Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, April 24, 1913, Image 2

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Tägliche Omaha Irt6uBr."1V.
Uwe Weserkuhrt.
. Man sann mit Recht sagen, daß
tt Weser auf dem Zhürii'.gkk üflalbe.
schon h Ut Nah Ut bayerischen
Grenze, entspringt, denn die W e r r a.
' um deren Ursprung kl sich hier han
ist nach uralter Ueberlieferung
derselbe Strom, wie l't Weser. Bei
den allen Germanen hießen Aura
,und Weser gemeinsam .Wisr.Äha'.
, h. Weftstrom. Späte? erst haben
'sich die beiden verschiedenen Namen
'gebildet. Im mitteldeuiichkn pracn
fc.ebiei, welche! der Werra genannte
Jeil del EttomeZ dursiiezzk, wuroe
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sicnd die Klederdcutschen Anwohner
lda! G behielten und den Strömn
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kürzten. Die Fulda, welche nach der
neueren Annahme nach ihrer Lercini
Hing mit der Werra bei Münden den
Fluß Weser bilden soll, galt in der
Anschauung der Borfahren als Ne
benflutz der Wisera-Aha. Tie Fulda
entspringt auf dem Rhöngebirge. hat
einen kürzeren Lauf, als der Schwe
fierstrom, führt ober fast reichlich so
viel Wasser, wie die Werra.
In Süddeutschland sucht man jetzt
eifrig nach einer direkten Wasserver
bindung mit der Nordsee. Man will
-den oberen Lauf des Mains mit dem
Oberlauf der Werra durch einen Ka
nai verbinden und dann beide Flüsse
bis zu ihrem oberen Laufe kanali
fieren. Aber zwischen den beiden
Quellgebieten liegt noch ein tüchtiges
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Stück Gebirge. Ter eifrigste För
derer des Projektes ist der jetzige
Herrscher von Bayern, Prinzregent
'Ludwig. Er hat durch Fachmänner
gründliche Aufnahmen der Gegend
.machen lassen und ist zu der Ueber
Zeugung gekommen, daß eine Verbin
dung von Main und Werra möglich
ist. Es ist sogar davon gesprochen
worden, das zwischen beiden Flüssen
liegende Gebirge vermittelst eines Ka
.altunnels zu überwinden, ein oller
ding! recht abenteuerlicher Plan.
Auch in Bremen ist man für Lud
wigs Projekt sehr eingenommen. Bre
mcn besitzt viel zu wenig Hinterland
für seinen Verkehr, durch eine Was
ferosrbindung mit dem Main würde
der Hansasiadt aber ein großes und
sehr verkehrsreiches Gebiet erschlossen
werden. . Prinzregent Ludwig ist
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schiffbar machen und so einen besseren
Verkehr mit dem Rhein anbahnen
soll. Auch tiefe! Projekt wird in
absehbarer Zeit verwirklicht irerden.
Ter Lieblingswunsch Ui Kaiser,
den Rhein mit der ölbe zu vcrbin.
den, hat jetzt auch bessere Auisicht
auf Äerwirklichunz. und außerdem
ist das alte Projekt der Schaffung
einer deutschen Rhemmündung bei
Cmden, durch Ableitung eine Teil
fcei Rheinwasscri bei Wesel oder bei
öln und Aushebung eine! 20 Fuh
tiefen. Kanals nach der EmSmiin
dunz. wieder in den Vordergrund ge
treten.. Werden alle diese Pläne au,
geführt, so werden die Wasserverbin
düngen Deutschlands großartiger wer
den. als diejenigen irgend einet an
deren europäischen Lande.
Doch daß sei nur nebenbei erwähnt.
Möge unZ der Leser heute aus einer
Dampferfahrt auf der unteren
Weser von Münden bis Hameln in
der heutigen Provinz Hannover Je
gleiten.
Münden, wo Fulda und Werra
sich finden und nach heutiger An
schauung die Weser bilden, ist eine
der schönsten Kleinstädte Teutsch
lerne 8. Goethe hat eS da! deutsche
Tempe genannt Zu den beiden, oder
wenn man will, zu den d r i schönen
Strömen fallen die Waldberge, welche
den Talkessel von Münden inrech
men. oft steil ab. mit der hellroten
Färbung ihrer Felsen geben sie ein
stimmungsvolles Bild ob, das mit
dem Dunkelgrün des WaldeS und den
glitzernden Wellen der hier mit slar
kem Gefalle einströmenden Flüsse
scharf kontrastiert. Dazwischen liegt
die turmreiche altersgraue Stadt, de
ren Mauern noch wohlcrhalten sind.
Tilly hat sie im dreißigjährigen
Kriege erstürmt und die Chronik mel
det. daß am Pnngsttaae 1626 an
3000 Leichen in der Stadt gelegen
haben. - Da! Rathaus, die Kirchen
und der mächtige Klotz des ölten
Welfenschlosfes sind weitberühmte
Prachtbauten. Tie Neuzeit hat mo
deine Villenquartiere dazu geschaffen.
Münden ist auch eine der schönsten
Gartenstädte Deutschlands geworden,
namentlich eine Lieblingsstätte der rei
chen Bremer Handelsherren. Jetzt
sollen die Wasserkräfte der Werra
und Fulda bei Münden durch ein
Elektrizitätswerk ausgebeutet werden,
wofür der preußische Etat von 1913
fünf Millionen Mark abgeworfen
hat.
lenburg.
Wirf"
Die Stadt war früher der Stapel
ort für das Umladen der Waren,
welche vom Norden auf der Weser
ankamen und hier für den Weiter
transport auf die Frachtwagen nach
Thüringen und Hessen verladen wur
den. Die Gilde der Mündenschen
Schiffer und Umlader besaß bedeu
tende Privilegien. In Kassel, wel
ches nur wenige Stunden von Mün
den liegt, hatte schon im Jahre 1687
der Hugenotte Dionysius Papin (ein
Flüchtling aus Frankreich) ein klei
nes Dampfschiff gebaut. Als
dieses auf der Fulda bis Münden
gekommen war. zerschlugen es die
Mündenschen Schiffer und vernichte
ten damit den Vorläufer einer der
wichtigsten Erfindungen der Neuzeit.
Erst im Jahre 1819 kam wieder
ein Dampfschiff nach Münden, und
zwar von Bremen. Jetzt laufen fünf
schöne und bequeme Dampfer zwi
fchen Münden und Hameln. und wenn
sich dieser Verkehr auch nicht mit der
Rheinschiffahrt messen kann, so ist er
doch im steten Wachsen begriffen und
die Zahl der Passagiere beträgt schon
gegen 120,000 im Jahre. Die Yahri
ist eine außerordentlich interessante.
Man sährt auf einem schönen Strome
dahin, dessen Ufer meistens auS
prachtvollen Buchenwäldern bestehen,
welche die bis zu 400 Meter hohen
Berge bedecken. Wo die Berge zurüä
treten, ist jeder Fuß Landes mit üp
pigen Wiesen und Feldern bedeckt.
Keine Großstadt wird hier berührt,
aber zahlreich sind die schmucken Dör
fer, die alten Burgen und die Klein
städte cim Ufer. - 5.-
Es war ein sonniger September
morgen, als sich der schmuck Perfo
'nendampfer in Bewegung setzte. Noch
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Münden, dann gleiten am linken Ufer
die üppigen, an steilen Hängen zw!
fchen riesigen Farren hinanllimmen
den Buchen und Cichenbeständt dt
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EickeschcS Hau? ' in kinbeck.
viele weite Meilen lang gestreckten
Reinhardtswaldez vorbei. Da ist
ein etwa 30 Kilometer langes und
10 Km. breite Waldgebiet. Im
Mittelalter war es der Tummelplatz
von Tausenden von wilden Ebern.
Jetzt ist daS Schwarzwild dort stark
zurückgegangen und das kaiserliche
Jagdgebiet auf Sauen befindet sich
jetzt bei Springe im Sollingwalde,
der etwas weiter nördlich im Wcser
lande liegt. Bewaldete Höhen und
weite Wiesen sie bilden den be
ständigen Rahmen der fortwährend
in Krümmungen gehenden Fahrt.
Eine Ortschaft mit einem am Wald
rand stehenden Hüttenwerk und alter
tümlichen Fachwerkhäusern tritt hcr
vor Veckerhagen. In diesem Hüt
tenwerk wurde vor über zweihundert
Jahren der von Papin zu seinem
Dampfboot konstruierte Tampfzylin
der gegossen. Andere, neuerdings viel
als Luftkurorte besuchte Ortschaften
mit den dahinter liegenden Gestüten
Sababurg und Beberveck folgen, und
nirgends wird die idyllische Ruhe der
Ufer von einer Eisenbahn untcrbro
chen. Alte Klöster wechseln ab mit
Dörfern, die ihre Entstehung den hier
angesiedelten Hugenotten aus dem
Languedoc verdanken und in denen
noch vor dreißig Jahren Französisch
gesprochen wurde ja, deren Be
wohnern noch heute die südländische
Gesichtsbildung anhaftet. Von einem
Nebenfluß, der Schwlllme, umspült,
die hier in die Weser mündet, steigt
zur Linken das bewaldete Bergmas
siv des Solling auf, aus dessen dunk
lem Grün klaffend der erste feiner
berühmten Steinbrüche nach der
Stromfeite hervortritt. Ein hübscher
Flecken mit einer schmucken neuen
Kirche, einem alten Turm und dem
ersten Bahnhofsgebäude, daS uns an
den Ufern begegnet, reiht sich an
Bodenfelde. Dann spannt sich, von
einer malerischen Ruine, der Kruken
bürg, überragt, auf steinernen Pfei
lern eine eiserne Brücke über den
Strom Station Karlshafen.
Der Fremde wird von dem An
blick des Städtchens nicht wenig
überrascht. Gleich am Ufer öffnet sich
vor ihm ein großer, von gleichförmi
gen. schlicht m Zopfstil gehaltenen
Häusern umsäumter Platz, in den von
rechts und links breite, ansehnliche,
von ebensolchen Gebäuden eingefaßte
Straßen einmünden, während feine
Mitte von einem großen, ummauer
ten Wasserbecken eingenommen wird.
Erst aber, wenn man auf die das
Städtchen umlagernden Berge steigt,
kann man seine symmetrisch in vier
eckige Komplexe geteilte Anlagt ganz
übersehen. Wie die erwähnten Hu
genotiendorfer, so ist auch Karlsha
sen ursprünglich eine Niederlassung
von Refugi. Auf dem Platz steht
ein einfaches Denkmal, das den Grün
der der Stadt darstellt, den Land
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Köhlerhütte im Vogeler. .
grasen Karl von Hessen. Wälder.
Wiesen und Teiche bezeichneten vor
220 Jahren noch die Gegend, wy
heute Karlshafen steht. Landgraf
Karl gehörte zu den vielen curieu
sen" Herren, die zu seiner Zeit auf
deutschen Thronen saßen. Seine
Passion war die Mechanik. Von ihm
stammen die Wasserkünste auf Wil
lzelmshöhe. Aber er erfand auch einen
Stuhl, der durch Blasebalge ganze
Stockwerke hoch getriebea werden
konnte, ferner ein lcdernes. luftge
füllteöMerd aufdem der seinem
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Herr ergeben Landspritzenmeister in
der Fukd herumschwamm, und da!
berühmt, Katzenklavier, wobei ' vier
zehn Katzen. jed,.a Alter und
verschieden, derart in einen
Kasten eingesperrt wurden, daß jede
den Schwanz heraussteckte; die
Schwänze wurden von spitzigen Tasten
berührt, worauf die ölten und jun
gen, die großen und kleinen dirzehn
gestochenen Bestien Töne von sich ga
den, von denen vielleicht anzunehmen
ist. daß sie gewissen allermodernsicn
Opernkomponisten zu ihren Werken
erst überhaupt die entscheidende An
regung gegeben haben. Auch die
spater on deutschen Jürstenhöfen zu
ss, hoher Blüte gelangte Soldaten
verkäuferei ist in Erfindung dej
Landgrafen Karl. Daneben muß ihm
aber zugebilligt werden, daß er auch
um daS Wohl seines Landes besorgt
war. Seine Absicht war. dem Lande
eine neue, mit einem Hafen und
SchiffSkanälen versehene Fabrik und
Handelsstadt zu schassen.
Der Name der Stadt lautete an
fänglich nach einem an ihrer Ostseite
sich erhebenden Berge Sieburg. So
wird Karlihasen von der umliegenden
Landbewohnerschast meist noch heute
genannt. Erst später nahm eS zu
Ehren seines Gründers feinen jetzigen
Namen an.
Karlshafen ist wohl die einzige
Stadt der Welt, in der eS keine
Kirche gibt. waS um so verwunder,
licher erscheint, wenn man sich der
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r.lmiiis'n 31m-1-Taae ihrer Entste
hung erinnert. Nur ein kleines, auf
einem Hügel stehendes urmazen mir
inem Geläute von drei Glocken ist
dafür vorhanden, das von einigen
Amerikanern, die einmal oer iaoi
einen Besuch abstatteten und schmerz
lich ein Gotteshaus vermißten, gestif
tet worden ist. Wer in Karlshafen
fmmm sein will, MUN slck in dik
Kapelle des Jnvalidenhauses bemü
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hen. Die Zahl der noch heut in
Karlshafen vertretenen sranzöstfchen
Familiennamen wird auf nur , noch
zehn beziffert.
Weiter geht die Fahrt. Nach kur
zer Zeit treten am linken Ufer in
mitten eines Dörfchens die Reste der
alten Burg Herstelle, der Residenz
Karls des Großen, hervor, dann
rechts auf hohem Felsen das ebenso
alte Schloß Fürstenberg. in dem sich
jetzt eine Porzellanmanufaktur befin
det blühende Flecken, reizende
Landsitze, von schattigen Linden um
gebene Gasthöfe schweben vorbei, und
beständig wechseln die Ufer ihre terri
toriale, Zugehörigkeit, bald gehören sie
zu Hessen, bald zu Braunschweig, zu
Hannover, zu Westfalen. Bon Lppi
gen Fluren und den bewaldeten Wer
gen umfchlosfen, ragen an einer
Krümmung deS Stromes hinter einer
Brücke die Türm eines oltertllmli
chen Städtchens auf Hözter.
Was die Stadt Höxter zur Hansa
zeit zu ihrer großen Blüte brachte,
von der noch heute so manches schöne
Fachwerkhaus, zum Beispiel da Rat
haus, zeugt. daS sollte später in den
Kriegen auch ihr Verderben werden
nämlich ihre Lage an.ewer der
ehemaligen Hauptverkehrsstraßen zwi
schen Osten und Westen, und so zählt
Höxter zu den wenigen deutschen
Städten, die an Bedeutung und Ein
Wohnerzahl heutzutage zu einem
Schatten ihrer Vergangenheit herab,
gesunken sind. Wie Karlshafen, so
wird auch Hözter wegen seiner schö
nen landschaftlichen , Lage ' gern be
sucht, besonders wege der berühm
ten, in unmittelbarer Nähe liegenden
ehemaligen Abtei Corvcy. f Man wan
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dert zu ihr durch ein am Stromufer
sich hinziehend Kastanienallee. EI
sind die schönsten und größte BZume
dieser Art wohl in ganj Deutschland,
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Hugenotten aul Gwiffcurukj.
si sollen iiber zweihundert Jahr alt
sein, also noch der Zeit entstammen,
wo die Kastanie in Deutschland ein
geführt wurde. Die Abtei selbst ist
ein riesiger, von einem großen Gar
ten umzogener Bau, der sich wie au
ßen so auch innen mehr durch seine
kolossalen Räumlichkeiten als durch
irgend welchen Schmuck oder sonstige
Merkwürdigkeiten auszeichnet und
seinen Besuchern deshalb häufig
Ausrufe der Enttäuschung entlockt.
Auch die große Bibliothek wird ge
zeigt, in der Hofsmann von FallerS
leben IS Bibliothekar gewaltet hat.
Am Eingang der Allee ist ihm neuer
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Münden.
dingS ein recht anspruchsloses Denk
mal gesetzt worden, und hinter der zu
der Abtei gehörigen einfachen alten
Kirche befindet sich fein und feiner
Gattin ganz mit Efeu überzogenes
schlichtes, aber wohlgepflegtes Grab,
daß zu einem Wallfahrtsort geworden
ist. Während meiner Anwesenheit in
Corvey weilte auch ein Sohn des
Dichters hier, der rühmlichst bekannte
Landschaftsmaler.
Hinter der alten grauen Thonen
bürg winkt der Kirchturm von Holz
winden, überragt von der kahlen
Kuppe deS Köterberges. der höchsten
Erhebung des Weseraebirges. Und
wieder Dörfer, Schlösser, Ruinen,
biß die Ufer immer steiler, felsiger,
düsterer werden und sich endlich von
neuem zu einem heiteren Tale öffnen,
in dem sich an den Fuß der von Lp
pigen Eichen und Luchen bewachse
nen Berge, umwuchert von Gärten
mit bunten Herbstblumen und schwer
belasteten Obstbäumen, ein altei
Städtchen lehnt Bodenwerdtr.
Mit seinen 1800 Einwohnern ist
Bodenwerder heutzutage die kleinste
Stadt Hannovers, während es im
Mittelalter eine ähnlich bedeutende
Rolle wie Hözter spielte und schon
am Ende deS zwölften Jahrhunderts
mehr Einwohner zählte, als heute.
DaS bischen Industrie. daS sich Bo
denwerder in die Gegenwart herüber
gerettet hat, besteht in der Fabrika
tion von Kunstwolle, chemischem
Dünger und Leder. Dafür ist daS
Städtchen mit einer andersartigen
Berühmtheit behaftet. Ein paar Mi
nuten vom Ufer entfernt sieht in
einem hübschen Garten ein stattliches,
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Rathmiötreppe in Münden.
behäbiges Hau? im Zopfstil, daö
WehnhauZ des Lügen-Münchhaufen,
in dem er auch geboren und gestorben
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ist. Längst ist e auS dem Besitz der
Jamili Miinchhaufe in andere
Hände übergegangen und dient heute
als Mietshaus. Eine kleine Strecke
dahinter erhebt sich, düster von Ka
ftanien und Ahornbäumen beschat
tet. mit verwilderten Wegen und ver
witterten Denksteinen, einen Hügel
hlnanklimmend, MünchhausenS Berg
garten", in dem jetzt eine Bierwirt
fchast betrieben wird und in dem
noch der kleine Pavillon steht, wo der
lustige Baron beim Wein der Freun
deirund seine Abenteuer auftischte.
In einem Aiertelstündchen kommt
man von Bodenwerder nach dein
Nachbardorfe Kemnade. Dort in der
alten Kirche liegt er begraben. Aber
kein Grabstein bezeichnet die Stelle,
wo er ruht. Der Kantor von Kem
nade erzählt, wie er als Kind bei
einer Renovierung der Kirche die
Gruft der hier im Schiff beigesetzten
Geschlechter ösfnen sah und wie blank
damals noch an den vielen schwarzen
Särgen die versilberten Griffe fun
kelten. Auch der Sarg des unsterb
lichen Lügners war darunter. Wo
er aber nachher seinen Platz g'fun
den, darum hat sich niemand gekllm
mert.
Nordöstlich vom Solling und von
ihm getrennt durch den Bergzug. der
die Ruine der alten ehemaligen Wel
fcnburg Grubenhagen trägt (293 Me
ter), liegt am Rande einer sruchtba
ren Keuper und LiaSmulde die ein
stige Hansastadt Einbeck (8700 Ein
wohn), von alterS her berühmt
durch ihre Leinweber und noch mehr
durch daj Bier, von dem schon Herzog
Erich I. von Calenberg auf dem
Wormser Reichstage Luthern eine
Kanne spendete. Die Brauerei nimmt
neben anderen Gewerbezweigen, z. B.
der Zuckerfabrikation und der Fahr
radindustrie. noch immer eine Haupt
stelle in der Arbeit der Bewohner ein
und liefert besonder pasteurisiertes
Flaschenbier zur Ausfuhr in die 2ro
pen. Bedeutende Kirchen, ein statt
licheS RathauS und schöne geschnitzte
Holzhäuser auS der Renaissancezeit
bezeugen die ehemalige Blüte der
Stadt.
An der mittleren Unterweser ist die
bedeutendste Siedlung Holzminden
(10.000 Einwohner), welches eine er
heb.1che Steinindustrie besitzt, ander
22lz Prozent der Bewohnerschaft be
teiligt sind. Die meisten der Brüche
liegen an der West und an der
Nordseite deS SollingS. Auch Be
verungen, Lauenförde, weiter ober
halb Polle. wären noch zu nennen,
In Hameln, der alten Rattenfän
gerstadt, endet unsere Fahrt. Ha
mein ist eine wundervoll gelegene,
ausblühende Stadt von ungefähr
20.000 Einwohnern. Da gefürch
tete Hameler Loch in der Weser ist
jetzt durch Sprengungen ungefährlich
gemacht worden und die Weserschiffe
können die Stadt jetzt, passieren, ohne
umgeladen werden zu müssen. Der
Verkehr hat sich seitdem mächtig ge
hoben. Im Jahre 1881 kamen hier
kaum 50.000 Tonnen Fracht auf der
Weser durch, jetzt beträgt der Ver
kehr bereits 500.000 Tonnen. WaS
den baulichen Charakter HamelnS an
langt, so reichen sich hier Mittelalter
und Neuzeit die Hand. Da be
wundern wir daS ehrwürdige Boni
fatius . Münster, dessen Ursprung
vielleicht noch auf die Karolingerzeil
zurückgeht, dessen älteste erhaltene
Teile der Spätblüte deS romanischen
Stiles und dessen Umbauten der
gotischen Zeit angehören. Da er
freuen wir unS an den Renaissance
Schöpfungen jenes unbekannten Mei
sters, der in dem Hochzeitshause eine..
Bau für allgemeine städtische Zwecke,
in dem sogenannten Rattenfänger
hause ein behagliche Patrizierheim
und in -den benachbarten Schlössern
Schwöbber und Hämelschenburg Edel
sitz nach dem neuen Geschmack von
1600 herzustellen wußte. Umgeben
ist die Stadt von einem Kranz zier
licher Landhäuser. Und wahrlich,
man kann es verstehen, wenn Wirt
schaftlich unabhängige Menschen sich
diesen Wohnplatz aussuchen. Der
Klüt, ein unmittelbar üver der Stadt
am linken Weserufer ziemlich schroff
aufsteigender Berg, ist die Szene der
Rattenfängersage.
Steinböcke i der Schweiz.
Zur Zeit werden hierAnstrengungen
gemacht, im Hochgebirge den Stein
bock wieder einzubürgern. Diese
Tierart ist seit langer Zeit auSgestor
ben, und nur im WalliS, an den
Felshängen der Monte Rosa Mas
sirS, trifft man hier und da verein
zelteS Steinwild, das auS den könig
lich italienischen Revieren versprengt
worden ist. Im St. GaVer Ober
land hat man vor zwei Jahren ein
Steinbock Kolonie, die ursprünglich
in einem Wildpark gehegt worden
war, im Jagdbaubezirk der Grauen
Hörner in Freiheit gesetzt. Man war
sthr gespannt darauf, wie sich die
Tier verhalten würden. Im ersten
Winter haben sie sich immer wieder
auf einer Futterstelle eingefunden. wo
ihnen ein Wildhüter regelmäßig Nah
rung hingelegt hat. Diesen zweiten
Winter aber sind die Tiere nicht mehr
auf den Futterplatz gekommen; sie
haben sich bereits vollständig .emanzi
piert" und sind verwildert. Die
Wildhüter berichten, daß die Kolonie
sich in der Freiheit ganz wohl befinde
und sich auch bereits auf sechs Stück
vermehrt habe. Im Werner Oberland
hat die KurhauSgefellschaft Jnterkake
einen größeren Kredit für die Wieder
einbllrgerung del Steinwild in den
Berner Alpen bewilligt. Endlich
spricht man auch im Engadln davon,
Cteinwild auszusetzen, und zwar im
Nationalpark im Aal Cluoza. dal sich
vorzüglich für die Einbürgerung die
fer Tiere eignet.
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Daa UM der Sichler.
Seitdem daS Bier ward hergestellt
Und Freude herrschte auf der Welt,
Hit im Germanentum
Sich voll entwickelt da, vcmlU
Und Poesie ist da erblüht,
Tie blaue Märchenblume.
Der Wald, der Fels, der Meeres
strand,
Ter leblo starre Gegenstand
Begann mit ihm zu reden,
Und Zwicsprach flog der deutsch,
Held
Mit einer iiberird'schcn Welt
Er wurde zum Poeten.
In jedem Spalt und yelsenritz'
Sah er der Zwerglein Zlpfelmütz,
Er sah den Elfenreigen.
Waldfräulcin saß im hohlen Bam.
AuS kühler Flut und Wcllenschaum
Sah er die Nize steigen.
l&wxv.
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f W--C' IM
I w rr, CTY , A fl -
i:?'?'57.,
M.-r .
M.
A
v
r - 77-
tec
riwma
vfeV
Die Schlangenkönigin am Stein
Trug ein demantnes Krönelein,
Der Waldschrat ging spazieren.
Die Vöglein gaben guten Rat,
Eidechsen spielten trefflich 'Skat,
Fröfchlein ließ sich rasieren.
Der Urgermane, weltentrückt.
Ging auf und ab, entzückt, beglückt
!Jm grünen Waldgemache
Und fand für daS, was er geschaut,
Fremdart'ger Worte seltnen Laut,
Et fand die Dichtersprache.
Doch war'n die Dichter jener Zeit '
Voll edelster Selbstlosigkeit
Und ohne alle Mucken.
Sie quälten Feind und Freunde nicht
Mit ihrem neuesten Gedicht
Und ließen's niemals drucken.
Deshalb ist Lyrik ganz verhallt
In Ali-Germanienö Liederwald.
Vielleicht hat Tronje Hagen,
Der Siegfried fchlug aus Nieder
tracht.
Vorher manch Lenzgedicht gemacht '
Und wollt' eS nur nicht fagen.
Als aus dem deutschen Lolksgemül
Frau Poesie war hold erblüht, :
Da folgte ihr im Neigen '
Ein andrer nach. ES wuchs empor
Sieghaft, unsterblich ... der Humor
Dem deutschen Volke eigen.
Im Wikingschiffe raunte er
Gar lust'gen Schnack trotz Stur
und Meer; ..-
ftr fhrnrfi cra Saalestrande
Das echte, rechte Jagdlatein,
Er sang viel Schnadahüpfel fein
Im Bajuvarenlande.
H. S ch a e f f e r.
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uch ein Likulrerirug.
Wie unverschämt dieJranzosen. als
sie vor hundert Jahren in Deutschland
hausten, in ihren Forderungen waren,
haben auch die Einwohner deS Stadi
chen Zehdenick bei Berlin erfahren
müssen. Ehrsame Handwerksleute in
der Berliner Straße daselbst erhielten
als Einquartierung einen Offizier.
Diesem wurde die gute Stube einge
räumt; dem Gast war sie aber noch
nicht gut genug. Er bezeichnete daS
Zimmer, auf daS die Leute stolz wa
ren, als gut genig für oclion,
Auch die Bewirtung fand nicht den
Beifall deS Herrn Franzmann. Di
ihm gebrachten Butterbrote, fein säu
berlich mit delikatem Schinken belegt,
wollte er der Wirtin an den Kopf
werfen, schließlich klatschte er sie an
die Wand. Die Flecken waren dort
zur Erinnerung an die schwere Zeit
noch viele Jahre lang zu sehen. Um
sie in Augenschein zu nehmen, braucht
man nur ein Bild zu entfernen.
Unter den Franzosen scheinen auch
große Verehrer von Schweinefleisch
gewesen zu sein. In einem Nachbar
hause, das einem Tischlermeister ge
hörte, war der Stall mit einem feisten
Schwein besetzt. Daö Grunzen deö
Borstentieres mußte den Appetit der
ungebetenen Gäste erregt haben.
Eines Abends erhob sich Zn dem
Schweinestall ein entsetzliches Ge
quietsche, als ob eS seinem Insasse
ans Leben ginge. Nichts Gutes
ahnend, eilte man dorthin und fand,
daß dem Tier bei lebendigem Leibe
in großes Stück auS dem Schinken
geschnitten war.' Auch die Heldentat
eines Kriegers des großen Korsen.
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