Ihre Hände zitterten leicht, ihr war sehr blufj. . Gi wühlte ein Wagnerlied, obwohl Vknginiky. nicht von ihrer Seit wtichend. ihr zuflüsterte: .Wollen wir dni Tristaii'Tuktt?'' i.Ncin!" Beinahe angstvoll wehrte jii ab. Und dann ward alles still. Und Adelheid sang das Lied, da sich in seiner schwermutiZvollen Tiefe und tu greifenden Schlichtheit weniger als andere für den Konzertsaal eignet, ein verständisvolleS Gemiit aber seltsam mit seiner halbverschwiegenen Klage erschüttert. . ..ockaewölbte Blätterkronen. Baldachin auS Omaragd, , , Kinder ihr aus fernen Zonen, Saget mir, warum ihr klagt." in seltsam klaaendet Suchen z't - leite in Adelheids Glimme. Wie ein Herz, das in heimlichem xtw unier. wegS 'ist nach seiner wahren Heimat schweigend neiget ihr die Zweige. . fls!nfp ,I,N in die Lust" Woher nimmt eine Menschenstimme die Macht, uns daS Bild des lautlosen ' RingenS. des Sehnend der stum men Kreatur naaz oem usvru sein ' Grtmerv.n. nach seiner Erlö sung in so erschütternden Tönen zu malen? in svn. las aleick diesen armen, verpflanzten Kindern deS Sü den das Land der i-onne uno oc muH nicht gefunden oder ver loren hat. lann solche K'änge sin . den. -.Wohl, ich weiß es. arme Pflanze Ein Geschicke teilen wir. Ob umstrahlt von Licht und Glänze. Unsre Heimat ist nicht hier." Diciher grub die Scä'gel in die Handflächen. Monatelang hatte er feine Frau nicht singen hören. Jetzt stand er überwältigt, wie viel schöner ihre Stimme geworden war so viel schöner, weil sfl viel leid voller! Warum, warum daS? Konnte all fein heißes Bemühen ihr kein wirkli ches Glück geben? Sollte er sich ewig den Kopf einrennen an der Mauer, die ihn von dem wahren Wesen seines Weibes trennte? Nie ihre tiefsten Wünsche, wenn er sie denn nicht er , töten konnte, zu sich hinüberzuleiten vermögen? In Liebe zu ihr sich verzehren nüssen und dennoch -sie in Leiden wi sen. an denen er kein Teil, über daö er' keine'Machk hätte, weil er sie eben nicht ändern, nicht enden konnte und wollte. .Stille wird'si Ein säuselnd Weben Eüllet bang den dunklen Naum: chwcr Tropfen seh' ich schweben An der Blätter grünem Saum." . Der letzte der Akkorde, die in ei nem Rhythmus wie langsam tropfen de Tränen daö Lied schlössen, war tüert. . Die andachtsvolle Stille wahren yrgriffenseins wich stürmischem Bei fall und nach diesem erhob sich ungestümes Fordern nach mehr. Menginsky stand mit erhobenen Händen vor Adelheid. Gnädige Frau ich sage nicht rnehr.nichts nein, nein, ich bin schon still aber eine Schande ist es, eine Sünde und Schande!" Adelheids Blicke suchten unruhig Lber bie sie Umdrängenden hinweg ihren Mann. . I Sie schickte ihm einen Augengruß, her sein bronzenes Gesicht blieb Ifafc. r I Er kam auch nicht zu ihr heran. Dafür drängte sich Almut neben sie. 5 Frau von Locknitz, ach liebe, liebe gnädige Frau!- Welch eine wunder olle Welt muß daö sein, in der Sie leben! Könnte ich doch singen! So wie Sie!" Adelheid sah hinein, in diese gro. ßeu, unschuldigen Augen, denen wirk lich in dieser Stunde eine Welt auf gegangen war. in der sich die junge Seele noch nicht zurechtfand. Rührung überkam sie. ',. Sie beugte sich mit einem Scherz u ihr. Lernen Sie' doch, Heine Al irnit!" Aber Loire ThordikkenS Tochter schüttelte den Kopf. ,Sa was ich meine, wie Sie singen, kann man doch nicht lernen", sag:e sie mit einer plötzlichen, reifen Linsicht. Wurrt Adelheid zögerte ine Sekunde e6 läßt sich auch ohne Singen lebend . .Ja. Wenn man' nicht anders Äeiß. ' Aber wenn nan' kann wie Sie und dann nicht tut, der Nichi darf" Sie hielt erschrocken tnne. Be schämt über ihre Worte, die ihr nun entsetzlich vorlaut erschienen. Adelheid hatt eine vielleicht halb unbewußte. Schweigen fordernde Be wegung gemacht. Sie fühlte, diesem Zungen Kind war ihn das Verständnis für etwas nt Ausgesprochenes, verborgen Se hallems aufgegangen. Sie stand selbZ fast sq verwirrt wie Almut bis Sigrid mli freundlichein Wort beiden zu Hilfe kam. Bei Tische fatj Adelheid neben Menginsky. Er hatte einfach ihre Hand aenom men, sie durch seinen Arm gezogen und war eilig, toxt mit einer Beute in einem kleineren Nebenzimmer per schwunden. .Heut abend gehören Sie uns Kommen Sie! Hier treffen wir Leute, die zu unZ passen. WaS wollen fete bei den Geldprotzen und Senats, ren!" Er blieb erstaunt unter der Pov tiere stehen. waren noch andere so klug oe . . .,. gemütlichere Gemach, wo an kleineren Tischen gespeist wurde, auszu uchcn. Das Essen bei ThordikkenS war stet anerkannt voriiglich gewesen schon zu Zeiten feiner verstorbenen Frau, und ei aao eine Menge Leute die daS nicht unterschätzten. Sigrid saß hier mit ihrem Ti chherrn, Sena tor .Damner, der die anmutige ffrau offenbar bevorzugte. Am selben Tisch mit ihnen Diether, der eine hochele gante iportslady geführt hatte. Dann nahe dem Eingana zum aro ßen Speisefaal saß eine Anzahl der lungeren Herren, die keine Dame ae funden hatten. Unter ihnen ziemlich laut und animiert ein Doktor Albin, der heute zum ersten Male bei Thor dikkens eingeladen war. Weshalb, wußte blond nicht. Sie nahm wenig Notiz von ihm, denn sympathisch berührte seine lar rnende Art nicht. Adelheid und Menginsky wurden freudig beglückt. Man wollte zusam menrllcktn, sie würden noch Platz ha ben. Aber Menginsky chassierte eiligst vorüber zu einem Ecktischchen, an dem berzits die Hallinger, eine ältere Tragödin, und ein jovialer Herr, der Meoizinalrat Hendriks, saßen, Hendriks ruckte sofort einen der noch leeren Stühle so, dak Adelheid möglichst an seine (bette kam. Alle Galantene semes frischgeblie benen Junggesellenherzens wurde Ie bendig. Links eine wirklich bedeutende, aus gezeichnet konservierte Künstlerin, rechts eine schönste Frau mit Nachts gallstimme und so einem kleinen Stich ins Elegische wegen versagten jtunit lertums dazu ward man, obwohl ziemlich weil vom Büfctt entfernt, durch wohlgefchulte Diener präzis mit vorzüglichem Essen versehen Exn dries fand den Abend sehr angenehm und Thordikkens Fest höchst gelungen. Zunächst mußte er jedoch ferne greundllchke'.ten noch an die Hallrn ger allein richten, denn auf Adelheid redete Menginsky unausgesetzt fern Er sing von Bcrlm an. von ihren gemeinsamen Studien und vlakte alle Gründe für ihre unzweifelhaft grosse Laufbahn nur so vor sie in, Adelheid Iren seinen Redeschwall m einer Art Hilflosigkeit anfangs über sich ergehen. Er sprach Worte, die sie in einem ruhigen Zustand nie ohne Zurückweisung angehört hatte. Aber das heimliche Elendaetübl. das jede Erinnerung hervorrief, das sie wie eine schleichende Krankheit nicht losließ, war gleich einer solchen durch ihren Gesang zum Ausbruch gekommen. Eine hakliche Empfindung von Ueberdruß und Leere, eine Oede, schmerzend wie Heimweh aber un edler, zielloser ' ach kurz: daS ewige unbewußte und dennoch quä lende Suchen! Suchen, nach Befrre digung jenes Verlangens in ihr, das von ihrer Seele Besitz ergriff, mehr als ihr Frauenglllck vertrug. . Sie hörte kaum, wollte nicht hö ren. was Menginsky eifrig und pointiert ihr vorsprach, und dennoch rissen seine Worte einer Flut von verbotenen, Wünschen den' Damm fort. Du bist Orplid, mein Land' Wie fernes, feines Singen, wie wenn Elfenhände über Harfensaiten streichen, wie mächtige Orgeltöne von Sturmestoben und Wellenbranden zogi durch ihr Herz Nervös wehrte sie schließlich sei nem Uebereifer. Beinahe brüsk fagte sie: . Bitte, reden Sie nicht mehr da bon! Ich vertrag's heute abend nicht.' Der Medizinalrat kam ihr. der ständnisvoll zu Hilfe. Sein behagliches Stammtisch! chen sowie da offenkundige Wohl gefallen am Menü, wirkte förmlich beruhigend. Auf meinen Rat, nehmen Sie etwas bon dieser Wilbpaftete. Frau von Locknitz! Sie, ist eztra gut," sagte er schmunzelnd und winkte den eilig vorüberflitzenden Diener noch nrnlS für Adelheid heran. ' Ich mache mir gar nichts dar aus. Herr Medizinalrat!" dankte sie, noch ein bißchen verwirrt, aber doch ernstlich bemüht, sich jetzt der Unter Haltung des anderen Paares anzu passen. Nicht out Wildpastete? Nach diesem Rezept? Erlauben Sie, da Kört ltrnn Tr?ns,fjfnnfnfS null" . V llMWjlklllirillll. HH rief Hendriks und vergaß im N!o nicnt tatsächlich sein eifrige Kauen. Adelbkid muiit In. .Na. Ihnen zu Gefallen', fagke sie uno namn siq ein vappchkn auf lh ttn fuft Ufrrn tfTItr .. " ..v.fcl aVMfc. Das ist brav! Man soll 'keinem vurcy ffasien den Appetit verderben!" lobte HendrieS.. Und dann zwischen Essen und kunstgerechtem Zerlegen et neS Brusistückchenö fragte er unver miltelt: . Was macht denn der Bub?' Es gab Adelheid einen Ruck. Da Kind! Der Bubi! Hatte sie ihn die letzte halbe Stunde vergessen? soweit es möglich ist, eine Kinde Ezistknz überhaupt für Minuten zu vergessen? Sie siih den behaglich Speisenden forschend an. Ahnte der kluge, alte Herr etwas von dem Wirrwarr in ihr? Erinnerte er sie in ganz bestimm ter Absicht an ihr Kind? ES war ihm nicht anzumerken. Er aß seelenruhig mit Kennermiene jetzt an einer Hummermayonnaise. Menginsky und die Hallinge, un terhielten sich, nachdem Adelheid sich dem Mcdizinalrat zugewandt, sehr laut und lachend. Ihr Eifer machte eine Sonderun terhiiltung nahezu ungestört, und Adelheid empfand da so wohltuend, wie ein Ausruhen. Ihr junges, schönes Gesicht, da bisher seltsam geschärft erschien, ward hell. Ein Lächeln glitt um ihren Mund. WaS nehmen doch diese beiden .so verschiedenen Männer für Anteil an meinem Geschick! Der eine will mich in eine Welt hinausreißen, deren Tor ich längst hinter mir zugewor sen, er schüttet einen Berg von Gründen und scheinbaren Wahrhei ten über mich er lockt mit dem, was ehemals mein Heiligstes war . Der andere wirkt wie obiicktslos eine Frage hin und durch die paar Worte steht plötzlich mein jetziger Le benUreis und in ihm das eine, eine vor meinen Augen. Voll von Hoff nunaen. voll von Forderungen Nebt es da und spricht: Sieh, ich bin da! ?kch ward durch dich. Ich brauche dich die Mut ter!" Adelbeids fttn klovfte. Sie wnrd ganz durchströmt von Güte und Lie be und doch zuckte daneben ein Schmerz auf Sie war plötzlich allem, wa Menginsky geredet, was sie selbst gefühlt hatte, so fern, fo offnungslos fern. Ihre Wünsche flatterten scheu u rück erreichten das alte Ziel nicht mehr. ,Na. was macht das Bürschchen?" fragte HendrieS nochmals. Da antwortete sie eifrig und fröh lich: Es geht ihm gut!" , t Freut mrch!" - Er sckienkte ibr ein GlaS Sekt ein. berührte leicht mit feinem GlaS da ihre. 3bl Wobl. sckönste Krau! Und nun machen Sie, daß der Schatten da aus den hübschen Funkelaugen Ihres Gatten." meines lieben Die ther. verschwindet.". (Fortsetzung folgt.) i" m m m Neue Alphabet? für Jndik. In Indien zählt man etwa 200 verschiedene Dialekte und 50 ver schiedene Schreibweisen, von denen jede einzelne 500 1000 verschiedene schriftzeichen umfaßt. Das Stu dium dieser Alphabete ist sehr schwer, da viele Schriftlichen außcrordent ich verwickelt und schwer zu schreiben wie zu lesen sind.. Da darf es nicht überraschen, wenn unter der indi chen eingeborenen Bevölkerung etwa 95 Prozent Analphabeten sind.- Nun will die indische Regierung dieser un glaublichen Unwissenheit der Bevölke rung abhelfen. ES wird durch eine Kommission ein allgemein einzufüh rendes Alphabet ausgearbeitet wer den, das auf dem lateinischen ' sich aufbauen soll unter Verwendung von Schriftzeichen, , welche die besonderen indischen Laute auszudrücken - be timmt sind. Aus diese Weise sollen die Schriftlichen, die man für die vertvickeltsten Dialekte benötigt, - die Zahl 53 nicht übersteigen, während man die Durchschnittszahl der Schriftlichen eines Alphabetes auf 37 schätzt. Man glaubt, daß auf Grund dieser Neuerung ein Inder von normaler Auffassungsgabe in 10 UebungZstunden wenigstens lesen ler nen kann. j ; Schmerzlich. . A.: .Als ch mit Fräulein Schmidt allein war. machte ich ,ihr einen Antrag. Ich agte ihr, sie sei daS Licht meines ganzen Lebens." z B.: Und waS sie...?' A.: Sie... ging aus,,, Jn Weiher bei Kulmbach wurde das dreijährige Söhnchen ei neö Arbeiters auf sonderbare Meise getötet. DaS Kind hatte am Gar tenzaun, an dem ein Gewehr ange ehnt war. mit seinem Hund gespielt. Das Tier warf daS Gewehr um, der Schuß ging los und traf den Unglück ichen Jungen totlich, Das Ekßändks. Cli.lj von Alfred Hclffcrich. , So ging jetzt fchog viele Jahr lang. . . . In dek Vlauwölkchengasse. in kl nem schmalen, zweistöckigen Häuschen, wohnte Fräulein Trudchen Zürn. S. hatte sich den ganzen zweiten Stock. die drei Zimmerchen und die enge Küche, mit einer Unmenge überallher ?usaiMkiizel!oppcittil oUIlars aul staffiert, so daß zwischen den dielen und verschiedenartigsten Stücken, den ommoden und Pfcilerschrankchen, den Sosa. Sesseln und Truhen, kaum rechter Platz zum Durchgang blieb, und wtrtschastete da ganz allein, i.. if, . i .:;:r,r a.mj ;n iijcti rilva mijungicrnq gcorua ten Art. aber sonst mit aller Welt zu frieden. Fräulein Trudchen war ihres Zei chen Weift zeuznaherln. Das alte, geschickte Mädchen hatte bei den Leu ten ordentlich da Geriß. Aber Trud chen ging nur selten mehr auf Kund schaft aus dem Haus, sie ließ sich die Stöße Leinenzeug viel lieber in ihre Wohnung bringen, da ging ihr die Arbeit viel fizer und glücklicher von der Hand. Und, vor allen Din gen, da konnte sie auch diel unge störter ihren Plänen und Gedanken nachha!?en. Ja, i war merkwürdig. , .Frau lein Tiudchen, diese mürbe, ältliche Mädchen, hatte so 'eine stille, sinnie rendc Art, sich ihre engen, dollgestopf ten Zimmerchen noch mit allen mög lichen Träumen Weiler auSzuschmük ken. ES war Wohl eine Gewohnheit von sruher ... Sie saß dann weit weg über ihrer Arbeit, hatte 'ganz inwendige Augen, und die dünnen, verwelkten Lippen zuckten so, aber d,e ,Nadel flog, die Nähmaschine ra selte, die fertigen Wäschestücke häu ten sich. . . Und Trudchen war glücklich. . Da gab eS jetzt - nur ihre Welt. Einmal vor vielen Jahren, ja, da waren einmal, eine Zeitlang, die Tage ganz ander! aufgegangen, da war eine ganz andere Welt gewe sen.. . .Und das alte Mädchen sann uno sann. . . Und dann konnte es wirklich ge fchehen. daß die flinken Finger sich vergaßen, daß das Leinenstück müd im Schoß lag,- eine ganze Weile, DaS Stübchen dämmeye, die Möbel verkrochen sich in ihre dunkeln Ecken hinein, einmal knackte die Kommode, als werde da eine vergessene, verauol, lene Schublade aufgezogen, und jetzt, tzt raschelte eS, ja, ganz deutlich, eS raschelte von vergilbten Briefen, die dort irgendwo in einer Schublade schlummerten. . '. Und Fräulein Trudchen fuhr auf. , . Ja wirklich, jetzt hörte sie es ganz deutlich. Aber eS war nur Herr Friedrich, der Stadtschrerber, der vom Amt nach Hause kam. Mit seinen langsamen, müden Schritten nahm r die Stiege, die immer p knackte. Jetzt blieb er aus dem Trep penabfatz stehen und hustete abaebro chen und lang. Ja, es war der Herr tadtschreiver. Immer, wenn er am Abend aus dem Amt heimkam, mußte er auf dem Treppenabsatz ausruhen und so husten. Trudchen wußte eS genau. Schon viele, piele Jahre war es so. . . Immer sie, daö alte Mad chen, in der Stube, die anfing, dun kel zu werden, und dann Herr Friedrich, der mit feinen langsamen, niuoen Schritten die Stiege heraus kam, ja, und dann immer, jeden Abend, dieser voje Kampf suf dem Treppenabsatz. Fräulein Trudchen wußte eS schon gar nicht anders mehr, schon viele Jahre. . , Seit damals, vor zehn oder mehr Jahren, Herr Friedrich in sein Hei' matstädtchen zurück und geradewegs in ihr HauS gekommen war, hatte sich nichts mehr geändert. Damals, da hatte sie sich zuerst gesträubt. Es war ja auch so seltsam gewesen, daß der neue Stadtschreiber sich gerade bet ihr einmieten wollte. Dann aber, und , well er so anhielt und immer von seiner Krankheit sprach und daß er nicht zu fremden Leuten ziehm wollte, hatte sie ihm ein Zimmerchen auf der Gassenseite hergerichtet, und da hauste er jetzt. Ganz ftill und schüchtern und anspruchslos hauste er da, ging in der Frühe und kam am Abend zurück, und wenn er dem alten Mädchen begegnete, oder, waS er nicht gern tat, einen Wunsch vorbrachte, war r sehr höflich und zugeknöpft, obwohl sie doch Jugendgespielen waren, und immer sagte er dann: Fräulein Zürn. , . und' damals hatte r sie immer Trude. . . ge rufen. i ES war aber schon eine ganze Ewigkeit her. . ' Herr Friedrich also wurde ein sehr tiller Mieter, der sich nur bemerk ar machte, wenn ilzn sein böser Hu ten anpackte. Oft in der Nacht Pas ierte es. daß Fraulein Trudchen, die einen sehr leisen Schlaf hatte, in ih rem -Zimmerchen, das nur durch die dünne Wand und durch - eine Tür von der Stube deS Stadtschreibers getrennt war, plötzlich aufwacyte und ein - schreckliche Weile anhören mußte, was da hinter der Tür Ine Not war. ' Dann war der Mann am Mok gen immer sehr verlegen und ging seiner Wirtin erst recht aus d:m Wez . und schämte sich und kam sich so klein und arm bor, wiS er doch nicht nA'.g hatte. . . Und gerade j'tzt war wieder die schlimmste Zeit. Der kalte Nebel, der seit Tagen schon vorm Fenster hing und vor Nässe tropfte und auf alle Art noch inen Spalt in Zim wer fand, verdarb jetzt all Nächte, und dann war der arme Mensch in der Frühe immer so müde, aufzu stehen, und war so voll irgendeiner Angst, obwohl er doch feit Jahren gewohnt war, seinen chronischen Zu stand auf die leichte Achsel zu neh men. Und dann geschah eö eines Abend daß der Herr Stadtschreiber nach Hause und die Treppe hinaus ge führt werden mußte. Fräulein Trud, chen wunderte sich, wie sehr sie vorbe. ratet war. als hätte sie weiß Goii die Sach kommen sehen. Ja, sie überraschte si& einen Augenblick so, gar. daß eine kleine heimliche Freude in ihr aufstieg, weil sie rhren Herrn, der sonst nicht die geringste Dienstler stung von ihr angenommen hatte, jetzt dock). einmal nach Herzenölusi pslegen durfte. Herr Friedrich ruhte sich jetzt schon. den dritten Tag aus. Er saß in sei nem hochlehnigen Kessel, du Warm flasche unter den eingewickelten Fä, ßen, und sah müde, aber sorglos, ins Schneegestöber hinaus, das endlich den kalten Regen abgelöst hatte. Er war so bequem und faul, zu faul sogar, zu lesen, obwohl ihm , von Trudchen die schönsten, dickleibigsten Bücher verlockend genug zur Seite, auf einem runden Tischchen aufgebaut worden waren. Im Zimmer nebenan klapperte die Nähmaschine, und daS Leinenzeug knitterte. Bon Zeit zu Zeit stand das Fräulein auf, trat auf den schmalen Flur hinaus und an die Tür ihre! Schützlings, klopfte zaghaft, öffnete ein handbreites Stückchen und, er kündigte sich. Und mit glücklichen Augen kam sie dann wieder zu ihrem Geschäft zurück. Und wenn sich die Dämmerung ins Stübchen hing, hielt sie ein und tat nichts und hielt die Hände m Schoß, folgte mit trägen Auaen dem Spiel der dünnen Feuerscheine, die aus dem halbgeöffneten Ofenturchen heraus über d,e Diele eilten, horchte ins andere Zimmer hinüber und spürte tief die Wärme und Geborgen heit. . . Endlich wußte sie es. Es hatte or deutlich Ueberredung gebraucht, dem alten Doktor die Wahrheit herauszu locken. Da mußte sich das lte Mädchen zuerst rechte Muhe geben, die ganze Be, deutuna zu fassen. Und merkwürdig war s, daß sie-den ganzen ersten Tag nur an sich dachte, mit einer Art Mit leid, daß jetzt wieder ihr küheres ein sames Dasein beginnen . werde. Sie sollte es möglich sein? Aber dann fiel plötzlich und mit doppelter Last daS Schicksal des Stadtschreibers über sie her. Sie sah plötzlich, aus ihrer eigenen Enge und engen Not heraus fast hellsuchtig ge, worden, das ganze enterbte Erden leben des Mannes dort im Zimmer chen, mit dieser anspruchslosen, win zigen Zufriedenheit, mit. dieser fast stündlichen Bettelei um ein wenig Tag und um ein werng Sonne, und sie sah sich selbst, mit ihrem kleinen Rest Freude und Lebenswillen auf ir gendeine Art in diesen stillen Ablauf hineinverknüpft und litt es dunkel, litt es fast mit Dankbarkeit. Und so starb also Herr Friedrich langsam hin. Von Tag zu Tag starb er hin und war ftill und froh dabei. Aber er wußte es nicht, er war nur müde und zufrieden, daß die Huftenqual nachgelassen, hatte, und hatte nur immer Sehnsucht nach Wärme, ließ sich an seinem Ofen pon Trudchen in Decken einhüllen und sprach vom Tag, der ihn bald wieder ganz gesund und bei der Arbeit se hen werde, und spürte jetzt schon seine Gesundheit. Doch müde war er immer, so müde. ES hatte sich seit ein paar Tagen so gemacht, daß Trudchen die regelrechte Krankenschwester spielen mußte. Und sie hielt tapfer aus, das alte Mädchen. Der Herr Stadtschrei- er halte turcytdar zimperlich und geniert getan, als ihm Trudchen zum ttstenmal behilflich war, als si ihn zum erstenmal auskleiden und zu Bett bringen mußte, aber daö alte Mäd chen war sofort resolut ans Werk gegangen. , Wenn dann der Mann glücklich in den Kissen lag, kam er wieder zu Atem und Mut. Fräulein Trudchen mußte sich wieder ans Bett hinsetzen, und dann erzählte er in abgerissenen Sätzen, bis ihn daS Mädchen fchwei gen hieß. Er solle überhaupt ganz wenig sprechen, hatte der alte Doktor aufgetragen. , , Was eS da jetzt zu erzählen gab? Als hätte der Herr Stadtfchreiber insgeheim zugeguckt, wie Trudchen an den Abenden ihre Traume und Enn nerungen im Stübchen und zwischen die Dämmerung aufhing, so kramte er aus. Das Mädchen hörte auf. merksam zu. Sie hätte die gleichen Dinge, mit den gleichen Worten fast, erzählen können. Da war daö Städtchen wieder, wie früher, vor einem Menschenalter, auSge.sehen 'hatte, noch diel verlorener und e,ngeschlafener als heut, und da ; war sie, sie selbst, Fräulein Trudchen Zürn, ütö 'att braunes Haar und j Unsere Schyiltlnystkr-Gßerte. Jedes Muster 1 (?nts . !vlus im Ä?la,idstyl. , 91. 771 !t. Mannigsacht Älusenmuslkk sind seit Beginn dkr Caison in dic Erscheinung gktrctcn. öim Ixe beliebtesten Modelle ist die Bluse im Ragland Esfckt, die diese Zeichnung hier veransthaulicht. Der ?.''gt??fcnkrag?n. strti ein UWtt ffa!rn 'rkangement tragen zu ihrer Kleidsamkeit ikk. ÄMszer Crepe de Chin in Verbindung mit figurutein Lrcpon ist vorzüglich gc eignet zur Herstellung de MusterZ. Die Zusammensetzung von Passe und Bluse bietet keine Schwierigkeit, wenn die Bor schriften des Schnittes genau befolgt und auch alle Nahtzugaben beachtet werden. Ein geeigneter Abschluß der Nähte an der Schulter ist d' Umbiegen und Pressen des SaumeS. Srst dcmn wird er der andern Naht aufgesteppt. Für mittlere Figur find zu diesem Schnittmuster das in 6 Größen vorräthig ist. von 32 bis 42. 2 Fard Material von 83 Zoll Breite lg, braucht " . ; (& ' "rs pUOI:) hft flIV K-rrv it'-t'L rXJ fsCJ ff'lV fcoSf? y Vf-'M i f ' r '1 lfMm7t ' Ä .')! xx AestellungSanwelsung. Diese Muster werden an irgend eine Adresse gegen Einsendung d'e? Preises geschickt. Man gebe Nummer und Größe und die volle Adresse deutlich geschrieben an und schicke den .Coupon nebst 1 S C e n t s für jedeS bestellte Muster an daS P AI TERN DEPARTMENT OMAHA TRIBUNE 1311 Howard St. -, . Der Omitht Tridik' Cßo Ich ünscht NusterNs. ..-.q ,. .... ZollBmft odttTMsmkUe. " (Jahre .... iei kkrwhsk.) Name . Kp..7..V etxtU . schnelle, kecke Augen, zu keck vielleicht, ja, und da war dieser junge Herr Friedrich, dieser gute, schüchterne, täppische Bursche, der immer: Tru de. . zu ihr sagte, und der dann ernes Tages fortging, aus dem (Stadt chen fort, weil es mit Trude nichts werden wollte oder wer! er die Cou rage und das Herz nicht fand. . . Und Fräulein Trudchen, das alt gewordene, welke Fräulein Trudchen hier am Bett wußte eS noch, wußte noch alle Einzelheiten. Sie mußte fast lächeln, fo genau wußte sie eö noch. . . Ja. fo war es gewesen, ganz genau, als würde der Herr Stadt schrerber da vor ihr m Bett die gan ze, alltägliche Geschichte Wort für Wort aus ihrem Herzen ablesen. . . Er hatte nichts vergessen. Er hatte es ein Menschenalter lang treu im Herzen behalten. Und hatte die Hoffnung ausrecht gehalten, hatte noch kein, winzigstes Stück feiner Hoffnung fortgeworfen. Und jetzt sprach er, mit seiner mü den, angestrengten Stimme, als wa ren alle diese zwischenliegenden Jahre ausgewischt. Trude. . sagte er. Sagte es ganz , ruhig und selbstver ständlich. Oft machte er eine Pause, wenn die müde Stimme nicht mehr recht mitgehen wollte. Und wieder sagte er: Trude. . und daß er bald ganz gesund sei, und daß sie dann glücklich sein würden. Er fand kein Ende. : . Trudchen saß still. , . Sie hörte jedes Wort, ihr Herz ging mit. Wa: sie nicht jung und hatte braunes Haar und schnelle kecke Augen? Und auch der Herr Stadtschreiber war ganz still. Seine Stimme, im mer müder, immer schwächer, immer gläubiger, war zuletzt mitten im Satz ausgegangen. Aber seine Lippen hielten noch immer das lekte frohe Lächeln fest. Jetzt blickte Fräulein Trudchen aus ihrer versunkenen Stille empor und sah es' und erschrak fast gar nicht. , Nur mußte sie sich einen Au genblick besinnen, ehe sie mit ruhigen, apseren Fingern dem toten Mann die Lider über die gestorbenen Augen her unterdrückte. Und jetzt sah sie die to ten Lippen, und da geschah es, daß langsam., Zug um Zug, det berbe verblühte Mund deö alten M'dchenS oem stummen Herrn Friedrich daS roye, legte Lächeln ablernte und zu. ruagao. i, - -..r- Yleuaniger Blserok. R -77U5. Die Mode der. duftigen Chiffon uch Lingekitblusen verlangt auch neue SariaZ tlvn tn separaten Röcten. Die Jllustra turn hier veranschaulicht einen einfachen au vier Bahnen bestehenden Rock miß leicht gehobener Taillen!, und etloaF Draperie N beiden Seilen. Cheviot,, Serge oder kartrter Wollstoff gebe prak, tische Blufenrike. während Natine, Tuch Ukd Tuvetne für elegante Zwecke dei ' ; Mz. I 'n ifrm 1 i vl mm mnsn w ., . . r " - ' .. a Vorzug Verdienen. Für diefcnkgcis, M Ihre leidung selbst herstellen. Ist e rath, sam, stet einen gut sitzende Futrerr! uir Hand zu haben, da sich die Länge de neuen Rocke besser und leichter nach einem solchen Vlodell herstellen läßt. Ungleich. beil der Lüsten, au der faft iede fsimir neigt, wird so am besten umgangen un oxa Jeit erspart l?H Wegfall lastigeiÄ Probiren. 1 Da Schnittmuster ist in 5 Größeiß oorrätbia. 2230. und erfordert mri Herstellung 22 Fard ; Material von 3 M u rette. t y . r .. Vtadt ' Wunderliche Erfind erJdeen. I Mit der Frage, wie man Eisen bahnzusammenstöße verhindern kön ne, haben sich schon viele Erfinde beschäftigt. Dabei kamen allerdings neben mancher guten Erfindung auchj die fonderbarsten Ideen zum Vor schein. So wollte sich eine Dame ei nen von ihr erfundenen Eisenbahn, Zusammenstoß . Pfuffer" patentiere lassen. Sie schlug vor, man solls vorn an der Lokomotive wie auch am Ende eines jeden Zuges groß mit Preßluft gefüllte Gummibeutel! anbringen. Nach ihrer Ansicht würdg so ein Zusammenstoß unschädlich ger macht werden. Ein junges Mädchen, das einmal einen Eisenbahnunfall) erlebt hatte, hielt es für eine gjäri zcnde Idee, die Wagen nicht auZ Holz, sondern aus Gummi oder Lei der zu bauen, damit sie bei einen! Zusamemnstoß biegsam genug to'ÖM ren. um nachzugeben. f Auf der Generalversammlung iU ner . Eisenbahngesellschaft schlug ein! Herr vor, jede Lokomotive solle eine Ausgucksposten erhalten, der mit ei nem guten Fernglas auszurüsten sei. damit er schon auf weite Entftrnunaz jedes Hindernis wahrnehmen könn.' Das wäre ja ganz hübsch, aber bc Kurven kann man , filbst mit demZ besten Fernglas nicht um die EckeZ schauen, ebenso wie man dichte Ne bei-cd die Dunkelheit der Nachj nicht durchdringen kann. 's Den Vogel schießt aber gewiß et ner .Erfinder" ab, der ein ganz sicher wirkendes Mittel gegen Zugzusam mensioß in starken Magneten erblickt, die vorne an deu Lokomotiven ange bracht werden sollen. Nach, feinet Ansicht würde die Abstoßung de Magnetpole bewirken, daß zwei auf! einander losfihrende Zuge überhaupt nicht zusammenstoßen können, son dern sich gegenseitig abstoßen. Wenik eine solche Abstoßung möglich wäre müßte sie aber wohl auch bei Züge auftreten, die dicht aneinander vor beifahren wollen. Das scheint der Erfinder übersehen zu haben auch hat er anscheinend die außerdlenftli chen Wirkungen' der Magneten, et wa aus die Schienen und Schwellen. nicht in Betracht gezogen. l, , - ' i -Ueber 40 Prozent des Ei fenertrageS der Erde wird in de Vi.--. N! . . luultu tjuviuix- VtlAr rT l,i a (mm Aj4vt