Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, April 04, 1913, Image 7

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    lünlirfjr Omaha XriCune.
Die Mode.
I Ttx Begriff .Gornnwfloffe" be
schränkt sich längst nicht mehr aus die
waschbaren Gewebe. Seit einigen
I älnhrtn tikken die Gehenslßffe oleick
berechtigt mit auf dem Commermo
denprogramm. Tie Transparenz
und Leichtigkeit so mancher seidener
Gewebe läßt sie vorbestimmt erschei
nen für heiße Tage, und ihre die
?anz rechtfertigt eine besonder ein
ache Machart. Bor allen anderen
gehören Charmeuse. Liberi und
ips seht zu denjenigen Stössen, die
sich durchaus mit Schnitt und Etil
der eleganten ,lrabent'.iette vertra
en. Seiden-Brochll ist der allerdings
sehr teure Modestoff für die elegante
Sommertoilette. Man hat diese
Lroch6S in verschiedenen, überaus
leichten Geweben. Ceidenmussclin
und Chiffon dürften für die Som
mertoilette allgemein Geltung erhal
len. Crepe de Chine und Schan
lngseide, sowie die leichten Sommer
leide, n: Messaline, Luisine und Pon
tt,; die vielen halbseidenen Gewebe,
inter denen feine und gröbere Crepes,
kolZenne, Frisee und einige kräftigere
kiipsgewebe als hervorragend modern
nennen sind, finden sicherlich auch
tti -sparsam veranlagten Damen Bei
l 'all; einige der genannten Stoffe sind
' 'licht teurer als wollene Gewebe, an
,)ere belohnen die Aufwendung durch
iangdauernde Haltbarkeit. Betonen
nöchten wir, daß auch bei Seidenstof
!en die schon mehrfach erwähnte
komposö Mode Anwendung findet:
!s sind einfarbige und dazu passende
lemusterte Stoffe im Handel, die spe-
liell hübsche Wirkungen für elegante
öesuchs- und Promenadentoiletten
irgeben. Und zwar in der Weise,
afz man den oberen Teil des Kleides
ind etwa die Garnitur des dazu ge
hörigen Jacketts oder Boleros aus der
Musterten Seide, den größeren Teil
es Anzuges aus einfarbiger Seide
ierstellt. Hat man zu einem Vorhan
enen Stoff keinen gut harmonieren
kn Garniturstoff, so ist es sicherer,
rmih
im den Geschmack der Mode zu tref
en, daß man einen gänzlich abwei
hcnden Garniturstoff wählt. Es ist
'urchaus erlaubt, sich hierbei eines
twas auffälligen Stoffes zu bedie
len, da die augenblickliche Neigung
iir bunteste und starkwirkende gemu
terte Stoffe solche Zusammenstellung
gutheißt. Wer über Farbensinn ver
ligt, wird unharmonische Kombina
Zonen zu vermeiden wissen. Speziell
n Foulard und in einem leichten
Nessaline Gewebe existiert eine
iroße Auswahl moderner Garnitur
toffe. Neben den Seidenstoffen sind
t L vor allem die baumwollenen
Stoffe, die die gesamte Mode be
rrschen werden. Für elegante und
infache Kleider, für Kostüme und
WAnlrf uns tonr rtflm für Karnitiik
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ecke kommen di; sehr zahlreichen,
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III.
verschiedenartig gemusterten Baum
Wollstoffe in Betracht.
Ein hübsches Ausgeh Kleid für
wärmere Tage ist im ersten Bilde
(Fig. 1) skizziert. Als die zweckmä
ßigsten Stoffe für dieses Genre find
Serge und Pongee zu nennen, in Ber
bindung mit einem gestreiften Stoff
als Kontrast. So wurde sich matt
braune Pongee Seide mit einem
gestreiften Seidenstoff in hellerer
Schattierung für die schmale Weste,
den Kragen und die Aermelauf
schlage sehr vorteilhaft ausnehmen.
Ein kleines flaches Schleifchen aus
braunem Samt ,st am Ende der klei
nen Revers aus weißem Atlas anqe
bracht. Die Bluse und der Nock sind
mit Bernsteinlnopsen verziert.
Gut zusammen passen der Hut
und die Bluse, die im nächsten Bilde
(Fig. 2) vorgeführt sind. Der Hut
ist aus ccru farbigem Hanf gefer
tigt und die untere Seite der Krempe
mit Faille in derselben Farbe über
zogen. Um die Krone ist ein in
PliMZ gelegtes Moireeband in kon
trastierender Farbe gelegt, und der
Saison ist in einem Strauß schattier
ter Blumen auf der rechten Seite
Rechnung getragen. Die Bluse ist
im modifizierten Tvkedcstil geschnit
ten und besteht aus feinem, weißem
Batist. Eine Doppelrüsche aus dem
selben Stoff dient als Aermelauf
fchlag, und eine einfache Rüsche als
Einfassung des in Fältchen gelegten
Vorderteils. Ueber den oberen Teil
der Aermel zieht sich ein Panel aus in
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Quersalten angeordnetem Batist.
Dal im nächsten Bilde (?ig. 2)
gezeigte Abendgewand erhält einen
sehr distinguierten Auldruck durch
die graziösen Linien der Spitzestem
sähe und die geschickte Verwendung
von schmalem, schwarzem Samtband
auf Taille und Nock. Auf der sich
krezenden Weste aul Spitze sind
unten drei glitzernde Knöpfe ange
bracht. Während dai Samtband auf
der Taille als Einfassung der Weste
dient, wird es auf dem Nock zum
Raffen der Panier Draperie auS
Chiffon verwandt. Die quer laufen
den Spijzeneinfäbe der Bluse sind
oben von einem flachen, rahmfarbigen
Atlaöband begrenzt.
Eine eigenartige Farben Kombi
Nation wurde bei dem im nächsten
Bilde (Fig. 4) vorgeführten Kleide
für junge Mädchen dadurch erzielt,
daß der weiße Sergestoff mit einer
Schleife und einem Gürtel auS oran
genfarbiger Seide garniert wurde.
Die latzartige Front ist mit Knöpfen
an einem faltigen Schulter Ueber
Wurf oder Kragen befestigt. Der tiefe
Aermelcinfah ist durch einen Streifen
aus dem Kleidstoff markiert, urrb ein
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Mm
Älst.
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VI.
zweiter Streifen dient als Aermel
aufschlag, unter welchem der Aermel
ein wenig gekräuselt ist. Ter Rock
weist ein breites Bordcrpanel auf,
unter welchem die Seitenbahnen dra
piert sind. Auf jeder Seite des Pa
nels ist eine Reihe von Glasknöpfcn
angebracht.
Das folgende Bild (Fig. 5) zeigt
ein Kinderkleidchen nach Art der ruf-
fischen Blusen, bei welchem die ganze
Front mit einer hübschen Lochstickerei
verziert ist. Als Besau wurde ein
dunkelblauer Stoss verwandt, wäfy
rend das Kleid selbst aus weißem
Rips gefertigt ist. Auch die Stickerei
ist in Dunkelblau ausgeführt. Der
farbige Gürtel weist einen schmalen
weißen Nohrenbesag auf.
Lohefarbigcr Faille Tuchstoff
wurde für das Kleid des lebten Bil
des (Fig. 6) verwandt, gehoben durch
Plisss und Ruschen aus rahmfarbr
gem Negstoff, aus welchem die flchu
artige Einfassung des Halsausschnitts
und der untere Teil der Aermel ge
fertigt wurden. Das Fichu wird
unten durch Ornament-Knöpfe zu-
sammengehalten. Der Rock hat ein
breites Mittelpanel, welches sich m
der Kniehöhe seitwärts ausbreitet, wo
die Seitcnbahn unter demselben dra
piert ist.
Die Unvorsichtigkeit, ae
ladene Revolver in unverschlossenen
Schubladen herumliegen zu lassen, hat
in Passaic, N. I.. wieder ein Opfer
gefordert. Es wird darüber berich
tet: Mit einem geladenen Revolver
spielend, entlud sich die Masse in den
Händen des 10 Jahre alten Stcphcn
Pantes, und die Kugel traf sein
2ljähriges Schwesterchen Margare
the so unglücklich in den Unterleib,
daß die Kleine auf der Stelle eine
Leiche war. Der Knabe hatte die
Waffe in einer Schublade in seiner
elterlichen Wohnung gefunden. Kürz-
lich war Stephen mit seinem Vater
in einem Wandelbilder Theater ge
Wesen, wo die Heldentaten von Cow-
zs gezeigt wurden, und seit jener
Zeit sprach der Kleine von nichts an
derem als von den verwegenen Re
tern. Während sich nun seine ältere
Schwester, welche auf die Kinder auf
paßt, da die Mutter gegenwärtig
im Hospital krank darniederliegj, in
einem anderen Zimmer befand, ent
deckte der Knabe beim Durchsuchen ei
nes Kommodkkastens den Revolver.
Nicht wissend, daß die Waffe geladen,
spielte er mit selbiger, und im nach
sten Augenblick ertönte ein Schuß.
Die Schwester, die schnell herbeikam,
fand die kleine Margarethe anschei
nend bewußtlos em Boden liegend.
Eiligst rief sie einen Arzt herbei, doch
konnte dieser nur den Tod deS Kin
des konstatieren.
ftftwflaitnk.
von I. tu. Burda.
Noch einmal ariisit di ?aaekkiliilgln,
(!)' purpurgluhe'.id sie in! "HUtt ge
tsliiifit
'cifl stirbt ein holdverlräumter Tag da
k".
Ein Lied von wmidkrsiikkin Klang ver
haucht.
Wie tvvhl dicS tiefe, heil'ge Cchiveigen
tut,
Leidpolle Zttlcn heilt da weite Wlttt.
Lacht gleitet unser Eisflem durch di
kjlut.
SW flittcrt eine Vlinvt nebenher.
Cin selber sZanber im? mnfmgen hält.
1M IvildcS Herz, irt heihkn, gampf
erprobt,
Wird slill und friedliS,. gleich der
Äbeiidwelt
Ihr rauhen Cliirrne, habt ihr auöge
tobt, . .?
ie gandtascke.
Humoreeke von Nurt HarmZtorsf.
Signor Ernesto Migliacci im
Fremdenbuch stand außerdem noch
ein Eonte" vor seinem Namen
öffnete behutsam die Tür seine Zim
mcrS im Hotel Zum grünen Baum"
und lauschte eine geraume Weile auf
den halbdunklen lur hinaus. AuS
den unteren Regionen klang daS
Klappern von Geschirr und die et
was fettige Stimme deS WirteS, der
feine Befehle für die Abcndtafel gab;
hier oben war alles still. Eine Ruhe
herrschte, die dem Herzen des Conte
Migliacci unendlich wohltat und
er war ängstlich bemüht, sie durch
keinerlei überflüssige Geräusche zu
stören. Auch nicht der kleinste Laut
wurde vernehmbar, als er die Tür
hinter sich zuzog und geschmeidig wie
eine Katze über den Gang huschte, um
an die Tür von Nummer 1 zu klop
ftn. Es rief niemand herein, und
der Italiener mochte wohl auch nichts
Derartiges erwartet haben. Sachte
drückte er die Klinke nieder, und er
atme! in freudiger Ueberraschung
auf. als die Tür sich als unverschlossen
erwies.
Echt amerikanisch!" schoß es ihm
durch den Sinn. Bewunderungs
würdig, diese Sorglosigkeit!" Das
Zimmer war von abendlicher Dunkel
m erfüllt, aber Ernesto Migliacci
hatte Augen.. die im Finstern sahen.
Und es währte nicht eine halbe
Minute, bis er die Handtasche er
späht hatte, die hinter dem Schrank
in einer Ecke des Zimmers stand. Er
vergeudete keine Zeit damit, sie auf
ihren Inhalt zu prüfen, obwohl er
sah. daß der Schlüssel ansteckte, son
dern machte sich ohne Benua auf den
Rückweg.
Da aber fuhr ihm ein gewaltiger
Schrecken in die Glieder. Lebhaftes
Gespräch ertönte auf der Treppe, und
er horte eine ungemein klangvolle
Stimme einige englische Worte spre
chen. Kein Zweifel die Bewohner
des Zimmers, dem er da soeben ei
nen Besuch abgestattet hatte, kehrten
zurück, und es war unmöglich, noch
ungesehen an ihnen vorbei zu kom
men. Die Handtasche dünkte dem
Conte plötzlich schwer wie eine Last,
und verzweifelt spähte er nach ei
nem Winkel aus. in dem er sich hätte
verkriechen können. Aber nichts Der
artiges war zu erblicken die Wän
de waren von unerbitterlichstcr Grad
heit, und die Stimmen erklangen
bereits aus nächster Nähe. Ein ra
scher Sprung brachte Erncsio Mig
liacci an die nächste Zimmertür; auch
sie war unverschlossen die Hand
tasche flog in die nächste Ecke
und einen Augenblick darauf ging
Conte Ernesto Migliacci hocherho
benen Hauptes, sorglos ein Liebchen
trällernd, an den beiden jungen Da
men vorüber, die in Begleitung eines
blondbärtigen Herrn den Flur be
traten. Ein interessanter Kopf!"
hörte er die eine Dame in englischer
Sprache sagen, und er wandte sich
noch einmal, ihr einen feurigen Blick
zuwerfend.
Die Erwiderung des Blondbär
tigen: Ja, wie in Spitzbube sieht er
aus." hatte er zu seinem Glück nicht
mehr hören können. Miß Evelyn
Miller aber, die ihm die schmeichel
haste Bemerkung nachgesandt hatte,
lochte silbern.
Ja. Spitzbuben sind wohl die
meisten von diesen Italienern." saate
sie; Aber sie haben wenigstens
Temperament, und eö sind doch schöne
Leute. Trinken Sie noch eine
Tasse Teee mit uns, Herr Doktor?"
oltor Herbert Burkhardt lehnte
ab er habe noch ein paar dringen
de Briefe zu fchveiben, die mit der
Abcndpost fort müßten. Galant küß
te er Miß Evelyn die Hand; der an
deren jungen Dame aber, die wesent
lich einfacher gekleidet war und sich
bescheiden zurückgehalten hatte, schüt
telte er nur kordial die Rechte.
wollen uns also wirklich
verlassen, Fräulein Gruben?" sagtet?
scherzend. Ich denke. Sie über
legen sich's noch einmal. Miß Miller
wird Sie ja gar nicht entbehren
können."
Das junge Mädchen hatte die
Hand rasch zurückgezogen und sah
zu Boden, während eö erwiderte:
Ich bin wohl nicht so unentbehr
lich. Ued es ist leider unbedingt
notwendig, daß ich morgen fahre
,Ja, ihre Mutter braucht unsere
liebe Marianne," tönte Miß ' Eve
lyns metallische Stimme dazwischen.
Und ich muß sie wohl fortlassen
so schwer ei mir wird. Aber
wolltest du nicht deine Sachen pak
Un, Liebe"
Fräulein Marianne nickt und ver
abschiedet sich hastig. Doktor Burk
hardt aber hatte offenbar ganz ver
pessen, daß er einige dringende Brie
se hatte schreiben wollen. Er trat
cini Fenster, um nachdenklich in die
beginnen Dämmerung hinaukzu
sehen.
Dai Herz war ihm übervoll so
voll, daß er sich keinen Rat mehr
wusite und keine Rettung. Bor drei
Wochen war er hier an der Tafel
runde mit Miß Evelyn und ihrer
jungen Gesellschafterin zusammenge
troffen, und seitdem war er der Be
qleiier der jungen Damen aus all
ihren Spaziergängen, ihr Cicerone
ourch die Sehenswürdigkeiten der
Stadt und ihr Führer bei den zahl
reichen Ausslügen m die Umgebung
gewesen. Auf den ersten Blick hatte
eS ihm die Schönheit und die ver
suhrerische Eleganz der jungen Ame
rikanerin angetan, und ihre bestricken
de Liebenswürdigkeit hatte ihn nach
wenigen Tagen schon vollends be
siegt. Wenn er ihr seine Liebe nicht
e-.stand, so verschloß ihm einzig daS
Bewußtsein des großen Unterschiedes
den Mund, den ihr Reichtum und
seine roße Mittellosigkeit zwischen
ihnen schuf. Wie sollte er eS wagen,
sie um ihre Hand zu bitten er,
der arme Philologe, dem die Stu
dienreise bierber scbon wie ein Gna
dengeschenk deS Himmels erschienen
t:. f.xi.. . . a v -
iuui, uic .iuujicc ein vrr aiiiccuuui
fchen Dollarkönige, die die ganze Welt
aeseben hatte und der ein Ausklua
zu den Pyramiden nicht mehr bedeu
leie cis ein kiemer Ausflug! Bon
Stunde zu Stunde brannte sein
Hern in noch hellerer Beaeisteruna.
die noch geschürt wurde durch ihre
Liebenswürdigkeit. Aber wenn er
sich einmal Mut gemacht hatte und
sprechen wollte dann war es seit
famerweise gerade diese immer gleich
bleibende Liebenswürdigkeit, die ihm
im ätzten Augenblick wieder mutlos
mackie. Und eines Taoes aelckiab
ihm etwas Wunderbares. , Der Zu
fall hatte es gewollt, daß er einige
Stunden allein mit der Geselllcbaf-
terin verbrachte, die er bis dabin.
kaum beachtet hatte. Sie hatten'
über Kunst und Literatur gesprochen
und zu seiner ständig wachsenden
Verwunderung hatte sie so um
fasscnd Kenntnisse an den Tag ge-
legt, wie er sie ber emem weiblichen
Wesen ziuvor nicht angetroffen hat
te. Er machte plötzlich die Ent
deckung. dak Fräulein Marianne
zwei ungewöhnlich schöne, große und
k?ese '.lugen ,hr eigen nannte, und er
lay vielleicht ein wenig zu tief in die
se Augen hinein. Denn von jenem
Tage an lebte er in einem Zwie
spalt d?r Empfindungen, aus dem er
nicht mehr herausfand. Bald glaub
te er, daß die schöne Amerikanerin
sein Herz ausschließlich besaß und
dann wieder kamen Augenblicke, in
denen er lich einer innigen Zuneigung
zu ihr?? stillen und bescheidenen Ge
sellschafterin bewußt zu werden glaub
te. Da hatte ihn Miß Evelyn heute
durch die Mitteilung überrascht, daß
lhre liebe Marianne aenötiat sei. s,e
zu verlassen. Eine wehe Traurigkeit
hatte ihn wohl beschlichen; aber er
hatte sich klar gemacht, daß dies wohl
die beste Lösung sei. Das. was er
unter Liebe verstand, fühlte er doch
nicht für Fräulein Marianne. Und
wenn er mit Miß Evelyn allein blieb
Und nicht mehr durch die störende
Gegenwart einer Dritten gehinder
war. würde er wohl auch endlich den
Mut finden, ihr das Geständnis sei
ner Liebe abzulegen.
Unten ertönte der Gesang und er
innerte daran, sich für das Abend
essen fertig zu machen. Er suchte sei
ne Tasche, um Kamm und Bürste zu
holen, und entdeckte sie endlich in ei
nem Winkel deö Zimmers. Noch im
mer ganz von seinen unruhigen Ge
danken in Anspruch genommen, dreh
te er den Schlüssel und griff hinein.
Ein harder Gegenstand kam ihm in
die Hände, und er zog ihn hervor.
Zerstreut betrachtete er ihn; dann aber
drehte er ihn verwundert ein paa
mal hin und her. Es war ein in
roteö Leder gebundenes Buch, und er
erinnerte sich nicht mehr, es besessen
zu haben. Als er es aufschlugst
deckte er, daß die Seite offen
bar von einer weiblichen Hand
eug beschrieben waren, und köpf
schüttelnd blätterte er das Bändchen
durch, um sich vielleicht den Namen
deS unbekannten Besitzers zu finden.
Er bemerkte dabei, daß es sich um
Tagbuchaufzeichnungen handeln muß
te. In angeborener Diskretion ver
mied er es. etwas von dem Tezte zu
lesen bis er Plötzlich, fast am En
bt dei Buches, auf seinen eigenen
Namen stieß. Nun konnte er aller
dings trotz seiner schwachen Gewis
sensbisse der Versuchung nicht wider
stehen, sich zu überzeugen, was da
von ihm gesagt sein mochte. Er be
gann zu lesen und mit jedem Au
zenblick wurden seine Augen größer.
Unier dem Datum eines um zwei
Wochen zurückliegenden Tages fand er
die Eintragung: Heute mit Doktor
Burkhardt unterhalten. Die schön
sten Stunden, die ich seit zwei Jab
ren verleben durfte. So ist er, wie
mein Vater war ernst und klug
nd gut. Und ich ertrage daZ, .Spiel
nicht mehr lange, da sie mit ihm
treibt. Sie soll ihresgleichen in die
Netze ziehen, wie bisher Aben
Ik.irer, die nicht zu verlieren haben,
Weshalb mußte sie gerade in unbe
greislichen Laune auf ihn verfallen,
der so wenig zu ihr paßt
Und zwei Tage spater: Bielleich
tue ick ibr dock Unrecht. Ich will ge
Miß nicht ungerecht sein gewiß
nicht. Wenn sie ihn liebt daß er
sie liebt, sehe ich ja so wird eS
vielleicht ihr Glück sein. Sie ist
doch zu bedauern ruhelos und
glückloS. wie sie ist. Und sie ist doch
reich."
Wieder einige Tage später: Wir
sind wieder zusammen hinausgesay
nn. ES war ein herrlicher Tag -
er sprach viel mit mir. Ich glaube,
er unterhält sich gern mit mir wir
haben so viele Interessen gemeinsam
war nachher sehr böse. Sie war
so häßlich zu mir. Wenn sie ihn glück
lich macht und sie glücklich wird, will
ich eS ihr gern verzeihen. Weshalb er
ihr nur nicht sagt, daß er sie liebt?
Ich glaube, sie regt sich sehr darüber
aus."
Dann einige gleichgültige Notizen
über den Besuch von Museen.
über Ausgaben, über Spaziergänge
und allerlei Beobachtungen, die von
einem reichen Gemüt und offenen
Auaen JcuamS ablegten. Uno end
lich mit dem Datum des gestri
aen TaaeS: Ich habe mich doch ge
täuscht in ihr. Gestern kam ein Jta
liener hier an ein Graf, der auS
sieht wie em Strauchdieb, sie i
begeistert von ihm am liebsten hät
te sie 'ofort seine Bekanntscha t ge
macht. Den Doktor Burkhardt fin
det sie plötzlich recht lästig". Da
konnte ich nicht mehr schweigen
Ich habe ihr gesagt, wie es mir ums
Herz war. So böse habe ich sie
noch nie gesehen. Sie hat mich auf
der Stelle entlassen, morgen muß ,ch
reisen. Es ist mir gleich, daß nun
wieder der Kampf um die Ezistenz
beainnl aber wenn sie nur ein
Wort gesagt, nur ein wenig eingelenkt
hatte, wäre ich doch geblieben. I
ertrage es za kaum, fortzugehen. ?o
wie ihn habe ich noch nie einen Mann
Weiter las Dr. Burkhardt nicht.
Eine dunkle Glut brannte in seinen
Augen, und er starrte auf das zu
geschlagene Buch wie ein Träumender
Was war daS wie kam das in
feinen Besitz? Er konnte sich
keinem Zweifel darüber hingeben.
wer die Schreiberin war und selt
sam nicht den leisesten Schmerz
verspürte er über das. was ihm ihre
Zeilen enthüllt hatten. Nur Scham
Sckam über seme. Bimoyeil
und eine seltsame Freude, die ihm das
Herz laut schlagen ließ. Aber wie
war er zu , alledem gekommen?
Sein Blick f:el aus die Handtasche.
der er das Buch entnommen hatte
und c-leichzeitig gewahrt er eine zwei
te. die. halb von seiner Reisedecke ver
borgen, friedlich in der Sofaecke
ruhte. Eine davon war zweifellos
nicht fein Eigentum, und er über
?,ugje sich rasch, welche der beiden
Handtaschen fremdem Besitz ent
stammte. Wie kam sie in sein Zim
mer? Für die Dauer eines Atem
zuges durchzuckte ihn ein häßlicher
Verdacht. Wenn die Schreiberin sie
absichtlich hereingestellt hätte, damit
er Aber der Gedanke war zu
abenteuerlich, als daß er ihn ernst-
haft hätte erwägen können. So
blieb nur die Möglichkeit, daß es sich
um ein Versehen des Stubenmäd-
chens bandelte; und durch das Stu
benmädchen auch wollte er Fräulein
Marianne ihren Besitz wieder zu-
stellen lassen, ohne daß das junge
Mädchen jemals erfuhr, wer ihre
Tasche ? Verwahrung gehabt hatte.
Er wollte sich eben hinausbegeben,
einen dienstbaren Geist zu rufen, als
leise und in einer seltsamen Art an
die Tür gepocht wurde. Ein Gedan
ke, der ihm blitzartig durch den
Kopf schoß, veranlaßte ihn, sich still
zu verhalten uid bis an die Wand
zurückzutreten. Wenige Äugenbliae
darauf wurde die Tür behutsam ge
öffnet der Conte Ernesto Migli
acciacci schob sich durch den Spalt
und hatte mit einem raschen, siche
ren Griff Fräulein Mariannes
Handtasche erfaßt.
Gleich darauf freilich hielt ihn
selbst eine feste Hand am .Kragen,
und eine sehr energische Stimme
fragte: Was suchen Sie denn da,
Verehrtest?"
Ernesto Migliacci hatte vor
Schrecken die Tasche fallen lassen.
Und in seiner Verwirrung stammel
te er: Pardon ich wußten
nicht, daß Sie zu Haus seien. Es ha
ben zu Tisch geläutet."
Eine Viertelstunde darauf war
der Graf feiner Titel und Würden
entkleidet, und Fräulein Marianne
hatte ihre, Handtasche wieder. Sie
kam jedoch am nächsten Tage noch
nicht dazu, sie. in Benutzung zu neh
men.. Denn Doktor Herbert Burk
bardt, ihr Verlobter, wollte sie nicht
eher reisen lassen, als bis er seine Stu
dien beendet hatte und sie persönlich
in ihre neue Heimat geleiten konn
te. Und es tat der Freude an ihrem
weiteren Aufenthalte keinen Abbruch,
daß Miß Evelyn Miller schon am
nächsten Tag ihre Sachen packte,
um. wie sie sagte, ein bischen nach
Japan zu fahren." . '
Schlaue TZinallzpvlitik.
Wie man In WtitdmUnh Cntn ItU
der riegvkisie deckt.
Auf ein ganz besondere! Mittel,
unbeteiligte reise zur Ausbringung
der Kriegskosten heranzuzichen, sind
die Griechen verfallen. Während.
Fernstehende annehmen, daß die krieg
führenden Völker alle Hände voll zu
tun haben, um ihrer hartnäckigen
Gegner Herr zu werden, sind die
Griechen darcin geganaen, für bn3
von ihnen besetzte Gebiet eine ganze
Unzahl von Briefmarken herauSzuge
ben. Nicht weniger als kg verfchie
dene griechische Marken sür daS ok
kupierte Gebiet find dadurch geschaf
fen, daß die in Griechenland gebräuch
lichen Marken mit dem Ueberdruck
Griechische Regierung" versehen und
den einzelnen Postämtern zugewiesen
wurden. Ursprünglich hatte man nur
eine einzelne Serie geschaffen, aber
durch geschickte Aenderung deS Ueber
drucks, bald rot, bald schwarz, und
ferner dadurch, daß man erst Kup
ferdruck, dann Lithographie anwandte,
hatte man eS bald auf fechS Serien
gebracht.
Hiermit glaubte man sich aber
nicht begnügen zu dürfen, denn zu
gleicher Zeit schuf man auch noch
eine besondere Ausgabe der griechi
schen Briefmarken für die Insel Lem
nos. Warum die dortigen Postämter
nicht auch die vorhin beschriebenen
Marken verwenden können. daS ist ein
Geheimnis der griechischen Regierung.,
Hier versahen die Griechen die Mar
ken des Mutterlandes mit dem Auf
druck .LemnoS". , Auf diese Weise
schuf man, indem man wieder zu den
vorhin geschilderten Mitteln der
Druckabweichungen griff, 65 verschie
dene Postwertzeichen! Aber auch hier
mit atte sich die Phantasie : grie
chischen Postverwaltung noch nicht" er
schöpft. Was LemnoS recht ist, muß
anderen Inseln .billig sein, und so
ging man flott daran, auch für die
Insel Jkarien Marken" zu fabri
zieren. Allerdings scheinen hieran
die Griechen nur insofern beteiligt zu
sein, als sie daS böse Beispiel gaben.
das dann von Bewohnern der Insel
nachgeahmt wurde. Sie haben es lei
der aber nur erst auf acht verschie
dene Marken gebracht. Anders aina
Mytelene vor. Hier nahm man die
türkischen Wertzeichen und gab ihnen
einen griechischen Aufdruck. Diese
neuen Werte waren aber wahrschein
lich noch nicht bunt genug, denn der
zweiten Auflage fügte man auch noch
eine Wcrtbezeichnung in griechischer
Sprache zu und brachte es damit auf.
achtzehn Werte.
Das scheint nun wiederum Sa-
mos gekränkt zu haben; dort erschien
ein spekulativ veranlagter ' Athener
und setzte eine besondere Sorte von
Marken in Umlauf, denen bald eine
zweite Auflage in anderer Ausfüh-
rung folgte. Diese hat die Eigen
tümlichkcit, daß der Präsident der
Republik eigenhändig auf jede Marke
die Jnsignien seines Namenszuges an
bringt, nämlich die -Buchstaben IX
8." So entstanden hier 19 Post
Wertzeichen, und Mytilene war über
rossen! Fragt man nun. zu wel-
chem Zweck alle diese Manipulationen
vorgenommen wurden, so gibt es nur
eine Antwort: Man spekuliert aus
schließlich auf die Taschen der Mar
kenfammler, denen man auf diese
Weise ganz ungeahnte Summen ab-
nimmt. Die geschilderten neuen grie-
chlschen Marken. 187 Stuck (darunter
ogar Werte von 25 Drachmen), er
ordern augenblicklich für Sammler
den Aufwand von etwa ZIM, und
es ist leicht auszurechnen, welch unge
Heuren Anteil sie hiermit an der
Aufbringung der Kriegskosten für die
liebenswürdigen Griechen uberneh-
men.
Für kleinere. Tamcnfüße.
Während die Evastöchter im neuen
China bedeutende Fortschritte Hinsicht
ich der Behandlung ihrer Fuße oder
Füßchen gemacht haben, kann man'
dies von manchen anderen nicht sa-'
gen, ja man kann bei ihnen eher
von Rückschritten sprechen!
Denn wahrend rm Reich der Mitte
die Gepflogenheit schwindet,' durch
unstliche Mittel die Füße der Da
men kleiner zu machen, als die Natur
ie geliefert hat, verlangt eine neue
Mode-Laune bei uns, daß diese Füße
verkleinert werden sollen, wenn auch
nach einer verbesserten" Methode. ES
st bekannt genug, daß der Fuß des
modernen Mädels größer geworden
st, wenn auch sehr langsam: und
jetzt heißt es, neumodische kurze Da
menkleider erforderten zierliche, d. h.
recht kleine Fllßchen.
Um solche zu erlangen, wird eine
Gummi-Bandage angewendet, die mit
gewissen zusammenziehenden
Chemikalien geladen ist. welche
alle überflüssigen Haut-Zellenaewebe
absorbieren sollen. Die Geschichte
ommt aber teuer, und nur Reiche
önnen sich diese Behandlung leisten.
Schon Dutzende anderer Damen aber
ollen sich schon Nötiges versagt ha
ben, um diesen Luxus mitzumachen!
Die Griechen Homers kannten
keinen anderen Schmuckstein als den
Bernstein.
Die iavaniscöe Stadt Noko
hama hat acht Meilen elektrischer Ei
envaMn. v
" .