5 J 3 Id U 'i' 1-i I l P. 1 f X3c;D:?3f)föO : - 's-.--.S-.-'-S'4S-J'-As-,J v r " ' ' . ;)mc sey) '5 . 0) l t-r) s--' - . ,C V' Vt i ' - , . v ' i .'""-r h fj ltlr ' 1 rVx I K : -.'..... V ' ' . I - JV S y-n ," f - ,L ;' A f.- -i" - , , f f :f - r ' ii" -j V" s ".' X V ?- ir " J i t 'V ' lsn vrv.jrni inn1 -'Im 1 1 1, -u t " . ? i i ' , , . " ' . , y 1 1 VtTfi?:: IVn J ! V ' W VNSuI Jf I Jf r : ? rLaV7 .V. 6 ' : ! - iVyr.f ' tvz?Ä ti U KerlZWMNereiS , , o ' Don August Spanttth. Zuntcs Allerlei aus der Rarnevalszeit. Die farbigen pc rücken in der 2veichsl?allptstadt. Line undenlsche arttracht. Berlin. 2. März 1914. Ich kann mir ja anmuthigerrn Stoff fit meine Plauderei denken, der ich möchte nicht den Verdacht auf mir sitzen lassen, dir Berliner ungerecht beurtheilt zu haben, und deshalb muh ich hier noch ein mal auf den großen Prozentsatz unehe licher Geburten in Berlin zurückkommen. Aus Jacksondille im schönen Florida schreibt mir nämlich ein Leser Ihre lat. h!5, daß er sich iiber jene Aeußerung ge wundert habe, mit der ich in meinem Brief Über die Prolest.Peisammlung der amerikanischen Kolonie in Berlin vrr diese Erscheinung gesprochen habe. Er sagt: .Die Thatsacke nämlich dafz keine amerikanische Großstadt auch nur annähernd so viele unctieltchc Mvuricn auszuweisen hat wie Berlin bcstrcite ich nicht, wohl aber den darau! gezogenen Schluß. In Deutschland werden eben die Gesetze durck)geführt und die Ucbcrtretung lnämlick) die gewaltsame Verhinderung der veburten) wird bestrast, hier aber nicht." , Daraus ersehe ich zunächst wieder ein mal, daß man selbst von dem wohlwollend sten Lcscr mißverstanden werden kann; und wenn der mir nur dem Namen nach bekannte Herr aus Jacksonville mich miß verstanden hat während er im Ucbrigcn sein Wohlgefallen an meinen Norrcspon, denzen zu erkennen giebt. mögen mich noch so viel andere ebenfalls mißverstan den haben. Aber sie alle solltcn noch ein mal die paar Cähe durchlescn, die ich jener Behauptung vorangcschickt habe, wo ich von der moralischen Elastizität der Amerikaner spreche. Ausdrücklich habe ich ja betont, daß mehr Entgleisungen in Ber lin vorkommen, weil den Leuten hier noch jene bequeme Elastizität der Moralbegrisfe fremd sei. Vorsichtiger kann man sich doch deö Urtheils, der Parteinahme kaum ent' Kalten:' in dieser einfachen ttcniidcr ftellung aber jene größere Elastizität als daS kleinere von zwei moralischen Uebeln hingestellt zu haben, wird man mir doch nicht ernstlich vorwerfen wollen. Und gc rade weil ich eine eingehende Tistussion der Frage im Nahmen einer Plauderei" nicht für angebracht hielt, hütete ich rnfch auch zu bekennen, wie ich mich persönlich dazu stelle, ob ich mich durch die Vcrhü tung der Geburt oder durch die uneheliche 1 Geburt mehr moralisch belastet sühlcn würde. ' Mas nun ab:r daS Thatsächliche be trifft, so wird mein Zloricspondent in Jacksonville gewiß sehr überrascht sein, zu erfahren, daß sich gerade jetzt der deutsch: Reichstag mit einem Gesetzvorschlag be schäftigt. der bie immer mehr Ueberhand nehmende Geburtsverhütung im Deutsch Reiche , durch schwere Strafen eindäm oder womöglich gänzlich verhindert. 2 beweist zum mindesten, daß jene an, ''i , amerikanlsa,e ispeziaiitar yier reinesweZ unbekannt' ist. ja. daß sie eine geringe -fährlicht Ausdehnung angenommen hat. Spallenlange Erörterungen darüber kann man jetzt in den hiesigen Tagesblättern lesen, und besonders die ärztlichen Auto ritäten sind fast einstimmig in der Ver urtheilung einer radikalen gesetzlichen Maßregel. Und damit werde ich mich nun wohl von dem Verdacht gereinigt haben, daß ich den Berlinern eins auswischen wollte. Dah der Verdacht Überhaupt bei jemandem aufsteigen konnte, bleibt mir um so un begreiflicher, als ich doch in demselben Brief gefragt hatte, ob es denn im zwan zigsten Jahrhundert wirklich noch Vernunft tige Menschen geben könne, die an einen tiefgehenden Moralunterschied in den Weltstädten der verschiedenen Nationen glauben. Nur das Eine ist unbestreitbar, daß man überall, in Amerika wie in Deutschland, einen moralischen Defekt viel eher verzeiht, wenn er nicht in Verbindung mit finanzieller Äilscre ausixt. Wer vas Unglück hat. arm zu sein, sollte sich schon uS rein ästhetischen Gründen befleißigen, tugendhaft zu bleiben.' Diese letztere Bemerkung ist nicht ein mal ironisch gemeint. Die gegenwärtige moralische Entrüstung in Deutschland über den Frevel der- Gcburtsverhütung, die bekanntlich von konservativer Seite ge schürt wird, ist keineswegs aus morali schcn, oder auch nur aus ästhetischen Er wägurigen entstanden, sondern anS rein praktischen Rücksichten: das Gespenst der Entvölkerung Tentschlaiids, das konservo. tive Schwarzseher hinter der Statistik über de Geburtenrückqangzu erspähen glaubten, ist Schuld daran. Die Moral? Sch wüßte nicht! UebrigenZ. ist es nicht doch etwa! be kramend, daß man über eine Sache, die da5 ganze Volk erregt, weil sie unmittel bar seine Existenz berührt, mit einer Vor ficht reden muh, als wenn man einen Eier tanz auszuführen hätte! Da Ding beim rechten Namen zu nennen, verbietet die Wohlanständigkeit. die Gesittung! Daß wir allzumal Heuchler sind, steht fest, aber Zollen wir's denn ewig bleiben? ' ' . ' ; Der Karneval ist dem Kalender gcniäd vorüber, die Fastnachtskrapfcn, respektive die Berliner Pfannkuchen, sind nach guter alter Tradition in großen Mengen ver speist worden, aber die Bälle dauern fort. sc?,e und höre zwar nichts davon, noch t17 weniger lst ich Besbreibungen solcher cclustirung in den citungen nach, aber trotzdem , weiß ich ganz genau, daß immer nocr, zakzlrciche Maskenbälle statt finden. !tssoherk Nun. tvcnn ich M Abends aus dem Konzert odcr dem Thio ter hei,gkk,e, (weinen mir stets ganzi Schwärme halb oerlMiek weiblicher Ge stalten, die ihre sticglitzhastc Buntheit eben nicht völlig verbergen können. Vor allein n den extkavagantcn Schuhen und Strümpfen erkennt man sofort, welcher Art daS Vergnügen ist. dem sie die Nacht widmen wollen, und wenn die Hülle, was oft vorkommt, nur reizt lose kmgelejit ist damit sie nicht alle die Herrlichkeiten zerdrücke lädt sie die männlichen Augen geradezu zur Indiskretion ein dann er, fährt man such, ob es sich um einen Bö. ftn Buben-Ball", um einen Baby. Ball" ober gar um eine farbige Perücken Rc doutc hkindclt. . Merkwürdig, diese Bälle kosten lich den ?hcilchirrinnr Geld, ob die Kostüme nun geliehen oder beson ders angesertigt werden, und dieses Geld scheint den Schönen und weniger Schönen niemals zu fehlen. Aber das Geld für ein Auto oder eine Droschke wollen sie nicht spendiern. Das scheint eine Bei; liner Spezialität zu fr in. Ganz beträch!. liche Ctrecken trippeln sie durch den Stra-1 veiilmmutz und ruiniren sich ihre zarten Schuhgebildc. während sie für anderthalb Mark heil und ganz und trocken die Stätte des nächtlichen Jubels erreichen könnten. Sie schcn, da ist wieder solch 'ein Ueber blcibsel des altgewohnten Spießbürger thums. das der slott fein wollende junge Weltstädte! noch nicht los geworden ist. Ich leugne nicht, daß manche von diesen halbvermu'ninten Tänzerinnen appetitlich genug aussehen, um den Wunsch in mir aufstcig! zu lassen, mehr von ihnen, sie in ihrer ganzen Tanzgloric zu schcn; aber wo ich farbiste Perückm entdeckte, hat mich allemal der Ekel gepackt. Außer einem be sonders grellen Gelb ist mir eigentlich keine karbc an sick, unsympathisch,' wo sie mir .uch entgegentritt? aber wenii sich kräftige Kunstsarben an die Stelle der so zahllos verschiedenen natürlichen Haarfarben drängen, dann packt mich eine Art Grauen vor der Unnatur an. In einem Bowcrn- Theater in New ')ork sah ich mal eine tolle ,r,,che ixarce, und ich war gerade in jener sorglosen Stimmung, wo man selbst über die derbsten und dümmsten Späße von Herzen lacht. Da trat plötzlich ein uIch Policcman aus die Buhne, dem man zur Erhöhung des komischen Effekts eine grasgrüne Perücke auzgesedt hatte. Wieherndes Geläckier begrüßte ihn; die meisten im Publikum I,icl!en die grüne Perücke offenbar für einen genialen ßtn fall. Aber ich konnte mich nicht an diesen Anblick gewöhnen und verließ das Theater bald in einer Stimmung, als hätte ich etwas gegessen, das meinem Magen wider steh,. '.Trohdem scheint die Farce der farbigen Haare hier auch in den sogenannten besten Kreisen Anklang zu finden, denn kürzlich wurde mir eine Souper- und Ball-Einla-dung aus feinem Hause gereicht, der man den Wunsch angefügt halte, die Damen möchten im Rolokokostüm und farbiger Perücke crlcheincn. Ein Glück, daß man wenigstens dem männlichen Geschlecht solche Zumuthungen nicht zu stellen wagt. Dagegen hätte ich nichts dagegen, wenn allzu kahle Schädel sanft aber nachdrücklich aufgefordert wür- den, entweder ein Kappchen oder ein Pe rückten zu tragen. Ich kann ziemlich viel NaäHeit vertragen, aber der allzu nackte männliche Kopf kommt mir ostentativ UN' anständig vor. In 'einer unserer vor neh'mstin Konzcrt-Serien habe ich schon seit Jahren das zweifelhafte Vergnügen, einen solch' ausgesuchten nackten Schä del, noch dazu mit allerlei merkwürdigen Schwellungen und Hautnuancen ausgestat tet, grade vor mir zu haben. Glauben Sie mir, das wirkt nicht nur genußstörend, das kann sogar ernstlich irritiren. Ich habe die Konzertdirektion daher dringend er sucht, mir für die nächste Saison andere Sige anzuweisen. . Im Allgemeinen bin ich aber für mög lichste persönliche Unabhängigkeit auch in Bezug auf Kleidung. Haar- und Bart' tracht. Völlig unbegreiflich ist niir daher, wie man einem freigeborenen Manne, der nichts verbrochen hat oder zum wenigsten nicht auögefiindcn wordm ist, vorschreiben darf, er müsse Haare und Bart so und so tragen. Giebt denn die militärische Uni form dem Ebenbilde Gottes nicht schon mehr als genügend Heerden -Charakter? Nun soss es unseren Offizieren in Zukunft allen Ernstes verboten sein, sich den Schnurrbart nach englischer Manier" kurz stutzen zu lassen. Ein Korpskomman deur hat das für eine u n d e u t f ch e Barttracht erklärt! Weshalb den un deutsch? Genau die zahnbllrucnhafte nach meinem Geschmack abscheuliche Auszierung der Oberlippe haben doch im vorigen Jahrhundert so viele alte Herren getragen, die ganz gewiß gute Deutsche waren und dabei niemals an England ge dacht haben. Giebt es heim so etwas wie eine bkstänviae nationale Barttracht? Die ändert sich doch ivohl je nach den Zeit läusten. Wie möchte denn nur die gegen wältige eiitsch-nationale Barttracht aus s'hen, wen die Obrigkeit das Recht der Verfügung battc? Etwa so aufgebürstet, wie der Kaiser friihrnn! Schnurrbart vfy..Jv..,y., trug? Nun. er Hat ja diese, dir Natur sicherlich nicht abgelauschte Eigenart st teils srit Jahren stark gemildert. Oder ist der Spitzd,,rt feine Bruder Heinrich, nach dem sich bekanntlich die gesammte Alarme zu richten hat. der glücklichste haa. kiqe Ausdruck deutschen ?!ationaI!taISge siibls k Ich möchte t'nmcnden. daß dieser Cpitzdart eher au Spanien stammen durste, und daß er im allgemeinen zu der deulschen ksi.l.Iöbildung nicht gerade be. sonders gut paßt. Ich habe überhaupt den Eindruck, daß n,a neuerdings unsere Offiziere ei bs chcn zu sehr mit Vorschriften drangsalt. Jetzt soll e Ihnen auch nicht mehr erlaubt sein, ihre liebe ffrau, oder diejenige, die gerade deren Stelle vertritt, auf derTtraße unterzufassen. Welche Grausamkeit! Ich meine ni,sit die Grausamkeit, die man tmrlssXmrTn kann, daß dem Offizier selbst dieser schüchterne, aber spontane Ausdruck zarter ipimdnng von den Vorgesetzten verboten wird, nein, ich finde eS viel grau samer, daß man dem Offizier durchau pie Gklegenheit nehmen will, sich auch äußerlich als graziöser Gentleman zu zei gen. AIS stereolnpirte Bild der orrekt. heit ist ihm das ja doch nicht möglich, und in? graziöse Offiziersverbeuaima würde ptt GipfcT des Inkorrekten sein. Aber diese zarte Andeutung, daß trotz der dro henden Waffen und der einschüchternden Korrektheit der Begrisf gentle" dem Marssohne sofort zum Bcivußtseinkommt. sobald an seiner Seite ein liebliche Frauenbild dayinwandelt, sollte man ihm doch wirklich gestatt'. Giebt es einen schöneren, rührenderen Anblick alS diese fromme Täuschung: der Mann von Blut und Eisen überläßt. Indem er sich bei ihr mollig einhängt, der zarten Gefährtin vor aller Welt die Führerrolle. die er doch In Wirklichkeit nie abtreten wird. Sollte e aber gegcn alle Erwartung selbst Off! zinsehen geben, wo die Frau wirklich die Führung hat, dann fürchte ich, wird die Borschrist, daß sie sich öffentlich bei ihm einhängen miig, er aber nicht bei ihr. auch nichts an solchem Ucbelstande ändern. Nein, nein, es geht zu weit: Tango sollen sie nicht tanzen, und nun dürfen sie sich auch nicht einmal mehr einhängen! Wer hätte da noch Lust. Leutnant zu werden? IlebrigrnS erzählte mir kürzlich ein Oberleutnant, der wirklich vielerlei zu wissen sckxint. aber ofsenbar AlleS wissen 'i j. i . C c. w . 'r r ? r. i , muair, vag oci aller leinen reuinanis den Tango nur verboten habe, weil die Tango Unterrichtsstunden mehr Geld kosten, als sich ein Leutnant von seiner Gage abhungern kann. Gute Tango Lektionen, meinte die junge Uniform, koste ten zwanzig Mark, und 'selbst wer schnell begriffe und geborene Tanzbeine besitze, müsse mindestens zehn Lektionen nehmen. Das mache also den erheblichen Vermö gknsbetrag von zweihundert Mark auS. Diese Erklärung überraschte mich zu nächst höchlichst, aber bei reiflichem Nach, dknscn fand ich sie ganz plausibel. In dcssen halte ich dafür, daß die Tango Vcrbote kaum noch nöthig waren, denn diese südamerikanische Jmportation geht ja doch an sich selbst zu Grunde, und die scr Auflösungsprozeß scheint bereits be gönnen zu haben. Entweder ist der Tango, wenn hochanständig", so lang wcilia und ode. daß man beim Zuschauen einschläft und beim Mittanzen sich bald als überflüssig vorkommen muh; oder er wird zu einer so komplizirten Artistik aus gebildet, daß nur wenig übende und auf einander drcssirte Kunsttänzer noch mit kommen können; oder aber er wird der artig obszön getanzt, dafz jeder halbwegs ansländi? ?limili?n!ii?r Uinr fnibier i schleunigst nach Hause bringen wird.' Der ! Tana ist nur in m-fimW ?kr,ss,n für solche Leute, die in einem unwählerischcn ! ?"reau gebracht und dem Landesgerichte Verlangen nach Lebensgenuß einen Zu,'!' Budapest eingeliefert worden.. In stand geistiger Epilepsie erreicht haben: sie "ngeweihten Kreisen hat die Einlieferung sind für die Zuckunaen, die sie ausführen, eineswegs ubenascht. Dr. Glauber be nicht mehr verantwortlich. ! lQB vor Jahren eine glänzend gehende August S v a n u t b. ' Die Zerstörung dcs Zinns. Die all gemeine Annahme, daß Zinn nur durch gewisse Säuren angegriffen werden könne, ist ganz falsch. Fische, Spargel. Kürbisse und Spinat enthalten keine Säure, und doch greifen sie daS Zinn durch eine Art Actzung deutlich an. Wahrscheinlich be- t.il)t das aus gewissen mit dem Ammoniak verwandten Stoffen. Konscrvirtc Gar nclcn zerstören die zinnernen Büchsen schon in verhältnismäßig kurzer Zeit. DaS in den. Garnelen enthaltcne Methylamin ist so stark alkalisch, daß die Arbeiter in den betr. Fabriken häufig an einer Art Abschälung der Haut der Hände leiden. Man hat jedoch die Beobachtung gemacht, daß Garnelen, die einen Tag vor der Ein lequng in Büchsen stärkerem Frost ausae. setzt waren, viel von der atzenden Wirkung ihres Saftes verlieren. Dem tragt man jetzt auch allgemein Rechnung. Daneben werden die Gefäße meist mit Papier aus giklcidet, um die Berührung der Garne len mit dem Zinn zu verhüten. Elektrisches Licht beim Fangen von Mecreöthicren. Das; künstliches Licht vcs Nachts diele Thiere ins Verderben lockt, ist lange bekannt. Es lag daher nahe, künstliche Lichtquellen in der Dun kelheit zum Fange von Thieren zu der wenden, und die Schmetterlings- und Krcbsfänger haben auch den Brauch feit Jahren geübt. Jetzt ist man, wie das .Bull Inst. Ocöanogr. Monaco" berich tet, dazu übergegangen, elektrische Lam pen zum Anlocken von Tiefseethieren zu konstruiren. Der Apparat besteht auö einem gußeisernen, wasserdichten Lampen gehäuft mit einem Behälter, der acht Ak kumulatoren aufnehmen kann. Das Ge häufe ist so stark gebaut, daß es, ohne zerdrückt zu werden, bis in tausend Meter Tiefe versenkt werden kann. Die bis jetzt mit der Konstruktion erzielten Ergebnisse sind, wie LllitgenS im Mikrokosmos" mittheilt, sehr befriedigend und weitaus reichhaltiger als gewöhnliche Fänge. Co gar an der Lampe selbst, die außen stark mit Oel eingericben wird, faßen nach dem Fang, der mit Reusen oder Netzen, ge schicht. dichtgedrängt die verschiedensten Tiefseethiere. Wohl dem, der noch in der Tiefe seiner Seele den mächtigen Durst nach 'lieiicheit bcsiht; ihm wurde die Quelle in dcr Wüste vereis ; ' ( -"4: ;: , .r' liiiidklliSl'ii ' ll '( llkilmeiHD'Vgiirisch tacsiienöc. Schritt nd 5larakt,k Lynchjustiz. BkruntrrunnB M Dr. Glaubn., furchtbare TragSdie. Irr brave Retter. Gras Miklczynöki sretgespr,. chen. (sine Jagd uns Lebr unk leb. Kleine Chronik: Abspringe , fahrendem tf; Zlirst Prior Gras Harbegg: THomaS Kofchat? DodeSfölle: Edkadkf? Humor. Wien bat eine neue Liebhaberei: llharakterlefen aus dem Schuhzeug! Wie man bisher die Phrenologie und Graphologie schälte, ft liM man jetzt die Kunst, ans dem Vorige fineS Menschen seinen Charakter und seine Veranlagun gen zu deuten. Jeder menschliche Typul hat feine bestimmte Gangart, und sind diese Haupttypen bekannt, dann lassen sich auch die Abarten und ihre Merkmale leicht feststellen. Der leichtsinnige und ober flächliche Mensch hat normalen Tritt, aber seine Spannweite steht in keinem Verholt ni zum Körperbau. Er ist viel weiter ausgreifend und dennoch tänzelnd, im Gegensatz zu dem kurzen Schritt bei Pe danten. Kurzen Cchritt besitzt auch der Unentschlossene, doch lehrt ein Betrachten dn Art, wie die Absätze (Hacken) den Boden berühren, worin der Wanke! müthige sich von dem energischen Charak ter unterscheidet. Denn auch die Energie verräth sich in der Fußsohle. Der feste Tritt Hot aber hier keine Abnützung de Stiefelabsatzes zur ffolge, wnl em nor maler Tritt dies verhindert. Dieser Tritt ist dem Zielbewußten eigen. Der Eigen sinnige verräth sich durch fein Auftreten auf die äußerste mittlere Kante. Merk male von Trotz und Unordentlichkeit sind Abnutzung der außenlikgmden Rander von Hacken oder Absätzen. Die Stiefel fohle deS Wankclinülhigen weift ihre dünnste Stelle an den beiden inneren Rändern der Fläche auf. Mißmuth, Lkraftlosigkeit zeigt eine starke unschöne Abnützung der Cchuhspite. Auch der Optimist fetzt feinen Fuß zuerst am Fuß ballen auf. Ein lcichtwiegender Gang bei symmetrisch und normaler Richtung der Fußspitzen und leichter Neigung des Kopfes nach seitlvärt ist stets Menschen eigen, die, einsichtsvoll, tolerant, liebenS Würdig und ehrlich sind. 0 " Der 32jährige Bäckergehilfe Jos. Swo boda überfiel in Großmeferitsch feine Ge liebte Katharina Nevet mit einem Messer, als sie eben von der Arbeit ging, und führte einen Stich g?gen ihre Schläfe. Die Nevet wollte das Verhältnis lösen, da sie gehört hatte. Smoboda hätte mit einem Mädchen vorher ein Liebesderhält nis unterhalten; als es zum Bruch ge kommen, habe er daS Mädchen mit feinem Haß verfolgt und sie durch einen Messer stich verletzt. Das Mädchen befürchtete ein ähnliches Schicksal, und vermied' es, dem Swoboda zu begegnen. Er lauerte aber der Nevet auf und als sie an ihm vorbeikam, sahen die Passanten, wie der Bursche auf das Mädchen zutrat, einige Worte mit ihm sprach und es scheinbar umarmend küßte. Die Näherstehenden aber erblickten in seiner Hand ein Messer ' und bemerkten, wie er es gegen schrockene Mädchen zückte und gegen fei nen Kopf ernen Ctich führte. Die Zeu gen der Szene waren so erbittert, daß sie ich aus ven Bur chen stürzten und Lynch lustiz übten. Er erlitt zahlreiche schwere erwunoungem . Dr. Robert Glaub ist. wegen Verun "mi2,.mm ihm anvertrauten Klienten "n Mündelgeldern aus das Sicherheits nziei und zahlte große industrielle Un j tcrnehmungen zu seiner Klientel, die ihm ! circa 100.00 Kr. mhrlich abwarf. Im ayre V.MJb gründete er die Ungarische Hcercslieferungsgcsellschaft, diese mußte bald liquidiren, wobei Dr. Glauber den größten Theil der Verpflichtungen über nahm. Diese Verpflichtungen, fein luru riösc Leben brachten ihn dazu, Beträge und Depotgclder anzugreifen, bis die An zeige erstattet wurde. . Eine beispiellose Tragödie hat sich in Budapest abgespielt. Ein Offizier, hat seinen eigenen Schwager wegen eines Fa milienzwistes über Befehl des Platzkom mandos zum Duell gesordcrt und trotzdem der Geforderte Abbitte zu leisten bereit war, haben die militärischen Sekundanten, die vom Platzkommandanten dem Förde rer zur Verfügung gcftellt wurden, sich für die blutige Austragung der Affäre entschieden. Der 26jährige Hagelversicherungsbeamte Siegmund Babocsay hatte mit feiner Frau, der Schwester des Oberleutnants Haydu. einen Streit und hatt: eine Aeuße rung über feine Frau gemacht, die dem Oberleutnant Haidu, also seinem Schwa ger,.zu Ohren kam. Haidu. der in Frisch amend dem Infanterieregiment No. 12 zugetheilt war, forderte von dort aus sei nen Schwager. Die ersten Sekundanten waren Zivilisten, die die Angelegenheit friedlich beilegen wollten. Doch dem Oberleutnant Haidu wurde die Entschet dung mit Waffen von seinem militärischen Kommando befohlen. Die Vertreter des Oberleutnants waren zwei Hauptleute, die Babocfahs zwei seiner Berufskollegen. Der erste Kligelwechsel verlief resultat los. Beim zweiten Schuf; traf die Kugel Babocsays seinen Schwager mitten 'ins Herz. Der Oberleutnant war auf der Stelle todt. Durch den Vorfall ist Babocsay, der auch psychisch leidet, von einer so schweren Nervendepression befallen worden, daß er in eine Nervenheilanstalt Überführt wer den mußte. Seine Frau fiel, als sie die Schreckenskunde erhielt, in eine tiefe Ohn macht, aus der sie nach vieler Mühe vom Arzte erweckt werden konnte; es zeigtet, sich Symptome eines schweren Nervenfiebers. . Unterhalb der Sofienbrücke am linken Ufer der Donau stürzte sich die ISjährige Private Magda Schuh in selbftinorden scher Absicht in die Fluthen. Wachmän ner, die die That sahen, fuhren rasch in RcttungSdooien nach, konnten .sie aber.njcht, mehr erreichen. Noch einmal kam der Körper der Selbstmörderin an die Obev fläche. In den nächsten Minuten mußte die starre ewmnnq den Koxper mitgenom men haben. Da,' Im letzt'n Augenblicke sprang der Ctrabenarbeiter Theodor Bin der in den Strom. Er hatte aber seine Kleider, nicht abwerfen können diese un vte jchiveren Stiesel behinderten ,kn: nach vieler Muhe gelang eS ihm. tauchend va ViaiOjtn zu fasten und gegen daö Lanv zu ziehen: da kam auch die tungüzMe und barg den zu Tod erschöps ten gtctter und die Selbstmörderin. Nach langen Versuchen mit künstlicher Athmung schlug endlich Magda Schuh die Augen aus. Wie ti gleich nach Beginn der BetveiZ cnlsnuhme wahrscheinlich war, haben die Geschworener, den Grasen MleKzynski deZ TodtschlagS nicht schuldig befunden, und dem Gerichtshofe ist nach diesem Wahr, spruch nicht andere! übrig geblieben, als den Freispruch deS Angeklagten zu ver künden. Die Geschworenen sind offenbar bei der Beurtheilung der Sachlage von der Thatsache ausgegangen, daß Graf Miel ezynski durch den jahrelangen Treubruch seiner Gattin in seinen Rechten als Ehe mann schwer gekränkt war, und sie fanden eS offenbar menschlich natürlich, daß der Graf In maßloser Erregung über daS würdelose Benehmen seiner Frau auf der Stelle Vergeltung übte. Der Probst, der täglich im Schlosse ein und au ging, wurde nach der Blutthat des Grafen auf dcssen Veranlassung herbeigerufen. Er traf den Grafen weinend im Schlafzlm, mer der Gräfin bei den Leichen der Er schossenen. Auf feine Frage, was geschehen sei, sagte er: ich Habe Beide gctödtet ich Habe meine Frau aus Handen getragen, wenn nur der Mensch nicht gewesen wäre. Der erschossene junge Graf Mianczynski war ein leichtsinniger., oberflächlicher Mann, der gerne auf Abenteuer ausging. viaq ver iUerkundiaung deS Z?reispru che versuchte Graf MicKzynski sich dan kend zu verneigen, wankte aber dabei. Sein Gesicht war fieberhaft geröthet, die Haare feucht von Schweiß. Als der An geklagte die Anklagebank verließ, rannte er so heftig gegen den Thürpfosten, daß er umfiel und von dem ihn begleitenden Arzte aufgefangen werden mußte. Der Obergespan bei KomitatZ BacS Bodrog (Ungarn) Julius Szemzö. ei der heiratheter Mann, hat Frau Alexander Raysz, die Tochter des gewesenen Ober gespanS von BacS-Bodrog. .entführt. DaS Paar bestieg in Verbasz den Konstantino. peler Schnellzug. Die Frau hinterließ für 'hren Ehemann einen Brief, in dem eS !N das er,y"ßr: ÜZemia verfolgt mich seit dre, Monaten mit seiner Liebe. .Ich, konnte nicht widerstehen. Die Frau rechnete da mit. daß ihr Gatte erst spät in der Nacht yermkimme; durch ein leichtes Unwohlsein gezwungen, kehrte der Gatte früher zurück, fand den Brief und raste nach der Woh nung des Szemjö. dort erfuhr er, er sei nach Verbasz per Wagen und nun ent stand ein Wettrennen auf Leben und Tod. Szembö's Wagen hatte den Vorspruna. er hieb auf die Pferde wie toll ein. , Endlich waren sie am Stationsgebäude und liefen aus den Perron, der Zug lies ein, sie wähnten sich gerettet. Szembö riß die yur eines Coupes aus und hob die Frau hinein; der Zug setzte sich in Bewegung. In diesem Moment erschien der Ehemann, wiiv schrie er aus und versuchte vorzu stürzen. Gleich darauf stürzte er todt zusammen. . Ein Gchirnfchlag hatte den armen Mann ereilt. , Kleine Chronik. AIS Fürstgroßprior wurde Graf Har degg an Stelle des verstorbenen Prinzen Heinrich eingescht. Mit dieser Würde ist der österreichische Fürstenrang und der Titel .Durchlaucht" verbunden. Im Befinden deS so beliebten und der ehrten ThomaS Koschat, dem Schöpfer der wunderbaren Atmer-Lreder, ist eine Bcr, fchlimmerung eingetreten, so daß der Zu stand deS Patienten ernste Besorgnis er regt. Der geschätzte Patentanwalt Ingenieur George Hardy, Gesellschafter der Firma Paget, Moeller und Hardy, ist im 63. Lebensjahr nach langem schwerem Leiden tn Wien gestorben. In Gra, ist der F. M. L. Karl Suzne die im 70. Lebensjahre gestorben. Der dekannte Bortragslünstler HanS Longo ist in seiner Wohnung in Prag ge norden. In Trust ist die I. u. k. Eskader. be stehend aus den Schiachtschissen .Tegett hoff" und Irin", Admiral Svaun. sowie sechs .Hochseetorpedobooten, einge laufen. Humor. In einem kleinen Dorfe sollte ei Kon zert zu wohlthätigem Zweck abgehalten werden. Der Berghosbauer, der als ein zign Besitzer eines Klaviers weit berühmt war, sollte dieses Instrument zu der Ver anstaltung stellen. Der Dorfschulz begab sich zum Hause des Berghofbauers, wo er nur die Bäuerin vorfand. .Freilich, frei lich.' sagte sie, .deS Klavier, dös könnt'S kriegen. Bloß ob alle Noten noch drin sind, dös was i nit. Mei Mann, jwrnt der a bissl Draht braucht, da nimmt 'S immer da heraus! . ' ; DaS Liebespaar faß im Dämmerlicht auf der Bank. Er war Verkäufer im Ma nufakturwaarengeschäft. Und .sie fragte leise: Ob Deine Liebe zu mir auch echt ist. Liebster?" .Echt?", sagte geistes abwesend, aber bitte, garantirt lichtecht und waschecht." , Dr. A. H. A. Nur die großen Herzen fühlen daS Mitleid, welches man dem Unglück ent gegenbriuaen muß. sowie die Wonne und den Ruhmder äüohltlpt. .' . . ... Cvty-vyx,. ,U i , j, Die Lautenj'pielerijl. Skizze von !ttchard Slsner. lTophrtg Sie sak mir gegenüber keim Festessen anläßlich der Jahresversammlung einer iikerariiazen lelellschast. Sie halle eine holze, sehr gerade aufsteigende Stirn, hin ter deren Marmorglätt man weder böse noch gute Gedanken vermuthen konnte. Ihre Augen, die ein klein wenig matt azuii, UiUciiku, schert genüiuit zu tea den. Durch ihr stumpfet Haar. daS nach dem Vorbild der ffcuerbachschcn Jphigcnie iriiin war, zog sich eme Perlenschnur. Ich muß ti gestehen: ich bin derhel rathet. Ich machte auch kein Hehl daraus und ließ meinen Trauring offen sehen. Und doch: wenn sie sprach, wenn sie mit dcr Hand graziös ijber die Haare fuhr, immer ruhten ihre Augen auf mir. Man braucht nicht eitel zu fein, aber schone Au gen haben doch wohl die Kraft, eitel zu machen.- Ja wahrhaftig, ich glaubte, daß dtesea suchenden Augen etwas an mir ge fiel. Niemand wird m übelnehmen, daß ich mit dankbarer Zuneigung dafür quiilirte. Ein ganz klein wenig war ihr Gesicht unregelmäßig; vielleicht hatte sie die Mut ter als kleines Kind immer auf derselben lchlakselte liegen lassen. Trotz aller Klar heit des Gesichtes lag ein leiser Zug von kalter Sinnlichkeit um Augen und Nase, und dieser kaum merkliche Zug fesselte mich leider vielleicht am meisten. Er wies mir eine Spur in die Gefilde der Psyche, die hinter der hohen Stirn ihr verborgenes Spiel trieb. ES war nur eine verschwommen angedeutete Spur, kein gerader gebahnte Weg, der zu diesem Mädchengeheimnis führt. Aber gerade Wege reizen nicht. Ich wäre mit meinem Gegenüber schneller fertig gewesen, wenn nicht dieser verschwiegen plaudernde Zug mich Immer wieder wie ein Irrlicht hier hin und dorthin gelockt hätte. Ihr Tischnachbar war ein bekannter Kommerzienrath; Ich hatte die Tochter eines LitcraturprofessorS als Tischdame, erfuhr, daß die Dame gegenüber zur Laute singen werde. Ich unterhielt mich mit meiner Dame schr gut? dennoch na rm meine Ohren immer nach drüben ge richtet. Auch in ihrer reinen Stimme lag ein Doppelksang: bald Naivität, bald ein wenig Affektirtheit. Ich hatte nicht Ge legenheit. mit ihr zu sprechen, denn der Kommerzienrath nahm sich seiner jungen Nachbarin mit Aufmerksamkeit an. Er merkte wohl nicht, der Aermfte, daß nur ihr Mund zu ihm sprach; ihre Augen und, wie mir schien, ihre Gedanken wanderten zu mir, stetig und forschend. ES würde fade klingen, wollte ich sagen, daß ich sie liebaewann. Sie wurde mir eine Welt. die ich zu durchforschen hatte, ein philo sophisches Problem, das ich zu lösen hatte. tm:. - . m.c. . r ::..-.a wie in einen ?icoci ucciiiu mein iui.b Leben; wie verfehlt und nutzlos lag eZ hinter mir. Hier zogen sich plötzlich ge heimnisvolle Fäden; hier entwickelte sich der Sinn deS LebenS überhaupt vor mir, der darin besteht, daß sich liebende See len mit der Gewalt ursprünglicher Na turkräfte ineinanderwerfen. Ein Gefühl deS Stolzes, ein Gefühl der Macht und der Freiheit durchschauerte mich. Ich war ein Wanderer, der w schonheitstrunkener Kraft. Hand in Hand rnrt dem anderen Wesen, einem leuchtenden Gipfel zuschritt. Strahlende Helle war vor mir zmd nir gends Schatten. Ich wußte nicht, waS ich wollte; die Klarheit deS Besitzes löste mei, nen Willen in eitel Genießen auf. Die Lautenspielerin erhob sich. Meine Tisch dame entschuldigte sich und stand ebenfalls auf. Die beiden waren Freundinnen, sie wollten die Laute von draußen holen. Sie sang. Sie sagte vor jedem Lied chen. daS ste mit kindlicher Anmuth vor trug: Ich möchte Jhaen gern ein kleines Licdel singen , und dann nannte sie den Titel und gab einige Erlauterun gen. Da? war alles sehr mit. Ihre Stimme war von unsagbarer Reinheit, unverfälscht und ungekünstelt. Nur ich wußte nicht, woher eS kam: sie blieb mir ein Räthsel, mit dem ich mich beschaf tigen mußte. Tausendmal fragte ich mich: Ist sie so, oder thut sie so? Ihre Stirn und ihre Augen gaben keine Antwort, oder nur eine flackernde Antwort, die' bald dies, bald das bedeutete. Sie sang lustige Liedchen, die sie mit allerliebsten Bewe gungen begleitete. Sie sang von einer Vogelhochzeit, so neckisch und unschulds voll, daß meine Gedanken sich ihr voll Leidenschaft näherten und sie doch nicht berührten. Vielleicht ist auch die Bewun derung einer Venuö von Milo au Sinn lichkeit und schöuhtitLtrunkener Ehrnbie tung gemischt vielleicht, sage ich, denn ich will weder 5kunstricht noch Mo ralisten auf mich Hetzen. Reicher Beifall belohnte sie am Schluß. Ich klatschte lebhaft und lange mit, und zwar aus zwei Gründen: erstens, weil ihre Freundin, meine Tischdame, neben mir saß; zweitens, weil eS ihr selbst auf fallen sollte, wenn sie aus ihren Platz zu rückkehrte. WaS für Gründe ich für mein junggesellenhafteS Verhallen hatte, wußte ich wohl selbst nicht recht. Heute sind mir jedenfalls keine mehr bekannt, nachdem der Traum zu Ende ist. Es wurde Hummer gereicht. -Sie nahm zweimal. DaS verrieth einen feinen Gau men. denn für den Hunger ist Hummer kaum berechnet. Während ste sich mit stcht i lichcm Verständnis und Behagen dem dcli katen Krustenthier widmete, plauderte sie mit ihrem Tifchnachbar. oder dielmehr, sie gab dessen Huldigungen mit Neckereien zurück. Und doch blieb der Kommerzien rath ein Armer gegen mich. WaS war dieses klanglose Worteplätschern gegen die Stetigkeit ihrer Blicke? Ich hätte mei nen Platz nicht mit dem scinigen vertäu schen mögen; es ist reizvoller, mit schönen Frauen Gedanken und verständnisvolle Blicke auszutauschen al.. Worte. , AIS die Tafel aufgehoben wurde und die Gesellschaft zu einem Taßchen Mokka in den Nebensaal ging, hielt ich mich an meine Tischdame. So hatte ich jedenfalls die beste Aussicht, mit meinem Gegenüber zusammenzubleiben. Meine Berechnung war richtig: die beiden Freundinnen fan den sich zusammcn; dcr Kommerzienrath 4 J z i .. ?. k; . . :(.' WcUkpkgkZ ,?,) hatt sich verloren. Sie saß in d Ecke eine Sofa und plauderte. Eine Ziga rette lehnte sie ab tvi Gründen der Kunst. Ich sprach wenig, weil sie viel sprach. - Sie gab allen ihren Worten eine interessante Betonung und trachte alles klar und, deutlich, wie wohlüberlegt, her. aai.. C3.&:, aU s,,ihr Kund' i:t! nur einige ihrer Gedanken in der Oesfenl. lichkeit vor, als sei eS ihr gleichgültig, ob ie Beifall oder Widerspruch fanden, wenn ie nur interessant waren. Sie erzählte, ie habe kürzlich erst angefangen, ofstntlich aufzutreten; ihre Schwester nenn diese ausübende Kunst sinnlich Und frivol. Arme Schwester! Ich stelle mir eine Lch rerin, einen Blaustrumpf vor, eine Dame, die -litt, war als meine Nachbarin und sicherlich unvcrhciräthet. Man ver langte allgemein noch ein Lied zur Laute, und ich war zufrieden, daß meine schön Partnerin einwilligte und ich daö Thema von der frivolen Kunstbethätigung nicht breitzutreten braucht, denn sie hatte ge rade gefragte .Wie denken Sie darüber. Herr Doktor?" Sie nahm ihre Laute um und sagte mit liebenswürdigem Lächeln zu der Gesellschaft: .Wenn es Ihnen rccht ist. werde ich ein kleines, lose, altkran. zösischeS Licbeölied singen." ES war allen recht, und sie sang französisch von m amie und ähnlichen schönen Dineien. Ich kann leidlich gut Französisch, sie fang sehr deutlich; aber ich muß gestehen, ich verstand nur wenig. Meine Augen waren von dem reizenden Gethue, mit dem sie den Inhalt begleitete, so in Anspruch gc nommen. daß meine Obren aLn,,licb aus geschaltet waren. An einer Stelle mußte wohl der Text etwaö zudringlich sein, denn ein lebenslustiger Herr warf ihr eine kleine, Auswahl Kußhände ,u. Die An muth der Sängerin wurde dadurch nickst gestört, aber die Reinheit meiner Kunst, betrachtung. Ich habe stctZ gefunden, daß beim Anschauen weiblicher Schönheit ge theilte -Freude halbe Freude ist. Es war zwölf geworden. Der Litna turprofcssor verabschiedete sich mit feiner Familie. Die Lautenspielerin empfahl sich auch: sie hatte denselben Weg. Einige Her n, unter ihnen der Kommerzienrath, L ,Aen noch ein Glas Bier In einem an der n Restaurant trinken. Ich schlaft mich an, und es traf sich, daß ich gerad mit dem Kommerzienrath zusammenging. Das Gespräch kam natürlich auf die Lauten spielerin. .Wie gefiel Ihnen die Da. meZ' sagte mein Begleiter. .Ihr Ge sang ist entzückend." Ja, gewiß. 5?ch bin nur ins?!,!, daß ich sie nicht nach Hause zu bringen brauchte. Ich trinke jetzt noch sehr gern Hit. i tv' a . ' ' ' v nn Wias icr. dieses ehrliche Be kenntnis stimmte nicht mit meinen Gefüh len übereilt. Ich hätte gern einen Theil der Nacht und mehrere Glas Bier ge opfert, um mit ihr allein in einer Auto drofchke , unbekannten Groß-Berliner Ge genden zuzufahren; ich hätte gern zu dem schöne Bildnis den örllichcn Rahmen ge konnt. Da ich dieses Glück nicht hatte und ein verheiratheter Mann bi, so war es natürlich auS, denn ich würde wohl die Dame so bald nicht, vielleicht nie wieder sehen. Dieser Gedanke gab mir schließlich Kraft, etwas freier über die schöne Lau tenspielerin weiterzuplaudern. .Ich bin nicht eitel," sagte ich scheinbar gleichgültig, aber haben Sie bemerkt, wie sie mich den ganzen Abend ansah? Ich glaube, sie hat eine kleine Feuerscele in sich. Vielleicht treibt sic doch noch etwas andere zur Ausübung ihrer Kunst, etwas, daZ sie sich nur nicht gestchen will." . ' Der Kommerzienrath sah mich an und lachte. .Ich bitte um Verzeihung. Herr Dok or." sagte er. .daß ich gelacht habe. Es konnte Sie vielleicht verletzen. Ich bin aber überzeugt, daß Sie selbst lachen werden, wenn Sie die Aufklärung über die inter efsirten Blicke Ihres Gegenübers erhalten werden. Wir Männer sind wohl alle et wcö eitel, oder besser wir Menschen. Und ohne diese Eitelkeit 'wäre unser Leben sicherlich ein ganz Theil trauriaer. D, hin, wohin meine Tischdame während des AbendS reichlich oft gesehen hat. habe ich auch manchmal einen Blick geworfen." .Sie machen mich neugierig. Ich darf also annehmen .Ja. Sie werden mir zustimmen hnfe Sie eS nicht waren, wenn Sie ein Men schenkenner sind." .Ab:r wohin ? Hinter mk war hi Wand ?' Und ein schöner aroner Si,k'l. sv S wohl nicht bemerkt haben." Ich sah ihn verdutzt an. Ich konnte ihm nicht gram sein weaen der kleinen Bosheit, die in seinen Worten steckte. Wir gingen eine Weile schweigend nebeneinan der. Schließlich wurde mir daS Schwei Ütri peinlich. Vielleicht glaubte er, ich fühlte mich wirklich gekränkt. Deshalb sagte ich, kurz bevor wir unser Ziel er reichten, mit einem gewissen resignirten summn: .Ms Leben theilt doch thatsäch lich die besten Lehren aus." Ich alaubte. damit mich und ihn darüber hinwegzu bringen. Er lachte zustimmend, und beim Biere gingen bald andere Reden hin und her. ,., Den Rest der Nacht muk IS. als icki endlich nach Hause kam, etwas unruhig ge schlafe haben. Ich träumte immerfort von der Lautenspielerin. Sie hatte die Laute umgehängt; sie sang mit vorgebeug tem Oberkörper und einem gewinnenden Lächeln auf dem Gesicht, und um sie herum standen unzählige Spiegel, die alle ihr Bild wiedergaben. Der Wissenschafter, der für ein gut bezahlte Stellung schwelgt ein Schufi! Der Politiker . . . eS kommt darauf an. was sein Schweigen bewirkt, und was er I der Stellung schaffen kann. Regenwurm sterben, wenn fit einige Stunden der frischen Luft auöge setzt werden. .', Eine Erzgrube, die sich sehr reich er w!eZ. ist kürzlich von ibrem afrikanische,', Eigenthümer für ein Pac lrt Hafer, und eint SporimüZz: verlauft worden. :