Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, March 13, 1913, Image 2

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    Tägliche Cmflsja Tribüne.
TZ ut illrid.
tn JUout UumiZei.'
. ' ich fegte ihm mein Meinung !n
er Sache auteinander. Ich sagte,
j, wie immer eine Frau ist, der
- nn oder in Mann Dafür vereint
tlich zu machen sei. Die Frauen
, f immer genau so, wie wir sie haben
...Jen: sie sind schlecht, wenn wir sie
knacken. Sie sind fcuichiueuu.
. isch, wenn wir sie an den Leichtsinn
zewohnen. (sie sind gefauiuchllq.
. wenn sie sehen, da un dai efallt,
Darum sollte ein kluger Mann, anstatt
: seine Frau zu verdammen, lieber seine
'-Staut erziehen.
.Also Sie gehören zu dieser lie
, entwürdigen Gattung von 'Män
mn rief mein Reisegenosse mit un
leugbarer Ironie, .die die Frauen er
' glkhen wollen!"
Ich sagte, daß ich zu meinem Leid
jwese noch nie in der Lage gewesen sei,
ine Frau zu ziehen, daß ich aber.
Lkgebenen Falls, allerdings hierzu ent
lchlosseuwäre.
Also Sie erziehen och nicht, Sie
Kerben erst erzuhen! Und glauben
Sie wirklich, daß Ihre Zukünftig, die
, Zveder Sie noch ,ch im Auaend' ken
tun, sich das gefallen lassen wird?
Glauben Sie wirklich allgemein ge
forschen vag ti eine Frau gibt, die
sich einem Manne zu Liebe auch nur
die geringste Eigenheit abgewohnt -
eschweiae denn einen Fehler?"
.Wenn sie den Man liebt sag!
ich. '
,3?im," rief er, .wenn Sie da?
glauben, dann kennen Sie die Frauen
schlecht. Hören Sie: eine Frau, die
Sie liebt, wird Ihnen dielleicht Ihre
Ehre opfern, ihr Vermögen, ihren
s. Stand, aber sie wird nie Blau tragen.
.I:nn sie findet, daß Roth sie besser
kleidet! Glauben Sie mir. Nie!" '
r?ch fand diese Behauptung gewagt.
i Erlauben Sie." sagte er. .daß ich
Ihnen da eine kleine Geschichte erzähle.
ES ist leider eine Geschichte aus mei
. riem Leben, und wenn Sie einmal
daran denken. Ihre ErziehungLtheo
rien zu verwirklichen, so1 wird Ihnen
dieses ErlebniK vielleicht von Nutzen
sein. Meine Geschichte heißt: DaZ
?othe Kleid, und sie handelt von einer
Liebe, die an einem rothen Kleid zu
Grunde ging. Nebenbei bemerkt, ist
das auch zugleich ein Beleg für eine
andere Ansicht, die ich schon wiederholt
Ihnen gegenüber zu verfechten die
Lhre hatte . . . ."
.Ja. ich weiß," sagte ich. .Ihre
vlie Polemik gegen den Halm'schen
Vers: .Und sag', wie endet Liebe?
Die war'S nicht, der's geschah.'. Im
Gegensatz zu dieser wie ich gern
einräume etwaS süßlichen Auffas
jsirng sagen sie: Eine Liebe stirbt, wie
ein Lebewesen stirbt ebensa unfehl
bcn-und ebenso unberechenbar, und sie
kann an allen möglichen Krankheiten
sterben, genau so wie ein Mensch. Sie
berufen sich da auf den Ausspruch ei
Tid großen ArzteZ, der da behauptete,
es stürben diel mehr Menschen am
Schnupfen als n der Pest. So. mei
tien Sie, ist es auch mit der Liebe. Die
wenigsten Liebschaften gehen an gro
tn Konflikten zu Grunde; die meisten
an lächerlichen Kleinigkeiten; an einem
ungeschickten Wort, an einem unver
siandenen Seufzer, an einer schief ge
knüpften Krawatte, an "
.An einem rothen Kleid!" ergänzte
er. .H?rnr Sir; es ist nun ungefähr
fünf Jahre her, daß ich ein jungeZ
Mädchen kennen lernte, das ich über
vlleS liebte, ja sogar heirathen wollte.
Soll ich es Ihnen schildern?. ES ist
wohl überflüssig. Sie war das ent
gückimdste, geistreichste, liebenswürdig
,s! Geschöpf, das ich je gekannt habe,
Zenne oder kennen wecke. Und Sie
werden der Aufrichtigkeit und der Un
deftochenheit meines Urtheils trauen,
wenn ich Ihnen sage, daß ich dieses
Mädchen seit drei Jahren nicht mehr
gesehen habe, jeden Gedanken, sie zu
iesitzen, vollständig aufgegeben und
sein Recht mehr habe, sie anzusprechen,
kenn ich ihr heute der morgen zu
fällig irgendwo begegenen sollte.
Sie wissen, die ganz richtige Feur
' iheilung des Werthes einer Frau ge
winnen wir erst, wenn wir mit ihr ge
sprachen haben. Solange dies nicht
!der Fall Zst, sind wir immer bis zu ei
mn gewissen Grade voreingenommen.
Aber wenn eine daS aushätt, ohne in
tunserer Achtung zu sinten, dann muß
sie ein Engel gewesen sein, eder wir
jhaben sse wahrhaft geliebt.
BeideZ traf in meinem Falle zu: Sie
kvar ein Engel, und ich vergötterte sie.
Sie liebte mich nicht minder. Dennoch
dürden wir, wenn wir uns heute 6e
gegMirn, fremd und stumm- eneinan
der vorüber gehen. Wie daS geschehen
konnte? Daß konnt geschehen, weil
ich das engelgleiche Geschöpf um jeden
Preis erziehen wollte Und d letzte
Grund unserer Entzweiunz war ein
rothes Kleid. "
O, diese seligen Stunden, wenn ich
fe in meinen Armen hielt und wir von
nserer großen Liebe sprachen! Wen
sie an meinem Halse hing, hingegossen,
und mit den Armen inen lebtichigen
Ring biÄete um meinen Kopf, ' um
mein gemzel Sein und.. Denken! Alles
IrcCe sie mir opfern; alle ichjihr. Nur
diese! eim opferte sie mir nicht. Aber
ich rvil der Reihe nach erzähl.
W ich jene, Mädchen zum ersten
VriSt .Zl Mr In eine'.? !Konert
" ' . ,
dunkelbraunen Augen, die In irem
düsteren Feuer glänzten. Sie wissen,
wie gefährlich eine Brünette werden
kann, wenn sie sich roth anzieht. Die
Brünetten wissen daö gleichfalls. Ich
hatte Miznvn in der Oper in einem
ähnlichen Aufzug gesehen, und noch
andere farbige Gestalten erwachten in
mir und begannen sich zu regen. Meine
Phantasie erglühte in romantischem
Feuer, und die Phantasie, das ist ja
die gefährlichste Bundesgenossin der
Leidenschaft. Sie spielt sozusagen die
Rolle der weisen Frau bei der Geburt
einer Liebe.
' Ich weiß bis heute noch nicht und
konnte eS Ihnen auch nicht sagen, ob
ich mich damals mehr in dai Mädchen
verliebte oder in ihr Kleid. Einen
großen Antheil an meiner blitzschnellen
Unterwerfung hatte jedenfalls die be
rauschende Farbe dieses Kleides.
Roth! Et ist die Farbe der Liebe.
Sehen Sie, ein Kind muß weih eklet
det sein, eine Mutter schwarz, und eine
Geliebte roth. Ich kann mir keine
schönere Farbe toer.ken für eine junge
und schöne Geliebte. DaS heißt, daS ist
heute meine Meinung. Auch dazumal,
als ich meine nachmalige Verlobte ken
nen lernt.', war eS mein Ansicht der
Dinge. Nur in der Zwischenzeit wurde
..'.ihcn Liebhaberei btrün
nig. Ich bedauere es heute.
Der Aveifel taucht zum ersten Mal
in mir auf, als ich ein halbes Jahr
nach jener ersten Bekanntschaft, die
Auserwählte meiner Mutter vorstellte.
DaS schönt Kind trug bei dieser Gele
gescheit dasselbe rothe Kleid, in das ich
mich oergafft hatte, und ich fah. daß
meine Mutter iese Farbenpracht mit
einiger Verwunderung, ja mit einem
gewissen Mißtrauen bemerkte. Allein
meine Mutter sprach kein Wort der
gleichen. So sind die Mütter. Ich
bin überzeugt, ich hätte jenes Mädchen
nehmen und dreißig Jahre mit ihr die
glücklichste Ehe führe können, und
meine Mutter hätte mir nie verrathen,
daß ihr damals jeneS rothe Kleid miß
fallen habe, aüS Furcht, mir wehe zu
thun.
Soweit meine Mutter. Aber eine
Mutter hat gewöhnlich Brüder und
Schwestern. daS sind die Onkel und
respektive Tanten. Die Tanten und
Onkel haben Kinder, und die Kinder
sind zum Theil rheirathet. Mit ei
nem Wort: Die Verwandtschaft. Ver
zeihen Sie, wenn ich bitter werde. Die
Verwandten! Wenn man sie braucht,
kennen sie einen nicht, aber überall, wo
man sie nicht braucht, machen sie sich
wichtig. Wenn einer stirbt und wenn
einer beirathet, da kommen sie zusam
menaefiattert wie d Raben. DaS
eine Mal wahrscheinlich, weil sie sich
übn daS Unglück freuen, das andere
Mal, weil sie fürchten, S könnte einer
glücklich werden, ohne sie um Erlaub
niß gefragt zu haben, und daS um je
den Preis verhüten zu wollen, O!
Lassen Sie mich in Ruhe mit der Ver
wandtschaft! Ich sage: Es gibt
keine Verwandten, d man liebt. El
nert Verwandten zu lieben, - nur deö
halb, weil er mein Verwandter ist, daS
ist eine Heuchelei, zu der ich mich nie
malS habe entschließen können.
Also, daß ich es Ihnen gleich ver
rathe, meine sämmtlichen Verwandten
waren gegen die Verbindung mit jenem
rothen Kleid und dem reizenden We
sen, daS sich darunter verbarg. Den
Grund weiden Sie als Lebenskenner
unschwer errathen. Jenes entzückende
Mädchen namuch, so schon und geist
reich es war, war meinen lieben Ver
wandten nicht reich genug. Und da sie
sämmtlich fürchteten, daß ihnen später
einmal, wenn ich in Noth geriethe,
meine Erhaltung zur Last fallen könn
it, so versuchten sie alles, um mich von
einer, wie sie behaupteten, für mich ge
fährlichen Verbindung abzuhalten.
beider gelang ihnen rhr Plan.
Wenn Sie noch nie verlobt waren
oder in den Vorsiadien einer Berlo
bung, so werden Sie vielleicht sagen:
Was gehen inen die Verwandten an?
So dachte rm Anfang auch rch. , Ein
Kousine von mir behauptete, meine Zu
künftige trüge eme ordinäre Fnsur.
Es wurde mir , hinterbracht und ich
lachte. Eine zweite ließ durchblicken,
daß mein Mädchen älter sei, als sie
mir gesagt hatte. 3ch sagte, dak ich es
mit dem Alter der Frauen zwischen 18
und 22 nie besonders genau nehmen
könnte.' Ein erfahrener Onkel 'warf so
hin, daß eS manchmal vorkomme, daß
man nicht der Erste sei: Ich lachte.
Eine Tante rügte daS Lachen meiner
ran: Ich lachte.', '
Aber all das viele Lachen ließ mir
doch inen üblen Nachgeschmack im
Munde zurück, und ich begann mein
Herzensfräulein kritischer zu betrach
ten, als es im Interesse einer gesunden
Liebe gelegen ist. , . .
EineS Tages erschien me altere
Vase bei mir, ine boshafte alte Jung
fer, die sich mit meiner Mutter zurück
zog und allerhand Geheimnisse be
sprach. ' Ich saß im Nebenzimmer und
fing ab und zu eineS der goldenen
Worte auf, die meine Las mühelo
von sich gab. Plötzlich hörte ich, wie
sie leise r- aber immerhin laut genua
sagte: Ich bitte Dich, solche Klei
der tragt eme Seiltänzerin. DaS
ging auf daS rothe Kleid.
Der Stich saß. Ich selbst hatt
schon allerhand Bedenken gegen daS
rothe Seidenkleid genährt, nun horte
ich noch dieses scharfe Urtheil meiner
! V.is, die mir zwar an sich ziemlich
'''H, war, tätz immerhin eine
V4.,.txrtrat. Ich
t -
werde meiner Lraut verbieren. oa
rothe Kleid zu traaen. Was wirst Du
dann zu redtn haben. liebe Ba i
DaS gespitzte Gesicht meiner Bast
ging in die Breite, wie immer, wenn
ihr eine Beöheit glückt. Und sehen
Sie. in jenem Augenblick faßte ich den
verhängnißvollen Entschluß, mein
Mädchen zu erziehen, und kraft meiner
Autorität an stillere Farben zu gewöh
nen. Ich wußte nicht, was tch da un
terarchm.
Ich ging ganz sachte zu Werke.
An einem schönen Abend eS war
gerade im Herbst, und die Zeit, wo
man sich neue Kleider bestellt sagte
ich esprachiweis zu meiner Braut:
Jetzt wirst Du Dir wohl in neueS
Kleid machen lassen?' '
Sie nickte wichtig und schaute mir
lächelnd ,n die Augen.
.Wie sieht eS auS?' fragte ich
scheinbar unverfänglich. .Welche
Farbe?"
.Du wirst S schon sehen!' lachte sie.
.Nur mcht so neumer:g sein!
Eine Woche später., als wir wieder
zusammenkamen, trug meine Schone
ein neues Kleid von schönem rothen
Sammt. Ich erschrak unwillkürlich,
als.ich eS sah.
.-Zuy fragte sie. .wie gefällt eZ
Dir?" .
.O!" sagte ich. .!'
.Weißt Du." sagte da) Kind, an
meine Schulter geschmiegt, .in einem
rothen Kleid hast Du, mich das erste
Mal gesehen roth werde ich immer
tragen!
WaS thun? Ich mußt ihr noch
dankn für ihre zarte Aufmerksamkeit,
und sie war so suß. daß ich ich ge
stehe eS an jenem Abend nicht den
Muth fand, ihr meine Bedenken gegen
die rothen Kleider vorzutragen.
Indeß meine Base lächelte boshaft,
alS wir einander begegneten, und meine
anderen Verwandten schürten und sti
chelten weiter. Ich begann nun ernst
haft an meinem früheren Geschmack zu
zweifeln und entschloß mich, mit me
ner Braut in rnftel Wort in dieser
Sache zu reden. Einige Tage später
faßte ,ch mir in Herz und sagte ihr:
.Weißt Du. Du sollst nicht immer
rothe Kleider tragen."
.Warum?" Sie sah mich erschrocken
an.
.Weil.' sagte ich. .weil s so auf
fallend ist. Und meine Verwandten,
weißt Du " " 1
.0!" sagte sie, .Deine Ver
wandten!...'
ES war der erst Mißton in der
Melodie unserer Liebe. Ich schnitt ihr
daS Wort ab, küßte sie auf den Mund,
und wir sprachen nicht weiter über die
Sache. Allein das erste Wort war nun
einmal gefallen.
Im übrigen war ich der Meinung,
mein leise Mahnung würde genügen.
Sie liebt dich, dachte ich. so wird sie
dich verstehen und dir zu Liebe die ro
then Kleider aufgeben. Ich kannte sie
als feinfühlig und gefügig, und zwei
felte keinen Äugenblick daran, daß ich
aus diesem Kampfe mit einem Kleide
als Sieger hervorgehen würde. Ich
war damals eben noch sehr jung und
kannte die Frauen schlecht.
Als wir uns da nächst Mal,fahen,
kam sie mir in demselben Kleide ent
g?gen. Ich bemerkte s und war den
ganzen Abend merklich verstimmt.
Sie that, als wäre ihr der Grund
mermr Verstimmung unerfindlich. '
.Was hast Du nur?', schmeichelte
sie. .ist Dir twaS nicht recht Z" '
Da sie es durchaus nicht errathen
wollt, sagte ich ihr eS schließlich. , Sie
lachte mich aus, ich küßte sr, wir spra
chen von etwas Anderem. -
Als sie aber daS nächste Mal Wie
derum roth kam, erbitterte mich daS.
Ich fragte ohn Umstände:
Jetzt sag mir einmal, warum gehst
Du eigentlich nur in Roth?' ;
.Weil mir daS gut steht,' erwiderte
sie heiter. - . . :, '
.Und wen ich Dich bitte
An diesem Abend zankten wir unS
zum ersten Mal ernstlich. ES. war
sehr bitter. Drei Tag schmollten wir.
Am vierten Tage kam in Brief von
ihr, der mich inS HauS Zud. Ich war
sehr glücklich, daß sie mir den Rückzug
so leicht machte. Denn, wenn sie mir
an diesem Tage nicht geschrieben hätte,
so wäre ich am nächsten von selbst ge
kommen. Ich kaufte einen Strauß
dunkelrother Rosen und machte mich
glückselig auf den Weg., Nie ist die
Liebe süßer und frischer als nach einem
kleinen Zank. Das ist wie ein Sm
mermorgen nach einer Gewitternacht.
Als ich bei ihr anläutete, meine Ro
sen in der Hand, hatte sie mich bereits
erwartet. Denn sie öffnet und trat
mir entgegen, schön wi eine Fee, mit
ausgestreckten Armen.. Allein sie trug
ein rothes Kleid.
Ich warf di Rosen hin und machte
ihr eine fürchterliche Szene. Sie.ließ
meinen Zorn über sich ergehen, geduckt,
mit dem ängstlichen, w'elneklichen La
cheln des KindeS. das gescholten wird.
AIS ich mich endlich beruhigte, brach sie
in Thränen aus. . . ,.
.So liebst Du mich nicht mehr!'
jammerte sie, indem sie mit dieser echt
weiblichen Kunst, etwas Einfaches zu
verwirren, die die Advokaten bei den
Frauen aelernt. zu haben scheinen, die
Frage auf ein anderes Gebiet hinüber
spielt .; . ' ' "
Ich schwor ihr natürlich, datz ich sie
liebe, mehr denn 1e, Aber eben, weil
ich sie Nebe, müsse C' w '"ni
auf ihre Erscheinung doat fein'.
Mein Ruf! Mekne Erscheinung!"
ri;f sie. AlS ob Snsg.
brav in tnem rslhen Kleid sein könn
t. alS schlecht in einem blaue. Wat
liest an nnm Kleide:
.So' opfere el mir doch, wen Dir so
wenig daran lleatl'
' Aber sie begann zu klagen. .So ist
es Deinen Verwandten also endlicb
doch gelungen!' rief sie inmal um da
ander Mal. und schwer Thränen
rollten ihr liber die Wangen und sielen
auf den rothen Sammt ihres Kkidel,
wo sie kleine, runde, schwarze Flecke
zurückließen.. it tie roch
gelungen! . -
WaS haben meine Verwandten da
mit zu thun!' rief ich ärgerlich. .Ich
bitte Dich einfach, die rothen leider
nicht mehr zu tragen, und Du thust eS
mir zu Trotz. Wenn Du mich liebtest.
mußtest Du mir d,S Opfer bringen
können.
' Sie schüttelte den Kopf, von Thra
nen bewegt:
Heute ist S das Kleid, morgen wä
re es wa Anderes. Ich weiß, woran
ich bin. Und plötzlich, sich hoch auf
richtend, mit einer stolzen Gebärde,
streift sie den BerlobungöIing vom
Finger und legte ihn auf den Tisch.
.Da." sagte sie stolz und kalt, .wenn
ti Dich reut
Et ist selbstverständlich, daß ich sie
damals überredete, den Ring wieder
zurückzunehmen. Aber vierzehn Tag
später wiederholte sich dies Szene.
Wir waren einmal ins Zanken ge
kommen, so zerzankten wir unS immer
mehr. Und als ich sie immer und im
mer wieder daS rothe Kleid anlegen
sah, dieses Kleid, das ich nun ebenso
leidenschaftlich haßte, als ich eS früher
geliebt hatte, ergriff mich ein steigend
Erbitterung. ES legte sich mir wir
ein rother Nebel vor d Augen, der
immer dicker und dichter wurde bis
schließlich alle ihre schönen und glän
zenden Eigenschaften, ja ihr ganze
lichte löestalt darin verschwand. Ich
wurde unhöflich, ich wurde tyrannisch.
Szene folgte auf Szene, und in einer
jeden gingen wir um einen kleinen
Schritt weiter biS wir fchließllch
nicht mehr zuructfanden. Die pur
purne Liebe wurde in den Staub ae
rissen, besudelt, entehrt, wir traten
darauf. EineS TageS nahm sie den
Ring mcht mehr zurück. Ich, rasch,
wie ich leider immer war. packte ihn
und warf ihn in den Ofen. Sie. nicht
minder energisch, gmg zwei Tage spa
ter als Gesellschafterin einer reichen
Dame auf Reisen. Von Paris auS
schickte sie mir meine Briefe zurück; ich
sandte ihr die ihrigen. In inem hal
ben Jahr waren wir so weit auöein
ander, alS waren wir nie beffamm
gewesen. Und meine Base wurde fett
vor Schadenfreude ....
.DaS ist die Geschichte vom rothen
Kleid,' schloß er mit einem unsicheren
Lächeln, .die Nutzanwendung schenken
Sie mir wohl! - Er stand aus und
begann am Fenster unsere? Abtheilö
einen schönen Marsch zu trommeln.
Ich sagte: .Ihre Geschichte ist in
Äusnahmsfall. Denn erstens trägt
Nicht zede Frau ei rothes Klnd '
.Doch, rief er, indem er sich lebhaft
umwandte, in einem aewissen Sinne
trägt jede Frau ein rothes Kleid, daS
heißt, sie hat irgend einen bunten Je
tisch, an dem si hängt und hängen
bleibt und wenn Sie sie noch , so
viel erziehen!'
.DaS ist möglich." erwiderte ich,
aber wer sagt Ihnen, daß Ihr Frau
lein nicht einem anderen zu Liebe, der
sie besser zu behandeln verstand, darauf
verzichtet hat?'
Er schwieg. Indessen ali wir zwei
Tage später über den Markusplatz in
Venedia schlenderten diesem rieft
gn Rendezvousplatz dt Geliebten von
ehemals suhlte ich mich plötzlich von
meinem Freunde mit Heftigkeit am
Arm ergriffen.
Zin Paar sam unS entgegen, ein
ungez Ehepaar auaenscheinlich, und
mein Freund grüßt di junge Frau
tief und demüthig, wie man jemand
grüßt, dem man twaS abzubitten hat.
Ich weih nicht, übersah sie diesen Gruß
oder wollte sie ihn übersehen jeden
aus ergriff sie im nächsten Augenblick
den Arm ihres Gatten, den sie heftig
an sich drückte, und schritt, das schone
Haupt tief gesenkt, den Blick am Bo
den. langsam an unS vorüber.
Sie trug em zinvelrothes Kleid.
U) sie bewegt sich loch !
' '
9m Lothar Schmidt.
Draußen auf der Landstraße glitten
unaufhörlich, facht .und still die dichten
Schneeflocken nieder. Drinnen aber,
n der Dorflchule, raunten sich die
dreißig Jungen heimlich von Mund zu
Mund daS , weiße Winterwunder zu.
Der Lehrer mußte sie wiederholt zur
Ruhe und zur Aufmerksamkeit mah
nen.
.Wenn ihr mir jetzt nicht acht gebt.
dann sperr' ich euch alle, wie ihr ge
backen leid, von zwölf vi ein hier
ein!'... '
DaS wirkte. Sie konnten sowieso
die Zeit nicht erwarten, wo die zwölf
Schlag der Kirchthurmuhr ihnen die
Freiheit wiedergeben würden, die
Freiheit, nach der sie Heu! mehr lechz
ten denn je. Im ersten Schnei sich
walzn, mit dem ersten Schnee sich
ballen! Ach. wär'S doch erst Mittag!
Ai o jedt Pakt mal aus. Kinder.
jetzt werd' ich euch mal die Sache r
lisren . . . Schneider! . Jawohl, dich
mein ich! Wenn du mir und du
quietschfl mir noch in einziges Mal
piit der Aaok. bqnjt sollst du tsz,Ju
sehen!... Also die Sache verhält sich
nämlich folgendermaßen ... Der
alt Dorfschulmeister stieg mit lang
sam würdigen Schritten von dem gru
nen Katheder herab und trat an die
schwarz Wandtafel:
.Hier der kleine Kreik, den ich ml
Kreid aufzeichne ... na, er ist ja nich
cnz rund, aber dat macht nichts..
der kleine Kreis, der... müßt ihr
euch vorstellen ... ist ine Kugel. Und
der große Kreis... na. er ist such
kicht ganz rund, oder doch lwi v,e,
besser als der kleine... dieser groß,
Kreil hier. ' dr ist die Sonne . ;
Schneider, welcher KreiS ist die
Sonne?
.Der runde. Herr Lehrer!'
.Du Esel, du...' Lehnert. sag'
du't!'
.Der große. Herr Lehrer!'
, .Gut! Setz dich inen rauf. Leh
nert. setz dich einen runter. Schnei
der!... So, nuikweiter! Der klein;
KreiS oder vielmehr die kleine Nuge
oder vielmehr die Erde, die dreht sich,
Die dreht sich in einem fort, ohne auch
nur inen Augenblick stille zu flehen
Sie dreht sich so schnell, daß man S
überhaupt nicht merkt, und zwar r
steni um sich selbst und sodann oder
vielmehr zu gleicher Zeit um die
Sonne. Um sich selbst, daS heißt, um
ihr eigene Achs dreht sie sich, so wie
ich hier beispielsweise dem Kaschube
sein Tlntensak um... o vertiitt noq
inS!... na. daS soll der Deixel wif
sen. dak da Tinte dnn war! ?i,e ha
der Kaschube Tinte in seinem Faß
und gerade heut muß welche drin
sein!... Lümmel ihr. WaS ist denn
da zu lachen?... Schadenfreude ist
die schlimmste Freude, die eö gibt . . .
Solch eine Freud zeugt von iner
aanz schlechten, ganz gemeinen Seele
... Gebt mal einer sein Taschentuch
her; ei braucht kein reines zu sein!..
Wal? Keiner von euch tragt ein Ta
schentuch bei sich? Hat euch nicht der
Herr Schulinspektor daS letzte Mtf
eztra in'S Gewissen geredet, daß jeder
immer sein Schnupftuch soll bei sich
haben? Pfui, schämt euch was!...
Na. da werd' ich halt mein Schnupf
tuch nehmen. Die Tinte geht zwar
nie wieder raus, aber das bedeutet
nichts in Anbetracht der Erhabenheit
det Weltalls, da! ich euch hier er
kläre... So, nun weiter!... Also
die Erde, wie ihr soeben an dem
Ti ' tintenfaß gesehen habt, dreht
sich um sich selbst. Die Sonne, die
dreht sich benfalls um sich selbst, aber
daS geht uns hier weiter nichts a.
Indem daß die Erde sich um sich selbst
dreht, wird S Tag und Nacht; indem
daß die Erd sich um die Sonne dreht,
wird eS Frühling, Sommer, Herbst
und Winter ... WaS guckt ihr denn
zum Fenster raus? Auf mich follt
ihr seh'n!... Habt , ihr'S , alle jetzt
verstanden?
.Ja! Ja! . . . Ja a a a!'
.Na, daö scheint mir noch sehr
zweifelhaft. Aber wenn ihr hübsch ar
tig seid, werd' ich mir morgen den
Globus borqen vom Herrn Pfarrer,
Da können wir die Erde um die
Sonne drehen und um sich selbst, so
viel wir wollen, ohne daß man sich
die Finger dabei' schmutzig macht.
Und da werd' ich euch auch gleich dai
mit der Mondfinsterniß und mit der
Sonnenfinsterniß vormachen... Hat
etwa iner waS zu fragen? '
Niemand meldete sich; nur der
Sohn des AmtmannS hielt den winzi
gen Zeigefinger hoch in die Höhe. Er
war so eine Art Respektsperson unter
den übrigen Jungen, einmal, weil er
auch im Sommer Stiefeln trug, so
dann, weil r mehr wußte als sie und
nächstens in die Stadt auf da? Gym
nasium geschickt werden' sollte. Mit
ihm, alö mit deS einflußreichen Amt
manne? Kind, pflegt der Schulmei
fter diel glimpflicher umzugehen:
.Na, Karl, frag nur. frag!'
.Herr Lehrer ... und wenn sich nu
die Erde dreht, immerzu dreht wie
verrückt da müßt doch alles run
terfallen. waS drauf ist, di Menschen
und das Vieh und so weiter?'
.Nein, Karl, sie fallen aber nicht,
indem daß si angezogen werden von
der Erve. Weißt Du? Wie der Na
gel von dem Magneten, den du vorige
Weihnachten von deinem Herrn Bater
bekommen hast. Bring ihn morgen
mal mit in die Schule, da werd ich
euch auch daö vormachen ..'
.Ja. ab Herr Lehrer, wen sich
nu die Erde so geschwind drehen thut
schon beim Karussellfahren
zieht'S doch so da müßte
dann auf der Erde ein Wind sein.
in Wind, Herrgott, zum Umblasen,
Herr hrer!
Der Verkünd der Wunder des
Weltall fiukte einen Augenblick:
.Wind müßt fein, sehr viel Wind.
meinst du? . . . Hm. ja. da haft du ei
gentlich . nicht so unrecht . . . hm . .
Der Lehrer kratzte sich dn kahlen Kopf
und legte die Stirn in nachdenkliche
Falten. Di ganze Klasse hing jetzt
neugierig an seinen Lippen; denn ob
wohl die Jungen alle schon gehört
hatten, daß sich die Erde dreht, -glauben,
so richtig bibelhaft glauben
mochte eS kein einziger. ,
.Wind, meinst du, müßte entstehen?
Hm ja . . . na, sieh mal, mein Junge,
es ist doch st sehr windig, so windig
sogar, daß manchmal dicke Eichen
ausgerissen und schwer Dächer abge
deckt werden!'
.Ja, ja, Herr Lehrer, manchmal!
Manchmal aber auch nicht. Und ei
gentlich müßte eS doch immer so sein!'
.Immer, meinst du? Hm, mein
lieber Junge, hm, daS . . . daS geht
doch richt! Wal sollte denn da wer
Un mit unseren schönen Waldungen
ringkum hier in der Gegend, und mit
den Häusern im Dorfe? Denk' die
bloß. waS möchte dein Vater dazu ja
Jen, wenn ihm der große Forst iber
!scht zu schänden würd!'
Dies Erklärung war plausib!; sie
leuchtete den Dorfschülern jedenfalls
mehr ein alt die oft schon gehört Be
hauptung der Erddrehung. Die Klasse
hätte sich also wohl zufrieden gegeben,
nurde AmtmannS Junge weiß
der Himmel: der Racker hatte schon
wieder ein neu Frag parat:
.Herr Lehrer, wenn sich nu die Erde
wirklich drehen thut...'
.Wenn dein alter Lehrer dir sein
Wort gibt, daß si sich dreht, so darfst
du eS schon glauben, lieber Karl!'
.Ja. ja. Herr Lehrer, ich glaub'S
ja auch, ich weiß S überhaupt schon
diel länger alt die anderen alle, aber
wi ist denn dat? Sie dreht sich so
kolossal schnell, daß wir jetzt hier, wo
d Schule sieht, tausend Meilen von
da weg sind mit der Schule, wo wir
eben gewesen sind?'
.Freilich, mein Junge: tausend
Meilen und noch mehrt'
.Ich steh' zum Beispiel auf unserem
Hofe zu Hause und werf' meinen Ball
in di Höh' . . .'
.Ja. und?'
.Und wnn er nu wieder runter
kommt, der Ball, wo wär' ich denn da
mit unserem Hofe? Tausend Meilen
müßte ich doch da weg sein vom Balle?
Aber dat stimmt doch nicht? Denn
ich fang' den Ball wieder und er
kommt nicht in Amerika runter oder
sonstwo. Oder gar. wenn ich in inem
Luftballon hochstiegen thäte lote
sollte ich denn jemals zurückkommen?'
Der alte Tor schulmeister schaute
verblüfft in di hellen, offenen, trium
phirenden Augen deS Kleinen. Sap
Perlot. waS für eine gefcheidte Frage!
eine Frage, noch viel heikler als die
mit dem Windel... Nein, dteier
Junge konnt einen fast in Verlegen
heit bringen! Und dann, wie ärger
lich: die anderen alle, die dummen
Bengel mit ihren glotzenden Gesich
tern. blickten so dreist und fo heraus
fordernd nach ihm, dem Lehrer, alS
wollten sie ihn für die Drehung der
Erde als für den größten Schwindel
verantwortlich machen.
Aber waS half S. daß r sich ar
gerte? Eine Antwort sollte r geben.
auf in kluge Frage eine klügere Ant
wort; und je mehr r nachdknlnch da
mit zögerte, desto mehr fühlte er seine
ohne diS schon geringe Autorität
schwinden. Wenn r wenZgstenS Zeit
gehabt hätte, sich die Geschichte in
Ruhe zu überlegen! Endlich WaS
anderes thun? , faßte er inen Ent.
schluß. öffnete dn Mund und, hos
fend, daß ihm mit, den Worten auch
die Gedanken kommen, sagte r:
.DaS ist sehr einsach. Paßt mal
auf. Du und ihr andern alle, paßt
mal genau auf. Die Erd, dreht sich
gut! sie dreht sich und AmtmannS
Karl steht auf dem Hofe deS Do
mlNlumS und wirft feinen Ball hoch
in die Luft. Der Ball, wenn er hoch
genug geflogen, ist, kommt wieder
runter gut! Warum kommt er
wieder?... Na. wer kann eS mir fa
gen? Du? Also sag' du eS, Leh,
nert!'
Wegen weil die Erde anzieht!'
.Richtig. Lehnert! Seht ihr, Kin
der. jetzt werden wir gleich der Sache
auf den Grund kommen. Jetzt brau!
chen wir bloß noch rauszukriegen
warum r ber AmtmannS Karl nreoer
purzelt, anstatt Gott weiß wo... zu
Beispiel bei den Indianern oder Chi
nesen Nämlich... hm ja, Amt
mannS Karl, eh' ich vergesse: Neuli
hat sich dem Hürdler Pachulk sein
Frau bei mir beschwert, daß du ih
deinen Ball von eurem Hofe aus fcho
zum zweiten Male in di Schussel m
Ziegenmilch hast geworfen. Daö mu
du nicht wieder thun, Karl! Hörst d
mein Sohn? Und wenn ihr ander
und ich erfahr', daß sich in einzig
von uch auch nur dre kleinste Ungez
genheit hat zuschulden kommen lasse,
dann sollt ihr mal wat besehen! $d
hau' ich euch mrt dem Lineal aus
Finqrspitzen. dann nehme ich euch
den Ohren, dann pack ich euch be
Schlawlttchen, dann ...
Mitten im Satze hielt er innk.
ver Thurmuhr der Dvrfkirch rtö
soeben der erste der zwölf Mitta
alockenschläae. Der Schulmeister
mete auf. wischte sich mit dem tint,
geschwärztenTaschentuche den Schw
von der Stirne, faltete die Hände
prach in väterlich Mildem Tone
kurze Schlußgebet.
Kaum hatte er das Amen gelif
da erhob sich ein Heidenlärm. U
die Bänke hinweg sprangen, stllr
türmten die dreißig Jungen
Auöaanoe zu. um auf der Landst
jauchzend und johlend im Weißen,
chen Schnee sich zu balgen. Sie
ten nicht mehr an Sonne, Erde, D
und Sterne, sie freuten sich der
dererlangten Freiheit, und he
und hinüber zwischen zwei im N
bildeten Parteien wogte d, mai
mordend Schnkkballschlacht.
Der Herr Schulmeister aber
sinnend noch ine geraum Zeit a
chwarzen Wandtafel stehen vor
großen KreidekreiS und dem klein
.Hm hm, w ist daS
Muß doch nachb' gleich inma
Herrn Pfarrer fr., n "...
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chen.
Fleisch l
kann sie
hangend
e, ab.
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