Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, March 19, 1913, Image 3
2 ZMie Cmasia Tribüne. Mittwoch, le 19. Miirz 1913. h i ', j- Deutsche Treue l i J Con C. Zoe?ttL!cnhart. (9. Fortsetzung.) .Lieb ouJ den ersten Blick! Wie tzabe ich dessen früher gespottet', ld chel'.e Olga. .Ich hielt mich gefeit. Kl bil ,um letzten Jahre. Nicht rührte mich, nichtl beschleunigte mei tun gleichmäbigkn Vulsschlag. Ich meinte schon, ich sei au Stein oder Eil, und Fischblut fließ, anstatt dei , warmen LebenöstromeS in memea Adern. Da ' " Sie brach errötend ab. .Da, Olga?" forschte er etemloi. .Da " sprach sie weiter, wie ei mm zwingenden ktwai in sich gehör chend. .Da fah ich einen, der brachte alkl zu fiebernder Erregung tn mir Seine Waghalsigkeit imponierte mir. ,Jch bin selber eine starke Natur ei rang mir Bewunderung ab. wie er sei widerspenstige? Tier meisterte und dabei so kilhl. gelassen, fo voll kommen der Beherrschende blieb. . . Mir wallt der Jähzorn siedendheiß zu Kopf, wenn sich mir etwa wider setzt er blieb so fühl besonnen und zwang da? aufbäumende Tier unter ,'seZne Eisenfaust ich ich hätte eS N Jtoto auflodernd erstochen!" r Erschrocken sah auiat oa, vesiig erregte Mädchen an. Au den Au gen schössen ffeuerflröme. die feinen Nasenflügel vibrierten, die kleinen Hände ballten sich zur Faust, daß die Handschuhnähte barsten. Ich . .. . . . .irjt... kann ml? niazr veyerricvn , tninyun dlgte sie sich, und ihre Gestcht sah get sierhast bleich auZ. jene Blasse höch s!er Leidenschaft die jeden. BlutStrop fen auS dem Gesicht drängt, .ffürch te Sie sich vor mir?" lächelte sie ihn inMiA an. Cben Sie. Sie tniis fen mich erst kennen lernen. Ich bin verzogen, schlecht oder gar nicyl er zogen, wollen wir lieber sagen. Ich Wn keine beaueme Frau. Sie haben mir alle zu Fiißey gelegen, so lange Ich denken kann, und tcy yave oas hingenommen, als wenn das so sein müßte. Wie ein Sturmwind kommt eS manchmal iiber mich, daß ich blind und aasend werde Auch die Neigung zu Ihnen fiel wie ein Raubtier iiber mich her, deß ich nicht dagegen ankämpfen konnte und an nicht? dachte die vielen Mond hin durch als an Sie. und wie ich Sie wohl wiedersehen könnte. Es ist et. waS Elementares. Unbezähmbares in mir, ich muß eö von meiner kaukasi schen Mutter im Blute haben. Furch ,ten Sie sich nicht vor mir. Paul We f Uiap?" lächelte sie ihn mit ihren be ' strickendsten Tonen an. Stolz warf er den Kopf zurück, ein Zug eisenfester Willenskraft grub sich um den Mund und das energisch 5tinn ein. , .Ich fürcht mich vor nichts. Olga Vaulowna". sagte er gelassen, und nur die festgeschlossenen Lippen setzten in stummer Sprache hinzu: .Ich un terjoche mir die wildeste Kraft." Sie nickte .Gut!" und gab ihm einen Handschlag wie ein Mann. .Versuchen wir'S denn miteinander", und ihm kühn in die Augen blickend: $aul, Sie haben mich bezaubert, ich . weiß nicht, womit. Ich weiß aber auch nicht, wie lange das andau ern wird. Sie sagen, ich bin ein Original, ein weiblicher Sonderling, Sehen Sie. zum Beispiel lasse ich . mich eine Weile wie ein Wirbel von unserem gesellschaftlichen Treiben in Petersburg forttragen. Dann ekelt mich die Monotonie plötzlich an. Ich werde krank vor Langeweile. Ich steh immer zwischen zwei Widersprüchen. Die banale Phrase macht mich unge duldig. und die geniale Ungebunden hkit stößt mich ab. Deshalb hasse ich den Zwang unseres fchablonenhaf , ien GsellsfaftSltbenS und entfliehe ihm in die tiefste Einsamkeit. Sehen Sie, in mir lebt ein Doppelwesen, da bisher nirgends Genüge fand. Ich brauch die gute Form lo-e oas . Sah 111 meinen täglichen Mahlzeiten. und gerade jene, die sie em besten beherrschen, unsere eleganten Flach köpfe, sind fast ohne Ausnahme so typisch wie ein Dutzend Handschuh gleicher Nummer. Sie scheinen mir 'eine Ausnahme, nicht blasiert, nicht jiberfirnißt. ein Kavalier vom Sehet tel bis zur Sohle, der dennoch frisch , und ungekünstelt auS der Hand der Allschöpferin Natur hervorgegan ' gen. und wenn Sie dauernd das biet ' den. waS Sie fcheinen. gehör ich 'Ihnen mit Lib,FNd Seele für die Ewigkeit!" Der originelle Freimut, mit dem Olga ihm das alles in? Gesicht warf, bezauberie Paul mehr und mehr. DaS war kein Alltagsgeschöpf. daZ Ruhe und Frieden aufkommen . ließ, keine jener deutschen Jdealgcstal ten, wie sein liebes Mlltterlein da heim oder seine sanfte, harnionisch wirkende Schwester mit ihrer wohltu ' enden, süßen Frauenanmut. Es war eint Flamme, dieses seltsam sirenen hafte Geschöpf, daö den Mann ihrer Lieb: einhüllte in eine Welt wogender Leidenschaft. Ob sie daS Glück bietet, jene! stille, fester Zuverlässigkeit ob sie nicht fxt Emotionen verlang! und Ägt Emotionen bietet? Daran die der völlig Eingenommene nicht, c'i ihre- summte Schönheit ihm "t '''' igWMtfuiLi m-äcajmuXimxi t", mehr und mehr daS Herz verwirrie, und ei ihm umgarnte in immer sinn berückenderem Taumel seiner ersten gewaltigen Leidenschaft. Olga Paulowna. die Bielumfeier te. sein! daS geistsprühende. eigen artiae Gescköbf. da alle Welt mit hochmütiger Kälte behandelt ihm untrtan. Ihm wirbelte der Kopf in himmelhochjauchzender Seligkeit, und er stammelte irre Laut trunkensester Leidenschaft, während sie. holdselig lächelnd, al horchte sie einer lüften Melodie, an seinem Arme hing und fi urlickfilbren kiek um klebten Teil der ausgedehnten Eartenpar- txn. .Haben Sie niemanden, dem wir un vertrauen, um uns schreiben zu können, bil der geeignete Moment kommt, sich meinem Oheim zu ofsen baren?" fragte Olga, ehe sie in die Gesellschast zurückkamen. Maul backte eine Sekunde Nach Frau von Maltitz ging ihm durch den Smn? dann oder sei ihm em dak von selten der Gattin deS deutsch, bulgarischen Obersien i.ichtS geschehen dürfe, waS einer feindseligen Hano luna neaen einen russiscken Machtha der gleichkäme. Billigte der Furu sckliksilick daS BerbälrniS nicht, so u n-i).-. . konnte er eine lximlicke Begünstigung desselben nur als eine ihm erzeigte unfreundliche Handlung ansehen. Dem durfte der gewissenhafte Paul die Freunde aus diesem gesayrucy glatten bulgarischen Boden nicht auS setzen. HedwigS weißeS, zarteS Gesicht tauchte in seiner Ratlosigkeit plötzlich erlösend vor ibm auf. ?ln doppelter Weise wär ihm ja geholfen, wenn er sie zur Vertrauten seiner geheimen Liebe machte. Instinktiv fühlte er. daß er dadurch einer gefährlichen Wendung ihrer Empfindungen für sich am zartfühlendsten entgegentreten würde, und mit dem Egoismus der Liebe saate er sich aleichzeitig. daß ein Geschöpf wie Hedwig sich mit Fanatismus für den beimlich Gelieb ten opfert, wenn ihr das eigene Gluck des Besitzes für ewig verschlossen bliebe. Als wenn daS Geschick selbst eS gewollt, schickte eS ihm die Aermste gerade jetzt in den Weg. Sie hatte sich ermüdet und übersättigt auS dem bunten Treiben der alänüenden Ge fellfchaft heimlich hierher geflüchtet in die kühle, stille, von grünen Bian kaskaden Llxrranlte Steingrotte, wo auS dem. ftiillfiorn einer Naiade ein Aelsauell in kristallinem Strahl sich murmelnd in ein marmornes Becken ergoß. Die Stirn hatte sie sinnend in die Hand gestützt und träumte hinein in daS grüne Dämmern des matt er hallten BlattvorhangeS. Ihr weißeS Kleid verriet sie dem scharfen Auge des vorllberschreitender. Offiziers Leise boa er die Ranken beiseite und trat behutsam mit Olga Paulowna in das magische ichtgeclet der nei nen Grotte, wo Hedwig, in sich ver funken, auf einer Moosbank faß. Fast überirdisch za-rt und verklärt sab sie in der feennafcn Beleuchtung aus. Die Rosen an ihrer Brust glüh ten wie große Blutflecken, und plöz lich, da Paul mit der jungen Für stin wie aus der Erde gestiegen vor ,h-. stand, fuhr die durchsichtige Hanv Zäh zum Herzen, als hätte sie in c"uß getrossen. ..fiedtoia!" rief Vanl sie mit Selbstvorwurf ganz erschrocken an, da ihr. Haupt in Ohnmach cLanwand lung wie geknickt zurücksank. Olga tauchte mit schneller Gei stesgegenwart ihr Spitzentaschenwch in den kühlen Queu. legte es uver die Schläfen und rief die junge Frau fast augenblicklich zur Besinnung zu rück. Sie läckelte mit - blassen Livden auf und die Fürstin Karsakoff an. Mit dem instinktiven Abnunasvermö gen sehr fein organisierter Naturen hatte sie alles erraten, alles begriffen, als die beiden strahlenden jungen Menschen so Plötzlich vor ihr sian den, und augenblicklich war sie ihrer Schwäche Herr geworden. .Sie bringen mir Ihr Glück; o. wie ich Ihnen danke, daß Sie mich zuerst daran teilnehmen lassen", sagte sie in nig überzeugend, und kein Schatten der Abgunst, kein noch so leiser Zug der Bitterkeit mischte sich in den Klang ihrer Stimme und den Aus druck ihres engelhaft sanften, süßen Gesichts. .06 ich Ihnen helfen will?" O mein Gott, wozu wäre mein Leben sonst noch nütze? Ob ich schwei gen kann? Ueber das Grab hinaus., bis Sie mich meines Wortes entbin den. Verfügen Sie über mich, und Sie die er liebt, seien Sie mir eine Freundin voll und ganz in rück haltlosestem Vertrauen wie ich eä euch sein will mit der ganzen Hingabe meines Menschen." Die schöne Wärme, die aus ihr hervorbrach, riß die begeisierungsfa hig junge Fürstin zu staunender Be wunderung hin. .Wie sind Si gut, Frau Hed wig!" - .Gut?" fragte Hedwig erstaunt. .Ist das gut, wen man, dem Zuge seines Herzen. folgt?" Und im uäch v;'ä p-:-. ';: :-;'!"v:i T-yiV y ?t ?; -t 'i-.ir? sten Moment hielten die beiden Frau en sich tnnia umschlungen. Eine Freundschaft war', die aus der Liebe zu demselben Manne in ei nem Augenblick geboren war aus Hedwig ed,Isler Natur heraus. Eint volle Hingabe von der einen, ein be wundernöwerteS Entgegennehmen von der anderen Seite. Z,ii ungleiche Frauen als diese beiden hatten sich nie gegenübergestanden. Hedwigi zarte Gestalt, schmiegsam weich, an ver königlichen, selb ibewukt gelrage nen der jungen Fürstin lehnend, war so verschieden von ihr wie der blau vnono neben der strahlenden Sonne Ein sinnige deutsche! Gedicht neben dem alllbenden LiebeSbrimnuS des Orients. Die märchenhaft: Pracht von Form und Farbe Olga PaulownaS erdrückte die poetische Anmut der deutschen Frau, sie schien ausgkblaßt und unbedeutend neben der förmlich sunkensprukxnden Ruliin. .Olga Paulowna. Olga!" rief eine ungeduldige Stimme in den Park hinein. .Mein Onkel. Ich muß fort, Schreibe mir durch unsere Freundin hier, Paul, ich hole mir dort meine Botschaft und gebe dir bald Antwort. Bleib, bleib, man mun un nicht zu sammen zurückkehren fehen. Folge erst nach ein vaar Minuten. Olga Paulowna umarmte noch einmal stürmisch die neue Freundin. überließ Paul Westap gnädig ihre Hand zu leidenschaftlichen Küssen und eilte dann die einsame Pinien all hinauf, bis zu dem offenen Platze hin, wo noch immer lebhaft getanzt wurde. Auf der Stirn ihre? OH'imS stand eine finstere Wolle, als sie zu ihm herantrat, und im natürlichsten Ton der Welt ihn anredete: .Ich habe mich ein wenig vom Horo ausruhen müssen. Du riefst mich, wolltest du etwas?" Seine Hoheit wünschen sich dir zu empfehlen, liebe Nichte, und hier, Madame Karawelojf " seine Stirn nie trug eine kaum merkbare Schat tierung von Respekt zur Gering schätzung .bat, dir vorgestellt zu werden." Ein gleiches wiederholte sich bei Olga. Sie erwiderte die ehrfurchtS volle Verbeugung des Fürsten Alezan der mit lächelnder Anmut, und als ihr Oheim dem hohen Gaste nun dcS Geleit gab. richtete sich ihre Gestalt zu ihrer ganzen imponierenden Größe auf, und die goldgelb funkelnde Mi nistergattin von Kopf bis zu ?uß mit einem unbeschreiblich hochmütigen Blick musternd, sagte sie emskalt: .Madame, ich hatt: bisher den Vorzug, Sie nur per Renommee zu kennen", und dabei kehrte sie der in ohnmächtigem Zorn sich Verzeh renden gleichgültig den Rücken , und sah in scheinbarer Teilnahme, sich Luft zufächelnd, den tanzenden Paa ren zu. Stoiloff hatte inzwischen mit im mer steigender Unruhe, gleich nachdem der Horo beendet, seine Frau über all gesucht, wo ein paar Menschen zu sammenstanden. Allmählich war er immer tiefer in den Park und zuletzt in die Pinienallee gelangt, die nur ein Endziel, die matt erhellte, blatt verschleierte Grotte hatte. Auf halbem Wege kam ihm da Westap entgegen. Er schien echauf fiert, erregt, verlegen, als er ihn plötz lich erblickte. Das fchöne Gesicht glühte in dunkler Röte, und Stoiloff kam es vor, als habe er einen Au genblick daran dacht, ihm auszu weichen, indem er durch die seitwärts wie eine Kulissenwand sich hinspan nende Wildrosenhecke brach. Der finstere Argwohn, der ihn noch keinen Moment verlassen, nahm wie der Besitz von ihm .Haben Sie meine Frau gesehen? fragte er in fast unhöflich brüskem Tone. , . Westap schien es nur darum zu tun, schnell an ihm vorüber zu kom men. Ihre Frau - Ihre Frau?" am melt er zerstreut, wie auö schönen Gedanken widerwillig aufgestört. Jawohl. Hedwig Frau Stoiloff " verbesserte er sich verwirrt, ist da in der Grotte. Sie fühlt sich nicht wohl. Es wäre ratsam, sie nach Hause zu führen" .Nachdem das Fest rhr aueS ge währt, was si: davon erwartete und nichts mehr zu bieten hat?" fragte Stoiloff hämisch, und ganz arglos des boshaften Hintergedankens, er widerte Paul hastig: Gewiß, ge Miß!" .Ich danke Ihnen für Ihre ruh rende Fürsorge", sagte Stoiloff mit so schneidendem Hohn, daß derselbe selbst Paul diesesmal nicht entgehen konnte. Er zuckte aber gleichmütig die Achsel. Er suhlte sich in diesem Augenblick selbst in Gedanken so völlig schuldlos, daß er den eifer süchtigen Narren nur bedauern könn fc. Mit jeder Faser seines Seins gehörte er ja Olga Paulowna an, und der Verbackt des zornigen Man z amüsierte ihn mehr, als er ihn beleidigte. ' Eine förmliche Verbeugung hüben und drüben, und Paul flog eilends dem Tanzplatze zu. too er die Für stin noch zu treffe,' hoffte, während Stoiloff zögernd auf die Grotte zu schritt und vorsichtig von, der Seite zwischen dem Blattvorhang hindurch spähte. - '(Fortsetzn!! folgt.) ' . "ö: r1 D,rAakenbaU. SfUcsi Hun,oreke bon Schulz, . In nicht gerade rosiger Stimmung kam der Handlungsreisende Hans Krämer nach Hause. Kräftigen Schritte ging er im Dunkeln den Korridor entlang und tn sein Zim mer. Dort suchte er vergeben nach Streichhölzern. Beinahe hätt er den kleinen Tisch mit der Wasserflasche umgerissen. .Frau Hinze!" rief er laut. Alle, still. Er ging wieder zurück und tastete sich vorsichtig bis ur Küche. Hier brannte auf der Maschine eine kleine Petroleumlampe. Daneben lag ein Zettel: Herr Kra mer. wir sind alle auf die Rehtute. Die Butter steht in die Speisekam mer. .Wichtigkeit", brummte er. nahm Butter und Streichhölzer und ging in sein Zimmer zurück, machte Licht, zog die vom Schnee nassen Stiefel au und setzte sich ermüdet auf Sofa, um sein srugaleS Abend brot zu verzehren. Der Jünger Merkur hatte wirk lich Grund, übler Laune zu fein. Keinen einzigen .lumpigen" Auftrag hatte er heute erhalten, trotzdem er von früh an auf den Beinen war. Kein Mensch hatte Geld sürS Ge schaft, nur fürö Vergnügen! Na gottlob, heute wat ja Fastnacht, da hatte der Ballrummel ein Ende und die Leute konnten wieder an Ber nünftiges denken . '. . Nichtig, heute war Fastnacht . . . HanS trat anS Fenster. Ein par bunt kostümierte Gestalten sah er drüben an den Häu sern entlang huschen. Auf dem Schreibtisch lag ja auch seine Einla dung zum Maskenball in der .Res source". .Ach WaS , dachte HanS, in der Stimmung auch noch zum Maskenball!" Aber Erich, sein alter Schulfreund und Vereinsbruder, wird schön böse sein, ihn nicht dort zu finden . . . Helf er sich! Zum Ball gehört Ball laune! Damit griff er zur Rumfla sche und braute sich auf dem Spiri tuskocher ein GlaS Grog, das an Steife nichts zu wünschen übrig ließ. Infolge dieses Feuertrunks stellte sich bei dem bald gar nicht mehr .sorgen vollen Kaufmann" eine nicht zu über windende Müdigkeit ein, und ob wohl es vom Turm erst neun Uhr schlug, schlüpfte, kurz entschlossen Herr HanS Kramer inS mollige Bett, und allen Aerger, den ihm Lack und Farben heute und jemals bereitet hatten, empfahl er dem immer ge treuen Morpheus, in dessen Armen er es sich bald unier heftigem Schnar chen wohl fein ließ. Inmitten emeS seligen Traumes er hatte eben einem Kunden 6 Faß Preußisch Blau' - und 10 Kannen vom feinsten Lack .angedreht" wurde er durch kräftige Schläge an die Korridortür emporgeschreckt, die sich bald zu wahrem Donnergepolter steigerten. Entsetzt springt er mit beiden Beinen auS dem Bett, fährt in die notwendigsten Kleidungsstücke, macht Licht und ruft ins Entree hin auS: Wer ist da?" .Im Namen des Gesetzes! Oeffnen Sie!" antwortet eine dröhnende Baß stimme. HanS wirft einen Blick durch das Guckloch und taumelt entsetzt zurück: Auf der Treppe steht in voller Uni form ein Gerichtsvollzieher. .Ich kann nicht öffnen." jammert Fritz, nichts Gutes ahnend, ich schlafe ja bereits!" In Namen deS Gesetzes!" schallt es noch kräftiger, wie vorher, von draußen zurück. Hans weicht der Gewalt und off net. Aber was ist daS?! Der ge strenge Mann draußen hat ja die ominöse. Dienstmütze abgenommen, und unter einer falschen Glatze grinst ihm sein Freund Erich höchst bclu stigt entgegen. Mensch, Hans, bist du denn ganz von Gott gelassen?" brüllt er ihm entgegen. Fastnacht Ressource ball und du liegst in der Klappe? Eine dunkle Ahnung trieb mich hier herauf. Du Elender hättest mich also wahrhaftig sitzen lassen!" Hans hatte sich langsam von sei nem Schreck erholt. Ja, lieber Freund, entschuldige nur, aber mir fehlte das Wichtigste zum Ball die Laune, und dazu gesellte sich entsetzliches Kopfweh und da hab' ich es vorgezogen, ins Bett zu gehen." Na, das ist ,a 'ne nette Geschlch te! Und du schämst dich nicht, das auch noch einzugesteh'n. Marsch, zieh' dich an und komm!!" Leicht gesagt! Komm! Aus der Einladung steht, der Eintritt ist nur km Masken-Kostllm gestattet. Aber woher jetzt ein Kostüm nehmen?" Kostüm? Der erfinderische Erich sah sich suchend im Zimmer um. Plötzlich stieß er einen Schrei aus, schwang eine Farbentube in der Hand und rief: Hier, hier ist dein Kostüm. Mit Hilfe dieses .Schokoladenbraun" wirst du in zehn Minuten in einen waschechten Nigger verwandelt! Die Farbe trocknet doch schnell?" Sosort! Ist ja unser Patent." Erich drückte den zögernden Hang auf einen Stuhl, und ehe dieser ein Wort erwidert konnte, wurden ihm Gesicht, Hals und Hände fein fäu berlich schokoladenbraun angetüncht. Sein etwas krauses dunkles Haar und die aufgeworfenen Lippen be laii dursten keiner künstlerischen Berän, derung, und wie er sich jetzt im Spie gel besah und ein wüste, bezeichnen de Negerlachen anstimmte, war der amerikanische Yankee Doodle", wie Erich sagte, jir . und fertig. Ei paar olle, eingelaufene Drillichhosen eine bunte Weste, helle Sommer jackett. Zylinder und ine Zkeh.Har monika, auf der Hank Meister war, vervollständigten die Maskerade, und bald sprang er, singend und spielend wie ein losgelassener Asse tm Zim mer umher, und der GerichtSvollzie her. den alle AmtSwllrd verlassen hatte, sekundiert ihm. Die Ausgelassenheit hielt auch an. als die beiden Freunde die Straße entlang eilten, in den überfüllten Ressourck'Saal hinein polterten und sich unter der kostümierten, ubermu, tigen Menge dem echten fröhlichen Faschingötrubel überließen. , Hier trennten sich bald ihre Wege, Der königl. preußische Gerichtsvoll. zieher hatte andere Ziele, als der freieste Sohn des freiesten Landes ; ersterer verfolgte mit unermüdlichem Diensteifer eine brillantengefchmückte, tief verschleierte Orientalin, für die er einen Vollstreckungsbefehl zu ha ven meinte, 'und nur durch einen Kuß zu bewegen fei, fruchtlos zu machen". Der Nigger hingegen fand bald ein würdiges weibliches Gegen stück. Miß Topsi. mit der er den .Cake walk" zu allgemeiner Belusti gung bis zur Erschöpfung gehampelt und gestrampelt hatte, und in deren Gesellschaft er sich gegen Morgen bei perlendem Naß (Weißbier mit Mai trank) in einer verschwiegenen Ecke eines Nebensaales niederließ. Gerade bemühte er sich, zu ergrlln den. mit welchem Farbenfabrikat seine holde Partnerin angestrichen sei, da sie ihm im Ton fast noch echter und reiner erschien. alS er selbst. alS sein Freund Erich aufgeregt an ihren Tisch trat. Habt Ihr meine süße Suleika nicht gesehen? . . ..." Keine Spur." Verdammtes Pech" fluchte der Ge richtsvollzieher. .Sollte sie mir wirk lich entwischt fein?! Und sie hatte mir fest versprochen, nach der großen Pause ihren Schleier zu lüften und mir demnächst ein Rendezvous zu ge währen." Resigniert . und weiter suchend rannte er davon. .Aber nicht wahr. Miß Topsi". flüsterte jetzt HanS seiner Angebete ten inS dunkle Ohr. .wir sehen uns wieder?" .O hes!" erwiderte melodisch, im mer noch im .Charakter ihrer Rolle, die farbige Schöne. .Sonntag kive o'cloek in die Konditorei von Ma sier Müller am Schloßplatz." , .Und woran werde ich dich er kennen, holde Miß?" , , O, du wirst mich schon erkennen," lachte sie verschmitzt; außerdem, ich werde haben eine rote Feder auf das Hut." Beglückt eilten sie Arm in Arm noch einmal zum Tanzsaal, wo so eben der Kehraus in Form eines grandiosen Two step" getanzt wurde. Noch einmal gaben sie sich mit gan zer Seele dem beliebten Zweitritt hin. Kaum aber hatte das letzte Bein ausgeschwungen, als sich Miß Topsi dem Arm ihres Nigger-Kavaliers ge schickt entwand und flink wie ein Wie sel durch den Haupteingang unwider dringlich entschwunden war. Hans sah auf die Uhr. Es war Punkt Sieben. Und um Neun wollte er bei Mippelmann u. Co. feine erste Offerte machen ... Er wischt: sich den letzten braunen Schweiß von der Stirn in das bereits völlig braun durchtränkte Taschentuch. Ach was", dachte er, Herr Mippelmann wird sich gedulden. Und wenn mir das Geschäft wirklich aus der Nase geht, was schadet's? Habe ich doch das Herz eines lieben Mädchens errun gen, mit dem ich vielleicht mein Glück fürs Leben finden werde. Kammerjungfer also ist sie . . . So hatte ihm der Tanzmeister ander traut, und sogar in einem sehr vor nehmen Hause sollte sie sein. Hans hüllte sich zufrieden in seinen Ueber zieher, setzte den Zhlinderhut in die Stirn und schritt, die letzte Tanzweise pfeifend, durch den graudämmernden Aschermittwochmorgen seiner Woh nung zu. Herr Mippelmann wartete in den nächsten Tagen nicht allein auf den angekündigten Reisendenbesuch, auch alle anderen Kunden warteten aus Hans Kramer. ja selbst sein eigener Chef kriegte den teuren Spesenma cher" nicht , zu Gesicht. Hans Kramer konnte sich vorläufig nirgends sehen lassen. Influenza war der vorgeschobene Grund seines Zu Hausebleibens. Die Intensität seiner patentierten braunen Lackfarbe abel die wie Gift ihm aus Gesicht. Hais und Händen haftete, war die wirk liche Ursache, die ihn von jeder Be qegnung mit den Menschen zurückhielt. Am Sonnabend endlich sah er wie der einigermaßen menschlich" aus, und Sonntag konnte er sich getrost auf Weg machen nach, Mllllerö Kon ditorei; morgens hatte er den , letzten Rest seines Aankee Doodle" abge streift und abgeseift. Eben fchlagt's fünf. Hochklopfen den Herzen betritt Hans mit einem "-f ."'T?X'v X?:- ' ' i " ' ; . I ! V '.V . ) X, ' J "!S si!- i l . 4 i V: i 'tö I ... .,; I i ' - v''L t- l , . 'T l- f'r l si j ' u ' Tiefer Muff au Litzen ist etwa wendiu ist bei der Herstellung eine eleganten Müsse sur formellen weoiaua. acht aus den Novitäten . Effekten in Muffen diesen Wmler hervor. Der hier abgebildete Muff ist aus breiter schwarzer Lihe rebt gefälteltem Ch,?fon und lanstcr feidenenffransen hergestellt. Eine Halskrause auS dem gefältelten Chiffon Pakt zu dem Muss uno oewe no mit rannen miciicn us Mivurii, un nriii'em Satinband verziert. Eine Schleife aus demselben Band ist unter denr. Hutrande angebracht. ' " . ' Veilchenstrauch in der Glacöhand die Mullersche Konditorei.' Ein Blick, ein unterdrückter Schrer, dann taumelt er zur Seite und er birgt sich, um von niemand bemerkt zu werden, hinter einem Mauerpfei er. .Was befehlen der Herr?" tritt der weißgekleidete Pikkolo an den nach Luft Schöpsenden heran. ,O. ich danke, ein plötzlicher Schwindel, ich muß sofort wieder an die frische Luft." Bitt' fchön." Aber bitte, noch eine Frage: Da drinnen", er deutet mit dem Daumen hinter sich, .sitzt eine Dame eine Dame " . ,Ach, Sie meinen die Schwarze?" unterbricht ihn lächelnd der Pikkolo. ,AllerdingS. Sagen Sie. ist denn die Dame immer schwarz?" ,Ja; die ist rmmer schwarz und immer so komisch mit der großen ro en Feder auf dem Hut. .Entsetzlich!" stöhnt Hans. .Das ist die schwarze Kammer kau bei 'ne Gräfin. Topsi heißt sie. und alle Leute ulken ihr an, wenn sie herkommt." Genug, genug. Empfehle mich. Mit drei langen Schritten war Hans draußen auf der Straße. Bei nahe wäre er seinem Freund Erich in die Arme gefallen. .Mensch, Hans, Mnkee Doodle. tti dem Maskenball haben wir uns nicht mehr gesehen." .Sprich nicht von dem Ball, lie- ber Freund." Aber Du hattest doch eine so rei zende Eroberung gemacht?" Sprich nicht davon, ich beschwöre Dich, mir wird schwarz vor den Augen!" Also enttäuscht? . . . Aufrichtiges Beileid. Da bin ich ja noch besser dran. Ich hoffe nämlich nmmer noch auf den günstigen Zufall, der mir meine holde Suleika" wieder in den Weg führt." Hoffe lieber nicht, mein Freund. Weißt Du, wer Deine holde Suleika war?" Nun?". Frau Hinze, meine Wirtin, sie hat es mir selbst erzählt . . er kleine Schwerenöter. In einer niederrheinischen Gemein de widmete sich das Fräulein HL btt verdienstlichen Aufgabt der Unterwei sung der Dorfjugend in den aller ersten Anfangsgründen der Wissen schaft. Groß ist die Verehrung, deren sie sich bei ihren Kleinen er freut. Einmal wollte sie einem der unbeholfensten Knirpse die Hand beim Schreiben führen und setzte sich 1 ! ' deshalb neben ihm. Aber jetzt ging noch schlechter. Wie der Junge r. so zerstreut sein konnte? Als ich das Fräulein mißmutig wieder erhob, sah der Kleine ' sie treuherzig lächelnd an und meinte auf die Frage der Leh rerin nach dem Grunde feines Lä chelns: Och, Fräulein blio doch noch jett sette." (Bleib doch noch was sitzen.) In den fflitterwochen. Du .süße? Manchen. Du hast so. einen kleinen Mund, daß ich von j einem Kuß zn wenig habe!? . t . '-V;n " ZT'"' T r "' ' 1 '""'r-T Z T-ä:"T'. " gan, neues. .Daß Pelz nicht absolut flf ntiseptische ewürze. Vor etwa einer Generation schien sich die Gewohnheit einzubürgern, alle Gcnußmittcl als verderblich hin zustellen, und noch bis vor wenigen Jahren wurde von vielen Leuten be hauptct, daß die Gewürze schwer ver baulich und schädlich für das Blut seien. Glücklicherweise bekämpft' die heutige Wissenschaft diese irrige An sicht. indem sie hervorhebt, ein wie wichtiger Faktor der Geschmack für unser Wohlbefinden ist. und daß Din ge. die uns gut fchmecken und die nicht im Uebermaß genossen werden, der Gesundheit nur zuträglich sein können. Gelchrte, wie Hoffmann' und Evans, haben bewiesen, daß verschie dene heutige unmoderne" Gewürze, wie Zimmt und Nelken.' wertvolle Nahrungs-Konservierungsmittel . dar stellen, und daß Muskat und Ncl kenpfeffer das Wachsen der Mikro ben aufhält. Vom Muskat sind wir ja jetzt sehr abgekommen, obgleich' sogar in der Medizin als BerUhi gungsmittel . gebraucht wird. Die antiseptischen Eigenschaften dieser Ge würze sind, dem ätherischen Oel, das sie enthalten, zuzuschreiben, und auch das Oel deS Mostrichs hat diese Wir kung im höchsten Grade. Es ist oft die Frage aufgeworfen worden, wa ' rum die Menschen gerade . in ' den. heißen Gegenden Mostrich und andere stark erhitzende Gewürze in besonders reichlichem Maße anwenden. , ,. Ge wohnlich neigt der Laie zu der An sicht, daß eine folche Lebensweise in den Tropen wenig angebracht ist. wa die intensive Hitze doch genügt,, und' man es vermeiden sollte, dem Körper noch weiteres Heizmaterial zuzufüh ren. Es liegt jedoch auf der Hand, daß die Nahrungsmittel in den heißen Gegenden sehr leicht der Ge fahr des Verderbens ausgefetzt, sind und daß der Gebrauch des.Moflrichä und anderer Gewürze dazu . dient. diesen schädlichen Einfluß, der Hitzs zu mildern und so den Tropenbewoh! nern vor vielen Gefahren zu sichern In Landöhut wurdö die Witwe des verstorbenen Konkurs Verwalters und Bücherrevisors Rüb, die in den Geschäften ihres Mannes genau Bescheid weiß, in einer Ban lerottsache zum Konkursverwalter er? nannt. Ein Automobil unglück unter . eigenartigen Umständen .ereig nete sich bei Klein Lafferde in Han nover. Ein Automobil fuhr , bei die sem Orte gegen ein über die Straße gezogens Kabel der elektrischen Licht leitung. Dadurch erhielt ein im Wa gen sitzender Oberingenieur aus Rin gelsheim einen elektrischen Schlag und . rc.t .ttt w.. sru..rc... !' Vr S rS' " letzZ n der Wi erheblich lvuivr Uuii yctvict, vn viiuii(c5 i schädt. Unglaublich. .Sehen Sl dort die Dame mit dem Führer am Felsen!. . . Sollte man's für möglich halten, daß eine Mutier von vier Kindern solch waghalsige Krazeleien unternimmt?" ; .Dabei ist daS m e i n e Frau und ich vm raarsanwalt un kann nichts dagegen machend : - ,-$ '' "'' -" I