Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, May 17, 1913, Image 3

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ttw schmücke
Nun schmücke dich mit Maien,
Vimm Hut und Ctab zur Hand,
nd tummle dich im Freien
, ur Fahrt ins Wunderland!
Wer weiß, wie viele Maien
Tir noch daZ Leben bringt?
frisch auf zur Fahrt im Freien,
Wo alles lacht und singt l
Mädchen, guten,
Hat denn niemand cZ gewußt.
!', Keiner es vernommen?
: Ueber Nacht ist ja der Mai
Gin Si Wirts f ntt rt trimmt f
V VIV WW b4kttlll
Maienblume schwingt im Hain
.v Hell die zarten Glöckchcn,
I Veilchen schlägt die Augen auf,
)" Wäscht im Tau das Nöckchen.
Löwenzahn im Wicscngrund
I Streckt die goldne Krone,
" Im Gebüsch am Waldessaum
i Zeigt sich Anemone.
m fr.r.".jt-.. r. -r, i v .... n C
l V2WUL'UlUIilUJl'U Vtll
) ' ZZrühlingsküchenschelle
; Ordnet flink den hübschen Zopf,
; Und es lacht Brüflelle.
Birke legt den Brautschmuck an,
Kirschbaum schmückt daS Mieder,
Apselbaum trägt rosenrot,
, Violett der Flieder.
Mein
U Was macht den Frühling uns so
lieb?
t Sein Vogelfang in Wald und Hain,
' Sein Vlumenduft in Feld und Rain,
. .Sein Licbesspicl und Sonnenschein.
Gewitter.
Sckwül ist die Luft,
Drckend
i.
Lastet sie
Ueber der Erde,
Ueber Mensch und Tier
" Bergschwer.
Früher fank die Sonne;
Schwarze Wolken
Kamen, breit den Himnicl
, Dicht bedeckend,
, Dicht enthüllend.
Unaufhaltsam.
(..
' Weiter eilte die Zeit:
Nacht ward's, tiefe schwarze
.- Nacht.
-Kein Stcmlein '
; Blickt hernieder.
Nicht des MondcZ Glanz
: Leuchtet zur Erde.
Tief schwarze Nacht.
Doch die Schwüle
.Wich nicht
!, Von den schwer Atmenden
Pfeilen gleich '
Schossen
, Am fernen Horizont,
Wctterleuchtcnd,
Blitze hervor,
' Und tauchten
Den Himmel in
ffFeurige Glut:
Dns Ci des
' x. Bei einem Feste, welches ein vov
nehmer Spanier öem Aomiral Qo
lumbus zu Ehren veranstaltete, hielt
er ihm eine grosze Lobrede, weil er
durch seine 5kühnheit und Geistes
kraft unter den gröbten Gefahren
cic üNioeaiing Amrrillls vvllvuu)t
lattt. Die anwesenden Herren vom
Hofe jedoch nahmen es übel, daß
einem Ausländer, einem Italiener,
der auch nicht einmal von vorneh.
men Eltern abstamn?e, so große
Auszeichnungen erwiesen werde.
Mich dünkt hub einer der könig.
lichen Kammerherren an, der Weg
nach der neuen Welt war nicht so
. schwer zu finden; denn der Ozean
stand ja überall offen, und kein spa
nischer Seefahrer würde den Weg
verfehlt haben." Mit vornehmem Ge
lächter stimmte die Gesellschaft die
ser Attcherung bei. und mehrere
Stimmen riefen: 0, das hätte ein
jeder von uns auch gekonnt!"
Ich will mich nicht dessen ruh
wen, was ich getan habe," entgeg
,nete ssolumbu?: denn ohne Got
.y tes gnädige Leitung hätte ich eS
' nicht zustande gebracht. Dabei möch
'' te ich bemerken, dak uns viele Dinge
pur deöhalb leicht erscheinen, weil
ein anderer sie unS vorgemacht hat.
M. I T. W . . in - M 2J V
dich mit lUaiem
Vom Himmel lacht die Sonne,
Taö Vöglein lockt im Hain;
Sie laden zu der Wonne
Tcr Maicnsahrt dich ein.
Kommt heraus!
Lerche sich zum Himmel schwingt,
Käfer spreizt die Schwingen,
Häschen übers Saatfeld springt,
Nachtigallen singen.
Hummel stimmt den Kontrabaß,
Starmatz die Trompete,
Specht probiert das lylophon,
Amsel bläst die Flöte.
Kuckuck durch den Laubwald ruft,
Fröschlcin quakt am Bache,
Und der Herr Gevatter Storch -.
Klappert auf dem Tache.
Welch ein Jubel! Welche Lust!
Welch ein Blumenscgenl
Seligkeit in aller Brust,
Freude allerwegen ! '
Mädchen, Buben, kommt heraus!
Habt ihrs nicht vernommen?
Flieht die Stube! Laßt das Haus
Heisst den Mai willkommen!
Wunsch.
Gott schenke Deiner jungen Brust
Die rechte, echte Frühlingslust!
Dann wirst Du allen , groß und
klein,
Lieb wie der holde Frühling fein!
Grollend erscholl
Aus der Ferne
Tcr Donner,
Bald lauter, bald milder. &-
Näher heran
Wälzt sich das Wetter,
Und der Sturm,
Brausend erwachend.
Fegt durch die Felder,
Ueber alles dahin.
Mächtig öffnet
Tcr Himmel die Schleusen,
Rauschend stürzt
Tcr Regen darnieder;
Blih
Folgt auf Blitz.
Krachender Donner
Mischt sich heftig
In das Getöse
Entfesselter Mächte.
Segenschwcr
Hängen die Blätter,
Kühl ist die Luft, ,
Wonnig zu atmen t
Vorbei ist der Sturm.
In der Ferne
Enteilet das Wetter,
Tie Blitze entschwinden,
Tcr Tonner verhallt.
Columbus.
Dürfte ich", sagte Columbus zu je
nen: Kammcrherrn, Sie wohl er
suchen, dies Ei so auf die Spitze zu
stellen, das; es nicht umfällt?" Und
damit reichte er ihm ein Hühnerei,
welches - er sich von einem Diener
hatte bringen lassen. Der Kammer
Herr versuchte von der einen wie von
der anderen Seite vergeblich, das
Ei zum Stehen zu bringen. Der
Nachbar bat es sich aus; doch diesem
gelang eS ebenso wenig. Nun dräng
ten sich die andern dazu, ein jeder
wollte den Preis gewinnen; allein
weder mit Eifer noch mit Ruhe war
es möglich, das Kunststück auszufüh
ren. Es ist unmöglich," riefen die
vornehmen Herren; Ihr verlangt
Unausführbares!" Und doch",
sagte Columbus, werden die Her
ren sogleich sagen: Das kann ein
jeder von auch!" Jetzt nahm er
das Ei und setzte es mit einem leich
ten Stosj auf den Tisch, so daß es
stand. Ja, das kann ein jeder von
uns!" riefen, die Beschämten.
Scitdenl hört man oft sagen,
we,m jciilaud sich zu einer Erfin
dung klug genug dünkt, die ein An
dercr durch Glück, Mlit und Ver
stand zustande gebracht hat: .DaS
Ei des Columbus", ' 4
Als die Sinder
Wolfgang und Katharina gingen
einmal mit der Tante in den Wald.
Da sagte die Tante: Wollt ihr Ball
spicken oder Pferd?" Ich will
Blumen pflücken für meine Mut
tcr," sagte Katharina. Und ich für
meinen Vatcr," sagte Wolfgang.
Na," meinte da die Tante, wer
von euch wohl den größten Blumen
strauk pflücken wird!" Ich!"
riefen beide wie aus einem Munde
und fingen an. Hier find kleine
blinte Stiefmütterchen!" rief Wolf
gang. Und hier sind niedliche blaue
Vergifzmeinnicht!" rief Katharina.
Und sie pflückten allerhand Blumen,
bunte und weie, blaue und gelbe,
auch hübsche Gräser pflückten sie, bis
jedes die Hand voll hatte. Mit ei
nem Male rief Katharina: Ei, was
ich habe!" und bückte sich auf die
Erde. Wolfgang lief hinzu. Tas ist
ja ein giftiger Pilz," sagte er. Ob
man den wohl essen kann?" fragte
das Schwesterchen und wollte ihn
abpflücken. Nein, nein!" rief Wolf
gang nun, das darfst du nicht,
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Sprüche.
DaS lind Narren, die anfanaen
und nicht beharren.
Mit Mcduld und Seit wirds
Maulbeerblatt zum Atlaskleid.
Nätsel- und Spielecke.
Scharade.
' 1.
Ueber das Wanze wird oft von Knaben
nock kämpfcnd gestritten,
Wenn auch der Feind schon längst gänz
licb das Innre erilört:
Doch hat daS Erste der Feind, so sind
oft herrliche Städte
Mehr, als das Zweite nicht wert, wenn
:u ais lauo es vcrwirs,r.
Die Erste heikt mit Recht das Leben,
Die Zweite folget dein Warum.
as Ganze gönne man ocr ugcno.
Doch seiS ihr nicht zu ernst darum.
i 1 .
8.
EinS ist ein Brctt, Zwei Tau der Win
tcrnacht.
AuS EinS, Zwei die Scharade hier ge
macyr. , .
. 4.
Grenzenlos, nie endend, nie begonnen.
rangt das Erste ,n der Zeiten &mm;
aS Atom umarmt es, wie die Sonnen,
Es umarmt den Engel, wie den Wunn.
WaS ich Dir im Zweiten nennen werde,
Ist des Lebens grötzter Zauberbann ;
oller zwmgt es für sie Perm oer
Erde,
Ueber Wunsch und Willen hatS der
Mann.
Aber im verklärten Sternenglanze,
Emsig lauschend auf des Rufes Ton.
Steht als hcil'ge Dienerin das Ganze.
Neben Gottes lichtgcfchmücktcm Thron.
Wenn deS Ganzen Festgenosscn
Volle Schüsseln leer gemacht.
Werden unter frcud'gen Glossen
Auch soaste ausgebracht.
Tann hörst Du die Erste nennen
Unter freudigem Geschrei.
Doch die Zweite machet trennen
Uw das Ganze st vorbei.
Im Smith so nian Inst i
ut wurde eine Bronze , Tafel ent
hiillt zum Gedächtnis an Samuel
Pierpont Langlcy. dem einstigen Se
kretar des Instituts, der das erste
fflug,ua baute vor 17 Jahren.
Der kleine Aeroplan, der mit einer
Yi Pferdekrafte . . entwickelnden
".r-.J- I t,k
WiP
$riVj
asv ...
iivy ft
r "üf
Slumeu pflückte
dann stirbst du, und wenn du stirbst,
dann habe ich kein Schwesterchen
mehr!" Da ließ Katharina den Pilz
stehen und lief weiter. Wo war denn
die Tante geblieben? Huhu!" mach
ten die 5iindcr. Huhu!" machte
auch die Tante. Da liefen sie hin
und fanden sie. Nun gings wieder
zurück. Tie Kinder aber waren voin
Laufen müde, und Wolfgang mochte
seinen Blumenstrauß nicht mehr tra
gen. Da warf er ihn fort. Als sie
nach Hause kamen, gab Katharina
ihren Strauß der Mutter, die sich
sehr darüber freute. Und du, Wolf
gang, hast du uns gar keinen
Strauß mitgebracht?". Da tat es
Wolfgang leid, das; er seinen
Strauß fortgeworfen hatte. Mit
einem Male zog die Tante ihn her
vor und sagte: Siehst du, da ist er.
Ich habe ihn aufgehoben." Da war
Wolfgang froh und fagte: Tanke,
liebe Tante," und brachte seinen
Strauß dem Vater.., Vater und
Mutter stellten die Blumen in Was
scr, und sie blieben acht Tage frisch.
Wenn du nur das Kleine leistest,
Wirds dir auch zum Ruhm gerel
chen,
Wenn du nur dich nicht erdreistest.
Es dem Großen zu vergleichen.
Ui
ö.
Mein Erstes ist ja nicht die Sonne,
Mein Zweites ist die Wahrheit nickt.
Drum geb ich oft nur trügerische Wonne
uno ein ungewisses ma)t.
7.
DurchS Erste glaubte man die Zukunft
sonst zu deuten,
DurchS Zweite wähnen wir die Zukunft
zu oereiien;
Doch ist das Ganze nur der Gegenwart
geweiht.
Und selten, daß es sich der Zukunft
freut.
S.
Das Erste glüht' die Sonne, fo ward
es mild und zart,
DaS Zweite glüht im Feuer und wurde
fpröd und hart;
Das Ganze fasst, was neue Glut
Ergießt in Euer Blut.
9.
Setz an ein traulich Wörtchen eine Elle.
Sie darf auch um ein Viertel kürzer
sein.
Und Du betrittst dcS TotenreichcS
Schwelle.
Gehst Du aus Ehrgefühl dies Rätsel
ein:
Dich warnt der Himmel und Dir droht
die Hölle;
T,-r lösest frech: Das Nichtsein oder
Sein!"
Dein wartet Flucht, Verfolgung,
nx. u tu-fz u 0
su;niuu, vjjtrunnnts,
Dein KainS oder Adels 1
schwarz
Verhängnis.
Lösung der Rätsel i voriger
Nummer :
1. Das A-B-C.
2. DaS Jahr.
3. Der Staubbesen.
4. Der Schwamm.
5. Die Äartenkönige.
6. Der Kukuk.
7. Der Schatten.
Dampfmaschine ausgestattet ist, und
ein vier Mal größerer Aeroplan,
ebenfalls von Langley gebaut, sind
im Institut ausgestellt. Die kleine
Maschine flog ,am 6. Mai 1896.
Das war auch daS einzige Mal.
Die große Maschine hat nie geflo
gen. , , , , ,
Ximffi
Won alleinstehenden älteren Frauen
vernimmt man häufig die Klage, sie
wüßten nicht, wohin mit ihrer vielen
freien Zeit. Die eine ist kinderlose
Witwe; die andere hat erwachsene
Kinder, welche entweder verheiratet
sind oder einen selbständigen Leruf,
der ihr Leben ausfüllt, ergriffen ha
den; die dritte nennt einen vielbe
schäftigten Gatten ihr eigen, der für
sein Zuhause kaum ein paar freie
Viertelstunden erübrigen kann; die
vierte endlich ist unvermählt geblie
ben und hat auch sonst keinen ge
eigneten Wirkungskreis gesunden.
Sich hat lediglich für sich selber zu
sorgen und zu denken, und das ge
rade empfindet sie allgemach als Last.
Ueber alle diese bis zu einem ge
wissen Grade berechtigten, jedoch
auch vielfach übertriebenen Klagen
einsamer Frauen läßt sich manches
sagen. Manche dieser Frauen sind
gewöhnlich nicht ganz schuldlos an
dieser sie so schwer drückenden Ern
samkeit. Es ist nun mal der Lauf
der Welt, daß die jungen, flügge ge
wordenen Menschenkinder das elter
liche Nest verlassen, um die Tragbar
keit der eigenen Schwingen zu er
proben. Vielen Frauen raubt ja
auch der erbarmungslose Tod das
Liebste, das sie auf Erden besitzen
Mann und Kinder. Doch nicht alle
lassen sich dadurch so zerbrechen, so
hinabdrücken vom Schicksal, daß'i
re Tage alsdann vollkommen licht
los und einsam verstreichen. Nicht
alle fühlen sich so verlassen und der
einsamt, daß sie für ihre Umgebung
dann nichts mehr übrig zu haben
meinen, ihrem Gram in steter Selbst
quälerei nachhängen und so schließe
lich wirklich einen unsichtbaren Kreis,
der sie von ihrer Umwelt abschnei
det, um sich ziehen.
Es gibt zum Glück eine grotze
Anzahl alleinstehender Frauen, deren
Wirken ihren Nächsten zum Segen
gereicht, die mitten im Leben stehen
und Fühlung mit unendlich vielem
behalten ja, letzteres vielleicht erst
gerade dann, wenn sie einsam ge
worden sind, gewonnen haben. Und
dann sind die Erinnerungen da. die
in der Seele solch einer einsamen,
Frau fortleben. Und so manche Frau
mit einem echt mütterlichen Herzen
wird, wenn sie ihrer eigenen Lieb
linge beraubt worden ist, vereinsani'
ten, verlassenen, fremden Kindern
liebevoll ihre Arme öffnen, ihnen die
verlorene Mutter ersetzen. Wo bleibt
alsdann die Klage: .Ich bin eme
einsame Frau ich weiß nicht, wo
hin mit meiner nutzlosen Zeit?"
Die Zeit ist niemals nutzlos, nur
wir selber vermögen sie dazu zu
stempeln. Allerdings gibt es Fäll:
und Schicksale, die wirklich manchen
zu einer entsetzlichen Einsamkeil
fuhren; viele Naturen aber vermögen
sich auch da noch aufzuraffen, gegen
die seelische Vereinsamung anzu
kämpfen und sie zu bezwingen. Man
che aber gefallen sich darin, sich ab
zusondcrn; sie tun dann ,so, als wäre
ihnen von anderen ein großes Un
recht zugefügt, und wollen es hart
näckig nicht einsehen, daß sie an ih
rer Vereinsamung selber die Schuld
tragen. Andere jedoch, die von der
Welt als einsam und verlassen be
zeichnet werden. Frauen, die still und
ohne je von sich reden zu machen, ih
ren Weg dahin gehen in steter
Pflichterfüllung seien es auch noch
fo geringe Pflichten, die ihnen gebo
ten sind besitzen ein so reiches In
ncnleben, daß sie verwundert mit
dem Kopfe schütteln, wenn man sie
fragt: Trägst du denn nicht schwer
an deiner Einsamkeit?" Sie wissen
eben von keiner. Ihr Leben ist ja so
reich, froh begrüßen sie jeden neuen
Tag.
Im allgemeinen heißt es ja wohl,
daß es den Frauen schwer sällt, die
Einsamkeit zu ertragen. Dem Man
ne, der in ernster beruflicher Arbeit
steckt, hilft letztere ja über manche
einsame Stunde immer wieder hin
weg. Aber nein, es gibt Frauen,
welche in dieser Hinsicht nicht hinter
dem starken. Geschlecht zurückstehen.
Eifersucht im Löwenkäfig.
Im Tierpark in München starb
vor einigen Wochen ein prächtiger
Löwe, Roland mit Namen, und seine
Zellen- und Lebensgenossin. Minna,
war somit trauernde Witwe aewor
den. Da man nur noch einen Löwen
im Tierpark hatte, veranlaßte man
ihn, seine Liebe zwischen Minka, sei
ner bisherigen Gattin, und der Witwe
Rolands zu teilen. Bald durste also
Minna zu ihm in den Käfig, .bald
wieder Mmka. Aber der behagte
dieses dreieckige Verhältnis nicht recht,
und immer, wenn sie Minna ,m Ka
fig ihres Gatten wußte, geberdete sie
sich wie toll. An einem oer letzten
Tage nun bot sich ihr endlich eine
Gelegenheit, ihrer Nebenbuhlerin eins
auszuwischen. Es war ein scnniger
Nachmittag, und darum hatte man
die drei auf die Löwcnterrasse gelas
sen; Links, durch ein Gitter vom
Löwen getrennt, trottete Minka, und
rechts, ebenfalls - vom Löwen durch
ein Gitter abgesondert sonnte jjdjj
Eijamk Frauen.
So manche tapfere Frau, die ohn:
nähere Familiengehörige auf sia? sei
der angewiesen ist, opsert ihre Zeit
und ihre Kraft dem Wohl ihrer Mit
menschen. Oft kommt es vor, daß
eine Frau als Krankenpflegerin oder
Lehrerin in einem weltabgeschiedenen
Winkel, wo manche andere die Ein
samkeit als etwa Unerträgliches
empfinden würde, Jahre hindurch
unermüdlich, unerschrocken mit un
zähligen Widerwärtigkeiten und
Hemmnissen kämpfend, wirkt. Sie
fühlt sich nie einsam, weil ihr die
Zeit dazu fehlt.
Die Arbeit ist die treuesie Freun
bin der Einsamkeit, deren Bann sie
löst. Unsere Zeit bietet den einsa
men Frauen und Mädchen ja unend
lich viel mehr Arbeitsmöglichkellen,
als dies früher der Fall war. We:
seine Hände im eigenen Heim in den
Schoß legt mit dem entsagungsvol
len Gedanken: Nun gibt es hier für
mich nichts mehr zu schaffen, die, für
welche ich bis jetzt gesorgt habe, sind
nicht mehr, oder bedürfen meiner
Mühen nicht mehr der schaue um
sich . . . Für jeden Menschen, aus
manchen, seiner Kraft und seinen
Fähigkeiten nach ihm zugänglichen
Gebieten gibt eö Arbeit. Und über
all bedarf man der Frauen, die sich
gern in den Dienst des Allgemein
wohlcS stellen. Wer einsam ist, der
läuft häufig Gefahr, egoistisch zu
werden, sich mit eingebildeten körptr
lichen Leiden zu plagen, oder sonst'
wie seine eigene Person als den Mit
telpunkt alles dessen, was ihn b:
schäftigt, zu stellen. Davor bewah
ren einen die Sorge und die Arbeit,
die dem Nächsten gewidmet sind. Und
oft sind es gerade diejenigen einsa
men Frauen, welche sich nicht dazu
haben entschließen können, einem Le
bensgefährten die Hand zum Bunde
zu reichen, oder zu denen der Rechte
niemals gekommen ist, die das Beste
auf dem Felde sozialer Arbeit lei
sten; Frauen, die mütterlich empfin
den. ohne je selber ein leibliches Kind
an ihre Brust gedrückt zu haben. Wer
sich mit fremden Nöten befaßt, frem
de Schmerzen lindert, an der Freu
de, dem Glück anderer teilnimmt, ja,
wer, um letzteres zu schaffen, selber
mithilft, der weiß nicht, was Ein
samkeit in einem Frauenleben ist.
Und so manche Mutter, die mitunter
nicht das rechte Verständnis für ihre
eigenen Kinder finden kann, sagt,
wenn sie sieht, wie eine einsame, kin
derlose Frau sich mit den Kleinen
beschäftigt: Es ist doch erstaunlich,
wie sie sich in die Kinderseelchen hin
einzuversetzen vermag Das zarte
Verständnis für die hilflosen kleinen
Wesen schlummert ja wohl in den
Herzen der meisten Frauen; es
kommt aber darauf an, ob es geweckt
wird und zum Ausbruch gelangt,
oder ob es als eine blasse, ungestillte,
kaum verstandene Sehnsucht verkllm
mert und erstirbt.
Die einsamen Frauen haben über
Haupt meist ein starkes Feinempfin
den, auch die noch, welche durch einen
harten Schlag ihres Geschicks verbit
tert sind. Diese sind die Beklagens
werten unter ihren Schicksalsgenos
sinnen; sie vermögen dann oft nicht
mehr soviel Sonne zu spenden, und
der Schatten, der auf ihrer Seele
ruht, verdüstert auch gewissermaßen
die Hilfe, die sie nicht freudig, son
dern nur aus Pflichtgefühl leisten.
Diese Frauen wirken dann in ihrem
Wesen nicht erfrischend, erquickend,
anderen zum Trost und zum Vorbil
de dienend. .
Viele Frauen aber gibt es, die in
mitten einer bunten, lauten, frohen
Umgebung, deren Mittelpunkt sie
sind, ihre Tage dahinleben, die man
beneidet, bewundert, umdrängt, deren
Wohlwollen und Freundschaft man
hochschätzt, die als glückliche Gattin
nen und Mütter angesehen werden,
oder auch in einem anderen Fall als
Bevorzugte, um deren Hand man sich
bewirbt und die in Wirklichkeit
doch so einsam und eben darum be-
mitleidenswert sind. Ihnen hat das!
Leben irgendeine Hoffnung zerstört,!
Minna. Auf einmal packte Minka
die Eifersucht. Es heißt, daß Löwen
nicht ins Wasser gehen, aber Minka
machte diesen Satz zunichte. Mit
einem gewaltigen Satz war sie in dem
Bassin, das vor der Löwenterrasse
sich breitet. Weit spritzt das Wasser
empor; entsetzt fliehen die Leute, die
an der Terrasse stehen. Minka
schwimmt. Schwimmt aber nicht
etwa zu ihrem Gemahl, sondern zur
Terrasse ihrer Nebenbuhlerin. Brül
lend stürzt sie sich auf Minna, und
in den Haaren liegen sich beide.
Wärter eilen herbei; man öffnet die
Tür, die zum Käfig führt, und
Minka schießt in mächtigem Satz, wie
eine Maitresse, die von der Gattin
ihres Liebsten überrascht wird, durch
die enge Pforte. Die Falltür fällt,
und die eifersüchtigen Löwenweiber
sind getrennt. Derweil lag das kö
nigliche Streitobjekt behaglich drum
mcnd auf seiner Terrasse. Was
kümmerte ihn das Gezänk der Wei
der!
an die sie sich geklammert, hat ihneit
einen Traum genommen, von dem sie
geglaubt, daß er schöne Wirklichkeit
werden würde.' Sie sind enttäuscht,
einsam, unglücklich, aber sie verstehen,
dies vor fremden Blicken zu verber
gen. Sie wollen nicht bemitleidet
werden, um ihre tiefe innere Lin
samkeit darf niemand wissen.
ist es eine liebeleere Ehe, durch kel
che eine Frau in solch eine seelische
Vereinsamung gedrängt worden iftz
oft fühlt sich in reiferen Jahren die,
Mutter vereinsamt, wenn sie die
Kinder sich entgleiten sieht, wenn ks
kein rechtes gegenseitiges VersiändmZl
mehr zwischen ihnen gibt. DaS Leben
hat schon so mancher Mutter die
Kinder genommen, und so mancbe
arme reiche Frau hat dann derzwei-.
felt mit leeren Händen und wunde?
Seele dagestanden.
Aber das sollte nicht so sein -
von Rechts wegen; denn eine Muttee
und weilten auch ihre Kinde?
räumlich fern von ihr, und säße sie
auch noch' so einsam in ihrer stillen
Stube kennt dennoch die wirkliche
Einsamkeit nicht... Dort vor ihr
stehen die Bilder" ihrer Lieben, ein
vielleicht erst heute eingetroffener Brief
von den Fernen liegt neben ihr im
Nähkorb. Weit über Länder md
das Weltmeer ist er herbeigeflogen,
um der Mutter unendlich viel zu en
zählen. Denn das Auge, einer Mut
ter vermag auch da zwischen den Zei
len zu lesen, wo andere nichts hätten
entziffern können. Vergeblich versucht
hier die Einsamkeit einzudringen. Es
gelingt ihr-nicht;' denn daS Gemach
der einsamen Frau ist erfüllt von
hellem Sonnenschein mag brau,
ßen auch ein garstig Wetter toben
mögen Wolken den Himmel verdun
kein. Für die einsame Mutter aber
ist der Horizont licht. WaS tut es
wenn der Winter seine Flocken heri
abrieseln läßt, die Mutter, deren -geistiger
Blick auf Bildern, welche
der Vergangenheit' entsteigen. ?uht'
ist von Lenzesjubel umgeben la.
chende Kinderstimmchen tönen an ihr
Ohr. Und täglich, werden ihr die
einsamen Stunden,- .in welchen sie
ihrer fernen Kinder gedenkt, lieber. .
Das Gespenst des Alters kann o
che Frauen niemals schrecken. Nur
die Tatenlosen jammern über zu viel
Zeit, mit der sie nicht wissen, wohin
in der Einsamkeit ihres nutzlosen
Frauenlebens. Eine alte Dame, die
auch zu den Einsamen gehört, wid
met ibre freie Stunden den
Blinden. Sie liest ihnen vor, wir) '
jedesmal freudig begrüßt und mit
Dankesworten begleitet. Diese alt?
Frau, die Kinder und Enkel besitzt,.,
welche ihrer jedoch nicht mehr bedün
fcn, klagt nie darüber, daß sie einsam
ist. Gleich ihr finden unzählige aU ;
leinstehende Frauen auf einfache Wei
se die Lösung, ihrer Einsamkeit ei i
Ende zu bereiten. DaS Gute in der
Stille wirken, ohne viel Wesen dar-,
über zu machen, ist ja daS Richtige '
Eine Frau mit einem warmen Her '
zen für die Leiden ihrer Mitmen!
fchen wird gewiß nicht erst lange
nach einem geeigneten Wirkungskreis
zu suchen brauchen. Wahrhaft ein
sam ist ein Mensch nur dann, wenn ,
er sich sagen muß. daß er niemandem
auf der Welt mehr nützen kann. ,
Seine Einsamkeit bannen, nicht '
nur sich allein, sondern auch für an
dere leben, das kann ein jeder, der
den festen Willen dazu hat. Man
soll sich nur nicht darauf versteifen,
dies nur unter den , oder den Be
dingungen zu tun, denn dann kommt ,
es schließlich doch immer wieder aus
Selbstsucht heraus. Die Frau von
heute kann gar nicht einsam sein, .
weil. ihr im Gegensatz zu früherer
Zeit die Wege zu selbständiger Beta!
tigung ihres Könnens aus vielfache
Weise geebnet worden sind. Die Frau '
von heute steht mitten in der Arbeit,
sei es nun in den Grenzen des eige "
nen Heims wirkend, sei es über diese
Schranken hinaus sich betätigend
Für alle einsamen Frauen jedoch gilt. '
das eine Motto: Arbeit! - i
Hedda v. Schmid'. v -
ö
In Bordeaux sind all
Mitglieder einer, Familie dem Wahn
sinne verfallen, anscheinend infolge?
der Voraussagungen einer Som
nambule. Als vor einiger Zeit irf
einem Hause ein Mann , gestorben
war, rief man die Somnambule her
bei. Diese erklärte, das ganze Haus
sei verhext, alle Tiere müßten getö
tet werden Bald darauf , stellten sich '
bei der Familie HalluzinaiioneN ein.
Eines Sonntags eilten die Angeho
rigen der Famiie in daS Haus deS
Pfarrers und scheppten ihn mit Ge '
walt nach ihrem Hause, wo sie ihn in
einer Kammer einsperrten. Darauf
nahmen sie Knüppel, Säbel, Srennen
de Fackeln und wollten damit auf
den Geistlichen losgehcn. Zum Glück
eilten auf daS Geschrei Nachbarn,
herbei, die ihn aus seiner gefährli
chen Lage befreiten. Die ganze Fa
milie wurde später in eine Jrrenarl.'
statt gebracht, ' fffrf