Tostlie Omaha Trittst. ZltnStaa, brn 25. März 1913. f 1 t J n i t i M I U 1 i i X Deutsche Bon C. Zoellei.Lionhart. (14. Fortsetzung,) Sie nickte gönnerhaft, und Paul ging und lehrte bald darauf in einem eleganten Hauörock au weißem Gom merstoff zurück, der seine männliche . Erscheinung vorteilhaft kleidete. Er trug höchst eigenhändig inen silber ntn Eiskiihler zwischen den Fingern, in dem eine weitbäuchige Flasche mit Silberhal im kleingeschlagenen Ei bad schaukelte, setzte denselben vor Olga Paulowna nieder, holte zwei Kelchgläser und lieh lustig den Prop sen ur Decke knallen. .Der Tag muß besonder gefeiert werden", rief er munter, der un seren Familienräumen ihre hohe Ge bieterin zurückgibt. Du erlaubst, datz ich dich ganz allein bediene, ja? Nein, wie ich glücklich bin. nein, du glaubst ei gar nicht, Herzlieb! Es war ja kaum zum Aushalten ohne dich. Die Ungemütlichkeit war uner 'täglich, und ich glaube, ich könnte sogar so einem kleinen Stammhal ier gram werden, wenn er häufig die Ursache wäre, dich mir fernzu t halten." ... 1 , .Du kannst mich nicht entbey zmV fragte Olga Paulowna. mit scharf beobachtendem Blick zu ihm aufsehend, während er den rosigen Moetschaum an die durstigen Lippen Mt. Kann der Mensch ohne Licht sein Dasein -noch Leben nennen, bleibt es nicht ein rein körperliches Jorivege tieren?" rief er warm, und seine scho nen Augen strahlten von Herzlichkeit und Frohsinn. c. Packte die langsam Sondierende denn kein einziges Bedenken, diesen schö nen Herzen sfrieden zu stören? War st ihrer Macht über den liebebetor ten Mann denn so siegesgewitz. daß sie ihr ehelich Glück auf eine einzige Karte zu setzen wagte? Warnte nickt die leiseste abmah nende Stimme, daß der harmlos Tändelnde aus anderem Schrot und Korn war als jene anderen, die zu ihren Füßen geschmachtet, willenlose Sklaven ihrer Launen und Einfalles Hatte sie Paul Westap in dem Jahre ihrer glücklichen Ehe noch immer so wenig kennen gelernt, daß sie ihn nicht höher tazierte? Unglückliche, warnt dich nichts, nichts, nicht der unbegreifliche Zufall, der dir das volle GlaS aus der Hand gleiten läßt, daß es klirrend aus dem Fußboden zersplittert, nicht dein er. wachends Kind, dessen Zetergeschrei Protest zu erheben scheint gegen die Fortsetzung des unheilvollen Gespra ches. nicht der aufkrächzende Papagei, der unruhig in seinem Bauer von Stab zu Stab flattert und sein angstvolles Geschrei gurgelt, nicht der Sturmwind, der sich urplötzlich da draußen erhebt und. den Kies vor sich herfegend und an den Wein ranken zerrend, unheimlich ächzt und stöhnt? r Es wird ein Gewitier geben, die Lust war den Morgen über auch er drückend schwül", meinte Paul. Gewitter reinigen zuweilen die mit Elektrizität überfüllte Luft", ent gegnete Olga bedeutsam und richtete sich mit dem Ellenbogen halb auf. um durch daS plötzlich einbrechende Dun. kel in den Garten zu spähen. .Ich sürchte. es käme jetzt zur Unzeit; e8 verwüstet wahrscheinlich die Felder, die diese Mal ine so reiche Ernte versprechen", sagte Paul ganz arglos, während Olga nur ein bedenk licheö: .Wenn du dich nur nicht täu schest" äußerte er. Dann schwie gen beide ein paar Minuten, während der Gewitterfiurm sich rasend schnell austobte, und Paul sein neugeborenes öhnrbtn in feinem svitzenbehangenen Korbe schaukelte, bis eS fest inge schlafen war. Der Papagei sträubte sein rotgrü neS Gefieder und fuhr wüthend mrt dem gebogenen Schnabel zwischen den Messtngstaben hindurch. Paul kam von der offenen Veranda zurück und brachte ein paar Stiele blühender Orangenblüten von dort, auf deren metallisch leuchtenden Blüten ein paar groß Regentropfen Wie große Juwe len funkelten. , .Scheint glücklich vorübergegangen zu sein", meldete er. während er ihr die Blumen kniend darreichte; dann schob er sich seinen lehnenlo sen Polstersttz dicht an den Diwan her,, nahm Olgas beide Hände zärtlich in seine und hielt sie fest um. schlössen. .Ich hatte heute früh einen so schrecklichen Traum. Du warst mir entschwunden. Ich weiß nicht, wieso, weshalb, ob freiwillig oder gezwun gen. i Ich sah deine Gestalt nur noch wie eine von Dämpfen umschwebte Silhouette. Meine Arme griffen nach dir durch dichte Nebel hindurch; aber immer gleich fern und gleich nahe. ' vermochten die Hände dich nicht zu er J reichen. Ist daS nicht ein seltsamer x Traum? Er peinigte mich bis in da Erwachen hinein, er begleitete , mich in seiner erdrückenden Nachwir kung Len ganzen Bormittag hin - durch, und es kam mir wie ein glück Treue icheS Omen vor. als ich dich, strah end von Schönheit und Leben, ge und und unserem gemeinsamen Le ,en zurückgegeben, hier im Garten aal schon antreffe. O Olga, wie lieb jab ich dich, wie grenzenlos glücklich machst du mich was wäre mein Le den ohne dich!" Ein triumphierender Funke sprühte in den funkelnden Augen der jungen Frau auf. Nun mutig vorwärts, er ist ihr Geschöpf, an Händen und Füßen gebunden, schmachtet er ja zu ihren Füßen. Viktoria, der Sieg ist ihrer! Sie sehnte sich zu ihm hinüber, ihr duftendes Haar fiel über ihn hin, ihre weißen Arme umrankten sei nen Nacken, ihre schwellenden Lip pen ruhten slnnberückend auf seinem Mund. .Du liebst mich über alleS. mehr als dein Leben?" hauchte sie. dicht an seine Brust geschmiegt und löste ihre Lippen von den seinen, um ihn wie der sanft-neckisch zu küssen. .Mehr alS mein Leben!" stam melte Paul in trunkener Leiden schüft. .Beweise eS!" kommandierte die Verführerin, indem sie die Arme hin abgleiten und sich selbst wie ermattet auf die Polster zurückfallen ließ. Befiehl, ich gehorche!" stotterte Paul mit fliegender Brust. .Nun. ich befehle dir, für m h ganz allein zu leben." .Das tue ich ja. für dich ganz und ungeteilt!" sprach er schier ver wundert Nicht genug." .Wie kann das noch mehr gesch hen?" fragt er völlig arglos. .Du sollst du sollst " sie suchte etwas verlegen nach Worten, die ihn nicht verletzen mußten .du sollst so so bleiben, wie du jetzt bist, die dumme Uniform auszie hen und " .Den gehorsamen ersten Diener von Frau Gemahlin spielen? Danke schön!" lachte er gutmütig. Das wollen wir uns aufheben, bis wir arbeitsunfähig geworden sind. Nein. Frauchen, nicht böse aussehen, daS kann dein Ernst nicht sein. Du möchtest gar keinen Stubenhocker und Faullenzer zum Mann, der sich daS ,Tischlein-deck-dich", der Existenz fein säuberlich von seinem Weibe auftra gen ließe. Nein. Herzenskind, das schlag dir aus dem Sinn; auf die Bärenhaut legt sich der Westap nicht, so lange er seine gesunden zwei Arme noch rühren kann. Nichts da, nichts davon, du würdest von dem gelang weilten Tagedieb auch bald mehr als zu viel bekommen." Olga rupfte mit nervösem Finger Blatt aus Blatt von den schneeweißen Bllltenkelchen in ihrem Schoß ab. .Ich sehe es ein; ich möch'e dich nicht zur Untätigkeit verdammen, wenn sie dir widerstrebt. Ich möchte dich am würdigen Platz erblicken. Das Kar tenhaus des Fürstenihrones hier stürzt über kurz oder lang, von unserem Einfluß nicht mehr gestützt, doch mal zusammen und . . .Unserem Einfluß? Was heißt das?" fiel Paul ihr grenzenlos ver wundert inS Wort. Bist du ein an deres als ich? Gehörst du nicht zu mir?" .Und begräbt vielleicht olle, die ihm abhängen, in seinem Sturz", voll endete sie. als hätte sie die stürmische Unterbrechung gar nicht gehört Nun. dann sterben sie einen ehr lichen Tod in ihrer Pflicht", sagte er voll Festigkit. Schriebst du mir nicht einst in all deinen Briefen, daß es noch ein Höheres als die Pflicht gibt, daß über ihr die allmächtige Liebe stünde so sagtest du mir tausendmal. Täuscht sich mein Gedächtnis?" sprach Olga vorwurfsvoll, und sillr misch war Pauls Antwort: Ich weiß nicht, wo du hinaus willst schweig, ich mag es gar nicht wis sen!" Was ich dir einst sagte, um all den häßlichen Heimlichkeiten ein Ende zu machen, galt dem Weibe, ihrer oft betonten Pflichten der Dankbar keit gegen den väterlichen Freund. Die Liebe deS WeibeS zum Manne muß höher stehen, muß allein ausschlagge bend sein, wenn sie vor die Wahl ge stellt ist, Eltern oder Geliebten auf zugeben. Wehe aber dem Manne, der seine Pflicht vergißt, weshalb S auch sei. selbst auS Liebe zum Weibe; Schmach ihm und Verdammung, wenn er sich da schwach und erbärm lich zeigt!" brauste er in edler Empö rung auf. Olga war auS ihrer leidenden Stellung emporgeschnellt. Paul. Paul, besinne dich!" rief sie in warnendem Ton. .DaS mir, der du eben noch schwurst, ich gelt dir mehr alS das Leben!" schluchzte sie er regt auf und ihre Wangen brannten in dunkler Zornesröte. Um GotteS willen, beruhige dich, keine Aufregung!" beschwor er sie in großer Besorgnis. Laß alleS jetzt ruhen. Ich war ein Thor, überhaupt auf solche Unterhaltung jetzt einzu gehen, wo deine Nerven noch gereizt sind. Lassen wir den Prinzipien streit, mein lieber Schatz! Du bist mir da Liebs! auf der WIt. glaub' mir. selbst mehr al mein Mütterchen giltst du mir. so schlecht da von mir Undankbarem ist. Ich gebe alle sür dich hin. bi auf die Ehre! Dabei beruhige dich, und laß die akademische Frage. u welchen Opfern der Mann fähig sein muß, für dich, kleine, verwöhnte Prinzeß, bi du lustig aus deinen ge funden Beinen wieder herumlaufen kannst. Jetzt möcht' ich klingeln, damit wir in Gesellschaft heut hier zu Mittag speisen, gelt, lieber Schatz?" Olga kühn gezeichnet Augen brauen zogen sich drohend zusammen. Verspotte mich nicht in meinen hei ligsten Gefühlen", sagte sie empfind lich und entzog ihm die Hand, die er neckend festhielt .Mir ist S hei liger Ernst mit dieser Frage, und damit du unsere Lag voll begreifst, damit du verstehst, weshalb ich sie dir so dringlich vorlege, muß ich dir die Alternative stellen, die mir mein Oheim gestellt hat. O Paul ' und wieder warf sie sich, leidenschaft lich aufgelöst in Tränen, an ihre er schrockenen ManneS Brust. Du kannst mich nicht zu dem Elend einer Existenz verdammen, wie deine Ern fünfte sie unS auferlegen, zöge mein Onkel seine Hand von unS ab! Der Zar kann nicht befehlen, was nicht recht wäre, folglich kannst du'S tun. und wenn du dennoch nicht willst, ist's pure Halsstarrigkeit. Du kannst es mir nicht abschlagen, wenn du kein hartköpfiger Egoist bist, wenn du mich wirklich liebst, wenn dir an meiner Befriedigung wirklich gele gen ist!" Sie hatte die beiden Hände be schwörend um seinen Arm geflochten und sah bittend wie ein Kind mit den wunderschönen Augen zu dem tötlich Erblassenden auf. Und was fordert dein Oheim für Gegendienste?" fragte Paul lang sam. zaudernd, als fürchte er sich vor der Antwort, die er herandrohen sah. Eine Kleinigkeit." Die wäre?" fragte er mit stocken dem Atem. Du sollst zu uns übertreten." Das heißt, hier zu den Russen nicht?" fragte er kaltblütig und tadelnd. Es ist mir neu. daß du dich mit den Interessen deines Man nes nicht einS hältst. Wir In Teutschland sehen das anders an. Ein Leib, eine Seele, schreibt uns unsere Kirche vor, und wir sind des sen eingedenk, wenn wir den heilig sten Bund fürs Leben schließen. In der Bibel steht in Wort, das wie nichts anderes die schöne Zusammen geHörigkeit deS Weibes, ihre süße Un terordnung unter den, der da Haupt der Familie ist, kennzeichnet: Wo du hingehst, da gehe ich auch hin; dem Gott ist mein Gott, dein Volk ist mein Volk; wo du begraben wirst, da will ich auch begraben sein. Lerne das von unseren deutschen Frauen. Tu bist keine Russin mehr, du bist das Weib eines bulgarischen Unter tanS. die Mutter eines geborenen Bul garen beherzige daö!" Er sprach es weich überredend und strich liebkosend über ihren Scheitel hin. Verstehst du denn die höhere Be beutung der Verschmelzung zweier sich in bester Liebe angehörenden Men sehen nicht, mein süßes Weib? Ist es nicht gas einzig dauernde Band, da? einzig durch ein ganzes Leben fesselnde, wenn der erste Rausch der Flitterwochen zerronnen, dieses Sich geistig-ineinandcr-Auflösen. mit und durch einander leben und sich (janz und gar verstehen? Kennst du deinen Mann so wenig, daß du glaubst, äu ßerer Vorteil könne ihn abtrünnig machen?" Je weniger er zu erschüttern war. je sanfter sprach er. ine um so mil dere Form suchte er. um sie von dem Rechten zu überzeugen Es schmerzte ihn tief, daß sie um sinetwegen Opfer ihres Wohlleben bnngex muß te. deshalb umhüllt er i mit dop pelt, weicher, fast mitleidiger Liebt. (Fortsetzung folgt.) Die Ausbildung zur Hauöfrsu. Unsere Lebensverhältnisse haben sich allmählich so gestaltet, daß die Mutter in den allerwenigsten Fällen die Lehrerin der Tochter auf dem Gebiete der Hauswirtschaft sein könnte. Nicht selten versteht yie mo derne Mutter und Hausfrau selbst richt so viel vom Haushalt, besitzt nicht die notwendigsten Einzelkennt nisse sehr oft hat sie weder Zeit noch Lust, weil sie in wohlhabenden Verhältnissen lebt, eine Köchin kurz ein Personal hält, da die Ar beit ausführt, die die Hausfrau der guten" alten Zeit tun mußte. Wo aber die Mutter in der Lage und be fähigt ist, ihre Tochter in die Kennt nisse einer geschickten HaushaltungS führung einzuweihen, scheiterte nicht selten daS Unternehmen an der Toch ter oder an dem Verhältnis, in dem Mutter und Tochter zueinander stan den. Die Töchter von gestern" die von heute fangen bereits an. sich zu wandeln hatten wenig Sinn für die Hauswirtschaft; auch fehlte ihnen vielfach daS Gefühl für Autorität, und die Pietät trat nicht al Ersatz ein. Solche Mütter gaben ihre Toch ter kurz vor der Heirat in eine HauS haltungkschuke. Hatte sie Talent und Sinn sür hau. wirtschaftliche Dinge, so war da notwendige Wissen in dieser Zeit erlernt, und im ersten Ehe jähr nach einigen Enttäuschungen und bitteren Erfahrungen war die Haus srau dann eine mustergültige. Immer vorausgesetzt, daß ihr mütterlichen und hausfraulichen Instinkte nicht vom Berufsleben erstickt waren. Ein Mädchen kann gar nicht früh Senug im Haushalt beschäftigt wer cn, und eine verständige Erziehung vernünftiger Mütter wird beides leicht vereinen können: Erziehung zur Hausfrau und Mutter also zur Ehe und zu einem Beruf. Die über wiegende Mehrzahl aller Mädchen hat Lust und Liebe zur Hausarbeit, zu jenem sorglichen Walten, daS die Natur von ihr fordert, kür da Kind und den Gatten, der in ver Arbeit deS Lebens steht. Schon al Schulkind, ja schon vor der Schulzeit pflegen vernünftige Mütter diese Instinkte. DaS Spiel mit ver Puppe kann er ziehlich wirken, und hundert kleine und kleinste Dienste und Hilfeleistun gen, zu denen ein kleines Mädchen von der Mutter angehalten wird, bil den die Grundlage, auf der später leicht weitergedaut werden kann. Kleine Mädchen, die trotz vor handenen Dienstpersonals wenn sie auS der Schule kommen, den Tisch decken müssen, die dabei helfen, das Gemüse zu reinigen, Salat lesen, Kartoffel schälen, die mit der Mutter einkaufen gehen, Staub wischen, kurz die spielend" die Hauswirtschaft ken nen lernen, werden später nach einem Berufsleben leicht das erler nen. was für eine Wirtschaftsführung nötig ist. Und so wird auch der Un terricht an die Dreizehn und Vier zehnjährige keine verschwendete Lie besmllhe sein. Die Not fordert, daß die Frau arbeitet, wenn sie unabhän gig leben will, und wenn wir gewisse Uebelstände, die in jeder Uebergangs zeit liegen, überwunden haben, wird es unS Frauen als etwas ganz Na türlicheS vorkommen, sh wir beides vereinen können: ruf und Haus halt noch dazu in einer Zeit, die auf allen Gebieten durch die Technik solche Erleichterungen schuf, nicht zum wenigsten auf dem Gebiet der Haus wirtschaft. Arbeiten können, Einteilen und ein Arbeitsfeld überblicken, das ist die Hauptsache. Dazu müssen be sonders Mädchen erzogen werden. Es ist nicht nur die Kenntnis des Lebens, es ist auch ein Wissen über die Wirt schaftlichen Dinge des erweiterten Le bens, was tüchtigen Hausfrauen not tut. Eine Frau kann plötzlich vor die Notwendigkeit gestellt sein, als Mit we ihr Vermögen selbst verwalten zu müssen, deshalb ist es eine gerechte Forderung, daß unsere Mädchen wirtschaftlich" im erweiterten Sinne erzogen werden. Rkten von tiutm Bücher freune. Das vom Fedor vor Zobeltitz ge schriebene Vorwort zu dem Ka.alog der reichen Bibliothek des verstörte nen Büchersammlers rnd Bücher freundes Gotthilf Weisstein biinet ein warmherziges Charakterbild des bedeutenden Sammlers und enthält auch einige bezeichnende Anekdoten von ihm. Weisstein war ein fabelhaft witziger, eigenartiger Stoprr Der Sprachfehler, unter dem er Zeit sei neS Lebens litt, erhöhte das Origi nelle seines Sichgebens. Unter seinem leichten Stottern schössen die Witze und Wortspiele wie Rakeren hervor. Zu den am meisten kolportierten Anekdoten über ihn gehörte die fol gende. Er hatte sich einmal mit einem ihm unangenehmen Menschen gestrii ten. geriet schließlich in Wut und fuhr den andern heftig an: Sie sind ein Ka Ka Kaffer!.." Herr Weisstein." replizierte der G:qner, wollen Sie daS sofort zurückneh men?"... Nein", schrie Weisstein. ich bin f f froh, daß ichs r r rauShabe."... Er scherzte auch selbst über seinen Sprachfehler. So erzählte er einmal, er habe in einem Schreib Warengeschäft einen Füllfederhalter kaufen wollen, das Wort aber nicht rasch genug über die schwere Zunge bringen können. Und da hab' ich denn bloß einen Gu Gu Gummi genommen," sagte er, der lag gerade auf dem TT Tische.'... Weisstein war ein Langschläfer und kam dadurch mit seinen Redaktions Pflichten bisweilen in Konflikt. So weckte ihn einmal in aller Frühe ein Redaktionsbote: Wilhelm Jenseit sei gestorben; er möchte sofort einen Ne krolog schreiben. Schimpfend machte er sich an die Arbeit; aber nachher mußte er erfahren, daß man ihn nur habe aus dem Bett bringen wollen: Jensen lebte damals noch ganz ver gnügt. Einige Zeit später erschien wieder ein Bote der Redaktion bei ihm morgens um 7: Schmidt CabaniS sei tot, die Zeitung brauche schleunigst einen Nachruf. Doch dies mal fiel er nicht wieder rein. Scher Dich rauS". schrie er den Jungett an, daö kenn ich da ist wie mit Jen Jensen." Und schlief weiter. Doch diesmal wars Ernst, und den Nekrolog mußte ein anderer schreiben. Dit Fliege fliegt mit der Ge schwindigkeit eines Schnellzuges; nur fliegt sie nicht geradeaus und kaum je länger als ine halbe Mjaiik. Ter russische ilarueval. lie ,tt,nv,ch," In Zeit iklster . kll.slgkkit. Wenn in Rußland der Trubel del WeihnachtöfcsteS. da in den russi sckkn Sronstädlen in steigendem Maß: einen westeuropäischen Charakter an nimmt, verrauscht ist und man oa neue Jahre gebührend empfangen" bot. kommt eine stille Seil. Von Kreschtschenie. der am 6. Januar ge feierten Kreuzerböhung. merkt man wenig. ES wird eine Parade abge halten, eine Prozession zieh: hinauS auf das Ei. daS in der Form eines Kreuzes aufgeschlagen wird, und ganz fromme Leute springen splitter nackt in daS soeben vom Popen g weihte Wasser. Ein Ordenöfest wird in der Newa-Ressdenz nicht gefeiert, obwohl S auch dort sonst genug von diesen blitzenden Sternen regnet, die, wie das Lehnwort ordenj" oerät, im Siegeszuge der westlichen Kultur aus Deutschland kamen. In Moskau sei ert man den 12. Januar als den Stiftungstag der vonLomonossow dort gegründeten ersten russischen Univer sität. Dann erhalten auch die Gym nasiasten beiderlei Geschlechts, die an 189 Tagen im Jahre arbeiten, einen schulfreien Tag. Kaiiersaeburtsiaa fällt in Rußand in den Mai. lim. der Januar ist dort ziemlich festarm. Doch schon mehren sich die Anzeichnen, daß ein arokes Fest im An,uae ist. Aus den Basaren macht sich eine gewaltige Zu fuhr von Lebensmitteln bemerkbar. Miaslenika rückt beran. Mias!o" heißt Butter (bezeichnenderweise auch OeN. Obwohl die Buticr in Ruß- land billig ist feinste Tafelbutter kostet das Pfund 45 Kopeken . fehlt sie doch in vielen Haushaltungen und kleinern Restaurants fast aänzlich, selbst daS belegte .Butterbrot" (ein auf der Endsilbe betontes Lehnwort aus dem Deutschen) besteht durchweg auS einem Butterbrot obne Butter. In der Butterwoche aber schwimmt und zerschmilzt alles wie Butter an der Sonne. In der Pfanne brodeln die Blinis. das sind Kuchen aus Buch weizenteig. ähnlich unsern Kartoffel- puffern. Das Schönste an ihnen 1no die Zutaten, unter denen an erster Stelle sieben Kaviar. Lachs und vor allem Smetanin; das ist saure Sahne oder, wie die Deutschen in Rußland sagen. Sömant, dayer fingen oie Studenten in Dorpt: Ob der Kaf f auch verbrennt und die teure Schmante (Sahne), alles hin zum Fenster rennt. Mutter. Tochter. Tante (Ahne)." In der Butterwoche, die von Mitt woch bis Sonntag dauert, geht es hoch her. Die Schulen schließen am Dienstag für die ganze Woche, auch die Geschäfte sind meistens geschlossen. Auf Troikas geht es hinaus in die Schneelandschaft, in den Gjang der heimkehrenden mischt sich das melodi- sche Geläut der Glocken, mit denen die bändergeschmuclten W veoangi smd. Abends besucht man kostümiert in größcrn Trupps der Reih nach bekannte Familien. Die Lust am Verkleiden und Maskieren liegt dem Russen, der ein geborener Schau spiel ist, im Blut?. In d,r Butterwocke steht, alles auf dem Kopf, wenngleich sich die meisten kaum auf den Beinen halten können. Wer das grenzenlose Elend gesehen hat. da s dortzulande gibt, in Elend, wie es nur auf russischer Erde aufge- wachsene Ättnschen zu errragen ver mögen, kann es verstehen, wi solch -in armtT Teufel mm Glase reift. um auf Stunden zu vergessen, was er jahrelang getragen hat uno wener tragen muß. Bald werfen selbst diese spärlichen Lichtblicke wieder ihren Schatten in sein armseliges Dasein. Nach der Butterwoche schwillt die Sterblichkeiisziffcr merklich an, akute Mnnen- und Darmcrkrankunaen for- dern unerbittlich ihr Opfer. Aller dings ist die Fastenzeit selbst eme ,eyr bekömmliche Kur. In den weitesten Kreisen des Volkes wird wirklich ernstlich gefastet, und für den Magen bedeutet nach oer ueverannrengung der Butterwoche dies Lebensweise eine Erholung. Unter den sieben Wochen dieses Zeitabschnitts ragen hervor als besonders sirenge Fastenzeit die erste, vierte und letzte Fastenwoche. Da ist jedes weltliche Vergnügen verboten: Thäter. Konzert, Kino usw. Zu erst empfindet man diesen von der Kirche auferlegten Zwang als eine Beschränkung der persönlicr'n Frei heit, um bald das Segensreiche dieser Maßnahme zu begrüßen. ES ist eine wohltuende Schonzeit für die Nrven, besonders für den nervus rerum". Sie kommt auch manchen Berufsklas sen zugute, die sonst in der Winter saison gar nicht zur Ruhe kommen, z. B. den Schauspielern. Der gleichen Beschränkung unterliegen auch die Veranstaltungen der Geselligkeit, da her drängt sich alles, was bis dahin noch nicht erledigt ist. auf die übrigen Fastenwochen zusammen. Eine der einschneidendsten Bestimmungen ist das während der ganzen Fastenzeit geltende Trauverbot. Daher häufen sich, da di Butterwoche eine wenig passende Zeit ist. dortzulande zu Ostern die Hochzeiten wie bei uns zu Weihnachten die Verlobungen. Kaffee im Werte von Z130.550.000 wurde im letzten Iah tH jollfrei in dieses Land eingeführt. i . .. ,r' s - 1 S " t " " ' Aszw. ' v . "o.p';i'M . l", VW Mi if ' ? ' : . rtW v.v ! I ' 'i" ' sM- V' 4 ,M '1 t V .'.; rr ' , - t '' -ef - v, V-'';v jr ' " ; XSr '?". - ! , y .' . i 7 v y- . . , t 1 i i .i n " . .'. .j " ' . t l v m7- V ' -. 'i; 7 , ,'. ' ,v ' iu'u Ai i' V W ... .7 4 v j " 1- 7 v . , 'fc. 4 . x . i 4 '.v- - i . 1 1 mhtiifam;-:- ) 'i " - Vi kl0.&.UrtJ'--,tH 1 iiaUi tM-itÄ. (sine wkisie Nkt Krause acligrt u dirsrm re!nden Out. ?Z wurde für eine" korpulent? ffrau schr unklug sein, eine dieser Pierrot-Krauscn um ihren HalS zu tragen, aber juncn schlanken Müdciicn steht dieselbe unncmein reizend. Die jiranse ist aus s)let flcntncht und harmoniert prächtig mit dein hilbschcn wrifz garnierten Theaierhnt und dein dunklen Trottcurklcid auS zitronengrünem Mo Hai und Worstcd-Ttoff. Der Stras'burger Alarm. Tem Genrralkommand wird weidlich der 5iümmel gerieben. Die Alarmierung der Straßburger Garnison durch ein Telegramm mit der gefälschten Unterschrift und mit der gefälschten Chiffre der Kaisertele gramme, so wird von einer Berliner Zeitung ausgeführt, mußte gerade in diesem Augenblick internationaler Spannung einen schr peinlichen Ein druck erwecken. Man darf sich auch die Frage vorlegen, ob es nicht mög lich gewesen wäre, die gewollte Täu schung rechtzeitig aufzuklären. Irgend etwas muß im Straßburger Gene ralkommando nicht gestimmt haben. Zum mindesten haben die in Betracht kommenden Personen wohl keine Zei tungen gelesen, da sie sonst wissen mußten, daß der Kaiser am Mittwoch in Königsberg in Preußen fein wür de. Und selbst auf dem Luftwege und im Zeppelinschiff ist Straßburg von Königsberg us nicht so schnell zu erreichen. Bei einiger Ueberlegung hätte man sich in Straßburg sagen müssen, daß irgend etwas an diesem angeblichen Kaifertelegramm bedenk lich sei. Der Vorgang verstärkt die Besorgnis, daß in der Armee und auch bei den Zivilbehörden der stum me Gehorsam sich nur zu leicht auf Kosten eigenen Nachdenkens durchsetzt. Ein Telegrammformular, das irgendein bestimmtes Kennzeichen trägt, genügt bisweilen ebenso wie die Osfiziersuniform, die sich ein Schwindler irgendwo verschafft hat, um einem losen Streich das Gelingen zu sichern. Man spricht in neuerer Zeit auch in der Armee so viel von der Notwendigkeit, daß auch die Un terführer selbst denken und selbst dis panieren müssen. Wenn dann aber einmal eine Probe auf das Ezempel gemacht wird, dann ziehen die in Frage kommenden Personen es für gewöhnlich doch vor, sich nicht durch eigene Initiative bloßzustellen, son dern sie unterwerfen sich dem Befehl der höheren Stelle, auch wenn ihnen eine kurze Ueberlegung sagen müßte, daß es absurd fei. Nur durch den übertriebenen Respekt vor äußerlichen Zeichen, vor den Chiffern der Maje stät oder dem Rock des Königs ist es zu erklären, daß nicht bloß der fal sche Hauptmann von Köpenick auf seine Uniform hin ein Kommando zusammenholen und zu einem Angriff auf die Köpcnicker Stadtkasse miß brauchen konnte, sondern daß auch der noch frechere Streich des einstigen Zahlmeisteraspiranten August Wolter in Straßburg gelang. Da es immerhin denkbar ist, daß die deutsche Armee genötigt wird, eines Tages ins Feld zu ziehen, so sollte man auch einmal ernstlich dar über nachdenken, einen besseren Aus gleich zwischen militärischem Gehör sam und gefunder Vernunft zu schaf fen. Es wäre einigermaßen peinlich, wenn es einem als preußischen Offi zier verkleideten und mit einem ge fälschten Befehl des obersten Kriegs Herrn versehenen feindlichen Spion gelänge, eine deutsche Truppe in eine Falle zu locken. Man wird allerdings zugeben müssen, daß es nicht ganz leicht sein kann, die Diagonale aus den widerstrebenden Kräften zu zie hen, und ganz besonders wird man die in Frage kommende militärische Behörde in Straßburg nicht zu hart verurteilen dürfen, da es gerade beim Alarm kein langes Besinnen geben kann. Die Erziehung zur Selbstver antwortung und Sclbstentscheidung kann auf militärischem Gebiet nur langsam bor sich gehen, und selbst wenn, wie in Straßburg, die Afsüre 's .'"' 4 ' ? v? ' W7 ; j '' i ff I" I einen etwas lächerlichen Ausganz nimmt, wird man kein allzu hartes Verdammungsurtcil sprechen, zum mindesten aber als erfreulich anerken nen müssen, daß die unfreiwillige Parade auf dem Straßburger Trup penübungsplatz großartig geklappt hat. Am wenigsten baben die franaöfi schen Boulevardblätter Ursache, sich' über diesen Streich eines rachsüchti gen Verrückten lustig zu machen. Denn was der französischen Republik am 27. November vorigen Jahres in Nancy passiert ist, das war, ge nau besehen, noch viel schlimmer. Da mals erhielt bekanntlich der Chef der Grenzbrigade in Arracourt Blion ein Telegramm, das eine teilweise Mobilisation anordnete. Wie dieses Telearamm in seine Hände aelanaenV $ 4tS V V &rtfi lUIUllC UHU UU 11 IIUI tllltil ' Befehl mißverstanden hat. das ist nicht völlig aufgeklärt worden. Jeden falls wurde in sieben Gemeinden mo bil gemacht. Die betreffenden Mann r r r 1 . . - . 3 s. . Xf-C - - cycisien roirnicix aus ucin sauaf gr weckt und begaben sich nach Nancy und Luneville auf den Weg. Erst als sie dort eintrafen, wurde der Irrtum bekannt und der Brigadier Blion wurde verhaftet. Der französische Kriegsminister hat nachher erklärt, daß kein einziger Reservist einen Ge stellungsbefehl erhalten habe. Der Gendarmcrieoffizier habe sich geirrt. Er ist denn auch bald wieder freige lassen worden, und man hat schließ lich die unangenehme Affäre, die eine allgemeine Beunruhigung nicht bloß in den Grenzbezirken, sondern auch an den Weltbörsen zur Folge hatte, dem Versehen eines Postbeamten zu geschrieben. . " Die Kirche im Meer. Nach 208 Jahren smd in England eine alte Kirche und , Kirchhof von den Meeresflute, die sie verschlun gen hatten, der Erde wiedergegeben worden. In dem alten Dorfe Eccles in Norfolk standen vor langen Zeiten die Kirche und die um sie herum lie gende Ansiedelung von 66 Häusern in geringer Entfernung vom Meer; aber die Wellen brandeten immer starker an - das Land, und als 1604 : eine Sturmflut kam, wurden gegen 800 Hektar Land von den Wogen ver schlungen; die Bewohner ertranken, Häuser und Kirche waren vom Erd boden verschwunden, und nur der Kirchturm blieb noch sichtbar. Von einigen Wochen nun trat das Wasser ungewöhnlich weit zurück; eine scharfe Brise fuhr in die Sandmassen, die die alte Kirche und den alten Kirchhof .begraben hatten, und so. trat, was Wasser und Boden Jahrhunderte lang bewahrt hatten, wieder ans Ta, geslicht. Der Kirchhof, der seine Leichen gut geschützt hat, bietet sie nun den späten Enkeln dar; eine gan ze Reihe von Gräbern ist aufgedeckt, und an einem Tage wurden 36 Ske leite gefunden. Unter den Trümmern der Kirche entdeckte man einen bron zenen Schlüssel von schöner Arbeit und ein Wappenschild. Sie sollen aus der Sakristei der Kirche ftam men. Enttäuscht. Dichter: .Hat ten Sie die Gewogenheit, daS von mir ingereichte Lustspiel einmal durchzusehen?" Direktor: Ja, nur habe ich leider sehr viel streichen messen!" Dichter (freudig: Sie wollen es also aufführen?" : Direktor: Hm. lieber Freund. . . was da übrig geblieben ist, ist aber eigentlich gut -,,icht mehr der Müh, wert." y , s 1 i , . ' '