Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, March 25, 1914, Image 2
r:s tlacr. Ro 2itf.ni 5lr,jt)iuoS.Kiuw!i. Xcut t von Sh-ftinia (Loldcnriüg. ' Ein teUft sluä.icfljtttttJ Boudoir, tsit nllcc'ei 'Jtippcü überladen, bet futtctfu m:t firttm weichen Teppich ttfcc.1t. Im Ziuime: t-rrfcht biitrt! J.ilböomrnrtur.iV Herr Michael J ltrg, sin reicher Bankier und XU xtlwt tiuet dck j,,ös,!cn Aktici:' sellschafttn. ccfct mit großen Schrit ien. die Hände tiüler den Frisch? f.en, aus unb rt Frau Ameiie liegt, wie zeiochiilch. anmutig an dem Plüschdücan hingegossen; ihr fcrofiiliij ndAir,fnttci Gesicht nimm! in ihre,!, Lied.inzÄeckchen täuschende Jugeiidmerlmale an. Äuf tiefen 2a b:net!eil sitzen zu ihren Füßen Ltt leiden ZöchKr. Frau Helene Ma: winsle nd Fräulein Janina JZ' ' berg. Ter Cchwicgerfshn Kons tiuntin hat el sich im Schaukelstuhl Bequem gemacht und lauscht gleich gültig und stillschweigend dem leb haft qeführten Gespräch. .Mama, sag' also schnell, wer Zvird außer dem Fürsien noch zum Diner sein?" fragt Frau Helene leb , .Nun einige Personen: 5lor fchewskis,. der Konsul, ein Schrift stellet"... , , Kitt der Fürst kommt bestimmt?' .Ganz bestimmt", erwiderte Frau lein Janina. Er war zwar bei der Gräfin Joseph Lranicki ein. geladen, aber er hat abgesagt .In fünf Minuten sechs", bcmer?. it Jzberg, den daS Warten langweil le, auf feine Uhr sehend. In diesem Augenblick traten Woinsli und der Konsul in den Sa Ion. -.Wie geht eS, Herr Boinski? W:Z Gibt'S N'.ueZ. Herr Konsul?" Jakob Sachefisch, ein reicher Kauf wann von der Firma Sachsfisch & Co.. der gleichzeitig das Amt tml Konsuls von Paraguay bekleidete, er Zviderte, indem er die Damen be ßriiftte: .Tie Kurse sind wieder gefallen. Ich weiß nicht, wohin das führeu Zoll.' Und was gibt es NeneZ in der Literatur?" wandte sich Jxberg an Boinski. Wenn er mit Leuten in Berührung kam. deren soziale kh lung er für niedriger erachtete als die seine, pflegte er ausschließlich daZ Gespräch durch Fragen zu führen.' Auch diesmal kam der jung: Schriftsteller, dessen Name in dir Presse einen gewissen Klang hat!:. Zaum dazu, die Frage zu deantwor jen; denn gerade traten KorschewskiS ein. er groß und kräftig, mit " vor stehendem Bauch, sie klein und schmächtig, frühzeitig verblüht, an spruchsvoll und geschmacklos gekleidet. Korschewskis wohnten erst seit kuc zem in Warschau, nachdem ste ihc; Euter verkaust hatten. Sie 'hattet gute Beziehungen in adligen Kieift.i und wurden deshalb in den Pluto Irakischen Kreisen gern empfangen. Ter Hausherr begrüßte sie her Zich. Die beiden Töchter gingen Frau Korschewska entgegen- unö sührten sie der Mutter zu. die sich dom Tiwnn erhob und die lieb:, gute Frau Kasja" umarmte. Unterdessen hatte Korschewski ein daar Handedrücke ausgetauscht und sprach mit weinerlicher Stimme zu LZberg: . . .Wissen Sie. mit memem Magen weiß ich mir gar keinen Rat mehr. Was ich auch esse, bekommt mir schlecht! Und kein Mittel hilft mir alles versagt!" Jzberg interessierte dieses Thema sehr lebhaft, weil er selbst an Ma genkatarrh litt. Auch der Kons! und Boinski mischten sich in dij besprach, denn auch sie reisten jedes Jahr nach Karlsbad und glaubten, irgend etwas Neues auf diesem Ge liete zu erfahren. Die Damen führten ein lebhaftes besprach, abwechselnd auf deutsch Und französisch. .Der Fürst ist ein , Verwandter meiner Tante", sagte Frau Kor schcwska. .Seine Großmutter war die" Großkusine des ersten Mann'S meiner Tante." Weder Frau Amelie noch ihre Töchter verstanden diesen Verwandt fchastsgrad, Fräulein Janina lächelte sogar etwas ironisch. Frau Kor schcwska bemertte es und sagte mit Äetonung: .Fast der ganze Landadel ist im Zereinander verwandt." Fru Adele unterdrückte ihren Aer Der über diese Anspielung, um so mehr, als ihre Gedanken mit ante xen Dingen beschäftigt waren: wenn nämlich der Fürst nicht bald käme, Würden die Fasanen verderben. In diesem Augenblick trat der ?Züifi in den Salon. Ein junger, stattlicher Mann mit ausprägten (Zesichiszügen, die das, alte . Geschlecht verrieten. .... Die Damen erhoben sich schnell zur Begrüßung.' der, Hausherr , drückte, lern Fürsten herzlich die Hand, die r-.nderen Herren lächelten Hebens würdig. Bald darauf begab - man s.ch nach dem hellcrleuchteten Speise y;iai, auf dessen gcschnitzten. schweren VüMn da 5 Silber schillerte. Einen '.luBttblick stockte das Gespräch, man Uiit nur das Geraffel von Tellern rnd Messern nd Gabeln. Aber als die Diener den Marsala in die Zlei nen Weingläser gössen, begann der ' r. .. u.rb.rA : t w- rtt.vM,.m.. nUIl CIII VJCH'lU.y lllll V(( VillUUllUi" hkit und Ungezwungenheit eineZ Mcnschjen. der in der Atmosvbäre des SalonZ groß geworden war. Er sprach von der letzten Jagd cttrn Grafen M., von der Heirat der La ronesse I.. und die Unterhaltung drehte sich sehr bald um den Klatsch auS den aristokratischen Kreisen, die für die Damen von unauSsprcchl! chem Reiz waren. .Mon princc," unterbrach die Hausherr!, .ich mache Sie auf ein speciell für Sie bestimmtes Gericht aufmerksam... polnische Klößchen." .Ch, die esse ich mit Leidenschaft." .Und Sie vertragen das?" fragte der Konsul halb erstaunt, halb nei disch. Der Fürst lacht und legte sich als Antwort einen vollen Teller auf. Auch Marwinski sah mit neidi schen Blicken hin und wollte eben falls von dem köstlichen Gericht neh men. aber Frau Hclene rief laut über den Tisch: .Konstantin, ich bitte dich! Nimm nicht davon! Du wirst krank werden. Das ist nichts für deinen Magen." Wehmütig schob Marwinski den Teller beiseite. Gute Stimmung kam über die Tafelgenossen, die guten Speisen und starken Weine taten ihre Wirkung, die Stimmen wurden immer lauter. Fräulein Janina neckte den Für sten mit einer .Mamieue o,e erst unlängst aus Paris gekommen war und sich der besonderen Gunst des jungen Herrn erfreute. Nach dem Obst wurden Spülgla ser oereickt. Nackdem Herr Jrberz Mund und Hände sehr laut und ge wissenhaft gewaschen hatte, gab Frau Amelie das Zeich zum Aufbruch. .Ich gebe Ihnen eine Jigareue. Turcklauckt." saat: Jrbera. mit der Zunge schnalzend, .eztrafein! Die, selbe Sorte hat Bismarck geraucht. Ich bekomme sie von Bleichröder." Von dem Antlitz des Fürsten war der Ausdruck ehrlicher Offenheit ge- fchwunden. Es fchien, als hätte er von seiner Ungezwungenheit eiwaS eingebüßt; mdem er die Hans des Direktors druckte, sagte er zu lym mit unsicherer Stimme: .Herr Direktor, em kleines Anlie gen. Ter Bankier sah ihn mit seinen gläsernen Augen an und wußte so fort, daß der Fürst ihn um etwas bitten würde. Beunruhigt sagte er mit ungezwungenem Lächeln: Mber Durchlaucht, ist stehe stets zu Ihren Diensten. Doch lassen wir heute die Geschäfte, kommen Sie morgen in mein Kontor. Wie schmeckt die Zigarre, gut?" Aber der Fürst ließ sich Nicht irre- führen. .Wertester Direktor, nur zwei Worte. Sie müssen mich retten, sonst bin ich verloren." ?Irbera wurde ernst und ließ sei nen 'zerstreuten Blick im Salon um herschweisen. .Sie dürfen sich aus mich verlas sen. Durchlaucht... Herr Konsul! Nicht diesen Kognak! Entschuldigen Sie mich, bitte, ich will den Dienern nur Dispositionen erteilen." Er entschlüpfte gewandt, während der Fürst wieder von jungen Damen umringt wurde. Aber er verlor noq nicht die Hoffnung. Indem er ein silblg antwortete, suchte er mit ven Blicken Frau Jzbcrg. die bereits in ihrem Sessel saß. .Um Entschuldigung, Madame, ich habe der Frau Direktor ein Wörtchen zu sagen!"... Er näherte sich ihr, nahm auf ei nem Taburett Platz und küßte ihre Hand. ?!ck komme bier iu meiner way ren Freundin." begann er. .einer von jenen seltenen"... .Oh. Sie haben recht", unterbrach Frau Jzberg sentimental. Sie glauben nicht, wie schwer es mir fällt, um etwas zu bitten. , Aber zu ?lbnen babe ick so diel Vertrauen. Sie haben Einfluß auf Ihren Mann. reden S,e ihm zu. m,ch zu retten. Rakowo, unser Landsitz, soll verkauft werden. Morsen findet die Verstei zerung statt. Ich habe keinen Psen nig für die Utate. ä?as 'en met ner Ahnen wird an fremde Men Zcken iiberaeben. Das bedeutet für mich einen vollständigen Ruin, denn das Ganze wird für ein Buttervrot verkauft." ??rau ?krbera war tief aerübrt. Sie hob ihr Spitzentafchentuch zu d',n Augen und druckte rnntgiiq sie Hand des Fürsten, der unter dem Eindruck seiner eigenen Worte echte Tränen in den Augen hatte. Jzberg trat gerade in den Salon. .Herr Direktor, ein Wortchen! rief der Fürst laut. Der Bankier konnte nicht tun, als ob er nichts hörte. Er näherte sich dem Sessel,, in dem seine Gattin saß, und sofort packte ihn der Fürst, beim Ärm und setzte ihn neben sich. .Herr Direktor, retten Sie mich! Ich brauche zehntausend Rubel, in Yen Verkauf unserer Benduna zu verhindern. Sie übernehmen . eine Hpothck. '.Was ist denn eine solche Hypothek steit".... ' Sie hat schon ihren Wert.... Zlebriaens werde ick bei der ersten Erbschaft alles bezahlen. Graf Adam, mein" Onkel, ist schwerkrank." .ES geht ihm bedeutend besser." Frau Jzberg warf ihrem Gatten l'nen träumerisch flehenden Blick zu. .Michel!" Ter Bankier atmete tief. .Aber warum denn gleich zehn tausend? Tie Rate beträgt doch richt so viel!" .Ich habe Wuchcrzmscn zu bezah len." .Können Sie keine Vereinbarung treffen?" Ich zahle alle, wozu ich mich verpflichtet habe", erwiderte der Fürst stolz. Ein skeptisches Lächeln umspielte Jzbergs Mund, aber im Grunde imponierte ihm dieser Hochmut. .Michel!" bat die Gattin wieder. .Bitte, kommen Sie in mein Zim mer, Durchlaucht", scuszle der Ban I.er. .Es gibt kein Opfer, das man s:inen Freunden zuliebe nicht bräch ie." Nach wenigen Minuten zeigte der Fürst sich wieder im Salon. Sein Besicht stralzlte vor Freude, die er nicht zu verbergen suchte. Elasti schen Schrittes näherte er sich der Herrin deö Hauses und flüsterte, ih re Hand küssend, mit ungeheuchclier Dankbarkeit: Sie sind ein Engel! Mein Schutz engel!" Aber Sie wollen uns doch nicht schon verlassen, Durchlaucht?" '.Gnädige Frau! Ich muß! Ich möchte meinen Anwalt sofort benach richtigen. Ach, gnädige Frau, es ist. als wäre mir ein Stein vom Herzen gefallen!" Tatsächlich fühlte er sich jetzt leicht und glücklich; die schwere Atmosphäre dieses Salons erschien ihm schwül. Er wollte frische Luft schöpfen; es schien ihm, als hätte er schwer ge arbeitet und wirklich seine Ruhe der dient. Er verabschiedete sich schnell rcn allen und verschwand... Als der Bankier ins Rauchzimmer ging, wo die Herren ihn am Karten tisch erwarteten, konnte er sich nicht enthalten, seiner Gattin zuzuflüstern: .Das waren teure Klößchen." cr freier. Gfiz'c von Max Eichlcr. Tie Wirtin brachte Herrn Willi bald Püschel den Kaffee. Dann zögerte sie einen Augenblick im Hin ausgehen, drehte sich entschlossen um und sagte: .Und ich gratuliere Ihnen auch zum Geburtstag!" Stimmt, heute war ja sein Ee burtstag. Er gähnte und streckte und dehnte sich. Ter Kaffee verbreitete einen nge nehmen Tust im Zimmer. Er ist noch zu heiß, etwas abgekühlt trinke ich ihn lieber: dachte Herr Püschel. Aber das dachte er nur, um seine Faulheit vor sich selbst zu enischuldi gen. Das Programm des Tages stand klar vor seinen Augen: von 912 Bureau, von 122 Mittag und ein Schläfchen, von 2 5 noch einmal Bureau und dann ja dann würde er sich schneidig machen und Fräulein Wally Weißgcber um ihre niedliche weiße Hand bitten. , Das hatte er sich für feinen Ge burtsrag aufgespart. Herr Püschel hielt viel auf schöne Redewendungen. Er würde sagen: .Fräulein Wally." würde er sagen, .heute können Sie mir ein Geburtstagsgeschenk machen, das alle Geschenke, die ich jemals be kommen habe, in den Schatten fiel len wird, indem Sie sich selbst mir schenken." Das mußte wirken! Einen Korb würde er nicht bekom men. Im Leben nicht! Er mußte im Gedanken an eine Abweisung lächeln. Fräulein Wally war Zwar zwanzig Jahre jünger, aber wenn sie ihm ihre Jugend gab, so gab er ihr dafür den Titel Frau Registrator. Unternehmungslustig urkd froh ge launt stand er endlich auf. Ter Kaffee war richtig kalt geworden. Dann frisierte er sich sorgfältig. Da stand er plötzlich und hielt etwas zwischen den Fingern gegen das Licht ' Ein graues Haar! War man denn mit fllnfundvierzig Jahren schon ein alter Mann? Nein, ein graues Haar macht daö Alter noch nicht. Herr Registrator Püschel fand aber an diesem Morgen noch mehrere graue Haare. Und dann bemerkte er, daß sein Haarschopf sich am Scheitel schon bedenklich lichtete. Deswegen konnte er wohl ' noch lange leben. Denn er haßte den Tod, weil er den ruhigen, gleich mäßigen Gang der Dinge liebte. Und der Tod ist doch gewissermaßen ein Revolutionär, der alles Gleichmaß über den Haufen wirft. Die Gedanken des Herrn Püschel, die anfangs rosig waren, liefen etwas grau an und hielten ihn so lange auf, daß er. um rechtzeitig in Bureau zu kommen. ,die Elektrische, 'benutzen mußte. ' Neben einer allerliebsien jungen Dame nahm er Platz., Ganz dicht neben ihr, so daß er fast die Warme ihres Körper zu spüren meinte. DaS junge Fräulein blieb ruhig silzen. Herrn Registrator Püschel hätte das scnst zu jeder Zeit höchst angenehm berührt, aber an dem Tage, da er das erste graue Haar bei sich fand, lag ihm eine andere Deutung näher. Er hatte irgendwo mal den AporlSmus gelesen: Ein Herr, der viel Anzle hunglkraft besitzt, wird stets ein weibliche Wesen abstoßen. Besäße er. Herr Registrator Püschel. Anzie hungtkraft. dann würde sicher die junge Dame ein Stück von ihm weg gerückt sein. Himmel, war er denn wirklich schon alt? Er vertiefte sich in die Morgenzei tung, um von den dummen Gedanken Ickziikommen. Dabei fiel ihm ein Blatt au den Händen. DaS Fräu lein bückte sich eilfertig, um e oufzu heben. ES war nur gut, daß Herr Püschel aussleigen mußte, sonst hätte die Dame noch sein wenig liebenswürdi ges Gesicht gesehen. Aus seinem Brummen konnte man sowieso nicht heraushören, ob es Dank oder eine Verwünschung war. Im Bureau begrüßten ihn seine Kollegen besonders herzlich. Sie gra tulierlen und steckten ihm ein Beil chcnsträußchen ins Knopfloch. .Wie alt wirst Tu heute eigent lich?" fragte so beiläufig fein Kollege Meier. .Fünfundvierzig." Fast schmerzlich klang es, wie es Herr Püschel sagte. .Hm " Und Herr Püschel hörte aus diesem einfachen Hm. das gewissermaßen nur der Punkt hinter der Antwort fein sollte, ein bemitleidenswerte .Schon." Er verbiß seine bittere Antwort und vertiefte sich in die dicken Bücher. Vor seinen Augen tanzten die grauen Haare einen wil den Neigen. Tie, die er sich heute aus dem Schöpf gezogen hatte und die, die ihm im Laufe des Vormittags von den Leuten gezeigt worden waren. Tas Mittagsschläfchen beruhigte ihn einigermaßen. Als er um zwei Uhr ins Bureau kam, empfing ihn schon ein Kollege mit der lakonischen Bemerkung: .Zum Ehef!" Ihm. schwante nichts SuteS. Die Miene des ChefS übertraf seine schlimmsten Befürchtungen. .Hören Sie mal, Sie .... Herr .. Herr Püschel .... Sie haben ja heute vormittag eine heillose Verwirrung angerichtet ..." Des Chefs zornfunkelndes Auge bemerkte das Veilchensträußchen a.i Herrn Püschels Brust. Sem Antlitz wurde um einige Grad milder. .Sie haben wohl Geburtstag?" .Jawohl. Herr Geheimrat." .Wie alt sind wir denn geworden?" .Fünfundvierzig, Herr Geheimrat." Und wieder klang es fast zaghaft. Der Herr Geheimrat hielt es für passend, einen Witz zu machen. Man will doch einem Menschen nicht gerade "ben Geburtstag verderben. .Da müssen wir die Verwirrung ton heute vormittag also wohl schon aufs Konto des beginnenden Alters setzen ..." Hcrr Registrator Püschel wäre es wahrhaftig lieber gewesen, wenn er einen saftigen Anschnauzer bekommen bätte. Als er an fein Pult trat, machte er tatsächlich den Eindruck ei nes alten Mannes. Am liebsten hätte er darauf ver zichiet. an diesem Tag um Wallys Hand anzuhalten. Aber er hatte fckon entschiedene Andeutungen ge macht. Schließlich wartete man aus ihn. Ob Wally ihn nehmen würde? Ihn. der schon fünfundvierzig Jahre alt war und graue Haare hatte? Zaghaft brachte er seine Werbung bor. und auch die schöne Redewen dung vergaß er trotz aller Aufregung nicht. Als Wally hold errötend .Jalü sierte. bemerkte er nicht, daß in ihrem Gesicht geschrieben stand: Endlich! Er nahm Wallys Jawort hin wie eine Gnade, die man ihm, dem .alten Manne" erwies. ' Unter Eheleuten. Sie (zu ihrem Mann, der sehr slott lebt): .Paul, Dein Haar fängt schon an grau zu werden, wenn Du so weiter lebst, wirst Du bald weißes haben." Er: .Ach. Du siehst immer zu schwarz." Seine Verteidigung. Richter: .Und noch dazu haben Sie den Diebstahl in der Nacht vollführt was haben Sie darauf zu erwi dem?" Angeklagter: .Herr Richter wollen entschuldigen, aber es n?ar so stock finstere Nacht, daß ich .Mein" und .Dein" schwer von einander unter scheiden konnte." Telegraphische Ver ständigung. Herr Selig tele graphiert, glücklich über ein eingetrete nes freudiges Familicnereignis. an seine Eltern: .Heute Nacht zwei ge sunde Knaben angekommen. Morgen mehr. Der Backfisch. .Als Sie noch Kind waren, habe ich Sie oft geküßt!" .Damals wußte ich mir eben noch nicht dagegen zu helfen." Beim Turnen. Unterof fizier (zum Einjährig Freiwilligen, einem Theologen, der sich vergebens bemüht, am Tau hoch zu klettern): Na, wissen Se, uff die Art kommen Se im janzen Leben nich in'n Him rnci Mlsert Sedulzlsz. l!on Paula Tperling. as Liebeömahl hatte seinen Hohe Punkt erreicht. .Oberst v. Henke, der seit einiger Zeit mit der Führung deö Regiment der Orftädter Grenadiere beauftragt war und seit heute mor gen seinen Ernennung zum Ober sten und Regimentskommandeur er halten hatte, erhob sich, überschaute die Tafel bi hinab zu den Junkern und richtete dann den Blick auf die lorbeer und palmengeschmückte Kai serbüste. Dahinter saß die Kapelle, zum Einsatz bereit, und der Musik meiste? hielt erwartungsvoll den Takistock in der Hand. Ter Regimentskommandeur räus sperte sich, er liebte es nicht, viele Worte zu machen, ergriff sein Sekt alaS, und seine helle Kommando stimme hallte durch den weiten Kasi nosaal. .Meine Herren! Es lebe Seine Majestät, unser ollergnädigster Kriegsherr, Kaiser und König" .Hurra, hurra, hurra!" fielen die Stimmen der Offiziere begeistert ein. Die Musik spielte einen Tusch und ging über in .Heil dir im Sieger kränz". Dann nahm man wieder Platz. Eine Ordonnanz trat an den Re gimentSadjutanten herzn. .Der Herr Oberst möchten dem Herrn Oberleutnant zutrinken." Dieser schnellte empor, tat, dienst lich stramm stehend, seinem hohen Vorgesetzten Bescheid, hob das ge leerte GlaS und setzte sich wieder. Oberst d. Henke hatte eine große Vorliebe für seinen Adjutanten, er schätzte ihn sehr und überlegte soeben, daß er ihn wohl nicht mehr allzu lange behalten werde. Tann ballte er die Serviette zusammen. .Gesegnete Mahlzeit!" Stühle wurden gerückt, man verzog sich in die Nebenräume. Tie Ordon nanzen, von allen Seiten angeirie bcn. liefen eiligst hin und her mit gefüllten Mokkatassen und reichten Liköre und Zigaretten herum.' Der Regimentskommandeur nahm gelas fen noch einige Glückwünsche entgegen, den dicken Hauptmann Schütte hoben kräftige Leutnantsarme hoch. Er war Major geworden und hatte ein Bataillon im feinen Osten bekom men. .Hände her, Kinder!" rief er in weinfeliger Stimmung seinen Kom pagnieoffizieren zu. .Behalten Sie mich in freundlicher Erinnerung; grob, aber 'n guter Kerl, nicht wahr?" Oberst v. Henke verschwand jetzt. Er skhnte sich nach feinen vier Pfah len, um über etwas nachzudenken, das seine Gedanken ganz in An spruch nahm. Draußen schlug ihm die schneidend kalte Winterluft entgegen und kühlte seinen benommenen Kopf. Die Schaufenster waren illuminiert, die Häuser bunt beflaggt, die Straßen farbig von Uniformen, und Schul linder zogen mit Fähnchen einher. Im HoZel zur Kaiserkrone wurde die Na iionalhymne gespielt. Hier feierten die Herren deS Beurlaubtenstandes unter dem Bezirkskommandeur. Uni formen aller möglichen Regimenter ivaren da vertreten, der Landadel in Attila und Koller, mit Schmissen bedeckte alte Herren des Kösener S. C., ein Herr von der Regierung in Dreispitz, Frack und Degen kreuzte eben die Straßen- und wurde von Kindern bestaunt. Und nun näherte sich der Oberst einem hell erleuchteten Hause, aus dem gerade ein wahrer Damenflor hinausströmte. Dort wohnte Major v. Keller, und Frau v. Keller, als die rangälteste Regi mentsdame, hatte, wie üblich, die übrigen Damen zum heutigen Tage eingeladen, damit auch die weiblichen Mitglieder de Offizierkorps Seiner Majestät ihre Huldigungen darbrach ten. In seinem Junggesellenheim an gelangt, machte der Oberst es sich de quem, knöpfte die Uniform auf und lehnte sich tief in seinen bequemen Arbeitssessel zurück, die Beine behag lich ausgestreckt. Er war ein wenig müde und gähnte herzhaft hinter der vorgehaltenen Hand; denn Kaiser Geburtstag war ein anstrengender Tag. Erst Gottesdienst und Parade, daran schloß sich das Mannschaft essen in der Kaserne an, bestehend aus Schweinebraten. Klößen ' und Backpflaumen. Und wenn e den Leuten so herrlich schmeckte, ihnen das Behagen auS den Augen leuch tete, erschien 'der Regimentskomman deur, um leutselige Fragen an seine Grenadiere zu richten. Hierauf fand daS LiebeSmahl im Kasino statt, und die Freuden deS Abend in Gestalt der Kompagniefepe standen noch be vor. - Ter Oberst versank in Nachdenken. Fast ein halbes Jahr war e nun her. seit er an den sonnigen Rhein, in die kleine Stadt versetzt worden war. Und hier hatte er sie wieder gefunden, feine erste, seine wirkliche Liebe. Wohl waren - Frauen aller Art und nicht immer spurlos an ihm vorübergegangen, aber eine tiefere Herzensneigung hatte ihm keine ein zige abzuringen vermocht. Leonie v. Barnapp! . Wie lange Jahre 'lagen zwischen dem Einst der ersten Leut'. t-n8ii( f.M tzk T.Mt.i llUltiyjllt .1141 fcl4ll ttJV ' IVtfc Wili hatten sie sich nicht gesehen und er nicht einmal ihren Wohnsitz gewußt. 5!un standen sie sich plötzlich unerwar tut gegenüber! Wa Wunder, daß da alte Wünsche in der Brust del Manne erwachten, der auf der Höhe de Leben stand. Aber dann regten sich wieder Bedenken in ihm. Ist e nicht jetzt zu spät? Er schwankte. Sie hatten beide keine Zeit mehr zu verlieren, und doch schob er die schick salsschwere Frage immer hinaui. .Wenn ich Oberst wurde und Regi mentskommandtur, trete ich vor sie hin", beschloß er zuletzt. Heute war da, Ziel erreicht. Er pfiff da Alarmsignal. Also los, gleich mor gen. Er war doch kein junger Fant mehr, dem die Liebe Herzklopsen ver urfachte. Und leise lächelnd gedachte er der Regimentsdamen. Im nächsten Jahre sollte eine andere da Glu erheben und mit klangvoller. Alistim me das Kaiserhoch ausbringen. Er sah die hohe, schlanke Blon dine mit dem zarten Teint vor sich. Da klopfte der Bursche und mel dete: .Der Herr Regimentsadjutant." Na, da sind Sie ja. lieber Hensig. Zigarre gefällig? Bedienen Sie sich." Und der Oberst schloß die Knöpfe des Waffenrocks und nahm von dem Burschen die übrigen Sachen entge gen. .So, nun lo." Die Kompagniefeste wurden an verschiedenen Stellen der Stadt ge feiert, und der Regimentskomman deur suchte sie der Reihe nach auf, begleitet von seinem Adjutanten. Im Saal .Zum Goldenen Löwen" feierte die erste Kompagnie. Drin nen war eö gedrängt voll. Ein leben de Bild. .Die Sieger", eröffnete dai Fest, dann wurde der Prolog gespro chen. und ein lustiger Einakter folgte. Auch ein General z. D. beehrte die Gesellschaft auf einige Minuten. Henke brach bald auf. .Tanzt feste. Jungen. Nur ein mal im Jahre hat Majestät Geburts tag." Ter nächste Morgen brach mit tril bem Wetter an. ES herrschte allge meine Unlust, aufzustehen. Aber de Dienste ewig gleich ae stellte Uhr rief zu Arbeit und Pflicht. Zwar gab es nur wenig Dienst, ein bißchen .Griffe kloppen", denn diel konnte man heute den Leuten, sowie deren Vorgesetzten nicht zumuten. Der Schädel brummte den meisten gar zu sehr. Auch Henke hatte sich später als gewöhnlich erhoben, trotzdem er schlecht geschlafen. Also heute war der große Tag für ihn. Mit der Reise eine ManneS, der sich der Tragweite diese Schrittes voll be wußt ist, und dem das Leben keine allzu großen Illusionen gelassen, klei dete er sich sorgfaltig an. Bald nach dem Frühstück ging der Oberst fort. Eigentlich war i noch diel zu früh zu diesem Besuche, aber eine Unruhe brannte in ihm, die sich nicht langer zügeln ließ, und Leonie galt als Frühaufsteherin. Wieder stand er vor der kleinen Villa. Wie in der der gangencn Nacht. Hoch aufgerichtet und elastisch durchschritt, er den Vor garten. Er gab seine Karte ab. .Da gnädige Fräulein läßt Sit ten", meldete daö Hausmädchen und führte ihn in die oberen Räume. .Warum sö feierlich, lieber Freund?" empfing ihn Fräulein von Barnapp. Und beglückwünschend schüt telte sie dem neugebackenen Oberst beide Hände. Sie hatte eö in der Morgenzeitung gelesen und sich auf richtig gefreut. Aber ein leichter An flug von Hast und Verlegenheit lag heute über ihrem Wesen. Und nun ritt Henke al schneidiger Soldat eine scharfe Attacke. Der kleine Liebes gott sah verstohlen druch die Por tiere, hantierte mit Köcher und Pfeil und klatschte nach einer halben Stun de befriedigt in di Hände. Er hatte wieder ein Paar zusammengebracht. In den Augen der Braut standen Trä nen der Rührung und deö Glücks. Der Oberst küßte ihr galant die Hand. "On revicnt toujours h ses pre mi&res amours.". Vor dem Kafernenior standen nadiere auf Leitern und nahmen die Tannengirlanden, ab. - Links auf dem Kasernenhof übte die vierte Kompagnie, in Gliedern auseinandergezogen. Der Hauptmann leitete den Dienst persönlich. Da klopfte ihm eine Hand auf die Schul ter, und vertraulich zog ihn der Oberst beiseite. ' .Nun. lieber Braune, ist' Ihnen gut bekommen? , Sehen Sie mich an, und nun gratulieren Sie - mir mal ordentlich." Braune ejanz verdutzt seinem Kommandeur in Gesicht, aber der schien ftahlnuchtern zu' sein. .Nochmal gehorsamsten Gluck Wunsch. Hrr Oberst, aber ich gestat tele mir bereits gestern" .Weiß ich. weiß ich", lachte Henke übermütig. .Also hören Sie. Ge siern bescherte Ihnen allen der liebe Gott einen Regimentskommandeur und heute die dazu fehlende bessere Hälfte, nämlich die Kommandeuse. Und nun gehen Sie flink nach Haus und bringen Sie Ihrer lieben Frau die große Neuigkeit. Und sagen Sie ihr noch dazu, daß nächstes Jahr die Regimentsdamen ; .in meinen Hguse Kaisers Geburtstag feiern." Hvllk nüd Hollciistrase. ltteligiös, Anscha,r itt Bkwihnr der Jnscl alt. Oestlich von Java liegt die Insel Bali. der einzige Ort im malaiische, Archipel, wo die Kultur und die Re ligion der Hindu fortleben. Ma sollte glauben, daß sich die, religiösen Anschauungen der Balinesen infolge de starken Einflusses, den der Hinduismus auf sie ausübt, nicht weit von den indischen buddhistischen Darstellungen entfernen. Doch, wie gründliche Forschung ergeben hat, findet man auf Bali besonder in den Vorstellungen von der Hölle uns deren Strafen diel Eigenes, Ur, fprllnglicheS. Die Literatur der Balinesen ver mag unS über deren Anschauungen über die Hölle aufzuklären. Da wird erzählt von grausamen Hölle,, tieren, die die Seelen der Toten er warten. Da ist der greuliche Hüllen Hund Gaplong, das Höllenschweia Si Damalung mit seinen tausend Nachkömmlingen, der VogelkLnig Pakstradja mit Dolchen in den Flu, geln, ferner der ElefantenlLnig, der die Seelen der Verdammten zer stampft. Ein anderes Höllcntier ist die Höllenameife MarunguS, ein Tier mit vier Pfoten, einem Kopf mit flammenähnlichen roten und weißen Haaren, großen runden Augen und einem riesigen Nachen mit Zähnen und Hauern. Diese Tiere bilden mit anderen HLIlenyeistern den Stab de TotenkönigS Diogor Manik. Wie die Balinesen sich da Wirken dieses Toteniichters und seine Ge folges vorstellen, welche Strafen blt Toten erwarten, darüber erzählt ein Gedicht, Bimaswarga genannt, daZ un in die Hölle selbst versetzt. Da sehen wir. daß die Seelen der Toten schon ehe sie vor den Richter kommen, gequält und verfolgt werden. Die einen werden gekocht, die andern ge braten, daS Höllenschwein verfolgt die Seelen, der Elefantenkönig zer stampft sie. der Vogelkönig sticht ihnen die Augen auS. Flehen die Seelen die Geister an, wieder leben dig gemacht zu werden, so werden sie von den Geistern unter den Schwert baum geschickt, wo sie Zuflucht fin den und lebendig gemacht werden könnten. Doch sobald der Baum, berührt wird, fallen hinterlistiger weise die Blätter, in Schwerter ver wandelt, herunter und zerschneiden die Seelen. Ein Höllengeist lädt die Seelen ein, sich auf Steine zu fetzen, aber sobald sie das tun, klappen die Steine zusammen und klemmen eine sehr gemeine Handlungsweise die Seelen tausend Jahre lang ein. Ein anderer Höllengeist verspricht den Seelen, ihnen den Himmel zu zeigen Er sührt sie über eine Brücke, die je! doch plötzlich zusammenbricht und di Seelen fallen in ein Feuermeer, wy sie acht Jahre bleiben müssen. ' Die Seelen derer, die zu Lebzeiten übermütig waren und nichts fürchte ten, werden zwei Jahre lang an Ka pckbäume gebunden, die Seelen dtt sinnlichen Leute und derjenigen, di das Haus ihrer Verwandten ange, zündet haben, werden selbst ange zündet und in die Hölle geworfen, wo sie vier Jahre lang brennen. An dere Seelen werden zerstückelt und müssen diese Strafe drei Jahre lang: erdulden. Dann sollen sie nach An kündigung des Höllengeiste, der st quält, wieder geboren werden, aUf dann sehr mager sein, wai bei der unliebenswürdigen Behandlung, die vorausgegangen ist, nicht auffallen wird. Die Seelen jähzorniger Leute, die zu Hause olles zerbrechen, werden in Stücke gerissen und nach einjähri , ger Pein, mit Aussatz behaftet, wie dcrgeboren. Schließlich kommen die Seelen, wie das genannte Gedicht schildert, vor Djogar Manik, der sie verhört und aburteilt. Da wird eine Seele, die auf Erden eine Heze gewesen und durch Zauberkraft fünfhundert Men schen getötet hat, auf de Totenrich terS Urteil hin zehn Jahre zu Staub werden, nachher tausend Jahre ein Erdwurm, dann zweihimderttaüsend Jahre ein giftiger Pilz sein und schließlich wieder geboren werden al Mensch. Die Seele eines, Jägers, der seinen Schwiegersohn ermordet hat, wird zwanzig Jahre lang von den Höliiingeistern gequält und dann al Tiger wiedergeboren werden. Die Seele eine fleißigen Ackerbauer da gegen wird mit Gold beschenkt wieder auf die Erde geschickt, um nach dent zweiten Ableben, in einer Sänfte un ter Musik zum Himmel getragen zu werden. Dann erscheint vor Djogor Manik die Seele einer Frau, die wegen eines Verbrechens verurteilt wird, an einer Bambus stange zu hängen, die der Wind schüttelt und eine Raite benagt, wahrend unter dem Bambus ein große Feuer lo dert und bissige Hunde die Seele er warten. Die Seele einer Person, die immer Geschenke verweigert hat. wird, durch Martern gelähmt und wieder auf Erden -geschickt. Während die Seele eine Schweineschlächter von Schweinen gequält wird, müssen die Seelen der Leute, die Kattun bla gefärbt haben, tausend Jahre kanI als Affen im Walde leben. Die See len der StraßenrSuber werden, an Kapokbäumen aufgehängt. Eierdiebe werden mit einem beulenbehafteien Körper .miede? ?.uf die Erde geschickt