Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, May 16, 1913, Image 6

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(24. Fortsetzung.)
Sie nahm sich nicht einmal die
Zeit, sich nach einer Droschke umzu
sehen. Sie ochte!e auch nicht aus
ihren Weg in der fremden Etadt.
Gleichviel, wohin sie tm nur
fort! Endlich fafite sie den Mut.
sich uujubTiJ:n. oc!;te er ih? auch
nicht? Nein, sie war allein. Ganz
menschenleer war 3 um sie. Trüben
fing das große Austerbasiin der AIs!
an.
Hatte sie ihn sa enerzisch zurück
cesteßen, daß cr sich ihr nicht mehr
zu nahen wagte? Sie wußte es
nicht. Sie wußte nur einS: daß
sie sich namenlos elend suhlte, elend
und verlassen und unglücklich.
Wie schrecklich war es. daß sie. ge
rade sie. stets von den Männern be
gehrt wurde! Und was sollte nun
werden) Sie konnte doch diesen
Mann nie wieder ansehen. Ter ekel
halte sie überwältigt. '
Dunkel lag daö Wasser. Ob sie
da hineinsprang? Sterbet war es
dann mit ollem Leid, aller Not.
aller Unrast ihres Lebens. Sie lehn,
te sich weit über das Gitter des
Bassins.
Das Wasser lockte und lockte. So
dunkel war es, kein Mensch hätte se
hier gesucht. Und hätte sie einer
vermißt? ....
Dock, Klara! Sie fühlte es
plötzlich, daß diese Schwester sie
liebte, daß se gerade ihr mit solch'
einem Ende einen wirklichen, großen
Kummer machen würde.
Und Sünde war es, Sunde und
Feigheit. ' .
Sie wandte sich erschauernd um.
Nein, nicht dahinein nicht in
die dunkle Flut? aber fort von hier,
so rasch wie möglich!
Wo aber hin in dieser fremden
Stadt? Wie sollte sie ihr Hotel
finden?
Da hörte sie sich näherndes Räder
rollen. Eine leere Droschke fuhr
langsam der Stadt zu.
Gilfe rief den Kutscher an. nannte
ihr Hotel und stieg ein.
Im behaglichen Zuckeltrab fuhr
die Droschke davon. Gilfe hätte ihr
am liebsten Flügel gewünscht. End
lich hielt sie vor dem Hotel.
Der Portier empfing sie. Herr
Nickelsohn habe nach ihr gefragt.
.Ich bin für niemand zu sprechen,
hören Sie? Für niemand! Und rnor
gen früh mit dem ersten Zug fahre
ich ab." . '., , .
.Sehr wohl, gnädiges Fräulein!"
' Gilfe trat in den Lift und ließ
sich in ihr Stockwerk fahren, denn ihre
Füße trugen sie nicht mehr. In ihrem
Zimmer drehte sie alle elektrischen
Flammen an, schloß und riegelte
sorgfältig ab. Sie fürchtete sich in
der" Dunkelheit. Und dann sank sie
angekleidet auf ihr Bett. So lag
sie, horte alle Stunden schlagen,
bis sie gegen Morgen noch in einen
furzen Hglbschlummer fiel.
Dann trug der Zug sie fort von
dem schönen Hamburg, das ihr jetzt
so verleidet war.
Mit dem Engagement wurde
es natürlich nichts? sie selbst hatte
ja die Fäden durchschnitten.
Und sie suhlte, daß es diesmal für
immer war.
Einmal flog ihr während der
Fahrt der Gedanke an Hxrbold durch
den Sinn. Sollte sie ihm schreiben,
sich an ihn wenden, daß er ihr helfe?
Vielleicht hatte er schon Einfluß in
Weimar. "
Wer sie verwarf den Gedanken so
fort. Auch dieses Bild war nicht
ohne Flecken, auch diese Erinnerung
war mcht hell und klar.
Ein anderes Bild stieg vor ihr
auf: daS Haus des Vaters war es.
das ihr mit gehörte, das ihr Heim
war, das er auch für sie bestimmt
.hatte.
i Das stille Städtchen Seefeld und
darin das alte große Haus in dem
düsteren Park und daneben der Kanal
und die Ziegelei. Und sie sah und
körte das Leben auf den Kähnen,
die Rufe der Fischer, die Treidel
Pferde; alles, alles stieg vor ihr auf.
lockte und winkte.
Und hinter all dem stand hell und
freundlich Klaras liebes Gesicht,
standen Klaras ruhige Augen. Das
lockte noch mehr als alles andere.
DaS war die Heimat das
war das eigene, warme Nest!
Und leise flüsterte sie: Ich !om
ml' .
Auf Klarahütte hantierten die
Maurer und Zimmerleute.
Jetzt, da der Frühling in's Land
kam, war der Bau begonnen worden,
zuerst der des Stalles; aber er wur
d; etwas weiter vom Hause angelegt,
da.iüt die Gebäude nicht in so ge
säi-rlicher Nähe zueinander liegen
i:1kn. Gleichzeitig wurde ; auch
elektrisches Licht im Stalle eingerich
let, wie es ja schon 'lange in der
Fabrik in Gebrauch war. Wilhelm
Uttt schon früher diese Absicht gehabt,
als das Haus umgebaut worden
war; aber 5va verwarf sie als un
rillte Ausgabe. Wäre es damals
e'cich nach "Wilhelm gegangen und
Slt im Schloß irgendein über
ÜJinicrfcfb ivarn-ju.
flüssiger LuruS aesxart werden, so
wurde daS Unglück vielleicht nie ge
schkhcn sein, denn die einfachen Later
r.tn sind stets eine Gefahr flir die Stäl.
!e, in denen diel Heu und Stroh auf
bewahrt wird.
Jetzt erstanden die Grundmauern
für da Wrhnhnüi ls wurde ein
gkrälimiaeS. einfaches Landhaus mit
allen Neuerungen der Technik,
chne überflüssigen LuruS. Wilhelm
sah die Mauern wachsen und stand
oft sinnend dabei, wenn so ein Stein
cuf 2vn andern geschichtet wurde.
Der Gedanke zog durch seine Seele:
Wird jetzt das Glück in diesen
Mauern wohnen? Wird S anders
werden als bisher? Er hatie die
feste Hoffnung, daß eS so kommen
würde. Seine Frau hatte sich ver
ändert in diesen Wintcrmonaten.
Klaras Beispiel hatte mehr gewirkt
als viele Worte. Und wenn die
Lite Unlust zur Tätigkeit wieder über
Eva kommen wollte, wenn Unruhe
und Unrast und Sehnsucht nach
Glanz und Luxus durch ihre Seele
gingen, darin genügte oft ein Blick
auf das Töchterchen, daS jetzt lang
sam, langsam wieder gehen lernte,
um die Wolke auf Frau Brach
manns Stirn zu zerstreuen.
Elfe konnte wieder gehen: ober
Die Hüfte bog sich bei jedem Schritt.
as traurige Wort .huftlahm war
nicht zu verscheuchen.
Es war und blieb eine schwere
Mahnung für die eitle Mutter
aber auch eine wirksame. Wäre
Elfe ungeduldig, unfreundlich, un
glücklich gewesen, so hätte es wohl
Eva bitter gemacht. Aber das lie
benswürdige Kind sprach gleichsam
eine Predigt ohne Worte, und Frau
Eva verstand diese Predigt. Sie
fühlte, daß sie jetzt ihrem Kinde nur
stets die liebevolle Mutter sein durf
te, um es zu entschädigen für so
manches, was das Leben ihm vor
enthalten würde.
Bis jetzt empfand Elfe noch keine
Entbehrung, bis jetzt war sie stets
glücklich und zufrieden, und Klaras
ganzes Bestreben war. ihr durch
einen Ausblick auf ihren künftigen
Beruf einen festen Halt für das
Leben zu geben.
Sie sagte ihr, daß sie es sei, die
später die Ziegelei übernehmen soll
te.
Seit Gertrud mir untreu ge
worden ist, habe ich keine Nachfol
gcrin mehr, und Großvaters Werk
darf doch nicht in andere Hände
kommen. Tann wird Elfe Brach
mann Besitzerin der Ziegelei und
des Haufes, und dann kommen alle
zu dir. und du wirst ihnen ein Heim
geben, wenn Tante Klara schon
tot ist. Nicht wahr, Elfenkind?"
Ja, Tante Klara," sagte die
Kleine ernsthaft. Aber erst mußt
du ganz schrecklich alt werden; denn
ich mag nicht, daß du sagst: Wenn
Tante Klara tot ist."
Nun, also gut. dann leben wir
beide hier zusammen, und du bist
meine Stütze und meine Hilfe, wie es
Gertrud fein sollte, die böse Gertrud,
die nur noch an ihren Doktor denkt.
Ist dir's so recht. Elfchen?"
Ja, es muß schön sein!" Klara
dachte es auch oft. wenn sie das
überströmende Glücksgefühl ihres lie
bcn Trudelchens fah. Schön muß
te es sein! Vielleicht hätte auch sie
dazu gepaßt, einen Mann zu be
glücken.
Aber sie war ja nie hübsch gewe
sen, und sie hatte früher nicht ver
standen, ihre wahre Natur zu zei-
gen. Sie war als junges Ding
stets scheu und angstlich gewesen.
Sie war erst aus sich herausgegangen,
seit sie mit der Ziegelei die große
Verantwortung auf sich ruhen fühl
ke. Da wurde sie selbstbewußter uno
sicherer, und nun war sie der Pol,
um den sich alles drehte.
Und sie strich mit der Hand über
die Augen, als wische sie eine Trü
bung fort.
Nein, so war's am besten:
Und dem Vater dankte sie das
alles, dem treusorgenden, teuren
Vater, der nun schon , so lange in
der kühlen Erde schlief. '
Und bei aller Befriedigung
Sorgen blieben ihr ja doch noch ge
nug. Schon allein wegen Gilfe und
Henning, die den Hochflug zur Son
ne machen wollten. Beide waren und
blieben für sie die Sorgenkinder.
Henning konnte das Schuldenmachen
nicht lassen. Vielleicht wurde es
besser, wenn er nun bald eine ei
gene Verantwortung tragen würde;
vielleicht aber wurde es dann auch
erst ganz schlimm.
Und' Gilfe?' "
Gilfe hatte - geschrieben. Klara
trug den Brief nun schon zwei Ta
ge lang in der Kleidertasche mit sich
nerum. Er lautete:
' ' Liebe Klara!"
Erinnerst Du Dich noch der Sand
uhr in unserer Kirche, die jetzt nicht
mehr existiert? ' ! '
Sie. ist mir seit meiner Kindheit
unvergeßlich. Sie hing neben dem
Altar und war ein , sehr seltenes,
altes Stück, das aus drei Teilen be
stand. Der größte zeigte die vollen
Stunden on. ein zweites kleine
Gla die halben und ein drittes,
ganz kleines, die Viertelstunden.
Ein Blick auf die Uhr belehrte den
Prediger, wann ei Zeit fei. feine
Predigt zu schließen. Diese alte
Ubr und der olle Brauch be landen
biß vor etwa zehn Jahren, wo die
Ubr von iraendeinem Sammler von
Altertümern gestohlen wurde. Sie
hat sich auch nie wieder eingefunoen.
Ich habe in letzter Zeit ost an
diese Sanduhr denken müssen. Ich
alaube, ich muß mich auch nach ,hr
richten. Meine Zeit auf der Bühne
ist abgelaufen. WaS mich noch auf
ihr halt, sind nicht Beqeisterung und
Ideale, sondern nur die Sucht nach
dem Beifall der Menge und nach dem
Erfolg. Bin ich dann aber wieder
daheim in meinem einsamen Zim
mcr. dann fühle ich mich elend und
rcrlassen und unbefriedigt.
Für mich ist eS doch nicht daS
Rechte. Ich bin zu schwerfällig dazu.
Ich kann mich nicht leichten Herzcnö
über manche Schranke hinwegsetzen.
Ich habe mir die Hände an den
Dornen der Künstlerlaufbahn blu
tig gerissen, und ich weiß, ich werde
immer wieder über die Schranken
stolpern, die für mich überall aufze
richtet sind. Und nun kommt die
Frage, die mir Weihnachten schon
auf dem Herzen brannte, und die
ich doch mündlich nicht aussprechen
konnte: Willst Tu vergessen. waS
zwischen unS stand? Willst du mich
teilnehmen lassen an Deiner Arbeit
und an Deinen Freuden? Gertrud
verläßt z Pfingsten unser HauS.
Tann ungefähr geht die Saison zu
Ende, während deren ich noch hier
gebunden bin. Darf ich dann heim
kommen in das warme Nest, vas mir
damals zu eng war, über daZ ich
spottete und schalt? Und willst Du
den flügellahmen Vogel wieder zu
Dir nehmen, nicht nur in das Haus,
das vielleicht auch mir mit gehört,
sondern in Tein Herz, das ich mir
selbst verschlossen hatte durch Un
verstand und Sehnsucht nach Frei
heit?
lich komme 1a auch nicht als eine
ganz Gestrandete, die nicht erreichen
konnte, was sie sich vorgenommen
hatte: dann wäre ich niemals ge
kommen, dann wäre mein Stolz zu
groß gewesen, um als Bittende zu
Dir zurückzukehren. Aber ich habe
gesehen, trotzdem ich erreichte, was
ich wollte, dan. wenigstens tur micn
das Glück nicht auf diesem Wege
liegt, und deshalb komme ich.
Und nun noch einmal. Klara:
nimm mich auf! Tu sollst es nicht
zu bereuen haben! Grüße unser
Brautchen, grüße . die GelchwiNer
von Klarahütte, und grüße das
kleine, gute Fräulein Linchen Bek
:er. Du weißt nicht, wre viel it
beigetragen hat zu meinem cni
schluß.
In herzlicher Liebe
- Deine Schwerer Gilfe."
(Fortsetzung folgt.)
Die Hustcnschlange. '
Wenn, man in Afrika, besonders
aber in Südafrika den Unterhaltun
gen lauscht, die abends entweder am
l-äuslichen Herd, besonders aber auf
dem Felde oder im Busch um die La
cerfeuer geführt werden, so wird man
siebenmal unter zehn finden, daß
von Schlanqengeschichten die Rede
ist. Ob es Jäger, Goldsucher, Fuhr
leute oder andere Reisende sind, bei
der Erwähnung des Wortes
Schlange" spitzt ein jeder sogleich
die Ohren, und am wenigsten ver
leugnet sich der schaurige Reiz, den
das Reptil auf Menschen ausübt, bei
den Eingeborenen, die vor Schlan
gen eine geradezu abergläubische
Furcht haben.
Die gefürchtet sten Schlangen in
Südafrika sind die absolut tötlich
wirkende Puffotter und die noch ge
fährlichere Mamba, während die flld
afrikanisckze Cobra, auch Ringhals
cder Speischlange genannt, weniger
giftig ist. Die vollkommene Geräusch
lostgkeit des Reptils läßt es nur um
so unheimlicher erscheinen. Nunmehr
bat man aber, Berichten aus Rode
sii zufolge, eine ganz neue, und zwar
e-eräuschvolle, Schlangenart, die Hu
stenschlange" (Cwisliing snake)
entdeckt. Die Verantwortung für
die Wahrhaftigkeit der Entdeckung
müssen wir dem Bulawayo Chronicle
überlassen, der die Briefe zweier Kor
respondenten veröffentlicht, die dem
Tier an zwei weit voneinander ent
fcrnten Stellen begegnet sein wollen.
Die Hustenschlange soll von bräun
licher Farbe, über sechs Fuß lang
und ziemlich dünn fein, dabei sich
mit etwa einem Fuß über den Boden
cchobenem Kopfe mit großer Schnel
ligkeit borwärtsbewegen und dabei
ein fauchendes oder hustendes Ge
täusch von sich geben. Die Zeugen
wagten nicht, auf das Tier zu schie
ßen. um nicht die eigenen Hunde zu
treffen, die sich sofort auf dos Un
ticr gestürzt hatten und später tot
aufgefunden wurden. Alle anderen,
zuerst die Kaffern, sogar aber das
Maultiergespann und zuletzt die
Weißen selbst, auf deren Bericht die
ganze Begegnung beruht, , stürzten,
von panischem Schrecken ergriffen,
davon. Es bleibt daher abzuwarten,
cb nicht wieder einmal, wie so oft
schon bei Schlangengeschichten, Ge
spenster am hellen. Tage gesehen, resp.
in diesem Falle gehört worden sind.
Tag Heine blaue Älkidchc.
G'.'mt von Mich.! Corday.
Die beiden Freunde saßen plau
dernd auf der Terrasse eines Gas'
ria. nutn ftrmnV. site Vesson
r ....... f .. , . (r i '
.ich glaube säst, ich werde mich doch
noch entschließen, zu heiraten.
.Eine recht törichte Absicht!" sagte
Tucormier, der seit siebzehn Jahren
verheiratet war.
.Svar Dir Deine Kritik und
mache Dich nicht schlechter. alS Tu
bist. Gestehe ein. daß wenn Tu
noch einmal die Whl haltest.
Dich wieder verheiraten wurde!!.
.Um Fimmels willen!" gab Tu
cormier zurück, tann hätte ich ja
Ehaneen. daS zweitemal noch mehr
bereinnisJllkn. ali d.is erstemal."
' .Ach", meinte Pesson. der darauf
brannte, kick au,uN'''kmcn. .! Xiene,
glaube ich. daS grork LoS. Es ist
keine blknd-ndk kisönlichkcit. keine
Herzensbezwingcrin. wie man sie im
Theciter und rn Rominen ?eyl. ganz
einfach die Tochter eine; Uhrmachers
auS meiner Gegend. UebrigenS habe
ich ja auch kein Recht, besonders an
spruchsvoll zu sein." .....
Er erwartete kinen Wilkrsvruch.
der aber nicht erfolgte, und fuhr
fort: Schließlich bin ich keine so
brillante Partie. Ich habe zwar eine
k'kin? Nkntk. kin kleines Gut. keine
Passionen außer der Jagd. Gärtne
rei und ob und zu einem yarmio,en
Bummel durch Paris mit alten
freunden, ober scblicsilich bin ich nicht
mehr ganz jung, in Deinem Alter,
einundvierzig Jahre."
Verzeihung, ich bin erst vierzig
geworden." unterbrach ihn Tucor
micr.
.Während sie.' fuhr Pcsscn un-
beirrt fort, kaum vicrundzwanzig
Jahre alt ist. Gibt es ein größeres
Vergnügen, als ein Kind zur Frau
heranwachsen zu sehen, eine Jung
srau. die sich langsam entfaltet, ver
schönt, erblüht? Tiefe Freude hat
mir da Sckickscil ,utcil werden las
sen. Seit den acht Jahren, die ich
auf dem Lande wohne, scheuch, oder
vielmehr errate ich. wenn ich durch
das Städtchen zum Bahnhof gehe,
das junge Mädchen hinter den Fen
stern des väterlichen Hauses. Von
ibr,m s'kkzkbnten bis vicrundzwanzig-
sten Jahre habe ich ihr Aufblühen
beobachtet, und weißt Tu. was mir
am meisten gefallen hat. mich am
meisten rührte, und was mich alten
Junggesellen besonders gewonnen
hat?"
Wohl, daß Dein Schwiegervater
Teinc Uhren stets so gut in Ordnung
brachte?"
Ach. rede keinen Unsinn . . . TaZ
war. daß ich sie jahrelang in demsel
ben Kleidchen gesehen habe."
Bon ihrem sechzehnten bis vier
undzwanzigsten Jahre, acht Jahre
lang in demselben Kleid? Tas glaubst
Du doch selbst nicht!"
.Doch! Ein Kleidchen aus blauem
Satin mit einem kleinen weißen, cha
rakteristischen Muster. Sonntags
trug sie einen weißen Kragen und
Spitzenrevcrs darauf, aber es war
immer dasselbe Kleidchen."
Nun, durch große Ausgaben sür
Toiletten wird sie Dich ja dann je
denfalls nicht ruinieren."
Glaubst Tu etwa." entrüstete sich
Pesson, daß ich sie dabei lassen wer
de! Nein, ich denke es mir wunder
voll, sie recht zu verwöhnen, und sie
wird es doppelt anerkennen, da sie so
lange Zeit jeden Luxus entbehren
mußte. Bedenke, welch Wunder der
Sparsamkeit sie sein, wie eigen, wie
gut sie sich die Sachen halten muß.
wie einfach sie ist."
Das scheint so, das muß ich zu
geben, doch meinst Du nicht," meinte
Ducormier, daß sie etwas zu spar
sam ist?"
.Das ist für eine Frau, besonders
für eine junge Frau, kein Fehler.
Zweifellos verlangt ihr Vater diese
strenge Einfachheit, es ist ein ehrba
rer Mann, aber er hält das Geld zu
sammen. Seine Tochter kann die
Knauserei erdulden, sie braucht sie
aber deswegen nicht geerbt zu haben.
In jedem Fall hätte sie ohne persön
liche übergroße Bescheidenheit sich da
gegen aufgebäumt. Und das fesselt
mich an ihr."
Du kennst sie nicht?"
Nur vom Sehen, ich habe niemals
mit ihr gesprochen, aber jetzt bin ich
fest entschlossen, ,die verlprene Zeit
nachzuholen."
Nachdem Pesson seine Zeche be
zahlt hatte, erhob er sich und verab
schiedeie sich von seinem Freund. Du
cormier streckte ihm die Hand hin:
Also auf Wiedersehen, Alter, und
viel Glück. Ich habe nur eine Bitte
an Dich, versuche mir doch ein Mu
ster dieses unverwüstlichen Stoffes
zu beschaffen, ich möchte meiner Frau
auch ein Kleid daraus machen las
sen."
Pesson blieb bei seinem Entschluß.
Er ließ unzählige Uhren reparieren,
waS ihm das Vergnügen bereitete,
mit seinem Idol zusammenzutreffen.
In der Nähe entzückte sie ihn noch
mehr, als aus der Ferne, ihre sanfte
weiche Stimme glich ihrem Gesicht,
und während er über die Zerbrechlich
keit der Federn und Uhrgläser sprach,
betrachtete er sie. Kurz und gut, die
Begeisterung Pessons wuchs von Tag
zu Tag. Als all seine Uhren repa
riert waren, erklärte er sich. Er war
ein wenig schüchtern. Das junge
Mädchen schien geschmeichelt, von der
Gunst dieses guten liebenswürdigen
ManneS ausgezeichnet zu werden.
Wat den Vater anbetraf, der beson
der! In Geldangelegenkxltcn sehr ge.
nau war. so stieg er durch den Bestd
seine GuteS und durch seine Renten
i dessen Achtung. Sein Antrag
wurde angenommen. ,
Zwei Monate später führte Pesson
seine junge Gattin in sein Heim,
und an einem der ersten Abende, an
dem sie gemütlich plaudernd am Ka
min saßen, fagte er:
Weißt Du, waS mich am meisten
gerührt, erobert hat. in der Zeik.,da
ich Tich nur vom Sehen kannte?"
Sie senkte bescheiden die Lider.
Tein Kleidchen. Dein ewiges,
llaueZ, kleines Satinklcidchcn. das
Tu acht Jahre lang getragen hast."
Amüsiert hob sie die großen Augen
?u ihm und antwortete in die Hände
klatschend:
O. da hast Du gemerkt? Und
da sagt man, daß die Männer auf
Toilettenfraaen nichts geben. Welch
komischer Einfall von Vater, nicht?
Er ist so sparsam. Denke Dir, einer
unserer ?'achbarn, ein Stosfhändler,
hatte von Papa vor ungefähr neun
Jahren eine Uhr gekauft, aber da
der arme Mann in ewiaer Geldverle
gknhkit war durch schlechte Geschäfts
ahre, konnte er die Uhr nicht bezah
len. Darum gab er uns einen Bal
lcn blauen Satin in Zahlung. Papa
willigte ein. Immer noch besser ein
ganzer Ballen Satin, als gar nichts!"
Nun mußte ich mir alle Kleider auS
diesem unerschöpflichen Stück Ware
chneidcrn lassen. Ich hatte unzah
lige davon. Und es dauerte wahr
saftig acht Jahre, bis der Ballen
?tcsf aufgebraucht war."
Pesson machte da? dümmste Gesicht
'eines Lebens. Weit riß er Augen
und Mund auf, als er die Geschichte
deö ewigen" blauen Kleidchens ver
nahm. Und er kam sich plötzlich un
agltch dumm und albern und gefoppt
nor. Er hatte dieses junge Mädchen
geheiratet, weil er glaubte, daß sie
immer dasselbe Kleid getragen habe,
nlso ganz ungewöhnlich sparsam ge
Wesen sei. Und nun waren es un
zählige Kleider gewesen, die sie in
der Zeit verbraucht hatte! O, er
war reingefallen, ganz böse reinge
allen.
An diesem merkwürdigen Abend
sprach er kein Wort, und drei Tage
lang war er verstimmt und kam aus
dem Gefühl des Betrogenfeins nicht
heraus. Allmählich erst gewöhnte er
sich, seine hübsche nette Frau ohne
den Glorienschein, der von dem ewi
gen" Kleide her um ihr Haupt ge
strahlt hatte, zu sehen. Und es soll
nicht verschwiegen bleiben, daß er mit
seiner kleinen Frau trotzdem sehr
glücklich lebt
Wann soll man heiraten?
Jung gefreit es wird behauptet,
es habe noch keinen gereut. Und
gewiß ist es für starke und zielbe
wußte Leu! das beste, was sie tun
können, früh eine Ehe schießen, damit
sie ibre Kinder enieben können in der
Kraft der Manneszahre. und Freude
an ihnen erleben oder Leid ertragen
und abzuwenden versuchen. Es gibt
im Nolksmund eine Bezeichnung:
Abendkindcr. Abendkinder sind die
Sprößlinge müde gewordener Zvaier,
die zu einer Heirat schritten, als sie
sich nach Pflege sehnten. Sie neh
men eine Frau, wie man irgendeinen
nr.btrtn Geaknstand nimmt. UM sich
Ruhe und Bequemlichkeit und Behag
lickkcit zu verschaffen. -u,e anen
Menschen, die am Abend ibres Lebens
freien, haben Abendkinder. Und diese
Abendkinder lernen nicht Aater uno
Mutier kennen, die in fröhlicher Liebe
zusammen durchs Leben gehen, son
dern die im besten Fall em auf Hocn
achtung begründetes Leben leben und
eine Gemeinschaft haben, die einem
Fluß gleicht, der ttäge fließt, weil er
feiner Mündung nahe ist.
Sind diese Kinder auch nicht immer
schwächlich von Körper.. so sind sie,
naturgemäß früh klug und sehen ur
ibrer Umaebuna ein Welken statt ei
nes frohen Aufblühens. Es ist ein
gefährliches T'ng. trotzvcm zemano
nnziiraten. er solle früb heiraten -
eine Familie gründen.' Es fei noch
mals betont: 'cur v,e Diarien uno
Mutigen und Hoffnungsfrohen kön
nen es durckseken. Denn es ist kein
Kinderspiel, sondern ein Stück Le
bensarbeit. dos den ganzen Menschen
fordert.
Wer früh heiratet, muß entsagen
können nicht den wahren Freuden,
aber den bunten und lustigen, die uns
gerade in der Gegenwart so sehr den
Sinn verwirren. Pflichten. Opfer,
eiferner Wille Entsagung alle
die altmodischen Dinge, die im Wert
gesunken sind, die frühe als Bringer
eines Dauerglllcks gepriesen wurden,
müssen wieder in ihr Recht treten. Es
wäre töricht zu behaupten, daß unsere
Lebensbedingungen noch ebenso leicht
und bequem wären wie ehemals.
Wir kämpfen gegen Raummangel, ge
gen Teuerung und unsinnig in die
Höhe geschraubte sogenannte Kultur
bedürsnisse. und vor allen Dingen
tragen wir schwer an einer Weltan
schauung. die abhold ist aller Hoff
nung und Zuversicht, die nicht mehr
mit einem gütigen Lenker der Men
schengeschicke rechnet. Also wann soll
man heiraten? Wenn man seines Le
bcns Ergänzung fand. Ein Mäd
chen. das ebenso mutig wie wir selbst
dem Leben in die Augen sieht. Es
braucht nicht reich zu fein S muß
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Gin .vnzertkoslum. einfach und doch sclir effektvoll. T!e Tmne. die öffent
lich in Gesang oder Tcklamation mifrnit, sollte nicmalZ ein überreich verziertes
Kleid tragen, klassische Linien, elegante Einfachheik und die richtigen Farben,
töne sind das einzig richtige. Ticscö prächtige Äioftüm war sür eine junge Sän
gcrin beiiimint und die Idee stammt von einer aincrikaiiischcii jilcidcrmaederin,
die sich ilire Inspirationen in Paris holt. Ter Tchlcpprock ist anö dem blässeste
blauen Saiin gemacht. Darüber fällt eine kurze Tiinic aZ Rose nebliunteiNj
rosancm Brokat und über dem ganzen kommt ein Coat rni3 Silbcr-Nct.
die Kraft der Liebe besitzen, die glau-
be und überwinden kann.
Es oibt viel tücktiae Madchen in
der Welt. Sie sind sörafältia vorge
bildet für allerlei Berufe. Sie haben
ein wenig vergessen, daß der Mutter
beruf der beste für eine ,;rau xt; sie
kommen sich auch mit ihrer Fachbil
duna manchmal etwas wichtiger vor.
als nötig ist aber schließlich gibt es
diel mehr tüchtige Ehefrauen, als es
leichtsinnige gibt und wenn auch
eine Menge Ehen in die Brüche
gehen es gibt immer noch mehr
Ehen, die gut geführt weroen.
Wer nun daran geht, eine Ehe zu
rtfliffan. soll nickt meinen, er werde
durch einen Rosengarten wandeln!
Er wird neue Wanderungen antreten,
die durch Höhen und Niederungen
führen. Er wiro turm uno son
nenschein nicht immer gleich verteilt
finden das Leben in der Ehe ist
ein Kampf zweier Menschen, der nur
erfolgreich ist. wenn diese beiden
kümvsend zum Frieden untereinander
gelangen: Eintracht ist die stärkste
Waffe.
Die chinesische Küche.
Was in Eurova der Franzose, ist
in Asien der Cbinese. der raffinierte
Feinschmecker. Kein Volk, das so
viel Zeit und Geld aus die Kocherei
verwendet wie der Chinese. Der Ei
sei für die edle Kunst des Löffels
streift schon an Religion, ist doch ei
ner der Hauptgötter auf dem über
reichen Olymp des himmlischen Rei
ches der Kllchengott". dessen Bild
wohl in keiner Familie fehlt. Die
Preise, die der Chinese für ein Diner
zahlt, , sind uns einfach Unverstand
lick. wie es auch die Leidenschaft ist.
mit der sich sogar der einfachste Kuli
aus den Pflanzungen seinen kulma
rilchen Berfuchen mngivk.
Der beste Beweis für die Güte
und den Wohlgeschmack der chinesi-
schen Küche ,st es sicherlich, oay
ganz Amerika überschwemmt ist mit
sogenannten .Cbov suens". chine
fischen Speise-Lokalen, die ihren
Namen von dem hauptsächlich bork
verkauften Gericht Chop suey. Sü
nii Meisck" erkalten, einem Naaout
aus jungen Bohnensprossen, Sellerie,
Zwiebeln, kleinen Stücken Schweine
fleisch, gewürzt mit Ketschup, der ve
kannten. Sona Lbnlicken braunen
Soße, und etwas Zucker. .
Das Küchenrepertoire deS chinesi
schen Reiches ist unendlich viel reich
haltiger alS daS unserer sogenann
ten Chefs", die meist nur' über ei
nen reichen Schatz verdorbener fran
zösischer Brocken verfügen, in deren
Schmuck unter einem neuen schönen
Namen derselbe alte Braten wieder
erscheint Daß der Geschmack der
chinesischen Speisen so fehr wechselt,
liegt daran, daß der chinesische Koch
eine viel größere Anzahl von Gewür
zcn und Kräutern verwendet, als uns
bekannt sind. Außerdem hat er Ket
schup, die Allerweltssoße, zur Verfü
gung und die verschiedenen Arten
Eamschu, braunen und weißen, her
den und süßen Reisbranntwein, die
vielen Speisen einen sehr angenehmen
Geschmack geben. In bezug auf daS
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Verhältnis zwischen Fleisch und
Pflanzenkost ähnelt die chinesischel
Küche sehr unserer deutschen Haus,
mannskost, sie verwendet tierische und
pflanzliche Stoffe in ungefähr glei
cher Menge und hält sich von deö
Ueberfülle an Fleisch, wie sie die engi
tische Küche liebt, ebenso fern wie
von dem fast grundsätzlichen Mangel!
cn Fleisch in der japanischen Küche.
Aus diesem Grunde kann sich de
Ausländer leicht an chinesische Koft
gewöhnen und sich dabei Wohl füh
len, was bei der japanischen ganz uni
möglich ist. Das Vorurteil, daö die!
le Touristen abhält, mit der chinesi
schen Kost einen Versuch zu machen,
sind die Erzählungen mancher Reis
schriftsteller über die unglaublichste,
Sachen, die in China gegessen werden
Haifischflosscn. Vogelnester, Tre
pang. walzenförmige Secwürmer und
zahllose andere Dinge. Alles taS
wird in China gegessen, aber warum
auch nicht? Es ist doch nur eine
Delikatesse für blasierte GourmetS,
denen normales Essen nicht mehr?'
mundet. Ter Mann des VolkeS
wird des enormen Preises wegen mir
diesen Dingen niemals in Berührung!
kommen, die mit der normalen Spei
sekarte ebensowenig zu tun haben, wie
etwa Schnepfendreck", Fasan mik
haut gont" und ähnliche Dinge in
Europa. Ratten werden gegessen
ist doch auch die Ratte als Nagetier
ein reinliches Tier, ebenso wie daö
Pferd, gegen dessen Fleisch ja auch
Vorurteile bestehen. Auch' Ratten
sind übrigens nichts weniger als eirt
normaler Bestand der Speisekarte,
wohl aber alte Eier Soleier j
stinkende Eier dürften auch nur Gtt
schmacksspezialisten vorgesetzt werden.
Dann die eßbaren Käser, die nota
bene auch sehr, sehr teuer sind. Nun
auch dazu haben wir Gegenstücke:
Krebse, Schnecken. Muscheln. Auster
sind, was uns allerdings nicht mehr!
auffällt, nichts weniger als einladen,
de Tiere, und das in plua nltral
ist doch ein Korb voll Granaten ode?
eine Schüssel krutti di mare in 32m
opel. Die hauptsächlichsten Gerichte
h la mode do Chine sind Ragouts,
Suppen mit Gemüse und Fleisch
gemischt, und Eierspeisen, alles an
Stelle, von Brot mit Reis als Zu
speise gegessen. '
Jedenfalls ist sicher, daß man sich'
in der Pflege des chinesischen Küchen
gottes nicht schlechter befindet und
keine Aussicht hat, abzumagern. Je
dem, der Gelegenheit hat, daS Reich
dieser mächtigen Gottheit zu betre
ten, sei daher nur geraten, einmal
eine Probe darauf zu machen, ob un
sere altehrwürdigen Vorurteile stich '
haltig sind oder nicht.
- ki
Widerlegt. Ich glaube.
Sie haben in Ihrem Leben auch nicht. -viel
Gutes getan"
Da sind Sie im Irrtum, ich
habe im Leben sehr oft deS Guten"
viel Gutes getan."
Zu pietätvoll. A. sz,
B.): Nanu, warum trinken Sie
denn jetzt immer bloß dunkles Kulm,
bacher?"
B.: Meine Schwiegermutter' iß'
gestorben.' ,