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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (April 4, 1913)
lünlirfjr Omaha XriCune. Die Mode. I Ttx Begriff .Gornnwfloffe" be schränkt sich längst nicht mehr aus die waschbaren Gewebe. Seit einigen I älnhrtn tikken die Gehenslßffe oleick berechtigt mit auf dem Commermo denprogramm. Tie Transparenz und Leichtigkeit so mancher seidener Gewebe läßt sie vorbestimmt erschei nen für heiße Tage, und ihre die ?anz rechtfertigt eine besonder ein ache Machart. Bor allen anderen gehören Charmeuse. Liberi und ips seht zu denjenigen Stössen, die sich durchaus mit Schnitt und Etil der eleganten ,lrabent'.iette vertra en. Seiden-Brochll ist der allerdings sehr teure Modestoff für die elegante Sommertoilette. Man hat diese Lroch6S in verschiedenen, überaus leichten Geweben. Ceidenmussclin und Chiffon dürften für die Som mertoilette allgemein Geltung erhal len. Crepe de Chine und Schan lngseide, sowie die leichten Sommer leide, n: Messaline, Luisine und Pon tt,; die vielen halbseidenen Gewebe, inter denen feine und gröbere Crepes, kolZenne, Frisee und einige kräftigere kiipsgewebe als hervorragend modern nennen sind, finden sicherlich auch tti -sparsam veranlagten Damen Bei l 'all; einige der genannten Stoffe sind ' 'licht teurer als wollene Gewebe, an ,)ere belohnen die Aufwendung durch iangdauernde Haltbarkeit. Betonen nöchten wir, daß auch bei Seidenstof !en die schon mehrfach erwähnte komposö Mode Anwendung findet: !s sind einfarbige und dazu passende lemusterte Stoffe im Handel, die spe- liell hübsche Wirkungen für elegante öesuchs- und Promenadentoiletten irgeben. Und zwar in der Weise, afz man den oberen Teil des Kleides ind etwa die Garnitur des dazu ge hörigen Jacketts oder Boleros aus der Musterten Seide, den größeren Teil es Anzuges aus einfarbiger Seide ierstellt. Hat man zu einem Vorhan enen Stoff keinen gut harmonieren kn Garniturstoff, so ist es sicherer, rmih im den Geschmack der Mode zu tref en, daß man einen gänzlich abwei hcnden Garniturstoff wählt. Es ist 'urchaus erlaubt, sich hierbei eines twas auffälligen Stoffes zu bedie len, da die augenblickliche Neigung iir bunteste und starkwirkende gemu terte Stoffe solche Zusammenstellung gutheißt. Wer über Farbensinn ver ligt, wird unharmonische Kombina Zonen zu vermeiden wissen. Speziell n Foulard und in einem leichten Nessaline Gewebe existiert eine iroße Auswahl moderner Garnitur toffe. Neben den Seidenstoffen sind t L vor allem die baumwollenen Stoffe, die die gesamte Mode be rrschen werden. Für elegante und infache Kleider, für Kostüme und WAnlrf uns tonr rtflm für Karnitiik S i. -;w l, .f . &f2$&0 l - m ' -'S?) hsr jgv3r ' '--( WV t ' fjf ss r II. . . V w. " " ' ' - - ecke kommen di; sehr zahlreichen, if j jMlLf MVl.i''4i gKtOSSSSSSMMMSS j .1 III. verschiedenartig gemusterten Baum Wollstoffe in Betracht. Ein hübsches Ausgeh Kleid für wärmere Tage ist im ersten Bilde (Fig. 1) skizziert. Als die zweckmä ßigsten Stoffe für dieses Genre find Serge und Pongee zu nennen, in Ber bindung mit einem gestreiften Stoff als Kontrast. So wurde sich matt braune Pongee Seide mit einem gestreiften Seidenstoff in hellerer Schattierung für die schmale Weste, den Kragen und die Aermelauf schlage sehr vorteilhaft ausnehmen. Ein kleines flaches Schleifchen aus braunem Samt ,st am Ende der klei nen Revers aus weißem Atlas anqe bracht. Die Bluse und der Nock sind mit Bernsteinlnopsen verziert. Gut zusammen passen der Hut und die Bluse, die im nächsten Bilde (Fig. 2) vorgeführt sind. Der Hut ist aus ccru farbigem Hanf gefer tigt und die untere Seite der Krempe mit Faille in derselben Farbe über zogen. Um die Krone ist ein in PliMZ gelegtes Moireeband in kon trastierender Farbe gelegt, und der Saison ist in einem Strauß schattier ter Blumen auf der rechten Seite Rechnung getragen. Die Bluse ist im modifizierten Tvkedcstil geschnit ten und besteht aus feinem, weißem Batist. Eine Doppelrüsche aus dem selben Stoff dient als Aermelauf fchlag, und eine einfache Rüsche als Einfassung des in Fältchen gelegten Vorderteils. Ueber den oberen Teil der Aermel zieht sich ein Panel aus in M' ifwt , . 1 I ' r t -, 1 '! n i t j . i ! ;'- H yAV -f IV. l o .L 'A rimimJ. 't7nrrif ul U tt i L yt':ii f4 rj ux:-'1' W tev -tel V " v, Quersalten angeordnetem Batist. Dal im nächsten Bilde (?ig. 2) gezeigte Abendgewand erhält einen sehr distinguierten Auldruck durch die graziösen Linien der Spitzestem sähe und die geschickte Verwendung von schmalem, schwarzem Samtband auf Taille und Nock. Auf der sich krezenden Weste aul Spitze sind unten drei glitzernde Knöpfe ange bracht. Während dai Samtband auf der Taille als Einfassung der Weste dient, wird es auf dem Nock zum Raffen der Panier Draperie auS Chiffon verwandt. Die quer laufen den Spijzeneinfäbe der Bluse sind oben von einem flachen, rahmfarbigen Atlaöband begrenzt. Eine eigenartige Farben Kombi Nation wurde bei dem im nächsten Bilde (Fig. 4) vorgeführten Kleide für junge Mädchen dadurch erzielt, daß der weiße Sergestoff mit einer Schleife und einem Gürtel auS oran genfarbiger Seide garniert wurde. Die latzartige Front ist mit Knöpfen an einem faltigen Schulter Ueber Wurf oder Kragen befestigt. Der tiefe Aermelcinfah ist durch einen Streifen aus dem Kleidstoff markiert, urrb ein m Mm Älst. , V VI. zweiter Streifen dient als Aermel aufschlag, unter welchem der Aermel ein wenig gekräuselt ist. Ter Rock weist ein breites Bordcrpanel auf, unter welchem die Seitenbahnen dra piert sind. Auf jeder Seite des Pa nels ist eine Reihe von Glasknöpfcn angebracht. Das folgende Bild (Fig. 5) zeigt ein Kinderkleidchen nach Art der ruf- fischen Blusen, bei welchem die ganze Front mit einer hübschen Lochstickerei verziert ist. Als Besau wurde ein dunkelblauer Stoss verwandt, wäfy rend das Kleid selbst aus weißem Rips gefertigt ist. Auch die Stickerei ist in Dunkelblau ausgeführt. Der farbige Gürtel weist einen schmalen weißen Nohrenbesag auf. Lohefarbigcr Faille Tuchstoff wurde für das Kleid des lebten Bil des (Fig. 6) verwandt, gehoben durch Plisss und Ruschen aus rahmfarbr gem Negstoff, aus welchem die flchu artige Einfassung des Halsausschnitts und der untere Teil der Aermel ge fertigt wurden. Das Fichu wird unten durch Ornament-Knöpfe zu- sammengehalten. Der Rock hat ein breites Mittelpanel, welches sich m der Kniehöhe seitwärts ausbreitet, wo die Seitcnbahn unter demselben dra piert ist. Die Unvorsichtigkeit, ae ladene Revolver in unverschlossenen Schubladen herumliegen zu lassen, hat in Passaic, N. I.. wieder ein Opfer gefordert. Es wird darüber berich tet: Mit einem geladenen Revolver spielend, entlud sich die Masse in den Händen des 10 Jahre alten Stcphcn Pantes, und die Kugel traf sein 2ljähriges Schwesterchen Margare the so unglücklich in den Unterleib, daß die Kleine auf der Stelle eine Leiche war. Der Knabe hatte die Waffe in einer Schublade in seiner elterlichen Wohnung gefunden. Kürz- lich war Stephen mit seinem Vater in einem Wandelbilder Theater ge Wesen, wo die Heldentaten von Cow- zs gezeigt wurden, und seit jener Zeit sprach der Kleine von nichts an derem als von den verwegenen Re tern. Während sich nun seine ältere Schwester, welche auf die Kinder auf paßt, da die Mutter gegenwärtig im Hospital krank darniederliegj, in einem anderen Zimmer befand, ent deckte der Knabe beim Durchsuchen ei nes Kommodkkastens den Revolver. Nicht wissend, daß die Waffe geladen, spielte er mit selbiger, und im nach sten Augenblick ertönte ein Schuß. Die Schwester, die schnell herbeikam, fand die kleine Margarethe anschei nend bewußtlos em Boden liegend. Eiligst rief sie einen Arzt herbei, doch konnte dieser nur den Tod deS Kin des konstatieren. ftftwflaitnk. von I. tu. Burda. Noch einmal ariisit di ?aaekkiliilgln, (!)' purpurgluhe'.id sie in! "HUtt ge tsliiifit 'cifl stirbt ein holdverlräumter Tag da k". Ein Lied von wmidkrsiikkin Klang ver haucht. Wie tvvhl dicS tiefe, heil'ge Cchiveigen tut, Leidpolle Zttlcn heilt da weite Wlttt. Lacht gleitet unser Eisflem durch di kjlut. SW flittcrt eine Vlinvt nebenher. Cin selber sZanber im? mnfmgen hält. 1M IvildcS Herz, irt heihkn, gampf erprobt, Wird slill und friedliS,. gleich der Äbeiidwelt Ihr rauhen Cliirrne, habt ihr auöge tobt, . .? ie gandtascke. Humoreeke von Nurt HarmZtorsf. Signor Ernesto Migliacci im Fremdenbuch stand außerdem noch ein Eonte" vor seinem Namen öffnete behutsam die Tür seine Zim mcrS im Hotel Zum grünen Baum" und lauschte eine geraume Weile auf den halbdunklen lur hinaus. AuS den unteren Regionen klang daS Klappern von Geschirr und die et was fettige Stimme deS WirteS, der feine Befehle für die Abcndtafel gab; hier oben war alles still. Eine Ruhe herrschte, die dem Herzen des Conte Migliacci unendlich wohltat und er war ängstlich bemüht, sie durch keinerlei überflüssige Geräusche zu stören. Auch nicht der kleinste Laut wurde vernehmbar, als er die Tür hinter sich zuzog und geschmeidig wie eine Katze über den Gang huschte, um an die Tür von Nummer 1 zu klop ftn. Es rief niemand herein, und der Italiener mochte wohl auch nichts Derartiges erwartet haben. Sachte drückte er die Klinke nieder, und er atme! in freudiger Ueberraschung auf. als die Tür sich als unverschlossen erwies. Echt amerikanisch!" schoß es ihm durch den Sinn. Bewunderungs würdig, diese Sorglosigkeit!" Das Zimmer war von abendlicher Dunkel m erfüllt, aber Ernesto Migliacci hatte Augen.. die im Finstern sahen. Und es währte nicht eine halbe Minute, bis er die Handtasche er späht hatte, die hinter dem Schrank in einer Ecke des Zimmers stand. Er vergeudete keine Zeit damit, sie auf ihren Inhalt zu prüfen, obwohl er sah. daß der Schlüssel ansteckte, son dern machte sich ohne Benua auf den Rückweg. Da aber fuhr ihm ein gewaltiger Schrecken in die Glieder. Lebhaftes Gespräch ertönte auf der Treppe, und er horte eine ungemein klangvolle Stimme einige englische Worte spre chen. Kein Zweifel die Bewohner des Zimmers, dem er da soeben ei nen Besuch abgestattet hatte, kehrten zurück, und es war unmöglich, noch ungesehen an ihnen vorbei zu kom men. Die Handtasche dünkte dem Conte plötzlich schwer wie eine Last, und verzweifelt spähte er nach ei nem Winkel aus. in dem er sich hätte verkriechen können. Aber nichts Der artiges war zu erblicken die Wän de waren von unerbitterlichstcr Grad heit, und die Stimmen erklangen bereits aus nächster Nähe. Ein ra scher Sprung brachte Erncsio Mig liacci an die nächste Zimmertür; auch sie war unverschlossen die Hand tasche flog in die nächste Ecke und einen Augenblick darauf ging Conte Ernesto Migliacci hocherho benen Hauptes, sorglos ein Liebchen trällernd, an den beiden jungen Da men vorüber, die in Begleitung eines blondbärtigen Herrn den Flur be traten. Ein interessanter Kopf!" hörte er die eine Dame in englischer Sprache sagen, und er wandte sich noch einmal, ihr einen feurigen Blick zuwerfend. Die Erwiderung des Blondbär tigen: Ja, wie in Spitzbube sieht er aus." hatte er zu seinem Glück nicht mehr hören können. Miß Evelyn Miller aber, die ihm die schmeichel haste Bemerkung nachgesandt hatte, lochte silbern. Ja. Spitzbuben sind wohl die meisten von diesen Italienern." saate sie; Aber sie haben wenigstens Temperament, und eö sind doch schöne Leute. Trinken Sie noch eine Tasse Teee mit uns, Herr Doktor?" oltor Herbert Burkhardt lehnte ab er habe noch ein paar dringen de Briefe zu fchveiben, die mit der Abcndpost fort müßten. Galant küß te er Miß Evelyn die Hand; der an deren jungen Dame aber, die wesent lich einfacher gekleidet war und sich bescheiden zurückgehalten hatte, schüt telte er nur kordial die Rechte. wollen uns also wirklich verlassen, Fräulein Gruben?" sagtet? scherzend. Ich denke. Sie über legen sich's noch einmal. Miß Miller wird Sie ja gar nicht entbehren können." Das junge Mädchen hatte die Hand rasch zurückgezogen und sah zu Boden, während eö erwiderte: Ich bin wohl nicht so unentbehr lich. Ued es ist leider unbedingt notwendig, daß ich morgen fahre ,Ja, ihre Mutter braucht unsere liebe Marianne," tönte Miß ' Eve lyns metallische Stimme dazwischen. Und ich muß sie wohl fortlassen so schwer ei mir wird. Aber wolltest du nicht deine Sachen pak Un, Liebe" Fräulein Marianne nickt und ver abschiedet sich hastig. Doktor Burk hardt aber hatte offenbar ganz ver pessen, daß er einige dringende Brie se hatte schreiben wollen. Er trat cini Fenster, um nachdenklich in die beginnen Dämmerung hinaukzu sehen. Dai Herz war ihm übervoll so voll, daß er sich keinen Rat mehr wusite und keine Rettung. Bor drei Wochen war er hier an der Tafel runde mit Miß Evelyn und ihrer jungen Gesellschafterin zusammenge troffen, und seitdem war er der Be qleiier der jungen Damen aus all ihren Spaziergängen, ihr Cicerone ourch die Sehenswürdigkeiten der Stadt und ihr Führer bei den zahl reichen Ausslügen m die Umgebung gewesen. Auf den ersten Blick hatte eS ihm die Schönheit und die ver suhrerische Eleganz der jungen Ame rikanerin angetan, und ihre bestricken de Liebenswürdigkeit hatte ihn nach wenigen Tagen schon vollends be siegt. Wenn er ihr seine Liebe nicht e-.stand, so verschloß ihm einzig daS Bewußtsein des großen Unterschiedes den Mund, den ihr Reichtum und seine roße Mittellosigkeit zwischen ihnen schuf. Wie sollte er eS wagen, sie um ihre Hand zu bitten er, der arme Philologe, dem die Stu dienreise bierber scbon wie ein Gna dengeschenk deS Himmels erschienen t:. f.xi.. . . a v - iuui, uic .iuujicc ein vrr aiiiccuuui fchen Dollarkönige, die die ganze Welt aeseben hatte und der ein Ausklua zu den Pyramiden nicht mehr bedeu leie cis ein kiemer Ausflug! Bon Stunde zu Stunde brannte sein Hern in noch hellerer Beaeisteruna. die noch geschürt wurde durch ihre Liebenswürdigkeit. Aber wenn er sich einmal Mut gemacht hatte und sprechen wollte dann war es seit famerweise gerade diese immer gleich bleibende Liebenswürdigkeit, die ihm im ätzten Augenblick wieder mutlos mackie. Und eines Taoes aelckiab ihm etwas Wunderbares. , Der Zu fall hatte es gewollt, daß er einige Stunden allein mit der Geselllcbaf- terin verbrachte, die er bis dabin. kaum beachtet hatte. Sie hatten' über Kunst und Literatur gesprochen und zu seiner ständig wachsenden Verwunderung hatte sie so um fasscnd Kenntnisse an den Tag ge- legt, wie er sie ber emem weiblichen Wesen ziuvor nicht angetroffen hat te. Er machte plötzlich die Ent deckung. dak Fräulein Marianne zwei ungewöhnlich schöne, große und k?ese '.lugen ,hr eigen nannte, und er lay vielleicht ein wenig zu tief in die se Augen hinein. Denn von jenem Tage an lebte er in einem Zwie spalt d?r Empfindungen, aus dem er nicht mehr herausfand. Bald glaub te er, daß die schöne Amerikanerin sein Herz ausschließlich besaß und dann wieder kamen Augenblicke, in denen er lich einer innigen Zuneigung zu ihr?? stillen und bescheidenen Ge sellschafterin bewußt zu werden glaub te. Da hatte ihn Miß Evelyn heute durch die Mitteilung überrascht, daß lhre liebe Marianne aenötiat sei. s,e zu verlassen. Eine wehe Traurigkeit hatte ihn wohl beschlichen; aber er hatte sich klar gemacht, daß dies wohl die beste Lösung sei. Das. was er unter Liebe verstand, fühlte er doch nicht für Fräulein Marianne. Und wenn er mit Miß Evelyn allein blieb Und nicht mehr durch die störende Gegenwart einer Dritten gehinder war. würde er wohl auch endlich den Mut finden, ihr das Geständnis sei ner Liebe abzulegen. Unten ertönte der Gesang und er innerte daran, sich für das Abend essen fertig zu machen. Er suchte sei ne Tasche, um Kamm und Bürste zu holen, und entdeckte sie endlich in ei nem Winkel deö Zimmers. Noch im mer ganz von seinen unruhigen Ge danken in Anspruch genommen, dreh te er den Schlüssel und griff hinein. Ein harder Gegenstand kam ihm in die Hände, und er zog ihn hervor. Zerstreut betrachtete er ihn; dann aber drehte er ihn verwundert ein paa mal hin und her. Es war ein in roteö Leder gebundenes Buch, und er erinnerte sich nicht mehr, es besessen zu haben. Als er es aufschlugst deckte er, daß die Seite offen bar von einer weiblichen Hand eug beschrieben waren, und köpf schüttelnd blätterte er das Bändchen durch, um sich vielleicht den Namen deS unbekannten Besitzers zu finden. Er bemerkte dabei, daß es sich um Tagbuchaufzeichnungen handeln muß te. In angeborener Diskretion ver mied er es. etwas von dem Tezte zu lesen bis er Plötzlich, fast am En bt dei Buches, auf seinen eigenen Namen stieß. Nun konnte er aller dings trotz seiner schwachen Gewis sensbisse der Versuchung nicht wider stehen, sich zu überzeugen, was da von ihm gesagt sein mochte. Er be gann zu lesen und mit jedem Au zenblick wurden seine Augen größer. Unier dem Datum eines um zwei Wochen zurückliegenden Tages fand er die Eintragung: Heute mit Doktor Burkhardt unterhalten. Die schön sten Stunden, die ich seit zwei Jab ren verleben durfte. So ist er, wie mein Vater war ernst und klug nd gut. Und ich ertrage daZ, .Spiel nicht mehr lange, da sie mit ihm treibt. Sie soll ihresgleichen in die Netze ziehen, wie bisher Aben Ik.irer, die nicht zu verlieren haben, Weshalb mußte sie gerade in unbe greislichen Laune auf ihn verfallen, der so wenig zu ihr paßt Und zwei Tage spater: Bielleich tue ick ibr dock Unrecht. Ich will ge Miß nicht ungerecht sein gewiß nicht. Wenn sie ihn liebt daß er sie liebt, sehe ich ja so wird eS vielleicht ihr Glück sein. Sie ist doch zu bedauern ruhelos und glückloS. wie sie ist. Und sie ist doch reich." Wieder einige Tage später: Wir sind wieder zusammen hinausgesay nn. ES war ein herrlicher Tag - er sprach viel mit mir. Ich glaube, er unterhält sich gern mit mir wir haben so viele Interessen gemeinsam war nachher sehr böse. Sie war so häßlich zu mir. Wenn sie ihn glück lich macht und sie glücklich wird, will ich eS ihr gern verzeihen. Weshalb er ihr nur nicht sagt, daß er sie liebt? Ich glaube, sie regt sich sehr darüber aus." Dann einige gleichgültige Notizen über den Besuch von Museen. über Ausgaben, über Spaziergänge und allerlei Beobachtungen, die von einem reichen Gemüt und offenen Auaen JcuamS ablegten. Uno end lich mit dem Datum des gestri aen TaaeS: Ich habe mich doch ge täuscht in ihr. Gestern kam ein Jta liener hier an ein Graf, der auS sieht wie em Strauchdieb, sie i begeistert von ihm am liebsten hät te sie 'ofort seine Bekanntscha t ge macht. Den Doktor Burkhardt fin det sie plötzlich recht lästig". Da konnte ich nicht mehr schweigen Ich habe ihr gesagt, wie es mir ums Herz war. So böse habe ich sie noch nie gesehen. Sie hat mich auf der Stelle entlassen, morgen muß ,ch reisen. Es ist mir gleich, daß nun wieder der Kampf um die Ezistenz beainnl aber wenn sie nur ein Wort gesagt, nur ein wenig eingelenkt hatte, wäre ich doch geblieben. I ertrage es za kaum, fortzugehen. ?o wie ihn habe ich noch nie einen Mann Weiter las Dr. Burkhardt nicht. Eine dunkle Glut brannte in seinen Augen, und er starrte auf das zu geschlagene Buch wie ein Träumender Was war daS wie kam das in feinen Besitz? Er konnte sich keinem Zweifel darüber hingeben. wer die Schreiberin war und selt sam nicht den leisesten Schmerz verspürte er über das. was ihm ihre Zeilen enthüllt hatten. Nur Scham Sckam über seme. Bimoyeil und eine seltsame Freude, die ihm das Herz laut schlagen ließ. Aber wie war er zu , alledem gekommen? Sein Blick f:el aus die Handtasche. der er das Buch entnommen hatte und c-leichzeitig gewahrt er eine zwei te. die. halb von seiner Reisedecke ver borgen, friedlich in der Sofaecke ruhte. Eine davon war zweifellos nicht fein Eigentum, und er über ?,ugje sich rasch, welche der beiden Handtaschen fremdem Besitz ent stammte. Wie kam sie in sein Zim mer? Für die Dauer eines Atem zuges durchzuckte ihn ein häßlicher Verdacht. Wenn die Schreiberin sie absichtlich hereingestellt hätte, damit er Aber der Gedanke war zu abenteuerlich, als daß er ihn ernst- haft hätte erwägen können. So blieb nur die Möglichkeit, daß es sich um ein Versehen des Stubenmäd- chens bandelte; und durch das Stu benmädchen auch wollte er Fräulein Marianne ihren Besitz wieder zu- stellen lassen, ohne daß das junge Mädchen jemals erfuhr, wer ihre Tasche ? Verwahrung gehabt hatte. Er wollte sich eben hinausbegeben, einen dienstbaren Geist zu rufen, als leise und in einer seltsamen Art an die Tür gepocht wurde. Ein Gedan ke, der ihm blitzartig durch den Kopf schoß, veranlaßte ihn, sich still zu verhalten uid bis an die Wand zurückzutreten. Wenige Äugenbliae darauf wurde die Tür behutsam ge öffnet der Conte Ernesto Migli acciacci schob sich durch den Spalt und hatte mit einem raschen, siche ren Griff Fräulein Mariannes Handtasche erfaßt. Gleich darauf freilich hielt ihn selbst eine feste Hand am .Kragen, und eine sehr energische Stimme fragte: Was suchen Sie denn da, Verehrtest?" Ernesto Migliacci hatte vor Schrecken die Tasche fallen lassen. Und in seiner Verwirrung stammel te er: Pardon ich wußten nicht, daß Sie zu Haus seien. Es ha ben zu Tisch geläutet." Eine Viertelstunde darauf war der Graf feiner Titel und Würden entkleidet, und Fräulein Marianne hatte ihre, Handtasche wieder. Sie kam jedoch am nächsten Tage noch nicht dazu, sie. in Benutzung zu neh men.. Denn Doktor Herbert Burk bardt, ihr Verlobter, wollte sie nicht eher reisen lassen, als bis er seine Stu dien beendet hatte und sie persönlich in ihre neue Heimat geleiten konn te. Und es tat der Freude an ihrem weiteren Aufenthalte keinen Abbruch, daß Miß Evelyn Miller schon am nächsten Tag ihre Sachen packte, um. wie sie sagte, ein bischen nach Japan zu fahren." . ' Schlaue TZinallzpvlitik. Wie man In WtitdmUnh Cntn ItU der riegvkisie deckt. Auf ein ganz besondere! Mittel, unbeteiligte reise zur Ausbringung der Kriegskosten heranzuzichen, sind die Griechen verfallen. Während. Fernstehende annehmen, daß die krieg führenden Völker alle Hände voll zu tun haben, um ihrer hartnäckigen Gegner Herr zu werden, sind die Griechen darcin geganaen, für bn3 von ihnen besetzte Gebiet eine ganze Unzahl von Briefmarken herauSzuge ben. Nicht weniger als kg verfchie dene griechische Marken sür daS ok kupierte Gebiet find dadurch geschaf fen, daß die in Griechenland gebräuch lichen Marken mit dem Ueberdruck Griechische Regierung" versehen und den einzelnen Postämtern zugewiesen wurden. Ursprünglich hatte man nur eine einzelne Serie geschaffen, aber durch geschickte Aenderung deS Ueber drucks, bald rot, bald schwarz, und ferner dadurch, daß man erst Kup ferdruck, dann Lithographie anwandte, hatte man eS bald auf fechS Serien gebracht. Hiermit glaubte man sich aber nicht begnügen zu dürfen, denn zu gleicher Zeit schuf man auch noch eine besondere Ausgabe der griechi schen Briefmarken für die Insel Lem nos. Warum die dortigen Postämter nicht auch die vorhin beschriebenen Marken verwenden können. daS ist ein Geheimnis der griechischen Regierung., Hier versahen die Griechen die Mar ken des Mutterlandes mit dem Auf druck .LemnoS". , Auf diese Weise schuf man, indem man wieder zu den vorhin geschilderten Mitteln der Druckabweichungen griff, 65 verschie dene Postwertzeichen! Aber auch hier mit atte sich die Phantasie : grie chischen Postverwaltung noch nicht" er schöpft. Was LemnoS recht ist, muß anderen Inseln .billig sein, und so ging man flott daran, auch für die Insel Jkarien Marken" zu fabri zieren. Allerdings scheinen hieran die Griechen nur insofern beteiligt zu sein, als sie daS böse Beispiel gaben. das dann von Bewohnern der Insel nachgeahmt wurde. Sie haben es lei der aber nur erst auf acht verschie dene Marken gebracht. Anders aina Mytelene vor. Hier nahm man die türkischen Wertzeichen und gab ihnen einen griechischen Aufdruck. Diese neuen Werte waren aber wahrschein lich noch nicht bunt genug, denn der zweiten Auflage fügte man auch noch eine Wcrtbezeichnung in griechischer Sprache zu und brachte es damit auf. achtzehn Werte. Das scheint nun wiederum Sa- mos gekränkt zu haben; dort erschien ein spekulativ veranlagter ' Athener und setzte eine besondere Sorte von Marken in Umlauf, denen bald eine zweite Auflage in anderer Ausfüh- rung folgte. Diese hat die Eigen tümlichkcit, daß der Präsident der Republik eigenhändig auf jede Marke die Jnsignien seines Namenszuges an bringt, nämlich die -Buchstaben IX 8." So entstanden hier 19 Post Wertzeichen, und Mytilene war über rossen! Fragt man nun. zu wel- chem Zweck alle diese Manipulationen vorgenommen wurden, so gibt es nur eine Antwort: Man spekuliert aus schließlich auf die Taschen der Mar kenfammler, denen man auf diese Weise ganz ungeahnte Summen ab- nimmt. Die geschilderten neuen grie- chlschen Marken. 187 Stuck (darunter ogar Werte von 25 Drachmen), er ordern augenblicklich für Sammler den Aufwand von etwa ZIM, und es ist leicht auszurechnen, welch unge Heuren Anteil sie hiermit an der Aufbringung der Kriegskosten für die liebenswürdigen Griechen uberneh- men. Für kleinere. Tamcnfüße. Während die Evastöchter im neuen China bedeutende Fortschritte Hinsicht ich der Behandlung ihrer Fuße oder Füßchen gemacht haben, kann man' dies von manchen anderen nicht sa-' gen, ja man kann bei ihnen eher von Rückschritten sprechen! Denn wahrend rm Reich der Mitte die Gepflogenheit schwindet,' durch unstliche Mittel die Füße der Da men kleiner zu machen, als die Natur ie geliefert hat, verlangt eine neue Mode-Laune bei uns, daß diese Füße verkleinert werden sollen, wenn auch nach einer verbesserten" Methode. ES st bekannt genug, daß der Fuß des modernen Mädels größer geworden st, wenn auch sehr langsam: und jetzt heißt es, neumodische kurze Da menkleider erforderten zierliche, d. h. recht kleine Fllßchen. Um solche zu erlangen, wird eine Gummi-Bandage angewendet, die mit gewissen zusammenziehenden Chemikalien geladen ist. welche alle überflüssigen Haut-Zellenaewebe absorbieren sollen. Die Geschichte ommt aber teuer, und nur Reiche önnen sich diese Behandlung leisten. Schon Dutzende anderer Damen aber ollen sich schon Nötiges versagt ha ben, um diesen Luxus mitzumachen! Die Griechen Homers kannten keinen anderen Schmuckstein als den Bernstein. Die iavaniscöe Stadt Noko hama hat acht Meilen elektrischer Ei envaMn. v " .