t . ; 7 rv ", ff . -"s .. . : fs ff-:f1 f?:f: f. " f. f.f jm. j.s,jr.Jf'.Jmjm. ,-s-r'm- -- -r- r-- ,r- " r f- a V- vW' V.- W'W-tw'W w; W W U; X,-W "4.v W v .V ." V W V ;, Wer Line Rarnevalszeschichte Karneval l Venedig! Fastnachtdinökog! Fröhliche, bunt fojtümute KmfJfeen lxle den den Msr?ulplatz und d: flna?:iiifn' den Oi eürn dk'Mde Über Marmor treppen imd Kai oder sahnn in blumen gkschmllStea OenMn auf dem Canalt C'iuuW. , MattrSthliche Lichter ms die unter khende Sonne auf die große, iKttmuttet Wimmernd Wasserfläche, leichiek Abend' nebel spinnt steenschle? um glitzernde Kiippk! rid Thürme, läßt alle Jtontu ren der Paläste weich und zart erscheinen nd hiillt dal ganze zauberische Bild ein in in seltsam silberne Licht. Und Früh' linktkuft eht! Warm, unnatililich warm fast für inen yedruarnachmittag. Eine Luft, die Menschen mit scnsilwen Nerven zum Lachen und Weinen, zum Traumen und Dichte bringt, d Erinnerungen wst, Märchen erleben laßt. Ueber die grohe Eiscnbshnbrüke. die om Festland her über die Lagunen nach Venedig führt, rollt der $Zjg. Ein blonde, vielleicht achtzehnjährige Mäd. chen lehnt an einem Kupecfenster. strah lend. glückselig! Ihr Traum ist Venedig gewesen, ihre Sehnsucht von Kindheit an, und nun fährt sie der Märchenstadt ent gegen, die da von Tust umwoben wie eine Fata Morgana au den Fluihen taucht. Und ihrem Glück fährt sie auch entge gen. denn ihr Better Heinz von Kyllburg erwartet sie hier und ihren Vater. Tiefer Vetter der nebenher auch ihr Bräuti, gam werden wollte nd drn sie in kindi fchem Uebermuth bi jetzt gcnaZsührt und geneckt bat. so daß er wirklich nicht wußte, ob sie ihn liebte oder nicht. Aber jetzt hier in Venedig, da wollte sie nun gut zu ihm sein, damit er nicht umsonst den kurzen Urlaub genommen hatte, sondern al er klarier Bräutigam zurückreisen konnte noch Rom. wo er bei der Gesandtschaft kommandirt war. Venedig'. Langsam fährt der Zug in einen unfreundlichen, nicht übermäßig sauberen Bahnhof! Nick)! mehr von Poesie, von sühen Träumen, aber ein enttäuschter Ausdruck in Ediths Gesicht. .Heinz ist nicht da. Papa' .Dacht' ich mir' doch! Nun bestellt uns der Bengel hier zum Rendezvous, und dann versetzt er un!" Knurrend sucht denBaion von Holten sein mannigfache Handgepäck zusammen, knurrend wehrt er sich gegen etliche dienst bereite .Facchino', die er, karnevalsma ßig wie sie aufgeputzt sind, innerlich mit dem ehrenvollen Titel .Banditen" bezeich net. ,Tu. Titha'.' ,Wa denn. Papa?" .Mir fällt da Volk hier auf die Ncr den! Meinst Tu nicht auch, daß wir lie der in den Waricsaal gehen? Vielleicht kommt Heinz doch noch!" Nein. Papa, wir fahren in Hotel!" Edith ist böfe auf Heinz! Alle- Weich heit von vorhin ist geschwunden. Resolut übernimmt sie die Führung, führt ihren Vater durch alle ihm drohenden italieni schen Gefahren gewandt hindurch, und draußen vor dem Bahnhof, ja, da ist dann keine Gelegenheit mehr, über Enttäuschun gen nachzudenken, denn da draußen, da ist eben Venedig, und zwar Venedig im Karneval. Und da sind auch die Gon delg, wirklich, richtige venezianische Gon deln mit den malerischen Gondelieren. .Du, Tntha! WaS reden denn die KerlS. die den Kahn mit einem Angelha ken heranzogen, bloß immer von .Mant schen"?' Papa Hotten Ist schon wieder mal mit zwei verdächtig ausschauenden Individuen hart aneinandergerathen. weil sie mit rollende Augen und wilden Hndbewe gunge mrnim", ihr Trinkgeld, ver langten. Die arme Edith es liegt wirklich viel auf ihren Schultern, da Heinz sie im Ltiche lieh. Aber da ist ja ein anderer Herr, der augenscheinlich helfen will, da er ihre Ver legcnheit bemerkt. Und ja das ist wirklich Heinz' große, elegante Figur, seine Art. sich zu bewegen, aber merkwürdig, er trägt ein kostbar gesticktes, schworzc Sammtkostum im Stil der Renaissance, und er ist maskirt. Gesicht. Kopf. Hände, nicht ist zu erkennen, kein Titelchcn sei nej wirklichen Menschen kommt zum Vor schein. Aber schließlich e ist eben Karneval, Ivo hier so ziemlich alles makkirt ist, und tk hat ein tadellos ritterliches Benehmen. Also ob es nun Heinz ist oder nicht, Edith beschließt, seine Dienste anzunehmen. Reizt ihre lebhafte Phantasie doch auch im stillen da kleine Abenteuer, falls e Heinz nicht sein sollte, sondern ein Frem der, der sich die MaLkenfreihcit zunutze macht. ' Höflich .verneigt sich der schwarze ücann", beruhigt mit ein paar Centesimi Papa Holten Widersacher, weist , mit herrischer Handbewegung dem ' Gondelier ?en Weg. setzt sich ungenirt Edith gegen 'i&er in die Kissen und schweigt. Mit leisen, kaum hörbaren .Rudcrschlä tn gleitet die Gondel dahin.' Verglom en ist da Abendroth. Fahlgraue Täm . lierung senkt sich mehr auf Venedig. Mit großen, träumenden Auge sieht Edith jin sich. Schon blitzen hier und da Lich !er in den Palästen auf. Mit Lampion erleuchtete Gondeln voll phantastisch gc zutztcr Menschen begegnen 'ihnen. Ist es llso etwas Unheimlicties. daß ein ebenso phantastisch epuLter Mensch ihr gegen ibersitzt? Im Gegentheil, patzt er nicht ogak viel bcffer in die Szenerie ol sie ind !l,r Aster. d?nen noch die ganze ',l)rofa des Reifekoftüm anhaftet ' St:i:m f.tzt dlr yremr, aber tiiizend: bä'n.' hinter da Mlt unab 'füg an Ediths Gesicht, in Jciü tivn VJeint.iei 4 sie SmpfipVUngen ihr Zk,'Zk ,widerki!!:j!k!t. Und diesen Uitzen muß maxuktisiLk Kraft inne hv.v . 'linier w:cda muß sie daran ZhWn; w!?fl Gis,ciit bintek der, Maske 'etc??5k. Und dann pköttzlich. da weiß h ti itrAxt $ ist vZÄ Hzinz. ikr un lltiper VeUcr uns z-Zkiinltiaer Llemuhl. 'er sich HKz cil,.i jiac.kul..sch!.. i klaubt, war's? von Clfc v. Ste.ttkeUer. Und bei dieser Entdeckung singt und klingt e in ihrem glücklichen Herzen, und in aller Tascinswonne kneift sie ihren von dnn gleictimäßigen Plätschern der Ruder sanft eingenickien .alten Herrn" intensiv in den Arm. ' Sl ist til ist?" Der Baron von Holten fährt schuldbe. usjt zusammen, in dem unklaren Gefühl, auf Abwegen ertappt worden zu sein. .Papa, der schwarz mattirtt Herr ist Heinz!" .Ach. rede keinen Unsinn!" .Kannst e glauben, er ist e! eben zog er den Handschuh gu. ich habe ihn sicher an der Hand erkannt!" .Kann man einen Menschen denn an der Hand erkennen?" Der Baron von Holtcn schüttelt den Kopf, dann setzt er umständlich den Knei fer auf und schaut sein Gegenüber prü fcnd an. .Ich glaube auch, er ist et! Aber nimm e mir nicht übel, da ist ja doch eine hahnebüchene Ireckheit. Na warte, wa Jungchen! Uni so zu veruzen! T? werden wir Tir anstreichen !' .Aber. Papa, e ist doch Karneval!" .Ach wa, Karneval! Ein vernünfti flr Mensch macht doch solchen Blödsinn nicht mit! Und überhaupt, e ist doch eine Kateridee, einen in diesem Hexensab bath zum Rendezvou zu bestellen, noch dazu nach Venedig, wo man sich in nor malen Tagen schon vorkommt wie aus einer Maskerade'" Der Barons Holten knurrte wieder mal heftig, ure'' die Gondel eben am Hotel hält. maiM er sich eiligst daran, hiiiauszuklettern, nickt ohne im Vorbei gehen den schweigsamen .Neffen" kräftig auf die Sckulter zu schlagen. ,So, mein Söhrichen, nun feiere Tu ruhig Deinen Karneval weiter! Mich und die Edith siehst Tu erst morgen wie der. wenn Tu vernünftig geworden bist!" . ' Blitzende Augen hinter der MaZke fol gen Edith von Holten, ali sie die Mar morftusen zum Hoiel hinaufsteigt. Sie beobachten sie durch die Blätter einer gro ßen Iächerpalmr. a! sie im Speifesaal beim Essen sitzt, und verfolgen sie. al sie vom Vater wohlbehütet oben in ihr Lo girzimmcr gebracht wird. Und dann fleht eine schwarze Gestalt vor dem Ho tel und wartet geduldig, bi oben im Zimmer de alten Herrn da Ljbt erlischt und bi im Zimmer daneben eine Weiße Gestalt auf den winzigen Balkon trilt, und über da vergoldete Bronzegitter ge lehnt, sehnsüchtig hinaustraumt in die vor ihr liegende fremdartig schöne Welt. Wie im Märchenland ist Edith. Be täubt von Venedigs weicher Luft, verzau bert von aller Schönheit. Und Sehnsucht bat sie ach, so große Sehnsucht! Warum nur Heinz nicht wenigsten zu letzt, als sie oussticgcn. die Maske vom Gesicht nahm? Eigentlich war e doch genug gewesen des KarnevalZulks! Wie er das überhaupt nur ausgehalten hatte, so stumm von ihr zu gehen? An Papa Bösesein brauchte er sich doch wirklich nicht zu tehren! Aber so sind eben d Man ner! . Groß steigt jetzt der Mond herauf. Wie eine feurige Scheibe scheint er über der Kirche Maria della Seilute zu schweben. Gespenstisch glitzert das Tach. die Gold ornamente der majestätischen Kuppel. Höher steigt er, bleicher wird fein Ge ficht, aber eine silberne Straße malt er jetzt auf das Wasser, die breiter und drei ter wird, sich hinzieht, bis an Edith Ho tcl. Und. richtig, da vorn an dem Pfo sien vor dem Portal, an dem die Gon oeln anlegen, da steht ihr schwarzer Rit ter. Unverkennbar, jetzt doch Heinz. Er winkt ihr. Ist e ein Unrecht, wenn sie hinuntergeht zu ihm, jetzt, wo sie doch noch nicht schlafen kann, wo in diesem himm lischen Venedig sicher überhaupt kein Mensch schläft außer ihrem griesgrämigen Papa? Heinz ist doch ihr Vetter, bald vielleicht ihr Gatte niemand kann doch etwas da bei finden, wenn sie noch einen kleinen Mondscheinbummel mit ihm unternimmt, sich von ihm diese Märchenstadt im Kar nevalstrubel zeigen läßt. Da. er winkt wieder. .Ja, ja. ich komme!" ruft sie hinunter, bindet eilig einen Spitzmfchal über ihr weihe Kleid und huscht die Treppe hin unter. Heinz trägt noch immer die Maske. Aber im Vestibül des Hotels, wo reges Karnevalstreiben herrscht, sällt d,as ebensowenig aus wie draußen in dem klei iien Gäßchen. in das er sie durch die hin tere Hausthür führt. Edith bedauert e sogar, daß sie nicht auch maskirt ist. und unter einer wahren Salve von Konfetti zieht sie erröthend ihr Spitzcntuch in Gesicht. .Nun rede aber einen Ton, Heinz." bit iet sie dann und hängt sich vertraulich in seinen Arm. Er schüttelt den Kopf. .Ach. Du bist schrecklich! Na warte nur, morgen am Aschermittwoch sollst Du mir Buße thun!" Jetzt nickt er zustim inend und solche Demuth, so etwa? unendlich Trauriges liegt plötzlich in der Haltung seiner stolzen Erscheinung, daß Edith zärtlich über seine Hand streicht. Diese Hand immer noch ohne Handschuh Heinz Hand! Aber kann man einen Menschen auch wirklich an der Hand erkennen? Warum schaudert Edith plötzlich? Wenn e nun gar nickt Heinz wäre! Sie streicht sich üb die Stirn, über die Augen! Ficbert sie oder ist eö nur diese wcicke Luft, diese mysteriöse Beleuch tun, die ihre Phantasie erregt und ihr allerhoiid Unheimliche vorgaukelt? ' Wo sind sie nur jetzt? Wieviel der en gen Gäßchens Venedigs haben sie durch schritten, über wieviel Marmorplatien sin sie gestiegen? Immer im Zickzack gchen sie. Vorüber an Wohnhäusern und BcrkaufshaUen. au alten Palästen, me.leri itt Winkt! durchstreift sie, wo smadbafte 'tsüi.jji sich ton feilster ju Fenster iioet die Gasse spannt und bunte, leuchtende Blumen über bröckelnde Mauern und er sallcne Balköne ranken. Wo ihr Hotel mit dem sorglol schlafenden Vater liegt, davon hat Edith Utt Ahnung mehr! Wie im Traum schreitet sie vorwär! und hört sich selbst sprechen wie im Traum. Der Mond lockt sie und Ihr Begleiter, und Ihre lebhafte Phantasie schwelgt in oll den bunten, skllsamen Bildern. de di beiden ihr vorsühren. Märchen au Tausend undeiner Nacht sind e. die sie erlebt. Und a! sie durch do dunkle Zhor tm alten Uhrthu.rm hinaustritt auf den Marktplatz, al sie den (?,ampanilk, die Martu!,rc!, den Togenpalast im magischen Mondlicht sieht, da träumt si sich hinein in die Blüthezeit Venedig, und unter dem Cchivarm der Matten, die den Platz flll len. findet sie all die herau. die sie ja so gut kennt. Da. die schone Porzla mit Antonio und den alten schlauen ftuch, den Shhlock mit seiner Tochter Jessika. Da Othello und Deidemona und den ehrwürdigen Togen von Venedig. Und sie denkt an Haß und Liede, an Blut und Grausamkeiten, die hier ihr Zeichen in gegraben auf den diesen Platz, und jetzt war er nur noch in großer ffestsaal. Hinter schwarzer Maike blitzen zwei Augen Edith an. trinken sich satt an ihrem verklärten Gesicht, an ihrer süßen, blonden Schönheit, und ein Hand zieht sie mit sich zur Piazetta an den Kai. wo die Gondeln anlegen. Und plötzlich fürchtet sich Edith vor die. ser Hand, die sie doch zu jenen glaubte, und vor den blitzenden Bugen. .Sprich ein Wort, Heinz, nimm die Maske ab!" fleht sie und versucht sich loszureißen, und folgt ihm doch blindling. Er springt hinein in eine Gondel, er zieht sie nach. Schon berührt ihr Fuß den Rand dersel den, da hört sie ihren Nomen rufen', ein Herr in hellem Paletot und Reisemütze steht neben Ihr. .Heinz. Heinz!" ruft Edith und liegt halb ohnmächtig in seinen Armen. Wie Heinz von Kyllburg doch noch zu guter Zeit gekommen war. trotzdem er in Mailand den Zug nach Venedig nicht erreicht und deshalb seine Verwandten nicht am Bahnhof erwarten konnte; und wie er im Hotel dann erfuhr, daß sein Onkel schon schlief, aber daß die junge Tignorina noch mit einem schwarz ma kirten Herrn fortgegangen war, und wie er daraus in Todeöangit in Venedig um hergelaufen war, Edith zu sucken. da er zählte er dann nachher, a! sie sich etwa beruhigt hatten. Und ol! sie sich da nach dem schwarz Makkirten umsahen, da ent deckten sie, daß die Gondel, in der er auf reckt stand, schon zu weit fort war, um sie noch zu verfolgen. .Lassen wir ihn laufen, den Abcnteu rer, den Komödianten, so hat er wenig sten noch einen ehrenvollen Abgang." meint Heinz ackis:szuckend und zieht Ediih flster an sich. Tß sie seine Braut ist und daß sie ihn liebt, das weiß er jetzt sicher, deshalb ist er geneigt, Gnade für Recht ergehen zu lassen seinem unheimli chen Doppelgänger gegenüber. Und Edith schmiegt sich glücklich w seinen Arm, aber ihre Augen folgen träumerisch dem schwarzen Gefährt, ha da wie ein wesen loser Schatten dahingleitet dem Wcerc zu. War der Fremde, der sie so ritterlich behandelt hatte, wirklich nur ein Abenteu rer gewesen, ein Komödiant? Hatte er sich uur einen Karnevalsscherz erlaubt mit ihr? Würde er da kostbare Sammtgc wand in irgendeiner Maskengarderobe ob- legen und morgen ein ganz prosaischer Alltagsmcnsch sein? Dahin gleitet die Gondel, weiter, rmmer weiter, hinein in das leuchtende Monden- licht, in d,e blausilbern schimmernden Fluthen der Adria. Der unwürdige Einjährige. Die Aberkennung der Berechtigung zum Einjährig-IreiwilligcnTienst wegen Agi tation für die sozialdcmokratische Partei ist gegen einen jugendlichen Berichterstatter Stöcker des sozialdemokratischen Blatte in Köln ausgesprochen worden, der auch in der sozialdemokratischen Jugendbewegung thätig ist. Der Vorwärts berichtet darüber unter der Ueberschrift .Der unwürdige Einjäh rige": Am 22. Juli kam zu Walter Stocker in Köln ein Schutzmann. Er netz sich den Berechtigungsschein Stöckers zum Einjährig-Freiwilligen-Dienst geben und beschlagnahmte ihn. Am gleichen Tage schrieb die Ersatz Kommission Köln (Stadt) an Stock, daß ihm durch Ent schcidung der Ersatzbehörde 3. Instanz die Berechtigung zum Einjährig-Jrciwil' ligen-Dicnst entzogen und zugleich be stimmt worden sei, daß seine Heran ziehung zum zwei bezw. mehrjährigen Militärdienst im ordentlichen . AuLhe bungsverfahrcn zu erfolgen Hot. Auf die Frage nach den Gründen dieser Matzregel wurde ihm durch den Polizeikommissar feines Bezirks der mündliche Bescheid er theilt, daß ihm die Militärbehörde wegen feiner Agitation für die sozialdemokra tische Partei den Berechtigungsschein ent zogen habe. Es wurde dabei auf den Pa ragraphen 93 der Wchrordnung in Ver bindung mit einer Geheimverfügung der zuständigen Minifterialinstanzen vom 21. Mai 1895 hingewiesen. Der fragliche Paragraph der Wehrord nung berechtigt die Ersatzbehörde zur Ent ziehung des Berechtigungsscheines, wenn der Betreffende bestraft ist oder beim Diensteintritt nicht mehr über die nötige .moralische Qualifikation verfugt. Stöcker wandte ' sich nun an die Kölner Ersatz Kommission. Ein Un terbeamter gab die ' Auskunft, daß es sich um di2 moralische Qualifika tion im Hinblick auf die agitatorische Tätigkeit für die Sozialdemokratie han dele. Selbstverständlich begnüqt. - sich Stöcker mit dieser Auskunft nicht. Auf Beschwerde an daö Generalkommando und das Oberpräsidium in Koblenz bekam er folgende Antwort: .Der Erlaß de Herrn Kriegsministers und de Herrn Minister deS Innern vom 21. Mai 1805 spricht sich dahin aus. daß derjenige, welcher sich, wie Sie, in besonderem Maße m ftaatsfeind lichem Sinne mzitatorisch betätigt, die für den freiivilllaen Eintritt in Heer ernt derliche moralische Qualifikation nicht mehr besitzt, uno daß ihm daher gemäß 93 Abs. 2 der Welnordnuiig die Berech tigung zum Einjährigrciwillisen-Dienst zu entziehen ist. . ' Mijlcl. Erzählung ron lilata Schelper. Christel war theilweis da Entzücken und zum andern Theil da Entsetzen de Hause Liiidenstraß 17. Ihr sonnen blonde Köpfchen, ihre laichenden Blau äugen und ihr muntere Geschwätz machte alle Leute, di ihr begegneten, in sie ver. liefet, aber Christel hatte einen Fehler sie sang! Sie sang di wildesten, selbst erfundenen Melodien mit überlauter Stimme In den höchsten Tönen und -zwar immer im Trexpenflur di Hause Lin denstraße 17. Und nicht alle Hausde wohner hatten die Milde und Ergebung von ffräulein Lotte Hein. die im Parterre den lleinen Putzladen betrieb und die dem fangeslustigcn Ding dann wohl zurief: .Singst Tu aber sein. Christel!" Nein. ? gab Menschen im ersten Stock und in denen darüber, die knallwüthend über Klein-Christel wurden. Der olle Major riß pst feine Koridorlhür auf und schrie erbost: .Wal freist Tu denn schon wie der. Tu schrecklicher Brüllasse?' Aber der Schelm schüttelt sanstmllthig seine Locken: .Ich schreie ja gar nicht, ich singe ja bloß so fein." Und dann zog der Alle sich brummend zurück. Heute sang Christel wieder mit lauter, überzeugender Glimme ein Schlummerlied für ihre einarmige Puppe Suse und der hohe kahl Treppcnflur gab die Töne mit emsiger Geschäftigkeit in verzehnfachter Klangsüll wieder. Keine Mutter mischte sich mit vorwurfsvoller Stimme in die Konzert, denn die war mit der schwarzen Lcdertasche zum Markt gewandert und vermuthete ikre Tochter in dem Putzstüb ch?n von yrSulkin Hein. aber da hatte Christel längst mit reichgefüllten Taschen verlassen. Auch der Major unterbrach die ttunstübungen heute nicht mit inem hei ligen Donnerwetter und die Puppenmama sang lauter und lauter und höher und höher. Aber jetzt öffnete sich im zweiten Stock eine Thüre und eine vorwurfsvolle tiefe Männerstimme rief halblaut .Christel!" zu dem Blondkopf herab. .Ja!" gab die Tängerin fröhlich zur Antwort, aber oben zog man die Thüre nur leise wieder in Schloß. Nun überlegte Christel ein Weilchen, nahm ihren Gesang nicht, wohl aber ihre Puppe wieder aus und klomm mit ihrer geliebten Suse ins zweite Stockwerk hi nan. Tann bumberte sie laut und an haltend an die Thüre, zuerst ergebnislos, doch endlich kam man. um zu öffnen. E war Herr Weickardt. der mit blas sem, überwachten Gesicht in der Thüre stand, ein guter Freund, der ihr oft prachtvolle Reklamemarken mitgebracht hatte. Jetzt sah er erschrocken und in wenig verständnislos auf das Kind und fragte mit müder Stimme: .Was willst Du denn. Kleine?" Die hob die strahlenden Blauaugen zu ihm empor. .Du hast mir ja gerusen," sagte sie lächelnd. .Ich? Nein!" Herr Weichardt schüt teltc den Kopf. .Doch!" nictZe Christel. .Tu haft mir doch gerufen und nu komm' ich Tir de suchen!" und energisch drückte sie ihren schlanken Kindcrkörpcr an dem jungen Mann vorbei und erzwäng sich den Ein gang. .Ich kann Dich aber gar nicht brau chen." sagte der Herr, wider Willen ein wenig lächelnd. .Ach, doch!" meinte Christel begütigend, .ich erzähl' Tir was, oder ich bin auch ganz atich." .Na. schön," lachte Herr Weichardt, .dann komm' ein Weilchen, kleiner Quäl geist!" Und seufzend nahm er seinen klei nen Gast an di Hand und ging mit ihm in sein Zimmer. Christel war sehr vergnügt. Sie ging gern auf Besuch und kaum hatt der blasse Herr Weichardt sich hingesetzt, so kletterte sie unternehmungslustig auf fein Knie und streichelte sein Gesicht. .Bist Du krank. Onkel?" fragte sie zärtlich und lehnte ihren Blondkopf an seine Schulter. .Nein, nein, mein Kind, ,ch bin nicht krank .Bist Du denn traurig, Onkel?" forscht sie weiter und streichelte ihn wieder. Die zärtlichen Kinderhände thaten Fritz Weichardt wohl und weh zugleich und er mußte ein paar heraufdrängend Thränen mannhaft hinunterschlucken. .Traurig bin ich ja. Christel" er feuszie tief aus und drückte sein Gesicht in ihr weiche, duftige Kinderhaar .sehr, sehr traurig." Mußt nicht!" sagt daS zärtliche kleine Ding vorwurfsvoll, .was fehlt Dir denn?" .Geld fehlt mir, kleine Christel, viel, viel Geld ' Da kleine , Mädchen machte groß Augen. .Bloß Geld fehlt Dir? So'n altes, dumme! Geld bloß? Pah, Onkel, da drum brauchst Du doch nich traurig sein! Meine Mutti hat auch kein Geld, weil sie doch die drei großen Jungen und mir hat. Und Kinder kosten doch viel Geld!" setzte sie altklug hinzu, .und Du hast doch nicht mal Kinder!" .Nein", sagt r, durch da lebhafte Geplauder ein wenig von seinem Kummer abgelenkt. .Kinder hab ich nicht." .Na also! Tu bist ja auch noch zu jung, Du hast ja noch nicht mal 'n Bart. Und auch keine Frau wenn Du eine Frau heirathest, wirst Du auch schon Kin der kriegen." Herr Weichardt seufzte und ließ di Kleine von seinen Knien gleiten, um sei nen Kopf in beiden Händen vergraben zu können. Da jind beschäftigte sich in wenig mit einer illuftrirten Zeitung, di auf dem Schreibtisch lag, kam aber dann wieder zu ihm zurück. .Onkel, sei doch nicht so traurig wegen da alte Geld! Fraulein Hein unten in ihrem Putzlade hat so viel, soll ich von da welche raufhulen? Die giebt Dir welches. Die ist gut. Die schenkt mir immer so 'ne viele Menge Masse Puppen läppen , . . Der junge Mann zeg da Mödelchen gerührt näher und strich ihm zart über den Blondkopf. . .Du gute, kleine Ding. Du!" sagt er leise. .Du gnglein D, mir kann Nie mand mehr helfen, nicht mal Fräulein Hein!' Aber Christel nick! nergisch. .Doch. Du! DI hat ja so 'n viel Menge Masse Geld geerbt, von ihrem Großvater, der ist gestorben, schon lange. Da drüben bot er gewohnt. Und denn haben sie ihm in ein große Schachtel gepackt und denn haben sie diel Blumen und Kränzer drauf gethan, und denn haben sie ihm nach dem Kurchhos gefahren. Und nun ist er todt und all sein Geld hat er yräu lein Hein geschenkt und da heißt dann geerbt." .So?" sagt Herr Weichardt. über dies traurig ' Geschichte nun doch In wenig lächelnd, weil sie gar so drollig vorgetra gen ward, .nun, da hat Christel wohl sogar in bißchen weinen müssen über den Tod de alten Großpapa?" .3, ober Mutti sagt, man muh nicht." .Und wenn ich nun todt bin. wird mein Christlichen da auch weinen?" Nun sah da Kind aber ganz erschrocken au. .Ja', sagte schnell, .wenn Tu ftcrbst. dann weine ich auch, aber Tu bist ja nich krank oder oder doch?" Und ängstlich sah sie zu ihm aus. doch als sie ihn lächeln sah. beruhigte sie sich bald wieder, sie wußte ja noch nicht, daß auch Trauer und Hossnungslosigkeit ihr Lackeln haben. Und als Herr Weichardt nun ausstand, sich reckte und dann zum Schreibtisch ging, sagte er mit ruhiger, fester Stimme: Nein, Christel, ich bin nicht krank, aber ich hab wunderschöne neue Reklamemar ken. die geb' ich Dir und dann mußt Tu hinuntergehen!" Während er nun noch danach suchte, stillte Christel ihre kleine weibliche Neu. gier an den anderen Sachen auf dem Schreibtisch. .An wen schreibst Tu da. Onkel?" .An meine Mutter. Christel." Warum denn?" Nickt so diel fragen. Kind." lenkte Fritz Weichardt ab und suchte weiter. .Nein", sagte Christel, aber im selben Augenblick war das Versprechen vergessen, denn sie hotte etwa wunderschön Blanke unter einer Zeitung entdeckt. .Wa ist denn das. Onkel?" Und sie hielt ihm in ihren unschuldigen Händen ihren Fund entgegen. Fritz Weichardt wurde aschfahl. Ein scharfgeladener Revolver in Kinderhand. Mit raschem Griff entriß er ihr die ge fährliche Waffe und stöhnte auf, al sei er tödtlich getroffen. .Um Gotte Willen, Christel. Kind Kind " Die Kleine begriff seine Ausregung na türlich nicht. .Das ist ein kleine Schießgewkhr, Onkel, nicht wahr? Wa willst Du damit schießen. Onkel?" Der Onkel" gab keine Antwort, er schloß. die Waffe sorgfältig fort für heute war's zu spät der Muth zu dem schwersten Schritt war verloren für heute durch dies thörichte kleine Mäd- chen! Und da lagen auch die Re- klamemarken. Hier, Christel." sagte er ablenkend. hier sind sie endlich nun lauf aber auch " . . Und Christel ging, noch einen fröhlichen Tank und einen reizenden kleinen Knicks. . Sie ging auf direktestem Wege zu Fräulein Hein. denn sie mußte ihr doch die wunderschönen neuen Reklamemarken zeigen, und da machte es sich ganz von selbst, daß Christel ihr von der Unierhal tung mit Herrn Weichardt Mittheilung machte, fast wortgetreu berichtete da kleine Mädchen, sie vergaß auch nicht, von dem kleinen, furchtbar niedlichen Schieß gewehr zu erzählen und Fräulein Hein, die den blassen, jungen Herrn im zweiten Stock ein wenig kannte, machte sich im -Herzen ein ganz richtige Bild von der Gemllthsverfassung de jungen Manne, der inen geladenen Revolver auf seinem Schreibtisch liegen hatte. Fräulein Lotte Hnn war in frisckx, unerschrockene Mädchen, da dem Leben cst iki Auge sah, und so wugte sie auch ofort, was' sie nun zu thu hatte. Sie Wartete nur, bis Christel von ihrer Mut ter geholt wurde, dann übergab sie ihrer Tante di Aufsicht über da kleine Ge schäft. band sich noch ein nette weißes Cchleifchen um den Hals und ging dann mit einigem Herzklopfen die beiden Trep pen zu' Herrn Fritz Weichardt! Wohnung empor. Sie 'lautete gleich Sturm, denn sie überlegt ganz richtig, daß er dann im ersten Schreck offnen würde. Und richtig! Der jung Mann erschien mit blassem, erschrockenem Gesicht an der Korridorthllr. Fragend sah er Fräulein Lotte He,n an, gber die sagte mit recht gleichmüthig freundlichem Gesicht: Ich möchte zu Ihnen!" . Und da muht Fritz Weichardt den ersten Damenbesuch seine Leben in sein Zimmer bitten. Nun war Fräulein Hein zwar drinnen, doch nun hieß es, inen Anfang der son derbaren Unterhaltung finden, und da junge Mädchen ward in wenig verlegen und sah Herrn Weichardt einen Augen blick ohne zu sprechen an. Er bot ihr einen Stuhl an und Lotte merkte wohl, daß in qualvolle Unruh und Angst in dem jungen Menschen lebte, und riß all ihren Muth zusammen. Sie streckte ihm die Hand entgegen und rief fröhlich au: .Nicht wahr. Herr Wei chardt, so ine aufdringliche Dame, die sogar aus ihr Bude steigt, haben Sie wohl noch 'nicht kennen gelernt aber Si sind mir doch nicht böse?" .Nein, mein liebe Fräulein, aber gar nicht, doch rn'öchtt ich wohl wissen, womit ich Ihnen dienen kann Lotte lachte ein mädchenhaft verlegene und doch befreiendes Lachen. .Sie können mir heut leider mit nicht dienen ekt ich möcht Jlznco dienen Ihnen helfen. Li'ber Herr WeU chardl. wir sind Hjuignwssen," futjr sie fort, indem sie sich endlich setzt und ihm gleichzeitig im Etuhl zuwie .und Si dürfen mir nicht Urnen, weil in Fremd Ihnen beut Hilfe bietet. Di klein, Christel hat geplaudert, da ist so Kinderart, und ich yab mir inen klemen Roman zurecht gemacht, wo Noth, Sor gen, auch ein wenig Leichtsinn und Schuld ein Roll spielen. Wenn ich mich herein dräng, so thu ich , weil ich helfen möcht, wenn da mit in paar tausend Thalern zu machen geht. Und wenn ich helfen, durchau helsen will, helfen muß. so ist . weil ich einen Bruder in Ihrem Alter verloren habe, der um leidige hun dert Thaler ,ur Pistole griff. Meine Mutter ist an dem Gram zugrunde ge. gangen, mein Vater ist in verbitterter Sonderling geworden nach jenem Tage und ich bin Infam und sreudlo durch ihn geblieben." Der junge Mann hott schiwigend mit gesenktem Haupte zugehört; jetzt hob er den Blick und sah si mit leinen traurigen dunklen Augen an. .Fräulein Hein", sagte r mit leiser. müder Stimm. Si sind so gut und hilfsbereit aber wenn Sie wüßten " .Nun?" fragte Lotte aufmunternd, .wenn ich töa wllbte?" .Daß Ich daß in Dieb Lotte legt ihm beruhigend die Hand aus den Arm. .Wollen Si mir nicht alle erzählen? Ich habe Ihnen yich! zu verzeihen, da müssen Sie Ihr Her, rlelchiern, ich weiß, daß Sie kein böser Mensch sind, ober ich möchte alle verstehen können. Wir sind un fremd, wenn Sie wollen, sehen wir un niemal wieder, Sie nehmen ine ander Wohnung und wa ich von Ihnen hören soll, ist verklungen und vergessen. Und mit einem herzlieben, freundlichen Lächeln streckte sie ihm die Hand hin. .Ich habe einen Freund. Fräulein Hein, au der Schulzeit her. dessen Eltern meiner derwittweien Mutter viu Gute gethan haben. Zr ist Offizier und ich, der arme Buchhalter, ich war stolz auf diese Verkehr, lebte fett einem halben Jahre schon etwas über mein Verhält nisse und habe Schulden gemacht. Aber d sind zu ertragen I kam schlimmer. ine 40ge nurmie ?an zu mir in Zimmer, beichtete mir, daß er Ehrenschul den habe, daß ihm nur die Wahl bleibe. Kugel oder Gesängni und ich ich ich hab di Kasse angegriffen, die ich zu verwalten hab um helfen zu können " Und" fragt Lotte athemlok .und Sie wurden entdeckt?" .Da bleibt für morgen. Fräulein, morgen kommt der Chef zurück. Und wenn die Christel heut' nicht gekommen wär, so wäre schon alle vorbei." .Ja", sagte Lotte Hein leise mit zu. ckendem Mund, .als ehrloser Mensch wä ren Sie in den Äugen der Welt gestorben und Ihre Mutter " .Meine Mutter!" stöhnt Fritz, .e ist mir leid um die alte Frau aber meine Schuld gestehen und im Gefängnis büßen das gebt über meine Kraft." Und Ihr Freund. Herr Weichardt, der all die Unglück über Sie brachte der läßt Si im Stich?" .Der hat vor einer Woche die Stadt verlassen, er hat vier Wochen Urlaub nach Tirol beantragt, ist aber in dem Bozener Hotel, wohin ich die Briefe adrcssiren sollte, nicht angekommen, ich habe berge bcn telegraphirt und telephonirt." .Und ich sehe kein Hilfe, keinen Aus weg. nur den inen schrecklichen !" Doch wie ein freundlicher Friedensbote trat Lotte Hein lächelnd zu dem aufgereg ten jungen Menschen. Nun aber bin ich gekommen, um zu helfen. Lieber Herr Weichardt, sagen Sie mir die Summe und noch heut Abend ist sie in Ihren Händen. Mein Groß Batet hat mir zehntausend Mark hinter lassen" und sie fügte etwa ängstlich hinzu: .wird die Summe wohl reichen? Fritz Weichardt starrt seine Retterin ungläubig an. .Ich brauche nur zweitausend Mark", sagte er leise, wie im Traum, .und dies große, ungeheure Summe wollten Sie, die Fremde, mir wirklich leihen?" .Gerade weil ich Ihnen fremd bin. dür fcn Sie das Geld nehmen. Sie Holm e heute Abend von mir, gegen Schuldschein, wie e sich gehört, und Sie zahlen ob, ganz aeschäftsmaßig, wie 8 Brauch ist Und nie dürfen Sie sich mir gegenüber verpflichtet fühlen wir bleiben un Fremde wie biiher." .Nein", fuhr kiu ober der jung Mann dazwischen, auf alle Bedingungen will ich eingehen, 'aber meiner Lebenre!terin fremd bleiben, nein Fräulein Lotte. da dürfen Sie nicht verlangen!" Uud olle Trauer und aller Kummer war aus seinem Antlitz verschwunden, wie er Lott Hein tief ,n du Augen sah. Da kleine Jraulem errathet bor Freud und ol er ihr di Hand entgegen streckte mit der Bitte um gute Kamerad schast. schlug s fröhlich eM. Christel aber sang im Treppenflur in Lied mit qualvoll lauter und beängstigend hoher Stimme. Königin Luise an ihre Tochter. Ein Brief der Königin Luis an ihr älteste Töchierchen. der jetzt bekannt wird. lautet: .Mein gute Eharlott. Ich send Dir hierbei inen Taler. Glaub nicht, daß ich damit die reizende klein Girlande bezahle will, die Du mir geschickt hast und die mir so viel Vergnügen macht. Man kann nichtbezahlen, wa Liebe un darbietet, ditse Liebe, die Dich dies Gir lande winden ließ und dabei denken: .sie wird Mama Vergnügen machen, und ich mach Mama so gern Vergnügen." Son der ich send Dir diesen Taler, damit Du heut da Vergnüge haben kannst, einem Armen ,u helfen und dafür zu sorgen, deß ein Familienvater mit Frau und Kind vielleicht einmal in gute Suppe essen und sich sättig kann. Ich weih, daß der Gedanke, anderen Gut! zu tun, ein wahrer Genuß für Deinguteö kleine Herz ist, und ich bin erfreut, ihm indirekt die sen Genuß erschaffen zu können. Dein zärtlich Mutter und' Freundin Luise." Die Kössichkeit in vcrjchie? denen Acilallcrn und ßeiucp schiedenen Völkern. Judith Gautier plaudert im .Gauloi' Über diese Thema. .Ist Ihre Nas sell?" .Si ist !" So begrüßten sich die Perser, wenn si sagen wollten: .Wie geht t Ihnen?" Al die Chinesen noch tu Höhlen wohnten, richtekra sie am Morg, an ihre Nachbarn die Frage: .Haben Sie Schlangen gehabt?" Dies Begrühungi forme! blieb Jahrhundert hindurch b" stehen, nachdem der Sinn der Wort lönzst vtlloren gegangen war. In späterer Zeit fragten sich di Chinesen: Haben Si Ihren Rei, gut verdaut?" Und dann wurde die Höflichkeit, die In Büchern sest. gelegt und nach den Gesetzen geregelt war, ein komplijirte Kunst, die man in allen ihren Abstufungen kennen mußte, von dem berühmten .Ko.tu", bei dem man den Fußboden mit der Stirn berührt. dm seltsame .J.ki'.Tanz. den man, mit der Peitsche in der Hand, vor dem Kaiser zu tanzen hat. und der die mit feiten Bauch lein gesegneten Mandarine gar oft In Ver leaenheit brachte, bi zu dem einfachen bürgerlichen Gruß, bei dem man di ge ballten Fäuste über dem gekrümmten Kopf erzittern läßt. EI giebt (oder gab wenig Nen vor inigen Jahren noch) nicht Drolligere al die übertriebenen Schmei cheleien. die sich in China Gast und Gast geder zu sagen pflegen. .Hochehrdarek Ich Hege zu Deinen Füßen! ' .Ich wälz mich im Staube, junger Phö nr: .Meine kleinen MarderaugeN sink rtir.-. r.:. nun.. ... pit. wm.hi ltu 4tlllC9 ayuucp Ht'fl hl.nk.il' nn.t... i.ri..:i.. a.:n. zittert ob der Ehre. Dich empfangen zu ... iii vt uaiviiii vmi können." .Ich trete in den Tempel dee Weisheit ein!" Dich zu erwarten, war schon ein Glück!" .Dich zu sehen, ist himmlischer Lohn!" .Ti Erde ist stolz. Dich zu tragen!" .Die Sonne ist aus Deinen Ruhm neidisch!" .Ich war auf da Tach meine Hause gestiegen, um Dich kommen zu lehen!" .Di himm lischen Geister hätten Dich für einen der ihrigen halten und Dich mit sich nehmer, können!" Es gäbe in den Zugängen der chinesischen Höflichkeit noch viel zu ent decken. .Eine Tage.' erzählt Judith Gautier, .besuchte mich in Pari ein Mandarin, wa ein große Ehre war. Ich empfing ihn, so gut ich Z verstand, und er fchiea sich in meiner Gesellschaft wohlzufühlen, denn er blieb drei Stunden. Ich wußte wahrscheinlich nicht die Formel, die ihn veranlaßt hätte, wegzugehen, und ich glaubte schon, daß r mig bleiben würde. Xit chinesische Höflichkeit erfordert offen bar, daß er so thue, al ob er sich dem Zauber meiner Persönlichkeit gar nicht mehr entziehen könnte, und daß er den . Besuch bi zum Lästigwerden ausdehne. Schließlich ging er aber doch, stieg jedoch ' zu meinem Schreck schon wenige Sekunden später wieder die Treppe hinauf und klin gelte von neuem. Ich glaubte, daß er sei nn iiilrrn h.rA.sf.n fi'H . aber nicht. Er könnte sich nur nicht ent ..... vi.m'. UUi.V. Uff lUUfc c fernen, sagte er. ohne einen Kupferstich, den ich ihm gezeigt hatte, noch einmal an, zusehen. Und ich mußte ihm den ganz gleichgültigen Stich noch einmal zeigen, und er fing ihn von neuem, zu bewundern att. ' Dann ging er endgültig, und ich war sehr betrübt, weil ich nicht wußte, mit wel 1 chcr Höflichkeit ich seine Höflichkeit hätte ' I beantworten sollen. Sollte ich die Treppe hinunterpurzeln oder aus Doch de Hauses steigen? Die japanische Etikette richtete sich früher nach chinesischen Riten, nur daß sie hier noch strenger angewandt wurden al in China selbst. So erfordert im dür ...r:..u ii. r i:- rizin ?. . ., .... m U"ur cucii vic osiHieir weil ortet I in Japan als in China da Niederwerfen zum Zeichen der Unterwürfigkeit. Die Frau kroch vor ilirem Mann nk r,in.. Verwandten nicht selten auf allen Vieren herum, und wenn zwei Freunde einander begrüßten, kauerten sie nieder, neigte die Stirn und rieben sich die Knie. Indem sie Zischtöne, die ihre Freude zum Ausdruck bringen sollten, hören ließen. In früherer Zeit trugen die Japaner um den Hals eine Art Schärpe, deren Enden, je nach dem Range des Trägers, mehr oder minder lang waren: man konnte infolgedessen ganz ge nau die Tiefe der Verbeugung, die der heilige Ritu erforderte, abmessen; je lern ger di Enden, die di Erde berühren muß ten. waren, 'desto weniger brauchte man sich zu neigen und zu beugen. Im Uebrigen konnte die alte franzosische Höflichkeit es sehr gut mit den chinesischen und japanischen Höflichkeitsformeln auf nehmen. EI gab dicke Bücher, über den " guten Ton in allen Lebenslagen, und es war in diesen Büchern genau vorgeschrie ben. wie man sich beim Besuch, auf der Promenade, bei Tisch, in der Kirche, auf dem Ball, auf der Jagd, beim Spiel u. s. im 17. Jahrhundert sehr berühmt war w. zu benehmen hatt. Ein Büchlein, das und das: "TraiU lo la ivi'IitS qui g praüque en frnnce parrai lj hanpgtos gena" betitelt ist, giebt ein lustige Pröb chen einer .eleganten" Unterhaltung. Eine junge Dame .malt an einem Bilde und empfängt den Besuch eine jungen Man k ner e entspinnt sich hierbei folgende ? rtt.shrürfc. Wnsl.tt (CTi , -, r 7 - .-w.-w. v v iww.ivii, mtiii Herr, bi man Sie auffordert, einzutre ten?" Dem Tempel der Musen schul det man dielen Relvekt. anäkiae 7kr. lein. Ich habe Furcht, daß ich ihn nt i wkihen könnte." .Sie thun diesem Zim merchen zuviel Ehre an, mein Hen. .Wie das. mein Fräulein? Ist denn dort, wo die schönen Künste herrschen, nicht der Aufenthalt der Museg?" .Aber ich hörte doch sagen, daß e neun Musen gab, und ich bin ja ganz allein." .Ich gebe zu, daß e neun waren, aber Sie, mein gnädige Fräulein, wiegen allein neun auf. Die eine wußte nicht, wa die andere wußte, aber Sie wissen mehr al all zusammen." .Aber, mein Herr, Sie mache?, mich ja ganz vep?i7:t." ,Si sind schon darum mehr werth al, neun Musen, gnädigste Fräulein, weil bei Ihnen zu den großen Vorzügen so große Bescheidenheit hinzukommt." .Es giebt eben Leute, mein Herr, die b scheiden fein müssen. Und Sie finden mich bei diesem Werke hier, das Ihnen statt meiner antworten wird, daß ich die seS Lob nicht verdiene ..."