Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, April 26, 1913, Image 6

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3in tparmcii 2Tcft
NoniLN von ß. do
(7. Fortsetzung.)
, Thieme Kitte eine große Familie,
nd die Kinder folgten sich wie die
Orgelpfeifen. Aber sie waren frisch
tnd gesund und wurden von der
Mnüer zu Ordnung und 2äiizkeit
cnsiehalten.
Der Kleinste, Oiio. war e!n fugel
rundes llerlchen von vier Jahren, öer
Liebling, aller. Auch Klara hatte
sich oft über den drolligen kleinen
Mann gefreut, der so stramm auf
seinen dicken Beinchen stand und so
luskiqe Auqen balle. Gie hatte ihm
manchen Apfel in die Hand gesteckt.
Eines Tages stürzt die Frau
schreckensbleich in das Herrenhaus
und bat um den Arzt, der Otto fei
ouS der Bodenluke gefallen, gerade
ouf den Kopf und liege wie tot.
ES wurde nach Doktor Jenssen
lelcphoniert. doch der war über Land
gefahren. Ter alte Doktor Ewald
-cber hatte weder Telephon noch Wa
gen. So mußten erst die Pferde im
Herrfchaftshaule angespannt werden,
und bis der Arzt zugegen sein kenn
te. verging sicb,er eine ganze Weile.
Deshalb sagte Klara: .Warten Sie.
ich komme mit."
MZ sie zu den Leuten kam. stand
öie ganze Stube voll jammernder
Frauen. Die anderen Kinder wein
ten laut. Tas verunglückte Kind lag
unbeweglich auf einem Jett., Tas
Gesichtchen hob sich schneebleich von
dem buntkarrierten Bettbezug ab.
Klara hatte zufällig vor kurzem
gehört, man dürfe einen Menschen, der
aus den Hinterkopf gefalle sei. nicht
einschlafen lassen. Er entschlummere
dann, um nie wieder zu erwachen.
Und hier standen alle diese ffrauen
und jammerten, und keine rührte eine
Hand zur Hilfe.
Sie sagte zu Frau Tbieme: .Brin
Ken Sie doch diese Menschen hinaus,
sie stören nur, und die Kinder sollen
richt so viel weinen." -?
Die Frau tuschelte aufgeregt mit
den Nachbarinnen. Etwa beleidigt,
zog sich eine nach der arideren zurück.
Klara hatte das Kind sofort in die
Arme genommen. Sie sprengte ihm
Wasser ins Gesicht und richtete das
Köpfchen, das immer wieder kraftlos
zurückfallen wollte, aus.
..Otto. Otto, wach doch ans! Sieh,
was ich dir mitgebracht habe! Otto,
soll Ich dich tragen? Nehmen Sie
Un Jungen und tragen Sie ibn im
immer umher", sagte sie zu der
Nutter. ..Wo ist Essig oder Sal
inkqeist?" Beides war nicht vorhanden. Sie
schick! eines der Kinder in's Herr
sckaftshaus. Dann fing sie wieder an: Otto,
börst du mich nicht?"
Keine Antwort. Angstvoll war
teie sie. Kam der Bote noch nicht zu
ruck. Ihr Mädchen erschien und brach
. te Salmiakgeist. Essig. Watte und
Terdandsstoff. die die sorgliche Ger
trud der Schwester eingepackt haüe.
Klara lies; den Kleinen die Essenz
einatmen und rieb ihm die Schlä
sen mit Essig ein.
Endlich schlug er blinzelnd die Au
n auf. um sie jedoch gleich wieder
zu schließen.
Gottlob, ein Lebenszeichen!"
' Das nächste Symptom des erwa
chenden Lebens tret allerdings hef
tiges Erbrechen. Also Gehirnerschllt
te'rung, ; wie Klara gefürchtet hatte.
Wieder lag der Kleine bewußtlos,
jetzt noch viel iotenähnlicher denn
zuvor.' Wie verfallen das fönst so
rund? Kinderaesicktchen war!
Die Mutier wollte wieder mit Jam
, , mern beginnen; aber Klara wurde
sehr energisch. . . ..' I
i Er darf nicht stilliegen, tragen
I Sie ihn. sprechen Sie mit ihm. Jh
j . r; Stimme kennt er. die hört er eher."
I Die Frau sagte gehorsam: Otto,
" mien' , Jung, hörst du mi? Otto.
! . sto.no nich!"
Dann schluchz'.e ' sie: Ach' nee,
Fräulein, he starret!"
Aber gerade schlug 'er wieder die
Augen auf. nur ein ganz klein wenig,
aber es, war' doch ein Blick gewesen,
ein Blick des Erkcnnens. 'ehe sich die
Äinderaugen wieder -schlössen.
Tito!" rief Klara.
Ach nee. Fräulein, he is doch so
mod' loten Se cm doch slawen!
Ick leg' em dal.'ick drag' ern nies)
länger. Otto, mien arm lütt' Jung',
; slap du man." : " ' ' ' " '
Sie, wollte das Kind auf das Bett
legen. Aber Klara nahm ihr ; den
Knaben ab. ' ' ' '"
Gut. so trage ich das Kind. Ge-
len Sie mir es."
Etwas wie Opposition wollte
in dem Gesicht der Frau aufflammen;
über sie fügte sich dann doch Klaras
ruhiger Bestimmtheit.
, Sehen Sie, ob Doktor Ewald noch
nicht kommt." , .
Die Frau eilte hinaus. ' :
Und Klara trug das Kind cmf und
5, auf und ab. Sie sprach mit ihm,
se hob das Kopfchen. Der schwere
'. !7.derkörper lag wie Blei in ihren
-:x Aber sie ermüdete nicht. Sie
'? t:e Frau draußen mit einer
jamnikra und klagen.
s
!
t
i7
Wigler.'eld.aruow.
Dann kam dr Bter des Jungen,
.iegelmeisier Thieme. der unien am
Kanal beim Verladen gewesen war.
DaS Kind wachte jetzt wirklich. Ei
war schlaftrunken, aber es schlug von
Zeit zu Zeit die Auqen auf. Den
Aater blickte es erkennend an. Er setz
te sich auf die Ofcndank und sah aS
ernsten Augen auf Klara und ihr
Tun.
Er hatte stcts gesagt: Die Beste
von ollen, außer unserm alten Herrn,
ist die Klara." Und dann hatte er
ai'ch gesagt: Sie versteht ja noch
nicht alles von Falzziegeln und
Kopfziegcln und Pfannenziegeln, von
Biberschiränzen und Dachpfannen,
aber sie lernt's schon noch, kapirren
kann sie,"
Jetzt ober gewann sie sein Herz.
Wie sie so unermüdlich um seinen
Jungen bescbäftizt war. da stand ei
nes bei ihm fest: Das vergeh ich ihr
nie!"
Eine Weile hat'e er schweigend zu
gesehen. Nun sagte er nur: Frau
lein, geben Sie mir den Jungen, er
ist zu schwer sür Sie."
Sie konnte wirklich nicht mehr und
ließ ihn sich abnehmen.
Als der Vater ihn auf die Arme
nahm, sagte er plötzlich klar und ver
ständlich: Bater!"
Klara faltete still die Hände: Ge
kettet!" Und endlich hört: man auch das
Rollen des Wagens Doktor Ewald
kam. Es war mehr als eine Ctun
de verstrichen, seit man nach dem
Arzt geschickt hatte.
Nur eine Stunde?" dachte Kla
ra. Ihr war die Zeit endlos erschienen.
Jetzt kam euch die Mutter wieder
mit herein, schluchzend und dem
Doktor alle Einzelheiten des Sturzes
mit Genauigkeit schildernd.
Doktor Ewald kannte solche Her
zensergüsse schon bei seinen Patien
ten. Er winkte gutmütig, aber be
stimmt ab.
Liebe Frau, ich werde schon selbst
sehen. Guten Abend. Fräulein Kla
ra! Da haben wir ja den Jungen;
aber er ist ja vollständig bei Be
sinnung! Na. mein Jungchen, loer
bin ich denn?"
Siehst du. mein Jung', und nun
zeig' mal dem Bonbon'doktcr, wo
dir's wehtut. vielleicht findet er dann
noch einen Bonbon in der Tasche."
Otto schüttelte den Kopf. Weh tat
ihm nichts, nur müde war er.
Na, erst wollen wir mal untersu
chen." Nachdem er den Kleinen gründ
lich untersucht hatte, sagte er: Na,
das wäre noch gut abgegangen.
Nichts gebrochen, nichts verletzt, nur
tine kleine Gehirnerschütterung. Mein
Kompliment. Fräulein Klara, den
ungen haben Sie durchgekriegt.
Habe schon von Frau Thieme gehört,
daß Sie ihn nicht schlafen lassen woll
ten. War recht so. Jetzt kann er noch
ein wenig wach bleiben, und dann
ist die Gefahr vorbei, dann darf er
auch schlafen."
Er gab noch einige Berordnun
gen und versprach, morgen wiederzu
kommen. Tann schüttelte er dem
Zieglermeister die Hand. ..Na, Thie
me. danken Sie Gott, den Jungen
haben Sie diesmal noch behalten."
Ich weiß, wem ich zu danken ha
be, Herr Doktor."
Er warf einen Blick zu Klara hin
über, die eben nach der Angabe des
Arztes mit Frau Thieme zusammen
behutsam den Kleinen entkleidete,
um ihn dann zur Ruhe zu legen.
Dann ging auch sie.
.Mit wortreichem Tank wollte die
Frau sie hinausbegleiten. Der Mann
schob sie wieder zur Tür hinein und
sagte: Bleib beim Jungen!"
Klara preßte er mit kurzem, festen
Druck die Hand.
Dos vergeß ich Ihnen nie. Fräu
lein!" Das war der eine Fall gewesen.
Ter zweite hatte sich in der Familie
eines Ziegelbrenners Velow ereig
net. der für sehr roh galt und in dem
Rufe stand, mit seinerFrau, die eine
leine, zarte Natur war, ziemlich
schlecht umzugehen. Sie litt wohl
unter seiner Behandlung, ertrug aber
schweigend. Sie hatten nur einen
Jungen.
Der Vater vergötterte ihn und ver
zog ihn auf's gründlichste. Der Jun
at wurde dadurck nickt aerobe liebens-
würdig; er war ein richtiger .Heiner
Rüpel von acht Jahren.
Da stellte sich plötzlich am Knie
eine Geschwulst heraus. Sie wurde
eitrig und mußte geschnitten werden.
Aber die Wunde 'heilte nicht, brach
immer wieder auf. und endlich fiel
das schlimme Wort: Knochenfraß.
Doktor jenssen. der in dieser Seit
ungewöhnlich diele Kranke hatte, und
der nickt täalick aum Verbinden kom
men konnte, traf Klara, als sie se-
len wollte, wie es mit dem Jungen
stände.
Er fslslt ifirl dak ifirn die täglichen
Besuche schwer' fallen: würden, und
Doktor Ewald hatte 'seine VraiiS
ja eigentlich - abgegeben. V- Der von,
likl'cht CntslU
allen Kindern zärtlich geliebte Von
bondoktor so genannt, weil er stetii
etwa Gute für ihn begegnende Kin
der in den Tascken hatte war
überbaut' wie viele ältere Aerzte, kür
rper.'Iioe Einarisfe om wenigsten
,-u haben. Tekhalb fragte Jenssen
Klara, ob sie ihm nicht tat tägliche
verbinden abnehmen könne. Sie ließ
sich unterweisen und meinte dann,
sie wolle ti versuchen.
Tann wanderte sie täglich In die
Wohnung des Ziegleri. wusch und
rerband die Wunde, wai nie ohne
aroßks Geschrei deS Jungen abging.
DaS Gebrüll seine, Sprößling, das
den Ziegler erst gan, gegen Klara
aufreizte, da er dachte, sie tue ihm
unnötig weh. wurde allmählich ge
ringer. Und als der Vater sah. wie
ruhig und sicher das Fräulein mit
Hilfe seiner rau die Kanüle ein
führte, die Wunde ausspritzte, wie sie
nachher kunstgerecht den Verband an
leate. und als endlich nach lanaen
Wochen d'e ersten Anzeichen der Hei
lunq sichtbar wurden, da hatte sie
auch hier ein Herz gewonnen, ein rau
beL. widerwilliges zwar, ober ti war
so. als ob seine Stimme weicher
klänge, wenn er sagte: Fräulein
Brachmann meint", oder Fräulein
Brackmann hat gesagt"
Klara aber hatten diese beiden
Vorfäll: ei gewisses Ansehen in den
Häusern ihrer Arbeiter gegeben In
'leinen Fragen kamen nun die Frau
en schon "ganz von selbst zu ihr,
und sie half, wo sie helfen konnte.
,
Professor Janssen hatte Gilfe
Zofort wieder als Schülerin ongenom
men. und er hatte sich auch ehrlich
gefreut, als sie ihm mitteilte, nun
doch zur Bühne gehen zu wollen.
Es geschah 'a'auf seinen Rat. und
befriedigt hatte er die stolze Er
'cheinung angesehen, die in dem tiefen
schwarz noch königlicher aussah als
sonst.
Donnerwetter, war das ein Weib!
Wie die die Massen zu ihren Fii
ßen zwingen würde, wenn sie die
Elisabeth, die Isolde, die Walküre ver.
körperte! Und dazu die göttliche
Stimme! Tas lohnte sich wenigstens,
sie als seine Schülerin in die Welt
gehen zu lassen.
Als sie dann aber zum ersten Mal
wieder zur Stunde kam, als sie. zit
ternd vor Aufregung, die ersten Tak
te intonierte, da erschrak er. Es war
allerdings nur ein Augenblick gewe
sen, ein Moment des Schwankens.
Bald hob sich die Stimme wieder zu
ihrem ganzen Woblklang und der
tigenartigen Süßigkeit, die ihr inne
wohnte. Beruhigt nickte er mit dem Kopf.
Es war nichts aewcsen die Be-
fangenbeit des ersten Anfangs nach
der Pause.
Er übte tüchtig rnn ihr. um sie
gleich ganz zu prüfen. Sich selbst
vergaß er dabei und Zeit und .tun-
Nach Tonleitern und Uebungen
nach Solfeggien und Trillern, nach
jubelndem Schumannlchen Ueberm
Garten durch die Lüfte", sollten nun
auch noch die Elisabeth-Arien folgen.
Kditlich und klar und groß hatte
sie es gesungen, das hehre Gebet der
Elisabeth: Allmächt'ge Jungfrau,
hör mein Flehen!" Und süß und rein
war der Schluß verklungen, das hin-
gebende, liebende Wort: Für seine
Schuld!" '
Befriedigt rieb sich Professor Han-
sen die Hände.
Wenn das nicht wirkte! Wo sie das
ols Probe-Arie sang, da mußte sie
engagiert werden. Ohne ein weiteres
Wort schlug er die Blätter der Par
Ntur nach rückwärts zum zweiten Akt
und gab die Akkorde an.
Gilfe zögerte.
Na?" sagte er.
Gilfe zögerte noch immer.
Los!" mahnte er ungeduldig.
Nun setzte sie ein: Dich, teure
Halle, grüß ich wieder!"
Da war es wieder, das chwanlen.
das ihn im Anfang der Stunde so be-
troffen gemacht hatte.
Und diesmal schwand es nicht.
Sie fuhr, allerdings fort: Froh grüß
ich dich, geliebter Raum", aber Profe
stor Hansen unterbrach sie:
Bitte, noch einmal anfangen. Was
ist denn das, Fräulein Vrachmann?
Ist ja kein Klang d'rin und kein
Glanz. Sie denken nicht daran. Bit-
t? schön, immer im Sinne der Rol
!e. Da ist Jubel. Freude, höchste
Seligkeit. Also noch einmal."
Und wieder setzte Gilfe ein. Aber
nun zitterte und schwankte die Stim
me so, daß sie ganz heiser erschien,
:',nd nach zwei Takten brach sie ab.
Ich kann doch nicht singen r
ich kann doch nicht!"
In ihren Augen schimmerte es
feucht.
Nu, nu. nu." begütigte er. wir
sind wohl müde? 's ist auch genug
reichlich! Wir haben uns ein bischen
überanstrengt. Also ein andermal
die Tannhäuser"Arie. Und hübsch
üben, aber mit Vorsicht. Sie sind
doch noch ein bische angegriffen von
r,tt Krankheit. Auf Montag, liebeZ
Fräulein!" . .. .
Gilfe war gegangen. ; ""
Sie suhlte selbst, daß sie 'müde
war. Das nächstemal würde es
besser gehen. . ... :
lJorlsktzung folgt.) ,
Aus einem R o man. i
In einer dunklen ' . Nacht kam sein
Verbrechen an den'-Tag. ' ; -
Tribii.
1
ac Vv!rbrötchkn.
Am 28. Januar brachte mein
Mann ein paar Herren zum Kater
frühstück mit heraus. Herr v. Ulser
klagte in seiner humorvollen Weise
über heftiges Haarweh und brennen
den Durst und lobte unser kühle
Pilsen. Aber als die Mädchen ki
rt Schüssel mit Kaviarstkmittchen ser
vierte, verstummte er und blickte jriii
träumerischem Parteln in ein OJIsl.
Wir blinzelten uni verständnisinnig
zu: Nun kommt gleich eine Geschieh'
t wir kannten doch nseien lie
lcn Ulserö! Und ricktig. al das
Mädchen gegangen war. blickte er
kmvor und sraate: .Wollen Sie'S
l'ören? Ja? Nun gut!
'.'liso: Ei war so vor sunszeyn
s'chszehn Jahren, und ;rf) war mal
wieder rechtschaffen verliebt. Sie
war die ältere Tochter neines Brot
berrn". das will sagen, des Justiz-
rats. bei dem ick als Königlick
Preußischer Kammergerichtsreferen-
oar meine Anwaltsslation absolvier'
te.
Warum ich gerade nach P. und zu
uftinat na. laaen wir Bren-
er ging, sind Zufälligkeiten, di:
.! rr.r4.:j.i I,.!!
r.iii meiner ucincn iq-iiuit mu,a
'u tun haben.
Von Bedeutung ist nur. daß ich
verliebt war. und zwar in ,vraulein
Elfriede Brenner. Sie war ll) Jh-
rc alt und wurde allgemein Elfi
oenannt. und dieser Kosename war
mie geschaffen für das bellblonde.
arte Madchen mit der stinften. lieb-
l.chen Stimme. Ich galt für ihren
bevorzugten Anbeter, und wir tanz
!en. schwärmten und fangen zujam
wen.
In ihrem Eltcrnhause war ich noch
i-kit oewesen ftrni 'Mnuat war
leidend aber kurz vor Weihnach-
ten vertraute mir Elfi aus einem
Ressourcenfest an. daß es ihrer Mut
ter beiier ginge und ihre Eltern Mit
te Januar einen Ball ceben wollten,
::nd um für dieö ehrenvolle Amt noch
Instruktionen zu empfangen, sollte ich
i den ersten Tagen des neuen Iah-
res bei ihnen aan gemütlich zu
Abend essen.
Diele Aussickt kersiiptk mir als
liebliche Vision die ttbn'täaiae Tren
nung von Fräulein Elii. Als ich von
i-k!nem Weihnachtsurlaub .nach P.
zurückkehrte, saß ich am Vormittag
ollein vor einem mächtigen Aktenstück
im Bureau. Plötzlich wird die Tur
"ngestüm ausgerissen, und herein
türmt ein kleines Mabel.
Ein kleines Mädel von vielleicht
vierzehn Jahren, in einem blauen
Matrosenkostum mit sehr vielen nau-
i ?n Emblemen auf Äermel uno
Kraaen und einem oekickten Svort-
mlltzchen auf wuschligem, rotbraunem.
i)oar.
Sie stürmt .herein und ruft ent-
rüstet: Nein, weißt du. Pappi, das
ist aber stark!" Und dann wird
sie dunkclrot und prallt zurück
denn nicht ihr Pappi" sitzt da. son-
dern ich darf es heute wohl sa
gen ein hübsches, junges Kerl--
chen. das belustigt lächelte.
Es muü vielleickt Leute eben, die
'l,r Gesicktchen nicht hübsch gesund?
hätten. Aber ihre Augen waren von
einer so wunderbaren, seltenen Schön-
heit, daß man auez andere darüber
vergoß. Augen, wie tiefer, satter,
brauner Samt, von tiefschwarzem.
gebogenen Wimpern umsäumt.
Nun. ich erhob mich und sagte mit
iadelloser Verbeugung: Ick habe
wohl den Vorzug. Fräulein Brenner
begrüßen zu .dürfen? Ihr Herr Bater
ist augenblicklich auf dem Gericht.
Darf ich ihm irqend etwas ausrich-
t,-n? Ich bin Ihres Herrn Vaters
Schüler: Referendar v. Ulfers.'
Sie wurde bei meiner wohlqesetz-
ten Rede ganz heiß und rot, und
dann machte sie mir ein verlegenes
Knickschen und sagte: Ach, ich
wollte mich bloß bei Peppi beschwe
:en. dost ick moraen abend nickt mal
bei Tisch essen soll, wo Sie doch nur
zu uns kommen. Es lst wirklich ei
ne Gemeinheit, mich immer wie ein
Wickelkind ins Kinderzimmer zu
sperren! Wo ich fast sehszehn Jahre
olt bin und Ostern konfirmiert wer-
de."
Ich pflichtete ihr lebhast bei. und
sie wurde ganz zutraulich. Sie er-
zählte mir eine Menge Schulgeschich
ten. und wir verabredeten, daß ich
bei ihrem Vater ein gutes Wort für
sie einlegen sollte, doinit sie am fol
senden Abend nicht im Kinderzim
mer zu bleiben brauchte. Sie war
fachlichst befriedigt, und wir schieden
mit kräftigem Händedruck als gute
Kameraden.
Als der Serr ustiirat vom Ge
richt kam, entledigte ich mich sofort
mit viel eicyick meiner oipiomali
fchen Mission. Er lachte herzlich.
Also Karlchen war hier, sagte er,
nicht wahr, so grundverschiedi.
Sckwestern gibt es selten? Sie soll
te durchaus ein Junge sein und mei
nen Namen tragen. Nun haben wir
sie Karla genannt. Aber sie heißt
allgemein nur Karlchen", und der
Wildsana macht seinem Namen Eh
." Fräulein Karlchknl" Wie allere
liebst das klang!
Am nächsten Abend war ich dann
also zum einfachen Butterbrod bei
Z'-renners, und wir besprachen das
zukünftige Zanberfest in allen Ein
zelheiten. Aber die Hauptsache war,
daß Fräulein Narlchen mit bei Tische
sah jn einem weiften fiaiien
kludchen mit einer himmelblauen
ttiksenschlkife Im rotbraunen Wu
'chelhaar. Sie war sehr sittsam und
lescheiden. sprach nur. wenn sie ge
lragt wurde aber zuweilen tra
sen sich unsere Blicke, dann lächelte
sie verstohlen, und ihre Mörchenau
gen sprachen: Du. da hast du
sein gemacht! Allerhand Achtung'.'
Nach Tische sagte Elfi u mir:
.Meine kleine Schwester ist selig,
daß sie heute aufbleiben darf. ES ist
k!gentlich rührend, wie leicht solch
Küken zu beglücken ist."
Elfi sah bezaubernd aui in
l:!chter. lichtgrllner Seide und
ihre Stimme klang weich und schwel
zend wie immer aber in dem rie
s'gen Fauteuil mir gegenüber saß
steil und aufrecht wie ein artige?
Scktilkind Fräulein Karlchen und
klickte mit verklärtem Gesichtchen um
sich und da kam es mir vor. als
sei ich nickt mehr so ganz leidenschaft-
lich in die zarte, blonde Elfi ver-
lud'.
Aber ich glaube, ich werde zu ouS
kiihr'ich. ich muh mich kürzer fassen
Am 27. Januar bewiesen wir un
t:t patriotische Gesinnung durch ein
sehr ausgedehntes Diner, und am 28.
war ich so ziemlich unfähig zu meiner
wick'tigen juristischen Tätigkeit
Mein Brotherr", dem auch nicht
übermäßig gut zumute war. beur
loubte mich sehr zeitig, und ich be-
schloß, am Nachmittag meinen
Brummschädel auf die spiegelnde
Eisfläche spazieren zu führen. Na
iiirlich war die ganze Jugend da
v'fz,nkoniain a s aeikiericr
Mittelpunkt. Ich wurde weidlich mit
meinem bläßlichen Ausseven genear
und ging mit sauersüßer Miene da
rauf ein. Plötzlich löst sich aus ei
ver Gruppe buntbemühter Gymna
saften ein kleines Mädel im Matro
lenkostüm und kommt mit einem,
Jrbelruf auf mich zu. Ach. Herr V.
Ulfers. das ist fein! Sie haben keine
Schlittschuhe an. S,e musjen micn
ziehen!" j
Ti Zunaen Offiziere lachen, und
Fräulein Elfi sagt verweisend: Aber
Karlchen!"
Doch ich ergreife Karlchens Par-
tci. fasse ihr Handchen ,m wol-!
lenen Handschuh und setze mich in
einen gelinden irao. 'Uiein nops
bämmert kaum sind wir außer
örweitk. so bleibe ich sieben: Seien
Sie mit nicht böse. Fräulein Karl-
im. Ich kann wirklich nicht lau-
lcn. Ich kann nun mal dielen icywe-
in Portwein nicht vertragen, ,ch
babe jämmerliches Kopsweh."
Jbr kleines, blasses Gaffenduven-
gesicht ist voller Mitleid und Ber-
ständniS. Dann müssen Sie Ka
vi.'r essen." sagt sie schnell das
ivt Pappi immer, wenn er einen
Jammer hat."
Ich, lächle, und dabei möchte ich
den 'üßen Fratz am liebsten küssen
auf den großen, halb offenen
Muno aber von solchen ketzeri-
schen Gedanken ahnt Karlchen natur-
lick nichts. Sie gibt mir rn mut-
terlich besorgter Weise medizinische
Ratschläge. Kaviar ist das aller-
best-."
Das glaube ich schon." antwortete
irf. . br sien Bater kann sich das
?.uch leisun, das ist ein reicher Mann.
Aber ich ein Referendar, oyne Vk
halt und nicht penstonsberechtigt!"
Karlchen steht ehrlich erschrocken
aus. Ich fühle, daß sie mich im
Gcijie bei Wasser und Brot darben
sieht. Und dann blitzschnell zieht
fi: tin Kinderportemonnaie hervor
und drückt mir eine Mark in die
Hand. Bitte, bitte, nehmen Sie, lie
ber Herr von Ulfers! Ich brauche es
wirklich nicht! Ich habe ja von Groß
inama zehn Mark zu Weihnachten
bekommen, und dann gehen Sie fir
z:i Steckner" (das war unsere
Stammweinstube) und essen dort
ein Kaviarbrötchen. Sie sollen mal
sehen. Ihnen wird gleich besser! Ich
weiß es zu genau von Pappi. (O
Herr Justizrat. Sie sollten ahnen,
wie Ihr Fräulein Tochter aus der
Schule plaudert!)
Da stehe ich nun im verlöschenden
Tageslichte mitten auf der riesigen
Eisfläche, und bor mir steht Fräulein
Karlchen mit ihren sprechenden Mär
chcnaugen und redet auf mich ein und
rcrrät'mir mit jedem Blick und jedem
Wort das Geheimnis ihres unschul
digen Kinderherzens.
Bitte, bitte, nehmen Sie doch das
Geld! Mir zuliebe! Ich brauche eZ
wirklich nicht! Ich habe doch noch
die zehn Mark von Großmama!"
Und ich nahm das Geld, ich mußte
es nehmen, ich konnte diesen betteln
den Wunderaugen nicht nein sagen.
Und wie glücklich machte ich Fräu
ioin ffnrirfiTi .Aber unter einer Be-
dingung. Fräulein Karlchen, Stt
müssen ,mir helscn.
Sl scküttelte energisch daS Wil
fchelköpfchen. Ich darf nicht mit
Ihnen zu Steckn gehen. Dann
wäre Mammi furchtbar böse."
'Nein, natürlich dürfen Sie das
nicht," sage ich aber Sie sollen
hier auf mich warten. Ich hole uns
das Kaviarbrötchen hierher. Und wir
essen jeder eine Hälfte. Jn Gesell
fchaft schmeckt und hilft solch Mittel
besser."
Dtimit war Karlchen einverstan
den. und ich eilte fort.
, Und bei Steckner traf ich einen
höchst fidelen Kreiö die wollte
dort den Teufel durch Beelzebub der
treiben und ich. wurde mit Halloh
empfangen und sofort mit Beschlag
lelegt und vergaß alle: die Mark
lnd Fräulein Karlchen und daS Ka
viarbrötchen!"
Herr v. UlferS machte eine Pause.
Der Zufall isl ein seltsamer
Gesell." fuhr er dann fort er
wollte nicht, daß ich Karlchen wie
dersah. Am nämlichen Abend be
kam ich die Nachricht von der schwe
,en Erkrankung meine VaterS. Ich
Unterließ ein paar flüchtige Zeilen
für den Herrn Justizrat Empfeh
lungen für seine verehrte Familie
fügte ich bei und reiste ab.
Und dann stürmte so endloS viel aus
mich ein! Vater Tod und ick.
cl Aeltester. der Mutter Trost und
Beschützer und dann Mutter lange
Krankheit und dann ging ich mit
ihr nach dem Süden, und dann war
da Trauerjahr vorüber.
Ich hatte Karlchen nicht vergessen
ich nahm mir vor. ihr zu
schreiben und Konfekt sollte sie
bekommen, natürlich! Da liebe, klei
t,e Mädchen aber wie das so
shl! Man denkt: 'morgen und
wieder: morgen! Und anderes schiebt
sich dazwischen, und e unterbleibt
gcinz.
Und nun - so vor vier oder fünf
Jahren, sitze ich an einer interessanten
Table d'hote, und mir gegenüber
sitzt ein charmanter, junger Herr, und
wir kommen inS Plaudern. Er er
zählt dies und da, und da stellt es
sich herau, daß er ein Vetter der
Brennerschen Damen ist.
Meine erste Frage gilt Karlcken.
Sie hat kürzlich geheiratet sehr
gute Partie! Ah! Ja. aber sie
hat es wohl doch mehr den El
kern zuliebe getan, so eigentümlich,
wie sie nun einmal ist! Eigen
tümlich? Karlchen eigentümlich? Ich
sehe sie wieder vor mir in dem blas'
s,n Schimmer des scheidenden Tages
das Gassenbubengesichtchen mit
den schönen, dunklen Augen bo
re ihre flehende Stimme: Bitte, bit
te! Nehmen Sie doch! Ich brauche
es wirklich nicht. Ich habe ja noch die
zrhn Mark von Großmami!"
Eigentümlich? Nun ja! Ob ich
renn nicht wüßte seit der schweren
Krankheit Nein! Ich habe keine
Ahnung!
Ja Karlchen sei sehr krank gewe
sen kurz vor ihrer Konfirmation
sie habe es sich wohl ouf der Eis
bahn geholt oder richtiger die
Krankheit sei dort ausgebrocken
ganz genau sei er auch nicht infor
miert. Er wußte nur. daß die ge
ängstigten Eltern sie spät abends auf
der Eisbahn fanden, und daß sie
dort schon heftig fiebernd im
iner stammelte: sie dürfe nicht fort
g?hen sie müsse warten"
Herr v. Ulsers brach ab. Wir
schwiegen alle dann sagte er lei
se: So ist das Leben! Süßes, rüh
rundes, kleines Karlchen!"
Jn Rüsselöheim bei
Mainz spielte sich eine Tragödie zwi
schen jungen Eheleuten ab. Der 26
Jahre alte Arbeiter Emil Eitelbach
machte auf seine löjahrige Frau e,
nen Mordversuch und verletzte sie mit
Revolverschüssen schwer. Darauf rich-
tete er die Waffe gegen sich selbst und
erschoß sich. Der Grund des Dra
mas ist in vollständig zerrütteten Fa-
milienverhaltnlssen zu suchen. Eitel'
bach galt als arbeitsscheu und war
zurzeit ohne Beschäftigung und
ohne Wohnung. Er trieb sich mit
Frau und Kindern umher. Auch sein;
Frau soll lockere Sitten gehabt haben.
Die schwerverletzte Frau wurde in ein
Hospital nach Mainz gebracht.
In'Haaenbecks Tierpark
in Stellingen wurde der Kassierer
der Löwengabenkasse, der trotz wie
derholter Warnung und unberechtig.
terweise den Raum her Löwenschlucht
betrat und den größten der dort be-
flndllchen Vowen mit einer Peitiche
scklua. von diesem anaefallen und
zu Boden geworfen, worauf der LL--
we ihm mehrere Fleii,cywunoen an
den Beinen beibrachte, um den er
lekten aus der Schlucht herausholen
zu können, wurden die Löwen durch
Schusse zuruageicyrear. wovel ver
angreifende aroste Löwe erschossen
wurde. Nach Anlegung eines Not-
Verbandes wurde der verletzte in das
Krankenhaus geschafft, wo er seinen
Verletzungen erlegen ist.
Ein solides Gasthaus.
A.: Weshalb gehst du denn jetzt aus
schließlich nur noch in den Goldenen
Ochsen"?
B.: Weil ich solid sein will!
Dort werde ich nämlich regelmäßig
frn rn Ist 1lfir kinlls?srs,mis I
H"" " " "7 .5.n..,.
Die Bestechung. Rich
ter: Angeklagter, warum haben Sie
dem Schutzmann, als er Sie über
den Diebstahl ausfragte, nicht gleich
reinen Wein eingeschenkt?
Dieb: DaS wäre ja Bestechung ge
Wesen. . "
Die Aerztin alS zärt.
l i ch e M u t t e r. Ich bringe es
absolut nicht fertig, meinem Häns
chen wehzutun. Und wenn er wirk
lich mal so unartig war. daß ich ihn
schlagen muß, chloroformiere ich ihn
jzuvox." , . .
Interessante Schubern.
(.In Krise r.ich ten ZAwtatWbt Ut
Himalaja.
Eine interessante Schilderung der
kühnen Besteigung del Nolahoi, je
ne berühmten Schneegipfel de
Himalaja, den man wegen seiner
onnverwandtschast mit dem Mal
terhorn der Schweiz da .Matter
k.orn von Kaschmir" genannt hat.
veröffentlicht E. F. Neve im
Graphik. Der Aufstieg begann tu
jenen Tannenforsten, wo der Lidar
nd der Tanin. die beiden brausen
kcn Gebirgsbäche. ineinanderfließen:
von hier aus liegt dal . gewaltige
16,000 Fuß hohe Bergmassiv vor
dem Blicke des Bergsteiger, man
sieht den Südostgipfel. der sich über
einer schneebedeckten, tiefen Schlucht
aufzutürmen scheint. A0O0 Fuß
führt ein grasbewachsener Abhang
empor, Thymian blüht, und die Luft
ist von dem fremden Duste fremder
Kräuter durchwllrzt. Am Anfang
berührt man noch die Lager noma
dischcr Hirten, die in ihren maleri
scken. blauen und roten Gewändern
leuchtende Farbenflecke i die Land
fchaft tragen; bald aber wird ei
kühler, und die Alpenflora tritt' in
ihr Reckt.. Die ersten Schneefelde?
werden sichtbar, und in der Paßhöhe.
11.0C8 Fuß Über dem Meeresspiegel,
eröffnet sich dem Bergsteiger ein
großartiges Panorama. Die von
Gletschern überzogenen Wände deS
Kolaboi türmen sich im Süden über
einander, zu Füßen schäumen die
Sturzbäche, und an ihren Abhängen
treiben ganze Scharen von flinken
Murmeltieren ihr Wesen. Der Bo
den ist wie mit Edelweiß besät, und
neben ihnen glühen der purpurfar
b:ne Astraqalus und mächtige gold
leuchtende Blütenkelche. Nach eine?
kurzen Kletterpartie ist der Har Nag
Paß in 12,700 Fuß Höhe erreicht
hnd kner, auf einer grünen Matte,
von der erst vor kurzem Schnee und
Eis fortgetaut waren, machen die
Bergsteiger Rast. Die Fortsetzung der
Steigcarbeit bringt dann den Ab
sckied von der Vegetation und da
Eindringen in die Gebirgswelten deZ
ewigen Eises. Zwischen Schneeschluch
ten arbeitet man sich empor, der El
rasier der Landschaft verändert sich
und plötzlich, wenn man inmitten der
Anstrengungen Zeit findet, umher
zublicken, sieht man sich in eint
wunderbare Märchenwelt versetzt,
in ein Reich phantastisch gezackter
Felssäulen, die zum Himmel em
porragen und die Kuppel des Firma
mentes tragen zu, wollen scheinen.
Mühsam klettern wir die 1000
Fuß zu einem dieser Eiö überzogenen
Felsvorsprünge' empor. ' um ,, unser"
kleines Lagerzelt aufzuschlagen; acht
Männer müssen über eine Stunde
lang unermüdlich den Eispickel und
die 'Art führen, ehe für unser Lager
zelt Raum ui d ein Halt erobert
sind. Aber der Ausblick von' diesem
Punkte war herrlich. Tausende von
Fuß unter uns dehnen sich die end
losen Schneefelder; vor , uns aber
liegt noch immer dieser südöstliche
Gipfel, um den wir ringen und un
fere Blicke fchweifen über die dort
oben ragenden dunklen Felsklippen,
von denen uns noch ein steiler
Schneeabhang trennt. Im Osten
und im Westen ragen in endloser
Kette die schneebedeckten Gipfel der
Nachbarberge empor, in rosiges Licht
getaucht. Als wir am nächsten Wlot
gen aufbrachen, schienen noch die
Sterne. Nie werde ich jenes erste
Nahen der Morgendämmerung ver
s,essen: jenes bleiche, unendlich zarte,
rosige Flimmern, das langsam im
Osten aufstieg, den wundervollen he
liotropfarbenen Himmel, das Auf
glühen der Bergkuppeln, als die
Sonne heraufzog." Immer größer
werden die Schwierigkeiten, die die
Bergsteiger von ihrem Ziele trennen,
immer langsamer das Tempo deS
Vordringens. Ein Felsblock löst sich
plötzlich vom Gestein und donnert
polternd hinab in die Tiefe: wenige
Meter an der kleinen Schar vor
über, die durch ein Wunder dem To
U entgeht. Jetzt ' liegt der Gipsel
euch nahe vor ihnen, kaum 300 oder
400 Fuß trennen sie noch von dem
harterkämpften Ziele. Aber die
Kletterpartie an dem Felsrande ist
so anstrengend, daß wir 4'Stun
den brauchen, um diese kurze Streckt
zu überwinden. Wir waren natiir
lich angeseilt und über einen Mangel
an aufregenden Augenblicken konnten
wir uns nicht beklagen. Hinter ei
ncm Felsen taucht plötzlich ein gäh
nender Abgrund auf, und fast scheint
es. als könne er nie überwunden wer
den, als gebe es nur noch ein Zu
rück. Aber, schließlich gelingt e
doch, eine etwas schmalere Stelle zu
finden und durch ein halsbrecherisches
Kletterkunststück über die Schlucht zu
kommen. Endlich ist die letzte
Schneekappe erreicht und mittags um
2 Uhr stehen wir auf dem' Gipfel:
inmitten eines unübersehbaren Oze
ons von Schnee, der Tausende 'von
Meilen weit alle Kuppen, Täler und
Felder beherrscht." .
Starke Einbildn g
Dame: Herr Leutnant, woher wollen
Sie den Tag wissen, an dem ich mei
erstes Gedicht verfaßt habe? ,
Leutnant: Na, erinnere mich doch
des. Tages, an dem Sie mich zum er
ftenmal jesehen!