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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (March 22, 1913)
TöMt CimU ItMtt Simöts. de 22. Mrz 1913. P li .' Deutsche Von C. Zoelltt.Lionhezrt '.?! J -.- JliL JJJ'J-JJJMMI (12. Fortsetzung.) Ueberströmend von unsäglich Bitterkeit, vertraut sich Gicilcff da dem Jugendfreund, den er im Ar beitkzimmer seiner wartend traf, und seine ss felbftkrcnifet Zurückhaltung der namenlosen in eachter.' emiecener im klgenea Hause zu fein. Er erschloß sich dem Freunde rückhaltlos mit feinem früheren Arg wohn, seinen Bedenken, seinen üflut maßungen, und der Offizier schürte das Feuer der Eifersucht. lit natio nalen Abneigungen deS fähigen, ein flußreichen Rumelier und führte ein paar Stunden später die Verschwörer ihm inS HauS. Stoiloff hatte einen großen An üanz. Seine flammende Beredtfam kett, wenn er für die Sache gewonnen wurde, riß unbedingt alle Schwan Zenden mit fort. Stoiloff der Sache gewinnen, hieß, einen großen Sieg erringen über Hunderte. Er mit sei ner rücksichtslosen Redegewandtheit ivar der geborene Lolkstribun, der vuf die großen Massen wirken mußte wie wenige. Ihn hinüberziehen, war clso die Aufgabe der Männer, die sich in seinem Hause versammelt hatten. Bisher war seine glänzende Begabung der Sache der Regierung gewidmet, jener Regierung, die ihn auf ihren fluten hochgehoben. Man rang, man kämpfte seit einer Stunde vergeblich um feinen Uebertritt. Er schwankte hin und her. Sein häusliches Un alllck hatte ihn zwar gegen deutsche Elemente arg verbittert; aber em handgreiflicher Anlaß, sich als auS gesprochener Feind gegen dasselbe zu wenden, war ihm nicht geworden. ffil? haben den wapt wrulio aus unserer Seite. Der Kommandeur der Junkerschule hat sicher den größten Einfluß aus die jungen jtp3'3' cfp'sntcn. ES könnte aber nichts fchaden, wenn du durch deinen Vetter Bobred noch tüchtig aus pe etnirnii Mi Stoiloff! Karaweloff tut übri- ns das Seine, um die Jugend den politischen Umtrieben zu gewinnen, oder sagen wir lieber Frau Kathari na, die aus irgendwelch kehewnisvol len Gründen einen blinden Haß ge gen alles gefaßt, was deutschen Na rnen trägt', sagte dir Rittmeister, im mtt mit derselben affektierten Kalt dlütiakeit. In ihm aber pochte der geheime Haß gegen den Fürsten Ale zander. der ihn trotz seiner Tapferkeit bei Slivnics gelaoeu uno oerm oan ment überallnoen hatte. Stoiloff nagte ratlos an seinen b'utleeren Livlxn, .Es wäre Treubruch!" zauderte er. . Das Höchste, was ich für euch tun kann, wäre Massivität. Mei;ie Pflicht wäre es eigentlich, mich mit aller Entschiedenheit euch entgegenzu stellen." .Tu, was du nicht lassen kannst'. sagte Rittmeister Benderew mit ei nein acrinaschädiaen Achselzucken. ..Die Deutschen werden's dir sicher in Liebe lohnen, daß du sie fo hübsch zu konservieren verstanden, man kennt das ja aus Erfahrung. Halte sie nur fest, fäuge sie mit deinem Herz blut, füttere sie an deinem Busen, laß dich für sie totschlagen. Der Lohn wird nicht ausbleiben. Konstantin Stoiloff! Glaub's mir, sie werden dein Haupt krönen, wie du es ver dienst!' Stoiloff zuckte unter diesem Sar Zasmus. dessen geheimer Sin ihm allein verständlich war. leicht zusam men. Sein graues Gesicht wurde aschfahl, kalte Schweißtropfen fian In auf der Stirn. .Verschwenden wir unsere Zeit nicht länger; kommt. Freunde!" ermähnte Benderew in schlauer Berechnung feiner Worte. .Halt, einen Augenblick noch!' bat Stoiloff in heiserem Ton. .Nun?' riefen sie erwartungsvoll ihm alle entgegen. .Gebt mir bis morger Bedenkzeit. ES ist eine gewaltige Sache, für die ich mich entscheiden soll, sie kann nicht ohne reifliche Ueberlegung ge schehen; denn wmn ich mich für euch entscheide, ihr wißt es, werfe ich mich mit Leib und Seele eurer Sache in die Arme. Nein, nein', setzte er mit harter Entschiedenheit dem Anstür mcn entgegen. .Ich ömde mich durch nichts. Es ist sogar wahrfcheinlich. daß ,ich euch morgen erkläre, ich mag n'.cht einer der eurigen sein, ich fchrecke zurück bor Verrat und Verfchwörung; laßt mich jetzt, ich bittt euch', fagte er mit einer abwehrenden Handbewe cung, in ix: körperliche und geistige Abspannung lag. .Auf morgen denn, und mögen die Heiligen dir gute Gedanken über Nacht geben', sprachen sie alle auf ikn ein. da sie händeschüttelnd von ihm sich berabsckiedeten. Waren eS wirklich die Heiligen, die jetzt feine Gedanken lenkten, oder der gräßlichste Dämon der feine Schritte gerade jetzt in das Ankleidezimmer feiner Frau führte? ' Armer Alexander von Bulgarien, armer, ahnungsloser Paul Wesiap. ein wie winzigen Ursachen hing euer Schicksal ab! Eine Kinderhand hielt d: ZLndfaden zwischen winzigen Fin Archen, der die Mine unter euch in :and setzen sollte. ,O wunderbare Treue. ÜLVge deS Schicksal, da in zwei schwachen ctinöahändchen seinen An sang sindet! Ratlos und unschlüssig war der ge ouälie Mann wohl eine rlelstunde in feinem VlrbeiMzimmcr auf und ab gelaufen. .Nein. nein. iä ku's nicht, ich arbeite ihnen entgegen, ich warne aus irM.deine Art den Fürsten, ohne fciifj ich zum Verräter an ihnen werde", murmelte er. endlich zum Entschluß kommend, vor sich hin, und wie um sich zu festigen in demselben, vielleicht auch sich ?u lxlohnen durch einen Blick in das geliebie Antlitz seines jungen Weibes, ging er ohne Säumen in tie Zimmer von Hed wig. , ?rn Salon bcrte er La5n und Plaudern, und er erkannte die frische. llle Stimme von Frau ton Maltitz. Ta er im Hausrock war. Iinnte er fo r.icht eintreten, und in der Absicht, schnell sich umzuziehen, ging er ge rade auf das Ankleidczimmer von Hedwig zu, wodurch er einen Umioeg zu seinem eigenen Schlasgemach er sparte. Das Ankleidezimmer der jungen Frau war feit der Geburt des Kna- oen gleichzeitig Kinoerzimmer gewor den. Die Wärterin, die einen Au genblick den Kle-nen verlassen, hatte ihn in seinen hohen Kinderstuhl ge- setzt, und diesen dicht an den Tollet- tentisch der Herrin schoben, um ze dem Unheil vorzubeugen. Der kleine Wildfang mutzte seines eigenen Spielzeugs llberdrüsög geworden sein. denn Wollvuppe. Klapper und isior kenfviel lagen neben ihm auf den Boden geworfen, und die begebrlichen Kmoerhandchen hatten die Schmuck kassett Hedwlgs bereits glücklich in das Bereich der dicken Fingerchen ge zerrt. Als der Vater, hart auftre- te.id, fo plötzlich neben ihm stand, ließ das verängstigte Bübchen er schrocken die in getriebenem Silber funkelnde Schatulle fallen. Der schwere Kasten kippte über und fiel dröhnend auf den Boden. Der heftig Fall hatte das Schloß gesprengt. Das funkelnde Geschmeide lag rings auf der Erde verstreut, und Stoiloff kniete nieder und sam melte es wieder sorgfältig in den Ka sten. Dabei blieb sein Blick wie er starrt an einem weißen Etwas hän gen, dessen Ecke aus dem doppelten Boden des SchmuckkastenS lugte. Eine Sekunde nur zauderte er wie schreck gelähmt, dann riß er den Brief, der nur in einem offenen Kuvert steckte, aus seinem Versteck hervor und stellt: den Schmuckkasten auf das Stuhl brettchen vor dem Kinde hin. Er tat das halb besinnungslos, wohl in der einzigen dunklen Absicht, das Aufweinen desselben zu unterdrücken um den versteckten Brief ungestört überfliegen zu können. Was der Brief enthielt, überstieg feine fchlimm sten Befürchtungen: .Geliebte! Wie sehne ich täglich den Augenblick her bei, um Di wenigstens diesen Lie besgruß zustecken zu dürfen! Wie leide ich unter liefen durch die Ver hältniss erzwungenen Heimlichkeiten, wie widerstrebt dieses auf versteckten und verbotenen Wegen Wandeln mei nem ganzen Menschen! Raffe doch endlich den Mut auf zum entschiede nen Handeln. Gib das Gegenwärtige lieber durch einen kühnen Schritt auf. als daß Du uns zu diesem aufreiben den Zustand verdammst, der in sei nem Versteckspiel schon ein Unrecht ist. Was 'gibst Du schlimmstenfalls auf als Glanz und Wohlleben? Ent schädigt Dich nicht tausendmal dafür meine grenzenlose Liebe? Muß sie Dir nicht reichlichen Ersatz bieten, auch wenn Dich die Verhältnisse zwin gen, meine Armut zu teilen? Zerbrich die Fessel, ich beschwöre Dich! Auch die Pflicht der Dankbarkeit ist nichts gegenüber der zwingenden Gewalt ei ner Liebe wie die unsere. Es ist ein oberstes Gesetz, dem jedes andere Empfinden sich unterordnen muß. Wir dürfen auf dem betretenen Wege nicht weiter, wenn wir die Selbstachtung nicht einbüßen wollen; auch meine Ehrenhaftigkeit verbietet mir das schon aus Rücksicht gegen jene, gegen die ich auch Pflichten der Dankbarkeit habe. Du ahnst, was ' ich meine, wenn ich es auch nicht , aussprechen mag. Ich darf der Hochherzigen nicht länger die Pem auferlegen, die diese ungewissen Verhältnisse auch für sie bergen müssen. Einem klar ausge sprochenen Verhältnis wird sie sich leichter fügen lernen. ' Ihr edle Weiblichkeit, ihr Frauenstclz wird si schnell überwinden lehren, und sie wird leichter auf ein Unerreichbares entsagen, wenn sie einsieht, daß nur wir beide im gegenseitigen Besitz dau ernd das Glück finden können.- Ich beschwöre Dich also nochmals, mach' ein Ende! Zaudere nicht länger, reiß' Dich los wenn's nicht anders geht, fliehe heimlich zu mir. Einer fertigen Tatsache gegenüber schweigt am Ende jcde Feindseligkeit. Es breitet Dir sehnsuchsvoll die Arme entgegen Dein Paul W." " : " ', Der. Mann ballte den', schreckli chen : Brief. , zum Knäuel ."zusammen und. drillkte ihn in '.. feine Tasche.. Tann lief', er sich ächzend auf irn Gluhl fallen uid preßte die zusam mengekrampftei'. Fäuste in die Augen höhlen. .Schweiz!' suhr er da entsetzte s.inb an. dai einen lustig sufkrähen den Zon von sich gab. als die dicken 5'ändchen jetzt ich einer funkelnden Miinzenkelie in der Kassette griffen. .Still!' donnerte er nochmals die lallende Ansprache nieder, mit der die siifik Unschuld den aschgrauen Mann vertraulich auffordern wollte, sich mit ihm zu bschcfl,gkN. Der helle Jubel l,,t verletzte ihn, er kam ihm wie i Hohn auf seine eigene Stimmung r- ' c.ii. r. j. (.:... : ... vor. islä Juno ylliie liaj i'isqri , N'kk fremd ihm gegenüber gezeigt. Wollte es ihn jetzt verspotten in seiner tiefen Gebrochenheit? ülersiört stierte er ouS blutunter liifekien Augen daS unschuldige Ge schöpf an. und diese sah ouS gro f,kn, runden Blauaugen reglos den schrec!lickn Mann an. wie daS ver schüchterte Vöglein unter dem Blick der Schlange angstvoll erstarren mag Tann verzoq es da Mündchen zum Weinen, und alZ der Finstere wie gestört in die Höhe fuhr, stopfte da kleine Fäustchen die Münzenkette in das zum Schreien geöffnete Maul chen. Ter dürsier vor sich hinbrlltende Mann sah es und sah eS auch wieder nicht. Das äußere Auge schaute daS sfährlich Spiel, aber stumpf und ohn Bewußtsein stierte er daraufhin. So saßen sie sich ein paar Herz- schlage lang gegenüber. TaS Kind wird plötzlich kirschrot und scheint dem Ersticken nahe. Im nächsten Augenblick ein grauenhafter Lcut. Gurgeln. Aechzen. Nun springt er auf. stürzt hin zu ihm. reißt ihm die Kette auS dem Munde. An dem Halsgeschmeide fehlt ein dickes Goldgehänge und eine kleine Münze. Seine Finger greifen in Verzweiflung in den Mund, in den Hals des Kleinen. Vergeblich! Tie verderblichen Gegenstände müssen schon den Weg in die Luftröhre ge- funden baben. Das Kind wurde dunkelblau, die Augen dringen aus den Höhlen. Stol loff schreit aus seine? Herzens tiefster Not. während er das Kind krampfhaft klopft und schüttelt. Da stürzt die Wärterin, stürzt Hedmig mit ihrem Gast entsetzt her bei. Er deutet nur stumm auf die zerrissene Kette, die fehlenden Glie der hin. und Hedmig reißt ihm mit einem Mark und Bein durchgrau senden Aufschrei das Kind aus den Armen. Mein Kind, mein Kind!" ruft sie wie im Wahnsinn, als könne sie dem Tod selbst seine Beute streitig ma chen. Tie Aerzte, von allen Seiten ge rufen, eilten herbei. Als der erste eben ins Zimmer iritt. verdreht das Kind noch einmal die brechenden Au- gen, röchelt nochmals auf, und dann sireckt es sich auf dem Mutterschog. das blaue Gesicht wird leichenfahl. Nun ist's vorbei! Und nun sitzt Hedwig da. starr, stumm, tränenlos. Sie sitzt so reg los. als wäre sie selbst schon gestor ben. Sie scheint nicht zu hören, wie Nadine Maltitz. vor ihr niederknieend, beide Arme um ihre Knie schlin- gend, sie beschwört: doch zu weinen, ihren Schmerz auszuweinen wie ein fühlender Mensch. Mit wilden Blicken scheucht sie jeden zurück, der die kleine Leiche auf ihrem Schoß nur anzurühren wagt, und als Kon stantin Stoiloff tieferschüttert seine Hand auf die ihre legen will, alles vergebend, alles vergessend in diesem Augenblick, was er gegen sich verbro chen glaubt, nur voll unsäglichen Er barmens mit der Beraubten, da schüt- telt sie sie schaudernd von sich und sieht ihn mit einem Blick an, der ihm das Blut gerinnen macht. In dem Blick steht die ' schreckliche Anklage: Mörder meines Kindes! Der Arzt nahm Stoiloff beiseite. Si müssen etwas tun. sie aufzu- rütteln. Es muß etwas geschehen. sie aus dieser dumpfen Verzweiflung herauszutreiben, fönst stehe ich für nichts ein. Ihre Nerven sind seit lange schon nicht mehr im Normalzu stand.' Dieser fürchterliche Schreck muß Wahnsinn oder mindestens ein Ge Hirnfieber hervorrufen,' fuhr der Arzt fort, zwwgen wir nicht einen Ableiter dieser unnatürlichen Verstei nerung durch auflösendes Ausweinen herbei. Stoiloff, fetzen Sie alles dar- an sie weich zu machen, wenn Ihnen Verstand und Leben Ihres Weibes lieb ist."; ' Ingrimmig biß. Konstantin Stoi-1 loff die Zähne zusammen, und voll unsäglicher Bitterkeit zerknitterte er den Payierbüll in, seiner Tasche. Er auf das verschlossene Gemüt seiner Frau einwirken? . Er sie er weichen, zu , Tränen rühren, gegen den sie sich verhärtet hatte, daß we r Rauhen, noch Milde Einqana zu ihr fanden, der ihr so gleichgültig war ja, gleichgültiger als der niedrig pe Bettler, für den ihr weiches Herz wenigstens menschliches Erbarmen fühlt? , , v. : '" ..V": 2 ; Er, vor dem t sie zurückschauderte, den sie in stumm. Anklage zum Mörder stempelte .er pe .zu Trä- nen rühren? - M,ritri. Srzahlung von Karl Wols. (? war ein stürmischer Spätherbst tag. Der Wind fegte über die Wege und Felder, die dürren Blätter vor sich hersagend; die Aeste der Fichten und Tannen oben am Waldegrand schlugen hin und her, al wollten sie sich eine FeindeS erwehren, und nur mit harter Mühe kamen die Raben in ihrem Flug weiter, den sie jeden Abend mochten, um sich draußen in den Niederungen aufzubäumen über Nacht. So unfreundlich wie die Jahre zeit und dai Wetter, so sah e auch in den Dörfern und Weilern de Ta le au. E war im Jahre IM und der Franzosenkaiser titte seine Rächer entsendet, um die Bauern zu züchtigen, die e gewagt hatten, sich gegen feine Macht aufzulehnen, die sich die Heimat zurückerkämpfen woll tcn. Ein kleiner finsterer Schuppen mit einem vergitterten Fenster, eine SchüU t Stroh in der Ecke zum Lager, diente al Gefängnis für eine An zahl Landsturmanführer, denen, nach dem sie eingefangen waren, der kom mandierende General kurzen Prozeß machte. Tie Leute sind am kommenden Morgen durch Pulver und Blei vom Leben zum Tode zu bringen. Als be sondere Gnade wird ihre Einschar rung sofort nach der Ezekution ge stattet. Sie seien nicht, wie andere Rebellen, als abschreckendes Zeichen sechsunddreißig Stunden an einer be lebten Straße an einem Baum auf zuhängen. Es waren drei Gefangene. Ein alter Bauer, der Oedenhoer, dessen Knecht, der Schafferer-Seppl und ein Schmiedemeister. Der Schmied hatte erst vor zwei Jahren geheiratet, und der Kapitän der italienischen Garde, welcher die Gefangenen zu bewachen hatte und am nächsten Morgen die Exekution ausführen sollte, erlaubte nach langem Bitten, daß die Verwand- ten die dem Tode Geweihten zum Abschiede auf eine kurze Zeit besu chen durften. Vorerst war nur das Weib des Schmiedes gekommen und kauerte, ihr Kind an sich gedrückt, weinend zu den Füßen ihres Mannes. Der Mann suchte sie in seiner Weise zu trösten, indem er von den schönen vergangenen Zeiten erzählte, gerade, als wollte er das Leben noch einmal durchleben. .Und wie i di 's erstemal g'sechn hab', mei, mir ist's als wär's a heutiger Tag; beim Brunnen bist g'standen und hast Salat gewaschen. Ä leicht g'flochtenes Körbl hast ge habt und die Salatblätter hast ge waschen im Trog und einzeln nacb einander in's Körbl geworfen. Nach her hast den Strahl vom Brunnen drüber laufen lassen und mit wei tem, Schwung 's Wasser ausge. schwänkt. I kumm g'rad' Lber's Eck' und wie mit an Regenschauer hat's mi übergössen. Feuerrot bist worden und no ärger, wie i mir die Tropfen aus'm G'sicht wisch' und sag': Tiandl, hab' i g'sagt, dös ver langt a Straf, hab' i g'sagt. Dafür muaßt mir 's Herzl schenken. Da haft g lacht und aus de,n Korbl a Salatherzl g'nummen. I muß fein schon a dummes G'sicht 'macht ha ben, denn da hast erst recht hell aus g'lacht.' Leise schlang er seinen Arm um ihre Schultern. .Schau' Wei berl,' sagte er, .wenn ich di g'rad' no amal so lachen hören kunnt'!' Laut aufweinend warf sich das arme Weib an die Bxust ihres Mn nes. Geh', geh', Weiberl. nit a so. Schau, einmal muß es ja do sein, daß man auseinander geht. Und nachher, so kummt's mir für, ist's nit ungeschickt a so. Schau, wenn i wochenlang oder monatlang im Bett herum serb, kranker Weif', und vor purlauter Pflegen und Aufwarten fällst z'sammen und rennst kasweiß im Haus umanand, daß ma nit weiß, wer zum versterben ist, da ist's a Marter, rein a Marter. Heut' weiß i, daß i a g'sund's braves und ge schicktes Weib hinterlaß, a Mutter für unser Buam. Den HanS, den G'sellen. denselben haltest. Den Lohn besserst ihm auf um an Gulden die Woch', und wenn der Kloane da aus der Schul' kommt, fo stellst' zur Esse, a Schmid soll er werden, wie i einer war.' .Und wenn er achtzehn Jahr alt ist, der kloane Ragger,' sagte der Schmid und nahm sein Kind der Mutter ab und herzte es, .und wenn er achtzehn Jahr alt ist, nachher gib ihm mein neues, ledernes Schurzfell mit der messingnen Ketten. Dös foll er am Samstag nach Feierabend tragen.' Da öffnete sich die Tür und, von einem Soldaten begleitet, schritt der Sohn des alten Oedenhofer herein Der Bauer lehnte an der Mauer unter dem kleinen, vergitterten, Fen ster und blickte hinauf auf das Stückchen blauen Himmel, welches sich im Rahmen desselben zeigte. Fest, ohne umzuschauen, reichte er seinem Sohne die Hand. Der Sohn blickte zum Vater auf und der kam ihm heute, mit seinen silberweißen Haa ren, mit dem verklärten Gesichte, wie ein Heiliger vor. Tief beugte er sich nieder und küßte die Hand deö Ba- lers. eine Ehrung, weiche sonst bei btn Bauern nicht üblich ist. Lange standen sie stumm neben einander. Endlich wendet sich der alte Oedenhofer gegen seinen Sohn. .Morgen. Han. geh' i in' Au,ge ding, morgen srua. Hab' mir' srjli änderst denkt. Hab' g'nieint. I ruck in'l tloane Häuser! drent beim Müh lele ein. wo i die Wiesen und Acker vom Stübelt au übersehen kann und g'freu mi, wenn mein' Buabm alle schön g'ratet. Und jetztern gey' i in' Ausgeding und brauch' nit amal a Hütten. Aber z'wegen dem döcht' nobel, gelt Schafferer.Seppl?' wendete er sich zu seinem Knecht, ter auf einem umgestürzten Kübel, beide Ellbogen auf die Knie ausge stemmt, hockte. .Freili. Bauer, o freili! Der Oedenhofer ruckt drent ein mit sei'm Knecht, wia sich' schickt für an Groß bauer. A freili. freili! Da spintisier i alleweil, wem miar drei da ver alichen werden könnten in der bibli schen G'schicht. Und muanft. 'ö fal leten mir drei Targlene ein? Nit um's verr ja a sou. Die hei ligen drei König halt, aber mit de nee geht's nit. In de G'selllchaft taug' i nit eini. Als Kamel hoch stens! Bin hinten in der Kuchl. wie's ins abhalen kummen. und schnitz! Milchschüßespan. Bin nit sovl g'scbeit, daß i den Oedenhofer g'ei a Zo.ichen gib und daß mir in' d'ucketcn zu' rechten Zeit. Funszeckn Schritt in !'ld hätten mir g'hab!'. Steh' da, wir ,? Kamel und stell in Buckel c,u und laß in Bauer abkan gen!' .Aber du hätt'st di retten können, Schafferer-Seppl,' sagte nun der Bauer. .B'sinntS enk döcht amal an neuen S'spaß aus. Bauer.' sagte der Knecht unwillig, .den habt's heut' schun 's drittemal g'riessn.' .Bist a braver Knecht, Sepp. der Herrgott im Himmel derzeit' dir's." .Er kann nit nachgeben, der Vter,' wendete sich Sepp nun an den jungen Oedenhofer. .Als wia wenn's sell geben tat, daß i 'n Bauer alloani lasset.' Schwerfällig stand der Sepp nun auf und zog den jungen Bauer auf die Seite. .Kannst mir an G'fallen tuan.' flüsterte er. .'s Nachble (Nachtessen) kochen, kimmt mir sür, auf sell vergessen sie da in der Keu chen. I bin nllachtern von heut' z'morget her. Und wenn mein Ma gen so laar ist morgen in der Frua. nachber schau i schun, aus, wia 'L heilige Elend. , Sell war's oanzige, was mir mei Sterbstund verbittern könnt', wenn die Franzosen moaneten, i fürcht' mi. Und könnten sie sell nit muanen, wenn i wia a g'spie bene Gerst aussähet? An Schluck Branntewein, wenn d' mir den ver schaffen kunntest.' Lange war S wieder stille im Schuppen. Selbst die junge Schmie demeisterin war ruhiger geworden. Die abendlichen Schatten senkten sich tiefer, da trat mahnend ein Kor poral ein. Sanft drückte der alte Oedenhofer seinen Sohn auf die Knie nieder. Nach alter frommer Sitte be kreuzigte er dessen Stirne. Mund und Brust. .Im Namen Gottes des Aa ters. des Sohnes und des heiligen Geistes, Amen.' Dann standen die beiden Männer Hand in Hand vor- einander, fest schauten sie sich in die Augen und in dem Blick des alten Oedenhofers war das Testament für den Sohn zu lesen: .Bleib a braver Tiroler!' Am andern Morgen wurden die drei Gerichteten auf "dem Ortsfried Hofe, an der Ehrenstelle beim Kir chentore still und ohne Prunk begra ben. SeisteSgegenwart. Eine lustige kleine Geschichte, in der ein Theaterkritiker die Heldenrolle spielt, macht jetzt durch die Pariser Salons die Runde. Ein bekannter Kritiker hatte eine sehr elegante und mondLne Schauspielerin in seiner Kritik herb beurteilt; die Dame war empört und lechzte nach Rache. Ein paar Tage später besucht sie in Ge fellschaft eines jungen Dandys die .Vari6t6s' und. sieht den verbanten Kritiker. Sofort bittet sie ibren Be- gleiter, dem Herrn ein kleines Paket zu übergeben, das sie bei sich trug. Der Dandti übernimmt es. Made- moiselle hat mich gebeten, Ihnen als Zeichen der Bewunderung Ihres Ta lentes dieses Souvenir zu llberrei chen. Inmitten eines Kreises der ständnisvoller Neugieriger öffnet der Kritiker das Paket: und findet ein Dutzend , gewöhnlicher Gänsefedern. Allgemeines' Lächeln, unterdrücktes Lachen; aber der Kritiker erweist sich ais oer nuaiion geivaazien. .zer ehrter, Herr,', sagt er zu dem Ueber brinaer. dem 'Dandv. .danken Sie, bitte, Mademoiselle für die reizenden Federn. Ich wußte wohl, daß sie ihre Lewunverer , zu . rupfen pflegt, aber ick hatte nie geahnt, daß sie das ,u meinen Gunsten täte.' Er hatte die boshaften Lacher auf seiner Seile. ' Im Bilde gesprochen. A, (zu feinem Freunde, einem jun gen Ehemann, der ihm unaufhörlich von den kleinen zierlichen Füßen sei ner Frau vorschwärmt): .Weikt Du. Paul, nun laß uns mal von etwuZ anderem reden. Wir wollen doch nicht Stunden lang die Füße Deiner Frau im Munde haben.' -'? , .."X sMM ''5 (?PV)ptf$h I vV y . t ',. LTt-vVV i., Ht W - 4' zM.M.G :c l 1 1 v 7.l (s .'hv.s ' 1.' f - , V ii? V. rj ' r -i. -l' VV l. 0 , 1 - ;- "ic?o . ' ' V ,rt M' ' .Sby w i v N:tj gr , ' ,". s& XiY i ,s - I ." . f Jr fe, sJ ,- '." - 4i W : J .,'V.wk. i, . iry'rtrm??frr?rf'p yi tj . 1 ' - ? jV jWf -.-r,t')v;2.:.l-r '; ....' S'Vf'-' (.'-?;. -. . s. . r T,w f-v , ir ., --- r-,- uj-'.X.l rAx..-iJli -.- , ', ,i L ttt kleine, mit Hkdxrn b,dekte tkl,l,ut. Dicse reizrndrn Liüte werden z ltt scbr viel an dcr Mimern actraflen und für das ruhjakr dürften sie wohl fiI!,Kmnn in Mode sein, Tcr Hut ist aS i'rflnorn, Milan oder Hanf und ist nur :iX!,t,i gerollt, um das lciicht über daZ Haar z zeigen, und er hat einen Rand a,!sch!aa. dcr nrnuilinlid) zu den sinnen paftf. Sme, gut ackränscUe franzöiische ?,tiaus',enfc'rn ivrrdrn zur Bedeckung dcr ronc denutzr. Tiefer Hut in Echattie u,,c,l von arau und meloiieiirosa liegleitet ein ,Trottcur-,leid auS weiter Stickerei eines dcr neuen Mujicr in solidein Ljfcit auf einer festen undurch jtcliiiiieii llterlage. Tie Ttirsmutter und das Mär- cheu. Märchen bieten ein weiies Feld, den Charakter und die Fähigkeiten eines Kindes zu bilden und individuell zu gestalten. Anfangs ist es den Kindern nur reines Beranllqen. Geschichten zu ho ren. Sie denken über all das Wun- dersame noch gar nicht nach, kaum, daß ihnen Zet bleibt, sich die Mög lichkeit der einen oder anderen Schil derung vorzustellen, und man kann die Geschichten noch beliebig rerän dern oder erweitern, sei es auch nur. um ihre Aufmerksamkeit oder Intel l'gcnz zu prüfen. Nur hören wollen sie, immer wieder etwas Neues hören. Allmählich aber beginnt das Ten- ken. das innerlich Miterlebenwollen. Das Kind versucht, seine geringe Le- benserfahrunq mit den ihm in den Märchen geschilderten Szenen aus dem Leben zu vergleichen, und fam- melt so Eindrucke aller Art. wie früher oder später, je nach Veron anlagung oder Erlebnissen, ihre Wir- kunq ausüben, gute oder gefahrl'che, Ohne nun auf andere Schatten- feiten näher einzugeben, möchten wir hier nur auf die unserer Märchen- weit anscheinend unentbehrliche Ge- stalt der bösen Stiefmutter aufmerk sam machen; von guten, bört man so selten, daß es bei Un Kindern nur eine Meinung gibt, nämlich die. daß alle Stiefmütter böse sind. Und wer will leugnen, daß auch dem Erwachse nen bdas Mißtrauen gegen sie nicht fehlt? Wie aber kommt man dazu, in dem harmlosen Kindergemut ein Vor urteil großzuziehen, das für die ganze erste Juaend von recht inschneiden den. unangenehmen Folgen sein kann? Viele Glücklich, die sich heute noch der lieben Mutter erfreuen, können gar bald einmal in die Lage kom men. sich einer anderen Obhut und Pflege anvertrauen zu müssen. Und wieviel unglücklicher macht in einer solchen Trauerstunde der von so bit teren Zweifeln begleitete Gedanke an eine Stiefmutter! Schon das Wort hat einen üblen Beigeschmack erhal ten. Wodurch? Erfahren haben es die armen Kleinen noch nicht, aber jedes dritte oder vierte Märchen hat es ihnen erzählt, und an der Wahr heit seiner Märchen zweifelt ein Kind niemals. Da eö eine Stiefmutter hat. muß sie auch böse sein, folglich hat es das grausige Gefühl, einer unglücklichen Zukunft cntgegenzuge hen. Jede Stiefmutter, ja auch jede Pflegemutter muß von vornherein mit diesem Mißtrauen rechnen, muß es für fpätere Jahre fürchten. Hält nicht vielleicht gerade der Gedanke hieran so manche liebevolle Frau da von ab. ihre Arme einem fremden Kinde zu öffnen? Wie lange kann man die fremde Herkunft ver heimlichen, wenn man nicht in der Lage ist, das Kind zu adoptieren? Wäre überhaupt das Geheimhalten nötig, wenn ein solches Vorurteil nicht bestände bei jung und alt? Sicherlich gehören unsere Märchen im allgemeinen zu den besten Hilfs Mitteln der Erziehung, und es ist auch unmöglich, die Gestalt der Stief mutier daraus zu streichen, aber wir glauben doch, daß es ratsam wäre, wenn Pflegeeltern, Pflegeheime, Wai senhäuser . usw. vorsichtig wären in der Wahl der Märchen, mindestens aber doppelt vorsichtig in der Art ih rer Erklärung, oder in der Beant - - - ) ij;c . wortung aller Fragen, die sich auf diesen heiklen Pnkt beziehen, sonst könnte in zartbesaiteten Kinderseelen die Trauer über empfangene Eindrücke . doch ungleich größer sein, als daS crn " - . n r t onfj-. ;i - jjiaiajcn an enun uno iiaerivene rung zu bieten imstande ist. Ist daS Kind erst älter und verständiger, dann werden die Märchen von ihm' wohl schon von einem andcren Gesichts punkte aus betrachtet werden können. r und ihr moralischer Inhalt wird dann ' ' oft zum Vergleich mit den inzwischen gemachten Lebenserfahrungen dienen. Wohl den Waisen und Pfleglingen, die dann fröhlich ausrufen könne: Tie böse' Stiefmutter ist ja nwt eine Märangestalt!' Bon Natur trefflich verpackt. Es wird noch auf lange hinaus ' eine Frage bleiben, frisches Obst stets in gesundem Zustande zu liefern. undZs. ohne daß lrgcnvweiche euazen-c,me sich anzusetzen Gelegenheit 'gehabt ha ben. Diese Frage wird um so wich tiger. je mehr der Begehr nach fri, schem Obste zu allen Jahreszeiten steigt. f . Bei manchen Gattungen liefert die Natur selber eine vorzügliche fäulnis sichere Verpackung; und zu den be merkenswertesten Beispielen dieser Art unter dem weichen Obst gehört die Banane. Ihre Schale bildet eine Verpackung, auf deren hohen Wert in neuester Zeit näher aufmerk fam geworden ist. Man kann .die ?rf,nf',n dieser druckt ein vollkommen steriles Gebinde nennen. Der eßbare Teil der Frucht ist durch dasselbe ge. gen Fäulniß geschützt, so lange die Schale unverletzt bleibt; leider wird sie beim Zumarktebringen in manchen Fällen fahrlässiger Weist beschädigt, und damit der Plan der Natur ver eitelt. ' ,". Die Bananen-Schale leistet auch den Eindringlingen aller Bakterien ron Seuchen sehr wirksamen Wider , stand, wie durch weit getriebene Er perimente festgestellt wurde. Man hat gefunden, daß selbst wenn solche Schalen, resp, die in ihnen enthal tenen Früchte, in Flüssigkeiten ge taucht würden, welche ganz mit Krank beits-Bakterien gefüllt waren, diese niemals in das Innere eingedrungen sind. Auf die Länge der Zeit möchte dies doch möglich sein; aber die Ge fahr einer inneren Verseuchung unter gewöhnlichen Umständen ist eine ä ßerst geringe. Natürlich können sich an der 5s ßknskit der Schalen jederz!k Bakterien ansetzen; und diese könnten sich auf die Finger des Konsumentn verpflanzen und weiterhin auch in seinen Mund gelangen. Doch dieö ist lediglich eine Frage der Vorsicht oder der Reinlichkeit deS Verzchrers. welchem überhaupt, wenn, er, mit, Obst zu tun hat. zu raten ist. eS in dieser Beziehung genau zu: nehmen." Jedenfalls liefert Mama Natur in der Schale der Banane eiiie so treff , liche Verpackung, wie sie nur selten künstlich geboten wird, was den sa nitären Gesichtspunkt anbelangt. ' Kasernenhofblüie. Ur teroffizier: .Kerl. Sie passen in die Uniform wie ein alter Harzerkäs! ms Poefiealbum: A b n e i a u n a. Vermieterin' Heute hoffe ich von Ihnen endlich Geld zu kriegen ich muß auch ' A meinem Hauswirt die Miete bezab')' len!' ' " ' Zimmerherr: Was? Diesem oro , ben Kerl, der nicht mal dankt, wenn man ihn grüßt den lassen wir warten, Frau Müller!' - 1 u ts