Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, June 04, 1913, Image 2

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    n
Tägliche Omaha XrsJÜnf.
IIU w.
fi'on TZarie JJunjJou.
N!r ließt rt-.t oTteJ Lied Im C!n,
'Jfii meines LebenS uben'N
i'b mir'! a kvr Ql,, d Butter sang.
es au meinen Jüdinnen prang:
2 ') weiß et nicht.
Ca Inunderfim kenn' ich fein ffedicM
fUi diese! t'ieb ii dem Jugendlaiid,
Sa ich onf allen Wegen fßn
l'ßl ft- s.llsam vcu Lied spricht
Von Wer Liebe, die iiFet dem ?od
Wie eine leuchtend ffackcl loht
it d,'n Ewinkeit her die Welt bezwingt
t Mutterliebe ton ihr ti singt. -
TaS Tij,skrl.
sine heitere Episode' von Fritz CZnger,
Won dorn feixn. Kar c ziemlich
Endlich; da S NäSchen saß gut und
hatte ine nippische Form, die Aeug
llein blitzten und waren lebhaft, sie
Konnten aber auch einmal recht sinnig
dreinschauen, sittliche Ohrchen kleb
ten an der Seite, nur so halb fest.
Unfalls hätten zugreifliche Oberleh
f.x nicht gewagt, das anzufassen, um
etwa das Dickkopferl in die richtige
Lage m bringen. Ter Mund war
klein und ungewöhnlich ausdrucksvoll
Die Stirn hatte zwei Höcker, wie man
sie sonst nur vn Professoren von Be
ruf sie.ht. Ta muß i wohl gesessen
Hahn, ganz sicher, da saß alles zu
sa'nnnen. von dem ich berichten will.
Ucbrigens es gehörte ein schöner
fchl-nler Madchenkorper zum Dick
icpfcrl, ein Paar leichte und wohlge
formte Füße, und es verfügte außer
hin über ein paar feine flinke Hände.
EZ ist selbstverständlich, daß so ein
gottgewolltes Tickkopferl sich schon
sehr früh offenbart, aber so in seiner
ganzen immensen Bedeutung kam es
erst heraus, als men bemerkte, daß es
em ganz unaewohnuch schönes Mad.
6)en werden sollte. DaZ war nah'
d?m vierzehnten Geburtötaq. Da
reisten sich die rundlichen Wanzen,
th Uiien bekamen jenes geheimniZ
volle Leuchten, das auch noch in die
drrbchrtestenMenschenherzen hinnnzu
dringen vermag. Die Haare bekamen
Leben und glänzten in der Sonne,
cl3 wenn in jedem einzelnen ein gehn
r.itt Schatz verborgen wäre, und das
canze Figürchen wurde klastisch wie
eme Spirale aus Suberdraht; die
sanzz Erscheinung Dickkopferls war
eine sonnige Erfcheinuni, Jawohl,
und damit drang eben das Fräulein
durch. Ueberall. Bei Papa begann
eZ, und bei den Freundinnen hörte es
auf.
AlZ es aus der Schule entlassen
werden sollte, da atmete Vater und
Mutter auf. denn nun war wenigstens
diese Gefahr dorübn, und die Mutter
sagte es eines Tages am Tisch:
Nun haben wir auch die Liesel
b.dri?aßen.- meinte sie, .und ich
bin so'froh, denn man kann nie vor
aussehen, ob die Liefe! uicht einmal
etwas besser weiß als die Lehrer, und
das wäre doch sehr unerfreulich."
Papa griff nach der Gabel und
fügte dem hinzu:
.Ja. oder ob sie nicht den Stunden,
plan abändern will."
Die Liesel hatte das gehört, denn
sie war nicht hinausgegangen, sondern
s:and noch am Fenster. Am andern
Tag kam sie mit dem fertigen Ent
jajiuB, sie wolle Lehrerin werden.
Aber um Gottcs willen da mußt
t Vi. fF ...1 - M i
Xu ja wieder in die Schule:
.Nun ja eben, das ist es doch."
.Aber Liesel!"
Aber Kind!"
.Kleine, da gibts rote Tinte!"
.Und wenn sie violett wäre."
Oater. Mutter und Bruder waren alle
gleich machtlos. Und welche Angst
man nun , ausstand, als Tickkopferl
se'.re ersten Stunden im Seminar
hatte.- Vielleicht , müssen sie für die
QUM in n?rtTv,fnfi. ; :.'cm
UÄUL
f;"Ta tn fc; V., J:ai . ' ,
nTmmfrS
..,., iie muiien ihr eint besondere
Tür maefcen , n, M, m.Wt'i.
anschaffen, denn auf die
tLAti' r.m. ' -. ' 0"
i;iue,i iie nicni:
.Gott, o Gott, und das alles muß
ich bezahlen!" seufzte der Papa, dn
ein städtischer Beamter war und'nU
ein städtischer Beamter war und nicht
über allzu überflüsstae Gelder hr,
fuzte. , Aöcr bei Dickkopferl kam eben
cl.es anders, und so fügte es sich
wundersam in die Schulordnung. EZ
bekam allerdings einen eigenen Stun
, denplan. aber nur darum, weil es sich
so fähig zeigte, daß man ihm einige
Stunden schenken konnte: es hatte
;eine eigene Schulbank, weil es be
ibauptete, eS sehe nicht, wenn es nicht
I direkt am Fenster säße? es durste auf
- der schwarzen Tafel mit einer gelben
Kreide schreiben, weil eS behauptete:
! di? weiße täte ihm weh in dm Augen,
und eS wurde sonst überall auf ige
,.!nen Wegen belassen, weil rnan sehr
.bald wußte, daß eS,'! om weitesten
Zam. und weil es imf if tüchtige
SMrin war, Hass jede Klasse stolz
k.2ickkpfzl zu besinn.
So nahm es zu rm Größe und An
sehen, wurde immer hübscher, ' und
seine 'Hirnschale' bekanr einige Auö
l u.tungen zu ?den bereits Vorhände
v.ru Aber es setzte alles durch und
l-ng mit dem besten Zeugnis ab. -
verbrachte es einige Zeit zu
"luse. Es war un neunzehn Jahre
c .i unö schöner eil je. Trotzdem
' . die Eltern überzeugt, daß es
'1 Aann bekommen konnte, denn
' s-': cuS Prinzip immer .nein"
" - "X fcar slr, daß 3 noch sm
Traualtar, fallt man I bi, dahin
krachte, zum Herrn Pfarrer sprechen
würde: .Ich werd mir da sür mich
an allein überlegen."
Da merkte Tickkopferl eine Tage,
daß man ihm nicht di Fähigkeit der
Liebe utraute. und am anderen
.Abend ging es mit einem schönen, ae
wandten unaen l!anne ourcy vie n
lagen. Der war ein reicher Kauf
mannösobn. und er hätte sich keine be
sondere Muhe um ein Mädchen zu
geben brauchen, jede im Städtchen
hätte ihn genommen, ober er war nun
einmal in diese eine versessen und
darum selig, daß sie ihm endlich ge
stattete, sie aus einem Epaziergang zu
begleiten. Xlt Unterhaltung war
allerdings sehr einseitig. Sogt er:
.Die Berge sind wunderbar blau", so
drehte sie den Kopf nach der Ebene
und lächelte leise, agte er: ,151 i
doch ein wunderschöner Tag heute." so
spannte sie den Regenschirm auf.
Sagte er: .Ich finde, daß eS sehr
warm ist", so zog sie die Handschuhe
an. Sprach er vom Theater, so
summte sie das Lied aus dem letzten
Konzert; summte er dann mit. so
macht sie ein so sinnig verträumtes
Gesicht, als wenn sie in allen sieben
Welten hinter dem Mond zu Hause
wäre.
Schließlich. eil! r gar nicht mehr
wußte, wohin er sie in den Reichen
seiner Phantasie leiten und führen
sollte, da hielt er ihr inen Vortrag
über drahtlose Telegraphie. Sie hörte
ihm wirklich zu allerdings so. daß
er tatsächlich nicht wußte, ob sie ein
Drama oder ein neues Kleid nebenbei
ausdachte. . Aber neben alledem
strömte draht und sprachlos eine so
angenehme Wärme von ihr aus, daß
er immer mehr in den Bann ihrer
stummen Persönlichkeit geriet. Und
dann kam ihr vor, eS wäre doch am
besten, wenn man überhaupt nichts
redete, weil dann diese stille Freude
am besten ihren Weg fand, und dar
um schwieg er.
Man war inzwischen aus einsame
Pfade gekommen. Vom Himmel floß
mildes, leuchtendes Gold, und Dick
kopferl sah einmal den Begleiter an.
und er meinte, daß eS da mit den
blitzenden Augen etwas gar Wunder
sames sagen würde, etwas, das man
etwa mit den Worten umfassen
könnte: .du seltsamer Mensch, weißt
du denn nicht, daß ich genau weiß.
daß du immer ganz etwas anderes
meinst, und warm sagst du mir dieses
andere nicht."
So deutete er DickkopferlZ Augen
spräche und er begann sich zu schämen
für all seine Redereien, die vielleicht
fehr ungeschickt, jedenfalls sehr unehr
Ilch waren. Und in diesen Gedanken
eingesponnen, meinte er, müßte er
alles wieder durch einen einzigen kuh
nen Zug gut machen. So paßte er
den ersten Moment ab und dann faßte
er mit einem Male das niedliche Dick
kopferl da wo es am dicksten war und
drückte seine Lippen auf die ausdruck
vollen schmalen Lippen deS Fräu
leins.
Einigermaßen war es überrascht.
aber die Strafpredigt, auf die er vor
bereitet war, folgte nicht. ES blieb
auch jetzt ruhig in der Gegend und
Tickkopferl zog bloß ein Taschen
tücherl und wischte sich den roten
Mund ab.
Das geschah mit unnachahmlicher
Sachlichkeit. Als es daö Taschen
' . . . 1 '
tücherl wieder untergebracht, sagte eS
schnippisch, aber nicht unfreundlich:
.Meinen Sie. daß Sie mir nun
damit imponieren können?"
Eigentlach hatte nach diesen Worten
Arnold Steber. so hieß der junge
Mann, das Gefühl, als müßte äugen
blicklich alles aufhören, als wäre er
aus dem Himmel an zehn Meter in
den Boden hineingefallen. Aber ae
rade an dieser Stelle setzte etwas ein,
tQUC fllc 5 11 111003
nun
Folgenden nennen könnte. Der Mann
ksvtgeliven nennen lonnie. Jjn Mann
brach allerdings zunächst hier b und
8 .fl ,u,i; V, i;. w,
n0J?. W$?3:.mn c" raunung
rer Formlichleiten, aber das reiz e
Tickkopferl.
Das war eine Aufgabe
für sie, um
' ' c Zu
iJÄS?
Ü bergeben ohne d.
den Mann zu werben.
nur daS geringste
daß irgend jemand.
der Mann selber Inbegriffen, davon
etwas merkte!
Wie alle anderen Aufgaben, die sich
Dickkopferl bis dahin gestellt hatte, so
löste es auch diese glänzend, und das
Resultat war eine Verlobung und die
übliche Zeit später eine Verheiratung.
Die Rolle als Hausfrau spielte
Frau Dickkopferl in durchaus eigener
Inszenierung und Auffassung. Zu
jeder einzelnen Stelle hatte sie ihre be
sondere Melodie, solange das ging
und von außen keinerlei Störung
kam. war das durchaus harmonisch.
Aber in ganz onoer Wetter leuchtete
am Himmel bei' ehelichen Glückes,
wenn einmal. m,t oder ohne Schuld
des Hausherrn, durch die Berechnun
gen der Hausfrau eine Fliege flog.
Sagen wir. Dickkopferl wollte am
Sonntag nördlich zum Städtlein hin
aus. und der Herr Gemahl, der wie
andere seine Zeichens, sich einbildete,
auch eine Meinung haben zu dürfen,
war für die südliche Richtung, dann
war eben Dickkopferl einfach krank, aß
und tränk nichts und hatte es in den
Beine, in dem Kopf und den Zehen.
Daö konnte dann auch länger dauern,
denn die eingebildete Krankheiten
sind bekanntlich am schwersten zu hei
len. fo lange . wenigstens, als die
Aerzte nicht eine Salbe erfunden
haben,
mit derrnaq Mucken,!
, r jtnvft Hirn" n 1tlff-TTTfB.i. im ifUtt V mm , .1 1 ,a -
die sich in solchen Fällen im Hirn fest
setzen, zu Leibe rücken kann. Aber
auch wenn ein Naturwille oder ein
Naturkaprize sich in Dickkopferl
Pläne mischte, dann war auch die
Temperatur unerträglich. Sagen
wir: ti war schön Wetter, wenn e
den Regenmantel zurechtgelegt hatte.
Oder es war drei Grad kälter, al ,S
meinte, daß genna wäre, dann der
warf sich Frau Dickkopferl mit der
ganzen umgebenden Welt. Dafür
war aber in allen Normallagen Dick
kopferl ein Muster von LiebenSwllr
digkelten. .Manne, ist Dir warm
genug?" .Männe, hast Du keinen
Durst?" .Männe. soll ich Dir noch
ine Lampe bringen?" .Mann, darf
tch an dem Tisch sitzen?" und so wei
ter. alle Tage von früh bis obendS.
Immer war eS nur darauf bedacht,
dem Manne angenehm zu sein, so
lange eben daS gute Wetter anhielt,
Aber eS gab m jedem Monat böse
Tage. Uno die konnten schon recht
böse sein. Dann knurrte die junge
Frau daS Milchmadel. den Brotmn
gen. die Magd, den Mann, den Tisch
und sämtliche Stuhle, kurz alleS zu
sammen an.
Im Verlauf der Jahre mehrten sich
nun die trüben Tage und ei drohte
tatsächlich manchmal eine Katastrophe.
Es wollte eben unbedingt in allem
und jedem nur nach eigener Pfeife
tanzen. ES begründete daS durchaus
lcglsch:
Ich sehe aar nicht in, warum ich
nicht meine Wege selber aussuchen
soll, warum ,ch gerade ausgerechnet
Dir den Willen tun müßte, denn ich
habe auch eine unsterbliche Seele und
bin dem lieben Gott grad so nah wie
Du."
Der Mann wandte ein: .Wenn
zwei zusammen sind, muß eines nach
geben können.
So gib Du nach oder nicht, ich
verlange ja gar nichts als meine per
onliche Selbständigkeit.
Derartige philosophische Zwiege
präche führen gern zu chronischen
Ehekrankheiten. Irgendein Genie hat
dagegen den Stammtisch erfunden.
Das isk aber eine eigene Heilmethode,
o etwa: man kuriert den bösen Fuß
dadurch, daß man ihn abschneidet,
Dickkopferl war nicht für halbe Ehe
eligiett zu geistern und so Ware
einfach daS Ende unmöglich weiter
hinauszuschieben gewesen, wenn nicht
inzwischen ein zungeS Dickkopferl an
gekonnnen wäre.
Das war ein ganz kleines Kerlchen,
aber in seinem leiste die dreifache
Konzentration von der Mutter. ES
lachte, wenn es Haue bekam und
schrie, wen man eS koste. ES tat von
allem immer daS gerade Gegenteil und
wurde immer intensiver in seiner
Seelenrichtung, je älter und größer eS
wurde. Jetzt wurde Dickkopferl voll
und ganz in Anspruch genommen.
Und jetzt machte Dickkopferl seine
schwere Zeit, die weitaus schwerste
Zeit semeS LebenS durch, denn nun
galt es, das eigene Blut zu bezwin
gen.
Das war ein Kampf, der Jahre
dauerte, und um so heftiger wurde,
als zu dem ersten Dickkopferl junior
noch zwei Schwesterchen hinzukamen.
Das brachte die Entscheidung, denn
nun schritt Dickkopferl senior zu radi
kalen Mitteln.
Hiebe, Hungerkuren, Kältemischun
gen. Strapazen, alles wurde angewen
det und wahrhaftig, Dickkopferl siegte
auch diesmal.
Es dauerte Jahre, aber kS gelang
gründlich. Und das allermerkwull
digsie war: Dickkopferl verlor im Ver
laufe dieser Jahre seinen eigenen
Dickkopf.
Als eS daS bemerkte, da war S
erst unglaublich erschrocken, aber eS
merkte gleichzeitig, daß man so auch
durch die Welt kommt. Diese letztere
Entdeckung machte Dickkopferl erst
zum richtigen frohen., glucklichen und
vollwertigen Menschen.
Sine ,rigit Wette.
$
In einem russischen Blatte werden
Erinnerungen deS verstorbenen Be
gründer! der Zeitung, deS Schrift
ftellers P. S. Bartenew. veröffent
licht: u. a. wird die folgende spaß
hafte Geschichte erzählt: Der Maler
Jaschnenko wettete einmal um 3000
Rubek, daß er sich dem Kaiser Nlko
laus I. vollständig nackt zeigen werde.
Er wohnte an der Morskaia in Pe
tersburg. Der Zar begab sich, wie!
Jaschnenko wußte, öfter vom Winter
palais zu Fuß durch die MorSkaja
nach dem ManenpalrnS, wo seine al
teste Tochter wohnte. Darauf baute
der Maler seinen Plan. Eine! Ta
ges stellte er auf den Balkon seiner
Wohnung eine nackte Statue. AIs
nun der Kaiser an dem Hause vor
überging und die Statue sah. fragte
er einen Polizeibeamten: Wer wohnt
dort?" .Ein Künstler. Majestät .
lautete die Antwort. Der Kaiser
war Kerubiat und fthrnlit htm Rl
kon weiter keine Aufmerksamkeit,
. 1 - , - 1 I
Daraus hatte Jaschnenko bloß oewar
tet. Einige Tage später rief er seine
Freunde zu sich, zog sich vollständig
aus und stellte sich splitternackt an
die Stelle der Statue. Der Kaiser
warf, als er vorüberging, einen fluch
tigm Blick auf den Balkon und sagte
zu feinem Adjutanten: Die andere
Statue war schöner." Jaschnenko
aber hatte seine Wette gewonnen, .
1 . - .
Nrikkiskr jttege!
?i& txrn jttic stemm.
.Also, meine Damen, tl bleibt da
bei. we ich Ihnen schon vor Weih
nachten versprochen habe: Ehe der
April zu Ende ist. veranstalte ich ein
großes Frühlingsfest in Kostümen
sagte di freundliche Besitzerin deS
Pensionati .Ohne Heimweh" zu
ihren Gasten. alS man nach dem
Abendessen zwanglos im Salon bei
ammen laß
.Ach ich dachte das war nur
tveri von itrau Proren or jttuoe
"un U" lll"
mann,- bemerkte eine streng blickende
Primaner n. die tot dem Abiturien
tenezamen stand. .Für dergleichen
Kindereien haben wir wirklich ernst
strebenden ffrauen doch kaum noch
Interesse."
Sie war sehr klug, die kleine
SchuldirektorStochter aus Holstein,
sehr kühl, Je&r überlegen und ohne
ieoe Phantasie und Freude an Heite
rem und Fröhlichem. Sie dachte, daß
man ernsthaft lernen und schassen
könne nur im Werktag deö LebenS.
und deshalb machte sie ihre Sonn
tage auch zu Lerntagen. Ali spate
rer Oberlehrer glaubte sie schon jetzt
ich so stolz und streng halten zu
müssen. ,
.DaS wußte ich, daß unsere Wei5
heit so und nicht anders sprechen
würde," rief die silbern tönende
Stimme der zierlichen Gesangsschü
lerin Erna Wagner, die bei einer be
rühmten Sängerin für die Buhne
ausgebildet wurde, und lächelnd sahen
all die jungen und nicht mehr jungen
Damen sich an, die in der Pension
Ohne Heimweh" ihr Heim hatten,
um ihren verschiedenen Studien obzu
liegen.
Und: .Ach ja, liebste Frau Profes
sor Krudemann ein recht flotteö,
schönes Fruhlingkfest in Ihrem Herr,
liehen Garten!" stimmte ein schlan
kes, dunkelhaariges Mädchen bei. das
sich der Malkunst gewidmet hatte.
.Die Arrangements überlassen Sie
mir und Hanna Dernebaum."
Hanna Dernebaum war nämlich
als Turn- und Tanzlehrerin an ei
nem Institut angestellt und konnte
sich reizende Reigen und Quadrillen
ausdenken. Ohne sich an Mila San
ders', der Abiturientin, gelangweilte
Miene zu kehren, fingen die Damen
an, zu beratschlagen.
Viele Vorschläge wurden laut.
wurden besprochen und wieder ver
worfen, bis Hanna Dernebaum plötz
lich sagte: .Ich weiß, wir erscheinen
als Blumen, als Käfer, als Libellen
und Schmetterlinge, und ich denke
mir einen hübschen Reigentanz aus
.Ja, daS ist schon!" stimmte d,e
Malerin Julie Söller bei. .Da
kann man sich unglaublich schöne Ko,
ftüme herstellen Schmetterlinge
mit bunten Flugein und
Aber es mu en auch junge
Schmetterlinge sein." sagte Mila
SanderS scharf. Sie war nämlich
die Jüngste des KreifeS und sehr
stolz daraus.
.Ich zeichne die Kostüme auf." er
klärte Julie weiter, ohne sich an Mi
..ffS'IK :
u"."wullt "u" ""ii!
Anfertigen.
.Und wen laden Sie sonst noch
em, .Frau Professor? schmeichelte
Lisbeth Traunler. die bei der Dame
die Hauswirtschaft lernte.
Lisbeth Traunler war nämlich
Niemals, wie die anderen Pensiona
rinnen, für ein Vergnügen ohne Her
ren zu haben. Flotte Tanzer und
Courmacher gehörten zu einem rech
ten, echten Vergnügtsein des einzigen
Töchterleins wohlhabender Leute, die
mehrere große Mühlen m Pommern
ihr Eigen nannten und ihren Lieb
ling nur eben fortgegeben hatten, da
mit sie einmal sich in anderen Kreisen
bewegen lernte.
Nun die Bekannten von unö
allen die Prima deS Gymnasiums
und die jungen Mediziner, mit denen
Fräulein Dr. Preuße zusammen
beitet, und die Malklassen deS Pro.
fessorS Wedelich und die Musikschule
der Frau Terentini und alle meine
Bekannten. Und wer nickt im Ko
stüm kommt, zieht eine einfache Som
wer oder Strandtotlette an.
Und es gibt Stachelbeertorte und
Maibowle!" proklamierte Lisbeth. die
außerordentlich praktisch begabt war.
.Wir wollen gleich die Rollen ver
teilen," sagte Julie Söller. .Hören
Sie. kleine Primanerin, Sie könnten
das Dornröschen sein."
.Gewiß gern dann kommt
mir wenigsten niemand zu nahe,"
sagte Mila großartig. '
Ein lautes Geschwirr entstand,
Veilchen. Maiblume. Hyazinthe. Au
rikel wurden vergeben dann Li
belle, Schmetterling und Marien
käfer.
Marienkäfer sollen Sie sein.
Toni." Die energische Malerin
klopfte dabei einem großen, blonden
Mädchen auf die Schulter, das, über
ein Buch gebeugt, in einem Korbstuhl
gesessen und scheinbar gar nicht auf
v r (m.:..u.3...9i...rx .
uvwwu teinuiigauusmui
achtet hatte.
Ich Marienkäfer?"
Toni von Seulwitz richtete ihre
großen, dunkelblauen Augen auf die
Sprecherin.
Wollen Sie nicht? ES ist
nicht? anderes mehr übrig: weshalb
haben Sie sich nicht zur Maiblume
gemeldet daö fclr? etwa für Sie j
gewesen aber dal ist. ua schon
vergeven.
.Ich nehme auch den Marienkäfer.
ei ist mir ganz gleich, welche Roll
ich spielen soll, di, spiel' ich den."
MIla Sander! richtete ihre kluaen.
Icharsen Augen aus Tont, die in ihrer
klldlen, reservierten Art etwa! rätsel
haft zwischen den jungen Damen
stand. Ihre Eltern hatten ein aro
ße!. schöne! Gut in Pommern, und
sie hätte ruhig und bequem daheim
bleiben können, aber die neue Zeit
richtung hatte eS ihr angetan sie
hatte den Eltern erklärt, nicht nur
nlif k?,sw!ds,n, 5'.,... 'k
r ,T " :r? " ! '
. " . . 'I" r
fviiviwi ii iuuuic iuiiyu i uiuu
ten. ihre schöne Stimme ausbilden,
und gehörte zu den Schülerinnen der
Terentini.
Und dann hatte ihr Fortgehen von
daheim noch einen Grund: Sie wollte
des Barons Jochen Meddelkow stil,
iem Werben entgehen, lochen Med
delkowö. dem daö Nachbargut gehörte,
und mit dem sie. obgleich er sechs
ayre alker war als sie. aesvielt bat,
te. Der stille, große, etwa schwer
sauige Junge hatte immer eine Vor,
liebe für Toni Seulwik aebabt seit
oem age. da er. mit seiner Mutter
nach Seulwitzhof kommend, daö
rosige, schlafende, zehn Wochen alte
ino im Korbwagen gesehen hatte.
Wayreno ihrer Nlndknahre hatte
)ioni iq vie Spiele mit lochen auck
gefallen lassen. Er war. immer
freundlich und lieb und nahm manche
kleine ktra e für Wildheit auf sich.
die eigentlich Toni verdient hatte, aber
als sie erwachsen war. fiel ihr, wie sie
sagte, der schwerfällige Krautjunker
auf die Nerven. Glänzend begabt
war er nicht, aber er hatte treulichst
gelernt und eS auf der Schule bis
Unterprima gebracht. Toni konnte
eS heute noch nicht begreifen, daß er
Nicht vas Abiturienteneramen oe,
macht und erst noch, wie sonst üblich
in ihren Kreisen, Jura studiert oder
alS Offizier einige Jahre gedient
hatte. Aber Jochen tat, waS ihm die
nächst! Pflicht schien: Ali sein Va
ter. der nur ein mittelmäßiger Land,
Wirt gewesen war. starb, aina er von
oer schule fort mundig war er
ja und übernahm daS Gut. auf
oem eine mutiti noch mehrere abre
in Frieden und Glück mit ihm gelebt
hatte. Und er hatte nur beim Train
sein Jahr abgedient, anstatt in einem
feudalen Reiterregiment. Zwar gab
er ais Grund an. daß die Garnison
unweit semes Gutes ihm bequem sei.
um vort immer nach dem Rechten u
sehen, aber Toni fand diesen Grund
sehr saoe.
Als da verwöhnte einzige Toch,
rerazen, oas ohne Pflichten war.
konnte sie derartige Erwägungen nicht
verstehen.. Nun war sie schon über
ein Jahr in der Pension .Ohne
Heimweh", aber hin und wieder pochte
oie Sehnsucht nach dahe,m machtig
bei ihr an. Dann mußte sie sich mit
Gewalt von diesen Gedanken loörei,
ßen. Wie konnte sie nur wieder in
diese unmodernen Träumereien ver
jauen. jie war ,a iioiz oaraur, em
modernes Mädchen zu sein, das sich
m.kn s,: s,f,, t,lm
könnte.
" V VV I
Wahrend die anderen von dem
Frühlingsfest gesprochen hatten, hatte
e wieder, fast unbewußt, an daheim
gedacht und sich gefragt, weshalb sie
eigentlich unter Fremden sei.
Unter Fremden? Ein tiefes Not
stieg mit einem Male in ihre Wangen
- jie oaiie jicy ja jcyon ganz gut in
Ohne Heimweh" eingelebt, seit der
tüchtige junge Assistenzarzt, den der
erste und berühmteste chirurgische Pro
sessor auö einer anderen Stadt beru
fen hatte, zwei Zimmer in der Pen
sion bezogen hatte und. wenn sein
Beruf eS erlaubte, die Geselligkeit des
heiteren KreifeS teilte. Er war. weil
er so gar gelehrt war und so jung
schon eine so gute Stellung hatte, der
einzige Herr, den Mila SanderS de
achtete, den Studenten gegenüber
hatte sie einen kameradschaftlichen
Ton, und die Künstler existierten
kaum für sie, wenigstens erklärte sie
stets, daß eine Unterhaltung mit
ihnen höchst uninteressant und .ohne
jeden Gewinn' für sie fei. Mila
Sanders suchte eben stets Gewinn für
ihren Verstand.
Dr. Fredemann war, nachdem er
im Eßsaal nachgetafelt hatte, weil
eine Operation in einer Nachbarstadt
ihn am rechtzeitigen Erscheinen ver
hindert hatte, in das große Ver
sammlungszimmer getreten und in
die Pläne zu dem Frühlingöfest ein
geweiht worden. Aber das Fest war
ihm anscheinend wenig interessant
er antwortete zerstreut und suchte
in Tonis Nähe zu kommen. Ihre
feine, kühl reservierte Art zog ihn an,
für die anderen Damen, denen er der
interessante, gelehrte Mann war, hatte
er stets bereitwillige Scherzworte.
Sie werden auch mittun beim
Frühlingsfest, mein gnädiges Fräu
lein?"
Ich bin niemals Spielverderber."
DaS ist eine große Weisheit."
sagte er mit Bedeutung und sah
neckend zu Mila SanderS hinüber,
die, seit sie Dr. Fredemann kannte,
den Gedanken erwog, ob sie daS
Oberlehrerstudium mit dem ärztlichen
vertauschen solle. Mit diesem gefchei
ten Manne zusammenzuarbeiten, er
schien ihr eine wunderbare Aussicht,
obgleich mehr die Persönlichkeit al!
'.''..' - '
der Oerus dasü, sprach. Aber M'.la
Sander! kmpsavd dies, wttfp&It!
lest nicht.
Trotzdem ,ilrt sie Tnl Seulwii,
fast, daß sie'so unbeweglich blieb, all
Fredemann sich einen Stuhl a ihre
Seite zog. und all sie beobachtete, daß
kl dem gewandten Manne schließlich
doch gelang, sie in ein lebhafte! Ge
sprach zu ziehen. Sein Ideal hatte
eigentlich früher ganz ander! auLge
sehen, nicht so groß und blond mit
dem echt norddeutschen, kühlen Blick
der großen, dunkelgrauen Augen, ober
er war auf dem besten Weae. sich ei
..... .. ttt.J . r i.
.jr. ...r
i" v!" nv inne -iuq
tigkeit den anderen imponierte. Toni
wertete in ihm nur den Menschen, wie
in allen anderen Herren de! kleinen
Kreisel. Und nach, und nach be
herrschte ihn der Wunsch, daß er, ge
raoe er, Tont mehr sein möchte.
D Tag de! FrühlingksesteS kam
heran. Ein warmer, schöner, fast
sommerlicher Apriltag Z DaS HauS
.Ohne Hklmweb' prangte in fest!
chem Schmuck, in zwanglosen Vrup
pen saßen die Gäste zusammen, und
auf der improvisierten Bühne führten
Blumen, Schmetterlinge und Kater
einen schön erdachten Reigen aus.
Tr. Fredemann kam spat, eine
dringende Operation hatte ihn im
Krankenhause festgehalten. Nachdem
, ff tll. e.t
(i uui fijLUD lyuut, juyuuii
tt nach Toni von Seulwitz auö
t i r - r r . , ri . t .
dort saß sie im roten Gewände mit
den schwarzen Punkten, auf dem
blonden Haar die kleinen Fühler und
Flügel,
Leise schlich er heran uttd hielt ihre
flatternden Schärpenbänder fest. Sie
wandte sich um und sah sehr erstaunt
auS. Er aber lächelte übermütig und
sang Ierse:
Marienkäfer, suege
Dein Vater ist im Kriege
. Deine Mutier ist in Pommer
land
Pommerland ist abgebrannt -Marienkäfer
fliege!"
Toni war ganz bleich geworden -
eine Szene aus ihrer Kinderzeit stand
vor ihr, als sie einst einen Manen
käfer gefangen hatte und auf der
Hand hielt, froh, ein solch kleine?,
hübsches Käferchen zu haben, da hatte
Jochen lllceddelkow gesungen:
Martenkaser, fliege
Vater ist im Kriege
Mutter ist in Pommerland
Pommerland ist abgebrannt
Marienkäfer fliege!"
Er hatte den Käfer mit der Hand
fortgescheucht, und als sie darüber ge
weint, hatte er ihr mit guten, klugen
Worten erklärt, daß man kein Käfer
chen in Gefangenschaft halten dürfe,
eS müsse doch wieder nach Haufe
fliegen
Aber sie hatte daS nicht einsehen
wollen. .WaS schickst Du den Käfer
nach seinem Pommerland, wenn es
doch abgebrannt ist? Du bist ein
dummer Junge!"
Sie sah mit einem Male sein trau
rigeö Gesicht vor sich. Er hatte eS
gut gemeint, und sie hatte ihn einen
dummen Jungen genannt. Die kleine
m..k.kt Tv,n, N. " kk. Ynfc.
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hindurch wohl vergessen, aber tief im
Herzen war doch immer etwas davon
zu spuren.
Ein großes, großes Heimweh kam
plötzlich über sie. DaS hatte der
kleine Berö getan aus der Kin
derzeit. Und sie wußte heute, daß
ihn nicht ein dummer Junge gesun
gen hatte, sondern ein guteS Herz, ein
Gemüt, das niemand wehtun kann,
ein Herz. daS polz und aufrecht seine
Pflicht tat die nächste. Sie faßte
sich schnell:
,Sie haben recht, Herr Dr. Frede,
mann, mich daran zu erinnern, daß
Marienkäfer nach Hause gehören, ehe
es zu spat ist, ehe Pommerland ganz
niederbrennt."
Denn wie eine große, lichte Flam
me stand all die Liebe, die sie dort in
der Heimat gelassen, vor ihr, auch die
stille, große Liebe des stolzen Kraut
zunkers, der mit keiner Wimper ge
zuckt hatte, als sie ging. Mit einem
Male gefiel er ihr, daß er ihr Fort
gehen so ruhig getragen hatte.
Bei der Abreise reichte sie Dr.
Lebemann die Hand: .Ich danke
ihnen. Herr Dr. Fredemann, daß
Sie mich mit dem Vers an meine
Heimfahrt mahnten."
.Aber Pommernlano brennt nicht!
Er schüttelte den Kopf. Trotz ihrer
Ruhe und Reserviertheit doch so unbe
rechenbar!
w w
Als sich Toni mit Jochen Meddel
kow verlobt hatte, hat sie ihm die Ge
schichte mit dem kleinen Marienkäfer
KinderverS erzählt, und am Abend
vor dem Hochzeitstage, beim Abschied,
drückte Jochen seiner Braut ein klei
neö Schmucketui in die Hand: .Du
mußt eS aber morgen bestimmt tra
gen, Tont!
Auf schwarzem Samt gebettet, lag
da eine nur kleine Brosche, ein Ma
rienkäfer aus herrlichen Rubinen mit
sieben Punkten, die von kleinen Dia
manten gebildet waren. Tonis El
tern fanden die Idee, solche Form
zum Schmuck zu wählen, etwa? merk
würdig, andere Bekannte und Ver
wandte allzu landwirtschaftlich oder
verschroben nur Toni und Jochen
wußten, daß oer Martenkaserver ge
rade zur rechten Zeit an ihr Ohr ge,
klungen war.
L'avegie Lasstoha,
T fünfiisiäbciae Sssod Okck.a'
ter Ckutari dem geschäfiltüchtizen
König Nikita von Montenegro in' l
die Hände spielte, um sich selbst wk
König von Albanien ausrufen zu
lasse und damit den Wirrwarr auf
der politischen Calt"ar.Mttu int l
Hkillose zu erhöhen, hat eine Laus,
bah hinter sich, die die neidische e
wunderung eine! jeden Jrianer,
Häuptlinz! zu erregen geeignet wäre.
Ut ist da! Haupt der mächtigen alba
nesischen 2optanI.Familie und schuf '
sich in jungen Jahren bereit! einen j
lu durch einen bemerlenSwetten Er
folg. den er bei der Verfolgung der
Blutfehden feine? Etammekgenossen
,u verzeichnen hatte. Fünfhundert
zuverlässige, vor keiner Gewalttat zu
rückfchreckende Albanefen waren fiän
dig de! Rufe! de! verwegenen Van
denführer! gewärtig, der al ein
Mittelding zwischen Räuberhaupt
mann und Feudalherrn mit eiserner
Jaust sein Herrschaftörecht ausübte.
Mittlerweile hatte ein Bruder Es
sadS. Ghami . Bey . Toptani. die
Gunst de! Sultan Abdul Hamid ,u
gewinnen verstanden, und hätte dank
seiner vvn keinen GewissenSbedenken
getrübten Verwegenheit die Stellung
eines Flügeladjutanten des Sultan!
erlangt. Sein Einfluß verschaffte
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Hofe dei Sultans, der. getreu seineniX
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rrjoigreicoen Bertayren. vtauver zu
Polizisten heranzubilden. Essad zum
Kommandanten der Gendarmerie in
Janina erkftrnnte und ihm damit eine
schnelle Karriere eröffnete.
AIs Essads Bruder in Konstantins
pel einer blutigen Intrigue ,um
Opfer fiel, nahm Essad in Erfüllung
der Forderungen des heimatlichen
Ehrenkode? an dessen Mörder, dem
Sohn eines Großwesir!, blutige Rache '
und floh dann mit einem Teil seiner
Gendarmen in die Berge. Dort ae
riet er mit dem berühmten Tatar
Osman, dem zügellosen Gouverneur
von Janina. zusammen, den er ohne
langes Federlesen von seinen ge
treuen Banditen auS dem Wege räu
men ließ, worauf er sich wieder in
seine albanesische Zwingburg in Si
cherhei! brachte. Da Dankbarkeit
seine schwache Seite nicht ist, trug
Essad Pascha auch kein Bedenken, sich
im Jahre 1008 der gegen seinen
Wohltäter Abdul Hamid gerichteten
Revolutionsbewegung anzuschließen.
Er schwenkte mit Pauken und Trom
peten ins jungtllrkische Lager ab. ließ
sich als Kandidat der Partei .Union
und Fortschritt" zur Wahl aufstellen
und wurde auch von Durazzg inS
Parlament geschickt. Dort vollzog er
dann einen neuen Frontwechsel, als
er sah. daß die Jungtürken abgewirt'
scyatiet hatten, und daß tS an -der
Zeit sei, das sinkende Schiff zu ver
iasen. AIs Essad zum letzten Male
im lungturkischen Parlament er
schien, soll er den Versuch macht
haben, den Präsidenten niederzuschla
gen? ein Gewaltstreich. der zur Folge
hatte, daß der gewalttätige Abgeord
nete durch Polizeigewalt auS dem
Hause entfernt wurde.
Wie Essad Pascha dann in Skutari
mit Hassan R!za. dem türkischen
Obcrkommandanten, zusammengeriet,
wie dieser nach dem von Essad Pa ,
scha veranstalteten Versöhnungkdiner
auf dem .Nachhausewege das Opfer
eines unentdeckt gebliebenen Meuchel
morde wurde, und wie Essad Pascha
oas ommanoa der VerteldlgunoS
armee übernahm, ist noch in frischer
Erinnerung. Essad ist der Typus
jener Abenteurer, Staatsgründer und
Despoten, wie sie in der Geschichte
deS Orients U häufig auftreten. ES
wäre ihm schon zuzutrauen, daß er
knit seinen Albanesen fertig würde
und in dem wilden Lande Ordnung
schaffen könnte. Ob seine montene
grinisch serbischen Freunde an ihm
künftig noch viel Freude erleben wer.
den, steht freilich dahin.
In Altona ist ein ff tauen
mörder verhaftet worden, auf dessen
Ergreifung eine Belohnung von 1000
Mark ausgesetzt war. In seiner
Wohnung wurde der siebzehnjährige
Kellner Rudolf Brodwolf auS Ober,
eßlingen verhaftet. Brodmolf hatte
am 21. April in Hamburg die acht
undvierzigjährige. von ihrem Manne
etrennt lebende Frau Heinrich ermor
et und beraubt. Nach anfänglichem
Leugnen" hat er die Tat gestanden.
Er hatte, wie er angab, em Liebesver
haltnis mit einer Freundin der Er
mordeten, und wußte, daß Frau Hein
nch ein Cparkasienvuch besaß. Eine
Tages kam er in die Wohnung, wo er
die Frau im Bett liegend antraf. Er
fing mit ihr einen Streit an und
schnitt ihr in dessenVerlauf mit einem
Rasiermesser die Kehle durch. Kratz
wunden im Gesicht des Mörder deu
ten darauf hin. daß dem Mord tte
Kampf vorangegangen war.
- Ein großer Bär brarb
neulich inS Gebiet des oberen Jnn
tals ein. Er kam aus dem Kaunie?
tal. Sofort rottete sich eine Tchar
von Schützen zusammen, um aus daö
Raubtier Jagd zu mache. Wäbrend.
dessen Isandte sich der Bär gegen dah
Ctschtai. In der Umgebum' vor
Nauder! wurde er von dem Bauern,
söhn Wilhelm Federspiel durch inen
sicheren Schuß erleg!. Der Bä: ,2t.
viele Schafe zerrissen.
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