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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (March 15, 1913)
Tägliche CtnuBa XriSuae. Csmktag, trn 15. ix 1913. 4 .m...M jJ.C ".J..JL '.---J-'U.-!! Deutsche Won G. Zoeller.LIonhart. (6. Fortsetzung.) .Im Interesse unfwS Fürsten bedingt sehen hören schweigen, und noch eine verletzen Sie durch nicht jemals die Eitelkeit tiefst tUno klugen oI8 töricht' Frau machen Sie aus einer ön nerin keine erbitterte Feindin und nun Lebewohl und bald auf ein glück licheS Wiedkisehen!" DaZ .glückliche Wiedersehen", mit dem er ihm fest die Hand drückte, war mit bedeutungsvollem Nach druck gesprochen, und alS verschluckte er mit Willenskraft den Nachsatz: Wo? Fast wortlos legten die jungen Gatten. Stoiloff und Hedwig. den kurzen Weg bis zu ihrer Wohnung zurück. Er hatte ihre Hand gleich vor der Tür aus seinem Arm fallen las sen und war nun immer einen Schritt vor Hedwig voraus. In oller Ruhe konnt sie dadurch die Erschei nunz deS Mürrischschweigsamen nui stern. Stoiloff hatte in der Kindheit am Lcitstanz gelitten, und eine eigen iümlich schraubenartige Bewegung des Kopfes nach rechts und links und ein Emporzucken der Schultern bei jedem Schritt war ihm davon zurück geblieben. Hedwig bemerkte es zum eisten Male, zum ersten Male auch das fast lächerliche, jedesmalige Emporrük sen der kurzen Beinkleider. Sie sah mit wachem Auge, den für den dür ten Körperbau viel zu dickea Hinter köpf, den der sehr enge, nagelneue Minder beinahe grotesk erscheinen ließ. - Sie hatte das entweder übersehen, cder bei der Hast dieses stürmisch schnellen Werbens und gleich darauf- . folgenden ' Vermählung waren ihr trkt Körpermängel gar nicht zum Bewußtsein gekommen. Jetzt urteilte sie kritisch kühl. Viel leicht war ihr Blick noch geschärft durch den Vergleich mit dem blendend schonen deutschen Offizier, der ihr Ju endideal gewesen, oder der stattlichen Erscheinung des imponierend würde vollen Obersten Maltitz. Ein Schauder ubernes ryre ganze Gestalt, als sie von der brennenden Mittagsglut nun in den schattigen Steinflur ihres Hauses trat. Wie ein Seufzer der Erleichterung flog es über ihre Lippen, als Stoi losf mit kurzem Kopfnicken gleich links in sein Arbeitszimmer trat, wo ihn Zacharias Stojanoff erwartet hatte, ehe er später mit Westap zusammen traf. Hedwig ging langsam rechter Hand durch die prunkenden Wohnhäu nie in ihr eigenes, reich dekoriertes Woudoir. Sie streifte die schwere Robe ab und schlüpfte in ein kühles, weißes Hausgewand; dann ließ sie sich müde in einen Sessel fallen und dachte nach, den schweren Kopf sinnend in die Hand gelehnt: Seit ein paar Tagen war sie nun in ihrer neuen Heimat, in diesen von Pariser Luxks fast erdrückten Räu wen, in denen alles angehäuft war. zvas Reichtum erkaufen kann; doch nicht in einziges Stück war vorhan den. das ihr ein Heimatsgefühl er deckte, mit dem sich eine einzige liebe Erinnerung verband. Er hatte es ja nicht haben wollen, daß sie den liebgewohnten Hausrat des Elternhauses hierher übertrug, er war eifersüchtig, selbst auf ihre Ver naenheit. wie es schien. Anders konnte sie eS sich nicht er Hären, daß er selbst ihre Vögel, die i$n in der Arbeit stören wurde selbst ihre Bücher verbannte; es solle alles -schmuck und neu in der neuen Häuslichkeit fein" hatte er zärtlich Litttthtni damals gesagt. Sie "ziit sich dem mit der sanften Bieg rr.leit ihres Charakters unterwor z; wie sie sich auch in die mit Stur : - V.e betriebene Vermählung gefügt, ; ;tcm fit sich einmal das Jawort r V den widerstrebenden Lippen durch ' e leidenschaftliche Bestürmung ab . "n ließ. ' ' nr hat keinen Charakter", ta ihre jungen Freundinnen, ? f r WsiTTiiv2f rtf- i i ' ) j iüil ClilCIIl iUUir.LBi4U' V. '"-n" Wesen zu et . - - rix. zc jcas cigci in "il'.ittxit- und: t Cljat."", sag . V.t sie tvt gering' der Muhenden v ,:melier" einst in i f.-ctten hören, und : fItx mit einer i reeindeir sa 1 S'iitf ii(t sei' - Vt- i:ne Zr. --.. ; ,..rung ! r 'ens.on ' t. r;?ni" 1 SA rn z nur gebarrt. Die ..-.den rannten in r:rletien?n Nadel X dem, die plötz ; des I einstigen c.'.2aesetzt war; sie -x den sich täglich er '-Mqen ;M der Z. sie kannten ihre - um. die Zukunft 7nim für die no Tt ausgereicht tel Rechnens und ; Verbaltmffen so . auch weder Ta .: besaß, ' durch Treue deren Ausnutzung sie diese verbessert hätte. Da erschien Stoiloff wie der Be sreikk aui den veinlidxn Verhältnis sen daheim. Er. dessen Advokatur csianzenoez einbringen mußie, ivouir nichts als den Besitz tut Heißbegehr ten. Sckmeickelte tfir diel llnclaen nützigkeit. nachdem alle anderen Be Werber urplötzlich mit den veränderten Verhältnissen von ihr abgefallen war 8 Dankbarkeit dafür oder glaubte sie in der völligen Hingabe an jenen, der in ihr allein sem langer ttbt'S Glück fib nun ibrerseiti auch eine stille Zufriedenheit zu finden s,e gab seinem 'ranqen naq uno teilte wohl gar feine Wünsche. Berlo frnna und ö!ermäkluna ufarnrnenfal len zu lassen und so schnell, wie die Verhältnisse S irgend zuließen nq as hn unerlräalicken der Heimat herauszureißen und ihm in seine Hei mat zu folgen. Der Traum von BegluckungSsreu den batte nock eine kurze Weile fort gedauert, einen ganzen Honigmond hindurch. , als er fein junges Weib nun in rauschartiger Seligkeit in die Rosengefilde von Kazanilk suyne. va, ntttm mit ibr, wonnetrunken in dem Besitz deö süßen, holden Geschöpfes. in diesem marchenschonen Zauoerian dk. mo Milliarden Rosen, so weit das Auge reicht, über den lichtgrünen Teppich der Felöer meilenweit hinge streckt sind uno veraujaxnver aiu mpnohm die aan Luft f.nnberückend erfüllt, wo Stoiloff. der fanatische Politiker, zum oegeistert'N Poeien gc worden, und Hedwig hatte sich fanft hingebend von dieser stürmischen Lei denschaft tragen lassen wie auf Mut tcrarmen. Sie hatte sich sicher und geborgen darin gefühlt, und mit Tankbarkeit ging ihre Sle dem ent gegen, der eine solche Ueberfülle eksta tischer Empfindungen über die Stau nende hingoß, wahrend die Rosen erntenden Frauen in ihren malen fchen Nationaltrachten zum Saiten spiel der Gusla schwermütige Volks lieder sangen, und der Marjestna, der silberhaarige Patriarch und die Auto ritätsperson der aus vielen Genera tionen zusammengesetzten und zusam menlebenden Familie, vor seiner ma Krischen Hütte saß und milolächelnd auf die vielen Köpfe feiner arbeitsa men Familie hinblickte. Das war Familienglück, durch höchste Sittlichkeit. Fleiß und Ehr furcht vor dem Alter geaoeu. icyau liche Lebenszufriedenheit, wie sie Hed w? dabkim im wüsten, bastiaen Trei ben mancher Stände nie kennen ge- lernt, und beltriclt von sem yoyen ?kriedkn dieser Naturkinder, dem bal- samischen Duft, dem pittoresken Land. schaftsbllde. gab Ncy oas ou:,che Mädchen dem süßen Traum hin. ihr glllcksdurstiges Herz hier zur Muhe zu bringen, die inen Freuden der Fa milie hier selbst finden und begründen zu können. Arme Hedwig, arme Hedwig, wie schnell zerrann der schöne Wahn! , Kaum in osia angeiommen, ver Ynrvbeüt sick Stoiloff wie unter ei wm bösen Zauber Er hatte au tun. Die versäumten Geschäfte überstürz ten sich wie eine unorui. Ins All tagsleben und seine graue Alltags stimmung kehrte er mit einem Schla ge zurück. Wer weroenoe Lieoyaoer war dahin, der tyrannische Gebieter irni an seine Stelle. Scharf, knavv. befehlend klang jedes Wort an die verschüchterte Heowig, uno vas beute- süchtige Raubtier, öas ftin Weib in n'isladkrnder Leidenschaft fast er drückt, wechselte bei ihm mit einem kalt und gleichgültig lommanrneren den Befehlshaber ab, dchen Neigun ftn htm aamen 5iaus Gefek sei müssen. Ob Hedwig sie teilte oder nicht, danach fragte er nicht. k arme Hedwig war aus au lyren r- r. :' .i Cif y:- ... yiimmEin at iuri. 'un ixui twi uuu Fertigen da, der wie ein nicht zu vewegenoerFeisowa m oie mve em gekeilt stand, war nichts zu formen oder abzubringen. Veredelnd Kättt sie immer auf ihn einwirken können, wie sie sich das so schon geoacht. yxi Traum trauten 5?amiliena!ücks zer- rann, da er kaum begonnen. In dem vollersullten eben -tviloz war sur sie kein Platz mehr, oder doch nur so viel, w tt sein notwendigen MaKlzeiten einräumt. Diesem bren nenden Ehrgeiz war sie bis dahin em schwer zu erringenres Ziel geweien. Nun derselbe den hohen Preis sich erkämpft, hörte er auf. zu den be gehrenswerten Dingen zu gehören, an die Stoiloff seine höchste Kraft setzte. Si war It'in l5ia-ntuln. ein Gut. über das er tyrannisch nach Laune verfugen wollte. Wehe ,yr, wenn ne die Rechte einer Selbstheit für sich beanspruchte! Er hatte sie zu skla bischer Abhängigkeit heruntergedrückt mit seinem despotischen Willen. Er erkannte die Freiheit deS deutschen Weibes nie und nimmer mehr an. .Also die Favorit-Odaliske!" hatte Hedwig da eben bitter vor sich hin gemurmelt. Ihr Kopf schmerzte. Die schwere Haarlast drückte si noch mehr. Sie stand auf, trat vor den Spiegel, zog die Nadeln aus der zierlich auf gebauten Frisur', und , nun umflutete sie die ganze Pttcht ihres welligen Haares wie ein silberleuchtender Man tel. Stoiloff war hinter ihrem Rucken leise hereingekommen und siano dicht hinter ihr. Seine Arme um schlangen sie stürmisch von hinten und rissen sie an sein wüoliopsenoe Herz. .Wie bist du schon. IinnderUZkno schön!" stammelte er in trunkener Lei denschaft und drückte seine Lippen, heftig atmend, in die duftigen, fei de"n Haarmassen. ckaudernd entwano sie lieg om. .Nur schön, nicht, al schön! Gelte ich vtr weiter nicht ai oa, xk ,r tief erschrocken. Er sab sie verwundert an. jcann ein Weib mehr verlangen, alS daß sie den Mann rasend vor Leioeniqasl macht?" lachte er roh. Unaussprechlicher Ekel druckte sich auf Hedwig beredtem Sesichtchen auS. .Eure orientalischen Frauen mögen darin ihren höchsten Tri umph sehen, wir deutschen Frauen beqehren Höheres. Besseres", sagte sie kalt. .Und waS ist das?" lächelte er überlegen, als wenn er zu einem ver zogenen Kinde spräche, während er sie losließ und. den Absatz gegen die eine Fußspitze stemmend, be müht war, den engen Lackstiefel zu entfernen. .Hilf mal", befahl er ki rz. da der knappe Schuh nicht wei chen wollte. Sie sah ihn mit einem unbeschrelv lichcn Blick von oben bis unten an. Das eben wollen wir deutschen Frauen", sagte sie langsam, schwer betonend, ohne nur ein Bewegung dem von den Anstrengung hochrot wer dtnden Manne entgegen zu tun. Wir wollen teilnehmen an Eurem geistigen Leben, Eure Gefährtinnen fein in gu ten und bösen Tagen, kein hübsches Spielzeug müßiger Tändelstunden für Euch sein, was Ihr achtlos beiseite werft, wenn Ernsteres Euren Geist beschäftigt! Eine deutsche Frau fühlt sich entwürdigt, wenn si nichts Bei. seres als di Geliebte ihres Gatten sein so!"' .B sa!" machteer verächtlich uno warf ihr den endlich lcsgerütteltra Stiefel gerade vor die Fuße. Wua- dervolle sentimentale Phrasen, die du heute von deinen hübschen Militär puppen wohl aufgelesen hast! Ernste Männer wie ich können kein Frauen regiment dulden." Und dann mit ge ringschätzigem Achselzucken: .Jene Uniformgecken haben ja freilich nichts Besseres zu denken und zu tun. als Euch als Ageria onzudc!en uno nch Euch zu Füßen zu legen," .Und das Baterland' zu stützen und zu verteidigen!" brauste sie em pört auf.' .Das ist ihr Beruf, wofür wir Bürger sie besolden." .Und es ihnen gründlich erschwert, nach innen und außen ihm gerecht zu werlxn." Auf Strümpfen, mit dem Sprun ae eines Panthers mit sprühenden Äugen und zusammengebissenen Lip pen. stand Stoiloff ihr gegenüber uno preßte in aufkochendem Zorn die fei nen Handgelenke, bis sie ächzend in die Knie brach. .Weib, was unterstehst du dich!" zischte er aschbleich vor Wut. .Du wagst es, mir. deinem Herrn, zu op ponieren! Du wagst es, auf meine Kosten jene schöne Puppe in den Him mel zu heben! Fahr' in die Hölle. Bube, wenn du es wagst, dich in mein Hausrecht einzudrängen!! Eine Deutsche, eine Deutsche! Zum Kuckuck mit Eurer deutschen Großtue rei! Wir werden sie klein bekom men. sage ich dir. und ich will dich Fügsamkeit in meinen Willen lehren. Steb' auf!" Langsam auf wankenden Füßen, erhob sie sich. Der anklagende Blick eines sterbenden Rehes lag fest und unverwandt auf dem rasenden . Man ne. Er wollte ihr abbittend. wohl von diesem unbeschreiblichen Blick doch gepeinigt und reuevoll gestimmt, die Hand gönnerhaft zustrecken. Sie hielt ihre beiden, w im Schmerz zusammen geklammerten Hände aber krampfhaft ver chlungen. Mit w walt hätte er sie auseinanderreißea müssen, wollten seine braunen, sehn! gen Finger sich der lilienzarten der jungen, wie Espenlaub bebenden Frau bemacktiaen. 1 .Sei wieder gut, Hedwig, eS war so bös nicht gemeint. Ich kann keinen Widerspruch vertragen, das mußt du wissen . lenkte er em. Sie würdigte ihn keiner Antwort und wandte sich langsam der Tur zu Bleib'!" donnerte er. Sie , stand, bildsäulenartig. Er wollte sie umfangen. Mit fest an den Leib gedrückten Armen ließ sie eS apathisch geschehen, starr wie ein Steinbild. , I Da stieß er sie wie rasend von sich, daß sie taumelte. Kem Laut der Klaae kam von nh ren festgeschlossenen Lippen, nur die Augen, d unheimlich stieren SZugen waren lebendige Anklager deS vruta len, ManneS. . (Fortfetzunz folgt.) '! Im Wirtshau S.. Frein der ider Rehrücken nach der Sveife karte bestellt hat): Da ist ganz gewöhnliches Kalbfleisch, Arr Wirt, aber kein Rehrucken! t, ; Wirt (grob): .Oho! Dashot bie sen Mittag sogar der Herr Bürger meister für Rehrücken gegessen! Ter Balldater. von Ernst jsonrad. Angenehm war'S ihm ,war nicht ober waS half'S, auch da! mußte überstanden werden. Man ist eben nicht ungestraft Ballvater. daS war dem Rentier Zheophil Neuburger schon seit geraumer Zeit klar geworden. So ließ er denn auch heu'e den ihm so lieb gewordenen Tämmerschoppen .schießen" und machte sich daran, sich in den Ballstaat zu werfen... für korpulente Herren eine schwierige Ausgab, bei der 5 ohne einige kräf tige Donnerwetter nicht abzugehen pflegt. AIS Herr Theophil den ersten und zweiten Kragenknopf zerbrochen hatte, als sich in den dritten der Kra gen nicht einfügen lassen wollte, als ihm die weiße Krawatte auS den Fingern in den Waschkrug geglitten war. ging daS Raifonnement auch in diesem Falle loS: .Josefine." rief Herr Theophil mit der Stimme ei neS grollenden Löwen. .Jofefiineee!" .Ich komme ja fchon," tonte ei ihm auS dem Nebenzimmer zurück und heran rauschte eine korpulente Dame ,n tiefem Negligee. .Kann man sich denn nicht in Ruhe fertig machen?" eiferte sie. .und Klarchen und Minchen müssen doch auch ange putzt werden... was hast Du denn schon wieder? .Der Knopf und der Knopf uno die Krawatte ." weiter kam Herr Theophil nicht, denn mit robusten Händen griff seine Frau zu und bald war se,n HalS in einen Kragen ge zwängt, die Krawatte fest zugezo gen, der Frack auf den Leib gezogen, der Zylinderhut aufgestülpt und der Ueberrock übergehangen. .So," kam mandierte Frau Josefine, .nun bleib aber so stehen, bis wir auch fertig sind. Wenn Du wieder umherturnst wie nicht gescheit, dann reißt Dir von neuem alles kaput und Du kommst nicht als Gentleman, sondern als Vagabund in den Ballsaal." Herr Theoplhl blieb gehorsam vor dem Spiegel stehen, zehn Minuten, eine Viertelstunde, fünfundzwanzig Minuten olle Wetter, das bau erte eine Zeit, ehe die Damen sich reisefertig gemacht hatten! Er warf einen Blick in den Spiegel, na nu. er hatte fchon einen ganz roten Kopf. Und da sollte er noch länger so sie hen? Fehlte ihm gerade... und er ließ sich gewichtig in ein Fauteuil fallen. Die Nähte der Pantalons knirschten gewaltig, aber sonst schien sein Ballstaat heil geblieben zu sein. Trotzdem stiegen trübe Gedanken in ihm auf: da sollte er nun die Nacht hindurch bis zum frühen Morgen in dieser modernen Zwangsjacke stecken, ?eder und zedem zulächeln und aus jede Frage antworten: .Ich habe, mich in meinem Leben noch niemals fo gut unterhalten wie heute." Brrr... Herrn Theophus Nucken überlief eine Gänsehaut, was ihn zwang, die Westenschnalle einige Zen timeter zu erweitern. Was einem Ballvater alles zugemutet wurde, daS ging über jede Hutschnur. Da, man horte Türen aus und zuma chen und in feierlichem Zuge erschie nen die Balldamen. An der Spitze marschierte das Dienstmädchen mit der brennenden Küchenlampe, dann Frau Josefine in einem weißseidenen Kleid. Ausschnitt mit Oberlicht". Die Frisur war turbanartig um das Haupt herum aufgebaut, fo up pigen Haarschmuck hatte Frau Jose sine noch nie besessen! Und Klarchcn und Minchen... wie zwei duftige Frllhlingsblüten: na, wenn's noch keine Verlobung gab... Behutsam richtete sich Herr Theo, phil auf. jetzt erst wurde er sich fei ner erhabenen Aufgabe voll und ganz gerecht: daS Schicksal seiner Töchter war in seine Hand Hand schuhnummer gegeben. . Laß den Zweispänner vorfahren befahl TheopPl dem Dienstmädchen, das erstaunt über die Energie ihres Herrn nach der nächsten Straßenecke eilte, um eine Droschke zu holen. Beim Hinaussteigen der Treppe verfiel Herr Theophil in ein gelin des Stöhnen, der eine Lackstiefel drückte mit solcher Gewalt auf fein Lieblingshllhnerauge. daß ihm Hören und Sehen zu vergehen drohten. Aber er biß krampfhaft die Zähne auf einander und schleppte sich ziemlich aufrecht bis zum Schlage des Wa gens. Dann nahm er mit kllh- nem Satz die Bordschwelle des Wagens und krach, er war mit solcher Wucht mit dem Zylinderhut an die Wagendecke ge stoßen, daß ihm der Hut bis unter die Ohren über den Kopf getrieben wurde. Der Kutscher mußte Herrn Theophil aus dem Wagen ziehen und ihm den Hut wieder himmelwärts befördern, was fowohl an den Oh ren Theophils alS auch an der Hut krempe schmerzliche Eindrücke hinter ließ. Als der Kopf auS seinem Futteral befreit war. gab'S eine Flut von Vorwürfen entgegen zu nehmen. So'n Tolpatsch ist doch ohne Beispiel in der Weltgeschichte." eifer t Frau Josefine: .Der Hut ist doch nun sicher hin." .Papa, bist Du aber ungeschickt," schloß sich Klarchen dem Lamento an. AIS ob es eine große Kunst sei, in einen, Wagen einzustei gen, ohne dessen Decke zu ruinieren," kicherte Minchen. Herr Theophil oder rieb sich die Ohren, glättete die zer drückten Hutwände mit dem Rockär , n- mel) und versuchte ebenso vergeblich den Zylinder wieder in die Fasson zu bringen. AlS ihm nach längeren Bemühun gen weder daS eine noch da! andere gelingen wollte, erklärte er feinen Damen: .In diesem ramponierten Zustande kann ich unmöglich im Ballsaal erscheinen. Ich muß mich erst beim Friseur wieder in Ordnung bringen lassen. Fahrt nur immer vorau, ich komme bald nach.' Eine Order an den Kutscher und der Wa gen rollte davon. Herr Theophil schlug den Weg zum Hrrrn Künstler ein. .Halloh, alte! Haui, wohin denn so eilig?" wurde er unterwegs angerufen. Sein Freund Killmann schob den Arm unter den seinen. .WaS, zum Friseur? Un sinn! Komm nur mit nach dem grauen Falken". Dort besorgt Dir Johann mit zwei Biilstenstrichen ei ne tadellose Tolle. DaS dauert ein paar Minuten und Du kannst die Zeit, die Tu Dir dadurch ersparst, benutzen, um mit mir ein Schöpplein in oller Gemütsruhe zu genehm! gen." ES bedürfte keines weiteren Zu redenö, die beiden schwenkten in die nächste Querstraße und sofort mach te sich Johann anS Werk, daS ihm .glänzend' gelang. Bald darauf faßen die beiden Freunde hinter ei ner RüdeSheimer und ließen die Gläser aneinanderklingen. Aber MenschenSkind," meinte Herr Killmann besorgt, als Herrn Theo phil beim zweiten GlnS ein Schluck in die .falsche' Kehle gekommen war. so bekommst Du ja kaum ei nen Tropfen in den Magen. Die fer heillose Kragen schnürt Dir doch die gesamte Trinkmuskulatur zusam men. Mach' Dir'S doch, zum Henker, bequem. Herr Kirsch, pumpen Sie doch meinem Freunde mal inen Kragen von Ihrer Halsweite. So. Du Aermster. jetzt ist Dir geholfen.' damit knöpfte er Herrn Theophil einen 44-Zeniimetcr Kragen um. Und außerdem, diese Ballkrawatte verursacht Dir auch nur unnütze Atembeschwerden. knüpf' Dir doch mein Halstuch um. dann brauchst Du nicht mehr nach Luft zu schnap pen wie'n Fisch auf dem Trockenen. Also prosit..." Zum Wohle.' lachte Theophil und dehnte vergnügt den Hals. Als er aber das Glas erhob, gab es am rech ten Frackärmel einen unheimlich deutlichen Knaz: unter der Schulter war der Aermel einen halben Fin ger breit ausgerissen und am Ell bogen die Naht geplatzt. '.Ach Du meine Güte." Herr Kill mann hob die Hände hoch, ' wie kannst Du bloß herumlaufen wie in die Eiserne Jungfrau geschnürt; hier bist Du Mensch, hier darfst Du's sein. also, zieh' dieses elendigliche Frackgewebe aus und krauche in ei nem bequemen Flausch. Trüben hängt die Jagdjoppe des Hoteliers, die hol' Dir mal, die wird Dir ge rade passen." Theophil wollte aufstehen. Au." sank er in seinen Sessel zurück. Die ser verpflizte Stiefel zerquetscht mir noch das ganze Auge des Huhnes." Waas?" dehnte Killmann, auch an den Füßen hast Du nicht mal Deine Bequemlichkeit? Wie man Dir aber auch mitgespielt hat.... Wirf' doch diese Lackungeheuer unter den Ofen und fahre in die warmen Filzpariser von dem Wirt. Da er wärmst Du Dir wenigstens die Fü ße. so aber 'n Stockschnupfen von Monatsdauer ist Dir sicher!" Bums, flog der eine Stiefel ' in die Ecke, krach folgte der andere. So, mein Süßling." lachte Kill mann, nun hast Du Deine körper liche und seelische Freih:it wieder er langt. Nun werde ich mich revan chiercn... zwei Pullen hast Du nun schon spendiert, jetzt kommt eine von mir." Und die nächste kommt auf mein Konto," erklärte der Wirt und fetzte sich mit an den Tisch.. Nun kristalli sierten sich noch der Doktor, der Apotheker, der Amtsrichter an den Tisch und es begann eine sehr fi- dele Kneipe. Man hörte nur noch Gläserklirren und Prositrufe. Der Ball näherte sich seinem En de. Die Musikanten suchten die !?iittrnle ibrer Instrumente und feuchteten die Lippen an, um den .Rausschmeißer' noch herauszubrin gen. Da erhob sich unten im Saal ein Kreischen, ein dröhnendes Ge lächter, ein wirres Durcheinander. Mein Himmel." Frau Josefi ne Neuburger schickte sich an, in eine wohltätige Ohnmacht zu fallen. .Der Vater," Fräulein Klär chen suchte nach ihrem Niechsläsch chen. .Es sieht aus, als ob er auf ei nem Maskenball strolchen wollte." jammerte Minchen. Und mitten auf dem Parkett stand Herr Theophil, angetan mit Filzpa ?is,rn ?odkniovoe und Scklavvkra- gen. Eine brennende Zigarre hatte et zwischen die Vippen geiiemmr, ,ei ' yialk!n funkelten veranllat und er lallte: Ballvater, was? 'n feiner Posten. Aber wenn ich im grünen Falken' sitze und mein Schöpplein gemütvoll trinken rann, pfeis ich auf sämtliche Bälle dies und jenseits des Ozeans!" V V " w . -, M'-M ' r m 7 XT , tk w y bin Rivirra.Klkid von sclir individuellem schnitt. Ticses fesche HUM)t, das j'in Gebrauch an dcr iltivicra bnniiuut isl. iit sliiä glänzendem Worskeo oder Mokair-Ttoff kerfleitcllt. nut krcpcähnlici'e, Kcwrbc mit in einer zarten neuen Tämtlierinig LMcinlh. Ter Ol'crrack. der vorne ara,yös aufgehoben ist und nu daS 5cirenPancl gckinipst vt, ist über einen, Unlcrruck aus dunkelvcilcken k'Imiem Samt bravicrt. Tie Reverse an-i veilchenblauem Samt haben noch innere !'!crs ans weii-.er oder biiacinik-nestrcis'ier Eeide. TaZ kleine Chemisette auS Zair.t in der Halsöffnunq ist ckivas nan neues: diese CKemisctte ist in V-Faco aussicschnitten, um ein Netzoch und einen hohen Ttockkra,ien n zeiaen. tyit icdcrZcinihe mit aeknöpfiem Oberteil auS schwarzem Ttoff vcrvollilänöigcn diescS scschc Promenadckosküm. Der Schuürlcib als Ctrafmittcl. Erzählung rineS Amerikaners non den TamoaJnscln. ! Eine lustige Erinnerung an seine Tage auf' den Samoa Inseln ver Lffentlicht der amerikanische Dichter James Francis Dwyer. Er hat sich zahrelang auf den Inseln der Sud fee inmitten der Eingeborenen aufge- Halten und aus diesem Leben in- mitten einer fremden, fernen Natur künstlerische Anregungen gesammelt, die sich später zu farbenreichen No bellen und Skizzen verdichteten. In feinem neuesten Neiscbuch erzählt er auch die amüsant erfundene Geschichte eines Korsetts, das durch einen Zu- fall auf eine der Samoa Inseln verschlagen wurde. In Boston wirkt eine Missionars- gesellschaft. deren wohltätige Damen von den Bedürfnissen der braunen Damen auf dem fernen Samoa herz- lich wenig wissen. Und so kam es denn, daß sie eines Tages in eine für Samoa bestimmte große Kiste mit abgelegten Kleidungsstücken auch ein altes Pariser Korsett legten, das eng genug war, um die schlankste Wespen taille noch dünner und graziler zu machen. Die Kiste kam auch richtig auf der Insel an. aber der Missionar, der auf ihr wirkte, mußte infolge einer besonderen Verkettung der Um- stände mit demselben Dampfer, der die Kiste gebracht hatte, abreisen. So übergab er denn die Kiste dem Häuptling, erteilte den braunen Gläubigen seinen Segen und kletterte an Bord. Die Kiste wurde ausge packt und mit einer Mischung von rastlosem Staunen und mißtrauischer Angst standen der Häuptling und sei ne Bertrauten vor dem Korsett. Wi lau, der Häuptling, schnallte es sich um das rechte Bein; aber als er fand, daß es zu unbequem und lästig war, legte er es wieder ab und be rief-die Alten des Stammes zur Be ratung. Es war klar, daß das Kor fett irgend einen bestimmten Zweck hatte, aber welcher Zweck ' sollte das sein? , Ein grauhaariger Aeltester erhob sich und hielt eine lange Ansprache. Der Mann hatte eine recht, zänkische Gemahlin, und sein Leben bestand aus Tagen häuslicher Nöte. Daher empfahl er, was feinem Sinne am nächsten liegen mußte. O. Häupt- ling," fo rief er, ich glaube, man hat uns dies geschickt, um ein Mittel zu haben, unsere Weiber zu bestrafen." Wilau war sehr verblüfft und ver langte genauere Angaben. Schnüre sie in diese Teufelskralle," fo rief der Alte. Ich werde Dir zeigen, was ich denke. Meine Frau möge die erste fein." Da der Alte eine Idee hatte und die andern keine besseren, so war man's zufrieden. Man rief die Frau des Aeltesten, und trotz ih res Zeterns und Weinens schnürte man sie in das Pariser Korsett, indes ringsum das ganze Dorf neugierig zuschaute. Und man schnürte erbar mungslos. Als der Häuptling die , ;. . y',T'-' t , - .. -f, : 1- L ':-. 1 . m i : . ,-. ' ' v ll( i . ; i - lj ) o ' Vvt'V Jt' A Frau feines Aeltesten so fest einge preßt und gepanzert sah, gab es für ihn keinen Zweifel mehr. ,u welchem Zwecke das Korsett bestimmt sein mußte. Die Alte weinte und heulte,, sie wälzte sich im Sande, jammerte und verstieg sich zu den demütigsten Versprechungen, sa daß alle sich wun derten. Wahl' meinte der Haupt ling, gewiß ist ein Zauber in die sem Ding. Wir werden es dazu be nutzen, um alle Weiber zu bestrafen." Und ,m Verlauft einer Woche waren alle Frauen des Dorfes sanftmütig . V f ... 4. . l. Ruhm des Wunderkorsetts drang vo js einer Insel zur anderen. iinfi n.nnrinrn n m m nrn.n unrt nmw . Von den Nachbarinseln kamen Dei l putationcn. die Wilau anflehten, ih- nen die Teufelskralle" nur auf etn. paar Tage zu leihen, damit uckA f sie daheim in ihren Dörfern die Wei-,1 ber bessern könnten. Aber Wilaik war durch keine Macht der Welt zu bewegen, die Zaubermaschine aus fei nem Dorfe zu lassen. Und fo blieb das Korsett denn beim Stamme, bis es durch eifrigen Gebrauch aus dem Leime' ging; und da war ja das Dorf längst zu einem Paradies der Ehemänner geworden ... Zu einem Ährfeigen gefecht zwischen zwei Aerzten kam eS , in Berlin nach einer Verhandlung, die die Strafkammer beschäftigt hatte. Als Kläger trat der praktische Ar,t Dr. Ehrmann gegen den Dr. Saliisg ...c av:. rutinV,r..M aus Zivpcuiu uu. vyiiiwii,j.n, der Klage bildete der von dem Be' t klagten erhcbene Vorwurf. Dr. Ehr- ' mann habe fein Ehrenwort gebrochen. Die Beleidigung war in der öffentli chen Gemeindevertretersitzung gefallen. Das Schöffengericht Köpenick war zu einem freisprechenden Urteil gekom men, die Berufungskammer hob mv gs ses Urteil jedoch auf und verurteil ' Dr. Saling zu 300 Mark Gkldstras Scbon während der Verhandlung toi: es zu sehr erregten Auseinandersetzux gen gekommen, die sich nach Beendi-, gung der Sitzung auf dem Korridor fortfielen. Ehe jemand dazwischen' springen konnte, war zwischen Kläger und Beklagten eine Prügelei im Gan ae. bei der gegenseitig Ohrfeigen fie len. Erst durch das Eingreifen deS Gcrichtsdieners konnten die beiden Gegner getrennt werden. , Im E m p f a n g s g e b ä u d e des Bahnhofs St. Magnus (Reg. Bez. Stade) wurde ein frecher Dieb stahl verübt. Nach einem ergebnislo sen Einbruch in das Diensizinim, drang ein Mann in die Wohnung eines gegenüber dem Bahnhöfe woh, nenden Stationsbeamten ein und zwang diesen unter Drohungen, die Kaffenschlüsscl herauszugeben. Mit diesen öffnete der Täter den Geld schrank im Dienstzimmer des Emp sangsgebäudes und entwendete - eine nicht erheble Geldsumme. ' Eine Blaumeise vertilgt jährlich mehrere Millionen Schmel terlingseier. ' . - i j " !