Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, June 07, 1913, Image 5

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Zvalter und der Fink.
' ' .
Walter:
Aber liebster, bester Fink,
Singst immer Pinke pinkl"
Höre mal den Gimpel an,
Was der Mann für Lieder kann!
Hast Tu denn kein Notenblatt,
SiUe es unser Lottchen fyatl
Fink:
Laü mich nur. Tu kleiner Wicht!
öt'i'tenblätter brauch ich nichtl -AllcZ,
was mein Herz bewegt,
WaS in meiner Vrnst sich regt.
Ob mir's gut, ob traurig ging:
Klingt au? meinem Pinke pink"!
Abends und in dunkler Nacht
Zirp ich. wie da? Heimchen, facht;
Aber, wenn der Morgen graut,
Tageslanf.
Mittags, wenn die Schule auS,
Geht manierlich Ihr nach Hausl
Treibt Euch nicht mehr lang umher,
Jagt Euch nicht die Kreuz und Oucr,
Auf dem Schulweg stets geblieben!
Könnt daheim ja Spiele üben.
Kuft man Euch, ists Essenszeit.
Seid zuni Kommen gleich bereit.
Setzt auf Euren Platz Euch hin
Und genießt mit frohem Sinn!
-Zeigt bescheidene Manieren,
Wie sie arti'ge Kinder führen.
Kind und gähn.
K i u
Ich bitte dich herzlich,
Fange so früh nicht zu krähen an
Krähe doch lieber erst um halb acht.
Wenn nian vielleicht schon von selber wacht.
X'-'.- , Siehst du, mich freut doch das Schlafen so sehr,
Und krähst du so zeitig, dann darf ich's nickjt mehr
;., , Bitte! Bitte!
Hahn: Ach krähe, sobald niich die Sonne weckt,
. Wenn ihr auch lang in den Federn noch steckt.
, 7 Ich muß doch das Futter am frühen Morgen
: . Für meine grofze Familie besorgen I
Ich mache die Runde um Hof und Haus -Und
treibe die Schläfer, die trägen, heraus.
' Und wärst du gern munter, wie wir es ja find,
Dann geh mit den Hühnern zu Bette, mein Kind!
. Kikeriki!
Ordnungsliebe.
; .Wknn man vo Ordnungsliebe
ixt, wohl gar von peinlicher Ord.
nungsliebe", so erweckt man bei die
len Menschen die Vorstellung von et
wad sehr Genauem, Pünktlichem.
Sorgfältigem, mit einer gewissen Pe
danierie Gepartem. Die ordnungslie
bend Haussrau duldet lein Stäub
chen aus ihren Möbeln, kein Durch
einander in Schrank und Kommoden.
Der ordnungsliebende Beamte hält
streng daraus, daß in seinen Akten
hlindeln. in seinen BÜcherrepositorien
alleC an seinem bestimmten Plan
lieg!. In der Schule kann der un
ordentlich Schüler darauf gefaßt
sein, daß er sich mit dieser Eigen
schaft sietk seine Zensur verdirbt, daß
fleiß und Begabung die Fehler und
'.nel,.die sich, au?, jener ergeben,
Sonne durch die Blätter schaut.
Ich niein erstes Mücklcin fing.
Pfeif ich dankbar tunke pink!"
Schwing ich mich durch Feld und Au,
!'ceck ich mich nur meiner Frau.
Husch ich durch den Wald geschwind,
piel Versteck mit meinem Kind,
Will ihm sagen: Immer flink" l
Tann genügt mein Pink, pink,
pink!"
Siebst Tu wohl, mein lieber Wickit.
Noten braucht der Buchfink nicht!
Was oen simpel anbelangt,
Tcm Ihr manches Lied verdankt.
Nun. da bast Tu reckt! Slllein.
Gimpel mag ich doch nicht sein!
ii.
Gchts zur Schule dann aufs Neu:
Euch das Lernen wieder freu:
Auf des Lehrers Wort gebt Acht,
Und seid immer recht bedacht!,
Soll ein Fortschritt Euch gelingen,
Müßt Ihr eifrig darnach ringeil.
Prächtige Erholung beut
Tann nachher die Abendzeit.
Wers beim Lernen gut gemacht
Froh dann sicher scherzt und lacht.
Nichts erfrischet mehr das Leben,
Als ein emsig heitres Streben.
mein lieber Hahn,
nicht ausgleichen können. Beim Mäd
chen entschuldigt man Mangel , an
Ordnungsliebe noch weniger als beim
Knaben, wohl in der ganz richtigen
Voraussetzung, dasj sich daö Mäd
chen, dem im allgemeinen mehr Ruhe
und Ueberlegung innewohnt, noch weit
empfindlicher schädigt als der Knabe.
Da heißt es dann mit Recht, wenn
ein Mädchen dabei ertappt wird, daß
es seine Spielsachen nicht wegge
räumt hat, daß in seinem Nähkasten
ein Chao herrscht: Na, du wirst
mal eine nette HauLfrau werden!
Der Mann kann sich freuen, der dich
einst zur Frau bekommt!" .Selten
fällt es aber jemandem ein. dem
Jungen, der plötzlich Schaukelpferd,
Säbel, Bleisoldaten oder waö er ge
rade in der Hand gehzbt hat, in der
Mitte, der, Stube .liegen, läßt. , und
dem Lockruf eine Kameraden oder
einer StrafzensehenSwürdigkeit nach
läuft, eine ähnliche Strafpredigt zu
halten, etwa wie Aus tir wird sicher
einmal ein schlechter Soldat, ein ganz
unbrauchbarer Kaufmann!" Oft sin
dct man es sogar ganz selbstverständ
lich, daß da, wo Mädchen im Hause
sind, diese daö Geschäft deS Aufräu
mens und Ordnen! für die Knaben
besorgen, denen man m diesem Punk
te meist viel mehr hingehen läßt. Ob
es ganz richtig, ist freilich ein ander
Ding. Die große Hilflosigkeit, die
später manch Erwachsener in kleinen
praktischen Dingen an den Tag legt,
ist nur zu häufig darauf zurückzufüh
ren, daß er sich nicht frühzeitig in der
OrdnungLIiebe geübt hat, dazu nicht
erzogen worden ist.
Glücklicherweise macht die Schule
in diesem Punkt keinen Unterschied
zwischen den Geschlechtern. . Der
Knabe, der seine Grammatik vergißt,
der sein Aufsatzbuch ohne Löschblatt
abgibt, der sich nicht daran erinnert,
daß Apfelstnenkerne und Butterbrot
Papier nicht auf die Diele geworfen
werden dürfen, erhält seinen Vermerk
und seine Rüge genau so, wie daö
nachlässige Mädchen. Und das ge
schieht zu seinem eigenen Vorteil.
Denn die übergroße Nachsicht, die in
dieser Beziehung oft das Haus übt,
die Mutter und die Schwestern, rächt
sich meist 'x allzusehr.
Möglich, Vzß auch noch später eine
Gattin die unverständige Verwöh
nung fortsetzt und sich wunder wie
pflichttreu und fürsorglich borkommt,
wenn sie Freunden und Bekannten
lachend erzählt Meinem Mann muß
ich Stück für Stück seiner Garderobe
bereit legen, wenn er ausgehen will.
Allein findet' er nie etwas!" Oder:
Ich muß den Koffer meines Mannes
packen, sonst tut er bestimmt lauter
verkehrte Sachen hinein." Sie will
damit keineswegs die Verstandsfähig'
leiten ihreS Mannes herabsetzen,
möchte vielmehr andeuten, daß er sich
über diese Kleinigkeiten und Nichtig
leiten des Alltagslebens zu erhaben
fühlte, um unter ihnen Ordnung hal
ten zu können.
, In dieser Auffassung steckt der Feh
ler. Ordnungsliebe" braucht wahr
lich niemand unter seiner Würde zu
achten, und wenn er es tut, so b
weist er darin nur seinen Mangel
an Dispositionsfähigkeit, sein Unge
schick, einem größeren Betrieb, einem
verwickelten Ganzen als Leiter vorzu
stehen.
Für solche Menschen, die einen un
heilbaren Hang zur Unordnung in
sich tragen, sich 'wohl gar noch des
wegen mit höheren Interessen ent
schuldigen, muß man mit Bangen in i
die Zukunft schauen: sie können an
Keinigkeiten scheitern. Bald ist ein
Buch verlegt, bald eine Arbeit nicht
rechtzeitig angefertigt, oder ein Da
tum vergessen worden kurz, es
hapert immer wieder an der Ord
nungsliebe. Der Einwand Ich bin
eben kein Pedant!" ist ein schwacher
und schlechter Trost. Es ist höchst ver
kehrt. Ordnungsliebe als eine Tu
gend zu betrachten, die nur in beschei
denem Pflichtenk.'eise am Platze sei.
Im Gegenteil: in diesem kann ihr
Mangel wohl unangenehm, empfunden
werden, aber er braucht noch nicht
jene beklagenswerten Folgen hervorzu
rufen, die sich unfehlbar da einstellen,
wo die VerantwortunZslast groß ist,
wo für viele viel davon abhängt, daß
bis ins kleinste Detail hinein alles
glatt und pünktlich, ohne Verzöge
rung vor sich gehe.
Ein Staatsmann, dessen' Arbeit
seinem Lande zum Nutzen gereichen
soll, ist undenkbar ohne Ordnungs
liebe. Desgleichen der Feldherr, der
Kommandeur, der Offizier, bis herab
zu jedem, der einen Befehl erhielt, der
die Sorge dafür übernommen hat,
daß dieser Befehl richtig zur Ausfüh
rung gelange.
Je komplizierter der Apparat ist,
der zu irgend einem Zweck, sei'S ein
friedlicher, sei's in kriegerischer, in
Tätigkeit gesetzt wird, desto größer
und erakter muß die Ordnung sein,
mit welcher er gehandhabt wird!
WaS die Ordnungsliebe im kleinen,
das ist der Geist der Ordnung im
großen, ohne den kein Gemeinwesen,
kein Staat bestehen kann. Da, wo
deö Dichters Wort zutrifft: ES l'ö
sen sich alle Bande frommer Scheu",
hat die Ordnung ihre heilige, binden
de Kraft verloren. An ihre Stelle ist
daS Durcheinander und die Verwahr
lofung getreten.
BeklageuZwert ist daö Wesen, daö
durch eigene Schuld der Verwahrlo
sung anheimgefallen ist. Den ersten
Schritt dazu bildete immer die Ge
ringschätzuna der Ordnungsliebe. Ge
fallen sich die Menschen doch häufig
darin, beim Anblick eines unaufqe
räumten Zimmers, eines- verwilderten
Studicrraumes von einer genialen
Unordnung" zu sprechen. Der in bet
ßer Arbeit um fein Ziel, um sein
Werk ringend Künstler hat vielleicht
nicht immer di Zeit, auf daS genü
gend zu achten, waö nicht unmittelbar
mit feinem Schaffen zusammenhangt
Da liegt auf dem Diwan ein Hut,
eine zur Drapierung um die Staffelei
gebrauchteGardine hat nicht ihren Platz
erhalten, ein halb geleertes Glas steht
auf einem Tablett, auf dem sich viel
leicht noch die Rest eines Butterbrots
oder einer Frucht befinden mit ei
nein Wort, in wer Menge von Ne
bensächlichkeiten herrscht ein buntes
Durcheinander, dgL der Laie dann
wohl gar mit liebenswürdiger Hoch
achtuna vor dem Genie als malen
sche Unordnung" bezeichnet. Di Un
ordnung an sich ist nun aber weder
malerisch, noch genial. Der von sei
ner Arbeit völlig in Bann getane G
lehrte oder Künstler ist von der
Hauptsache, von seinem Gegenstand
erfüllt, daß er auf die nebensächliche
Umwelt nicht achtet, daß er rn dieser
sich gehen läßt, weil all sein Kräfte
auf ein Ziel gespannt sind. In den
Mitteln zu diesem Ziel aber herrscht
die vollkommenste Ordnung. Da
weiß der Maler ganz genau, welche
Farben, welche Leinwand er zu wah
len hat, der Bildhauer kennt sich aus
in den verfchiedenen Marmorarten,
der Gelehrte weiß, welche Gläser er
einzusetzen, welche Instrumente er an
zuwenden hat aber daber werben
,hm gleichgültig der . Farbenfleck auf
seinem Rockärmel, die schlecht geknüpf
te Halskrawatte, der eingedrückte Hut
und manches Andere. In diesen
Punkten macht r den Eindruck eines
unordentlichen Menschen", weil er so
viel Sorgfalt auf eine'wissenschaftli
che oder künstlerische- Ordnung der
Elemente zu verwenden hat. Bei ihm
ist also die Arbeit, die angestrengte
Tätigkeit die Ursache, der scheinbaren
Vernachlässigung seiner toten Umge
bung. Der Träge hat dagegen nicht das
mindeste Recht, sich auf jenen zu be
rufen, weil sein Verstoß gegen die
Ordnungsliebe allem Andern, nur
nicht dem Fleiß und dem Streben
entspringt. Er verschwendet, ohne die
Aussicht auf Einnahmen; und zwar
verschwendet er in doppelter Hinsicht;
er verliert Zeit und bringt sich um
jede klare Berechnung im Lebensplan.
Wer nicht gelernt hat, Ausgaben
und Einnahmen ins richtige Verhalt
nis zu setzen, sich mit seinen Bedürf
nissen und Ansprüchen nach der Decke
zu strecken, der lernt'S auch nicht mit
höheren Einkünften.
Verschanz sich doch niemand, wenn
ihm dies oder jenes zu ordnen ob
liegt, hinter den Trost oder die Aus
.flucht: Dazu, werd' ich mir später
einmal Zeit nehmen, heut hab' ich
sie nicht übrig." Ordnung lehrt
uns Zeit gewinnen" das ist eben
das große Geheimnis. Niemand ver
liert je etwas durch die Zeit, die
er der Ordnungsliebe widmet, oder
durch die er sich zu solcher Liebe be,
kennt.
Ein ganz triviales Beispiel, das
wir alle in dieser oder jener Form
kennen und selbst am eigenen Kör
per erfahren haben: wir lesen in einer
Zeitung. , Eine Stelle interessiert
uns besonders, sie hat Bezug auf eine
Angelegenheit, die uns beschäftigt, sie
enthält wohl gar ein Information,
eine lang gesuchte Aufklärung. Wir
nehmen uns vor, das Zeitungsblatt
aufzuheben, den Passus auszuschnei
den, und mit diesem Gedanken legen
wir die Zeitung aus der Hand: ir
gendwohin", weil augenblicklich eine
andere Beschäftigung oder ein anderes
Interesse ruft. Am andern Tage
beginnt dann das krampfhafte" Su
chen. Je länger es dauert, desto un
entbehrlicher erscheint unseren Gedan
ken das Gesuchte, und unabtrennbar
ist von der erniüdenden, unerfreuli
chen Arbeit der Stoßseufzer: Hättest
du das Blatt nur gleich verwahrt, an
der richtigen Stelle, dann brauchtest
ou letzt nicht diese Zeit und Kraft zu
verlieren!
Das Aufschieben, das Hinausschie
ben ist der größte Feind der Ord
nungsliebe. Je mehr sich die Arbeit
häuft, desto größerer Willensanstren
gung bedarf di Bewältigung.
jlrn
DaS Leben deS Menschen währet
70 Jahre, und wenn eö hoch kommt,
so sind es 80 Jahre, und ist ei kost
lich gewesen, so ist es Mühe und Ar
beit gewesen.
So sagt ein alter Bibelspruch. Und
wir fühlen es in uns selber: der
Spruch hat Recht.
Mühe und Arbeit sind deS Men
schen LoS, und wer ihm entrinnen
will, wer daS Leben ohne Arbeit,
ohne Tätigkeit hinbringt, der beraubt
sich selbst deS Besten: der Selb stzu
friedenheit, und sein Dasein ist trotz
aller Genüsse doch in leeres und
zweckloses gewesen. Die Arbeit aber
gibt ihm den wertvollsten Inhalt.
Oft freilich erscheint sie als druk
kende Last, namentlich da, wo ver
unermüdlichen Tätigkeit doch kein
sichtbarer Erfolg wird, wo eS unS
keiner dankt, daß wir für ihn unS
sorgten, und wo daS rastlose Schaf
sen zum Frondienste wird, den man
von unS fordert, in ewig gleicher Mo
notonie.
Und auch da fällt die Arbeit
schwer, wo die Not die Zügel führt
und der Hunger die Peitsche schwingt,
in grausamem Zwange von Tag zu
Tag.
Dann mag eS wohl kommen, daß
sich das gequälte Herz aufbäumt und
ich wehren mochte gegen daS Schick
at, das ihm fo harte Bürde aufer
legt, ein ganzes Leben lang!
Zu der Unzufriedenheit und dem
Widerstreite gesellen sich bald Neid
und Haß gegen den Bruder: Warum
nur", so klagt deS Grollenden Mund.
muß ich allein der Armut Schwere
tragen, warum lacht dem . Nächsten
das Leben so hold, während es für
mich nur Dornen und Stacheln hat!"
Und der Neid schürt in schadenfro
her Lust: Siehst du die vollbesetzte
Tafel, das kostbare Kleid? Siehst
du, wie jener sich's wohl sein läßt
und sich dehnt im Wohlbehagen, wäh
rend du niedrig im Staube kriechend
unter , schwerer Arbeit seufzest und
darbst?"
Dann schleicht der Haß herbei, ihm
wird'S gar leicht, die Seele zu ver
bittern, nachdem der Neid die Minier
arbeit getan hat, der wühlt im Hirne,
er zischt dem Lauschenden Brandre
den ins Ohr und entfacht glühenden
Rachedurst.
Wehe, wenn der Unglückliche die
Giftrede aufnimmt, wenn er taub
und blind ist für die zarte Stimme,
die sich flehend Geltung zu schaffen
sucht! , ,., ...,, ......
Autobiographie einrs Gras
Halmes. Die Blumen, die niedlichen Kin
der der Natur, erzählen so oft ihre
Lebensgeschichte, warum sollte ich
lclner Grashalm nicht auch einmal
von mrr erzählen?
Es war noch kalt und rauh, als
der Sämann uns kleine Körnchen
m die Erde streute, mit Erde bc
deckte und dann uns selbst überließ;
doch es dauerte nicht lange, da platz
te das siörnchen, in dem ich wohnte,
ich guckte als winziges Kcimchen in
die Welt hinaus, ein Sonnenstrahl
küßte mich bei meinem Erwachen,
überrascht schaute ich um mich; da
and ich, daß ich rn Gesellschaft von
Tausenden von Grashälmlein in ei
nem Garten unter Bäumen stand.
Von Tag zu Tag wurde ich größer,
bald bildete ich mit den aiidere,!
Hälmchen einen schönen grünen
Teppich, zwischen welchem (öänse
blUmchen und Beilchcn standen; auch
Rosen und Lilien hatte man zwi
chen uns gepflanzt, aber die ragten
über uns empor und blickten stolz
auf die unscheinbaren Hälmchen her
ab. Wir beneideten jene Rosen und
Lilien nicht, wir konnteil ja mit ih
neu alle Freude teilen, über unS
wölbte sich auch der schöne blaue
Himmel, uns spendete die Sonne ja
auch ihre Strahlen, derselbe Tau cr
quickte unS, und auch über uns sau
geil die Vöglcin ihre schönsten Lie
der. Wohl treten die Menschen auf
uns herum, doch wir kleinen der
kannten Pflanzen heben immer wic
der von neuem unsere Köpfchen em
por; daS haben wir doch voraus
vor jenen stolzen Blumen. Unsere
Wurzeln stehen so fest in der Erde,
daß ja auch der Winter, der Feind
so vieler Pflanzen, uns nicht töten
kann; wir schlafen und ruhen nur
aus, um als erste Frühlingsboten
zu erscheinen und den Menschen zu
zurufen: Das Grashälmchen, wcl
ches ihr so gering schätzt, kommt im
mer wieder, euch zuerst im Frühling
zu begrüßen!"
Willst du dir ein hübsch Leben zim
mern.
Mußt dich ums Vergangene nicht
kümmern,
DaS Wenigste muß dich verdrießen.
Mußt stets dio Gegenwart genießen,
Besonders keinen Menschen hassen
Und die Zukunst Gott überlassen.
ia.ezi3szs3i:30
Der Menschen Los.
Sie ist zart, weil ihr Amt die
San tmut ist. weil sie den edlen Ge
gensatz deö wilden Aufruhres bildet.
Aber sie ist beharrlich. Ganz leise
schwebt sie heran und sprint zum
Herzen, anders als der Neid und
Haß. Sie laßt deS Menschen spa
hendeS Auge einen Einblick tun in
jene .Herrlichkeiten, die ihm beim Bru
der ! beneidenswert dünken,, und
wahrend eS frei vom betörenden Ein
fluffe hineinschaut in eine Menschen
seele, die außen vom Glänze umgeben
ist, findet es gar oft mit Berwun
derung ein zuckendes, blutendes Men
schenherz voll Leid und Weh, so arm
und hilflos den Schicksalsschlägen
preisgegeben, wie kaum daS eigene eö
je erlebt, und während der Mensch
begreisen lernt, daß Reichtum allein
daS Glück nicht ausmacht, beginnt
er zu verstehen, daß jene Last, die
stumm und unter Lächeln verborgen
werden muß, die schwerere ist, und
daß jeder Mensch, ob hoch, ob nie
der, sein Bündel schleppt, um so
mühevoller, je mehr er darum be
neidet wird!
Wie wird doch da mit einemmale
das Herz so leicht, wie wird- die
eigene Bürde gering, an anderer Leid
gemessen!
Nein, nun ist die Arbeit nicht mehr
verhaßt und drückend, sie wird zur
Trösterin, die unS lehrt, in der
Pflichterfüllung die Aufgabe unseres
ErdendaseinS zu ersehen.
Die Arbeit, wenn sie mit willigem
Herzen vollbracht wird, macht sroh
und frei, sie macht zufrieden, und
Zufriedenheit ist das Glück!
Wer s o das Leben nimmt, dem
können Neid und Haß nicht nahe
kommen. Auch nicht die Unzufrie
denheit.
Mag immerhin unser Mühen ohne
Anerkennung bleiben, mag unser be
stes Wirken des woblverdienten Dan
keS entbehren müssen, was liegt am
leeren Schall, wenn nur daS eigene
Herz die volle Ueberzeugung besitzt:
Ich habe meine Pflicht recht getan!
Daß auch das Leid zuweilen sich
an uns schmiegt und nicht weichen
will, je nun, das kann uns vielleicht
die jubelnde Fröhlichkeit sorglosen Ge
nusses rauben, die stille Genügsam
ke:t des mit sich selbst zufriedenen
Herzens aber kann auch das Leid
nicht von uns nehmen.
Tragen und Leiden ist eben des
Menschen Los.
,, Wahrend ich diese Betrachtungen
O
'
Iftätsds und
Logogriphcn.
1.
In das Herz des grötzten Wcltbezwin
gers
Sche Du hinein.
Und es wird der größte LeidenSüber
winder
Bezeichnet sein.
Es fürchtet mich der BLscwichr,
Und wer, als Feind vom Tageslicht,
Gern nur im Dunkeln handelt;
Es fürchtet so mich der Soldat.
Selbst, wenn er sonst den Schlachten
Pfad
Stets furchtlos hat durchwandclt:
Es fürchtet auch die Liebe mich.
Wenn ihre erste Regung sich
Im Herzen zeigt, wenn ihr Entfalten
Sie gern noch wünscht geheim zu hal
ten.
Laß ich das e, das leicht beschwingt.
In meiner ersten Silbe klingt,
Von Dir in o verändern,
Tann bin ich ein willkommner Gast,
Tann wünscht man mich mit Liebeshast
Gewiß in allen Ländern,
Tcnn jeder, der mich llua besitzt.
Ist steis durch mich vor Not geschützt;
Doch soll ich dauernd Heil gewähren,
Mutzt Tu mich mit mir selber nähren.
3.
Mit einem ...s wars schon in früher
Jugend
Ein Taugenichts; fremd blieb ihm jede
Tugend.
Mit einem ...g, ich magg nicht gern
erzählen,
Beherrscht eS ihn zum Lügen und auch
Stehlen.
Mit einem . . . d war er bereit, zu rei
chen
Es jederzeit zu allen bösen Streichen.
Zuletzt muß eS mit ...f das Mittel
geben,
Um würdig zu beschließen dieses Leben.
Zunächst bin ich dem Ring verwandt.
Umzieh die Erd als Himmelsband;
Doch laßt das erste Zeichen schwinden,
Und in des Heiken Südens Land
Bin ich von Schöpfers Vaterhand
Allgütig ausgesät zu finden.
Nehmt noch das erste Zeichen fort,
k M.;& k! rn,.-)
vij viiiu im uvi-iif vm uil ?kliv,
Doch leblos kalt nur und gefroren;
uns ncymck nocy oem llemen Wort
Ein Zeichen fort am .andern Ort,
So wird gar viel aus ihm geboren.
Nioht um alles. Lina:
Vrr einen Schnupfer möchte ich
nicht heiraten, nicht um alles in der
Welt.
Vertha: Wenn er aber recht reich
wäre?
Lina: Na, da müßte er schon
sehr reich seir'
schreibe, liegt vor mir daS Lrieflel
einer lieben Leserin; auch sie hat
Schweres ertrage, auch an ihr Herz
klammerte sich daö Leid, wi o so
viele ihrer Mitmenschen, und jU
glaubte, da ihrige sei da größte.
Da nahte auch ihr sich jene zarte
stimme und redete ihr Trost und
Hoffnung inö bange Herz, nd heute '
ist die Wunde vernarbt, und da
Weh zittert nur noch wie verhallen
der Glockenschlag leise und wehmütig
nach.
Ei sind ihre eigenen Worte, die ich
hier niederschreibe, und auch ein sin
niges Gleichnis enthält ihr tnhaltö
reicher Brief, daö ich meinen lieben
Leserinnen mitteilen will:
AIS Gott die Welt erschuf und
alle Gaben sckon , nach Gutdünken
verteilt hatte, da blieb bloß noch da
eiv uvrtg; das war so schwer, daß
er eS nirgend? anbringen konnte, vo
immer er eS auch hintun wollte.
Er legte eö auf Felsen und Ber
ge. aber sie brachen unter der ner
träglichen Lost. Da versuckite er e
beim Menschen, und siehe, der
Mensch konnte daS Leid ertrage!
Denn neben ibm standen treue En,
gel, die ihm halfen: die Hoffnung,
oie lym zuflüsterte, nicht zu verzagen?
der Glaube, der nach oben wie, und
die Liebe, die daS Leid teilte, und
eS ihm leicht machte.
.So bat Gott den Menlckien d
Leid aeaeben. dock aucb keine Enoel
zum Troste dazu.'
Ich freue mich, immer, wenn mir
auS meinem Leserkreise so innrmt
Herzensworte zufließen, ich finde so
viele Perlen m oft ganz schlichter
Hülle, und ich babe dann immer hoi
Empfinden, daß sich ein zartes Band
herzlichen SichverstehenS und schöner
Sympathie um unser Plauderstüb
chen schlingt, dak b!er daS bttt
zum Herzen spricht, und der Spruch:
Geteiltes Leid ist halbes Leid, ge
teilte Freude ist dovvelte ffreude' tut
Wahrheit wird. ,
Mag auch der Bibelsvrucb. den ick,'
am Eingange erwähnte, uns daran
mahnen, daß unser Leben ein kurzes
ist, mag unsere Lebensaufgabe nur
in Arbeit und Pflichterfüllung beste
hcn. und das Leid aar oft unser
Gast sein. lasset uns nicht verzagen!
im? reinen ja, 10 lange unS Glaube,
Hoffnung und Liebe leiten. braiick,n
wir daS Los des Menschen nicht zu
surazien. , ,
Frau Karolinen-'
' -V'.-.
Z
Suielecke.
5 " 4
.5.
ES nennt mein Wort. Tu kannst mir
. glauben.
Ein Ding, des Ton verletzt Dein Ohr:
Doch wirst Du ihm zwei Strichlci
rauben.
So ftellts des Märchens Schwester bor.
6.
Wo ich walte, zeigt in hellet Klarheit
Jedes Wesen sich so. wie es ist;
Denn vor mir. dem Urquell aller Wahr
heit.
Fliehet Falschheit. Trug und Hinterlist..
Wie du.ch mich die Weit und Menschen,
leben -
Deinem Blick erscheinen unverhüllt.
So ist aller Geister höchstes Streben,
Wenn sie mich erlangen, nur gestillt.
Gibst Du born dem Rätsel noch zwei
. Zeichen.
So bergig mein m, selbst in der Not;
Jeder könnte Glüa und Heil erreichen,
Täten alle nur, was ich gebot.
.Handle recht und gut m allen Din
gen!"
Rufe stets mit gleicher Strenge ich; ,
Doch, wie mancher denkt nicht ans Woll
bringen.
Spricht er prahlend auch, er kenne mich.
sein eben Dir mit a.
Bist DuS selber nickt mit
Aber wer es ist mit i.
Hilft sich durch und lacht dazu.
8. ! k.
Mit a Bai r8 '
Der Freundschaft Sinn entfaltet:
S. -H . i
ii " inanaj Herz geiruor.
Zum Bösen stets gewaltet.
Kannst. Leser. mit n
Uns nicht zum Bunde führen.
So komm mit ä nicht nah.
ico zu rezenteren.
Lösung der Rätsel in vkkx
Rummer
1. Regenbogen.
2. Schlafrock., '
3. Bergwerk. ,
4. Paganmi.
6. Malabar.
6. Taschendieb.
7. Laubenheimer.
5. Steckenpferd.
9. Treue. Reue.
Denk' immer, eh' Du sprichst, unl
schweige fittsam still, '
Sobald ein Aelterer und Klügrer
reden will.
Wenn deine Eltern ctwaZ untersa
gen.
So folge, ohne erst;'. .Warum? zu
kragen l - ,
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