Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, July 04, 1913, Image 6

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    --v
4 ' w M-
1 1
r
2
s !
!
,., ,
. -t
i
i
i; M f-
ü i
;
a
' l 0.!
I
7 ' .,
: ' ; ?
f.,
f, ( y ('s' '
l't f it f ? r
X V : ! :!
!'!' f.!''
,j :r tr'.'fl
i,5 rs't
if :t
' t
z
n
:
';
' ( t
Nt s;i;f'fH
f.
,
f. ü
A f
" !' "f
:t H!
-e r
1 ; t r: r
Jt(d i;!
f ! 's l: '
f J.' ; ! !
er' ::! f'r t
:ef !'.-"t iMi
r:k:,.-.!n H.rV.i
.
j fl".'n i
VI,
e,
et r
: ! :.. r n r '.:
ske rfit den (i-,;!fn
!n crTfü Itrr?n
(: f UU "I
?i -!!!k!n ti
t:v:,e. Ja. oec d te
Cft.nt ti'ü
if-n ti;t fri?.? 'ullteS (V:;.U tr:n!
ffiSi.1 jun i'Jnrf. A',k Tk. r
ck:zrdt :bk!e f: c.'.bn'nd un5
ff:
,kin. r:;re ftrtn, ti; r;r:e
iitNeN.
o-i) K't'iz Cfr.:u, wittitl '4
mir mmutfn d.-.:s. slij täte die
siit. irijqüift ta!b nzch Lerli und
in Lc!t zu frntr.en, kenn ich pafc
morgen früh um 9 Uhr bereits ei
ncn Termin rc;r.-rncfimen var--
fcen ich meine natürlich seilte riitj
um 9 litt". r.'rbeffkNe er sich. ,Es
ist ganz ouZgcsl?!kn. . . tatsächlich,
meine Herren, so reizend Ihre Qk
sellschllft war. . .
Stehen Sie auf, lieber Hzake",
wandte er sich an einen jüngeren
Herrn, der wenige Plätze von ihm ent
ftrnt saß. Sie als glücklicher Nen.
jier möchten natürlich am liebsten
bis in den hellen Morgen hinein po
kulicren."
,Aber es ist a sowieso gleich mor
gen", rief einer der Herren vom Kopf
ende der Tafel. .Werten Sie doch
lieber ab, bis es hell ist. damit Ihnen
mit Ihrer Lenzinkarre bis Berlin
nichts zustoßt."
. ' .Seien Sie ohne .Sorgen. Toltor,
weine Hand ist genau f sicher am
Steuer, als wäre ich soeben frisch
gestärkt aus meinem Morgenbad ge
"komkncn. Und dann kenne ich ja
so ziemlich diesen Katzensteg zwischen
der großen Seestadt Brandenburg
und der Ortschaft Preußisch.'Berlin,
so daß Sie sich darüber keine grauen
Gedanken machen brauchen. Los,
Haare, wir fahren."
Dr. Fritz Haake, Privatzelehrter,
in der glücklichen Lage, von seinen
Renten zu leben und wie der Rechts
anmalt ein beginnender Dreißiger,
erhob sich bedeutend schwerfälliger als
der Rechtsanwalt von dem Platze und
sandte einen langen, sehnsüchtigen
Blick, auf die stattliche Batterie von
leeren und gefüllten Flaschen, welch:
die Tafel bedeckten.
Das war wieder einmal eine froh
liche Sitzung gewesen. Dr. Walter
Vorchardt hatte aus einer Automobil
tour, von Magöedurg nach Berlin
zurückkehrend, in Brandenburg alte
Freunde getroffen. Leute, die dort
Führer der kräftig aufblühende In
d:.'strie waren. Er hatte sich im an
ziehenden Gespräch mit ihnen zusam
mengefunden und die Stunden wa
,tn darüber fast unbemerkt verflossen.
Aus einer Flasche waren mehrere ge
wordens Aber man mußie es dem
Rechtsanwalt lassen, daß er der bei
weitem mäßigste in diesem Kreise ge
Wesen war. ,
,Wenn ich meinen Wagen sieure,
wenn vierzig Pferdekräft? von mei
, nein Fingerdruct abhängig sind, bin
ich für den Alkohol nicht zu haben",
pflegte D:. Borchardt zu sagen. Und
so hatte er auch cn diesem Abend im
Laufe vieler Stunden kaum eine Fla
sche Wein getrunken, hatte es vielmehr
gut verstanden, seinem Freunde Haake
einzuschenken, und selber vollkommen
nüchtern zu bleiben. Und so konnte
er im hl behaupten, daß er so frisch
und nüchtern wie nur an irgendeinem
Morgen sei, während seine Umgebung
sich in recht gehobener Stimmung be
fand. , -
? Ein allgemeines Stuhlrücken und
Händedrücken erfolgic. Die Kellner
und der Picrolo brachten die Auto
mobilmantel, Kappen und Schutzbril
len. halfen diensteifrig dem Herrn
NvchtSanwalt und dem Herrn Dok
ior-Hzake in ihre diversen Umhüllun
da die Nacht trotz deS vorange
kNLeaen warmen TageZ doch noch
recht kalt war. Und dann begaben
sich die , beiden nach einem letzten
Händedruck, zu dem vor dn Tür des
HotclZ . bereits feit dem Nachmittag
stehenden 'großen Tourenwagen, den
der Nechtsanwalt als sportliebender
Automobilist seit längerer Zeit sein
eigen rannte.
Die großen Scheinwerfer wurden
a dem Rechtsanwalt unk seinem
t
li
i C t C 4
I
M
l - I
,
t t
.1 r
f I
f ' i
- I. r :r i r r . -
' ;nt , ',; !'' ' i
3 ! iu-i 'i -I ,f i
; ; ' s ! .!!'" '. k -lj . ; ,t
!' tfifili!', f 'i! tn '" I "
,."'( ' ,;f ; i-i ."t; h
:i ff(!,r r.l f ' .'it ti .!
:
.:;.;'! i Urr, : : y i ; :
! , ,!
j A ;:!;. r s':7!e e:n
? T ü ' " i v' i; !f K,l ; "
I ein f.-ur4 .'i'rrH, oute 7, !.!'.
VI::!:j:ir, ml,.'U y.U, auf Vt
fer:er,(n. rt.re zerren; s n n
n:3sf!e da! Äut.'mc'il einen 2rrnn'
nach vorwärts wie ein fnd. ?c Uw
na.tstta ilnoixn erdaslii iri;!, ju-ch
einen Sxruriz und tic Z-h-.t t-
g-nn.
Nsa, M'brere Sekunden tenfe ten
Automorilif.en cti den s.?nzezsrcken
Kehlen ihrer guten Bekannten die 'etj
tert Töne nach tonn cerM.iiuen
die Laute die Stille des im ticken
Sch'jf ruhenden idyllischen .H,:r'el
städtchens umsing sie.
Noch einize Gössen und Stoßen
mußte der Wagen in langsamem Tem
po durchführen endlich rcar die
Stadtzrenze erreicht in weitem
Halbgrau lagen die Felder zu beiden
weiten nach links ein Widerblin-
ken des Himmels von den Havelfluten
ein heilerer schein, uno nun schal
tete der Rechtsanwalt den schnellen
Gang ein und gab volles Gas in den
Motor. Der mächtiae Waaen beaann
im echziarilometer-Tempo nach Ber
lin zu rollen.
Schweigsam, fast mit dem Steuer
in eins verwachsen, wie es seine Ge-
wohnhert war. die Augen unentwegt
scharf auf die Chaussee gerichtet, um
em etwaiges Hindernis m der Fahrt
richtung bei dem schnellen nächtlichen
Tempo rechtzeitig wahrzunehmen, saß
der Rechtsanwalt.
Sein Freund daaeaen hatte die
Hände m die Taschen des dicken ena-
Iischen Ulsters vergraben und sich trotz
der schnellen Fahrt eine Zigarre an-
gezündet.
Die stob oftmals bei dem starken
Luftzug die Funken wie einen kleinen
Sprühregen hinter sich. Einmal, als
dieser Funkenregen sich zu stark ergoß.
meine der Rechtsanwalt:
Haake, nehmen Sie den Glimm
siengel fort. Sie wissen, daß man
während der Fahrt nicht rauchen soll.
Sie alter Seedampfer werden mir
noch den Ulster und womöglich das
Leder vom Wagen verbrennen.
Der Angeredete schüttelte den Kopf.
Nee, Doktor den Genuß müs
sen Sie mir lassen. Sie wissen, ohne
Tabak bin ich nur ein halber Mensch.
Ich habe außerdem soviel von diesem
guten Wein zu mir genommen, daß
,ch eigentlich nur noch liegend aufzu
bewahren bin. Wenn ich die Zigarre
nicht im Munde behalte, ,bin ich bis
Potsdam eingeschlafen.
Der Rechtsanwalt brummelte it
gend etwas, was Haake bei der schnel
len Fahrt nicht verstehen konnte, und
ließ das Tempo auf siebzig Kilome
ter sieigen.
Taktmäßig trommelte der Motor
daneben war nur ein leichtes, ha
stiges Schlippen und Rollen der
Pneumatiks auf dem Kies der Chaus
see zu hören.
Und außerdem redeten die. Bäume
an der Landstraße. Schattenhaft sau
sten sie an dem Kraftwagen vorüber
und husch! husch! sagte jeder Baum,
der passiert wurde. Denn auch die
Bäume gewinnen Sprache, sobald ein
Kraftwagen mit mehr als sechzig 5li
lometer an ihnen borbeieilt.
Das wußte der Rechtsanwalt schon
lange und kümmerte sich wenig darum.
Desto scharfer war sein Blick nach
vorn gerichtet, denn er kannte die
schlechte Angewohnheit der Werder
schen Obstbauern, des Nachts mit un
beleuchteten Marktwagen nach Pots
dam und Berlin hineinzufahren.
Und der Rechtsanwalt Dr. Walter
Borchardt hegte zwar den sehnlichsten
Wunsch, recht bald in sein Bett in
seiner in der Erunewaldkolonie gele
genen Villa zu kommen. Aber er
hegte daneben auch den brennenden
und durchaus berechtigten Wunsch,
jede Karambola mit einem dieser
unbeleuchteten Fahrzeuge zu vermei
den. Darum s, lr er zwar schnell,
aber er spähte siur mit schärfster Auf
merksamkeit über die Straße nach
twf. c
' ' ! :
r i
: -f i'
' '
'
'
(
t (
i
t 1 -
.:!
' ' t ,
' 1
f k
N
!', !
1
' '::
1 1
: i -
I, ,
. , ' 1 1 ' ;
;',,-..
' , fi r. !
M" ; ! ' ''
r
! I'i: ( ft f:: f
! . r
' ' " I'
r st
( '
i
' !;;.;.! f
f I .t't
; ( v-r-A i;i Tf,
i'cf X i"i
' : ' 't 3 " "t! f S
.' : !l r '. ;
j t u f f ri t :!ff,
f ?-.'', iv.tx tir
r t ' :''fr;i 'i : :" r n u " ! c
.. i y"
. - ':! turch i ; berliner
ii
':r r:l
!f.
.
c,:i ni II J.
nr.il'n, die sie:
ÜÜirreichen St.'dt
r rirrerif n ("."!!
, lA'M.t iederi
ctiHt ti. C.ii
und d.j in der n-,
. ,:"-(':.:: ivrcn.
nct'r i'N die ffcli
me-er,kit, als cn t.ii moderne ziran
!."!k ,Vrtunds7k.
Seilst der '.!.'.ich:wäch:er stlief.
Prxrr. waren die'c Gedanken durch
sein eiediirn gezogen, so nvr der Wa
cen au ii firn durch Potsdam hin
durch und fuhr ictit in aeradem ?,icl
in den lruiikn?.'ld hinein.
Tcr Morgenwind begann bereits
auinibrifen. und durch die hoben
Wipscl der Fiihren ainz es wie das
Rauschen einer Meereibrandunz.
Tie''es Tunicl hüllte die Wald
chaussee ein. sch,rrf biß sich dcis Licht
des Scheinwerfers auf den Weg. die
Kiekernftamme in dem Licht gezxen-
stisch ausleuchten lassend.
Plötzlich sahen HaakeZ Augen auf
der Chaussee weit vor sich ein Licht
Pünktchen glimmen. Wahrscheinlich
ei.i Baucrnwagen, der Zur Stadt fuhr
Die mußten ja um diese nachtschlaien,
de Zeit bereits unierweas sein. Au
ßerdem war es doch mindestens drei
Uhr morgens.
Auch der Rechtsanwalt faßte das
Licht scharf ins Auge und sagte jetzt
zu Haake. ohne den Kops aus der
Fahrtrichtung zu wenden:
Scheint ein Milchpantscher zu
sein." Im nächsten Moment ließ er
das weit hallende Hupensignal des
Wagens ertönen, um möglichst ohne
Aufenthalt an dem Hindernis vorbei
zukommen. Aber dann unwillkürlich zog der
Rechtsanroalt den Geschwindigkeitshe
bei zurück und mäßigte die Fahrt auf
fünfzig, dann vierzig, dreißig und
zwanzig Kilometer, und vor ihm das
Licht vergrößerte sich von Meter zu
Meter, und deutlich erkannten sie bei
be, daß es auf- und niedergefchwenkt
wurde.
Das war ' nächtliches Notsignal.
Tort war irgend etwas geschehen. Noch
weiter fiel die Fahrt ab und jetzt
sahen sie. wie sich aus der halben
Dunkelheit dort auf der Landstraße
in dem Licht ihres vorcilenden Schein
Werfers ein Automobil ihnen entge
gengeeilt war und ihnen das Notsig
nal gab.
Jetzt hieß es kameradschaftlich bei
springen.
Halloh. was ist!" rief der Rechts
anmalt, als er neben einem in Chauf
fturtracht stehenden Menschen den
Wagen bremste.
Haben Sie ein Sleppneyrad für
uns zur Verfügung oder einen Man
tel"
Welche Breite haben Sie"
Hundertundzwanzig Millimeter."
Hundertundzwnnzig Millimeter?"
Jawohl, Herr."
Da kann ich Ihnen mit einem
Gummimantel aushelfen."
Ein lei es Gott sei Dank" der
Rechtsanwalt stieg von seinem Füh
rersitz und ging ein wenig stelzbeinig,
wie ein Mensch, der eine längere Fahrt
hinter sich hat. zu dem mehrere Me
ter entfernt stehenden Wagen, wah-
rend Fritz Hake mit aller Gemüts-
ruhe in dem Automobil sitzen blieb.
Aber er sah dem Rechtsanwalt nach
und jetzt erweiterten sich seine Augen,
der Rechtsanwalt legte militärisch sa
lutierend die Hand an die fest uf
dem Kops sitzende Lederkappe und
sagte bei der großen Nachtstille deut
lich für Fritz Haake hörbar:
.Guten Morgen, meine Gnadigste,
Ich höre von Ihrem Chauffeur, daß
Ihnen ein Pneumdefekt zugestoßen
ist.
(Fortsetzung folgt.)
Genau tariert. V.: War
die Heirat Ihres Betters eine Lei
nunft oder eine Liebes-Heirat?
B.: Vernunft, ? Liebe!
i . 1
trt tU'.
' i '
j f,
; s
.'' t
:'.!'
i
f
, ' ' !
' ! " '
i ri!
'1
f
!
s
i.
t i
t
i ... i
1 l' -
.;: '
, t
r,
" ' il s -
j;
' i i ;
' !
' f..
'!'UUt i
' m ich
? ' ". s, Tr i ! ' i
' r ti t-rx '
I ' -T, dal ff;
."f.fi r,tNn.
Mir ! vü i
f,t'i cn,.,:, (ir,
fn i:r fttulf
r-t f v,'-nU vns
r 5n!r tr 1
'f ,,'! i.
.i , r
k -;'"f i
i, i ,
,
i i
-if ''VT!
n Ti
ttftül i:
: ! ( :'.! I
? 7e "'i
i
(,
! - Mrn iv '
f:
:' 'i ;r
!k". !lit(
"i !-,k
r:;!rt
nur
f
:..:e kül.'a öf!
firen (ci;:rp:
? i rahie d.:.
n der r.ke ,-;r ur:r: n'in'r
in ein großer 2 in fern ge-
wiik'kiNch niedere .!n.:en spielten,
lini.irit und c!'.?r!ci ilnfin trieben,
5ch sah ihnen rn-nchmal ein bißch.-n
Eine; Tage?, a" ich schon sis!
vorbei war, fchricn mindestens sech?
Gre'e Maus", ich drehte mich na.
tiiilich um. da UMtn sie mich alle
.in?. Ich machte ihnen mein bech-nü-tigsteS
Gesicht, um ihnen zu eigen,
wie ich sie vera5!eie. d.i brüllten si?
noch lauter. Ich Kutte die Situation
schnell erfaßt. Bei den Jungen stand
ein langer Primen?:, dn ich kannte,
er war der Bruder von Erna Müller,
die bei uns in ht ersten Klaffe saß.
Sicherlich hatte dieser Primc,nee
meinen Namen genannt, und ich sand
däs sehr häßlich vcn ihm.
Am nächsten Taae derselbe Spek
takel; sobald ich in Sicht kam. schrien
sie Grete Maus", und meine ob
weisende Miene Ulf wieder nichts.
Der Primaner stand diesmal am
Fenster und schien zu lachen, ich fing
an. ihm zu hassen. Am nächsten Ta
ge ging ich auf der anderen Seite
der Straße, da brüllten die Bengels
noch lauter. . . "
Meine Qual dauerte also fort, und
nur bei Regenwetter hatte ich Ruh',
dann war keiner im Garten, oder
ich verkroch mich ganz unter meinem
Regenschirm. '
Allerlei Neckereien wurden neu er
funden, so schrie eines Tages ein
kleiner Lockenkopf: Tu, Grete
Maus, wir haben zuhause eine alte
Mausefalle, die kannst Du kriegen,
da kommen die Mäuse immer wieder
raus, wenn sie den Speck abgefressen
haben, die kannst Du Dir zu Weih
nachten holen."
Es wurde jeden Tag schlimmer,
nun kam noch so ein magerer, rot
haariger Bengel dazu, das war der
gräßlichste von allen, der heulte im
mer Grete Mau au au au
aus" mit einem Tonfall, wie Pa
pas Jagdhund, wenn er lanae im
Pferdestall eingesperrt war. Mir
stiegen oft vor Aerger die Tränen in
die Augen. Als ich einen Schutz-
mann an der Ecke sah, faßte ich mir
ein Herz und klagte: Herr Schutz
mann, jedesmal, wenn ich hier vor-
beuomme, rufen die Jungens im-
mer: Grete MauS."
Doch dem Hüter des Gesetzes fehlte
meines Erachiens der nötiqe, sittliche
Ernst, er lächelte nur und meinte:
Det rs doch nich so schlimm, kleenes
Fräulein.
Eine alte Dame in Trauer, die die
ganze Szene beobachtet hatte, sprach
mich mit aütigem Tone an, ich sollte
mir die Sache nicht so zu Herzen
nehmen.
Sie begleitete mich und gab mir
eine Hand voll Pralinees, die ihre
tröstende Wirkung nicht verfehlten.
Kurz bor unserer Wohnung tra-
fen wir Mama, die sich schon über
mein langes Ausbleiben geängstigt
hatte. Die beiden Damen machten
sich miteinander bekannt, und das
Ergebnis war, daß ich einen anderen
Heimweg einschlagen durfte, um die
verhängnisvolle Ecke nicht zu beruh-
ren.
Bald daraus zogen wir in ein an-
deres Stadtviertel.
Eine lange Zeit war seitdem der
gangen. Es mochten wohl 16 Jahre
sein, als ich eines Abends einer Ein
ladung meiner Freundin Eise Mai
Folge leistete. Am Tor vor Mais
Villa traf ich einen Herrn,, der an-
scheinend das gleiche Ziel hatte wie
ich.
Da ich mich, wie gewöhnlich, eiwaS
verspätet hatte, ging ich rasch die
Treppe hinauf, der Fremde immer
dicht hinter mir. Es war mir la-
S so verfolgt zu werden, ich
hfl
, ' I : : ' .
f , f
'1( s' "n
r ) f , , -'
t'
'(;
'
'f .
f ' '
' t
l h i
! ' t
', V
) p
f t ... .1 i
.' ' ?, :.n
' i i i
i f
. r
f I,
i '
f
! f
I '!
1
:vi f
!' i
!' "k. , I
i i,-
' !
t . i
'i u
. I
!!
r V.
' 'er f ' t f,
' : ? A ',
i'tVr "M"tt
' (
f-1
' I' f
l.t U v'T "Y?
. - . .,, !,,!
i.r!1 ;
! 1 ''
m i, -ri'!! :r:;rHf f-f'
r-(!. r;'fR t !.!! t-f.'f,'
;!';; 'f! ; .: ;ff: ,l"
I I"
rrt
' ! f.
r:
ntit i (
' ',"'i,a f:ui';-'n.
i 7 !i telfiliate r.t an der Unter
! Mi !;,!! i cn i.'i'ffrtui lts' lli i.l
lauf einmal triebt t i: liinwe drs
5.'cj:rn,:,:cr? i're: nir.t a eine
nkdli.le kleine Kralle ciiw cuf den
Schitlire. stets kei - vorbei, sie
Ud, Gre'e T.mh, n:: der Rarn,
dafte auYfikich,!?: für sie. Vüi i.l
den anderen Jungen! d'.s satte
brüllten sie natürlich jedesmal: Gre
!e Maus", worauf vt uns immer die
veriick.t.'ichsten Blicke zuwarf und da
Näsekien kümpite. um uns anzudeu
:en, daß wir in ihren Augen nan
minderweitic-e Halunken loären. Uns
machte das enormen Spaß und
Er wollte weiter sprechen, aber das
schallende Gelächter von allen Seiten
ließ ihn erstaunt abbrechen.
Nun nahm Elle, die Tochter des
Hauses, das Wort: Die niedliche
kleine Krabbe von damals ist ein
bißchen gewachsen, sie ist beinahe so
groß wie Sie, Herr Landrichter, ich
kann sie Ihnen sofort vorführen."
dann nahm sie mich bei der Hand
und stellte mich vor mit der Grandez
za eines Zeremonienmeisters.
Ich fand die Situation nicht so ko
misch wie die anderen. Ja. das war
er. der gräßliche Primaner. Blitz?
schnell glitten meine Gedanken durch
Jahre zurück, und ich sah ihn wieder
vor mir. den laugen, hageren Men
schen. Ich hatte mich doch einst in
meinem Kinderherzcn durch sein?
Schuld recht unglücklich gcsühli. Es
war eine Art Genuatuung, wenn ich
ihn jetzt mit eisig kalker Miene mu
sterte, und unwillkürlich kam es von
meinen Lippen: Das war kein Hel
denstück, Oktavio."
Und er? Zuerst machte ihn diese
ungewöhnliche Anknüpfung furchtbar
verlegen, und er stammelte nur n
verständliche Entschuldigungen. Als
er aber merkte, daß fast die ganze
Gesellschaft nur auf uns achtete, faßte
er sich bald und zog sich sehr gewandt
aus der Affäre.
Den Rest des Abends widmete er
sich ausschließlich mir. Und er
sprach so nett und sah so stattlich
aus, daß von meinem alten Haß auch
nicht ein Fünkchen übrig blieb.
Als ich aufbrach, erbat er die Er
laubnis, mich zu meinem Wagen be
gleiten zu dürfen.
Sehr bald machte er Besuch bei
uns und versäumte überhaupt keine
Gelegenheit, sich mir zu nähern. Auch
der Zufall kam ihm zu Hilfe, wir
wurden mehrmals zusammen ringe
laden. Ich merkte bald, daß die Sache
ernst ivurde, und da wir beide söge
nannte gute Partien waren, gab es
eigentlich kein Hindernis, höchstens,
daß meine ganze Verwandtschaft
schrie, wir wären vollständig fürein
ander geschaffen, was wiederum mei
nen Oppositionsgeist erweckte, so daß
ich nach Gegengründen suchte, aber
vergebens, und so gab ich zu, daß
man recht hatte.
So hielt denn eines schönen Tages
der Landrichter Müller bei Mama
feierlich um meine Hand an, vicrMo
nate ' später waren wir Mann und
Frau. Es gab keine Grete Maus
mchr.
Ich wüßte in meiner Ehe keinen
Augenblick, der mich nicht vollkom
men glücklich gefunden hätte, und
mein Mann strahlt meistens bor Zu
friedenheit, dabei sind wir schon bei
nahe acht Jahre verheiratet.
Ich hätte es nie glauben können,
daß ich dieser verwünschten und ge
fürchteten Tiergartenccke mein Le
benöglück verdanken würde.
An all diese alten Geschichten muß.
te ich heute denken, als mich meine
siebenjährige Tochter fragte: Du,
Mutti, ist das wahr? Tante Hilde
- styl: Du bist eine geborene Maus.'
m
ilf
,
'
t
L
t i - r
1
'
e
l
lV '
;'V
!
- i ,,., -tr
avV "t "tri" ' . rmervn i.t
on.(,ui-it ,..i..,.t..v 1.
... er d.c,'.:n r
r:' Ck e lk c'cvi't'! -er
ai ..,'!.,!. Hit it V...I-. ' ...
""!: einet ( .(,'.. dkk ciin-n U-oitwn c,, k. -.,". ,,""." ""'- :
;:;;;. ;! mit ncnc. muni w v.r.l:sÄff
modfinc. 'lif Isl.ile krk.,z. Nch uni.'k
u. den iüi.cl crfae.fr. m ,iv
t,bm aus ren, repe ccn
l'Maifi'cc ctufiK, i't uver ein oa) uno
l':ii?il wrL'üintanritifii oa ,!v.im.
TkttislgkZlhasskne Laslrn.
Ein: alte lustia trauriae Anekdote
rrzählt uns eine lehrreiche Geschich
te. wie ein Mann, der gar icine
Sorgen hatte, durch eine Kleinigkeit
überschuldeter Besitzer eines Pracht
voll:n Hauses geworden war.
Der Mann bekam nämlich eines
ages eine wunderschöne Türklinke
zum Geschenk. Er konnte sich nicht
entschließen, diese Türklinke einfach
liegen zu lassen oder sie an feiner
hr einfachen Wohnungstur anzu
brinaen. Nun entwickelten sich in
logischer Folge die weiteren Borgän
ge: Zu der 'schönen Klinke bedurft:
er einer schönen Tür; die schöne Tür
brauchte eine passende Umgebung, al
so eine schöne Wohnung mit schöner
Einrichtung: die schöne Wohnung je
coch konnte nur in einem Ichonen
Hause sein. Also war die Türklm
ke die Ursache zu einem neuen großen
Hause. Es wurde gebaut, elngerich
et. die schone Klmke prangte n vol
tra Glanz . . . Da aber der Mann
,u wenia Geld besaß und alles auf
Borg hatte anfertigen lassen, geriet
er in so große Schulden, daß er sie
zeitlebens nicht tilgen konnte.
Die geehrten Leserinnen und Le
er werden diese Geschichte für eine
rasse Unwahrheit oder Unwahrschein
ickkeit halten. Sie ist aber doch
wahr, denn sie passiert fast alle Ta
ge, wenn auch nicht mit der Ent
Wicklung von der Klinke bis zum
Palast.
Da ist folgender wahrer Fall: Ein
junges Ehepaar, dessen Einkünfte
sehr mäßig sind, erhielt einen großen,
einen sehr großen Teppich, der den
Boden eines Saales bedecken sollte,
als Geschenk. Das ganze Denken
der jungen Frau ging nun dahin,
ihre Wohnung mit diesem Teppich
zu schmücken. Es wurde also eine
Wohnung gesucht, die einen großen
Saal hatte, sie ward nach vieler Mü
he, weit entfernt vom Bureau deS
jungen Ehemannes, gefunden, und
man zog ein. - Die Wohnung war
sehr teuer, und man mußte sich gro
ß? Entbehrungen auferlegen. Aber
er Teppich erglänzte rn dem Nie be
nitzten Saal. Jahre gingen dar
ter hinweg. Die Wohnung wurde
wiederholt gewechselt, " aber immer
mußte der Teppichsaal dabei sein.
So schleppte das Ehepaar die Last
eines Ge chenkes durch oas Leben,
ine Last, die Sorgen und Entbeh
unaen und Opfer forderte und da
ür wenig Freude brachte.
Steht nun etwa dieser Fall der
einzelt da? Nein, in allen möglichen
Formen kommk er immer vor.
Ein junger Mann, der sorglos als
Kostgänger wohnt, oder ein allein
tehendes Madchen, das in einer Pen
,on lebt, erbt von irgendeinem Ber
wandten ein paar stark gebrauchte
Möbel. Verkaufen? DaS ist gegen
die Pietät. Aus den Mietspeicher
stellen lassen, ist zu kostspielig. Also
wird eine kleine Wohnung gemietet,
nur der alten Möbel wegen, und nun
J
-r ,
i' i'
! !
!''
A
A
1 ,
- 'v )
p
V
X
i i
II
- ' ' '
V
A
"""
Ter,l!;b,":ivn',df sslivkcmirmcl, Ttt in tU,
".,5 'da....,..'. LMenman,
.,,,, ,, , ,., k,''l eiiifaAeri
, ' L ' !tV'(1 n'.lbetrn Mied
vUvncl ,, .,. t.nern rov rmau-.
,,,,,;.,,,. .!,,-, k.i tsnrit
c . nrm m ? - :
. " ; ' ' ' Mnnii
v ' !' L wüfi
lumw u'-u-i '
schleppt man die Sorge und die Last,
eine Wohnung inXind zu halten, tag,
aus taqein mit sich.
Aber au. fast jeder größere ältere
Haushalt z it uns. wie wir unS
rom und, vii. t daran gewöhnen. La
sten mit uns zu schleppen, die völlig
iiberslüssiq sind. Kommt es zu ei
i'km Wohnungsumzug, so sehen wir
t) ICUjl, li-'ic UIH iiumuu;uiu '
g? wir besitzen. Vieles ist in die
Rumpelkammer gekommen in der v
Boraussetzung, daß man dies oder
, i". . t.
jinc3 noo) cininni unuicu unu i-c
,litzen würde. Aber nie kommt der
Moment, da man etwas davon
braucht. Und ist der Tag des Um
zuges hereingebrochen, so schlepp!
man die Rumpelkammer mit sich, unr
in der neuen Wohnung die Zahl der
unbrauchbaren Dinge noch weiterhin
zu vermehren. j
Wozu schleppen wir sie mit uns,' "
warum bürden wir uns diese Laste
ans? Aus Gewohnheit, aus Gründen.'
die wir gar nicht kennen. Aber?
wir sollten diese Lasten abschütteln
Abschütteln wie alte Gedanken, die
uns quälen. Wie wir zur Arbeit
freien Kopf und freies Herz brauchen
i brauchen wir um uns freie Bewe
gung. Und wir erreichen sie, inderrtj
wir allej beseitigen, was wir sonsh
als Last mitschleppen! L
ffxanzjtiszt über Jeuexbeft-tt
Es dürfte dielen nicht bekannt sein,
daß Franz Liszt trotz seiner Streng
gläubiflkeit und Frömmigkeit ein hef,
tiger Gegner der Erdbestattung war
daaeaen aber ein eifriger Verteidiger?
der Leichenverbrennung. Der aristo. v
statische Nunstier war weza ZM?.
der in inniqer Freundschaft mit dem
geistvollen AbbcZ verbunden war iin
als dessen größte und bewunderungS4
würdigste Eigenschaft nicht di Kunst,'
lerschaft in ihm, fondern die Erößt
seiner Seele und seine Güte irnS,
Nachsicht verehrte, erzählt darüber ge
legentlich eines Besuches bei Liszt foU
ger.fo;! :
.Liszts Diener meldete unS Urt
Tod eines Bekannten. Der Meister!
wurde ernst. Dann sagte er: Ja. U$
ist das größte Problem, daS prome,'
tbkilche Rätsel. daS nur der Glaub
lösen kann. Die letzte Szene unsererZ
0fciÄf Mfirthi frnh fo Artr sei tmW&J
Am,UVHWtrK4WUlf l'IH'V v jjwfc V lfV1,
rend. Die Verwesung ist ekelhaft;
Ich traue mich eS kaum auszusprkchen,s
da meine kirchliche Obrigkeit mich!
verurteilen würde, und doch wünschte
ick. daß man meinen Körper verdren,
nn niiichte. Mir sind dn IN UN
v l " - - s " I k .
unseren Mitmenschen schuldig. Wen
. . . . m m '
wrr anzianvig qcieoi aven, o oi
len wir auch anständig vernichtet wer
den!"
;
m m m 0 'vj
Berechtigter Borwu'.'
Wann denkst du eigentlich daran,
mal etwaS au lvaren. so oft lefi hilft ri
anpumpen will, hast du nichts 'r
-Schüttelreim. Wie wird'
der junge Meier stark. Seitdem
er wohnt in Steiermark. "
t
i
V
l
(
t